Achtsamkeit – eine Anleitung - Mike Annesley - E-Book

Achtsamkeit – eine Anleitung E-Book

Mike Annesley

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Beschreibung

Achtsamkeitsübungen für mehr Lebensfreude Lassen Sie Stress, Sorgen & Ängste vorüberziehen und kommen Sie im Hier und Jetzt an! Mit wirksamem Achtsamkeitstraining kann dieses Buch Ihr Leben verändern. Fragebögen und anschaulich illustrierte Anleitungen zu Übungen & Meditationen unterstützen Sie beim Loslassen ungesunder Muster & Gewohnheiten und beim Wiederherstellen Ihrer Ausgeglichenheit & Lebensfreude. Praktische Beispiele lassen Sie Achtsamkeit im Alltag umsetzen und bewusst leben.  Stressbewältigung durch Achtsamkeit Wünschen Sie sich manchmal auch, einen Gang runter zu schalten in Ihrem immer schneller werdenden Alltag? Diese  praktische & visuelle ansprechende Einführung  in die  Achtsamkeit  zeigt Ihnen wie! Mit den  Achtsamkeitsübungen  in diesem Ratgeber treten Sie im Alltag auf die Bremse und legen Ihren Fokus auf den gegenwärtigen Augenblick – mitfühlend und ganz ohne Wertung. Weniger Stress, besserer Schlaf, mehr Selbstvertrauen & Gelassenheit – Studien zufolge sind dies nur einige der  vielfältigen positiven Effekten der Achtsamkeitsmeditation . Achtsamkeit lernen: • Fragebögen zur Selbsteinschätzung lassen Sie ungesunde Denkmuster & Gewohnheiten erkennen und aufbrechen. • Praktische Übungen & Achtsamkeitsmeditationen: Vom Fokussieren auf ein Objekt über Atemtraining bis hin zur Gehmeditation oder dem Bodyscan – Schritt für Schritt führen Sie die Anleitungen in die Meditationspraxis ein. Mehrwöchige Beispielprogramme geben Empfehlungen, wie sich die Übungen in den Tagesablauf integrieren lassen. • Anschauliche Gestaltung: Die Kombination aus wissenschaftlich belegten Informationen, stimmungsvollen Illustrationen und erklärenden Grafiken erleichtern Ihnen den Zugang zum Thema Achtsamkeit. • Tipps zum Meistern konkreter Herausforderungen: Mit welchen achtsamen Strategien können wir Stress oder Sorgen begegnen, Probleme beherzter angehen, Veränderungen meistern, überlegte Entscheidungen treffen und unsere Beziehungen zu anderen bereichern? Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Achtsamkeit als "Werkzeug" genutzt werden kann, um konkrete Herausforderungen zu meistern (z.B. Prüfungen, Präsentationen, Konfliktgespräche, sportlicher Wettkampf), seine Potenziale besser zu nutzen und Ziele zu erreichen. Umarmen Sie den gegenwärtigen Moment und finden Sie mit diesem Achtsamkeitsbuch zu mehr Gelassenheit & Lebensfreude!

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Seitenzahl: 300

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GELASSENHEIT
MITGEFÜHL
ATEM LEBENSFREUDE
PRÄSENZ
VERBUNDENHEIT
OFFENHEIT
IM JETZT
INNERE SEIN
RUHE
EINE ANLEITUNG
ACHTSAMKEIT
Schritt für Schritt zu mehr Gelassen heit
und Lebensfreude im Alltag
ACHTSAMKEIT
Fachberater: Dr. Ken A. Verni
EINE ANLEITUNG
ACHTSAMKEIT
Schritt für Schritt zu mehr Gelassen heit
und Lebensfreude im Alltag
DK LONDON
Bildredaktion Christine Keilty, Anne Fisher
Cheflektorat Dawn Henderson
Herstellung Stephanie McConnell, Tony Phipps
Redaktionsleitung Peggy Vance
Art Director Maxine Pedliham
Programmleitung Marie–Clare Jerram
Für DK produziert von
COBALT ID
Bildredaktion Paul Reid, Rebecca Johns
Redaktion Marek Walisiewicz
Illustrationen Trina Dalziel
Autor Mike Annesley
Berater Dr. Ken A. Verni
Für die deutsche Ausgabe:
Programmleitung Monika Schlitzer
Redaktionsleitung Anne Heinel
Projektbetreuung Doreen Wolff
Herstellungsleitung Dorothee Whittaker
Herstellungskoordination Bettina Bähnsch
Herstellung und Covergestaltung Christine Rühmer
Titel der englischen Originalausgabe:
Practical Mindfulness
© Dorling Kindersley Limited, London, 2015
Ein Unternehmen der Penguin Random House Group
Alle Rechte vorbehalten
© der deutschsprachigen Ausgabe by Dorling Kindersley
Verlag GmbH, München, 2016, 2020
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Deutsche digitale Ausgabe, 2024
Dorling Kindersley Verlag GmbH
Jegliche – auch auszugsweise – Verwertung, Wiedergabe,
Vervielfältigung oder Speicherung, ob elektronisch, mecha-
nisch, durch Fotokopie oder Aufzeichnung, bedarf der vor-
herigen schriftlichen Genehmigung durch den Verlag.
Übersetzung Christoph Trunk
Lektorat Cornelia Rüping
eISBN 978-3-8310-8390-9
5902-321633-24094-01
www.dk-verlag.de
Hinweis
Die Informationen und Ratschläge in diesem Buch sind von
den Autoren und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft,
dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden.
Eine Haftung der Autoren bzw. des Verlags und seiner
Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden
ist ausgeschlossen.
Ihr Leitfaden für den Einstieg
in das Hier und Jetzt
Neuer Moment, neues Ich
Den Kopf voller Gedanken
Still beobachten
Die Macht des Autopiloten
Tausend Blätter
Den Traum vom Glück leben
Raum für Wachstum
Geschichte der Achtsamkeit
Achtsamkeit für Gesundheit und
Wohlbefinden
Achtsamkeit für alle
Achtsamkeit und Zeitgeist
10
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Wie sehen Sie sich selbst?
Bereit für den Augenblick
Steuerrad und Kompass
In der Gegenwart ankommen
Zeitschleifen
Fragebogen: Zeitreisen
Fort mit euch
Festgefahren!
Gewohnheiten entmachten
Fragebogen: Authentizität
Abschweifungen
Achtsam lernen
Fragebogen: Konzentration
Reger Austausch
Fragebogen: Kommunikation
Wer bin ich?
Das wahre Selbst erkennen
Fragebogen: Selbstbild
Im eigenen Zuhause
Das Gute liegt so nah
Das große Ganze
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INHALT
Vorwort
ACHTSAMKEIT
ENTDECKEN
6
WEGE ZUR
ACHTSAMKEIT
ACHTSAMKEITS-
MEDITATION
Erste Schritte
Die richtige Mischung
Meditationsübungen
Immer sachte
Körperhaltung
Frei atmen
Innere Wolken
Seelenwinde
Alles in Ordnung
Hier lebe ich
Was geschieht beim Meditieren
im Gehirn?
Hallo Blatt, hallo Münze
Bodyscan: die Grundlagen
Mit allen Sinnen
Die innere Achterbahn
Im eigenen Tempo
Wellen des Mitgefühls
Achtsamkeit und Fantasie
Im Jetzt verwurzelt
86
88
90
92
94
96
100
102
104
106
110
114
120
126
130
132
138
144
148
Und auf einmal machen Sie Yoga 150
ACHTSAM
IM ALLTAG
Im Stresslabyrinth
Innere Ruhe
Vermeidung vermeiden
Unruhiger Geist
Innere Stabilität
Sturmwarnung
Veränderungen
Schluss mit dem Autopiloten
Das schaffe ich
In sieben Atemzügen
Klar denken
Empathie
Achtsame Verbundenheit
Achtsamkeit zu zweit
ACHTSAMKEIT
ALS WERKZEUG
156 Wachsen und lernen
158
160
162
164
166
168
172
174
176
178
180
182
186
Achtsame Fürsorge
Mit Achtsamkeit ins Morgen
Register
Dank
Zeigen Sie, was Sie wissen
Diesen Job kriege ich
Arbeitsanforderungen
Ohne Äh und Ähm
Sport und Bewegung
mit Achtsamkeit
Im Gewinnermodus
Abmachungen treffen
Aufrichtig sein
Für die Kleinen
In Krisenzeiten
190
192
194
196
198
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206
208
210
212
214
216
218
224
6
VORWORT
VORWORT
A
chtsamkeit hat viele Facetten. Sie lässt sich als das Be-
mühen beschreiben, die Aufmerksamkeit ganz auf den
gegenwärtigen Augenblick auszurichten und das Wesen der
Dinge ohne irgendeine Wertung und mitfühlend wahrzuneh-
men. Wir sind einfach da, im direkten Kontakt mit unserem
inneren und äußeren Erleben, und kommen zu Sinnen – im
buchstäblichen wie im übertragenen Sinn. Zugleich ist Acht-
samkeit nichts weiter als eine Rückbesinnung auf unsere
an geborene Fähigkeit, ganz wach und ganz bei uns zu sein,
ohne dass sich Vorstellungen, frühere Erfahrungen, Vorlieben
oder Abneigungen als Filter dazwischenschieben.
Diese Art der Wahrnehmung steht uns allen jederzeit offen.
Wenn Sie möchten, können Sie sie jetzt gleich einmal aus-
probieren. Wenden Sie, nachdem Sie diesen Absatz zu Ende
gelesen haben, den Blick vom Text ab und lassen Sie ihn
auf einem Gegenstand in Ihrer Nähe ruhen. Richten Sie Ihre
ganze Aufmerksamkeit auf das Objekt, so als würden Sie es
zum ersten Mal sehen, ohne es in begriffliche Schubladen zu
stecken. Registrieren Sie sachte Form, Farbe, Beschaffenheit
der Oberfläche und den Raum, den das Objekt einnimmt.
Vielleicht merken Sie, wie Ihnen Gedanken in den Sinn kom-
men, wie Ihre Aufmerksamkeit abschweift oder wie der Sin-
neskontakt mit dem Objekt Gefühle auslöst. Kehren Sie dann
einfach immer wieder zum direkten Erleben des gewählten
Gegenstands zurück. Probieren Sie das jetzt aus. Danach
lesen Sie diese Anleitung noch einmal durch und wiederholen
die Übung.
Sie haben gerade Achtsamkeit praktiziert. Um Ihr Bewusst-
sein im gegenwärtigen Erleben zu verankern, haben Sie ein
»Objekt der Aufmerksamkeit« gewählt und dann Ihre Gedan-
ken, Sinnesempfindungen und Gefühle beobachtet. Wahr-
scheinlich haben Sie an sich Dinge registriert, die Sie aus
Ihrem Alltag kennen, zum Beispiel Zerstreutheit, Interesse,
Verlangen nach oder Widerwille gegen etwas, Unruhe, Zwei-
fel oder Langweile. Vielleicht gab es aber auch Momente,
VORWORT
in denen Sie einfach nur hingeschaut haben. Und genau das
ist mit »Praxis« der Achtsamkeit gemeint. Wir sprechen von
Praxis, denn wenn wir Achtsamkeit regelmäßig üben, setzen
wir dabei einen »Rohstoff des Lebens« ein. Im Lauf der Zeit
lernen wir, mit diesem »Rohstoff« anders umzugehen und
auf die Gewohnheiten und typischen Muster unseres Geistes
nicht reflexhaft, sondern bewusst zu reagieren. Wir lernen,
unsere Gestaltungsfreiheit zu nutzen, entwickeln mehr Selbst-
vertrauen und sind alles in allem ausgeglichener.
Auf diese Weise bauen wir eine hilfreiche, unterstützende
Beziehung zu uns selbst auf, fühlen uns von uns selbst und
anderen weniger abgeschnitten und isoliert und beginnen
damit, unsere intuitive Weisheit und Kreativität zu entfal-
ten. Diese innere Reise ist die vielleicht wichtigste unseres
Lebens. Der US-amerikanische Mönch und Schriftsteller
Thomas Merton hat deren Bedeutung so in Worte gefasst:
»Was nützt es uns, dass wir zum Mond reisen können, wenn
wir den Abgrund nicht zu überwinden vermögen, der uns von
uns selbst trennt?«
Dieses Buch ist ein umsichtiger Begleiter, der mit Ihnen auf
die Reise in ein achtsameres Leben geht und Sie unterstüt-
zen kann. Er erläutert Wesen und Praxis der Achtsamkeit
und zeigt, wie Sie sie nach und nach in Ihr Leben einbauen
können. Wie bei jeder Reise ist es wichtig, dass Sie auf Ihre
7
innere Weisheit vertrauen und darauf achten, was Ihnen hilft
und was nicht.
Weil unser Geist gern wertet und beurteilt, kann es passieren,
dass Achtsamkeitsübungen sich unversehens in ein Projekt
der »Selbstoptimierung« verkehren. Achtsamkeit hat aber
mehr zu bieten: Wir lernen uns dabei so kennen, wie wir sind,
von einem Augenblick zum nächsten. Immer wieder finden
wir darüber hinaus zu Einsichten, die sich ganz von allein
ergeben, wenn wir die mitfühlende Neugier auf unser eigenes
Erleben kultivieren.
Achtsamkeit ist vor allem auch ein Pfad des Herzens: Durch
liebevolles Gewahrsein werden wir fähig, jede Form der
Erfahrung mitfühlend und mit offenen Armen anzunehmen.
Lassen Sie sich also von Ihrem Herzen leiten, wenn Sie die
Übungen und Reflexionen durchgehen, die Ihnen dieses Buch
anbietet. Beginnen Sie … jetzt.
Ken A. Verni
ACHTSAMKEIT
ENTDECKEN
Achtsamkeit ist ein zeitgemäßer Weg zu einem
erfüllteren Leben, der uns allen offensteht. Sie
fördert Gelassenheit, Ausgeglichenheit und das
körperliche Wohlbefinden.
10 ACHTSAMKEIT ENTDECKEN
IHR LEITFADEN FÜR
DEN EINSTIEG IN
FAKTEN UND LEGENDEN
ÜBER DIE ACHTSAMKEIT
DAS HIER UND JETZT
WIE ACHTSAMKEIT IHR
LEBEN BEREICHERN KANN
Achtsamkeit kann Ihr Leben verändern. Das lässt sich errei-
chen, indem Sie regelmäßig kurze Achtsamkeitsmeditati-
onen machen und sich aller tief verwur zelten Denkmuster
bewusst werden, die Sie bislang davon abgehalten haben,
das Leben in seiner ganzen Fülle zu erfahren.
A
chtsam zu sein heißt, dass Sie die
ganze Aufmerksamkeit auf eine
Erfahrung im gegenwärtigen Moment
richten, dabei Ihr Herz öffnen und der
Erfahrung Raum geben. Letzteres erfor-
dert eine kurze Erläuterung: Unsere
ursprüngliche geistige Haltung ist eine
sehr offene, doch im Lauf unseres
Lebens bilden sich bestimmte Denkge-
wohnheiten heraus und verfestigen sich.
Indem wir einige Wochen lang Acht-
samkeitsmeditationen machen, können
wir diese inneren Strukturen aufbrechen
und unsere einstige Offenheit wieder-
finden. Deshalb hat sich die Praxis der
Achtsamkeit als wirksames Mittel gegen
Vorstellung von Ihrem Leben
und Ihren Beziehungen
zu anderen.
Achtsamkeit verändert Ihre
In der modernen Praxis der Acht-
samkeit richten Sie Ihre ungeteilte
Aufmerksamkeit auf Ihre momentane
Erfahrung, ob diese nun angenehm
oder unangenehm ist. Achtsamkeit
ist kein spiritueller oder religiöser
Zustand der Entrückung.
WAS ACHTSAM SEIN IST
■ Die eigenen Gefühle wahr-
nehmen, ohne sich in ihnen zu
verlieren
■ Sich so sehen, wie Sie sind, statt
Ihr Selbstbild aus Gefühlen oder
Fehlern abzuleiten
■ Mehr im Jetzt leben
■ Ein Weg zur Zufriedenheit, der
allen offensteht
WAS ACHTSAM SEIN NICHT IST
■ Sich leer machen oder
aufhören zu denken
■ Eine Entspannungstechnik,
auch wenn sie nebenbei ruhiger
und gelassener macht
■ Eine Flucht vor uns selbst, denn
sie zeigt uns, wer wir sind
■ Ein Freibrief für Ziellosigkeit; Sie
können durchaus auf acht -
same Weise planen oder aus
der Vergangenheit lernen
unterschiedlichste negative Denkmus-
ter, ein schwaches Selbstwertgefühl,
gering ausgeprägte Lebensfreude, starke
Anspannung und leichte bis mittelstarke
Depressionen erwiesen.
Achtsamkeit verändert Ihre Vorstel-
lung von Ihrem Leben und von Ihren
Beziehungen zu anderen. Zudem hilft
IHR LEITFADEN FÜR DEN EINSTIEG IN DAS HIER UND JETZT
IHRE ERSTEN ACHTSAMEN MOMENTE: ÜBUNG ZUM EINSTIEG
Die Begriffe »Übung« und »Praxis« sind für jede Form der
Meditation zentral. Nur wenn Sie regelmäßig üben, können Sie
Ihre geistigen Muster verändern. Die hier beschriebene Einstiegs-
übung soll zunächst verdeutlichen, was Achtsamkeit bedeutet.
1 Setzen Sie sich an einen Tisch, auf dem
ein kleiner Gegenstand steht, zum Beispiel
eine Tasse, ein Glas oder ein Salzstreuer.
2 Betrachten Sie das Objekt und nehmen
Sie einige Minuten lang alles auf, was Sie
sehen. Erfassen Sie nur, wie der Gegen stand
aussieht, ohne ihn nach Schönheit oder
Nützlichkeit zu bewerten oder zu berühren.
3 Konzentrieren Sie sich auf Ihre Sinnes -
wahrnehmungen. Bleiben Sie still sitzen,
schließen Sie die Augen und registrieren Sie
bewusst alle Ihre Eindrücke – wo berührt die
Haut Ihre Kleidung, wo berührt der Körper
den Stuhl oder den Boden?
Wenn während dieser Übung Gedanken oder Emotionen in Ihnen
aufsteigen, registrieren Sie diese, ohne bei ihnen zu verweilen.
Lassen Sie sie vorüberziehen und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit
wieder auf das Objekt.
4 Konzentrieren Sie sich einige Minuten lang
auf das, was Sie hören. Vielleicht ist das nur
Ihr Atem, vielleicht das Radio der Nachbarn
oder ein Flugzeug.
5 Blicken Sie auf Ihre Erfahrung zurück. Sie
haben sich auf ein Objekt, auf Sinneswahr-
nehmungen und auf Geräusche konzentriert
und sich so eine Pause von dem gegönnt,
was Sie sonst beschäftigt. Wenn Sie das
öfter tun, kann das sehr erholsam sein.
11
sie Ihnen, Ihre Potenziale besser zu nut-
zen, vor allem wenn es um Beziehungen
und persönliche Ziele geht. Achtsamkeit
sorgt für ein erfüllteres Leben, Sie wer-
den gelassener und beweglicher.
Die Basis dafür entsteht, indem Sie
sich selbst besser kennenlernen. In
schwierigen oder bedrohlichen Situa-
tionen fühlen Sie sich nicht so schnell
überfordert und wenn sich Chancen
auftun, erkennen Sie sie rascher und
können sie freudig willkommen heißen.
Zwar werden alte Denkmuster weiter-
bestehen, aber weniger Macht über Sie
haben, Sie können Alternativen finden.
Im Augenblick
Hauptzutat des Achtsamkeits-»Rezepts«
ist der gegenwärtige Augenblick. Es geht
nicht darum, sich auf den Augenblick
selbst zu fokussieren, ihn können Sie
nicht festhalten. Vielmehr konzentrieren
Sie sich auf Ihr Erleben im Moment,
schenken Vergangenheit, Zukunft oder
dem Verstreichen der Zeit keine Beach-
tung und lassen sich nicht auf Gedan-
ken oder Gefühle ein, die Ihnen in den
Sinn kommen. Sie können den Fokus
auf etwas richten, das Sie gerade tun,
sehen, hören oder körperlich spüren,
zum Beispiel Ihren Atem. Darauf kon-
zentrieren Sie sich entspannt, aber ziel-
gerichtet. Bei den Übungen in diesem
Buch liegt der Fokus oft auf körperli-
chen Abläufen wie Atmen oder Gehen
oder auf Gegenständen.
12 ACHTSAMKEIT ENTDECKEN
NEUER MOMENT,
NEUES ICH
POSITIVE EFFEKTE
DER ACHTSAMKEIT
Die positiven Wirkungen der Achtsamkeit lassen sich ähnlich
schwer erfassen und einordnen wie der Wert der Liebe. Man
verfehlt ihren Kern, wenn man sie aufzu gliedern versucht.
Allerdings liegen mittlerweile viele Studien zur Achtsamkeit
vor und die Liste der nachgewiesenen Effekte kann durchaus
Anreiz zum Üben sein.
J
on Kabat-Zinn, der Pionier der
modernen Achtsamkeitspraxis,
stellte einmal mit entwaffnender Offen-
heit fest, dass wir Achtsamkeitsübungen
nicht mögen müssen. Es genügt, wenn
wir sie machen. Er wusste, dass sie für
manche Menschen eine lästige Pflicht
darstellen, kannte aber ihre handfesten
positiven Effekte sehr gut. Mittlerweile
haben viele Studien gezeigt, dass Acht-
samkeitsübungen tatsächlich das geis-
tige und körperliche Wohlbefinden stei-
gern. Stress und Anspannung verringern
sich, da der Spiegel des »Stresshor-
mons« Cortisol absinkt. Achtsamkeit
kann zudem das Immunsystem stärken,
wenn es durch Stress geschwächt ist.
Der gesundheitliche Nutzen von
Achtsamkeit konnte in unterschiedli-
chen Bereichen nachgewiesen werden:
Sie lindert Stress und Schmerzen,
verbessert den Schlaf und hilft bei der
Überwindung von Depressionen und
Suchterkrankungen. Geht es nicht um
gesundheitliche Probleme, sondern
einfach nur um eine Verbesserung
des Wohlbefindens, sind die positiven
Auswirkungen der Achtsamkeit derart
vielfältig, dass sie sich kaum überbli-
cken lassen. Sie macht uns aufmerksa-
mer, zentrierter und zuversichtlicher,
stärkt die Selbstwahrnehmung und das
Entscheidungsvermögen, wirkt der
Macht der Gewohnheit entgegen und
lässt uns das Leben mit neuen Augen
sehen. Wir lernen, mit Schwierigkeiten
und Rückschlägen besser umzugehen
und das, was das Leben zu bieten hat,
mehr zu genießen. Wir sind nicht mehr
durch negative Vorstellungen über uns
selbst eingeengt, endlich können wir
damit beginnen, unser Potenzial voll zu
entfalten.
Überwindung von Depressionen
und Suchterkrankungen.
Achtsamkeit lindert Stress
und Schmerzen, verbessert
den Schlaf und hilft bei der
GEISTIGE FUNKTIONEN
Besseres Gedächtnis
Kürzere Reaktionszeit
Höhere geistige Ausdauer
Verbesserte Intuition
Raschere mentale
Verarbeitung
Steigerung der
Gehirnfunktionen
Konzentrationsfähiger
Entscheidungsfähiger
KÖRPERLICHES WOHLBEFINDEN
Weniger angespannt
Belastbarer
NEUER MOMENT, NEUES ICH
Weniger gestresst
Besserung von Depressionen
Schmerzlinderung
Mehr Kontrolle über Sucht- oder selbst-
zerstörerisches Verhalten
Stärkung des Immunsystems
Stärkung von Herz und Kreislauf
Erholsamerer Schlaf
WIE ACHTSAMKEIT
SCHMERZEN LINDERT
KREISE DES WOHLBEFINDENS
Achtsamkeit macht uns nicht nur gesünder, gelassener und kör -
perlich fitter – für diejenigen, die den Fokus auf Fitness legen –,
sondern fördert auch die Entfaltung äußerst hilfreicher Fertigkeiten,
die ein erfüllteres und reicheres Leben ermöglichen.
Die gesundheitlichen Effekte der
Achtsamkeit beruhen darauf, dass
wir lernen, nicht auf alles sofort zu
reagieren – etwa auf unsere Emo-
tionen. In den Schmerz werden wir,
ähnlich wie in Emotionen, schnell
hineingezogen und kämpfen dann
gegen ihn an. Um Schmerzreize
zu unterdrücken, spannen wir
beispielsweise die betreffende Kör-
perregion an oder stemmen uns
wütend gegen sie. Das verbraucht
Energie, ohne die Beschwerden zu
lindern. Achtsamkeit bedeutet hier,
den Schmerz anzunehmen und
ihn von der emotionalen Reaktion
abzukoppeln, die er auslöst. Wenn
der Schmerz nicht mehr durch
Gefühle angefeuert wird, schwächt
er sich ab.
13
SELBSTWAHRNEHMUNG
UND LEBENSKOMPETENZEN
Sich selbst besser kennen
LEBENSZUFRIEDENHEIT
Gestärktes Selbstwertgefühl
Mehr Selbstvertrauen
Mehr Freude an Freizeitaktivitäten
Beziehungsfähiger
Befriedigenderes Berufsleben
Zielgerichteter
Volle Entfaltung von Potenzialen
Sich aus gewohnten Mustern lösen
Emotionen besser steuern können
Kommunikationsfähiger werden
Besser vor Gruppen reden können
Besser zuhören können
Sich besser einfühlen können
Selbstsicherer sein
Gesteigerte emotionale Intelligenz
Mehr Stabilität in schwierigen Situationen
14 ACHTSAMKEIT ENTDECKEN
DEN KOPF VOLLER
GEDANKEN
AUFMERKSAMKEIT
UND ABLENKUNG
Achtsam zu sein heißt, die Aufmerksamkeit im Hier und
Jetzt nach innen zu lenken und zu erkunden, was wir wahr-
nehmen, denken und fühlen. Ablenkungen, wie Vogelgezwit-
scher oder aufsteigende Erinnerungen, lassen wir einfach
vorüberziehen.
U
nser Geist ist ein Werkzeug und
gleichzeitig eine Landschaft, in der
Gedanken wie Blätter im Wind dahin-
treiben. Immer wieder schieben sie
sich in unser Blickfeld und lenken
uns ab, so sehr wir uns auch
auf eine Aufgabe zu konzen-
trieren versuchen. Doch wir
haben die Wahl: Wir können
auf die Gedanken reagieren
oder achtsam vorgehen und sie
einfach zur Notiz nehmen, ohne
sie zu beurteilen. Bei der zweiten
Variante bleiben wir im gegenwärti-
gen Moment.
Wichtig zu wissen: Unsere Gedan-
ken und unser unmittelbares Erleben
geschehen getrennt voneinander, ste-
hen aber in ständiger Wechselwirkung.
Und: Der menschliche Geist ist nur
scheinbar multitaskingfähig, tatsächlich
kann er immer nur einen Gedanken
fassen, auch wenn seine unglaublichen
Jonglierkünste anderes vermuten las-
sen. Ständig steigen Gedanken auf, wäh-
rend andere in den Hintergrund treten,
um später erneut hervorzukommen.
In diesem ganzen Hin und Her laufen
bestimmte nachverfolgbare Gedanken-
gänge oder Abfolgen aus Empfindungen
und Gedanken ab, die oft an das unmit-
telbare Erleben anknüpfen. Ein Beispiel
soll dies veranschaulichen.
Radio, Kartoffeln, Holz …
Stellen Sie sich vor, Sie sind in der
Küche, schälen Kartoffeln und hören
Radio. Aus dem Garten kommen
Geräusche, die sich über die Stimme
des Nachrichtensprechers legen. Ihnen
wird klar, dass Ihr Partner draußen Holz
hackt. Das lenkt Sie ab, denn Sie fra-
gen sich, ob der Grill schon angefeuert
ist. Ein Gedanke führt zum nächsten,
und von den aktuellen Meldungen
bekommen Sie gar nichts mit. Vielleicht
halten Sie beim Kartoffelschälen kurz
inne und überlegen, ob es mit dem
Abendessen heute nicht ziemlich spät
werden könnte. Ihre Aufmerksamkeit ist
DEN KOPF VOLLER GEDANKEN
wir Achtsamkeit praktizieren,
einfach zur Kenntnis nehmen –
ohne jede Wertung.
Wir können auf Gedanken
reagieren oder sie, indem
also nicht auf die Gegenwart, sondern
auf die Zukunft gerichtet. Achtsamkeit
hilft Ihnen, in solchen Situationen Ihre
Aufmerksamkeit zu steuern. Sie können
dann wählen: Gehen Sie hinaus, um mit
Ihrem Partner zu sprechen, konzentrie-
ren Sie sich auf die Radionachrichten
GEDANKENWELLEN
Wie unser Geist Wahrnehmungen, Gedanken und Emotionen
ver arbeitet, lässt sich am Bild eines Teichs veranschaulichen, in
den ein Regentropfen fällt. Als direkte Erfahrung nehmen wir
den Tropfen – unsere Eindrücke und Emotionen – wahr. Der
ANSTOSS ZUR ACHTSAMKEIT
Ein oft verwendetes Symbol für den
Prozess der Achtsamkeit ist eine ruhige
Wasser oberfläche, die durch einen auf-
kommenden Tropfen in Bewegung gerät.
p f i n d u n g e n
E R F A
T E
e n n e n , e i n o r d n
G E D A
C H E
K E N Ü B E R G E D
h e r i n n e r n , s i c h
mittlere Wellenkreis umfasst einfache Gedanken, der äußere die
an sie anknüpfenden. Sie breiten sich aus, bis wir unsere Auf-
merksamkeit neu ausrichten. Durch die Praxis der Achtsamkeit
werden wir fähig, dies bewusst im Alltag zu tun.
oder widmen Sie sich ganz dem Kartof-
felschälen? Sie können sich dafür ent-
scheiden, die Geräusche von draußen
auszublenden (nach zwei, drei Minuten
hören Sie sie vielleicht gar nicht mehr)
und sich mit der Frage, wann es Abend-
essen gibt, später zu befassen.
15
Den Fokus wählen
Wer im achtsamen Modus läuft, ent-
scheidet sich ganz bewusst, worauf er
seine Aufmerksamkeit richten will. In
diesem Fall brauchen Sie sich keine
Sorgen zu machen, dass ablenkende
Gedanken, Gefühle oder Sinneswahr-
nehmungen wie das Schlagen einer
Uhr oder das Klingeln des Telefons
Ihre innere Landschaft zu stark in
Bewegung bringen könnten. Von der-
artigen unaufgefordert auftauchenden
Phänomenen nehmen Sie zwar Notiz,
wählen dann aber die Option, sich
nicht mit ihnen zu befassen. Stattdes-
sen richten Sie Ihre Aufmerksamkeit
wieder auf den zuvor gewählten
Fokus, unabhängig davon, ob es sich
um Ihren Atem, eine Körperempfin-
dung oder etwas anderes handelt.
D
K ö
e u t e n , v e
c k e n
r p e r
D I
N G
r k n ü p
i o n e n
v o r a u s b l i
e m
R E K
E I N F A
E r k
G E D A N
f e n , s i c
H R U
e n
, E m o t
N K E N
A N K E N
a u s m a l e n ,
16 ACHTSAMKEIT ENTDECKEN
STILL BEOBACHTEN
GENAUES WAHRNEHMEN,
OHNE ZU WERTEN
Achtsamkeit bedeutet, wach und konzentriert im Jetzt zu
sein, ohne zu urteilen. Doch warum sollten Wertungen über-
haupt ins Spiel kommen, wenn wir zum Beispiel unseren
Atem oder Körperempfindungen in den Fokus nehmen?
S
tellen Sie sich vor, wie Sie bei der
Meditation die Aufmerksamkeit auf
das Ein- und Ausströmen des Atems
richten. Sie sitzen dabei auf einem Stuhl
und lenken Ihre Gedanken darauf, wie
die Oberschenkel auf der Stuhlkante
aufliegen. Dieser Druck, den Sie spüren,
ist jedes Mal da, wenn Sie beim Essen
oder Schreiben am Tisch sitzen, doch
gewöhnlich bemerken Sie Ihn nicht
oder achten nicht darauf. Solche Sin-
nesempfindungen in den Lichtkegel des
SICH MIT URTEILEN ZURÜCKHALTEN
Wie sieht eine nicht urteilende Haltung
in der Praxis aus? Nehmen wir an,
Ihr eigensinniger Bruder kommt am
nächsten Wochenende zu Besuch. Sie
wollen mit ihm reden, um sein Verhal-
ten in ruhigere Bahnen zu lenken. Bei
Ihrer Achtsamkeitsmeditation drängen
sich entsprechende Gedanken in den
Vordergrund und setzen Emotionen in
Gang, die wiederum Wertungen und
Urteile nach sich ziehen. Achtsamkeit
heißt in einer solchen Situation, dass
Sie die Gedanken und Emotionen
einfach zur Kenntnis nehmen, ohne
Urteile daraus abzuleiten.
GEDANKE
»Wie soll ich das Gespräch
beginnen?«
»Er macht es mir schwer, über-
haupt einen Einstieg zu finden.«
»Was wird er wohl sagen?«
»Beim letzten Gespräch war
ich nicht aufrichtig.«
»Er macht gerade eine
schwere Zeit durch.«
EMOTION
Anspannung angesichts einer
schwierigen Aufgabe
Ungeduld
Beklemmung
Ärger, weil ich nicht gesagt
habe, was ich denke
Sorge um das Wohlergehen
des Bruders
URTEIL
Beschließen, das Gespräch
kurz zu halten
Beschließen, das Gespräch
aufzuschieben
Beschließen, mir die Sache
nicht zu Herzen zu nehmen
Denken, dass ich nicht so
streng mit mir sein darf
Mich fragen, ob er
therapeutische Hilfe braucht
Bewusstseins zu rücken – und in ihm zu
halten – ist ein Beispiel dafür, wie wir
die Aufmerksamkeit auf das Jetzt fokus-
sieren können.
Abschweifungen
Nur sehr wenige Menschen sind in
der Lage, ihre Gedanken vollständig
zu steuern. Einfach gesagt: Gedanken
schweifen häufig ab. Das wird wahr-
scheinlich auch passieren, wenn Sie sich
im Sitzen ganz auf die Empfindungen
in den Oberschenkeln konzentrieren
wollen. Die Auslöser dafür sind manch-
mal äußere Ereignisse, etwa dass eine
Uhr schlägt oder der Postbote etwas in
den Briefkasten wirft. Manchmal sind
es Dinge, die Sie innerlich beschäftigen.
STILL BEOBACHTEN
URTEILE AUSFILTERN
Bei einer Achtsamkeitsübung dringen – als Teil des aktuellen
Erlebens – unweigerlich Sinneswahrnehmungen in Ihr Bewusst-
sein. Respektieren Sie diese Besucher (in den Gedankenblasen
fett her vorgehoben), doch lassen Sie sich nicht dazu verleiten,
Urteile über sie zu fällen (Sätze in Grau). Denn diese stören die
Meditation und rufen andere unge betene Gedanken herbei.
Es riecht nach
Blumen. Ich habe
wohl das Wohnzimmer-
fenster offen gelassen.
Auf dem Tisch steht
ein grünes Glas.
Es sieht teuer aus.
17
Mein Nacken tut weh.
Ich sollte mir eine
Massage gönnen.
Die Katze miaut.
Ob jemand sie
gefüttert hat?
Unaufgefordert treten Gedanken- oder
Emotionsfragmente aus dem Unbe-
wussten hervor. Oft drehen sie sich um
Banales: Wo haben Sie die Schere hin-
gelegt, wann müssen Sie Ihre Tochter
von der Schule abholen? Manchmal
handelt es sich um eine diffuse Unruhe,
deren Ursache Sie nicht genau aus-
machen können, manchmal stecken
stärkere Regungen wie Wut oder Angst
dahinter. Einige Gedanken kommen
allein, viele sind mit Emotionen ver-
knüpft. Wenn Sie sich sagen: »Ich will
diesen Gedanken oder diese Emotion
jetzt nicht in meinem Kopf haben, denn
das stört mich bei der Achtsamkeits-
übung«, ist das ein wertender Kommen-
tar. Solche Urteile über auftauchende
50 PROZENT DER ZEIT
Studien zufolge ist unser Geist
im Wachen etwa die Hälfte der
Zeit nicht fokussiert.
Gedanken oder Gefühle sollen Sie beim
Üben aber nicht fällen. Wie können Sie
also damit umgehen? Nehmen Sie die
Gedanken oder Gefühle wahr und regis-
trieren Sie genau, wie Sie sie erleben,
um dann den Fokus Ihrer Aufmerksam-
keit wieder bewusst auf Ihre körperli-
chen Empfindungen auszurichten – auf
den Atem oder die Empfindungen in
den Oberschenkeln. Gehen
Sie nicht auf die Gedan-
ken oder Gefühle ein
und lassen Sie sie ver-
klingen. Das ist Acht-
samkeit im Tun.
18 ACHTSAMKEIT ENTDECKEN
DIE MACHT DES
Auf Autopilot zu schalten bedeutet das Gegenteil von Acht-
samkeit: Der Geist ist dann vom Hier und Jetzt abgekoppelt
und an alte Gewohnheiten gebunden. Wenn wir uns von dem
automatischen Verhalten lösen, entkommen wir dem Sog
der Vergangenheit und finden mehr Freude am Leben.
I
m Autopilotmodus können wir ele-
mentare Dinge tun, ohne uns darauf
konzentrieren zu müssen – gehen, uns
anziehen, Treppen steigen. Das hilft uns,
komplexe Fertigkeiten wie Autofahren
oder Tippen zu lernen. Im Lernprozess
automatisiert sich der Ablauf, sodass
FÜR FRISCHEN WIND SORGEN
Sich von eingeschliffenen Gefühls-
reaktionen zu lösen erfordert viel
Übung. Zum Einstieg können Sie
fünf Dinge tun, um frischen Wind in
gewohnte Abläufe zu bringen.
1
LASSEN SIE DAS HANDY ZU HAUSE
Vielleicht werden Sie anfangs nervös sein, weil
Sie daran gewöhnt sind, dass man Sie ständig
erreichen kann. Entdecken Sie wieder, wie es ist,
ganz für sich zu sein.
2
SPRECHEN SIE MIT UNBEKANNTEN
Plaudern Sie mit jemandem, dem Sie beim
Einkaufen oder auf dem Weg zu Arbeit begegnen.
Wenn wir auf Autopilot sind, haben wir nur Familie,
Freunde und Kollegen auf dem Schirm. Doch auch
ein Fremder kann uns etwas geben.
wir uns zum Beispiel am Ziel einer
Autofahrt kaum noch erinnern, wie wir
den Weg zurückgelegt haben. Diese
Automatisierung ist oft wünschenswert,
weil wir dadurch den Kopf für andere
Dinge, die bewusste Aufmerksamkeit
erfordern, freibekommen.
AUTOPILOTEN
ALTE DENK-, GEFÜHLS- UND
VERHALTENSMUSTER
Der Autopilot kann sich aber auch
gegen uns wenden, wenn wir zulassen,
dass er unser Gefühlsleben steuert. Wir
blicken häufig auf schwierige Momente
zurück und wollen sie emotional ein-
ordnen, damit wir zukünftig besser mit
ihnen zurechtkommen. Problematisch
wird es, wenn dieser Vorgang automa-
tisch abläuft, denn dann reagieren wir in
ähnlichen Situationen immer mit dem-
selben Muster, selbst wenn uns das gar
nicht guttut.
Negative Muster auflösen
Wenn der Geist auf Autopilot läuft,
kopiert er die Vergangenheit. Wir sind
DIE MACHT DES AUTOPILOTEN
dann blind für neue Optionen. Eine
Situation muss uns aber nicht immer
wieder aufs Neue zusetzen, nur weil sie
einmal schwierig für uns war.
Bewusst und mit Entschlossenheit
gegen festgefahrene Muster anzugehen
ist nicht unbedingt die beste Strategie
gegen sie; aktive Gegenwehr kann sie
paradoxerweise sogar noch verfestigen.
Der Schlüssel liegt vielmehr darin, auf
achtsamere Art zu denken. Indem wir
uns darin üben, im Augenblick zu leben
und unsere Erfahrungen nicht wertend,
sondern akzeptierend wahrzunehmen,
zentrieren wir uns im Hier und Jetzt
und werden geistig beweglicher. Sobald
die Achtsamkeit das Steuer übernimmt,
schaltet sich der Autopilot ab.
AUTOMATISCH ODER ACHTSAM: GEGENSÄTZLICHE STILE
Wenn unser Innenleben auf Autopilot
läuft, treten wir auf der Stelle. Wir durch-
leben immer wieder dieselben Fehler und
AUF AUTOPILOT
Wir machen es wie gewohnt.
Wir drehen uns im Kreis.
Wir blenden die Realität aus.
Wir sind blind für Details.
auf Autopilot läuft,
kopiert er die Ver-
gangenheit. Wir
sind dann blind für
neue Optionen.
Wenn der Geist
Wir folgen ausgetretenen Pfaden.
Wir sehen nur wenige Optionen.
Emotionen wiederholen sich.
Wir lassen unser Potenzial brachliegen.
Wir haben wenig Freude am Leben.
Krisen. Achtsamkeit bringt die hemmen-
den emotionalen Muster ans Licht, sie
hilft uns, unser Potenzial zu nutzen.
MIT ACHTSAMKEIT
Wir sind wach und aufmerksam.
Wir sind ganz im Jetzt.
Wir akzeptieren, was ist.
Wir nehmen Details wahr.
Wir sehen, wie alles zusammenhängt.
Wir erkennen viele Optionen.
Unsere Emotionen verändern sich.
Wir nutzen unser Potenzial.
Wir haben mehr Freude am Leben.
19
3
MACHEN SIE MIT DEM PARTNER ETWAS NEUES
Machen Sie etwas zum ersten Mal zusammen,
zum Beispiel wandern oder zu einem Sportereig-
nis gehen. Eine neuartige gemeinsame Erfahrung
kann die Beziehung beleben, wenn sie in Routine
zu erstarren droht.
4
UNTERBRECHEN SIE EINEN GEWOHNTEN WEG
Gehen Sie etwas früher los, halten Sie unterwegs
an einer bestimmten Stelle an und schauen Sie
sich aufmerksam um. Finden Sie etwas, das Sie
sich einprägen möchten, etwa einen interessan-
ten Laden oder die Farbgestaltung eines Hauses.
5
PACKEN SIE DIE GROSSE AUFGABE AN
Der Autopilot verleitet uns dazu, Unangenehmes
möglichst lange aufzuschieben. Legen Sie fest,
wann Sie eine Aufgabe angehen werden, die
ohnehin ansteht; sie soll bald nicht mehr vor
Ihnen liegen. Konzentrieren Sie sich voll darauf.
Achtsamkeit bedeutet
bewusste Aufmerksamkeit
im gegenwärtigen Augenblick,
ohne zu werten oder zu urteilen.
22 ACHTSAMKEIT ENTDECKEN
TAUSEND
BLÄTTER
BEI ROUTINEAUFGABEN
GANZ IM JETZT SEIN
Jede eintönige Tätigkeit bietet die Gelegenheit, Achtsamkeit zu üben. In der Praxis des Zen
hat zum Beispiel das Laubkehren seinen festen Platz: Eine wesentliche Aufgabe in japa-
nischen Tempelgärten besteht darin, in den Sand gezogene Ornamente von Blättern zu
befreien. Kehren Sie also Laub, um einen Einstieg in die Achtsamkeit im Tun zu finden.
D
ie britische Krimiautorin Agatha
Christie sagte einmal, dass sich ein
Buch am besten beim Abwasch planen
lässt. Was sie damit meinte, ist leicht
zu verstehen. Manche Aufgaben des
Alltags empfinden wir als stumpfsinnig
und sinnlos. Was spricht also dagegen,
auf Autopilot zu schalten? Während wir
das Geschirr reinigen, können wir uns
gleichzeitig mit etwas anderem beschäf-
tigen, das unsere volle Aufmerksamkeit
erfordert. Was bringt es schon, eine
geistlose Aufgabe ganz bewusst anzuge-
hen? Das Laubkehren ist öde genug, da
müssen wir doch nicht jeden Moment
auskosten, als sei er besonders wertvoll.
Vielmehr denken wir häufig anders
herum: Ja, diese Zeit könnte durchaus
kostbar sein – wenn wir sie nicht mit
Laubkehren verbringen müssten!
Achtsamkeit ist kein Muss
Diese durchaus verbreitete Vorstellung
wirft sehr interessante Fragen auf.
Würde Ihnen tatsächlich eine wertvolle
Erfahrung entgehen, wenn Sie beim
Laubkehren Ihren Gedanken nach-
hängen? Könnten Sie die langweilige
Aufgabe nicht vielleicht besser und
schneller erledigen, wenn Sie sie ein-
fach ohne jede Achtsamkeit abarbeiten?
Und würde, wenn Sie einmal tausend
Blätter zusammengefegt haben, durch
die nächsten paar Hundert die Erfah-
rung wirklich noch einmal an Tiefe
gewinnen?
Wer den Wert von Achtsamkeit
schon erfahren hat, wird intuitiv wis-
sen, wie diese Fragen zu beantworten
sind. Doch Achtsamkeit ist kein Muss.
Wenn Sie sich Rezeptideen überlegen
wollen oder einen Vortrag durchgehen
möchten, spricht nichts dagegen, das
mit dem Laubfegen zu verbinden – vor
allem, wenn Sie wissen, dass Sie dabei
TAUSEND BLÄTTER
strikter Einfachheit zu üben. Unweiger-
lich werden Gedanken aufkommen und
diese Abschweifungen können höchst
aufschlussreich sein.
Beim achtsamen Laubfegen geht
es nicht nur darum, sich die Blätter
ganz genau anzusehen oder sich in
gut nachdenken können. Sie brauchen
deswegen kein schlechtes Gewissen zu
haben. Ihr logischer Verstand macht
Ihnen vielleicht gern einmal Vorschrif-
ten – Achtsamkeit aber verpflichtet Sie
zu nichts.
Nachdenken oder Abschweifen
Allerdings ist es etwas völlig anderes,
Zeit bewusst zum Nachdenken zu nut-
zen, als wenn Sie eine Tätigkeit einfach
nur hinter sich bringen wollen. Während
wir Routineaufgaben erledigen, schwei-
fen die Gedanken oft ab und drehen
sich im Kreis, ohne dass dies irgendwo-
hin führt, bis das Denken genauso auto-
matisch abläuft wie das Fegen. Zudem
verfallen wir dann leicht in unnützes
Grübeln. Niemand konzentriert sich zu
100 Prozent auf das Laubkehren, aber
Sie können sich dafür entscheiden,
dabei im Hier und Jetzt zu sein – mit
zielgerichteter Aufmerksamkeit und
ohne wertende Gedanken (»Mir ist lang-
weilig!«). So schaffen Sie sich einen Ort,
an dem Ihr Inneres zur Ruhe kommen
kann. Wenn die Gedanken abschweifen
und Sie anfangen, sich über irgendetwas
Sorgen zu machen, können Sie Ihre
Regungen beobachten, ohne sich in sie
hineinziehen zu lassen. Und dann rich-
ten Sie den Fokus, wenn Sie möchten,
behutsam wieder auf das Fegen.
Am Ende können Sie sich über zwei
Dinge freuen: Die Aufgabe ist erledigt
und Sie haben sich eine heilsame Zeit
im Hier und Jetzt gegönnt (sie hat tat-
sächlich heilende Wirkung, auch wenn
das für Sie noch nicht erkennbar ist).
Indem Sie achtsam an Routinetätigkei-
ten herangehen, werden Sie nach und
nach zu einem inneren Gleichgewicht
finden, das die auf den Seiten 18 und
19 genannten positiven Effekte mit sich
bringt. Ursächlich dafür ist, dass sich
durch Achtsamkeit in Ihrem Gehirn
nach und nach neue Verbindungen
knüpfen werden.
GARTENMEDITATION
Beim Laubfegen kommen
Ihnen Gedanken und
Ge fühle in den Sinn.
Beobachten Sie sie,
ohne ihnen die Regie
zu überlassen, und
wenden Sie sich
dann wieder ganz
Ihrer Tätigkeit zu.
23
24 ACHTSAMKEIT ENTDECKEN
DEN TRAUM VOM
GLÜCK LEBEN
ACHTSAMKEIT UND
LEBENSFREUDE
Wie glücklich sich ein Mensch in seinem eigenen Leben
fühlt, galt lange Zeit als von Veranlagung bestimmt. Neuere
verhaltenspsycho logische Studien zeigen aber, dass Lebens-
zufriedenheit keineswegs ein festgelegtes Persönlichkeits-
merkmal ist und sich durch Achtsamkeit beeinflussen lässt.
W
ir wissen alle, dass Geld allein
nicht glücklich macht. Viele Men-
schen, die vor allem Wohlstand, Ner-
venkitzel oder Sinnesfreuden suchen,
LINKS LIEGT DAS GLÜCK
Kurz nach der Jahrtausendwende untersuchte Richard David-
son von der University of Wisconsin (USA), wie die elektrische
Aktivität in bestimmten Gehirnarealen mit dem subjektiven
Glückserleben zusammenhängt. Er stellte fest, dass sich bei
positiven Gefühlen im linken und bei negativen Gefühlen im
rechten präfrontalen Kortex verstärkt Aktivitäten zeigten. Das
Verhältnis zwischen den zwei Werten ergab den »Stimmungs-
index«. Mit Jon Kabat-Zinn von der University of Massachu-
setts (USA) wies Davidson nach, dass sich bei Personen, die
Achtsamkeit praktiziert hatten, die Aktivitäten eher zum linken
Kortex hin verschoben. Salopp gesagt massiert Achtsamkeit
das Gehirn, sodass eine positivere Lebenseinstellung entsteht.
sind irgendwann übersättigt und lust -
los. Sie sitzen in der Hedonismusfalle.
Weil sie nie ganz zufrieden sind, jagen
sie immer wieder dem nächsten ver-
heißungsvollen Ziel nach, ohne dass
sich ihre Sehnsüchte jemals erfüllen.
Auch wenn bei der Achtsamkeit dem
gegenwärtigen Augenblick ein hoher
Stellenwert zukommt, hat sie nichts mit
der Haltung »Lebe jetzt und denk nicht
an morgen« zu tun. Sie stellt eine ganz
bestimmte Beziehung zum Augenblick
her, die beglückend sein kann.
Liebe und Freundschaft
Materialismus und die Fixierung auf
Genuss und Vergnügen führen eher weg
vom Glück als zu ihm hin. Welchen Weg
sollen wir also einschlagen? Viele Men-
schen sagen, dass die stärkste Quelle
der Zufriedenheit für sie die Liebe ist –
nicht Verliebtheit, die von Spannung
und Leidenschaft bestimmt ist, sondern
eher die beständige Art der Liebe, die
wir in einer festen Paarbeziehung, in
NEUAUSRICHTUNG
Meditation kann uns zufriedener
machen, da sie im Gehirn neue
Verschaltungen bewirkt.
DEN TRAUM VOM GLÜCK LEBEN
der Familie und mit Freunden erleben.
Achtsamkeit hilft uns, die Menschen,
die uns wichtig sind, bewusster wahr-
zunehmen und unsere Gefühle für sie
besser zu verstehen und zum Ausdruck
zu bringen. Das lässt die Liebe wach-
sen. Die als Übung in liebender Güte
bezeichnete Achtsamkeitsmeditation
auf den Seiten 138 bis 141 weitet unse-
ren engen Kreis aus Familie und Freun-
den auf alle Menschen aus und stärkt
die Vorstellung, dass Geben auch für
uns selbst bereichernd ist.
Sinn und Dankbarkeit
Wenn man Menschen fragt, was sie
zufrieden macht, sprechen viele von
dem Wissen, dass sie etwas tun oder
zumindest zu tun versuchen, das sie
als wertvoll empfinden. Die Praxis der
Achtsamkeit hilft Ihnen, sich selbst bes-
ser zu verstehen und sich dadurch über
Ihre wahren Ziele klar zu werden. Sie
unterstützt Sie auch dabei, diese Ziele
zu erreichen, weil sie die Konzentra-
tions- und Entscheidungsfähigkeit för-
dert und so Ihr Selbstvertrauen stärkt.
Glück speist sich auch aus der Dank-
barkeit für das, was wir haben. Achtsam-
keit verstärkt dieses Gefühl, weil sie die
Fragwürdigkeit von Statussymbolen und
anderen falschen Prioritäten aufdeckt.
Ihnen wird dadurch umso bewusster,
wie Freundschaft, Schönheit und andere
Schätze Ihr Leben bereichern. Eine
weitere Quelle des Wohlbefindens liegt
darin, dass Achtsamkeit uns Dinge hin-
nehmen lehrt, die nicht zu ändern sind.
Bewährungsproben
Manchmal geraten wir durch Missge-
schicke oder durch eigene Fehler in
Bedrängnis. Achtsamkeit erhöht unsere
Belastbarkeit, denn die Art von Glück,
die aus ihr erwächst, ist nicht leicht zu
erschüttern. Oft steckt in uns – trotz
aller Schwierigkeiten, vor die uns das
Leben stellt – ein innerer Kern der
Zufriedenheit. Achtsamkeit hilft uns, ihn
zu entdecken.
GEBEN MACHT GLÜCKLICH
Die folgende Liste – sie ist nach keinem bestimmten System geordnet – zeigt
Möglichkeiten auf, wie Sie sich auf achtsame Weise für andere einsetzen und