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Ein kleines Mädchen wird vom Sandmännchen auf eine wunderbare Reise mitgenommen und landet auf der Taumwiese, von wo aus es in den Weihnachtshimmel, den Märchenwald, die Osterhasenwiese, zur Frau Holle oder in das Schlaraffenland geht. Als Amelie sich auf den Weg ins Schlaraffenland macht, findet sie nicht nur heraus, dass es dort ganz anders aussieht, als sie dachte, sondern lernt sogar neue Freunde kennen. Die Schlaraffenzwerge sind ein freundliches Völkchen, das Amelie freundlich aufnimmt. Sie kann naschen, soviel sie will, übernachtet in einem Bett, das aus Krokant gemacht ist und besucht sogar die Schlaraffenschule, wo die Kinder das Zaubern lernen. Als sie allerdings auf die Zuckerkönigin trifft, vergeht ihr das Lachen: Die böse Frau sperrt sie in den Kerker! Dort trifft Amelie die echte Königin, die dort von der bösen Hexe gefangengehalten wird, die sich für die Königin ausgibt. Das Mädchen kann fliehen und macht sich auf den Weg, die Zahnfee zu Hilfe zu holen, die hoch oben auf dem Berg in einem Schloss lebt, das aus Milliarden von Milchzähnchen gebaut ist. Währenddessen schickt ihr die Hexe böse Flüche hinterher und Amelie muss es mit Geleesümpfen, Himbeereislawinen und heißen Kakaoflüssen aufnehmen. Sogar die legendäre Breimauer wird von der bösen Hexe beschworen, das hat seit Jahrhunderten kein Schlaraffenzwerg mehr gesehen. Doch am Ende wird alles gut: Amelie überzeugt die Zahnfee, die arme Zuckerkönigin zu befreien und kommt rechtzeitig zurück zur Traumwiese und nach Hause.
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Seitenzahl: 77
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Angela Rommeiß
Amelie im Schlaraffenland
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Das Sandmännchen im Kinderzimmer
Die Traumwiese
Caramella
Amelie findet Freunde
Der Streich
Bei Vanilla
In der Schlaraffenschule
Abschied
Die Zuckerkönigin
Im Kerker
Die Wahrheit über die Zuckerkönigin
Die Flucht
Die Breimauer
Der Weg auf den Berg
Die Befreiung
Heimkehr
Impressum neobooks
Es war Abend. Amelie sollte schlafen - aber sie wollte nicht. Sie hatte nämlich großen Hunger und brauchte ganz dringend einen Keks. Oder einen Bonbon. Oder ein Stück Kuchen. Sie wäre sogar mit einer Banane zufrieden gewesen, aber Mutti wollte ihr nichts geben. Keinen Keks, keinen Bonbon, keinen Kuchen und noch nicht einmal eine Banane. Sie sagte:
„Vor einer Stunde gab es Abendessen. Du bist satt. Trink noch einen Schluck Tee und schlafe dann!“
Aber Amelie wollte nichts trinken. Schließlich hatte sie Hunger und keinen Durst. Das sagte sie Mutti auch. Aber die wurde böse und ging hinaus. Ohne Gute-Nacht-Geschichte, ohne Lied und ohne Küsschen. Was für ein furchtbarer Abend war das! Hungrig und ungeküsst saß Amelie in ihrem Bett und heulte laut. Sie warsoböse! Böse auf die Mutti, die sie hier einfach verhungern ließ, böse auf den Papa, der jetzt sicher im Wohnzimmer saß und Erdnüsse knabberte, und böse auf ihre Schwestern, die schon groß waren und sich selbst kaufen konnten, worauf sie Appetit hatten. Ach, wie war das Leben doch ungerecht!
Nach einer Weile hörte sie auf zu weinen. Nur ab und zu schluchzte sie noch. Ob Mutti noch einmal hereinkam und ihr wenigstens einen Gute-Nacht-Kuss gab? Das machte sie eigentlich immer. Da - schon hörte Amelie Schritte.
Aber es waren fremde Schritte - leisere. Die von Mutti klangen anders. Als Amelie sich umwandte, sah sie im Dämmerlicht ein kleines Männchen stehen. Es hatte einen dunkelblauen Umhang an, der mit silbernen Sternen bedruckt war. Sie leuchteten im Dunkeln. Seine lange Zipfelmütze war aus demselben Stoff. Das Männlein hatte gütige Augen und einen langen, weißen Bart. Amelie hätte erschrocken sein müssen, aber sie war es nicht. Sie wusste sofort, dass das echte, leibhaftige Sandmännchen vor ihr stand.
„Hallo!“, sagte sie leise.
„Hallo!“, antwortete das Männlein und trat näher. „Was ist denn hier los? Warum schläfst du denn nicht? Ich habe all meinen Schlafsand über der Welt verstreut und würde jetzt selbst gern zur Ruhe gehen. Aber das kann ich nicht, wenn noch ein Kind wach ist. Was ist dein Problem, meine Kleine?“
„Ich habe Hunger, aber meine Mutti gibt mir nichts“, sagte Amelie.
„Oh, das ist schlimm“, seufzte das Sandmännchen voller Mitgefühl. Dann runzelte es die Stirn. „Bist du sicher, dass es wirklich Hunger ist und nicht nur Naschsucht?“, fragte es.
Amelie zuckte mit den Schultern. „Ich nasche gern“, gestand sie. „Aber es fühlt sich wie Hunger an - glaube ich.“
„Soso, glaubst du“, lächelte das Männlein. Es überlegte. „Hast du es schon mal mit dem Schlaraffenland probiert?“, fragte es dann.
Amelie machte große Augen. „Dem ... dem Schralaffenland? Da, wo alles aus Essen ist und man sich durch einen riesigen Berg Brei essen muss, ehe man reinkommt?“
Das Sandmännchen lachte. „Ach, das ist nur ein Märchen. Im echten Schlaraffenland sieht es etwas anders aus. Aber man kann dort so viel naschen, wie man will, soviel steht fest!“
Amelie hüpfte aufgeregt im Bett herum. Sie war überhaupt nicht mehr müde. „Au ja, da möchte ich hin: Ins Schalaffen ... ins Schra ...“
Schlaraffenland“, sagte das Sandmännchen deutlich. „Denk einfach anSchlafen, mit so einem ‚Schl‘ fängt es an.“
„Aber ich will nicht schlafen“, rief Amelie. „Ich will ins Scharalaffenland!“
Amelie kletterte aus ihrem Bettchen und ergriff die Hände des Sandmannes, die er ihr lächelnd entgegenstreckte. Und ehe sie wusste, wie ihr geschah, versank alles um sie her - ihr Kinderzimmer mit dem Bett, den Plüschtieren und dem Spielzeugregal - in einem bunten Wirbel. Sie selbst und der Sandmann standen ganz ruhig da, nur das Zimmer drehte sich immer schneller, bis alles vor ihren Augen verschwamm. Doch noch ehe ihr schwindelig werden konnte, hörte das Drehen schon wieder auf.
Aber, was war das? Das Kinderzimmer war verschwunden, und stattdessen standen sie mitten auf einer Wiese! Um sie herum wuchsen große, farbenfrohe Blumen, deren rote, orangene, blaue und gelbe Blütenköpfe mindestens zehnmal so groß waren wie die normaler Blumen. Am Horizont ging eben die Sonne unter und tauchte alles in ein sanftes, goldenes Licht. Amelie blickte sich staunend um. „Wo sind wir hier? Ist das schon das Sch...laraffenland?“
Das Sandmännchen schüttelte den Kopf. „Nein, das hier ist die Traumwiese. Kommt sie dir nicht bekannt vor? Du bist oft im Traum hier gewesen. Auch die Goldmarie ist hier gelandet, nachdem sie in den Brunnen fiel. Aus dem Blütenstaub der Blumen gewinne ich den Schlafsand für die Menschenkinder. Siehst du die kleinen Erdhügelchen? Da drin haben die Osterhasen ihre Wohnungen.“
„Gibt es denn mehr als einen?“, fragte Amelie.
Der Sandmann lachte. „Hunderte! Sieh dich nur um. Von der Traumwiese aus geht es überall hin, ganz wie du es willst. Dort ... “, er zeigte auf einen Wald, der in der Ferne zu sehen war, „dort ist der Märchenwald. Da wohnen Rotkäppchen, Rapunzel, Hänsel und Gretel und all die anderen. Ich glaube, heute machen sie ein Picknick. Mich haben sie aber nicht eingeladen.“ Es wirkte etwas niedergeschlagen.
„Das tut mir Leid!“, sagte Amelie betroffen. Das Männchen winkte ab und lächelte schon wieder. „Ach, das macht nichts. Schau, dort drüben geht es zu Frau Holle. Siehst du den Apfelbaum? Sehr leckere Äpfel, ich muss mir nachher noch ein paar mitnehmen...“
„Was ist das dort?“, unterbrach ihn Amelie und zeigte auf eine andere Stelle am Horizont, wo dichte Wolken bis zum Boden hinab reichten und immer neue, wunderbare Figuren bildeten.
„Oh, das ist der Weihnachtshimmel. Da ist das ganze Jahr über Hochbetrieb. Was die Kinder sich heutzutage alles wünschen! Früher war dort nicht so viel los.“
Amelie staunte. „Und was kommt hinter dem Weihnachtshimmel?“
„Na, der Nordpol. Die Schneekönigin wohnt da und auch der Weihnachtsmann. Sie vertragen sich nicht besonders.“
„Und was kommt hinter dem Märchenwald?“, fragte das Mädchen. Der Sandmann wiegte den Kopf. „Das kann ich dir auch nicht sagen. Niemand war je an seinem Ende. Zwerge, Trolle und Gespenster sollen dort hausen!“
„Und wo ist das Schlaraffenland?“, wollte Amelie jetzt wissen.
„Schau da hinüber!“, sagte der Sandmann und zeigte auf einen Punkt gegenüber dem Märchenwald. Zunächst sah das Mädchen nur Nebel, doch als sie angestrengt hinschaute, erkannte sie plötzlich in weiter Ferne ein Gebirge, auf dessen Gipfel ein weißes, schlankes Schloss stand. Es war so zart und schön, so weiß und durchscheinend wie der Nebel, der zu seinen Füßen lag. Amelie konnte den Blick gar nicht abwenden.
Das Sandmännchen gähnte. „So, ich werde dann mal schlafen gehen. Du weißt ja jetzt, wo du hin musst.“
„Warte!“, rief Amelie erschrocken. „Lass mich doch nicht alleine! Wie soll ich dorthin gelangen und - wie komme ich wieder nach Hause?“
Das Sandmännchen nickte. „Ach, ich vergesse immer, es zu sagen. Wenn du nach Hause willst, gehst du einfach auf die Traumwiese zurück und wünschst dich in dein Bettchen. Das klappt immer. Sieh zu, dass du vor Ablauf einer Woche zurück bist. Hab nur keine Angst, in der Traumwelt kann dir nichts passieren...“ Mit diesen Worten verschwand das Sandmännchen direkt vor Amelies Augen. Ganz allein stand das kleine Mädchen in seinem rosa Nachthemdchen nun auf der Traumwiese, über der langsam die ersten Sterne aufgingen. Ganz unbemerkt war es dunkel geworden. Amelie fühlte sich einsam. Was sollte sie tun? „Wenn ich mich jetzt nach Hause wünsche, könnte ich sofort wieder in meinem Bett liegen. Aber dann wäre dieses wunderbare Abenteuer vorbei und wer weiß, ob ich noch einmal hierher komme.“ Amelie sah sich um. Die milde Nachtluft war voller Blütenduft. Seltsame Geräusche drangen aus dem Märchenwald zu ihr herüber. Ach ja, dort machten sie ein Picknick. Vielleicht auch ein Lagerfeuer. Ob sie dort hingehen könnte? Es wäre doch schön, mal die ganzen Märchenfiguren ganz echt und hautnah zu sehen. Aber ob ein Menschenkind dort auch willkommen wäre? Schließlich hatten sie noch nicht einmal den Sandmann eingeladen. Amelies Blicke schweiften hinüber zum Weihnachtshimmel. „Dort ist es sicherlich auch interessant“, dachte sie bei sich. Schon oft hatte ihr die Mutti Geschichten erzählt, wie die Englein das Weihnachtsfest vorbereiteten und die Geschenke herstellten. Aber nach Weihnachten war es Amelie eigentlich nicht zumute, jetzt, im August. Zur Frau Holle zu gehen und die Betten aufzuschütteln hatte sie auch keine Lust. Am Ende übergoss man sie noch mit Gold oder gar mit Pech – wie würde sie dann in der Schule ausgelacht werden! Also blieb ihr nur der Weg ins Schlaraffenland. Dort hatte sie ja schließlich auch von Anfang an hingewollt. Jetzt, im Dunkeln, leuchtete das Schloss in der Ferne, als wäre es aus Milchglas und von innen beleuchtet. Außerdem schien es viel näher zu sein als vorhin. Als Amelie zögernd den ersten Schritt darauf zu machte, schwirrten plötzlich hunderte Glühwürmchen um sie herum. Was wollten sie? Ihr den Weg zeigen?
„