An diesen wundersamen Tagen - Daniela Brotsack - E-Book

An diesen wundersamen Tagen E-Book

Daniela Brotsack

0,0

Beschreibung

Eine Sammlung von 15 Geschichten rund um die Weihnachtszeit für Jung und Alt. Erzählungen aus unserer Zeit, die den Zauber der Märchen von einst innehaben. Manche davon sind amüsant, andere entführen uns in die heile Welt, welche wir uns gerade zu Weihnachten insgeheim wünschen, wieder andere regen zum Nachdenken an. Doch vor allem eignen sich die Geschichten hervorragend, um vorgelesen zu werden

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 91

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

An diesen wundersamen TagenVorwortBeschaulichkeitUte und die schwarze HoseEngelstaubPlüschi-HimmelSchneekugelnDas Engelein und die WeihnachtDie verlorene MützeStille NachtDer größte WunschDer SternrittWeihnachten mit HindernissenDer TraumDer WunschzettelChristmetteMae, das SternenschafBedeutung der NamenImpressum

An diesen wundersamen Tagen

Weihnachtsgeschichten

von Daniela Brotsack

Vorwort

Liebe Leserin, Lieber Leser,

die Vor-/Weihnachtszeit war und ist für mich immer eine besondere Zeit. Zum einen ist sie die Zeit des Jahres mit den höchsten Arbeitsanforderungen, dem größtmöglichen beruflichen Druck und den meisten privaten Verpflichtungen (Chorauftritte, Weihnachtsfeiern etc.). Zum anderen verbinde ich persönlich diese Zeit mit selbst gebackenen Köstlichkeiten, Kerzenschein, unzähligen Kannen heißen Tees, gemütlichen Abenden auf der Couch, rührenden Erzählungen aus aller Welt, Liebesromanen mit Happy End und wundervoller Musik.

Es ranken sich unzählige Geschichten um Weihnachten. Manche haben den religiösen Aspekt im Vordergrund, andere die Moral oder die Liebe und wieder andere die mystische Komponente. Egal, welchen Zugang man zu Weihnachten haben mag, ich bin überzeugt, dass gerade in dieser Zeit vermehrt Dinge geschehen, die über unser Verständnis gehen.

Meine Weihnachtsgeschichten sollen zum Vorlesen und Nachdenken anregen. Sie bestehen – neben der unerlässlichen Phantasie – zum Teil aus eigenen Erfahrungen und/oder den Erlebnissen von Menschen aus meinem Freunden- und Bekanntenkreis.

In einigen Fällen wurden die Namen der Protagonisten bewusst nach ihrer Bedeutung ausgewählt (siehe Namensverzeichnis am Ende).  

Ich wünsche eine wundervolle Weihnachtszeit! Daniela Brotsack

Beschaulichkeit

Melanie liebte den Winter. Sie freute sich immer auf die langen, dunklen Abende, die sie gemütlich mit einem guten Buch und Kerzenschein auf der Couch verbrachte. Oder die Stunden an langen Wintertagen, die sie an ihrem Computer verbrachte, um mit ihren Freunden aus aller Welt zu korrespondieren.

Ihr fehlte ein wenig das Verständnis für die Menschen, die sich einen immerwährenden Sommer wünschten. „Die wissen ja gar nicht, wie schön Winter sein kann!“, war ihr Kommentar dazu, „Schließlich kann ich mich warm anziehen, damit ich nicht friere.“

Das alte Haus, in dem Melanie lebte, war das letzte des Dorfes, wenn man zum Wald hin unterwegs war. Das ganze Jahr über organisierte sie hier und dort Holz für den Winter, hackte dieses auch mal gerne selber und trug so einen stattlichen Vorrat für die kalte Jahreszeit zusammen. Ihre Wohnung war nur mit Holz oder Strom zu heizen. So konnte sie nicht an sich halten, wenn sie bei einem Waldspaziergang ein Stück Holz genau in der richtigen Größe sichtete.

Dieses wurde sofort unter einen Arm geklemmt und mitgenommen. Ihre Freunde lachten schon über ihre „Hamsterpraktiken“. Manche von ihnen kamen im Sommer oft vorbei, weil ihr Balkon ein lauschiges Plätzchen war, auf dem man wundervolle Abende verbringen konnte. Andere liebten es, Melanie gerade im Winter zu besuchen, wenn nach einem ausgiebigen Spaziergang oder einer Schneeballschlacht das Holz im schwedischen Ofen prasselte.

Doch das Schönste waren die faulen Samstagnachmittage, wenn es draußen schneite und sie nach Hausarbeit und sportlicher Betätigung auf der Couch lag, immer wieder träge aus dem Fenster sah und dann wieder das Spiel der Flammen im Ofen verfolgte.

Das lodernde Schauspiel ließ sie Geschichten erfinden über Zwerge und Riesen, Feen und Hexen sowie Prinzessinnen und Prinzen. Am liebsten träumte sie dabei mit offenen Augen von „ihrem“ Prinzen. So auch an jenem Nachmittag kurz vor Weihnachten  „Schade, dass ich keine Prinzessin bin. So wird mich ja doch kein Traumprinz wollen“, seufzte sie einmal tief und legte noch zwei Scheite Buchenholz nach.

Mitten in ihrem Wachtraum schlief sie ein und gleich darauf fand sich Melanie am höchsten Punkt eines tief verschneiten Hügels wieder. Von ihrem Aussichtspunkt blickte sie auf verschiedene  Ansichten einer Landschaft. Doch als erstes entschied sie sich für einen See, auf dem sie Schlittschuhläufer sah.

Dorthin stapfte sie also durch den unberührten Schnee und es verwunderte sie gar nicht, dass es um sie herum vorher keinerlei Spuren gegeben hatte – nicht einmal von ihr selbst.

Der See war größer, als er von oben gewirkt hatte. Und die Schlittschuhläufer hatten offensichtlich viel Spaß. Als diese die einsame Person am Ufer stehen sahen, winkten sie ihr und machten Zeichen, sie solle sich ihnen anschließen.

Als Melanie den ersten Fuß auf die spiegelnde Eisfläche setzte, spürte sie die Kufen unter sich und schickte sich sofort an, in Schlangenlinien auf die anderen Eisläufer zuzufahren. Diese hießen sie in ihrer Mitte willkommen. Nach längerer Zeit auf dem Eis wurde am Ufer des Sees bei bester Laune Glühwein getrunken.

Melanie verabschiedete sich in der Dämmerung von den Schlittschuhläufern und stapfte in die Richtung, in der sie vom Hügel aus den Ort gesehen hatte. Die Ortsmitte hatte einen mittelalterlichen Charakter und war wunderschön mit Lichtern und Tannengrün geschmückt.

Ein kleiner Adventsmarkt zog Melanie magisch an. An den Ständen konnte man allerhand Dinge erwerben wie Christbaumschmuck, Krippenfiguren, Spieluhren, Punsch, heiße Maroni, warme Filzpantoffeln und vieles mehr. Sie sah sich überall um und war zufrieden, hier einer süßen Melodie zu lauschen, dort eine geschnitzte Figur zu betrachten und am Maronistand zu schnuppern. Niemand sprach sie direkt an, aber jeder lächelte Melanie zu und sie hatte ein Gefühl von Zufriedenheit.

„Wäre ich eine Katze, würde ich genau jetzt schnurren, weil ich mich so wohl fühle“, dachte sie bei sich und wanderte weiter. Ihr Weg führte sie um den Hügel herum zu einem großen Haus, das hell erleuchtet seine Gäste begrüßte.

Es handelte sich um ein großes Hotel, in dem adventliche Feier statt fand, zu der jedermann willkommen war. Es gab heißen Tee und Plätzchen, ein munteres Feuer im Kamin der großen Halle und nur fröhliche Gesichter rundherum. Melanie war zwar allein unter vielen unbekannten Menschen, fühlte sich jedoch nicht einsam, sondern wunderbar mit sich und ihrer Umwelt im Einklang.

Stunden später schlief sie auf dem gemütlichen Sofa neben dem Kaminfeuer ein. Als sie wieder erwachte, fand Melanie sich in ihrer eigenen Wohnung wieder. Ihr erster Blick zum Ofen verriet ihr, dass sie sofort Holz nachlegen musste, damit das Feuer nicht erlosch. Dann erst bemerkte sie die Hitze im Raum. Verwundert sah sie sich um und ihr Blick blieb an ihrem mehrarmigen Leuchter an der Wand hängen.

Die schlanken weißen Kerzen standen nicht mehr gerade in ihren Haltern. „Das Wachs beugt sich der Wärme. Oder verbeugen sich die Kerzen vor so viel Beschaulichkeit?“

Melanie hatte immer noch dieses umfassende Gefühl des Wohlbefindens, das sie während ihrer Reise durch eine winterliche Traumlandschaft gefunden hatte. Sie trank Tee und aß Plätzchen und fragte sich im Stillen, warum sie sich nicht selbst öfter Tage wie diesen gönnte. Einfach nur zur Ruhe kommen, an kein „Muss“ denken, nichts tun, sich treiben und die Seele baumeln lassen.

Ute und die schwarze Hose

Freitagabend und wieder mal ein Advents-Termin. Dorit wartete auf dem Parkplatz auf zwei Ihrer Mitsängerinnen des Chores. Beide kamen gleichzeitig an und stiegen ins schon warme Auto. „Na, gut eingesungen?“ „Ich hoffe doch sehr, dass wir uns noch gemeinsam einsingen werden!“ „Pah, bin ich fertig. Hatte jetzt voll den Stress zu Hause mit Kindern und so …“ Ein paar Minuten nahm das Gespräch zwischen Babette und Nele seinen Lauf, bevor Babette meinte „Ich habe mich heute total dick angezogen. Letztes Mal in der Kirche habe ich so gefroren!“ Wie aus einer Kehle kam es: „Wieso? Wir singen doch heute nicht in einer Kirche. Unser Chorleiter hat extra betont, dass es in dem Saal eher zu warm sein wird.“

„WAS? Wir singen nicht in einer Kirche? Das meint ihr jetzt aber nicht ernst, oder?“ Babette wurde hektisch, „Nein, das darf doch nicht sein. Und ich habe extra meine ganz dicken Stiefel angezogen!“ Nur wenige Minuten später, sie hatte sich noch nicht beruhigt, erspähte sie die schwarze Hose von Dorit und lugte dann auch auf die Rückbank zu Nele. „Ihr seid ja schwarz angezogen …“ Nele antwortete erstaunt: „Ja, natürlich. Das haben wir ja bei der letzten Probe so ausgemacht. Und außerdem stand es auch in der Mail vom Chorleiter“.

„NEIN! Ich habe die Mail nur quer gelesen. Das darf doch nicht sein!“ Und mit den Worten zeigte sie ihre graue Hose unter dem Mantel. „Vermaledeit, was mache ich nur? Können wir …?“ „Nein, zum Umkehren ist es zu spät. Wir wollen pünktlich sein. Und außerdem steht hier schon die Alex, die wir auch noch mitnehmen.“ Dorit überlegte auch angestrengt. Sie hatte ja immer ein paar Klamotten im Auto. Aber eine schwarze Hose war nicht dabei. Und die Stiefel im Kofferraum waren auch eher von der warmen Sorte.

Alex setzte sich zu Nele auf die Rückbank „Hi Mädels, ich habe die Ute dabei. Kann ich die mal im Zigarettenanzünder einstecken?“ Alex packte ihr Navigationsgerät aus und während sie auf der Autobahn dahinfuhren, blieb Ute ziemlich ruhig. Irgendwann vernahmen sie allerdings eine weibliche Stimme aus dem Gerät. Sie stellte sich sogar vor. Ah! Daher Ute!

Die vier Frauen unterhielten sich lebhaft über heimische Hektik, peinliche Situationen und noch so allerlei. Dazwischen meldete sich Ute wieder: „Die Position wird neu berechnet.“ Im Laufe der nächsten 20 Minuten war dies der einzige Satz, den Ute immer wieder zur Unterhaltung beisteuerte. „Hey, die blöde Kuh ist noch immer bei mir zu Hause!“ Alex probierte immer wieder neue Kombinationen beim Navi. „Bist du sicher, dass Ute auch im Ausland funktioniert? Schließlich sind wir schon eine Weile jenseits der Grenze.“ Alex war inzwischen leicht genervt. „Ja, natürlich. Aber die findet uns nicht. Sie hockt immer noch am Ausgangspunkt!“

Jetzt meldete sich Babette wieder, diesmal mit einem leichten Anflug von Hysterie. „Ich brauche unbedingt eine schwarze Hose!“ Kurze Zeit später standen sie auf dem Parkplatz eines Ladens, der billigst Kleidung anbot. In den etwa zehn Minuten bis zur Rückkehr Babettes von ihrem Einkauf hörten Sie wieder Utes Lieblingsspruch. Und dann ein überraschter Aufschrei von Alex: „Sie hat uns gefunden!“ „Tatsächlich? Jetzt, ungefähr zehn Kilometer vor unserem Ziel? Nach gut einer halben Stunde Fahrt? Wow, reife Leistung!“

Triumphierend strahlend kam Babette mit einer Plastiktüte zurück. „Schaut mal, zehn Euro! Mann, war die Verkäuferin unfreundlich. Ich habe gleich gesagt, dass ich eine schwarze Hose brauche – billig und schnell. Da war sie schon ganz muffig! Aber als ich die Hose dann nicht mehr ausziehen und meine graue Hose in die Tüte wollte, war’s aus mit dem Rest der Sympathie. Die ist vielleicht schlecht gelaunt!“

Nur wenige Minuten später kamen die vier Sängerinnen an der Schule an, in deren Aula das Adventsingen stattfinden sollte.

Nach dem Einsingen des gesamten Chores im Sportraum besah sich Dorit belustigt die dicken Winterstiefel in der Ecke. „Hey, wo hast du denn jetzt plötzlich die Stiefeletten her?“ Babette verwies auf eine andere Sängerin, die Pumps angezogen hatte. „Die sind mir zwar etwas groß, aber ich werd‘ schon nicht über meine Füße fallen.“

Das Adventsingen verlief ohne Zwischenfälle und war ein echtes Highlight für Beteiligte wie Gäste. Neben dem Chor traten auch noch ein Barock-Quintett, eine Stubenmusi und eine Blechbläsergruppe auf. Außerdem spielten Kinder ein humoriges Krippenspiel und es wurden tolle Mundartgeschichten vorgelesen. Alles klappte wunderbar und alle Sänger waren schön schwarz gekleidet.

Nach dem Ende der Veranstaltung stand dann eine Sängerin in Strümpfen im Probenraum, weil Babette sich noch im Saal unterhielt. Dorit näherte sich der Gruppe und unterbrach das Gespräch: „Entschuldigung, aber da ruft jemand nach seinen Reifen“. Babette verabschiedete sich schnell während die anderen Gesprächsteilnehmer etwas verstört drein sahen.

Während der Veranstaltung hatte es begonnen zu schneien. Alles war schon leicht mit Schnee überzuckert. Der Abend klang noch bei einem guten Essen mit allen Beteiligten in einem Gasthaus aus. Es war ein schöner „Chorausflug“ gewesen, den alle genossen hatten. Und bei der Heimfahrt hatten die vier Frauen auch wieder eine Menge zu lachen.

Engelstaub

Es war einmal eine Schachtel mit ausgestanzten Goldengeln, die unter vielen anderen Schachteln und Tüten mit Weihnachtsdeko in einem Kaufhaus eines wohlmeinenden Kunden harrte.