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»Wir sind nicht, was wir denken, was wir reden. Unsere Augen wissen da ja.« Die Gedichte des Autors erinnern das Wunder der Begegnung, die Entdeckung der Sprache, die Kommunikation gleichsam als Erschaffung aus dem Nichts. Sie vergegenwärtigen das Lernen von Liebe und unerwiderter Liebe als deren höchste Form und ermutigen Trauer, Anerkennung von Schuld, Lebenkönnen und Sterbenlernen. Davon hier die Anfangsgründe.
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Seitenzahl: 28
Kapitel I
FINISTÈRE
BLÜHEND
ANDERNTAGS
Kapitel II
DE GRATIA
WILLST DU DEIN HERZ MIR SCHENKEN
GLÜCK
LETZTE DINGE
MAX-WEBER-PLATZ
Kapitel III
GEDICHTE
EINFACH SEIN
CONTINENTAL DIVIDE
UNTERSCHIED
SPRACHE
GEDICHTE
MITTEILUNG ANS FERNMELDEAMT
Kapitel IV
JAHRE ZUVOR
JAHRE SPÄTER
VATER
GAMPO ABBEY
FAHNDUNGSPLAKAT
URTEIL
ACHBERG
Kapitel V
ARBEITEN
AN SICH SELBST
PERSPEKTIVEN-WECHSEL
MAITRI
WARNUNG
Kapitel VI
SHUE USAMI ROSHI
NAIKAN
SENKOBO-JI
ONE DAY
GEDICHTE
AN NANDA, MEIN PFERD
GAMPO ABBEY
CTR
SCHLUSS-TERZETT
Lachen des Anfangs
Jubel des Seins:
Eh wir noch wurden
waren wir Eins.
(Ernst H. Liebhart)
Pensa che questo dì
mai non raggiorna.
(Sonnenuhr,
Jugendherberge Florenz)
Liegend im Kahn.
Der Bug zeichnet eine Linie an den Berghang,
die schnell vergeht.
Leerer Himmel.
Der Kahn weiß, wohin.
*
Die Wüstenregenblüte
verdorrt.
Samen im Sand, unverwüstlich
erinnern
Zukunft.
Da gibt es Quellen, Garten, Wald
Kinder, Lachen und Weinen
uralte, neue Musik
sehr lange
nach unserer Zeit
Kann denn ir-
gend-
was
unmöglich sein auf dieser ganzen Erde,
wenn sogar ich
möglich bin?
*
Wenn die Vogelbeeren rot sind
(lernen die Kinder),
beginnt es Herbst zu werden.
Vor meinem Fenster sind sie gelb.
Es ist vom Werden jetzt
der Beginn des Beginns.
Herzvogel
dem Brustkorb entflogen, hoch
in der sonnigen Luft –
komm mit
ruft er
komm –
*
Im Traum Getreidefelder
Wiesen im
Gehn.
Du warst da.
Zwei Tage danach
das Getreide gemäht.
Nebel.
Ich atme ihn ein.
*
Einmal schweigt
erschöpft und ratlos
der Mund.
Unbeirrt, liebevoll, leise
redet dann noch
das Herz.
Vielleicht zählt Lächeln
erst im Augenblick
des Abschieds. Der
kommt bestimmt.
Wir werden lächeln.
Beide.
*
Nichts hat sich geändert. Sprache, von selber.
Bunte Vögel fliegen zu dir, funkelnd vor Lust und
Leben
Gewissheit und Mut, mit verhaltenem
Triumphgeschrei –
Unbesiegbar sind wir.
Dann Vorfrühling. Birkenwald.
Der Schnee schmilzt.
Jemand berührt leise
sehr kühn
den Ursprung. Innen. Der funkelt.
Sprachlos. Erkennend.
Jemand, die einzige Stimme
sagt wieder
du
*
Du: die Worte
auch alle die Tatsachen
sind falsch. Es gibt sie gar nicht.
Es gibt nicht einmal etwas
wie Tod.
Schon als Kinder wussten wir das
und nannten es
unsre Magie.
Sommeranfang. Welch ein Versprechen. Von da an
die Tageszeit schwindend, ein Hauch von Abschied
über den Farben des Walds
Nebel
und beklommen fragt sich das Herz.
Es ruht aber fraglos
das Herz im Herzen
alterslos. unverzweifelt. heiter
verweilt’s.
*
Himmelsdreieck
in der Öffnung des Zelts
Hummeln im dürren Gras
der Geruch von Meerwind
und die Frage
was du zum Frühstück willst.
Gern wäre
ich mit dir
auf einem Floß –
das ruhte im Mittagslicht der Buchten
das triebe im reißenden Stromstrich
zu neuvertrauten Küsten
Unendlichem Weg
*
Ein versiegelter Brief.
Mach ihn nicht auf.
Auf den Blättern steht
nichts.
Leg ihn unter’s Ohr
und horch.
Hinter den Bergen
in den Wolken
auf fremdem Bärenfell
aber in unserer Zeit.
*
Du fragst so viel
was ich nicht weiß.
Ich werde dir eine Meermuschel
suchen in der du
die Antworten hörst.
Neuerdings
wohne ich öfter heimlich bei mir.
Sei still
es soll kein Gerede geben
darum.
Aber du
wenn du mich noch einmal suchst
jetzt kennt du dich aus.
*
Ich geh dir einfach ein bisschen voraus