alles hat SINN im abenteuer leben # Part 3 - Selina Leone - E-Book

alles hat SINN im abenteuer leben # Part 3 E-Book

Selina Leone

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Beschreibung

Selinas Abenteuer Leben samt SINN-Suche geht in die letzte Runde ihrer Trilogie. Eine Zeit der Veränderung ist herangerückt. Das turbulente Leben von Selina wird auf ein Neues umgekrempelt. Ob sich dabei neue Türen öffnen werden? In diesem abschließenden Teil der Trilogie "alles hat SINN im abenteuer leben" erfährst du: * wie Selina sich in kleinen Schritten von der quälenden Neurodermitis befreit * was Gravierendes passiert, wenn "Pubertäter" ihr Unwesen treiben * wie man sich vom goldenen Käfig befreit * was Gewinn durch Verzicht bedeutet * wie man einen Spitalskeim überlebt sowie mehr sinnfindende Herausforderungen, aus denen Selina wachsen durfte, um ihrer Wahrheit näherzukommen ... und um endlich in einer gesunden Haut zu stecken! Auszug aus dem Schlussteil: Bevor wir die Welt retten wollen, ist es wichtig, Innenschau zu halten. Erst sich selbst retten, dann die Welt. Wenn wir uns verändern, ändert sich das Außen. Nach dem Gesetz der Resonanz. So kreieren wir unsere Welt, die wir uns wünschen. Das ist das Ergebnis von Ursache und Wirkung. Es ist ein Bewusstseinsprozess. Wir sind Schöpfer unserer Wirklichkeit. Ist der SINN des Lebens, die Erfahrung zu machen, uns unserer Vollkommenheit bewusst zu werden? In der Gemeinschaft werden wir den Wandel ins Neue Zeitalter beschreiten! Ins Goldene Zeitalter. In eine wunderbare Neue Welt. Eine Welt voller Frieden und Liebe. Dort treffen wir uns!

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Ähnliche


Da wo Liebe ist, ist der SINN des Lebens erfüllt. (Dietrich Bonhoeffer)

Selina Leone

alles hat

SINN

im abenteuer leben

Part 3

© COPYRIGHT

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titelblatt

VORWORT

ZUSAMMENFASSUNG SINN 1+2

Hilflos

Gewaltfreie Kommunikation

Déjà-vu-Erlebnis der anderen Art

Freundin … nicht nur zum Pferde stehlen

HAPPY BUCH

SCHOKI SCHOCKT

Weise Hau(p)tsache

Kurschatten oder Schattenkur

Eine Türe schließt sich, eine andere öffnet sich

Auch ein Keim kann Türen öffnen

Mein Leben änderte sich …

Geschenk der Herausforderung

19 Tage ohne Cortison!

Fasten

Resümee meiner ersten Fastenzeit

NEIN SAGEN WILL GELERNT SEIN

Es geht bergauf

Weg der Versöhnung

Ein Traum in Weiß

Alle stinkig

Zukunftszweifel

Sinnlose Rechtfertigungen

Der Schmerz nicht gebraucht zu werden

Gestank

Ist das Mobbing?

Therapeutische Entscheidung

Tagebuch eines Spitalsaufenthalts

Dankbarkeit

Früchte tragend

Ohne Tadel?

Skurrile Schullektionen

Hab dich lieb

Sprechtag

Brief einer hilflosen Mutter

Der heutige Tag ist super, weil…

Glückstagebuch

Frei von allen Sorgen

Glück gehabt

Jaci is back

Wer ist hier die große Schwester?

Das Wunder …

Von Tag zu Tag besser

Finanzielle Lichtblicke

Eigentlich endlich

Am Gefühl der Einsamkeit wachsen

Gewinn durch Verzicht

Die unausgesprochene Wahrheit

Reife Lösungen

Kontrolle der Wut

Schritt für Schritt ein neuer Mensch

Rekord

Kurz vor Disziplinarverfahren

Eingriff in Strapsen

Alles ist vorhanden

Unsere zweite Pilgerung

(Fast) alles perfekt

Aufatmen?

Nur noch Gutes

Lernprozesse

Essere al settimo cielo

Luftsprünge

Roma torno io *)

Tränen des Glücks

Innere Führung

Cara is back at home

Was du siehst, bekommst du!

Mein Ändern leben!

Nachzipf

Berufsbildende Zukunft

Scheiden tut weh?

Heilung ist die Antwort auf Liebe

Abschied

Wir sehen uns wieder

Kurz und schmerzlos

Pilgern 2017

Es geht mir rundum gut

Das Gute ist so nah

You will not die

Weiser Vorgeschmack

Im Abenteuer Liebe leben

Eine Welt voller Frieden und Liebe

NACHWORTE

Checkliste für die Pilgerung

Danksagung

Wachstum durch Bücher

Verlagsprogramm

Schöpfer unser

Urheberrechte

alles hat SINN im abenteuer leben # Part 3

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Titelblatt

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NACHWORTE

Urheberrechte

alles hat SINN im abenteuer leben # Part 3

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Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern, aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern. (C. S. Lewis)

VORWORT

Das Leben geht weiter und die Herausforderungen nach Part 1 und 2 von „alles hat SINN im abenteuer leben“ bleiben Selina treu. So setzt sich analog dazu auch die SINN-Suche in diesem Part 3 fort. Hier erstmal eine …

ZUSAMMENFASSUNG SINN 1+2

alles hat sinn im abenteuer leben

Part 1 und Part 2

In „alles hat SINN im abenteuer leben“ erzählt Selina Leone Geschichten zwischen Fiktion und Wahrheit und über ihre Suche nach dem Sinn.

Part 1 berichtet darüber, in welcher Form Selina ihre Kindheit prägt, als sie ihren Papa verlor. Er starb mit jungen 37 Jahren. Der Verlust macht ihr mehr zu schaffen als ihr bewusst ist. Verlustangst prägt sie lange.

In ihrer Jugend machen ihr die Burschen mit Mobbing und Ablehnung das Leben schwer. Sie entwickelt leidvolle Glaubenssätze, die sie zu einem Gefühl mangelnder Wertschätzung und Einsamkeit führen. Die von ihrem Papa geerbte Hautkrankheit Neurodermitis beschert ihr ein juckendes Leben und ist ihre bisweilen größte Herausforderung.

Selinas erster Mann hieß Gotthard, wie ihr Papa. Er war notorischer Fremdgeher und Perfektionist. Hochschwanger trennt sie sich von ihm. Doch bald führt sie die Co-Abhängigkeit wieder zurück in diese Verbindung. Sie heiraten als Selina ihr zweites Kind im Leibe trägt.

Selinas Hautprobleme verstärken sich. Nach einer einjährigen Psychotherapie lässt Selina sich scheiden.

Sie war nun ein freier Mensch. Alleinerzieherin, Mutter, Verkäuferin im Außendienst, Networkerin und eine aktive, mehr getriebene, Persönlichkeit …

Sie lernt einen anderen Gotthard in einem Internet-Chat kennen. Er hieß tatsächlich genauso wie ihr Papa und ihr erster Mann, der Vater ihrer beiden Töchter, der von nun an Gotthard1 (kurz G1) für alle verkörperte. Gotthard2 (G2), wie ihr neuer Partner genannt wurde, hat es mit der Eifersucht. Unbegründetes Misstrauen quält Selinas Gemüt und lässt ihren Hautzustand abermals zum Bersten bringen. Dennoch wächst ihre Zuneigung zu Gotthard2 in den Jahren, so entschied sie sich im Jahre 2007, bis dato das turbulenteste Jahr ihres Lebens, zu einer Doppelhochzeit mit ihrer Schwester. Der sogenannte “Tupper-Mann” war Grund zu ernsthaften Überlegungen, die Hochzeit platzen zu lassen! Doch die Hochzeit gemeinsam mit den Stadlers (Schwester Cornelia und Schwager Timon) fand schlussendlich statt. Das Eheleben bewegte sich weiterhin zwischen zwei Wohnungen, denn sie lebten getrennt voneinander, doch in der gleichen Wohnhausanlage - moderne Ehe könnte man es nennen.

Abgesehen von nicht enden wollenden Gerichtsprozessen, von Unterhalts- bis hin zu Obsorgeverfahren aus erster Ehe, kamen bald weitere Beziehungsprobleme aufgrund mangelnden Vertrauens auf Selina zu. Die „Sauna der Verhängnis“ war Folge einer Trennung, die zu eigenartigen Konstellationen bis hin zu einer Zweck-Freundschaft ausartete …

Part 2 bestimmt das Heranwachsen ihrer zweier Töchter. Die Probleme in ihrer Ehe waren nun das geringere Übel. Vielmehr halten sie ihre zwei Pubertäter auf Trab. Ausartende Situationen, vom Ritzen der jüngeren bis hin zum Rausschmiss der älteren Tochter, lassen sie an das Ende ihrer Kräfte kommen. All dies führte zu gesundheitlichen Problemen in allen Belangen …

Es war Zeit für eine Veränderung …

Selina erzählt weiter vom Abenteuer Leben …

Nach dem Jahre 2007 war nun 2012 an Platz 2 meiner turbulentesten Jahre gerückt. Wer glaubt, das war alles, der täuscht sich! Die Kampfansagen des Alltags lagen vorwiegend bei meinen Teenager Girls wie auch im zwischenmenschlichen Umgang nahestehender Menschen.

Das Abenteuer Leben mit einer Menge an Kindersorgen, Ängsten, Verzweiflung, juckenden Hautausschlägen, Zweifel, Wut und damit verbunden mit notwendigen Veränderungen gab mir auch ab 2013 reichlich Stoff für meine SINN-Suche. Es kamen Ereignisse auf mich zu, die mein Leben auf ein Neues umgekrempelt haben.

Ob sich dabei neue Türen öffnen werden?

Wenn du wissen möchtest, wie man einen Spitalskeim überlebt, was Gravierendes passiert, wenn "Schoki schockt", was Gewinn durch Verzicht in der Fastenzeit bedeutet, durch welche Therapie und weitere Schritte ich der Neurodermitis-Heilung näher komme und wie man sich vom goldenen Käfig einer Ehe zu lösen befähigt, dann lies weiter in diesem dritten und letzten Teil meiner Trilogie „alles hat SINN im abenteuer leben“.

Aus den abenteuerlichen Herausforderungen, aus denen ich lernen und wachsen durfte, sind Erkenntnisse und wiederum Botschaften entstanden, die mir am Herzen liegen, die ich - wie in den ersten beiden Teilen - weitergeben möchte.

Viele dieser Botschaften sind in dieser Form hervorgehoben – diese können im Text fließend weiter gelesen oder als Anregung aufgeblättert und wieder gelesen werden.

Was die Zeitformen betrifft, schreibe ich teils wie in einem Tagebuch in der Gegenwart. Auf anderer Stelle erzähle ich in der Vergangenheit, weil ich Erlebtes wie Erkenntnisse zu einem späteren Zeitpunkt notiert bzw. niedergeschrieben habe. Manchmal springe ich aus angezeigten Gründen zwischen den Jahren und Zeiten.

Dialoge (teilweise alles klein gedruckt) sowie Daten sind meist in Normalschrift und der Fließ-Text wie hier in Kursiv geschrieben.

Außerdem liebe ich weise Zitate, welche sich in diesem Schriftzug durch mein Buch ziehen.

Mir haben bewusstseinserweiternde Bücher und Filme auf meinem Weg bedeutend weiter geholfen. Daraus konnte ich für mich hilfreiche Botschaften entnehmen. Schritt für Schritt habe ich selbst Erkenntnisse gewonnen und einen Lernprozess in Gang gebracht, damit habe ich eine Veränderung IN MIR erschaffen, die mir zu mehr Glück, Freude und Gesundheit verholfen hat. Dafür bin ich unglaublich DANKBAR!

Am Ende des Buches findest du meine persönliche Bücherliste. Schlussendlich haben mir die Publikationen nur eine Erinnerung auf dem Tablett serviert, denn die Weisheiten, meine Wahrheit, hatte ich bereits in mir gespeichert.

Wir alle tragen die eigene Wahrheit bereits in UNS!

Nur ICH, mein HÖHERES SELBST in mir, konnte mir zu meinem Glück und zu meiner momentan gültigen Wahrheit verhelfen. Ebenso Wiederholungen! Auch ich wiederhole mich gerne in diesem Buch! Der Bewusstseinsprozess ist im Gange. Er endet wohl erst, wenn wir uns hier auf Erden verabschieden, unsere Aufgabe dieser Inkarnation erfüllt haben. Den SINN gefunden haben. Den Sinn der Selbstfindung.

Ob meine Erkenntnisse und Botschaften auch für dich SINN ergeben, darfst du natürlich selbst herausfinden. Denn sie sind meine Sicht der Dinge. Was bedeutet, du könntest sie natürlich auch ganz anders sehen.

Nun bleibt mir nur noch, dir spannende und SINNige Lesestunden bei „alles hat SINN im abenteuer leben“ - Part 3 - zu wünschen. So lass uns den SINN weiter erkunden! Denn es geht voran mit den Abenteuern des Lebens.

Herzlichst Selina Leone

Meine Erzählungen sind Begebenheiten zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Sie sind aus meinen Erfahrungen entstanden, was nicht heißt, dass sie der Wahrheit entsprechen. Sollte jemand meinen, sich wieder zu erkennen, dann handelt es sich dabei wohl um reinen Zufall.

 

Ich habe heute NICHTS zu tun, außer fröhlich zu sein. (Paul Simon, Musiker)

HAPPY BUCH

Juli 2013. In dieser schwierigen Zeit begann ich ein sogenanntes “Happy Buch” zu schreiben. Obwohl oder gerade weil die Ereignisse der letzten Zeit so aufreibend waren, notierte ich alle wundervollen Dinge, die mir passierten und ich versuchte, die Herausforderungen im Leben nicht in den Vordergrund zu stellen, sondern die guten Seiten hervorzukehren. Essenziell dabei ist es, seine Dankbarkeit für all die wunderbaren Dinge - ja die Wunder im eigenen Leben, die Wunder dieser Welt - zum Ausdruck zu bringen. Aufzuschreiben, was macht mich glücklich, wofür bin ich dankbar, im Hier & Jetzt.

In dieser Zeitphase ist die Kommunikation mit dem Vater meiner Kinder wieder erwacht. Die Sorgen um Aurora waren fürchterlich, sodass ich nun um seine Hilfe und Unterstützung bitten wollte. Wer unsere Geschichte kennt, weiß wie groß meine Verzweiflung schon sein musste, um mich an Gotthard1 zu wenden. Seit Ewigkeiten hatten wir keinen Kontakt. Das Telefonat mit ihm verlief sehr ruhig und konstruktiv. G1 hat mir zugehört und mir versprochen, sich der Problematik anzunehmen. Ich erzählte ihm alles, fast alles, was sich in letzter Zeit um Aurora herum abgespielt hatte. Sie war 14,5 Jahre alt, sie hatte diese Freundin, ihre BESTE FREUNDIN Jacqueline - es schmerzt beinahe, dies zu Papier zu bringen - die alle Jaci nannten, und die Aurora in keine guten Bahnen brachte. Sie beeinflusste sie und meiner Ansicht nach nur negativ. Auch informierte ich Auroras Vater von der Phase des Ritzens zwei Jahre zuvor. Was ich G1 gegenüber jedoch nicht erwähnte: dass ich sie beim Rauchen erwischt habe. Warum mir das so ein Dorn im Auge war und ich es ihm nicht auf die Nase zu binden wagte, kann ich nicht so leicht nachvollziehen. Da Auroras Papa selbst nie geraucht hat, hatte ich das Bedürfnis, ihn hiermit zu verschonen. Vielleicht auch deshalb, weil er mich anno dazumal bei meiner Mutter verpfiffen hatte - wie in SINN1 berichtet. Sonntag darauf war das Gespräch zwischen Aurora und ihrem Vater. Es kam kein Feedback, so fragte ich zwei Tage später per Mail nach: “Welchen Eindruck hast du von Aurora bekommen?” Klarheit darüber bekam ich erst bei einem langenTelefonat ein paar Tage später. Gotthard1 bemühte sich sehr, war mit den Kindern shoppen, hat viel Geld ausgegeben. Er versprach, sich mehr um unser Jüngstes zu kümmern, auch mehr mit ihr zu unternehmen. “Von der Freundin muss Aurora dringend Abstand gewinnen!”, war auch seine Meinung. “Zu mehr Sport und zum Lernen müssen wir sie motivieren können!”

Ja, wenn das so einfach wäre. Meine Dankbarkeit, für seinen Einsatz und die Unterstützung, habe ich meinem Ex ehrlich zum Ausdruck gebracht. Es fühlte sich für mich sehr erleichternd an, mich nicht alleine um diese belastenden Dinge kümmern zu müssen. Das Happy-Buch wirkte. Seit so langer Zeit wieder an einen Strang mit dem Vater meiner Kinder zu ziehen, machte mich ein Stückchen mehr „happy“.

Auch was mein eigenartiges Ehe-Verhältnis zu meinem Mann betrifft, von dem ich seit einer Weile nicht nur räumlich - wir haben ja nie zusammen gelebt - getrennt lebe, hat sich in diesem Juli die Disharmonie gelöst. Aufgrund der Situation mit Aurora hat auch Gotthard2 sich eingebracht und uns geholfen wie er konnte. Sein Stiefvater-Verhältnis zu Aurora war ein besonders fürsorgliches und liebevolles. Nun bot sich durch den vermehrten Kontakt die Gelegenheit einer Annäherung, die er sogleich nützte. Obwohl er zuletzt nicht einmal mehr eine Freundschaft zwischen uns halten wollte. Auf seinen Kuschelkurs bin ich diesmal nicht eingestiegen. Doch ich bat ihn, sich zu melden, während wir in Kroatien auf Urlaub sind. Ich machte mir Sorgen um seine Gesundheit und wollte am Laufenden bleiben. Einen solchen Kontakt lehnte er wiederum ab. Ich hoffte dennoch, über meinen Schwager Timon zu erfahren, wie es ihm ergehen würde, denn die beiden unterhielten geschäftliche Verbindungen. Anfangs war geplant, dass Gotthard2 auf unseren gemeinsamen Urlaub mit der Familie meiner Schwester mitkommt. Durch unsere zwischenzeitliche Trennung kam es nun anders. Mein Neffe Raffael und Aurora kamen mit auf Reisen. Cara musste aufgrund ihres Praktikums daheim bleiben.

Alles fühlte sich die letzten Wochen leichter an.

Das Happy Buch zeigte seine Wirkung.

Vorläufig und noch nicht nachhaltig …

Der Pessimist sieht in jeder Chance eine Bedrohung, der Optimist in jeder Bedrohung eine Chance.

(Winston Churchill)

SCHOKI SCHOCKT

Sommer 2013. Die Stadlers - sprich meine Schwester Cornelia und mein Schwager Timon - haben Aurora und mich auf einen Urlaub nach Kroatien eingeladen. Ich hab ihnen geholfen, diese Reise auszusuchen. Zwei Traumvillen, ein Traumurlaub. Eine Woche in Istrien und eine Woche auf Krk. Eine Villa im Landhausstil, die andere Villa war von der modernen Art. Alles schien perfekt zu sein …

Wir durften das Auto von Cornelia für die Reise nehmen, denn mein “Schnucki” wäre doch zu klein und hätte nicht die entsprechende Stärke beim Beschleunigen und auf der Autobahn. Aurora und ich hatten schon auf der Anreise großen Spaß, wir legten uns gute Musik auf, tanzten choreografisch mit Armen und Händen zu „Blurred Lines“, sodass uns die Autofahrer, die im Stau neben uns standen, anlachten oder auch etwas „schief“ anschauten. Es war eine fabelhafte Stimmung und ich war froh, dass Aurora endlich raus kommt aus ihrer Umgebung, weg vom schlechten Einfluss ihrer jüngsten Vergangenheit.

Die Stein-Villa in Istrien war ein echter Traum! Wir hatten Meerblick auf die Bucht und nur 900m zum einsamen Badestrand, was meiner Schwester Cornelia besonders gefallen hat, denn sie mag keine überfüllten Strände. Mich hat die Nähe zum Wasser auch deshalb begeistert, weil ich jederzeit alleine zu Fuß zum geliebten Meer marschieren und meiner Haut etwas Gutes zu tun konnte. In dieser ersten Woche ging ich täglich die 900m von der Villa zum Meer steil runter und wieder hinauf, was meiner körperlichen Fitness gut tat. In der Früh konnte ich dort sogar nackt baden. Einfach herrlich, ein Traum.

Fasziniert haben uns ebenso die geschmackvoll kreierten Details der wundervollen Unterkunft, jedes kleinste Accessoires in dieser gepflegten Villa, von den Küchenutensilien bis hin zu den stimmigen Bildern in jedem einzelnen Raum, alles war in einem Vintage-Stil der Villa angepasst und liebevoll dekoriert. Ebenso im Garten, beim Pool, die Kräuterwiesen, der Duft von Rosmarin und Lavendel, wo sich bunteSchmetterlinge wie summende Bienen und Hummeln ebenso gerne trafen. Wohlfühlgefühl vom Feinsten. Nach dieser Woche wollten wir gar nicht mehr umsiedeln. Umso enttäuschter waren wir auf der Insel Krk, denn bei der modern eingerichteten Villa, die erst ein Jahr jung war, fehlte uns jene Wärme, welche die Villa davor ausgestrahlt hatte. Die Vermieter wussten wohl nicht was um sie geschieht, weil wir bei Übergabe nicht in Euphorie ausbrachen. Schlussendlich erfreuten wir uns auch dieser Luxus-Unterkunft, mit eigenem Billardtisch, Whirlpool und Sauna im Keller … Aber braucht man das im Sommerurlaub?

Es war ein wundervoller Urlaub. Wir unternahmen viel, schauten uns viele bezaubernde Ecken von Istrien und Krk an, machten Spaziergänge durch die Städte und Orte, genossen die kroatische Küche wie auch die Natur und das Meer. Ich war sehr dankbar, das alles miterleben zu dürfen.

Gegen Ende der ersten Woche kam der Schock. Ein Anruf, der unser aller Leben von einer Sekunde auf die andere in ganz andere Bahnen lenkte. Niemand war darauf vorbereitet, niemand hätte auch nur im geringsten an so etwas gedacht, niemand konnte es auch nur im Leisesten erahnen.

Wir waren alle auf unserem schönen Badeplatz, aalten uns in der Sonne, genossen das herrlich erfrischende Meer, schwammen unsere Runden. Cornelias Handy läutete. “Cara”. Warum ruft Cara bei Cornelia an? Cornelia übergab mir das Telefon und erklärte, mein älteres Töchterlein hätte mich auf meinem Handy nicht erreicht. „Mama, ich muss dir etwas erzählen, das wird dir aber gar nicht gefallen. Schau, dass Aurora das nicht mitbekommt.“

Man sollte glauben, was wir mit Aurora in der letzten Zeit durchgemacht haben - vom Mobben, Ritzen, über Rauchen, schlechte Noten, Zoff in der Schule - würde ausreichen und es könnte nun endlich Ruhe über die Pubertäter-Untaten wachsen. Noch dazu, wo Aurora in der Tiefe ihres Gemüts ein unglaublich liebes, süßes, meistens auch braves, vernünftiges, im Grunde eher schüchternes, introvertiertes Mädchen ist. Und obendrein ist sie verdammt gutaussehend. Mein Töchterlein hat wunderschöne, dichte, sehr lange, goldbraune Haare, mandelbraune Augen und sie schaut auf ihr gepflegtes Äußeres. Mit ihrem unglaublich entzückenden Lächeln zieht sie wohl ausnahmslos jeden – auch mich als ihre Mutter – ohne Zweifel in ihren Bann. EineAugenweide. Wie auch Schwesterchen Cara, die eine wunderhübsche, wie sonnige und charismatische Ausstrahlung hat. Meine Tochter, keine der beiden, hat die Erscheinung eines Mädchens, die auf solch verrückte Ideen kommt. Nun, was hilft das alles, wenn sich ein junges Wesen - vielleicht weil es von sich selbst nicht überzeugt ist - von anderen derart beeinflussen lässt? Doch eines weiß ich genau, Aurora ist in ihrem innersten Kern ein wunderbares Wesen. Genau wie ihre Schwester …

Ich bat Cara, mich auf meinem Handy anzurufen. Nervös schaute ich mich um. Aurora und Raffael lachten ausgelassen und suchten gerade nach kleinen Krebsen am Kieselstein-Meer. Auf diesem kleinen, vielleicht 30m breiten Bucht-Abschnitt konnte ich nicht wirklich weit weg von Aurora, schaute aber, dass ich zumindest am anderen Ende Platz fand, mit einem Gefühl im Bauch, das schwer vorstellbar ist. Was da in diesen Sekunden alles durch meinen Kopf ging! Was ist passiert? Was ist los mit Aurora? Was war nun schon wieder? Warum muss ich wieder mit Problemen konfrontiert werden? Und sofort schoss mir diese unliebsame Freundin ein. Was hat Jaci nun wieder mit Aurora angestellt? Ich hatte im Grunde keine wirkliche Vorstellung, was mich erwarten würde, was ich nun von Cara zu hören bekam. Dieser Anruf würde mein Leben nun schlagartig ändern. Niemals hätte ich eine solche Wende einen Augenblick zuvor vermutet …

Cara erzählte mir, sie hätte in Auroras Zimmer eine kleine Geldbörse für sich gesucht. Dabei fand sie „es“.

Wer weiß, warum dies hat passieren müssen? Alles hat doch seinen SINN, oder?!

Wie schon bei den bisherigen Eskapaden, kommen Fragen hoch: Sollte es sein, um zu erkennen? Um „es“ rechtzeitig zu entdecken?

Um früh genug etwas verändern zu können? Bevor es womöglich zu spät ist!

Es ist bestimmt eine Chance! Danke Gott!

In einem kleinen Plastikbehälter fand Cara das, was man im Fachjargon „Gras“ nennt. - Als ich später dieses Zeug vor Augen und Nase gehalten bekam und erstmals mitbekommen habe, wie es aussieht und vor allem riecht, war ich noch mehr angewidert. Es war und ist einfach ekelig für mich. Dieser Geruch verfolgte mich noch lange und ich werde diesen wohl nicht leicht wieder los. Bei einem späteren Treffen mit meinenFreundinnen in der Inneren Stadt meiner Heimatstadt roch ich dieses Kraut schon von Weitem, als wir an einem heißen Sommerabend den Donaukanal bei den Strandlokalen entlang gingen. Nicht nur dort dürfte es wohl üblich sein, das Zeug zu rauchen. An jeder Ecke kommt einem dieser penetrante Geruch entgegen. Erst ab diesem Zeitpunkt wurde mir bewusst, wie verbreitet und gar „normal“ diese Art des Rauchens vor allem bei einer Vielzahl von Jugendlichen ist.

Ich hatte schon als Teenager Ehrfurcht vor solchem Hokuspokus, hatte auch andere derartige Suchtmittel nie angegriffen und zum Glück auch niemals angeboten bekommen. Die Angst vor dem Süchtigwerden war größer als dies jemals zu probieren. Der Film „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ hat mich in meiner Jugend derart geprägt, um Abstand zu halten und mich niemals hautnah damit konfrontieren zu lassen. Deswegen habe ich meinen Kindern diesen Film schon vorbeugend online runtergeladen. Hat dieser ihnen nicht so zugesetzt wie mir? Ist dieser 30 Jahre später für die heutige Jugend nicht mehr zeitgemäß, weniger abschreckend als damals für mich?

Nach dem Anruf von Cara in Kroatien war jedenfalls nichts mehr so wie es im vorigen Moment noch war. Mein Leben hat sich von einer Sekunde auf die andere schwerwiegend geändert. Es war mir klar, nun MUSSTE ein anderer Weg eingeschlagen werden. Radikal!

Fragen über Fragen quälten jede Minute mein Gemüt. Was hat meine Aurora damit zu tun? Wie steckt sie mit drinnen? Hat sie das Zeug selbst benutzt? Was hat ihre Freundin Jaci damit am Hut? Was wird nun aus Auroras Zukunft? Wie reagiert man als Elternteil in so einem Falle? Was ist richtig, was ist falsch? Ich war verzweifelt, entsetzt, wütend, voller Sorge, voller Angst, was nun kommen wird, traurig, schwer enttäuscht, zornig auf Aurora, wütend auf mich, weil ich mich als Mutter mitverantwortlich sah, mein schlechtes Gewissen rührte sich sogleich, zornig war ich aber vor allem auf ihre sogenannte Freundin Jaci, die für mich klarerweise die Schuldige an allem war.

Da haben wir wieder diese Schuldfragen!

War Jaci wirklich die Schuldige?

Es gibt keine Schuld! Es gibt nur Verantwortung.

Und verantwortlich sind wir wohl alle in gewisser Weise.

Es hat etwas mit uns zu tun, sonst wäre es nicht existent.

Also wozu den Schuldigen suchen?

Verantwortung übernehmen, für sich selbst, ohne sich selbst und anderen die Schuld zu geben! Man kann es nur im Hier & Jetzt besser machen.

Vergeben! Sich selbst und den anderen.

Etwas verändern, das dem Großen-Ganzen dient. Das hier nun vor allem Aurora dient.

Es galt nun das Problem objektiv zu betrachten, zu akzeptieren, und den Fokus auf eine mögliche Lösung zu richten!

Und auf das, was man sich wünscht!

Die Entscheidung, was nun zu tun war, dienlich war, fiel schwer. Was ist richtig und was ist falsch? Welche Vorgehensweise dient Auroras Zukunft, führt sie zu ihrem wahren Weg? Kaum jemand, der so etwas Einschneidendes erlebt, kann sich vorstellen, wie es in mir ausgesehen hat. Ich war zum Glück nicht alleine gelassen, ich hatte meine Schwester und meinen Schwager, die mir zur Seite standen. Keine Ahnung wie ich all das alleine gepackt hätte. Für mich brach eine Welt zusammen!

Unser Urlaub, der so friedlich, freudvoll und erholsam begann, war von einer Sekunde auf die andere ruiniert. Nicht mehr der, der er gerade noch war. Alle Entspannung war dahin. Es gab kein anderes Thema mehr. Es wurde alles zerkaut, zermalmt, noch einmal durchdacht, Strategien entwickelt, Anrufe von Kroatien aus gecheckt, Termine vereinbart, vor allem notwendige Konsequenzen erarbeitet. Ohne zu wissen, was wirklich passiert war, außer das, was wir wussten, hat in unserer Vorstellung Aurora für uns den Bogen überspannt. Wir haben einen Tag und eine Nacht lang nur gegrübelt, an ausreichend Schlaf war nicht mehr zu denken. Wie sehr wir uns auch bemühten, die vernichtende Stimmung nicht auf Raffael zu übertragen und nicht auf den bisher wunderbaren Urlaub auswirken zu lassen, es gelang uns nicht wirklich. Zumindest in unserem Inneren gab es nichts anderes mehr als unsere Sorge um die Zukunft von Aurora und wie wir das Schlimmste nun noch abwehren konnten.

In meiner Besorgnis telefonierte ich mit meinem (Noch)-Mann und schrieb sogar Auroras Vater ein Mail, außerdem sprach ich mit meiner Therapeutin, dort verwies man mich auf suchtpräventive Stellen.

Man empfahl mir, die Reise nicht abzubrechen, denn auch diese Gedanken kamen auf, um den Stadlers die Ferien nicht komplett zu verderben. Doch alle – auch Cornelia und Timon – meinten, es wäre besser für alle Beteiligten, den Urlaub fortsetzen, bis zum Schluss, denn so könnten wir Aurora am besten von all den Gefahren abhalten und die nötigen Schritte gut überlegt in aller Ruhe setzen. Wir schmiedeten einen Plan, wie wir nun Aurora damit konfrontieren würden und wie wir ihr das Handy wegnehmen können, um ihre Kommunikation mit den Freunden abzubrechen. War das richtig? Oder falsch?

Die Reise von Istrien auf die Insel Krk sollte eine malerische Fahrt an der Küste entlang werden. Doch meine Gedanken schweiften ständig um die gegenwärtigen Ereignisse. Nach der ersten Nacht auf Krk holten meine Schwester und ich Aurora zu uns, genauer genommen in mein Schlafzimmer der Villa, denn dort war alles soweit sicher. Wir überlegten sogar, die Gefahr nicht zu übersehen, Aurora könnte sich etwas antun und sich aus dem Fenster stürzen, wenn wir sie mit all dem konfrontieren würden, was wir erfahren hatten.

Doch was wussten wir wirklich? Nichts anderes, als das eine in unserem Lande unzulässige Substanz - die wie es scheint zu verwenden gebräuchlich ist, gut vorstellbar auch in jenen Kreisen, in denen sie untersagt wurde - in einem Kasten gefunden wurde. Nichts als das!

Der nächste Schritt war jedenfalls längst fällig, nämlich Aurora in das, was wir wussten zu involvieren. Wie konnten wir nun, ohne Vertrauensbruch seitens Cara, Aurora vor die vollendeten Tatsachen stellen? Die Vorstellung, meiner geliebten Tochter ihr über alles geliebte Handy wegzunehmen und so ihr die über alles geliebte Kommunikation mit ihren Freunden zu verwehren, war für mich fast unerträglich. Ich kam mir vor wie die schlechteste Mutter aller Zeiten. Doch natürlich war mir bewusst, diese Gefühle waren derzeit unangebracht und die Vorgehensweise war im Moment die einzige Möglichkeit, meine Tochter vor weiterem Unheil zu bewahren.

Cornelia spuckte als erstes die Fakten aus, ohne Cara einzubeziehen. Anstatt einer geführten Diskussion, wurde es mehr ein belehrender endloser Monolog. Denn Aurora kam kein einziges Wort aus. Unsere Erstreaktion war wie geplant, ihr das Handy wegzunehmen, welches sie sowieso den ganzen Urlaub über in übertriebenem Ausmaß verwendete.

Gefühlte Stunden redeten wir auf Aurora ein und wollten von ihr Erklärungen hören, die wir jedoch nicht zu hören bekamen. Aurora schwieg. Und sie heulte. Sie war wie in einem Schockzustand. „Schoki“ schockte wohl nicht nur uns! Dieser Begriff kam uns bei unserer Recherche unter - denn dieses Kraut wird in Insider-Kreisen auch in Tablettenform „Schoki“ genannt und unter der Hand verteilt.

Nach drei Stunden ging Cornelia aus dem Zimmer. Ich blieb bei Aurora und schwieg nach der Spiegel-Methode und der Devise „Wenig ist Mehr“ ebenso wie sie. Bemühte mich einfach, bei ihr zu sein. Es wirkte. Denn nun begann sie zu reden, was mich verwunderte. Wurde ihr klar, ihr Schweigen führt sie nicht weiter? Konnte ich mein jüngeres Töchterlein durch meine mütterliche Sorge, durch mein Verständnis, sie sein zu lassen wie sie ist, durch meine Liebe, die ich mich bemühte, sie trotz aller Vorkommnisse spüren zu lassen, in ihrem innersten Kern doch berühren? Oder traute sie sich vor Cornelia nicht zu lügen? Weil sie wusste, Cornelias Gemüt ließe sich im Gegensatz zu meinem mütterlichen, weichen, gutgläubigen Herz weniger beeindrucken von ihren Worten?

Hauptsache sie plauderte nun. Sie erzählte von einem Freund, für dem sie eine Box aufbewahrte. Sie hätte es selbst nicht benutzt, wusste gar nicht im Detail, was da drinnen war, versuchte sie mir glaubhaft zu begründen. Raffiniert hat Aurora sich in den letzten drei Stunden überlegt, wie sie ihre besorgte Mutter unter Tränen beruhigen konnte. Tatsächlich erleichterten mich die Geschichten, die sie mir womöglich vorlog, doch ich wollte diese einfach als Wahrheit annehmen. Für mich war von Anfang an klar, Jaci hat in dieser Sache die Verantwortung zu tragen. Und dies wurde mir später auch bestätigt. Doch Aurora wollte ihre geliebte Freundin decken.

Wir beendeten diese endlos scheinende Diskussion erstmal. Aurora hatte ab nun kein Handy, auch keinen Laptop, sogar den iPod musste ich ihr wegnehmen, weil sie mit allen Geräten die Möglichkeit hätte, mit ihren schlechten Einfluss erzeugenden Freunden Kontakt aufzunehmen. Sie durfte ab diesem Zeitpunkt absolut keine Kommunikation außerhalb der Familie mehr ausüben, sie war sozusagen abgeschnitten von ihrer Umwelt. Nur ihrem Freund durfte sie auf ihre Bitte hin noch eine Nachricht senden, die sie rascher schrieb und abschickte, als ich es mitbekommen konnte.

Den Schmerz und die Trauer meines Pubertäters konnte ich gut nachvollziehen, und ihre Empfindungen wahrzunehmen, fühlte sich für mich mindestens genauso bitter an wie für Aurora selbst.

Wir versuchten uns abzulenken, in dem wir auf einen Strand fuhren. Dort angekommen nahm Aurora voller Euphorie den Ball und ihre Badesachen aus dem Kofferraum und hüpfte wie ausgewechselt begeistert mit Raffael gemeinsam zum Meer hinaus. Sie spielten zusammen mit Enthusiasmus, und würden wir nicht davor eine solch andere Aurora erlebt haben, könnte man sich darüber freuen. Doch für uns war es höchst befremdend. Beim Heimweg brach Aurora in ihrem eigenartigen Schockzustand zusammen, obwohl wir nur einen kurzen Rückweg hatten, war sie im Auto umgehend eingeschlafen.

Unsere Fragen und Bedenken ließen uns nicht los und so durchsuchten wir Auroras Sachen. In der ganzen Villa haben wir wie Schnüffelhunde nach „Schoki“ und Co gesucht. Aurora wurde ebenso damit konfrontiert. Während Timon seinen Sohn Raffael mit Spielen abgelenkt hat, um ihn nicht mit hineinzuziehen, haben wir wie verrückt gesucht. Und nichts gefunden. Außer: ein Kondom, das ich in ihrer Geldbörse fand. “Das ist sehr vernünftig.”, bemerkte ich Aurora gegenüber, um ihr mein Vertrauen und Verständnis für diese - so hoffte ich - vorbeugende Handlungsweise zu zeigen. Eine Zigarette, die ich ebenso in der Handtasche fand, entsorgte ich ohne Kommentar. Ich war nur froh, kein Gras gefunden zu haben. Auch keine „Schoki“, also dieses Tablettenzeugs, von dem wir gelesen hatten. Aurora nahm alles ziemlich phlegmatisch, ohne sich zu wehren, hin. Das Wegnehmen der Geräte, das Kommunikationsverbot, das Durchsuchen ihrer Sachen … So komisch es klingen mag, sie schien mir fast erleichtert zu sein, als würde dadurch eine Last von ihr fallen dürfen. Nach einigen Tagen wollte Aurora ihr Handy zurück. Doch wir blieben hart. Ich für mich hätte Schritt für Schritt nachgegeben, doch meine Schwester und mein Schwager hielten mich vehement davon ab und meinten, in den restlichen Ferien sollte sie kein Handy mehr haben. Hab ich mich zu sehr beeinflussen lassen?

Um Aurora von ihren vermeintlichen Freundinnen wegzubekommen, kam mir die Idee, sie im August mit auf Kur zu nehmen, bis zu dem Tag, an dem sie mit Cara und Aurelia-Oma nach Italien fahren würde. Doch die Zeit davor fürchtete ich sogleich, denn der Urlaub war so gut wie gelaufen …

Daheim angekommen, hatte Aurora Hausarrest, einzig allein ihr Freund durfte zu ihr. Weggehen oder fahren durfte sie nur mit mir oder mit Cara - ganz einsperren wollte ich sie auch nicht. Doch meine Besorgnis war, Aurora könnte abhauen, zu diesem Freund oder „ihrer“ Jaci laufen, oder sonst wohin und womöglich nicht wieder zurückkommen! Aurora war wider Erwarten total vernünftig und auch belehrbar, sie hatte Einsicht und es schien, sie wollte diese Vergangenheit wirklich hinter sich lassen. Keine Ansätze von Weglaufen. Sie hatte sogar selbst Ideen kreiert, wie ich ihr Vertrauen gewinnen könne: Sie wollte sich über eine Kamera filmen, sodass ich sie jederzeit überprüfen könne, ich dürfe sie sogar einsperren, sollte ich mal ohne sie aus dem Hause gehen. Doch war ich erleichtert, ich dankte Gott dafür, denn es hätte alles viel schlimmer kommen können.

Bei Ankunft am Samstag fand ich meinen Wohnungsschlüssel nicht mehr. Wir sperrten mit Auroras Schlüssel auf, den sie zum Glück in ihrer Tasche mit hatte. Ich suchte überall, in der Wohnung, in meinem Auto, in Cornelias Auto, er war einfach spurlos verschwunden. Natürlich wusste auch Aurora nicht, wo mein Schlüssel ist. In meinem Hirngespinst kam der arge Gedanke auf, Aurora hätte ihn versteckt, denn so könnte ich sie mit ihrem Schlüssel einsperren und sie hätte meinen um abzuhauen während meiner Abwesenheit, um ihre sogenannte „Vergangenheit“ aufzufrischen und ihre alte Clique zu treffen. Erst nach zwei Tagen wurde das Geheimnis um den Schlüssel gelüftet, als Cornelia ihr Auto längst wieder von mir zurückbekommen hatte, und sie zufällig in das Fach der Mittelkonsole schaute. Da lag er drinnen. Er wurde dort vergessen und einfach übersehen.

Und ich hab mein Töchterlein beschuldigt! Bitte verzeih mir! Die Furcht, die sich als überflüssig entpuppte, war verflogen.

Aber so ist das nunmal, wenn man das Vertrauen seinen Mitmenschen gegenüber einmal oder gar mehrmals missbraucht hat.

Das Vertrauen ist nicht so leicht wiederzuerlangen.

Am Montag nach unserer Rückkehr hatten wir unsere erste Sitzung bei der Suchtpräventionsstelle. Das Feedback vom Arzt war äußerst beruhigend. Urintest war negativ, sprich kein Nachweis eines Konsums, mindestens in den letzten 3-4 Wochen. Wir haben uns also getäuscht mit unseren Gedanken-Konstrukten über das, was sein könnte …

Alle Aufregung, all die Stunden und Tage der Sorge waren - zum Glück - umsonst. Sowohl Psychologe als auch Arzt rieten mir definitiv, mir keine Sorgen um Aurora in dieser Hinsicht zu machen und außerdem war ihr Rat, ihr das Handy wiederzugeben. Es gibt keinen Grund, einem jungen Menschen in der heutigen Zeit die Kommunikation mit den Freunden zu entziehen, es wäre nicht gut für die Entwicklung des Jugendlichen! "Wenn wir nur solche Jugendliche wie Aurora hier hätten, könnten wir zusperren", kommentierte und besänftigte mich der Arzt. Aurora hat mir selbst auch Mut gemacht, weil sie wiederholt und überzeugend betont hat, sie möchte mit diesen Dingen nichts zu tun haben.

Lange fragte ich mich, ob ich die Eltern der vermeintlichen Freunde ansprechen sollte. Schlussendlich hab ich doch niemanden der Beteiligten der „Gras“-Geschichte kontaktiert, auch nicht deren Eltern. Außer den Vater von Jaci, den habe ich „gewarnt“, aber ich hab nicht erzählt, was ich wusste. Das sollte er selbst herausfinden. Dies war nicht mehr meine Aufgabe, so fand ich. Durch das Gespräch mit ihm durfte ich jedenfalls so manches herausfinden. Dadurch bin ich drauf gekommen, er hat mit seiner Tochter bereits ähnliche Geschichten erlebt, sie hätte jemanden gekannt, der sie überredet hatte, sogenanntes Zeug bei Besuchen bei Freundinnen zu verstecken. Aurora hat ihre vermeintliche Freundin also tatsächlich gedeckt - ohne Details über diese Geschichte gewusst zu haben - und sie hatte die Last und die Schuld auf sich genommen, nur um diese Freundschaft nicht zu verlieren. Ich glaubte es nicht! Doch ich hoffte sehr, Aurora wird daraus lernen und sich ihre Freunde und Freundinnen sehr wohl mit einer gewissen Vorsicht aussuchen und beobachten, bevor sie diese zu sehr in ihr Vertrauen zieht.

Zum Glück war auch dieser Part bald überstanden. Ob ich heute - Jahre später - so wie damals handeln würde, ist fraglich. Die Möglichkeiten sind groß, einen dienlichen oder weniger dienlichen Weg einzuschlagen. Für sich selbst und für die eigenen Kinder, solange diese noch nicht erwachsen sind.

Es durfte jedenfalls mal wieder Gras über all die Aufregungen wachsen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. (Vaclav Havel)

Weise Hau(p)tsache

Ende Juli 2013. Aurora und ich fuhren gemeinsam auf Kur nach Bad Gleichenberg, sie begleitete mich zehn Tage lang. Aurora hat diese Verfügung ohne Abwehr hingenommen und sich auch ziemlich vorbildlich benommen. Sie bei mir zu wissen, hat mich entspannt, und ich habe die Zeit mit ihr in meiner Nähe sehr genossen.