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Dieses märchenhafte Gedicht basiert auf dem bekannten Märchen aus 1001 Nacht. Aladin ist ein junger Mann, der von einem Zauberer beauftragt wird, eine Öllampe in einer magischen Höhle zu finden. Nachdem der Zauberer ihn zu betrügen versucht, behält Aladin die Lampe für sich. Er entdeckt, dass in der Lampe ein Geist namens Dschinn steckt, der die Wünsche des Lampenbesitzers erfüllen muss. Mit Unterstützung des hilfreichen Geistes wird Aladin reich und mächtig und heiratet die schöne Tochter des Sultans.
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Seitenzahl: 90
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Aladdin und die Wunderlampe
Ludwig Fulda
Inhalt:
Ludwig Fulda – Biografie und Bibliografie
Aladdin und die Wunderlampe
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Aladdin, Ludwig Fulda
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849615093
www.jazzybee-verlag.de
Deutscher Dichter und Schriftsteller, geb. 15. Juli 1862 in Frankfurt a. M., verstorben am 30. März 1939 in Berlin. Studierte in Heidelberg, Berlin, Leipzig germanische Philologie, Literaturgeschichte und Philosophie und wurde 1883 in Heidelberg zum Doktor promoviert auf Grund der Abhandlung über Christian Weise, die er in seiner schon während der Studienzeit besorgten Ausgabe der »Gegner der zweiten Schlesischen Schule« (in Kürschners »Deutscher Nationalliteratur«) veröffentlichte. 1884 siedelte F. nach München über, wo Paul Heyse großen Einfluss; auf seine dichterische Ausbildung gewann. Im Herbst 1888 ließ er sich in Berlin nieder und trat jener Gruppe von jungen Dichtern bei, die im Sinn eines gemäßigten künstlerischen Realismus wirken. Fuldas Talent hat sich zunächst in einer ungewöhnlich leichten Herrschaft über die sprachlichen und künstlerischen Formen der Poesie bekundet; sein anmutiger Witz ruht auf ernstem Grund. Außer »Gedichten« (Berl. 1890), den trefflichen »Sinngedichten« (Dresd. 1888, 3. Aufl. 1904) und »Neuen Gedichten« (Stuttg. 1900) veröffentlichte F. die Lustspiele »Die Aufrichtigen« (Heidelberg 1883), »Unter vier Augen« (Leipz. 1886), »Das Recht der Frau« (das. 1888), »Die wilde Jagd« (das. 1893), »Die Kameraden« (das. 1895), »Robinsons Eiland« (das. 1895), »Jugendfreunde« (Stuttg. 1898), »Die Zwillingsschwester« (1.- 4. Aufl., das. 1901), »Kaltwasser« (das. 1903), »Fräulein Witwe« u. »Das Wunderkind« (Berl. 1896); ferner die Schauspiele: »Das verlorene Paradies« (Stuttg. 1892), »Die Sklavin« (das. 1892); das mit großem Beifall aufgenommene Märchendrama »Der Talisman« (1893; 17. Aufl., das. 1903), »Der Sohn des Kalifen« (das. 1897), die Tragödie »Herostrat« (3. Aufl. das. 1899), den Märchenschwank »Schlaraffenland« (das. 1900) und das Schauspiel »Novella d'Andrea« (das. 1904). Anziehend sind auch Fuldas Novellen »Lebensfragmente« (Stuttg. 1894, 2. Aufl. 1896) und »Die Hochzeitsreise nach Rom« (Leipz. 1900) sowie die Versnovelle »Neue Jugend« (Frankf. a. M. 1887, 2. Aufl. 1893). Ausgezeichnetes leistete er als Übersetzer von »Molières Meisterwerken« (Stuttg. 1892, 3. Aufl. 1901), Cavalottis »Hohem Lied« (Leipz. 1894), von Rostands Verslustspiel »Die Romantischen« (Stuttg. 1896) und namentlich von dessen »Cyrano de Bergerac« (das. 1898, 15. Aufl. 1902).
Kommt, Kinder, faßt mich bei der Hand! Ich führ' euch in das Morgenland Und in sein Märchenparadies Auf einem wohlbekannten Pfade. Vor langen, langen Jahren wies Ihn die berühmte Schehersade Dem argen Sultan Scheherban, Sodaß der greuliche Tyrann – Weil ihre Kunst, in bunten Bildern Ihm eine Zauberwelt zu schildern, Unwiderstehlich ihn berauschte – Vergessend Speis' und Trank und Ruh', Ihr volle tausend Nächte lauschte Und eine weitre noch dazu.
Von jenen köstlichen Geschichten, Mit denen sie sein Ohr betört, Will ich euch eine nun berichten; Seid also mäuschenstill und hört:
In einer Hauptstadt fern im Osten, So fern, daß nur mit viel Gefahr Und ungeheuren ReisekostenMan ihr zu nahn imstande war, Jedoch so reich an Herrlichkeiten, Daß niemand ihresgleichen sah, Dort lebte vor geraumen Zeiten Ein Bürger namens Mustapha Mit seiner Frau und seinem Sohn. Sein Brot erwarb er sich als Schneider; Sein Handwerk aber trug ihm leider Trotz allem Fleiß nur magren Lohn, Und knapp war drum bei ihm bemessen Das Mittag- wie das Abendessen.
Den Sohn – man hieß ihn Aladdin – Konnt' er nur mangelhaft erziehn; So ward aus dem ein rechter Flegel, Der gut tat, nur solang' er schlief, Der schon frühmorgens in der Regel Barfüßig auf die Gasse lief, Sich dort herumtrieb nach Belieben Mit andern kleinen Tagedieben Und, bis ihm durch ihr Heer von Sternen Den Heimweg zeigen ließ die Nacht, Auf jeden Unfug war bedacht, Sich aber sträubte, was zu lernen. Der Vater hieb den Arm sich lahm, Sah schließlich ein, mit solchem Rangen Sei nichts Gescheites anzufangen, Und wurde krank und starb vor Gram.Der Bursch, nun fünfzehn Jahr' schon alt, Groß, schlank, fast männlich von Gestalt, Statt auf die Hosen sich zu setzen Für seiner Mutter Unterhalt, Fuhr fort, auf öffentlichen Plätzen Herumzulungern ohne Ziel Und seine Tage zu vergeuden In rohen Müßiggängerfreuden, In plumpem Spaß und wildem Spiel.
Einst, als er in gewohnter Art Sich raufte mit der Gassenjugend, Merkt' er, das eifrig nach ihm lugend Ein fremder Mann mit schwarzem Bart Und afrikanischen Gewändern Ihm scheinbar im Vorüberschlendern Sich näherte. Der Fremde blieb Dicht vor ihm stehn und sprach: "Vergib, Mein junger Freund, und laß mich wissen: Wer ist dein Vater?" Aladdin Versetzte: "Längst schon hat mir ihn Des Todes rauhe Hand entrissen. Im Leben hieß er Mustapha." Die hellen Tränen rollten da Dem Fremdling über beide Wangen: "O Glück, daß ich, mein Sohn, dich treffe," Sprach er mit zärtlichem Umfangen; "Du bist ja mein geliebter Neffe.
Dein Vater war mein Bruderherz; Ich aber bin ununterbrochen Schon auf der Reise hundert Wochen, Um ihn zu sehn. Drum hat der Schmerz Mich bei der Nachricht übermannt Von seinem traurigen Geschicke; Hab' ich doch gleich beim ersten Blicke Dich an der Ähnlichkeit erkannt!" Drauf hieß er ihn die Mutter grüßen Und zog ein Beutelchen heraus Und gab ihm Geld.
Auf raschen Füßen Lief Aladdin vergnügt nach Haus, Um seiner Mutter klipp und klar Den ganzen Handel zu erzählen. Die Mutter konnt' ihm nicht verhehlen, Wie sehr sie drob verwundert war. Mit rechten Dingen kaum geschah's! Wo war der Oheim hergekommen, Da sie doch nie zuvor vernommen Von einem Bruder Mustaphas? Doch weil das Geld gar lustig klang, Zerbrach sie sich den Kopf nicht lang; Und abends wollten beide grad Von ihrem kargen Mahle naschen. Als jener Mann mit vollen Flaschen Und Früchten in die Stube trat,Um selber sich zu Gast zu laden. Von Rührung überwältigt schier Blickt' er sich um, als woll' er hier Von neuem sich in Tränen baden, Und sagte: "Teure Schwägerin, Wohl vierzig Jahre flossen hin, Seit ich dies Heimatland verlassen, Um in der Fremde Fuß zu fassen Und dem erträumten Glücke nach Den halben Erdkreis zu durchstreifen; Es läßt sich also gut begreifen, Daß nie mein Bruder von mir sprach. Nun aber endlich heimgekehrt Und trostlos, weil an seinem Herd Ich ihn lebendig nicht mehr finde, Den sehnsuchtsvoll ich suchte – nun Will wenigstens ich seinem Kinde, Was ich vermag, zuliebe tun."
Zu Aladdin gewandt hierbei, Begann er freundlich ihn zu fragen, In welchem Handwerk er beschlagen Und welcher Zunft beflissen sei. Der Bursche schwieg verlegen still; Die Mutter aber sprach betrübt: "Kein Handwerk hat er je geübt, Weil er durchaus nichts lernen will. Da hilft kein Warnen und kein Schelten;Ich glaube wahrlich, daß noch selten Es einen solchen Faulpelz gab. Er bringt mich an den Bettelstab, Und nächstens weis' ich ihm die Türe. Sein Vater würde sich im Grab Umdrehn, wenn er davon erführe."
Der Fremdling mahnte drauf den Jungen In mildem, väterlichem Ton: "Das ist nicht wohlgetan, mein Sohn; Doch treibt man etwas nur gezwungen, Dann wird es einem leicht vergällt. Berufe gibt es viel auf Erden; Du mußt nicht grad ein Schneider werden, Und wenn kein Handwerk dir gefällt, So will ich gerne mich verpflichten, Im feinsten städtischen Bazare Dir einen Laden einzurichten Mit Linnenzeug, mit Seidenware, Kostbaren Teppichen und Stoffen, Sodaß Gewinn und neuer Kauf Dir Wohlstand bringt. Gesteh' mir offen: Wie nimmst du diesen Vorschlag auf?" Der Schlingel, ohne lang' zu schwanken, Erklärte schmunzelnd sich bereit; Die Mutter schwamm in Seligkeit, Hieß ihn sich tausendmal bedanken Und zweifelte nicht länger dran,Der unbekannte Biedermann, Der gleich ein ganzes Warenlager Dem Sohn zu schenken sich erbot, Sei niemand anders als ihr Schwager.
Am nächsten Tag ums Morgenrot Erschien der neue Oheim wieder, Nahm seinen lieben Neffen mit, Ging ihm zur Seite Schritt für Schritt In den Bazaren auf und nieder, Hielt an vor einem Kleiderstand Und bat ihn, aus dem dichten Schwalle Sich auszusuchen ein Gewand, Das ihm besonders gut gefalle. Freigebig kauft' er ihm dazu Noch Turban, Gürtel, Strümpfe, Schuh', Bis von dem Scheitel zu den Zehen Er einem jungen Prinzen glich. "Du sollst nun alle Tage mich Begleiten beim Spazierengehen," Sprach sein Beschützer großmutvoll; "Denn freien Blick und Welterfahrung Braucht, wer ein Kaufmann werden soll. Dem Geist wird mühelos die Nahrung Geboten, deren er bedarf, Wenn klar das Auge sieht und scharf. Einsaugen wirst auf unsern Gängen Die Bildung du wie Luft und LichtUnd läufst bei solchem Unterricht Niemals Gefahr, dich anzustrengen."
Gesagt, getan. Sie gingen beide Von jetzt ab täglich durch die Stadt, Und Aladdin, im neuen Kleide Stolz wie ein Pfau, ward nimmer satt, Sich wißbegierig anzusehn, Was ihm sein guter Oheim zeigte. Sie wandelten durch weitverzweigte Gewölbe, Hallen und Moscheen, Betrachteten die schönsten Läden, Der Straßen emsiges Gewühl, Die Brunnen, draus erquickend kühl Das Wasser schoß in Silberfäden, Von hohen Palmen überschattet, Und drangen durch ein Gittertor, Wo freier Zutritt war gestattet, Zum Prachtpalast des Sultans vor. Auch pilgerten sie manchen Tag, Die Glieder doppelt rüstig regend, Hinaus in die begrünte Gegend, Bis fern die Stadt im Rücken lag Und zu den Gärten sie gelangten, Drin unter üppigem Gerank Die wundersamsten Blumen prangten, Umspült von Teichen spiegelblank.
Nachdem auf solchen Wanderungen Manch reizend Fleckchen sich dem Jungen Erschlossen, führte sein Begleiter Auf nie zuvor betretnem Pfad Ihn eines Morgens weit und weiter, Aufwärts und abwärts, krumm und grad. Bald war kein menschlich Wesen rings Und auch kein Haus mehr zu entdecken; Doch unaufhaltsam weiter ging's. Schon türmte hinter öden Strecken Sich des Gebirges steile Mauer;