Affäre - Syzan Crow - E-Book

Affäre E-Book

Syzan Crow

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Beschreibung

Eine zu 90% in der virtuellen Welt stattfindende Affäre zwischen Tristan und Lydia. Neunzehn Jahre Altersunterschied trennen die beiden. Trotzdem sind beide neugierig aufeinander, doch in Tristans Welt findet sich Lydia nur wenig zurecht. Ein Auf und Ab der Gefühle. Erotisch, verfangen, teils aussichtslos, was zeigt, wie schnell man sich in der virtuellen Welt verlaufen kann. Mit ungeahnten Folgen.

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Seitenzahl: 109

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Ein besonderer Dank geht an Thomas.

Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG

KAPITEL Eins

KAPITEL Zwei

KAPITEL Drei

KAPITEL Vier

KAPITEL Fünf

KAPITEL Sechs

KAPITEL Sieben

KAPITEL Acht

KAPITEL Neun

KAPITEL Zehn

KAPITEL Elf

KAPITEL Zwölf

KAPITEL Dreizehn

KAPITEL Vierzehn

KAPITEL Fünfzehn

KAPITEL Sechzehn

EINLEITUNG

Frühjahr 2017 und meine Terrasse macht den gleichen traurigen Eindruck wie ich. Es ist für diese Jahreszeit sehr warm, ungewöhnlich warm. Aber das registriere ich kaum, trotzdem ich in der wärmenden Sonne sitze.

Leer und enttäuscht schaue ich auf das Display meines Handys. Es wird nicht mehr in dem für mich liebevollen Maß piepen wie früher, oder doch? Mein Gehirn und ich warten auf den piependen Ton. Ich frage mich, wann schreibt er? Schreibt er überhaupt noch mal? Mein Gehirn findet bis jetzt in seinen Ablagen keine Antwort und kann mir deshalb keine geben.

Immer wieder verfolgt mich ein Traum. Ein Traum, der eine wunderschöne Realität war. Und da sind wir wieder im Wettlauf, wir zwei, mein Gehirn und ich. Immer noch in der Achterbahn der Gefühle?

Manchmal sind Wege für einen vorgesehen, die man nicht ahnt.

KAPITEL

Eins

Das Zimmer sieht sehr trist aus, 80er-Jahre-Stil, weiße Wände, Aluminiumfenster, die in den Ecken schon trübe werden, Neonröhren. Weiße Wände, grobe, in Längsrichtung gestreifte Vorhänge in Blau-Beige verzieren diese Fenster. Eine Gardine fehlt. Obwohl sich an diesem Zimmer nichts mehr verzieren lässt. Meine Augen kann ich, aus welchem Grund auch immer, nur halb öffnen. Irgendetwas piept neben mir, sonst ist es still.

Wo bin ich?

Mein Wohnzimmer kann das nicht sein, das habe ich anders in Erinnerung, mein Schlafzimmer ist es auch nicht.

Was ist hier los?

„Guten Morgen”, brüllt mir eine Stimme entgegen.

„Sie ist ja wach”, geht das Gebrüll weiter. Ich komme mir vor, als stünde ich vor einer Lautsprecheranlage auf einem Konzert. Wer ist das? Und wo bin ich? Erst jetzt, als ich mich bewegen möchte, bemerke ich, dass ich einen Schlauch im Mund habe. Und langsam registriere ich, wo ich bin. Die schreiende Frau entpuppt sich als Krankenschwester, sie hält ihren Kopf circa zwanzig Zentimeter vor mein Gesicht, grinst, freut sich. Sie sieht freundlich aus und spricht auch so. Allerdings viel zu laut. Was war mit mir passiert? Frage ich mich und beginne abzuchecken, was mit mir los ist. Also, eins nach dem anderen. Ich versuche mich zu bewegen, doch ich werde zusehends nervös. Das Piepen neben mir wird schneller.

„Nur nicht aufregen”, sagt die Frau, wieder so laut. „Der Arzt kommt gleich und redet mit Ihnen.”

Schön, nur, wie soll das gehen? Ich habe einen Schlauch im Mund. Ich schließe kurz die Augen, um der Frau zu signalisieren, dass ich alles verstanden habe, denn sie ist schon wieder neben meinem Ohr und brüllt hinein. Bis jetzt weiß ich zwar noch nicht, was mit mir los ist, aber eines weiß ich: Hören kann ich gut, das funktioniert. Das Piepen wird langsamer und zeigt mir, dass ich mich beruhige. Trotzdem frage ich mich und bin völlig verwirrt, warum ich hier bin. Mit meinem einstweiligen Kleindenken kehre ich zurück zu meinem Vorhaben, mich abzuchecken. Ich bin in einem Krankenhaus, habe einen Schlauch im Mund und kann meine Augen nur halb öffnen, hören kann ich aber perfekt. Ich drehe meinen Kopf, das geht zwar nicht gut, aber ich kann nach links und rechts schauen. Okay. Gehen wir weiter runter, rechter Arm, geht, linker Arm, geht nicht. Der ist so schwer, ich kann ihn nicht bewegen. Die Hände funktionieren sogar gleichzeitig. Immerhin etwas. Nun weiter runter, ist mein Gedanke, doch da fliegt die Tür auf, ich bemerke den Windstoß, allerdings habe ich nicht mitbekommen, dass die Frau aus dem Zimmer gegangen ist. So laut sie auch spricht, so schleichend verlässt sie das Zimmer. Sie muss gegangen sein, als ich, zumindest bis zur Mitte, mit meinem Körper beschäftigt war.

„Ja, da ist sie ja wieder.” Diesmal eine tiefe Männerstimme, nicht ganz so laut, wie die Frau, der sich ebenso in zwanzig Zentimeter Entfernung vor meinem Gesicht aufstellt. Dunkle kurze Haare, dunkler Drei-Tage-Bart. Er kommt mir freundlich entgegen. Ich schließe etwas länger die Augen, um ihm zu signalisieren, dass ich genau das, was er gerade tut, als besonders unangenehm empfinde.

„Haben Sie Schmerzen?”, fragt er mich, und ich versuche, den Kopf zu schütteln. Von Schmerzen habe ich bis jetzt noch nichts bemerkt. Ich frage mich, soll ich welche haben, und wenn ja, wo?

Der Mann bemerkt mein Kopfschütteln und fragt weiter: „Sie können mich verstehen?!” Diesmal nicke ich, allerdings weiß ich nicht, ob das eine Frage oder eine Aussage ist. Die Reihenfolge seiner Fragen ergibt für mich keinen Sinn.

„Wissen Sie, wo Sie sind?”, fragt er weiter. Von mir bekommt er nur ein leichtes Kopfschütteln, was bedeutete, dass ich meinen Kopf leicht von links nach rechts fallen lasse, von Schütteln kann hier wirklich nicht die Rede sein.

„Ich bin Dr. Asland. Thomas Asland. Ich habe Sie nach ihrem Unfall betreut. Können Sie sich erinnern?” Und wieder verneine ich mit meinem Kopf diese Frage. Welcher Unfall? Ich weiß von nix. Wenn die mir endlich mal den Schlauch rausnehmen würden, dann könnte ich auch einige Fragen stellen, so ist das ziemlich einseitig mit der Fragerei.

„Schwester Sandra, bereiten Sie doch bitte alles vor, damit wir die Patientin von der Beatmung nehmen können”, sagt er, ohne die Schwester anzuschauen, in meine Richtung und ich schließe lang und wohlwollend den kleinen Spalt meiner Augen, sodass er meine Zustimmung deuten kann. Kann dieser Arzt vielleicht Gedanken lesen? Mit viel Dankbarkeit verfolge ich, so gut ich kann, die Geschehnisse in meinem Zimmer. Dabei bemerke ich, dass noch drei weitere Männer in weißen Kitteln um mein Bett stehen. Vielleicht sind sie auch Ärzte.

Mir ist in dem Moment nur wichtig, diesen mittlerweile unangenehmen Schlauch loszuwerden. Schwester Sandra verschwindet kurz und kommt mit was auch immer wieder. Mein Bett wird ein Stück verschoben, und innerhalb von einigen Sekunden höre ich Schwester Sandra sagen: „Dann schauen wir mal.” Mein Kopf wird nach hinten gehalten, und es dauert nicht lange, da sehe ich aus dem Augenwinkel ein Stück, das aussieht wie ein Schlauch, vor meinem Gesicht schweben. Allerdings kann ich den schwebenden Weg nicht weiterverfolgen, denn ein heftiger Hustenreiz überkommt mich, aber nun kann ich wieder selbstständig atmen. Ein Pluspunkt. Zu reden traue ich mich noch nicht, obwohl ich sonst nicht so ruhig bin, aber in diesem Moment, als die halbe Belegschaft in meinem Krankenzimmer steht, überkommt mich Ehrfurcht.

Ich weiß immer noch nicht, was passiert ist. Doch so, wie ich diese Truppe einschätze, würden diese Informationen nicht lange auf sich warten lassen. Ich soll recht behalten.

Dr. Asland tritt wieder zu mir und nickt mir freundlich zu. Dieser Mann strahlt solch eine Ruhe aus, dass ich selbst ruhiger werde. Mir fällt auf, dass das Piepen neben mir nicht mehr zu hören ist. Lebe ich noch? Jemand nimmt mein rechtes Handgelenk und fühlt meinen Puls. „Es ist alles gut bei ihnen”, sagte er mir. Diese kleine sanfte Berührung schießt mir durch den ganzen Körper, und ich merke, wie Tränen über mein Gesicht laufen, zeitgleich kommt dieser Jemand, der zuvor mein Handgelenk gehalten hat, mit einem Stück Zellstoff und wischt sehr sanft über mein Gesicht, wischt die Tränen weg, was dazu führt, dass ich noch intensiver zu weinen beginne. Meine Nerven versagen in diesem Moment völlig.

„Weinen Sie ruhig. Manchmal tut das gut”, sagt Dr. Asland zu mir, und ich schaue ihn verschwommen an. Jetzt sehe ich noch weniger als vorher.

Er wendet sich seinen Kollegen zu und sagt: „Sie können schon weiter machen. Ich werde mich noch mit der Patientin unterhalten.” Seine Anweisungen scheinen prompt zu fruchten und die anderen verlassen das Zimmer. Schwester Sandra auch. Er wartet einen kleinen Moment und dreht sich dann wieder in meine Richtung, schiebt die Bettdecke am Ende des Bettes beiseite und fragt: „Darf ich?” Ich nicke zustimmend. Er setzt sich an das Bettende und sieht mir an, dass ich mich nicht wohlfühle in meiner Liegeposition. „Möchten Sie etwas höher liegen oder sich aufsetzen?” Auch hier nicke ich vorsichtig. Mir ist es sehr peinlich, jemandem, den ich nicht kenne, solche Probleme zu bereiten. Ich bin es nicht gewohnt, dass sich so fürsorglich um mich gekümmert wird. Er steht nochmal auf, bedient auf der linken Bettseite ein paar Knöpfe und das Kopfteil meines Bettes bewegt sich mit mir. Allerdings rutsche ich runter, tiefer in das Bett. Dr. Asland lächelt mich an, nimmt mich mit einem fachmännischen Griff und setzt mich wie eine Puppe gerade in das Bett. Das allerdings sehr vorsichtig. Weicht einen Schritt zurück und setzt sich wieder ans Bettende, mir zugewandt.

„Danke”, bringe ich leise hervor, was ihn anscheinend sehr freut, denn er lacht mich an und ich bin überrascht über mich selbst. Reden kann ich.

„Hey, das funktioniert doch super”, meint er spontan daraufhin. „Sie wissen nichts mehr von dem Unfall? Die Polizei möchte gern mit ihnen reden.”

Er bekommt von mir nur ein sehr leises Nein. Mehr als diese leisen Worte kann ich nicht reden, will ich nicht reden, denn ich bin mittlerweile vollkommen verwirrt. Ich weiß nicht, welches Datum heute ist, welche Uhrzeit und was mit mir passiert ist.

„Sie hatten einen sehr schweren Autounfall”, beginnt Dr. Asland zu erzählen und Tränen laufen erneut über mein Gesicht. „Dass Sie das überlebt haben, grenzt an ein Wunder. Jetzt haben Sie einen zweiten Geburtstag.”

Ich höre weinend zu. „Am fünfundzwanzigsten Februar wurden Sie abends mit sehr schweren Verletzungen hier eingeliefert und da kann man von Glück reden, dass der Motorradfahrer den Qualm unter der Brücke gesehen hat. Wir haben Sie in der Nacht noch operiert. Ich selbst war dabei und deshalb sitze ich jetzt auch hier, um Ihnen das alles zu erzählen und Ihre Fragen zu beantworten. Und machen Sie sich keine Sorgen, Sie kommen wieder auf die Beine. Wir haben Sie kernsaniert”, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht, was ihn sehr charmant erscheinen lässt. Er reicht mir ein Taschentuch aus Stoff, welches er aus seiner Kitteltasche zieht und ich nehme es mit der rechten Hand, was mir zeigt, dass diese Hand und der Arm funktionieren. Ich schlage das Taschentuch auseinander und wische mir die Tränen ab.

„Ihr linker Arm ist unterhalb der Schulter gebrochen, das linke Schienbein ist gebrochen, beides haben wir mit Metall fixiert. Das Bein wird wieder wie neu. Ihr Becken ist verstaucht, ein Wirbel ist angebrochen, einige Rippen sind gebrochen, auch das ist repariert“, er lacht mich an. „Insgesamt haben wir Sie sechs Stunden operiert. Aber der Arm macht mir Sorgen. Die Rippenbrüche liegen glatt aufeinander, die sollten keine Probleme bereiten. Allerdings werden Sie lange Zeit nicht arbeiten können, Sie müssen sich schonen. Wir haben mit der Polizei gesprochen und die sagen, dass Ihr Auto vorne links aufgeschlagen ist. Deshalb haben Sie die meisten Verletzungen auch an der linken Körperseite; rechts geht fast alles, bis auf das verstauchte Becken. Übrigens, wenn Sie ein kleineres Auto gefahren wären, hätten Sie das nicht überlebt. Die lange Motorhaube und das stabile Blech an Ihrem Fahrzeug haben ihnen das Leben gerettet, so sagt die Polizei. Die wollen übrigens mit Ihnen reden, wenn es Ihnen wieder besser geht.”

Während seiner Erzählung sehe ich ihn nur an, versuche ruhig zu atmen und vor allem versuche ich alle Informationen aufzunehmen, die er mir gibt. Mir fehlt der komplette Film.

„Mein Gesicht?”, frage ich ganz leise.

„Ihr Gesicht wird wieder. Durch den Aufprall hat sich auf der linken Seite alles ins Fahrzeuginnere gedrückt. Sie sind mit ihrem Gesicht auf das Lenkrad aufgeschlagen und haben die Splitter der Frontscheibe abbekommen. Aber außer ein paar leichten Schnitten und Prellungen ist dort alles okay und nichts gebrochen. Gott sei Dank, bei Ihrem hübschen Gesicht.”

Wer weiß, wo ich noch überall angeschlagen bin, denke ich bei mir. Mein Lächeln funktioniert nur eingeschränkt und in meinen Augen kann man, glaube ich zumindest, kein Lächeln erkennen. Ich bedanke mich bei ihm.

„Ach ja, Ihr Freund war mehrmals hier. Wir haben ihn benachrichtigt aufgrund der Notfalltelefonnummer auf Ihrem Handydisplay. Das Handy finden Sie übrigens in der Schublade vom Nachttisch, wie auch andere private Dinge. Schwester Sandra hat die Sachen für Sie dort hineingelegt. Ihr Freund hat Ihnen Kleidung gebracht und natürlich auch eine Zahnbürste. Die Blumen sind auch von ihm. Soll ich ihn anrufen und ihm sagen, dass Sie wach sind?”

Ich schüttele den Kopf, denn ich muss erst mal selbst klarkommen und begreifen, was mit mir los ist. „Danke für Ihre Hilfe”, sage ich leise zu Dr. Asland. „Wie viel Uhr ist es?”

„Heute ist der achtundzwanzigste Februar, neun Uhr abends. Kann ich noch irgendwas für Sie tun? Ich habe die komplette Nachtschicht und werde später noch einmal nach Ihnen schauen. Schwester Sandra hat Ihnen einen Kopfhörer für den Fernseher hingelegt. Und ich organisiere noch etwas zu trinken und zu essen, nur eine Kleinigkeit, falls Sie Hunger bekommen.”