Alles, was du übers Freunde finden wissen musst - Felix Wunnike - E-Book

Alles, was du übers Freunde finden wissen musst E-Book

Felix Wunnike

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Beschreibung

Nie wieder einsam: Schritt für Schritt zu mehr Freunden

Felix Wunnike ist studierter Wirtschaftspsychologe und verbindet in seinem Buch fundiertes Hintergrundwissen mit praktischen Tipps zu Themen wie:

• Körpersprache

• Selbstbewusstsein

• Social Media

• Kommunikation

Auf TikTok bietet Felix Wunnike seinen Followern regelmäßige psychologische Fakten und Alltagstipps. Die Frage, die er dort am häufigsten gestellt bekommt: »Wie finde ich Freunde?« Denn Freunde zu finden ist für viele eine Herausforderung. Immer mehr Studien belegen, wie einsam sich junge Menschen seit der Pandemie oft fühlen und dass sie sich bis heute mit dem Aufbau eines Freundeskreises häufig schwertun.

In »Alles, was du übers Freunde finden wissen musst« zeigt Felix Wunnike, wie‘s geht und holt Leser*innen in ihrem Leben online wie offline ab.

Der schnelle und einfache Weg für alle, die erfolgreich lernen wollen, tiefgründige Freundschaften aufzubauen.

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Seitenzahl: 331

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Felix Wunnike, geboren 1996, hat Wirtschaftspsychologie studiert und arbeitet als Head of Marketing für die renommierte Social Media & Marketing Agentur »TPA Media«. Mit »Felix.Psychotipps« bietet er auf TikTok und YouTube Lebenshilfe für eine stetig wachsende Followerschaft. Seit August 2023 ist er zudem Moderator der Social-Media-Kanäle des Magazins CHIP. Felix Wunnike lebt in München.

Friends have Benefits: Dieses Buch zeigt dir, wie du Freunde findest und deine Freundschaften lange stärkst

Auf TikTok bietet Felix Wunnike seinen Followern regelmäßige psychologische Fakten und Alltagstipps. Die Frage, die er dort am häufigsten gestellt bekommt: »Wie finde ich Freunde?« Denn Freunde zu finden ist für viele eine Herausforderung. Immer mehr Studien belegen, wie einsam sich junge Menschen seit der Pandemie oft fühlen und dass sie sich bis heute mit dem Aufbau eines Freundeskreises häufig schwertun.

»Alles, was du übers Freunde finden wissen musst« zeigt wie’s geht: Mit seinem Buch verbindet der studierte Wirtschaftspsychologe Felix Wunnike fundiertes Hintergrundwissen mit praktischen Tipps zu Themen wie Körpersprache, Selbstbewusstsein, Social Media und Kommunikation und holt Leser*innen in ihrem Leben online wie offline ab.

Der schnelle und einfache Weg für alle, die endlich lernen wollen, tiefgründige Freundschaften aufzubauen.

www.penguin-verlag.de

Felix Wunnike

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Dataminings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Buch das generische Maskulinum verwendet. Die entsprechenden Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

Copyright © 2024 by Penguin Verlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Lektorat: Kristina Langenbuch

Umschlaggestaltung: Favoritbuero, München

Umschlagfoto: © Dieter Mayr

Satz: KCFG – Medienagentur, Neuss

ISBN 978-3-641-32270-0V001

www.penguin-verlag.de

Ich widme dieses Buch (passend zum Thema) meinen engsten Freunden. Danke Julia, Selina, Angie, Ali und Spissi. Ohne euch wäre ich nicht da, wo ich bin. Ohne euch wäre ich nicht der, der ich bin.

Außerdem widme ich das Buch meinen Eltern. Ich habe gelernt, dass es alles andere als selbstverständlich ist, eine so wundervolle Beziehung zu seinen Eltern zu haben, wie ich sie habe. Und dafür bin ich endlos dankbar.

1. Einleitung

1.1. Allein in München: Umzug in eine neue Stadt

Im Sommer 2020 saß ich allein in meiner neuen Wohnung in München. Ich hatte die Fenster gekippt und hörte unten eine Gruppe junger Menschen lachend auf der Straße vorbeigehen. Es war ein warmer Sommertag, die Sonne ging gerade unter. »Die haben Spaß«, dachte ich mir. Wieso ich nicht? Wieso sitze ich stattdessen alleine in meiner Wohnung?

Die traurige Wahrheit war, ich hatte niemanden, dem ich schreiben konnte. Niemanden, den ich fragen konnte, ob wir uns entspannt an die Isar oder in den Englischen Garten setzen, grillen und den Abend genießen. Geschweige denn jemanden, mit dem ich Party machen konnte. Letzteres war sowieso schwer. Das böse neue Wort »Corona« bestimmte unser aller Leben. Es war Sommer und die Regelungen waren wieder ein wenig gelockert worden, doch trotzdem waren nach wie vor viele Dinge nicht erlaubt, die früher, vor der Pandemie, ganz normal gewesen waren. Ich war ganz neu in München, gerade für meinen Master von Regensburg hierhergezogen. Klar, ich hatte in Regensburg noch Freunde und dafür war und bin ich auch sehr dankbar. Aber wenn du schon mal umgezogen bist, weißt du wahrscheinlich, wie schwer es am Anfang sein kann, Anschluss zu finden. Und der Zustand, in dem sich die ganze Welt gerade befand, hat es nicht gerade leichter gemacht.

Im Herbst ging dann mein Masterstudium los, und ich hatte große Hoffnung, dort dann endlich Anschluss zu finden. Am Anfang war ich auch sehr optimistisch. Meine Kommilitonen waren richtig nett und wir haben uns gut verstanden. Gleich am ersten Tag waren wir nach den Vorlesungen abends auch direkt gemeinsam im Olympiapark, um uns besser kennenzulernen. Ich weiß noch, wie ich – mit einem Bier in der Hand – auf diese Gruppe geblickt habe, die im Schneidersitz auf Decken im Park saß, und mir dachte: »Das wird gut.« Leider sollte es das einzige Treffen dieser Art bleiben. Kurz darauf kam der Herbst und die Corona-Regelungen zogen wieder an. Treffen in größeren Gruppen waren verboten und Vorlesungen wurden nach und nach wieder alle online abgehalten. Ich erinnere mich noch an eine »Weihnachtsfeier« meines Studiengangs, bei der wir alle zuhause vorm Rechner saßen, uns selbst Glühwein gemacht hatten und gemeinsam versuchten, eine halbwegs taugliche Feier zu veranstalten. Die Organisatoren haben sich wirklich bemüht, aber es war einfach nicht dasselbe.

»Die sind alle ganz nett«, konnte ich sagen, wenn ich danach gefragt wurde, wie meine Kommilitonen so sind. Mehr aber leider nicht. Wahre Freundschaften sind nicht daraus entstanden. Rückblickend bin ich aber zu großen Teilen auch selbst schuld daran, da ich in dieser Zeit viel nach Regensburg »geflüchtet« bin. Der Unterricht war sowieso komplett online, und da ich bei meinen Eltern Gott sei Dank noch ein Zimmer hatte, war ich viel in meinem gewohnten Umfeld in Regensburg.

Auch als sich die Regelungen später wieder lockerten, fiel es mir nicht unbedingt leichter, in dieser neuen Stadt Anschluss zu finden. Ich war ab und zu auf Events, lernte hier und da mal vereinzelt neue Menschen kennen, aber man sah sich einfach zu selten, als dass eine ernsthafte Freundschaft daraus entstanden wäre. Viele Münchner kennen und berichten einem genau das: Es ist zwar leicht, neue Menschen kennenzulernen, aber schwierig, echte Freunde zu finden.

Ich glaube, dass das auch jenseits der Stadtgrenzen Münchens ein großes Problem für viele Menschen ist. Es ist alles nicht mehr so leicht wie damals im Kindergarten, als man mit der Spielzeugschaufel in der Hand durch den Sandkasten zu einem anderen Kind getapst ist, »Wollen wir Freunde sein?« gefragt hat und daraus eine jahrelange innige Freundschaft entstand. Selbst in der Schule war es deutlich leichter. Wie du später in diesem Buch lernen wirst, ist ein sehr wichtiger Faktor vor allem zu Beginn einer Freundschaft, dass man sich häufig sieht. In der Schule waren so viele Gleichaltrige, die ich täglich gesehen habe – da war es fast unausweichlich, neue Freunde zu finden.

In dieser ersten Zeit in München habe ich mir geschworen, dass ich das Thema »Freunde finden« ganz bewusst angehen will. Ich wollte mich nicht mehr einsam fühlen. Und ich habe das gemacht, was ich immer mache, wenn ich etwas lernen will: Ich habe auf YouTube nach Videos zu dem Thema gesucht. Egal ob es ums Krawattebinden, Integralrechnungen oder den Sinn des Lebens geht – ich bin ein klassisches YouTube-Kind, das erstmal dort nach der Antwort sucht. Doch ich war sehr überrascht, wie wenig Content es zum Thema »Freunde finden« gab. Ich bin überzeugt, dass es im Internet mittlerweile mehr Datingcoaches als Singles auf dieser Welt gibt. Aber ein »Freundschaftscoach«? So jemanden habe ich nicht gefunden. Also dachte ich mir: »Das muss ich selbst in die Hand nehmen.«

Wenn mich ein Thema richtig packt, reicht mir YouTube meistens nicht mehr aus, und ich kaufe mir Bücher dazu. Auch hier sah die Auswahl eher mau aus. How to Win Friends and Influence People (Wie man Freunde gewinnt) von Dale Carnegie ist ein absoluter Klassiker und ein wirklich tolles Buch zu dem Thema. Aber das Erscheinungsdatum? Oktober 1936. Viele der dort beschriebenen Prinzipien sind zeitlos, aber während des Lesens dachte ich mir auch oft, dass dieses Buch mal ein Update bräuchte. Selbst die 2011 erschienene erweiterte Version des Buches, How to Win Friends and Influence People in the Digital Age(Wie man Vertrauen gewinnt), war mir weder aktuell noch tiefgreifend genug. Es gab so viele Aspekte, die aus meiner Sicht zusätzlich noch relevant waren. Was ist, wenn man nicht genügend Selbstbewusstsein hat, um fremde Menschen anzusprechen? Wie nutzt man Social Media zum Freundefinden, was heutzutage ja allgegenwärtig ist?

Also habe ich viele Bücher zu verwandten Themen gelesen, die alle halfen, das Thema ganzheitlich zu beleuchten. Ich habe Bücher gelesen, Videos angeschaut und Vorträge gehört über das Netzwerken, über Persönlichkeitsentwicklung, über Körpersprache, Personal Branding, Eventorganisation und Social Media. Letzteres ist ja ohnehin in vielerlei Hinsicht meine Leidenschaft (aber dazu gleich mehr). Alles, was ich dort gelernt habe, habe ich direkt in meinem Leben angewandt und getestet. Es gibt ja den Spruch »Wissen ist Macht«. Ich würde diesen Satz aber noch ergänzen, damit er richtig ist: »Angewandtes Wissen ist Macht.« Denn nur wer das Gelernte auch wirklich umsetzt, kann die Früchte davon ernten. All das, was ich auf diesem Weg gelernt habe, habe ich versucht, in diesem Buch zusammenzufassen – leicht verdaulich mit vielen direkt umsetzbaren Schritten.

An dieser Stelle sollte ich mich vielleicht einmal in aller Kürze vorstellen, falls du mich noch nicht wirklich kennst.

Hi, ich bin Felix, und obwohl mir die Offline-Welt sehr wichtig ist, nehmen die sozialen Medien momentan tatsächlich einen großen Teil meines Lebens ein. Du kennst mich vielleicht von meinen Social-Media-Accounts von »Felix Psychotipps«. Dort teile ich interessante Fakten und kleine psychologische Tipps für den Alltag. Und durch diesen Account ist auch die Idee zu diesem Buch hier entstanden. Denn immer, wenn ich dort ein Video gemacht habe, in dem ich etwas über Freundschaften, beste Freunde oder Ähnliches berichtet habe, kamen extrem viele Kommentare mit dem Inhalt »Ich habe keine Freunde«. So hab ich zum ersten Mal gemerkt: »Hey, das Problem scheint weit verbreitet zu sein.«

Abgesehen von meinen Psychotipps-Accounts kennst du mich vielleicht von meinen Videos, auf denen ich ganz allgemein Social-Media-Tipps gebe. Beruflich bin ich nämlich Head of Marketing in einer Agentur und Social Media Consultant. Ich berate also Unternehmen, Personenmarken und Influencer dabei, wie man sich auf Social Media eine große Reichweite aufbauen und möglichst viel Umsatz machen kann. Ich liebe die Kombination, selbst Content Creator zu sein und andere dabei zu beraten, denn es gibt hier so viele Synergien. Einerseits weiß ich aus erster Hand, was die größten Ziele, Hürden und Probleme der Content Creator sind, weshalb ich auch sehr gut darin bin, diese Probleme bei anderen Accounts zu lösen. Andererseits lerne ich bei der Arbeit mit Kunden auch vieles, was ich auf meinen eigenen Accounts anwenden kann. Sehr hilfreich ist dabei auch, dass ich mittlerweile einige andere Creator und Influencer in meinem Freundeskreis habe. Wir tauschen uns aus, lernen voneinander und haben natürlich auch viel Spaß zusammen. Als Content Creator ist das nämlich gar nicht so leicht, »Gleichgesinnte« zu finden. Wenn du Fußballfan bist, gibt es in jeder Stadt und jedem Dorf einen Verein oder Fanclub, wo du dich engagieren und mit Gleichgesinnten austauschen kannst. Wenn du ein etwas außergewöhnlicheres Hobby hast, wird es schon deutlich schwieriger. Umso dankbarer bin ich, mittlerweile ein Umfeld zu haben, das mich bei meinen Zielen unterstützt und von dem ich lernen und mich inspirieren lassen kann.

Mein Ziel mit diesem Buch ist es, dass du am Ende genau weißt, was zu tun ist, um dir einen Freundeskreis aufzubauen, der dich wirklich erfüllt. Wir werden erstmal beleuchten, warum Freunde so wichtig sind (und warum alles nicht mehr so leicht ist, wie es mal war), bevor du eine Menge Strategien und praktische Tipps an die Hand bekommst, die dir helfen und dich motivieren sollen, neue Menschen kennenzulernen und vorhandene Beziehungen zu vertiefen. Wie für alles Wichtige im Leben wirst du ein wenig dafür arbeiten müssen. Aber ich verspreche dir zwei Dinge:

Auch wenn dieser Weg dich ab und zu ein wenig Überwindung kosten wird, es kann (und soll) auch eine ganze Menge Spaß machen. Und noch viel wichtiger: Es lohnt sich. Immer.

1.2. Wie du mit diesem Buch arbeiten solltest

Wenn ich an die besten Bücher denke, die ich jemals gelesen habe, dann waren das meistens Bücher, deren theoretische Einblicke mit konkreten Aufgaben oder To-dos verbunden waren. Ein gutes Beispiel dafür ist das Buch Die 4-Stunden-Woche von Tim Ferriss. Wenn du planst, ein Unternehmen zu gründen, dann kann ich dir dieses Buch wärmstens empfehlen. Auch wenn nicht mehr alles in diesem Buch aktuell ist, lernst du einige zeitlose Prinzipien zu Unternehmensaufbau, Zeitersparnis und Lifestyle-Design – also sich einen Lebensstil nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen aufzubauen. In Ferriss’ Buch sind viele verschiedene kleine Aufgaben enthalten, die du umsetzen sollst und die darauf ausgerichtet sind, dich bei deiner Zielerreichung zu unterstützen. Ein Beispiel dafür ist eine Aufgabe, die dir helfen soll, aus deiner Komfortzone rauszukommen. Die Aufgabe geht wie folgt: Geh in ein Café und frag bei deiner Bestellung, ob du zehn Prozent Rabatt auf deine Bestellung bekommen könntest. Einfach so, ohne Grund. Die Übung ist einerseits super, um aus deiner Komfortzone rauszukommen. Du lernst, dass die Welt nicht aufhört, sich zu drehen, nur weil du etwas vermeintlich »Peinliches« getan hast. Andererseits ist die Übung hervorragend, um zu lernen, mit Ablehnung umzugehen. Denn auch wenn du wahrscheinlich überrascht wärst, wie oft Kassierer selbst superüberrascht sind und dir einfach einen Rabatt geben, wird in der Mehrheit der Fälle die Antwort »Nein« lauten. Aber Ablehnung ist, gerade wenn du ein Unternehmen gründen willst – aber auch wenn du dir einen Freundeskreis aufbauen willst –, ein unvermeidbarer Teil des Lebens.

Diese Übung habe ich mir zwar von Tim Ferriss »geklaut«, aber in diesem Buch hier wirst du vielen weiteren Übungen – ich nenne das Ganze »Actionsteps« – begegnen, die dazu designt sind, dir zu helfen, deine sozialen Ziele zu erreichen und einen legendären Freundeskreis aufzubauen. Und keine Angst, die Mehrheit dieser Aufgaben werden dich deutlich weniger Überwindung kosten, als in einem Café nach einem Rabatt zu fragen.

Vielleicht kennst du das, wenn du dich für ein neues Thema interessierst und Bücher dazu liest, YouTube-Videos schaust oder Kurse durcharbeitest: Du willst alles dazu wissen und konsumierst deshalb immer mehr Informationen dazu. Dadurch kannst du aber schnell in eine Falle tappen: nämlich die sogenannte »Analyse-Paralyse«. Du bist so besessen davon, alles über dieses Thema zu lernen, dass du vergisst, das Gelernte umzusetzen! Das ist aber ein fataler Fehler, weil du dann niemals deine Ziele erreichen wirst. Ich habe den Fehler schon sehr oft in meinem Leben gemacht. Ich habe erstmal stundenlang Tutorials geschaut, wie man richtig skatet, und mindestens nochmal genauso lang recherchiert, welches Skateboard für mich am besten geeignet ist, bevor ich mich überhaupt ein einziges Mal auf ein Board gewagt habe.

Ein anderer beliebter Fehler ist, Wissen viel zu früh zu konsumieren und schon zehn Schritte weiter zu denken, anstatt den ersten Schritt zu gehen. Ich habe Bücher über Geldanlagen, Unternehmensskalierung, Mitarbeiterführung etc. gelesen, lange bevor ich das überhaupt irgendwie anwenden konnte. Ja, es bleibt ein bisschen was hängen, und jetzt, Jahre später, wo diese Dinge durchaus für mich relevant sind, hat es sicher nicht geschadet, diese Bücher gelesen zu haben. Aber der deutlich schlauere Weg wäre es gewesen, mich zu dem Zeitpunkt mit Dingen zu beschäftigen, die ich direkt anwenden kann – und das dann auch zu tun!

Ein genereller Tipp, wie du dir mehr merken kannst: Studien zeigen, dass du dir am wenigsten merken kannst, wenn du Dinge nur liest. Mehr kannst du dir merken, wenn du es gleichzeitig auch hörst. Noch mehr, wenn du es anwendest, und am meisten, wenn du es lehrst, also jemand anderem erklärst.

Deshalb kann es immer hilfreich sein, sich jemanden zu suchen, mit dem man gemeinsam ein Ziel erreichen will. Zum einen, weil so am meisten vom Gelernten hängen bleibt, und zum anderen, weil man so viel motivierter ist.

Insofern kommt jetzt der erste Actionstep in diesem Buch:

ACTIONSTEP

Gibt es jemand in deinem Umfeld, von dem du weißt, dass er sich auch gerne einen tollen Freundeskreis aufbauen will? Frag ihn, ob er das Ganze gemeinsam mit dir angehen will. Und dann unterstützt euch gegenseitig! Gemeinsam macht das viel mehr Spaß und in aller Regel kommen dann auch deutlich schneller die Ergebnisse.

Faustregel: Auf eine Stunde Theorie sollten vier Stunden Praxis folgen, um den schnellsten und nachhaltigsten Lerneffekt zu haben. Wenn du dir also die Zeit nimmst, dieses Buch hier zu lesen, dann nimm dir bitte auf jeden Fall auch die Zeit, die hier enthaltenen Actionsteps und Routinen umzusetzen. Denn eins kann ich dir versprechen: Nur durch das Lesen dieses Buches wirst du keinen Freundeskreis aufbauen. Du musst das Wissen auch anwenden. Blocke dir dafür am besten jede Woche aktiv Zeit, damit du es auch wirklich umsetzt. Du wirst merken, dass die Schritte nicht viel Zeit in Anspruch nehmen und auch alles andere als schwierig umzusetzen sind.

Mein Ziel ist nämlich, dir zu zeigen, dass einen Freundeskreis aufbauen und neue Menschen kennenlernen eigentlich ganz einfach ist. Im Grunde geht es nur um ein paar wenige Routinen, ein paar Mindset-Änderungen und die Nutzung verschiedener kleiner Tools. Bevor wir jedoch richtig loslegen, möchte ich noch einmal kurz darauf zurückblicken, wie eine Pandemie uns buchstäblich zur Einsamkeit gezwungen hat und warum das bis heute noch Auswirkungen auf uns hat – und nicht zuletzt auch ein Grund dafür ist, warum ich dieses Buch geschrieben habe.

1.3. Social »Long Covid«: Wie eine Pandemie uns zur Einsamkeit gezwungen hat (und was das für Folgen hat)

Ich weiß noch sehr genau, wie ich zum ersten Mal im Internet von diesem neuen Virus las, das sich in China wie ein Flächenbrand ausbreitete. Es war Februar 2020 und ich kurz davor, mit meinen Freunden in die USA zu reisen. Wir waren eine Gruppe von sechs Leuten und mit der Planung unserer Reise so gut wie fertig. Ich freute mich schon riesig darauf. Wir wollten erst eine Woche in Miami bleiben, wären an einem Tag mit der Fähre auf die Bahamas gefahren, hätten dort eine Jetski-Tour gemacht und wären danach noch zu einem Roadtrip aufgebrochen, der uns bis nach North Carolina geführt hätte. Wir hatten uns wunderschöne Unterkünfte gebucht – eine tolle (und trotzdem bezahlbare) Villa am Wasser mit eigenem Pool in Miami und eine Hütte mitten im Wald in North Carolina mit atemberaubender Aussicht auf die Berge. Ich folge dem Instagram-Account dieser Unterkunft bis heute und habe mir fest vorgenommen, diese Reise irgendwann nachzuholen.

Je näher die Reise rückte, desto mehr wandelte sich unsere Vorfreude in Unruhe und Angst. Die Schlagzeilen über dieses komische Ding namens »Corona« häuften sich. Drei Tage vor Abflug traf sich unsere Gruppe zu einer Krisensitzung in meiner damaligen Wohnung. Wir wägten ab, ob es eine gute Idee sei, den Kontinent zu verlassen. Ob wir überhaupt noch zurückkämen oder unseren Urlaub genießen könnten, falls in der Zwischenzeit alles dichtmachen würde. Es bildeten sich zwei Lager. Drei waren dagegen zu reisen, drei waren dafür. Ich war dafür. Ich wollte unbedingt reisen. Ich hatte ein Jahr zuvor ein halbes Jahr in Los Angeles verbracht und mich so in diese Stadt verliebt, dass ich unbedingt zurück in die Staaten wollte – zumindest für eine kurze Zeit.

Außerdem war ich relativ entspannt, was dieses Virus anging. Als ich noch zur Schule ging, gab es die Schweinegrippe – auch so ein Thema, das viel Medienaufmerksamkeit bekommen hatte. Wir waren damals eine der ersten Schulen in Bayern, in der das Virus ausbrach. Ein Schüler unserer Klasse war in den Ferien im Urlaub gewesen und hatte sich dort angesteckt. Das Virus hatte sich schnell in unserer Klasse verbreitet. Jeden Tag wurden wir weniger, weil immer mehr Schüler krank zuhause waren, bis die Schulleitung schließlich entschied, dass wir zwei Wochen früher in die Ferien geschickt wurden. Ich bin damals zwar auch erkrankt und hatte dann auch zwei Wochen relativ starkes Fieber, aber das ging vorbei, und am Ende hatte ich einfach nur eine Woche länger Ferien. Und die ganzen Maßnahmen, die damals in der Schule ergriffen wurden, und die täglich weniger werdenden Schüler fand ich als Vierzehnjähriger ehrlich gesagt eher aufregend. Hatte ein bisschen was von Apokalypse.

Ich wollte also auf jeden Fall reisen und war frustriert, dass die Hälfte unserer Gruppe lieber zuhause bleiben wollte. Unser gesamter Plan funktionierte nur, wenn wir alle fahren würden. Unterkünfte, Autos etc. – alles war so gebucht, dass es nur zu sechst Sinn ergab. Wir einigten uns in unserer Krisensitzung darauf, dass wir uns nicht einig waren, und entschieden, nochmal eine Nacht darüber zu schlafen und am nächsten Tag final zu entscheiden. Ich ging an diesem Abend mit anderen Freunden in eine Bar, um all den Frust zu vergessen. Es wurde spät und dementsprechend stand ich am nächsten Tag auch erst relativ spät auf. Ich lag noch im Bett, griff nach meinem Handy und nahm den Flugmodus raus. Mein Handy explodierte. Es war voll mit Nachrichten meiner Familie und Freunde, die wussten, dass ich übermorgen in die USA reisen wollte. »Trump macht die Grenzen dicht!«, waren die Schlagzeilen verschiedener Newsportale, die meinem verschlafenen Gesicht vom Handybildschirm entgegenstrahlten. Die Entscheidung wurde uns abgenommen. Der damalige US-Präsident ließ niemanden mehr ins Land. Rückblickend bin ich sehr froh darum, denn oh Boy, habe ich die Folgen dieser Pandemie unterschätzt! Eine Freundin von mir war ein paar Tage vor unserer geplanten Abreise auf die Malediven geflogen, und die Unsicherheit und das Bangen um ihre Rückkehr waren der pure Horror. Die ganze Welt war im Chaos, Grenzen waren dicht, und niemand wusste, wie es weitergeht. Gott sei Dank gab es eine großangelegte Rückholaktion, die Deutsche auf der ganzen Welt »gerettet« hat, doch auch das war unfassbar chaotisch, mit viel Unsicherheit und langen Wartezeiten verbunden. Ich bin überzeugt, niemand von uns hätte die Zeit in den USA genossen, wären wir doch noch abgereist.

Was dann in den folgenden Monaten und Jahren passiert ist, brauche ich dir nicht zu erzählen. Quarantäne, Ausgangssperren, FFP2-Masken, Sperrstunden, Social Distancing, 2G, 3G, Homeoffice, Testpflicht … um nur einige der Covid-19-Buzzwords zu nennen. Ich möchte hier in diesem Buch überhaupt nicht auf den Sinn oder Unsinn dieser Regelungen und Maßnahmen eingehen. Aber egal, wie man dazu steht, sind sich, denke ich, alle einig, dass diese Zeit etwas mit uns gemacht hat. Vor allem auch mit jungen Menschen. Wir sind buchstäblich dazu gezwungen worden, uns voneinander zu distanzieren, was bei vielen Menschen zu extremer Einsamkeit geführt hat. Und die Folgen dieser Einsamkeit sind auch heute noch spürbar. Eine 2023 veröffentlichte Studie offenbarte: 55 Prozent der 16- bis 23-Jährigen in Deutschland fühlen sich manchmal oder immer einsam. Auch vor Covid war Einsamkeit bei Jugendlichen schon ein Problem, aber während und seit der Pandemie ist das Ganze nochmal deutlich schlimmer geworden – vor allem bei jungen Menschen.

Ich war während der Pandemie als Fotograf selbstständig und habe mir so mein Studium finanziert. Unter anderem habe ich drei Jahre in Folge verschiedene Abibälle fotografiert. Was ich dort teilweise erlebt habe, hat mich schockiert. Ich erinnere mich noch gut an meinen eigenen Abiball. Wir konnten unsere Emotionen kaum zurückhalten. Wir lagen uns in den Armen, haben die gemeinsamen acht Jahre gefeiert und hatten Tränen in den Augen, als wir unsere Lieblingslehrer und Mitschüler verabschiedet haben. Doch auf fast allen Abibällen, die ich zwischen 2020 und 2022 fotografiert habe, war die Stimmung eine ganz andere. Man hatte teilweise das Gefühl, die Schüler würden sich kaum kennen, es wurde nonstop auf die Uhr geschaut, und sobald der offizielle Teil vorüber war, sind die meisten direkt nach Hause gegangen. Sicherlich gibt es auch positivere Beispiele, aber ich denke, niemand kann leugnen, dass der Kontakt online nicht die gleichen Chancen bietet, Beziehungen und Freundschaften aufzubauen. Und obwohl sich mittlerweile Gott sei Dank wieder alles einigermaßen normalisiert hat, hält sich diese Distanz im Kopf vieler Schüler und Studenten trotzdem hartnäckig.

Im Beruf erleben wir ebenfalls eine dauerhafte Änderung: Schaut man sich auf Stellenportalen um, ist bei Bürojobs aller Art Arbeit im Homeoffice zum neuen Standard geworden. Ich muss da immer schmunzeln, weil ich vor einigen Jahren das bereits erwähnte Buch Die 4-Stunden-Woche von Tim Ferriss gelesen habe. Darin geht es einfach gesagt darum, sich mit minimalem Aufwand ein Unternehmen und Einkommensströme aufzubauen, die einem finanzielle und räumliche Freiheit ermöglichen. Ein Kapitel in diesem Buch befasst sich damit, wie man, wenn man einen festen Job hat, den Chef überzeugen kann, ins Homeoffice zu wechseln, um ortsunabhängig zu sein. Man solle einen Grund vortäuschen, zum Beispiel eine Krankheit oder einen Notfall, um temporär ins Homeoffice zu wechseln, und dann dort bewusst so gute Arbeit leisten, dass der Chef einen weiterhin im Homeoffice arbeiten lässt. Ich weiß noch genau, wie ich damals lachen musste, weil der Gedanke so absurd war. Ich dachte mir: »Alles schön und gut, Tim, aber hier in Deutschland klappt das niemals.« Ich weiß auch noch, wie ich auf einem Fotografenstammtisch etwa zu der Zeit jemanden kennenlernte, der bei Amazon arbeitete und mir erzählte, er hätte vier Tage die Woche Homeoffice und nur einen Tag Präsenz. Wir waren alle schockiert. Ich glaube, wir haben ihn eine halbe Stunde darüber ausgefragt, wie das möglich sei, ob er zuhause überhaupt produktiv sein könne und warum Amazon so etwas Idiotisches überhaupt zulasse.

Doch heute? Absolute Normalität. Und ja, ich bin auch froh darum, diese Möglichkeiten zu haben. Für viele ist diese Veränderung ein absoluter Segen. Man kann zuhause bei seiner Familie sein, spart sich Arbeitswege, kann eine »Workation« machen und ist generell deutlich flexibler.

Aber bei aller Freiheit und Flexibilität, die uns das bringt, bleibt der Beziehungsaufbau zu Kollegen hier oft auf der Strecke. Unternehmen geben sich meist große Mühe, »Teambuilding« zu betreiben und die Mitarbeiter miteinander zu connecten, doch oft mit nur mäßigem Erfolg. Der freizeitliche Kontakt zwischen Kollegen beschränkt sich häufig darauf, dass man am Montag von Kollegen per Zoom gefragt wird, wie das Wochenende war, worauf man »zu kurz« entgegnet und beide gezwungen lachen, bevor man sich wieder dem Beruflichen widmet. Doch das ist fatal, denn der Arbeitsplatz war in der Vergangenheit stets einer der Orte, an dem man Freunde kennengelernt hat. Logisch, hier verbringt man ja auch verdammt viel Zeit. Doch das bleibt bei vielen mittlerweile eben auf der Strecke.

Aus diesen und einigen weiteren Gründen (auf die wir in den kommenden Kapiteln weiter eingehen werden) sind Freundschaften und der Aufbau enger Beziehungen für viele keine Selbstverständlichkeit mehr. Und genau deshalb ist es aus meiner Sicht an der Zeit, zu lernen, wie man Freunde fürs Leben findet. Und wie bei fast allem, wofür es sich zu leben lohnt, muss man erstmal Energie und Arbeit reinstecken. Aber mit den richtigen Tools kann der Weg dorthin sehr viel Spaß machen und sich mühelos und einfach anfühlen.

Insofern: Lass uns loslegen! Wir starten mit ein paar Mindsets und Basics rund um das Thema Freundschaften und Sozialleben. Diese sind essenziell wichtig, um dann in den folgenden Kapiteln in die Praxis zu gehen und all das Gelernte direkt anzuwenden.

2. Mindset & Basics

2.1. Warum wir Freundschaften zum Leben brauchen

Wenn du so bist wie ich, würdest du dich am liebsten sofort in die Praxis stürzen. Gleich mit den direkt umsetzbaren Tipps anfangen und die Basics überspringen. Ich habe das oft gemacht, in Büchern, bei Kursen usw. Aber ich möchte dich darum bitten, damit noch ein wenig zu warten. Denn in diesem Kapitel gehen wir auf ein paar wichtige Mindsets und Grundlagen ein, die fundamental wichtig sind, damit du deine sozialen Ziele auch erreichst. Das beinhaltet einerseits zu verstehen, warum Freundschaften so wichtig sind, und andererseits (und das ist noch viel wichtiger) erstmal zu verstehen, was deine genauen Ziele in Bezug auf Freundschaften sind. Seneca hat mal gesagt: »Wenn du nicht weißt, wohin du segelst, wird kein Wind der richtige sein.« Und genau das Gleiche gilt auch für dich und deine Ziele.

In einem Zeitalter, in dem wir nonstop online sind und Hunderte von vermeintlichen Freunden auf Social Media um uns haben, könntest du dich vielleicht fragen: Was bedeutet Freundschaft eigentlich wirklich? Und wofür brauche ich Freunde überhaupt?

In diesem Kapitel will ich dir die Bedeutung von Freundschaft zeigen, darauf eingehen, wie Freundschaften historisch entstanden sind und warum sie so wahnsinnig wichtig für dein Wohlbefinden und dein gesamtes Leben sind.

Freundschaften sind keine Erfindung der Neuzeit. In den frühesten Zivilisationen waren sie essenziell für das Überleben. Unsere Vorfahren haben schnell erkannt, dass das Leben in Gruppen, in denen man sich aufeinander verlassen konnte, ihre Chancen verbesserte, Nahrung zu finden, sich gegen Raubtiere zu verteidigen und feindliche Stämme abzuwehren. In diesem Sinne waren die ersten Freundschaften tatsächlich Zweckbeziehungen – sie dienten dem gegenseitigen Nutzen in einer oft feindlichen Welt.

Aber Freundschaften waren schon immer viel mehr als nur pragmatische Allianzen. Sie gaben den Menschen emotionale Unterstützung, Vertrauen und Zugehörigkeit. Selbst in Zeiten, in denen das Überleben des Einzelnen stark von der Gruppe abhing, gab es Momente, in denen Menschen sich auf einer tieferen Ebene miteinander verbunden fühlten. Diese emotionalen Bindungen waren entscheidend für das psychische Wohlbefinden der Gruppenmitglieder. Im Laufe der Zeit, als die Gesellschaften komplexer wurden und der tägliche Überlebenskampf nicht mehr im Mittelpunkt stand, entwickelten sich Freundschaften weiter. Sie wurden zu einem Mittel der persönlichen Erfüllung und Selbstverwirklichung. Philosophen der Antike wie Aristoteles unterschieden zwischen drei Arten von Freundschaft: solche, die auf Nutzen basieren; solche, die auf Vergnügen basieren; und den seltensten, aber wertvollsten: die auf der Güte und dem gegenseitigen Wohlwollen der Personen basieren.

Heute, in einer Welt, die oft als isoliert und entfremdet wahrgenommen wird und in der Einsamkeit so stark ist wie nie, sind Freundschaften wichtiger denn je. Sie bieten uns einen sicheren Hafen, in dem wir uns verstanden, geschätzt und angenommen fühlen. In Zeiten, in denen psychische Probleme unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen stark zunehmen, können Freundschaften buchstäblich lebensrettend sein. Sie bieten uns emotionale Unterstützung und stärken unser Selbstwertgefühl. Außerdem senken sie nachweislich den Stress und sind somit sogar gut für deine körperliche Gesundheit. Verschiedene Studien zeigen, dass Menschen mit starken sozialen Bindungen besser mit Stress umgehen können, was zu einer geringeren Produktion des Stresshormons Cortisol führt. Meine Lieblingsstudie in Bezug darauf finde ich sogar so wichtig, dass sie ein eigenes Kapitel in diesem Buch bekommt. Und genau das schauen wir uns jetzt mal genauer an.

2.2. Harvard-Studie: Soziale Kontakte halten uns am Leben

Um dir von meiner Lieblingsstudie zu erzählen, müssen wir nach Boston, in die frühen 1930er-Jahre – als die Welt noch von den Nachwirkungen der Großen Depression gezeichnet war und die Wissenschaft an der Schwelle zu bahnbrechenden Entdeckungen stand. Zu dieser Zeit entstand eine Idee, die das Verständnis von Glück und Gesundheit komplett revolutionieren würde. Es war eine Zeit des Umbruchs und der Neuerfindung, sowohl auf globaler Ebene als auch in den Hallen der renommierten Harvard-Universität, wo eine Gruppe Forscher ein Projekt auf die Beine stellte, das bis heute als das Maß aller Dinge gilt, wenn es darum geht, herauszufinden, was uns wirklich gesund und glücklich hält.

Einer dieser Forscher war Dr. Clark Heath, ein Mann mit einer tiefen Leidenschaft für das menschliche Wohlbefinden. Während die Welt um ihn herum nach immer mehr materiellem Erfolg, Geld, Macht und Reichtum strebte, fragten sich Heath und seine Forschergruppe, ob es nicht tiefere, immaterielle Faktoren gab, die das langfristige Glück und die Gesundheit eines Menschen bestimmten.

In einer Zeit, in der psychologische Forschung oft nur aus kurzfristigen Studien oder theoretischen Spekulationen bestand, träumten Heath und sein Team von etwas Größerem: einer langfristigen Studie, die die Lebenswege von vielen verschiedenen Menschen über Jahrzehnte hinweg verfolgen würde. Sie wollten die verschiedenen Aspekte des menschlichen Lebens – Gesundheit, Arbeit, Beziehungen und so weiter – in ihrer Gesamtheit betrachten und verstehen, wie diese sich gegenseitig beeinflussen.

Die Herausforderung war riesig, denn damals gab es kaum Beispiele für eine Studie von dieser Dauer und Komplexität. Aber die Forscher waren entschlossen, und ihre Entschlossenheit fand Rückhalt bei der Universität und bei Spendern, die das Potenzial dieser Untersuchung erkannten.

So wurde die »Harvard-Studie zur Erwachsenenentwicklung« (im Original heißt sie »Harvard Study of Adult Development«) ins Leben gerufen, welche 724 Männer aus zwei sehr unterschiedlichen Gruppen untersuchte: einerseits Absolventen des Harvard-Jahrgangs von 1942 und andererseits verschiedene junge Männer aus den ärmsten Vierteln Bostons. Diese Männer wurden nicht nur aufgrund ihrer verschiedenen sozioökonomischen Hintergründe ausgewählt, sondern auch, weil sie nach damaligen Standards ein breites Spektrum menschlicher Erfahrungen repräsentierten (heutzutage würde man so eine Studiengruppe sicherlich anders zusammenstellen).

Über die Jahre hinweg sammelte und analysierte das Forschungsteam Daten zu fast jedem Aspekt des Lebens dieser Männer: ihre physische und psychische Gesundheit, ihre beruflichen Laufbahnen, ihre Beziehungen und so weiter. Das Ganze begann als simple akademische Studie, entwickelte sich dann aber zu einer tiefgründigen Erkundung der menschlichen Natur und der Faktoren, die zu einem erfüllten Leben beitragen.

Mittlerweile läuft diese Studie bereits seit über 85 Jahren und hat schon den vierten Studienleiter. 2019 waren noch 19 der ursprünglichen 724 Männer am Leben. Aber keine Angst: Die Studie geht weiter und wurde mittlerweile unter anderem auf die Nachkommen der Studienteilnehmer ausgeweitet. Fun Fact: Unter den Teilnehmern waren auch ein paar Menschen, die später ziemlich berühmt wurden – unter anderem der ehemalige US-Präsident John F. Kennedy.

Über die Jahre und Jahrzehnte wurden immer wieder Studienergebnisse veröffentlicht, die erklärten, was die wichtigsten Faktoren für langfristige Gesundheit und Glück sind. Die Kernerkenntnis? Da zitiere ich gerne Robert Waldinger, den mittlerweile vierten Leiter der Studie: »Die wichtigste Botschaft aus der Studie ist: Gute Beziehungen machen uns glücklicher und gesünder. Punkt.«

Entgegen der gängigen Annahme, dass Reichtum, Ruhm oder harte Arbeit die Schlüssel zum Glück sind, zeigte die Studie, dass unsere sozialen Beziehungen der mit großem Abstand wichtigste Faktor für unser langfristiges Wohlbefinden sind. Menschen, die enge Beziehungen zu Familie, Freunden und ihrer Gemeinschaft hatten, lebten nicht nur länger, sondern waren auch gesünder und ein ganzes Stück zufriedener mit ihrem Leben.

Wichtig zu verstehen ist dabei, dass es nicht einfach nur um die Anzahl der Freunde, die wir haben, geht oder ob wir in einer festen Beziehung sind. Es geht um die Qualität dieser Beziehungen. Konfliktreiche Beziehungen voller Streitigkeiten wirken sich negativ auf die Gesundheit aus, während liebevolle, unterstützende Beziehungen einen positiven Einfluss haben. Interessanterweise haben diese positiven Beziehungen sogar einen schützenden Effekt auf das Gehirn, wobei starke soziale Bindungen mit einem langsameren mentalen Verfall in Verbindung gebracht werden. Krass, oder?

Die Studie warnte auch vor den Gefahren von Einsamkeit. Einsamkeit erwies sich als Gift; Menschen, die isolierter waren, als sie es gerne hätten, berichteten über ein niedrigeres Wohlbefinden und zeigten deutlich früher und mehr gesundheitliche Probleme.

Die Harvard-Studie ist aus vielen Gründen meine Lieblingsstudie. Einerseits, weil mir keine andere psychologische Studie mit solch einer Laufzeit und Ausführlichkeit bekannt ist. Andererseits, weil sie so krass unterstreicht, wie wichtig gute Freunde sind! Und das eben nicht nur für unser Glück, sondern auch für unsere Gesundheit.

Also wenn du jetzt noch nicht verstanden hast, dass Freundschaften eine verdammt hohe Priorität in deinem Leben haben sollten, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Und wenn du jetzt denkst: »Mensch, Felix, in meinem Alter ist das mit dem Freundefinden eben nicht mehr so einfach wie damals als Kind«, dann muss ich sagen: Das stimmt – aber nur zum Teil. Warum es tatsächlich als Kind einfacher war, Freunde zu finden, und wie uns die Gründe dahinter aber auch im Erwachsenenalter helfen können, neue Freundschaften zu schließen, sehen wir uns im folgenden Kapitel an.

2.3. »Wollen wir Freunde sein?« Warum als Kind alles noch so einfach war

Hast du dir im Kindergarten jemals Gedanken gemacht, wie du Freunde findest? Oder dich nicht getraut, jemanden anzusprechen? Wahrscheinlich nicht. Als Kind hat man aus verschiedenen Gründen kaum Probleme, neue Freunde zu finden. Einer davon ist der sogenannte »Mere-Exposure-Effekt« (den wir uns auch in Kapitel 6.1. noch einmal ganz genau ansehen werden). Im Kindergarten oder der Schule sind wir konstant mit vielen gleichaltrigen Menschen auf einem Haufen. Du hast jeden Tag die gleiche Gruppe von 20 bis 30 Menschen um dich. Und ihr habt viele Gemeinsamkeiten: Ihr seid jeden Tag am gleichen Ort. Ihr erlebt jeden Tag Dinge zusammen. Könnt euch zusammen freuen, aber auch zusammen über Dinge (oder Menschen, wie zum Beispiel Lehrer) aufregen. Das verbindet euch. Und diese täglichen gemeinsamen Erfahrungen sorgen fast unweigerlich dazu, dass es euch leichtfällt, eine Verbindung zueinander aufzubauen, die sich dann zu einer Freundschaft weiterentwickeln kann.

Das Ganze hat aber auch Schattenseiten, denn eure Freundschaft beruht dann nämlich nur auf diesem gemeinsamen Umfeld. Ich wette mit dir, dass du schon mal erlebt hast, dass du zu einem besonders guten Freund komplett den Kontakt verloren hast, einfach weil sich euer Umfeld geändert hat. Mein bester Freund im Kindergarten hieß Matthias. Wir haben ständig alles zusammen gemacht, sowohl im Kindergarten als auch in unserer Freizeit; wir waren unzertrennlich. Doch dann kam die Einschulung. Und siehe da: Wir kamen in unterschiedliche Klassen. Obwohl wir sogar auf derselben Grundschule waren, änderte sich unser Umfeld auf einen Schlag. Plötzlich hatten wir andere Lehrer, andere Mitschüler, andere Erfahrungen. Und es hat nur wenige Wochen gedauert und wir waren gefühlt Fremde.