Abenteuer und Schwänke - Rudolf Baumbach - E-Book

Abenteuer und Schwänke E-Book

Rudolf Baumbach

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Beschreibung

Dieses eBook: "Abenteuer und Schwänke" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Rudolf Baumbach (1840-1905) war ein deutscher Dichter. Nach dem Motto der Einfachheit und Natürlichkeit lebte und dichtete der gebürtige Kranichfelder Rudolf Baumbach. Der begabte Junggeselle, der Wein, Gesang und Geselligkeit liebte und zu einer Zeit lebte, in der Liebesbeziehungen durch finanzielle Mittel bestimmt wurden, verarbeitete seine enttäuschten Lieben und Lebenserfahrungen beim Schreiben zahlreicher wunderbarer, frecher und romantischer Gedichte, Novellen, Erzählungen und Märchen.

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Rudolf Baumbach

Abenteuer und Schwänke

e-artnow, 2017 Kontakt: [email protected]
ISBN 978-80-273-0123-2

Inhaltsverzeichnis

Der Ritter im Rauch
Die Reise in's Paradies.
Das Häslein
Die Feder im Bart
Frau Venus in Byzanz.
Das Auge
Der Teufel und der Arzt.
Das Schrätlein und der Wasserbär.
Der Stein des Virgilius.
Der Ritter vom Hühnernest.
Das Schneekind.
Der Wilde.
Aristoteles und Phyllis.
Die gestohlene Feder.
Das Gänslein.
Der Fechtmeister und sein Schüler.
Die Beichte
Das lange Band.
Der Graf im Pflug.
Maria und die Mutter

Der Ritter im Rauch

Inhaltsverzeichnis

Die Treue ist das beste Kleid, Das hehrste Kleinod und Geschmeid, Und wer mit Treue Milde paart, Der ist vor Unheil wohl bewahrt, Wie das in reichem Mass erfuhr Graf Willekin von Montabur.

Derselbe war ein stolzer Degen, An Jahren jung und sehr verwegen. Sein Wuchs war hoch, gross seine Kraft Und seine Lust die Ritterschaft.

War wo im Lande ein Turnei, War auch Graf Willekin dabei, Und alle Sättel wurden leer Von seiner Faust und seinem Speer. Doch weil er nicht gelernt das Sparen, Freigebig war und unerfahren, Verthat er seines Vaters Gut, Wie mancher Sohn noch heute thut.

Am Ende traf den jungen Ritter Des Vaters Zorn wie Ungewitter. Er sprach: »So geht's nicht länger mehr; Du machst mir alle Kasten leer. Ich wehre dir das wüste Treiben; Du sollst mir fein zu Hause bleiben.« Und was der Sohn auch wandte ein, Des Vaters Herz blieb hart wie Stein. Er sperrte seiner Truhen Deckel Und hielt den Daumen auf den Säckel. Auch ward der Junge von dem Alten Im Hause karg und kurz gehalten Und musste wegen seiner Schulden Der üblen Reden viel erdulden. So sass er aller Freuden bar Bei seinem Vater sieben Jahr, Und während er die Zeit versass, Die Welt den Ritter ganz vergass.

Nun hört, was weiter mir bekannt: Ein Fräulein sass im fünften Land An Leuten reich und reich an Gut, Von edlem Stamm und frohgemuth Und schön wie eine Rosenblume. Drum sangen auch von ihrem Ruhme Und ihrer Schöne ohne Gleichen Die Fahrenden in allen Reichen.

Manch stolzer Degen trug im Sinne Verlangen nach der Jungfrau Minne, Die Hoffnung aber ging in Scherben Jedwedem, der da kam zu werben. Doch weil das Land des Herrn entbehrte Und ihre Sippe es begehrte, Dass sie erküre einen Mann, Die edle Jungfrau dies ersann: Sie liess verkünden ein Turnei Und gab das Stechen jedem frei, Dem Edelsten wie dem Geringsten Zwei Wochen nach dem Feste Pfingsten. Dem Sieger aber des Turnei's Verhiess sie ihre Hand als Preis. Auf Pergament geschrieben ward's, Petschirt mit rothem Siegelharz, Und durch das Land in Eile liefen Die Botenknaben mit den Briefen.

Es war vielleicht ein Zufall nur, Dass einer kam nach Montabur. Des Grafen Schreiber war zur Hand, Der las, was in dem Briefe stand. Und was von seiner Herrin Tugend, Von ihrer Schönheit, ihrer Jugend Der Botenknabe mündlich sagte, Dem Ritter auch nicht missbehagte, Und es begann sich in dem Degen Die Abenteuerlust zu regen. Drum stracks er vor den Vater trat Und ihn um Geld und Urlaub hat.

Der Alte Anfangs heftig grollte Und von Turnei nichts wissen wollte, Am Ende aber gab er nach Und zu dem Sohne also sprach: »Ich will dir geben siebzig Mark, Dazu zwei Rosse flink und stark, Auch Waffen und Gewand von Stahl; Doch diesmal ist's das letztemal.« Des Jungen Mutter stand nicht weit, Die rief den Sohn darnach beiseit Und nahm aus ihrer Kiste Grund Venediger noch sieben Pfund. Die reichte sie ihm heimlich dar, Wofür der Sohn sehr dankbar war.

Er neigte züchtig sich und ging Und suchte Helm und Panzerring, Bewehrte sich mit Schild und Degen, Hiess Sättel auf die Rosse legen Und lenkte aus dem Schloss den Rappen Begleitet nur von einem Knappen.

Die Stadt erlesen zum Turnei Glich einem Bienenkorb im Mai, Als kampfesfroh im Thor erschien Von Montabur Graf Willekin. Da rief der junge Ritter laut: »Nun steh' mir bei, Frau Sankt Gertraud, Dass ich mit Rossen und mit Mann Noch gute Herberg finden kann.«

Er ritt die Strassen auf und ab, Allein kein Wirth ihm Obdach gab, Denn Gäste lagen überall Und füllten Kammer, Saal und Stall. Ein stattlich Haus er endlich fand, Und vor der Thür ein Bürger stand; Denselben thät mit höf'schen Sitten Graf Willekin um Obdach bitten. Der reiche Bürger aber sprach: »Wohl hat mein Haus manch gut Gemach, Doch Ritter nicht, noch Ritters Kind Allhier im Hause Herberg find't, Dieweil erst jüngst um schweres Geld Ein fremder Ritter mich geprellt. Drei Monden lag er mir im Haus Und lebte hin in Saus und Braus, Und was ich sauer mir erwarb, Er nahm's auf Borg, verthat's und starb. Und weil die kargen Anverwandten Des Ritters Schuld nicht anerkannten, So nahm ich Rache an dem Gauch Und hing den Todten in den Rauch. Da hängt er noch zu Schimpf und Schande Sich selber und dem Ritterstande. Doch wenn Ihr, Herr, mit Eurem Gold Den todten Ritter lösen wollt, Und mir die siebzig Mark entrichtet, Die er zu zahlen mir verpflichtet, Soll Euch, dem Knappen und den Pferden In meinem Hause Herberg werden.«

Graf Willekin, der milde Mann Sich keinen Augenblick besann. Nicht achtend seiner eignen Noth Sein Silber er dem Bürger bot, Der Mann und Ross zur Herberg brachte Und waidlich in die Faust sich lachte.

Drauf ward der Ritter aus dem Rauch Geholt und nach der Christen Brauch Sein Leib gewaschen und gepflegt Und dann in einen Sarg gelegt. Es hielt bei ihm die ganze Nacht Graf Willekin die Todtenwacht, Und als es früh begann zu tagen, Liess er den Sarg zur Kirche tragen Und sorgte, dass geweihter Erde Der Leichnam übergeben werde. Vom Münsterthurm die Glocken klangen, Die Pfaffen Seelenmessen sangen, Auch thät der Graf mit vollen Händen Den Armen Opfergaben spenden Und gab in seines Wirthes Saal Ein reichbesetztes Todtenmahl. Davon gewann er Lob und Ehr', Sein Beutel aber wurde leer, Und dass der Wirth befriedigt werde, Hiess er verkaufen seine Pferde. Er dachte: Kommt die Zeit herbei, Erhalt' ich wohl ein Ross zu Leih', Und gab die Pferde beide hin. Der milde Ritter Willekin!

Die Zeit in raschem Lauf verfloss, Der Ritter aber fand kein Ross. Es ward ihm kalt und wieder heiss, Gedacht' er an den hohen Preis, Um den er käimpfend werben wollte Und der ihm nun entgehen sollte.

Gekommen war der letzte Tag. Graf Willekin am Fenster lag Und blickte aus nach seinem Knechte, Ob der vielleicht ein Ross ihm brächte. Da sah er durch das Fenstergitter Des Weges traben einen Ritter, Der hatte weisse Kleider an Und ritt ein Ross weiss wie ein Schwan, Das wiehernd sich und schnaubend bäumte Und in die Silberbuckeln schäumte. Der Ritter aber thät es zügeln Und hob sich grüssend in den Bügeln Und rief hinauf: »Mein Bruder werth, Ich weiss, Ihr sucht ein gutes Pferd. Ist dieses hier nach Eurem Sinn, So kommt herab und nehmt es hin.«

Da kam der Graf in grosser Eil' Und sprach: »Ist dieses Ross Euch feil, So sagt mir auch den Kaufpreis an; Den zahl' ich Euch, sobald ich kann.« Der Fremde sprach: »Versprechet mir, Was Ihr gewinnt auf diesem Thier Am nächsten Tag durch Stoss und Streich Mit mir zu theilen gleich und gleich, Und dieses Ross, wenn Ihr mir schwört, Mit Zeug und Sattel Euch gehört.« Da bot die Rechte hin zum Schwur Graf Willekin von Montabur. Der weisse Ritter sprang zur Erde Und schied von seinem guten Pferde. Er wandte sich und sprach im Gehen: »Glück zu, Herr Graf! Auf Wiedersehen.«

Am andern Tag nach süssem Schlaf Erhob vom Lager sich der Graf, Und als er suchte sein Gewand, Den schönsten Wappenrock er fand, Von rother Seide, reich gestickt; Den hatte ihm die Frau geschickt, Damit sie, wenn er heute renne, Den Grafen am Gewand erkenne. Da zog der Ritter wohlgethan Den silberlichten Harnisch an, Bewehrte sich mit Schild und Schwert Und schwang sich auf das weisse Pferd; Behangen war's mit Baldekin, Und mancher Stein am Sattel schien.

Des Jünglings Augen freudig blickten, Vom Helm die bunten Federn nickten, Und Blitze warf der Schild, der blanke. So ritt der Degen in die Schranke. Es klangen Hörner und Drommeten, Im Morgenwind die Banner wehten, Ein Herold aber rief die Namen Der Ritter, die zum Rennen kamen.

Der jungen Herrin auf der Zinne Erzitterte das Herz vor Minne, Als auf dem weissen Ross erschien Von Montabur Graf Willekin. »Ach Gott im Himmel«, sprach sie leis, »Verhilf dem Degen zu dem Preis!«

Zum zweitenmal die Hörner klangen, Die Ritter hoch die Schilde schwangen Und neigten ihren Speer nach vorn. Da klang zum drittenmal das Horn, Und rasselnd, mit gesenkten Spiessen Die Ritter auf einander stiessen. Hei, Kampfgeschrei und Staub und Dampf Und Schildekrach und Rossgestampf! Zum Himmel flogen Lanzensplitter, Und rücklings stürzte mancher Ritter Gefällt von einer stärkern Hand Und lag betäubt auf Gries und Sand.

Verstochen war der letzte Speer, Und alle Rosse waren leer. Fest sass im Sattel Einer nur, Das war der Graf von Montabur. Stolz ritt der Held die Bahn entlang Bei Hörnerton und Pfeifenklang, Und tausend Freudenstimmen schrie'n: »Heil, Heil dem Ritter Willekin!« Der junge Degen neigte sich Vor seiner Herrin minniglich Und streichelte sein Rösslein gut Und ritt zur Herberg wohlgemuth.

Es währte nicht gar lange Zeit, Da kam die Jungfrau mit Geleit Und sprach: »Viellieber Herre mein, Ihr sollt mir hoch willkommen sein. Mich selber und mein ganzes Land, Ich geb' es willig Euch zum Pfand.« In Züchten sprach der milde Mann: »Wohl mir, dass ich den Sieg gewann. Ihr seid so wonnesam zu schauen Wie keine unter allen Frauen, So minniglich und wohlgestalt. Gott helfe, dass wir werden alt.« Drauf thät er sanft die Frau umfangen Und küsste Mündlein ihr und Wangen.

Nun mögt ihr weiter hören sagen Von Hochgezeit und Festgelagen, Wie man die edlen Gäste pflegte Und wie sich Schenk und Truchsess regte. Es wollte brechen fast der Tisch Von Wild, Geflügel und von Fisch. Aus Krügen und gebauchten Kannen Die süssen Rebenbäche rannen, Und laut ertönten Hof und Hallen Von Geigenklang und Flötenschallen. Da war kein Armer in der Stadt, An diesem Tage ward er satt, Und auch der Spielleut durst'ge Gilde Pries laut der reichen Herrin Milde. Die sassen fröhlich auf der Bank Im Hof, und Speise ward und Trank Jedwedem reichlich zugemessen. – Ich wollt' ich wär dabei gesessen.

Am Himmel zog der Sterne Heer, Es war der Saal von Gästen leer, Der junge Ritter aber schaute Mit heissem Blick auf seine Traute. Er winkte seinen Kämmerlingen Und hiess sie eilig Lichter bringen Und schritt mit seinem Weib in Ruh'