Alte Liebe rostet schön - Eva Jaeggi - E-Book

Alte Liebe rostet schön E-Book

Eva Jaeggi

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Beschreibung

Gemeinsam glücklich älter werden - und sogar noch richtig alt - das ist ein Wunsch vieler Paare, die gemeinsam durchs Leben gehen. Oder die in späteren Jahren einen neuen Lebenspartner gefunden haben. Älterwerden hat den großen Vorteil, dass man sich über die eigenen Wünsche und Sehnsüchte klarer wird - und auch darüber, wie diese ins gemeinsame Leben zu holen sind. Ein neuer Blick aufs Alter von einer der großen Psychologinnen unserer Zeit.

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Seitenzahl: 235

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Eva Jaeggi

Alte Liebe rostetschön

Was Paare zusammenhält

Impressum

© KREUZ VERLAG

in der Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2013

Alle Rechte vorbehalten

www.kreuz-verlag.de

Umschlaggestaltung: Designbüro Gestaltungssaal

Umschlagmotive: © Getty Images

ISBN (E-Book) 978-3-451-34583-8

ISBN (Buch) 978-3-451-61190-2

Inhalt

Vorwort

Weißt du noch? – Die gemeinsame Welt

Wie siehst du das eigentlich? – Deutungen der Welt

Immer wieder das Gleiche – Wohltuende Routine und Langeweile

Bist du mir noch böse? – Verzeihen – verdrängen – vergessen

Kann er mich noch begehren? – Sexualität und der alte Körper

Wie hieß der noch mal? – Schwäche und Krankheit

Muss ich denn alles alleine machen? – Hilfe und Fürsorge

Wohin mit Mama? – Die uralten Eltern

Kinder? Naja … – Aber Enkelkinder, die sind ein Glück

Gelingende Gemeinsamkeit – Was ist denn eine »gute Ehe«?

Lieben wir uns noch? – Die Liebe bewahren

Gertrud und Paul – Ein ungewöhnliches Paar

Niemals mehr? – Witwenschaft und zweite Bindung

Empfohlene Literatur

Vorwort

Dies ist ein Buch über das langjährige Zusammenleben älterer Menschen. Ich habe viele Paare danach gefragt, wie sie ihr Leben organisieren, welche Bedeutung ihre gemeinsam verbrachte Vergangenheit hat und wie sie mit mancherlei Widrigkeiten des Alters umgehen. Vor allem aber wollte ich auch wissen, ob sie im Alter neue und vielleicht sehr befriedigende Ressourcen für ihre Partnerschaft entdeckt haben.

Alle Menschen, die hier vorgestellt werden, sind mir bekannt aus freundschaftlichen und auch aus therapeutischen Gesprächen. Sie entstammen meist einer finanziell gesicherten Mittelschicht und haben keine Probleme mit der »Altersarmut«, wie leider heutzutage schon wieder mehr Menschen als früher.

Wie immer in solchen Darstellungen habe ich Personen und Situationen so vermischt, dass zwar typische Strukturen, aber keine Einzelpersonen erkennbar sind.

Man fragt sich natürlich, für wen solche Darstellungen überhaupt noch Sinn machen? Die von mir beschriebenen Menschen sind meist im Pensionsalter, manche werden vielleicht nicht mehr lange leben, einige sind schon gestorben. Jedenfalls sind sie nicht mehr sehr weit entfernt vom Ende ihres Lebens. Was also soll das Ganze? Sind die inneren und äußeren Kämpfe, die eine Beziehung ausmachen, die schönen und die weniger schönen Zeiten, wirklich noch interessant für jüngere Menschen? Kann man etwas lernen, wenn man sich das Leben nunmehr 60- bis 80-jähriger Paare ansieht?

Wie bei vielen bedeutenden Lebensfragen: Rezepte gibt es sicher nicht. Es gibt aber typische Fragen, die man sich auch in jüngeren Jahren stellen kann. Dass unser Leben von den historischen Bedingungen, unter denen solche Fragen stehen, bestimmt wird, dass die Lösungen solcher Lebensfragen sowohl unter historischen als auch unter individuell veränderlichen Vorzeichen jeweils anders aussehen – das zu erkennen scheint mir auch für jüngere Menschen wichtig.

Paare im höheren Alter (sofern sie aus der Mittelschicht stammen) haben sich in ihren mittleren Jahren z. B. oft mit den damals neu aufgekommenen Partnerschaftskonzepten abgemüht, wobei die Vorstellung, die Ehe, die Sexualität, der gemeinsame Alltag müsse »frei« sein, die Beziehung müsse ein Maximum an Freiheit für den Einzelnen bedeuten, einen wichtigen Raum einnahm. Die damals noch recht kontrovers diskutierte Frage des Berufes der Frau war Teil vieler Ehestreitigkeiten. Die 68er-Generation, wenngleich erst in den Startlöchern ihres Lebens, bestimmte manchmal sogar das Leben der Eltern mehr, als es umgekehrt der Fall war.

Haben die Paare sich, nach dem Abflauen dieser bewegten Jahre, wieder zurück bewegt, haben sie sich doch wieder der »guten alten Zeit« angenähert? Oder hat sich ihr Altersleben grundsätzlich geändert, gibt es heutzutage andere Formen der Altersehe als früher – jenseits von Streitehe und Philemon-Baucis-Kitsch? Hat die damals durchgesetzte »Streitkultur« bis ins Alter hinein vorgehalten?

Wie verbindet man die altersgemäß einsetzenden Schwächen, oft peinliche Schwächen, mit dem Respekt vor dem anderen? Und: Wie kann man die früher empfangenen Wunden verzeihen?

Bei der Begleitung von Menschen über längere Zeit – sei es in Freundschaften oder in Therapien – habe ich es immer wieder spannend gefunden, wie die jeweils unterschiedlichen Bedeutungen, die man dem eigenen Paarleben im Laufe der Entwicklung gegeben hat, sich im Alter nun wiederum verändern können. Der »Rahmen« des Lebens erlaubt es nun, neue Facetten des Ehelebens zu sehen. Es handelt sich manchmal um eine zweite Ebene der Reflexion, also um eine Deutung der früheren Deutungen. Man weiß darum, was man früher dem Partner und der Partnerschaft zugeschrieben hat und man kann diese alten Ebenen neu aufbrechen und neu überdenken – das ist einer der Vorteile reflektierten Alterns.

Ich denke, dass dies jüngeren Menschen einen Horizont aufzeigt, der sie in ihrem Denken über sich selbst und andere freier machen kann, und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre eigenen Deutungs- und Reflexionsmuster zu relativieren.

Ein anderes Thema, das auch für jüngere Menschen wichtig sein kann, ist der Umgang alter Paare mit den Verletzungen, die man einander im Laufe des Lebens zugefügt hat. Ist Verzeihen – Verdrängen – Vergessen der angemessene Umgang damit? Bleiben immer noch Wunden? Gibt es Dinge, die man nicht vergessen und verzeihen kann? Wie viel Offenheit ist nötig, was bleibt im Dunkeln?

Oft erst beim Verlassen der Ehe (oder wenn einer stirbt) merkt man, wie viel an »gemeinsamer Welt« man sich erobert hat, wie sehr die Kategorien, unter denen man die Welt betrachtet, sich angeglichen haben. Dies kann man als einen großen Vorzug des Paarlebens ansehen, es kann aber auch zur Verengung führen und bringt dann Verkümmerungen hervor. Wie man zur »gemeinsamen Weltkonstruktion« (Berger & Luckmann, 1969) steht, in welcher Weise man sich davon auch wieder lösen kann: Auch das ist ein Thema, das weit über das Alter hinaus für denkende Menschen und Paare in jedem Alter relevant sein kann.

Auch alte Menschen haben die Möglichkeit, sich neu in der Welt einzurichten und damit wiederum ein Stück neue gemeinsame »Weltkonstruktion« zu gestalten. Meist bietet ihr Leben nun andere Möglichkeiten als früher – egal, ob sie als schlechter oder als besser bewertet werden. So ergibt sich mehr oder weniger Zufriedenheit im Alter.

Alle diese Themen greifen tief in die Grundtatsachen des menschlichen Lebens hinein, vor allem in die des menschlichen Beziehungslebens.

Dies ist also mehr als ein Buch über die Altersehe; es ist – wenn es sein Versprechen erfüllt – ein Buch über das menschliche Leben selbst in seinen immer wieder neuen Gestalten und Gestaltungsmöglichkeiten.

Wie in vielen Bereichen unseres Beziehungslebens steht auch die Altersehe unter dem Diktat der Moderne, das heißt, sie wird weniger »selbstverständlich« gelebt als in früheren Zeiten. Nicht nur ist ihre Dauer länger als sie je war, sie wird auch mit mehr Reflexionen begleitet als früher, sie wird sogar, öfter als gedacht, noch im hohen Alter geschieden.

Schon ihre im Prinzip lange Dauer (oft 50 bis 60 Jahre statt der, je nach Zeitalter, 12 bis 20 Jahre) fordert neue gesellschaftliche und persönliche Überlegungen und Bedachtsamkeiten heraus. Es gibt neue Problemfelder, etwa die »postelterliche Partnerschaft«, und neue Formen der Kommunikation. Wo die traditionelle Rolle der Ehe als Hort der Nachkommenschaft und Lebensgemeinschaft für die Kinder nicht mehr genügt, muss man sich fragen, welche Funktion denn die lange Dauer der Gemeinsamkeit im Alter noch haben kann und wie sie sich gestaltet.

Unsere Beziehungen insgesamt – Partnerschaft, Elternschaft, Freundschaft, Kollegenschaft – sind nicht mehr in gleicher Weise wie in anderen Zeiten von klaren Rollenvorgaben geprägt. Deshalb müssen alle diese Beziehungsformen, die variationsreicher aussehen als früher, in einem Prozess individueller Reflexion neu gestaltet werden. Nichts ist mehr ganz selbstverständlich. Man wird zum Reflektieren über die eigene Lebensform gezwungen – spätestens dann, wenn die üblichen Probleme des Alters zuschlagen.

Natürlich, und das ist gar nicht so selten, kann man sich einfach in Klagen ergehen über die vielen Veränderungen, die sich im Laufe eines gemeinsamen Lebens ergeben haben. Oft empfindet man sie als Verschlechterung, ja als eine Ungerechtigkeit. Eigentlich, so denkt man mehr oder weniger bewusst, hätte man vom Leben mehr erwarten dürfen. Und jetzt wird einem auch noch das genommen, was man sich so mühsam erarbeitet hat an Gemeinsamkeit: Der Partner ist kränklich oder einfach nicht mehr so lebenslustig, die Freunde sterben, das Leben engt sich ein, weil der Beruf oft wegfällt.

Dieses Leben in einem anderen Rahmen aber ist eine neue Chance, auch für die alte Ehe. Es ist die Chance, sich reflektierend mit einer geänderten Situation auseinander zu setzen – übrigens fast ohne ein Vorbild durch die ansonsten sehr redseligen Medien. Denn für die Lebensformen alter Paare gibt es wenige Leitbilder. Alte Paare fungieren in den durch die Medien vermittelten Bilder meist nur als Hintergrundfiguren, es tut sich bei ihnen scheinbar nicht mehr sehr viel. Für die Dramatik sorgen die jüngeren Paare, bei denen noch Leidenschaften lodern und heftige Veränderungen möglich sind.

Alte Paare leben im Durchschnitt bestimmt ruhiger und undramatischer. Aber wenn das Paar sich nicht einigelt in eine nur allzu vertraute Lebensform, dann tut sich sehr viel im »Inneren«; es gibt eine innere Dramatik, die durchaus beachtenswert ist. Sie bietet immer wieder neue Entwicklungsmöglichkeiten, wenn man sie wahrnehmen kann. Das innere Leben des Menschen kann – Gott sei Dank – nie ganz zur Ruhe kommen, bevor die letzte Ruhe eintritt.

Tritt diese Ruhe schon vorher ein, dann allerdings hat sich alles »nicht gelohnt«. »War das alles?«, fragt sich manch einer, der mit dem Leben im Alter unzufrieden ist. Ja, das war alles – aber es hätte sehr viel mehr sein können!

Weißt du noch? –Die gemeinsame Welt

Die Soziologen P. Berger und Th. Luckmann (1969) haben in ihrem Buch über die Konstruktion der Wirklichkeit sehr eindringlich beschrieben, wie Menschen sich in dialogischer Form die Ereignisse in ihrem Leben veranschaulichen: bewertend, pointierend, mit bestimmten wichtigen Zeichen versehend. Meist tauscht man sich im Gespräch aus, es kann aber auch nonverbale Zeichen geben – ein hämischer oder bewundernder Blick, die sorgenvoll gefurchte Stirn und Ähnliches. In überspitzter Form könnte man sagen, dass erst solche Zeichen den Ereignissen Bedeutung verleihen und auf diese Art eine gemeinsame »Welt« zwischen Menschen entsteht. Diese gemeinsam besprochenen oder auf andere Weise bewerteten Ereignisse lassen »Erlebnisse« entstehen. Aus sozusagen neutralen Fakten werden gemeinsame Erfahrungen, die man benennen und wieder hervorrufen kann. Nicht jedes einzelne Erlebnis ist immer bedeutungsvoll, aber die Summe von gemeinsamen Erlebnissen zwischen Menschen, die miteinander viel zu tun haben, lässt einen gemeinsamen Erfahrungsraum entstehen, der innere Verbindungen schafft. Das müssen nicht Paare sein, das gleiche gilt auch für Freunde, Arbeitskollegen oder alte Schulkollegen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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