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Dieses Buch enthält Essays, Geschichten und Lyrik. Trotz des antik anmutenden Titels ist es äußerst gegenwartsbezogen. Gedanken des Nachdenkens, der Erkenntnis, der Wut und Momente der Liebe weben einen wundersamen Teppich der Worte, der manchmal ein Spiegelbild des Heute, manchmal eine Klage über die verlorene Vernunft, oft aber eine stille Würdigung der Liebe darstellt. Der Autor sieht unsere Welt auf dem schmalen Grad zwischen geistigem Fortschritt und einem möglichen Rückfall in die Barbarei. Für ihn ist ein Ausweg der Mut zur Liebe, zur Poesie und zum aufgeklärten Denken.
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Seitenzahl: 168
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Hinweis:
Cheiron (griechisch Χείρων „Hand“ lateinisch Chiron) ist in der griechischen Mythologie der Sohn des Kronos und der Philyra, Halbbruder des Zeus und einer der Zentauren. Er ist ein Freund der Götter und der Erzieher der Heroen Jason, Aktaion, Aristaios, Achilleus u. a.
Er gilt als weise und als der gerechteste unter den Zentauren. (Wikipedia)
Ich betrachte die Religion als Krankheit,
als Quelle unnennbaren Elends für die menschliche
Rasse.
-
Manche Menschen würden eher sterben als
nachzudenken.
Und sie tun es auch.
Bertrand Russel
(http://www.unmoralische.de/zitate2/Russell.htm)
Die Welt zu durchschauen, sie zu verachten,
mag großer Denker Sache sein.
Mir aber liegt einzig daran, die Welt lieben zu
können,
sie und mich und alle Wesen
mit Liebe und Bewunderung und Ehrfurcht
betrachten zu können.
Hermann Hesse
(http://gutezitate.com)
Am stillen Strande Cheirons, mondbeschienen
Auf Cheirons Lichtung
Sein und Sinn
Wie Fische
Wir
Das Land am Abgrund
Am Meer
Bilder von Dir
Für meinen liebsten Schatz
Deines Herzens Flügelschlag
Die zerbrochene Bronzeglocke
2 Stunden im Schwimmbad
Der Sommerabend
Wer kennt alle Straßen
Du fehlst mir jetzt schon
Kinder sind unsere Zukunft
Vogel auf dem Draht
Wolken
Türen
Rost
Wessen Stimme
22. Das Ende aller Worte oder: Die Diskussionen sind vorbei
Im Fallen
Justitia non tacet – Eine Gerichtsverhandlung
Ich hülle mich in deine Liebe
Herakles und Hylas
Ruhe
Über die Zeit
Für Cheiron
Ade, Tante SPD
Am stillen Strande Cheirons, mondbeschienen,
Lausch' ich der Wellen leisen Traumgesang.
Und warte auf der starken Hufe leichten Klang,
Auf bitt're Einsicht, klugen Rat mir anzudienen.
Kommt mit der Hufe festem Trommelschlage,
Die Kraft, der Mann, die Brust mir zugewandt,
Der weise Freund, den ich so gut gekannt,
Auf dass ich meine Tränen zu ihm trage.
Er nimmt mich mit zu seinem Klippenheim,
Zu trösten meine dunkle Welt und Pein.
Mit klugen Worten liebevoller Hand.
Gestählter Mut, vom Salzwind aufgeraute Haut,
Nachtmöwen schreien und ihr heiserer Laut
Ist dieser Freundschaft ew'ges Liebesband.
Sein Kommen bemerkte ich schon früh. Obwohl er es verstand, sich fast unsichtbar zu machen, waren seine Hufe schon von weitem auf dem dunkelweichen Waldboden zu bemerken. Es waren weniger Laute, die ihn verrieten, als vielmehr feine Erschütterungen, die vom trocknen elastischen Boden auf die Stämme, Zweige und Nadeln der Kiefern übertragen wurden, die diese Lichtung umringten. Ich hatte in der Mitte der Lichtung ein kleines Feuer angezündet, nicht so sehr wegen der Dunkelheit, sondern eher wegen der zu erwartenden Kühle, wenn die Nebel vom Meer heraufziehen würden, vom Strand, an dem mein kleines Ruderboot lag. Das würde zwar erst in einigen Stunden geschehen, aber ich wusste nie, wie lange unsere Begegnungen dauerten. Mein kleines Lagerfeuer war gut mit Steinen eingedämmt und würde die Zweige der Kiefern nicht erreichen können. Auch war die Lichtung mit hohem Gras und frischen Kräutern bewachsen, denen der gestrige Regen eine feuchte Aura verliehen hatte. Nein, es war mein Wunsch, ihn sehen zu können, seine staatliche Erscheinung, die vor den Schatten der Flammen immer so geheimnisvoll schön anzuschauen war.
Die leisen Hufschläge verstummten. Es wurde still. Nur der absurde Lärm einiger Zikaden war noch zu hören und in der Ferne, aus der Richtung aus der ich gekommen war, das leise Schlagen einer langsamen Brandung. Ich wusste, er war hier. Wahrscheinlich stand er gerade außerhalb des Lichtkreises des kleinen Feuers im Schatten des großen Baumes am östlichen Rand der Lichtung, ganz in meinem Rücken.
Ich fühlte seinen stummen Blick auf mir ruhen. Ich kannte ihn und ich hatte keine Angst. Aber er war nun mal das seltsamste Wesen dieser Berge. Er war der einzige Zentaur, den ich je zu Gesicht bekommen hatte. Er war Cheiron.
Ich hörte seine leise Schritte wieder, langsam, immer näher. Eine warme kräftige Hand berührte meine nackte Schulter. Ich roch ihn. Er duftete immer nach Waldkräutern und nach warmen trocknen Fell. „Sei gegrüßt, Freund“, sprach ich leise gegen das Knacken des Lagerfeuers, ohne mich umzudrehen. „Gruß auch dir“, entgegnete er mit einer warmen, wohltönenden männlichen Stimme.
Ich drehte mich zu ihm um und staunte. Ich staunte jedes Mal, wenn ich ihn sehen durfte. Als erstes fielen mir immer seine meerblauen Augen auf. Sie reflektierten das Sternenlicht, auch wenn es, wie heute, nur sehr schwach wahr wegen des heraufziehenden Dunstes vom Meer. Sein halblanges schwarzes Haar fiel ihm bis auf die Schultern. Das Gesicht war kantig und von der Sonne und dem Wind gegerbt. Seine Augen wurden von Sternenfalten begrenzt und seinen Mund umspielte immer der Schimmer eines Lächelns, das ständig zwischen gütig und spöttisch hin und her schwankte. Seine Brust und sein Bauch waren kräftig, wohl definiert, und seine Haute olivfarben. Eine Spur von schwarzem Brusthaar zog sich bis hinunter zu seinem Nabel und vereinigte sich dort mit dem mittelbraunen Fell seines Pferdekörpers. Sein Schweif war lang und schwarz. Seine Hufe glitzerten wie polierter Onyx. Zwischen seinen Hinterläufen war ein prachtvolles Glied zu erkennen. Er war nackt, bis auf einen blauen Stein, den er an einem Lederband um seinen Hals trug. Manchmal, das wusste ich, trug er eine gewebte Weste um seine breiten Schultern. Das tat er vornehmlich im Herbst und im Winter. Jetzt war Frühsommer. Manchmal kam er mit Pfeil und Bogen, manchmal auch mit einem Schwert. Heute hielt er einen langen Wanderstab in seiner linken Hand, verziert mit einigen Weinranken. Wahrscheinlich hatte er ihn selbst geschnitzt.
Ich griff zu Boden und holte meinen Rucksack hervor, der in seinem absurden Neongelb grell im Flammenschein leuchtete. Er war mit dem Logo der Firma versehen, bei der ich arbeitete. Es war eine Firma, die Sportkleidung und dazu passende Outdoorartikel herstellte. Ich entnahm dem Rucksack zwei metallene Trinkbecher und eine Rotweinflasche. Schnell entkorkte ich sie mit meinem Allzwecktaschenmesser und füllte die Gläser. Eins reichte ich ihm: „Auf das Wohl aller Wesen! Mögen sie Weisheit erwerben!“ Diesen Trinkspruch hatte ich nach unserem dritten Treffen formuliert. Cheiron nickte und trank in tiefen Zügen. Dann reichte er mir den Becker zurück, trat etwas zurück und ließ sich mit seinem Pferdekörper auf dem Waldboden nieder. Seinen menschlichen Oberkörper lehnte er an einen hellen großen Stein, so dass er seine Pferdeläufe etwas zur Seite strecken konnte.
Seine klugen Augen musterten mich. Er sagte aber nichts. Ich ließ mich neben meinem Rucksack im Schneidersitz nieder. Meine Jeans und mein graues T-Shirt wurden vom Flammenschein mit wilden Mustern überzogen. Auch ich schwieg eine Weile, weil ich nicht recht wusste, wie ich beginnen sollte. Mein Blick glitt empor zu den dunstigen Sternen und die Wärme des kleinen Feuers war deutlich zu spüren. Und auch Cheirons Gegenwart!
„Du siehst müde aus, Freund“, begann Cheiron, „quält dich etwas oder hast du die Nächte mit Liebe und Leidenschaft verbracht?“ Ich war überrascht und schaute auf meine Hände. Ich wusste, dass ich seinem Blick nicht standhalten würde, jedenfalls im Moment nicht. „In meinen Nächten fehlt der Schlaf, Freund, das hat du richtig beobachtet, und es ist nicht die Leidenschaft, die das bewirkt. Es ist so etwas wie Sorge, begleitet von so vielen Fragen“, antwortete ich, „und es werden immer mehr, je älter ich werde.“ Ich blickte in sein Gesicht: „Und ich weiß keine Antworten. Alles zerrinnt mir.“ Ein Lächeln umspielte sein Gesicht. Er wartete ab.
Ich redete weiter: „Immer habe ich deine Gelassenheit bewundert, weiser Freund. Ich habe sie nicht!“ Die Flammen knackten, als ein kleiner Ast in der Glut brach.
Ich sprach weiter: „Neulich war ich seit langer Zeit wieder in dem Ort, in dem ich die meiste Zeit meines Lebens gelebt habe. Dort steht ein alter Tempel, du weißt, in diesen wirren Zeiten nennen sie es eine Kirche. Sie wird nicht oft besucht, nur zu Festtagen. Aber sie ist aus alten, mächtigen Steinen gebaut. Ich saß auf einer Bank davor und plötzlich wurde mir bewusst, dass diese Mauern und Wände noch stehen werden, wenn ich schon tot bin. Sie haben es gut, diese Mauern. Sie sind fast unzerstörbar, fast ewig. Und wenn nur noch diese Mauern stehen, dann sind auch alle Menschen, die in den Häusern um die Kirche herum wohnen, nicht mehr da. Niemand! In hundert Jahren ist niemand mehr da, der heute atmet. Wie absurd das alles doch ist. Und dann denke ich: Wer soll dann noch nach Erklärungen suchen, nach dem Wesen der Dinge, der Gedanken, und der Sterne, die sich immer weiter von uns entfernen! Wenn jemand übrig bleibt, dann wird er allein sein in einem leeren Universum! Wie absurd ist das doch alles!“
Ich blickte in die Flammen und schwieg unruhig. Etwas wie Verbitterung machte sich zum wiederholten Male in mir breit.
Cheiron schwieg ebenfalls. Die Zweige im Feuer knackten, die Flammen tanzten mit ihren Schatten. Ich wurde immer unruhiger. Es war ein Zustand, den ich gut kannte. Ruhige Nächte mit sternenklarem Schlaf waren für mich selten geworden.
„Ist das alles, Freund, was dich quält“, erwiderte Cheiron endlich. Die Wärme und Freundlichkeit seiner Stimme taten mir auf einmal wohl. Ich sah ihn an. Er lächelte:“ Ich kenne diesen Zustand. Er ist so typisch für euch Menschen. Ihr und eure Fragen, auf die ihr keine Antworten zu finden glaubt! Ihr liebt diese Fragen. Sie sollen euch bedeutend machen. Ihr seid so gerne die armen, verlassenen Kinder unter einem kalten Sternenzelt. - Wie theatralisch! Ich glaubte, du wärst darüber hinaus!“
Diese Antwort verletzte mich ein wenig und ich wand mich von seinem Gesicht ab. Ich antwortete: „Freund Cheiron, mach dich nicht lustig. Du bist ewig, unwandelbar, mächtig und ruhst in allem, was sich in der Welt finden mag. Vielleicht auch in allen Welten! Du bist ein Teil all dieser Dinge, also auch Teil der Zeit. Was soll das Vergehende dir schon anhaben?“
Cheiron schwieg wieder. Sein schwarzer Pferdeschweif schlug ein wenig hin und her und ich bemerkte von Neuem seinen charakteristischen angenehmen Duft. Seine linke Hand spielte mit dem Schmuckstein um seinen Hals. Seine Augen wandten sich nicht von mir ab. Dann endlich hob er doch seinen Kopf zum Sternenhimmel über uns. Ein Kauz war zu hören. Er blickte mich erneut an:
„Verzeih mir, Freund“, begann er, „ich wollte dich nicht verletzen. Aber beantworte mir eine Frage: Was glaubst du, bin ich? Wo war ich heute morgen, als du dich aufmachtest, mich zu besuchen? - Oder noch besser: Wo ist der Tag, den du 'Gestern' nennst, und an dem du so viel gearbeitet hast? Wo ist deine Wohnung jetzt, in diesem 'Moment'? - Du meinst, der Strom der Zeit hat alles fortgerissen in das, was ihr Menschen Vergangenheit nennt. Und was ist jetzt? Was ist das Meer, an dem dein Boot liegt? Wer oder was hat es aus dem, was du Zukunft nennst, gerissen und hier errichtet? Und die Kiefern um uns herum? Wo ist der Holzscheit, der eben noch in den Flammen leuchtete? Wo wird unser Gespräch sein, wenn du morgen früh dein Boot besteigst, um zum Gasthaus zurück zu fahren?“
Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Und der warme Stein, an dem sich mein Rücken lehnt? Wie weit reicht er jetzt, in diesem Moment, in die Vergangenheit, und wie weit in die Zukunft? - Es ist leicht zu sagen, er ist schon 1 Million Jahre alt und wird noch 1 Million Jahre hier liegen? Das ist nur eine Vermutung, nur ein Gedanke! - Nimm von diesem Stein die Zeit und er ist nicht mehr da! Er existiert hier nur auf der scharfen Kante des Hier und jetzt!“ Kurz schloss Cheiron die Augen und atmete langsam ein und hob erneut an: „Würdest du den Stein in seiner oder irgendeiner Zeit sehen, auf diesem langen Meer , dann wäre er kein Stein, sondern eine endlose steinerne Schlange oder ein Gebirge. Und du könntest nicht sicher sein, dass er überhaupt noch hier ist, wenn du mit deinem Boot zurück ruderst. Du würdest diesen Stein nicht finden! - Genauso ist es mit dir! Wer sagt dir, dass du warst oder morgen sein wirst? Oder nicht mehr sein wirst? Oder dass die Steine deiner Kirche noch da sind, wenn du nicht mehr da bist? - Du selbst bist es! All das, Freund, sind deine Chimären, deine Albträume. Was soll das heißen: du bist oder du bist nicht? Was soll das überhaupt sein, das 'du'? Was ist das 'Jetzt' ohne eine dazu gedachte Ausdehnung? - Du stellst sinnlose Fragen, deshalb sind deine Antworten sinnlos und erschreckend! Du solltest damit aufhören!“
Ich wollte etwas antworten, irgend etwas! Aber mir fiel in diesem Moment nichts ein! Cheiron hatte meine Gedanken beiseite gefegt, wie ein Herbstwind die welken Blättern!
Er fuhr fort: „Und was denkst du, bin ich? - Ich weiß es nicht und du weißt es auch nicht! Ich erkenne jedenfalls nichts, was uns trennt! Ich, du und der Stein sind eins! Und das ist schon immer so gewesen. Sein und Zeit sind starke Illusionen, nicht mehr und nicht weniger. Aber sie können auch angenehme Träume sein, die es wert sind geträumt zu werden! Wie diese Nacht, dieses Feuer und der Wein, den du mir gereicht hast.“
Mit diesen Worten erhob er sich. Mir fiel keine Erwiderung ein. Ich konnte nur seine Schönheit und seine kraftvolle Anmut bewundern. Er streckte seine starken Arme: „Reich mir noch etwas von diesem Wein, Freund. Wir sollten diese herrliche Nacht genießen. Wie die Götter und das Leben als Antwort auf die Angst!“
Am nächsten Morgen wurde ich in seinen Armen an ihn gelehnt wach. Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Cheirons Augen waren schon geöffnet. Sein meerblauer Blick lächelte mich an. Erinnerungen an Feuerschein, Wein und leise Lieder überfluteten mich. Ich versuchte mich zu konzentrieren, aber es gelang mir nicht. Die Augen fielen mir wieder zu.
Dann spürte ich eine Bewegung neben mir. Starke Arme lehnten mich an den Stein. Ich schlug kurz die Augen wieder auf und sah, wie sich Cheiron leise erhob. Er grüßte kurz mit seinem Wanderstab und trabte leise davon. Ich blieb im Gras liegen und tagträumte eine Weile in seiner noch spürbaren Wärme. Zum Gasthaus zurückfahren konnte ich noch früh genug.
Irgendetwas ist! Der Satz „Nichts existiert“ist definitiv falsch. Denn wenn dieser Satz richtig ist, dann ist es wahr, dass dieser Satz richtig ist. Also existiert zumindest diese Wahrheit. Also ist die Annahme „Nichts existiert“ falsch. Daraus folgt, dass der Satz "Irgend etwas existiert", wahr ist.
Ähnlich ist es mit der Aussage „27 ist durch 9 teilbar“. Auch diese Wahrheit existiert, auch wenn sie niemand ausspricht, denkt oder aufschreibt. Diese „Wahrheit“ ist undenkbar ohne die Begriffe „9“ und „27“. Sie sind mit diesem Satz wahr und damit „existent“ geworden. Daraus folgt zwingend, dass die gesamte Menge der natürlichen Zahlen „existieren“ und demnach alle weiteren Zahlen, sowohl die reellen als auch die komplexen und alles weitere, was sich daraus mathematisch ergibt. Die gesamte Mathematik existiert in diesem Sinne also. Mathematische Beziehungen werden entdeckt, nicht erfunden.
Zahlen haben eine Ordnung, die man als 'Größer / Kleiner – Beziehung' bezeichnen kann. Der Satz "4 ist größer als 3" ist immer wahr und nicht abhängig von seiner Dokumentation. Man braucht ihn nicht denken oder aussprechen. Und ich spreche hier von der "Vierheit" als Begriff und nicht von vier Äpfeln oder der Darstellung von "Vier" in Sprache, Dezimalsystem, Dualsystem oder sonstwo. Die "Vierheit" ist immer mehr als die "Dreiheit", ganz egal welche Ausformung oder Darstellung man für diese "Ideen der Zahlen" wählt. (Erinnert Sie das an die Ideenlehre von Platon! Dann haben Sie im Unterricht früher gut aufgepasst! Bravo!)
Die "Idee der Zahlen" und ihre Ordnung lassen sich ohne weiteres auf das, was wir Raum und Zeit nennen, abbilden und damit anwenden. Als externes Maß zwar nur, aber die Zahlengerade ist ein Analogon zur räumlichen und auch zur zeitlichen Ausdehnung.
Damit ist wahr, dass räumliche und zeitliche Ausdehnung als Bild der mathematischen Grundstrukturen dienen können.
Aber man muss das nicht unbedingt! Zum Beispiel kann ich die Zahlenfolge 1,1,2,1,2,2,1,2 sehr einfach als zweidimensionales Quadrat der Seitenlänge 1 interpretieren, indem ich sie zunächst in Zweiergruppen aufteile, und dann nach den bekannten Regeln in ein Cartesisches Koordinatensystem eintrage. Ich kann diese Folge aber auch als Morsezeichen interpretieren. Grundlage ist aber wieder nicht "1 Apfel" oder "2 Euro", sondern die unzerstörbare Wahrheit der "Einsheit" oder "Zweiheit" an sich.
Wenn dieses Bild benutzt wird, wenn Zahlenideen so oder in ähnlicher Weise interpretiert werden, von wem auch immer und wie auch immer(!), dann kann von der „Existenz“ von Raum und Zeit gesprochen werden. Die Frage, ob das auch jemand wirklich tut oder wer das sein könnte, ist zunächst einmal zweitrangig!
Werden wir zunächst einmal sehr konkret und bildhaft! Jemand schreibt diese Zeilen auf einem PC, damit sie vielleicht jemand liest und darüber nachdenkt! Vor einer Viertelstunde war im „Inneren“ des Schreibers ein 'Druck' zu spüren, Gedanken auf Papier zu bringen. Dem wurde nachgegeben. (Mir ist wirklich kein besseres Wort als 'Druck' eingefallen! Unsere Sprache ist so schlecht geeignet, um Gedanken exakt wieder zu geben!)
Der PC hat eine Tastatur, ein Gehäuse usw. und damit eine „räumliche Ausdehnung“. Die Uhr des PCs zeigt eine andere Zahlenfolge als zu Anfang dieses Blattes. (Als es noch leer war!) Also werden Zahlen als Bild auch der zeitlichen Ausdehnung benutzt. 'Ideen von Zahlen' werden in Dualzahlen ausgedrückt und dann als Buchstaben auf dem Bildschirm gezeigt, zum Beispiel durch den ASCII-Code, einer Regeltabelle, die in jedem Computer hinterlegt ist. Information wird also verarbeitet durch ein gewähltes Regelwerk.
Etwas geschieht im Moment räumlich und zeitlich in einer „Bildersprache“ von vergehenden Tönen beim Mausklick und beim Blick auf die Tür des Zimmers, in dem gerade geschrieben wird. Herzfrequenz, Blutdruck, Bewegung von Sauerstoff in Adern, Berührung von Tasten, ein Blick auf die Küchentür, all das sind Informationen, die nach Regeln verarbeitet werden. Rot, Grün und Blauanteile sind in Zahlen codiert und werden von der Netzhaut bearbeitet. Die Resultate können als Ausstoß von elektrischen Ladungen in den Synapsen interpretiert werden. Aber das ist nur eine mögliche Interpretation.
So wird diese „Raum-Zeit-Blase“, dieses 'Schreib-Geschehen', „existent“. Dieser Teil der Raumzeit ist nicht einfach nur da, sondern seine räumliche und zeitliche 'Existenz ist Folge einer Interpretation von nicht-räumlichen und nichtzeitlichen 'Ideen von Zahlen', quasi ein Effekt!
Der Grund dafür, der Motor hinter all diesem, scheint ein „nicht-raumzeitlicher“ Vorgang zu sein, der als 'Druck' gespürt werden kann.
Das ist kein gutes Wort. Aber „nichtraumzeitlicher“ Gedanke oder Programm oder Mechanismus oder Bewusstsein oder Regeln oder ähnliche Worte sind auch nicht viel besser. Auf jeden Fall wäre es völlig falsch, hier schon von Individuum, Autor, Mensch, Subjekt oder ähnlichem zu schreiben! Auch Begriffe wie Zimmer, Größe, Körper, Gehirn, Datum, Umwelt beschreiben nur, aber erklären nichts!
Ich weiß nicht, was ein Individuum ist. Niemand weiß es. Das ist nur ein abgeleiteter Begriff, eine Art Fach- oder Sammelbegriff aus der „Welt des „Abgeleiteten“, der Interpretationen, der vorgefertigten Theorien und Glaubenssätze. Am ehesten möchte ich sagen, ein Individuum ist ein sich nur sehr langsam vollziehender Interpretationsvorgang. Zuschreibungen wie Alter, Geschlecht, Haarfarbe, Name und vielleicht auch Charakterzüge haben ein großes, langes Interpretationsintervall. Eine vollständige Neuinterpretation, ein 'RESET' des Verarbeitungsprogramms der dahinterliegenden Informationen, wird zum Beispiel für gewöhnlich als Geburt oder Tod interpretiert. Ähnliches gilt für die sogenannten Objekte oder scheinbare physikalische Grundlagen wie 'Raum' oder 'Zeit'. Damit ist übrigens auch Bewegung Interpretation!
Ich höre schon das Gewimmer: „ Aber ich fühle doch, ich rieche doch, ich sehe doch.......“. Da kann man nur antworten: Schon mal was von Suggestion, Hypnose, Traumforschung gehört! Oder vom Doppelspaltexperiment in der Physik? - Nennt mir ein „unwandelbares“ Teil von dem, was man Mensch nennt, und ich falle auf die Knie!
Dies müsste dann nicht nur ewig und unveränderlich sein, sondern sogar zeitlos oder überzeitlich.
Niemand hat so etwas gefunden. Das ist alles Religion, Dogma oder gedankenlose begriffliche Unschärfe und damit nicht grundlegende Wahrheit, oder tiefste vorstellbare Erkenntnis.
Ja, das ist ernst gemeint: „Individuum“ und "Objekt" sind quasi religiöse Begriffe, die das Denken auf schreckliche Weise beeinflussen und in konventionelle Bahnen lenken. Dadurch entstehen unglaublich viele falsche Antworten auf falsche, weil überflüssige Fragen! Damit meine ich zum Beispiel unsinnige Fragen wie