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Fiona Libre

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Beschreibung

Dies ist die Geschichte eines kleinen Jungen, der versucht, seinen Platz in der Welt zu finden. Brüssel Langori startet sein Leben in einer Welt voller Magie und Wunder, muss jedoch relativ schnell herausfinden, was nötig ist, um zu überleben. Neugierig entdeckt er die Welt und sich selbst.

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Seitenzahl: 513

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Fiona Libre

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Chroniken der Zeitgeschichte Band 1

© 2024 Fiona Libre

Coverdesign von: Fiona LibreDruck und Distribution im Auftrag der Autorin:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

ISBN

Softcover978-3-384-40442-8

Hardcover978-3-384-40443-5

e-Book978-3-384-40444-2

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Die Geburt

Kapitel 2: Zuhause

Kapitel 3: Das Fest

Kapitel 4: Die Aufgabe

Kapitel 5: Das Frühstück

Kapitel 6: Die Gilde

Kapitel 7: Die Thunderbreakers

Kapitel 8: Fragen und Antworten

Kapitel 9: Die Bücherei

Kapitel 10: Unerwartet

Kapitel 11: Der Palast der Dämonen

Kapitel 12: Anders als erwartet

Kapitel 13: Trauer

Kapitel 14: Also doch ein Dämon

Kapitel 15: Walküren

Kapitel 16: Vertrauen

Kapitel 17: Der Wald

Kapitel 18: Die Prüfung

Kapitel 19: Die Akademieregeln

Kapitel 20: Neue Wege

Kapitel 21: Der Beste

Kapitel 22: Interesse und Können

Kapitel 23: Neue Herausforderungen

Kapitel 24: Krank

Kapitel 25: Verrat

Kapitel 26: Versöhnung

Kapitel 27: Experimente

Kapitel 28: Hilfe von außen

Kapitel 29: Ein Wächter erhebt sich

Kapitel 30: Endlich eine Antwort

Kapitel 31: Pflichten

Kapitel 32: Interessante Entwicklungen

Kapitel 1: Die Geburt

Sobald die Sonne aufgehen sollte, würde sich das Schicksal der Welt entscheiden – und das, was er gesehen hatte, machte ihm Angst.

Der Wind peitschte ihm ins Gesicht, die Blätter flogen durch die Gegend und er jauchzte vor Vergnügen. Der Himmel war sternenklar. In ein paar Stunden würde es hell werden.

Ohne weiter darüber nachzudenken, schwebte er in die Höhe. Leise entfernte er sich von dem Ort. Er schien ihm eine gute Rückzugsstelle. Die nächste Stadt war nicht weit. Das Schloss war in Mondlicht getaucht. Silhouetten der Häuser, die in den engen Straßen Spalier standen, waren sichtbar, doch er war noch zu weit weg, um alles erkennen zu können.

Langsam glitt er hinab auf seinen Lieblingsaussichtspunkt. Vor langer Zeit hatte er hier schon einmal mit seinem Schüler gesessen und versucht, ihm zu erklären, wie die Welt funktioniert. Er seufzte. Den nächsten Tag konnte er kaum weniger herbeisehnen.

Palina lag in einem Zelt auf einer Pritsche und schrie.

Inzwischen war sie bis auf die Unterwäsche durchgeschwitzt. Sie öffnete die Augen, die wild funkelten. Ihr T-Shirt war hochgezogen und enthüllte einen pulsierenden Bauch. Inzwischen hatte er eine ungesunde rote Farbe angenommen und war für die zierliche junge Frau zu weit angeschwollen. Sie betrachtete die Wölbung und stöhnte vor Schmerzen.

Neben ihr stand ein stattlicher Mann in einer dunkelblauen Kampfausrüstung, ein Magiegewand. Er war gerade vom Schlachtfeld gekommen, als ihn die Nachricht erreichte. So lange hatte er schon darauf gewartet, doch jetzt fühlte er sich überhaupt nicht vorbereitet. Seine braunen Haare wechselten gerade erneut ihre Farbe – wie immer, wenn sich seine Stimmung änderte. Die Augen behielten ihr außergewöhnliches Weiß. Liebevoll wollte er Palinas Hand streicheln, doch sie entzog sich ihm.

Xaschon war sich nicht sicher, wie er ihr helfen konnte. Er schaute sich hilflos um, doch da kam Nato herein.

Der junge Mann mit den halblangen dunkelbraunen Haaren und den braunen Augen schien ganz ruhig, was Xaschons Panik etwas bremste. Natos Körper war durch harte Arbeit gestählt. Er trug ebenfalls den typischen Kampfanzug in schwarz. Ein Tattoo in Form eines Rosenkranzes zierte seinen linken Arm. Sein Teint war dunkler als sonst – er war in letzter Zeit viel in der Sonne gewesen.

Nato drehte sich zu Palina und redete beruhigend auf sie ein.

„Ganz ruhig, Mom, wir sind bei dir! Entspann dich, ich habe alles unter Kontrolle!“ Er wies Xaschon an, ihre Arme festzuhalten.

Palina versuchte seinen Händen auszuweichen. Sie wollte weg, dem Schmerz entfliehen. Plötzlich schien sie sich aufzulösen.

Erst nach ein paar Sekunden begriff Nato, was geschah. Er riss die Augen auf: „DAD! Halt sie gut fest! Sie versucht ihre Dämonengestalt anzunehmen! Du musst sie daran hindern, sonst wird euer Kind sterben!“

Xaschon verstand sofort und hielt die Arme seiner Frau fester. Sie zischte und fauchte, doch Xaschon behielt sie fest im Griff. Nun war es Palina unmöglich, ihre Gestalt zu verändern.

Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie war am Ende ihrer Kräfte.

Nato wollte das Kind entbinden, doch noch fehlten ihm das Wasser und die notwendigen Essenzen. Er machte kurzerhand auf dem Absatz kehrt und ging aus dem Zelt. Sie hatten es auf einer riesigen Graslandebene aufgebaut. Hier konnte sich niemand unbemerkt nähern.

Als klar wurde, dass sie ihr Kind in den nächsten Stunden bekommen würde, hatten sie schnell handeln müssen. Ihr ausgesuchter Platz war von Dämonen besetzt worden. Sie schienen zu wissen, dass Palina bald ihr Kind bekommen würde. Da die Dämonen Palina und ihr Kind sofort umgebracht hätten, mussten sie sich einen neuen Platz suchen.

Nato wurde ungeduldig. „Kommt schon Leute! Ich brauche euch, jetzt!“, rief er gedanklich aus. Er wusste, dass seine Freunde ihn hören würden.

Dann erschienen sie endlich. Sein bester Freund Lam und Gina, die eine große Schüssel klares Wasser in der Hand hielt und sorgsam darauf achtete, nichts zu verschütten. Dieses Wasser war der Grund, warum sie auf diesem Planeten sein mussten. Nur hier war es zu bekommen, weshalb die Entbindung auch hier stattfinden musste.

Gina hatte ihre feuerroten Haare gerade gekürzt. Nato lächelte, als er sie sah. Sie war für ihn wie ein Engel auf Erden. Die Augen waren für ihn jedoch immer noch das Erstaunlichste an seiner Freundin. Lila, wie das Meer aus weiter Ferne oder die Wolken bei einem Sonnenuntergang. Nato grinste.

Lam hielt den Beutel mit den Essenzen in den Händen. Auch er hatte einen durch trainierten Körper. Das hatten alle aus Natos Gilde. Er hatte schon früh einen Unfall gehabt und seitdem änderte sich seine hellblonde Haarfarbe nicht mehr. Lams Augen waren strahlend blau und er schien glücklich darüber, die Essenzen bekommen zu haben. Er war der typische Schönling. Nichtsdestotrotz bildete er sich darauf nichts ein, was ihn sehr sympathisch machte.

Nato trieb sie zur Eile an. „Kommt schon! Palina geht es immer schlechter! Ich muss jetzt handeln!“

Sie beschleunigten ihre Schritte.

Aus dem Augenwinkel nahm Nato ein paar Verbrennungen an den beiden wahr. Waren sie angegriffen worden? Doch er konnte sich in dem Moment nicht darum kümmern. Er hatte ein Kind zu entbinden.

Darauf bedacht, Palina nicht zu verschrecken, betrat er das Zelt.

Palina war inzwischen rot angelaufen und schnappte nach Luft.

Nato schluckte, als er ihr rotes Gesicht sah. „Palina, ganz ruhig! Du musst atmen!“

Sie schnappte erneut nach Luft.

Nato näherte sich behutsam, wobei er laut und regelmäßig in ihre Atmung einstimmte. Das schien seine Mutter zu beruhigen. Er schaute Xaschon an und kommunizierte telepathisch mit ihm.

Dieser nickte. Er würde seine Frau auf gar keinen Fall loslassen.

„Nicht erschrecken, Mom. Das wird sich jetzt sehr kalt anfühlen.“ Er näherte sich mit dem Wasser und goss es über ihren Bauch.

Palina zuckte zusammen. Ein Brüllen, wie es nur ein Dämon ausstoßen konnte, ertönte.

Das würde ihre Feinde anlocken.

„Lam, Gina! Ihr müsst die anderen holen und einen Schutzwall aufbauen! Niemand darf hier hinein!“

Sie verstanden sofort und Lam machte sich auf den Weg.

Gina begann währenddessen, Formeln zu murmeln. Sie wiederholte sie ununterbrochen, wodurch sich die Magie vervielfältigte.

Palina hatte inzwischen rote Augen, die Nato gierig musterten.

Nato starrte kurz gelähmt in ihre Augen, dann schluckte er. „Mom, reiß dich zusammen!“

„Hunger!“ Mehr brachte sie nicht zustande.

„Ist ja gut, ich gebe dir gleich etwas zu essen, aber du musst dich noch etwas gedulden, okay?“

Nato wusste, wie schwer es für Palina sein musste. Menschenblut war das Köstlichste, was Dämonen sich vorstellen konnten, und er schien ganz besonders stark danach zu riechen. Es fiel seinen Eltern ohnehin schon schwer, ihm nichts anzutun, aber wenn sie verwundet waren, war es die pure Folter für sie.

Nato zog die erste Essenz aus dem Beutel. Es war die Wasseressenz. Die kleine blaue Flamme glühte in seiner Hand. Langsam näherte er sich dem Bauch von Palina.

Sie versuchte ihm auszuweichen, doch es gelang ihr nicht.

Xaschon hatte sie fest im Griff.

Nato strich die Essenz vorsichtig über ihren Bauch. Er hatte so etwas noch nie gemacht. Als ausgebildeter Arzt war er bei einer Menge Entbindungen dabei gewesen, aber noch nie hatte er ein Dämonenkind entbunden. Es war viel schwieriger als bei den Menschen.

Zuerst musste es mit den sechs Gründungselementen gesegnet werden. Dafür mussten alle Essenzen vorhanden sein.

Lam, Gina, Ryan, Süra, Xaschon und er hatten diese Aufgabe glücklicherweise schon vor ein paar Monaten erledigt.

Die Essenz war nun in die Haut eingezogen und die Schwellung schien ein wenig abzuklingen. Nato wollte gerade nach der zweiten Essenz greifen, als vor der Tür etwas explodierte.

Er widerstand dem Drang, nach draußen zu laufen, um zu helfen. Er musste sich zuerst um das hier kümmern. Seine Freunde würden die Dämonen lange genug aufhalten. Er vertraute ihnen.

Erneut griff er in den Beutel. Die Essenz des Feuers kam zum Vorschein. Auch diese trug er bedächtig auf die Haut auf. Er wiederholte die Prozedur mit jeder anderen Essenz, während um sie herum Kampfgeräusche zu hören waren.

Nato sah die Szene von draußen durch seine Verbindung mit seiner Gilde. Die gesamte Gilde 'Die Elementare' hielt einen riesigen Schutzwall. Eine Überzahl an Dämonen versuchte den Schutzwall zu brechen. Jedes Mitglied holte das Äußerte aus sich heraus, damit der Schutzwall standhielt, doch lange würde das nicht mehr reichen.

„Nato, bitte beeile dich! Wir halten nicht mehr lange durch!“

Nato erkannte die Wahrheit in ihrer telepathischen Nachricht.

Palina atmete nun etwas ruhiger. Nachdem er alle Essenzen verteilt hatte, sollte diese Geburt wie jede normale Geburt verlaufen. Nato kicherte hysterisch. Normal – was für ein Wort.

Er wusste, dass sie sich beeilen mussten. Wenn das Kind erst geboren wäre, würden sie vor den Dämonen fliehen. Mit den zwei stärksten Dämonen der Welt an ihrer Seite sowie ihrem Neugeborenen würden sie keine Probleme damit haben.

Er tat etwas, was er bei einem Menschen nie gewagt hätte: Er schlug Palina in den Bauch.

Sie fauchte gefährlich.

Xaschon hätte beinahe Palinas Arm losgelassen. „Hast du sie noch alle? Du kannst doch nicht einfach meine –“

„Halt sie weiterhin fest Xaschon! Die Geburt beginnt!“

Gina konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Jeder aus der Gilde schien seine Grenze erreicht zu haben.

Vor einer Stunde war plötzlich eine große Menge Magie hinzugekommen und hatte sich mit dem Schutzwall verbunden. Nato hatte sie geschickt, er wusste, dass sie Hilfe brauchten. Zu gerne wäre sie jetzt bei ihm. Er war schon seit ein paar Wochen nervös wegen dieser Geburt. Sprechen wollte er darüber nicht, aber sie sah es trotzdem. Gina hoffte inständig, dass alles glatt verlaufen würde. Hier war dies gerade nicht der Fall. Der Angriff war viel zu stark. Der Schutzschild wankte.

Sie wechselte einen besorgten Blick mit Lam.

Plötzlich drehte sich Süra zu ihr um. Ihre kurzen weißen Haare schienen noch heller zu leuchten, während sie ihnen zeigte, dass sich eine Gruppe von Dämonen ihrem Zelt näherte.

Es waren zu viele. Wie sollten sie sich gegen sie verteidigen?

Lam rief: „Leute, baut einen zweiten Schild auf! Wir müssen den ersten gleich aufgeben! Konzentration! Wir müssen es schaffen! Das sind wir unseren Eltern schuldig!“

Alle nickten und ließen ihre letzten Reserven frei. Ab jetzt konnten sie nur noch hoffen.

„Xaschon, hör mir zu!“

Endlich hob sein Vater den Blick, sein Ton zeigte, wie sehr er gereizt war: „Was ist denn?“

Nato atmete tief durch. „Wenn das Kind zur Welt kommt, musst du an zwei Dinge denken. Erstens: Das Kind ist dein Kind und du willst ihm doch bestimmt nichts antun, oder? Und zweitens: Das Blut wird dich in den Wahnsinn treiben. Ich weiß, wie schwer es sein muss, ihm zu widerstehen. Sowohl Palina als auch das Kind werden voller Dämonenblut sein – solltet ihr euren Hunger nicht mehr kontrollieren können, dann beißt mich und nicht einander!“

Obwohl Palina immer noch starke Schmerzen hatte, schien sie das Angebot zurück in die Wirklichkeit zu holen. „Nein, Nato! Das könnten wir n–“

„Bitte! Ich will euer Wort!“

Den beiden war mit diesem Angebot nicht wohl zumute, aber sie willigten ein.

Plötzlich stieß Palina einen Schrei aus.

„Es ist soweit!“, sagte Nato angespannt. „Xaschon, halte sie so fest, dass sie sich nicht mehr rühren kann!“

Zwei Minuten später war das Baby da. Kluge, blaue Augen musterten neugierig das Geschehen. Während Nato noch das Kind in seinen Armen betrachtete, ahnte er bereits, dass der Geruch für Xaschon und Palina unerträglich sein musste. Er wollte sich gerade umdrehen, um das Blut abzuwaschen, als plötzlich zwei Kreaturen mit roten Augen auf ihn zustürmten.

Er hörte den Jubel, der von draußen zu ihnen hereinwehte. Die Dämonen waren verschwunden. Die Geburt des Kindes hatte sie verscheucht.

Siegreich stürmten seine Freunde das Zelt – nur um Nato am Boden liegend vorzufinden.

Er schützte das Neugeborene mit seinem Körper, während Xaschon und Palina um Fassung rangen.

Gina reagierte zuerst: „Mom, Dad, raus hier! Bis ihr einander nicht mehr riechen könnt! Xaschon nach Westen, Palina nach Osten! LOS!“

Die beiden regten sich endlich und waren in den nächsten Sekunden verschwunden.

Gina stürmte zu Nato. Die anderen folgten ihr auf dem Fuße. „Schatz, ist alles in Ordnung?“

Nato richtete sich auf. Sein T-Shirt war an der Schulter zerfetzt und ein Bissabdruck war deutlich sichtbar. An seinem Arm war ein zweiter. Nichtsdestotrotz schien er quietschfidel zu sein.

„Ja, meine Freunde. Doch ich muss euch noch eins sagen...“

Alle schwiegen und starrten Nato mit gemischten Gefühlen an.

Er grinste. „Es ist ein Junge!“

Der Kleine drehte sich in Natos Armen und betrachtete neugierig die Neuankömmlinge. Seine blauen Augen schimmerten, ganz wie die von Palina. Jedoch hatten sie den silbrigen Glanz abbekommen, den man bei Xaschon manchmal sah. Seine Haare waren braun, wie die von Xaschon, wenn er aufgeregt war.

Kleine Grübchen waren zu erkennen, als er lächelte. Er hatte etwas sehr gutmütiges an sich aber nichtsdestotrotz war er ein kleiner Dämon.

Er schaute sich jedes Gesicht einmal an, dann erkannte er, dass er von irgendjemandem gehalten wurde. Er wand sich in Natos Armen, um zu entkommen, doch Nato lockerte seinen Griff nicht.

Er bemerkte nicht einmal, dass der Kleine sich gegen ihn wehrte.

Der kleine Dämon untersuchte jetzt den Arm, der ihn festhielt, und bemerkte, wie gut er roch. Sehr gut sogar. Seine spitzen Zähne bohrten sich in Natos Haut, nur ganz leicht, aber es reichte, um die Aufmerksamkeit seines Bruders zu erregen.

„Ja, ich denke auch, dass der Kleine es noch weit bringen –“, Nato brach abrupt ab und betrachtete überrascht die kleine Bisswunde.

„Alles okay, Nato?“, Lam hatte ihn schon lange keinen Satz mehr unterbrechen hören.

Plötzlich kippte Nato vorne über.

Lam fing ihn auf und Gina griff nach dem Kleinen, der sich nach Kräften wehrte. Sie hatte dicke Handschuhe an, die sie vor den spitzen Zähnen schützten.

Nato hatte die Augen geschlossen. Er war tatsächlich ohnmächtig.

„Mmh! Das sieht nicht gut aus. Der letzte Biss muss ihm das übrige bisschen Energie genommen haben. Wir müssen ihn in zu einem Arzt bringen. Ry, hilf mir bitte!“

Ein junger Mann in den Zwanzigern drehte sich zu ihnen. Seine grünen Augen hatten einen besorgten Ausdruck angenommen. Nur Nato wusste, woher die grauen Strähnen in den schwarzen Haaren des Freundes stammten.

Die beiden schulterten Nato. „Kümmert euch um den Kleinen!“

„Okay! Was machen wir jetzt mit dir, Kleiner?“, Gina schaute das Baby an.

Es schien das alles amüsant zu finden, denn es grinste Gina an. Sie tätschelte den Kleinen, was er zu mögen schien.

„Das ist schön!“

Alle fuhren herum.

„Habe ich mich gerade verhört?“, Süra war etwas verwirrt. Sie war sich sicher gewesen, dass sie gerade eine unglaublich sanfte, unbekannte Stimme gehört hatte.

Der Kleine schaute Gina auffordernd an.

Sie hatte überrascht innegehalten und starrte den Kleinen an.

„Was ist los?“, fragte das Baby in perfektem Fradorindisch.

Das kleine Wesen in ihren Armen sprach. Sie wussten nicht so recht, wie sie reagieren sollten. Es war doch erst ein paar Minuten alt! Wieso konnte er schon reden? Dazu noch in einer Sprache, die nur die Gilde sowie Xaschon und Palina beherrschten!

„Du verstehst uns?“, fragte Gina vorsichtig.

Der Kleine schien genervt. „Natürlich verstehe ich dich!“, verwirrt schaute er sich um. Doch von den Mienen der Umstehenden konnte er nur Überraschung ablesen. „Habe ich...“, er zögerte, „etwas falsch gemacht?“

Nach ein paar Minuten, in denen sich der Kleine immer unwohler gefühlt hatte, fand Gina ihre Sprache wieder. „Nein, nein das hast du nicht! Im Gegenteil! Wir sind nur erstaunt, wie weit entwickelt du bist. Ich meine–“, sie machte eine Pause, dann sagte sie: „Ja nein, wir sind nur erstaunt!“ Eine weitere Pause.

Der Kleine wusste nicht so recht, ob er das als Kompliment nehmen sollte. Dann jedoch lächelte er.

„Wie sieht es aus?“, fragte Süra, „willst du dein Zuhause sehen?“

Der Kleine nickte begeistert.

Sie stellten sich alle in einem Kreis auf. Normalerweise taten sie das nicht – sie konnten sich teleportieren, ohne dass sie ein spezielles Ritual ausführen mussten. Dennoch war der Teleportationspunkt hierbei wichtig und sie mussten ihn nutzen. Sie hatten hier einen, der direkt nach Frado führen konnte. Da keiner von ihnen wollte, dass dem Baby etwas geschah, hatten sie sich entschlossen diesen zu nehmen und anzubinden. Lange Übung zeigte eben doch Resultate.

Doch heute war es dennoch etwas anderes. Das Kind von Xaschon und Palina würde gleich zum allerersten Mal sein Zuhause sehen, weit weg von diesem Zelt und der Grasebene. Auf in das wunderschöne Frado. Sie alle tauchten sich selbst in blendendes Licht. Es fühlte sich an, als würden sie nur blinzeln, dann erreichten sie ihr Ziel.

Kapitel 2: Zuhause

Langsam öffnete sie den Kreis und der Kleine kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Frado war eine Welt des Wassers, ein Planet – nicht viel größer als eine Stadt. Auf ihm existierte eine Insel und ansonsten gab es den Ozean in jede Himmelsrichtung.

Sie standen auf der Insel, deren Gebäude auf dem Weg zum beigen Schloss im Spalier standen. Das riesige Gebäude hatte vier altertümliche Türme und ein großes hölzernes Eingangstor.

Das Kind richtete seinen Blick auf die Häuser. Sie sahen alle gleich aus! Auch sie waren beige.

Was dem Kleinen missfiel, war, dass er nicht durch die Fenster schauen konnte. Seine Neugierde war damit nicht befriedigt.

Er wandte sich nun dem großen Schloss zu. Über dem Tor erhob sich eine Reihe derselben Fenster wie unten bei den Hütten. Die Türme waren rund und besaßen überstehende Spitzen, auf denen Plattformen angebracht waren.

Der Kleine war sich sicher, dass das Schloss höher in den Himmel reichte, als er sehen konnte. Er spürte etwas dort oben, doch bevor er sich darauf konzentrieren konnte, unterbrach Gina seine Gedanken.

„Ich finde ja, dass Frado bei Nacht viel schöner ist als am Tag – aber das ist Geschmackssache!“ Sie grinste.

Erst jetzt fiel dem Kleinen auf, dass es Nacht war. Seine Augen hatten es ihm vorher gar nicht gezeigt. Scheinbar sah er es nur, wenn er sich darauf konzentrierte.

Er blickte zum Himmel und sah die fünf Monde. Jeder hatte eine andere Farbe und sie schienen in keiner Linie ausgerichtet zu sein. Eher in einer Art unvollständigem Kreis. Er fragte sich, ob sie sich jemals übereinander schieben konnten und ob es dann wohl einen Regenbogen geben würde.

Die Mitglieder der Gilde beobachteten den Kleinen liebevoll. Er sah aus wie ein Baby, schien aber schon viel weiter entwickelt zu sein.

„Weißt du, woran er gerade denkt?“, fragte Süra Gina in Gedanken.

„Ich denke daran, dass die Monde wunderschön sind, und überlege mir, ob sie in einer Reihe stehen können oder nicht.“

Gina hätte den Kleinen vor Schreck fast fallen gelassen. Er hatte gerade Süras Gedankenstimme gehört. Konnte er wohl auch Gedanken lesen so wie seine Eltern? Die Gedankensprache war immer nur verständlich für diejenigen, an die sie gerichtet war. Wie hatte der Kleine es sonst hören können?

„Wenn du das eben nicht laut gesagt hast, dann ja. Ist das schlecht?“ Er schien verunsichert zu sein.

Gina und Süra wechselten einen besorgten Blick.

„Also ja!“, folgerte er, sein Stirnrunzeln vertiefte sich.

Endlich formulierte Süra einen Satz: „Nein, nein es ist ganz und gar nicht schlecht, dass du das kannst, es ist nur für uns ungewohnt. Normalerweise kann kein kleines Kind so etwas. Allerdings bist du etwas besonders. Es ist nur so: Du solltest verbergen, dass du die Gedanken von anderen lesen kannst. Die meisten Kreaturen fühlen sich dadurch in ihrer Privatsphäre gestört, verstehst du das?“

Der Kleine schaute für einen Moment verwirrt drein, nickte dann aber.

Lam legte Nato vorsichtig auf das Bett. Nato hatte in der letzten Viertelstunde sehr viel Farbe verloren. Lam mochte es nicht, seinen besten Freund so zu sehen. In letzter Zeit schien das allerdings mehr die Regel statt die Ausnahme zu sein.

Doktor Silla betrat den Raum. Er war ein Sokra. Die Sorte Monster, die man nicht gerne gegen sich aufbrachte. Er hatte zehn Arme, alle in einer anderen Farbe. Die Hände waren mit Werkzeugen austauschbar. Die Sokra konnten ihre Hände abschrauben und andere Werkzeuge aufstecken. Auf diese Weise war Doktor Silla immer gut ausgerüstet. Der Unterkörper war nicht vorhanden. Einige Völker munkelten, dass die Sokra ihn versteckt hielten, weil er so furchterregend war. Das war nur ein Gerücht, wie die Elementare nur zu gut wussten. Die Sokra hatten schlicht und ergreifend keinen Unterkörper. Sein Kopf sah aus wie ein offenes Buch. Er war rechteckig und es waren weder Ohren noch eine Nase oder Haare vorhanden. Er konnte zwar genauso gut hören und riechen wie andere Kreaturen, doch er brauchte dafür keine Sinnesorgane. Jedoch hatte er Augen – falls man es so nennen konnte. Es waren einfach nur zwei schwarze Punkte und eine sich bewegende Linie als Mund.

„Meister Nato wird ja langsam, aber sicher zum Dauerpatienten!“ Dann verneigte er sich respektvoll vor Lam und Ryan. „Meister Lam, Meister Ryan!“

„Doktor Silla. Könnten Sie sich Nato bitte ansehen? Er wurde von einem Dämon gebissen und ist seitdem nicht mehr zu sich gekommen.“

Der Doktor beugte sich über Nato. „Ja, ich sehe es. Er scheint mit irgendeinem Gift zu kämpfen – können Sie mir mehr dazu sagen?“

Die beiden schauten sich ratlos an. „Nicht wirklich. Wir wissen nichts von einer Vergiftung.“

„Merkwürdig, sehr merkwürdig. Hat er irgendwelche Medikamente genommen?“

Wieder schauten sich die beiden fragend an, bis Lam etwas einfiel. „Ja, das kann sein. Als er vor einiger Zeit aus der Menschenwelt kam, hatte er sich die Pocken geholt. Ihm waren Medikamente verschrieben worden. Er sollte die Medikamente vier Wochen lang einnehmen und die Zeitspanne wäre entweder heute oder morgen vorüber.“

Der Doktor nickte. „Ja, das könnte es sein. Altertümliche Mittel vertragen sich nicht so gut mit Dämonenbissen. Er wird eine Menge Blut verloren haben, ohne es bemerkt zu haben. Das Medikament wird sich sicher bald auflösen. Lassen Sie ihn ein paar Tage lang –“

„Nein!“, Lam unterbrach den Doktor unwirsch. „Das geht leider nicht. Er muss in zwei Stunden auf den Beinen sein.“

Der Doktor schüttelte den Kopf. Er kannte die Gilde 'Die Elementare' nun schon eine ganze Weile, doch ihre Extrawünsche machten ihm zu schaffen. „Da kann ich nicht helfen, es tut mir leid.“

Lam und Ryan tauschten einen dieser Blicke. „Doktor Silla, Sie wollen uns weismachen, dass Sie das nicht hinkriegen? Kommen Sie. Wir wissen, was für Tricks Sie beherrschen!“

Der Doktor wurde bleich. Das war gefährlich für ihn! Sie sollten ihn nicht hier aufsuchen, sondern nur allein, wenn sie solche Dinge von ihm wollten. Das wussten die beiden. Es stand so in ihrem Vertrag.

„Nein! Er wird auch so auf die –“

„Doktor“, sagte Ryan genervt, „das war keine Bitte!“

Doktor Silla schaute die beiden missmutig an. „Und wenn ich mich weigere?!“

Lam stöhnte. „Doktor, wenn herauskommen sollte, dass Sie uns behandeln oder dass Sie ein Meisterheiler sind, dann werden wir es alle vergessen lassen, okay? Darauf geben wir Ihnen unser Wort.“

„Und wir halten unser Wort, dass wissen Sie doch noch, oder?“, fügte Ryan hinzu.

Doktor Silla wusste das noch. Schließlich hatten sie seinen kleinen Sohn gerettet, obwohl die Situation aussichtslos gewesen war. Nato hatte alles, was in seiner Macht stand, unternommen, damit sein Sohn nicht unter Dämonen aufwachsen musste. Sie hätten ihn versklavt. Er verstand bis heute nicht, warum die Dämonen ihn damals entführt hatten, aber er hatte Florino wieder und nur das zählte.

Mürrisch trat er an Nato heran. Er legte ihm einen seiner Arme mit einem Lappen ausgestattet auf die Brust. Sofort, als er in Natos Körper hineinsehen konnte, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Er schien Schmerzen zu haben. Da war etwas gebrochen. Sein Bein war an einer Stelle komplett zersplittert.

Mensch, Meister Nato, was machen Sie nur immer wieder. Er flickte es notdürftig. Das wird nicht lange halten, er sollte bald mal wieder –

„Ja, ich werde bald zu Ihnen kommen...“

Doktor Silla erschrak sich fast zu Tode. Er hatte ganz vergessen, dass Nato seine Gedanken lesen konnte, wenn er ihn berührte. Nato war sogar so gut, dass er antworten konnte, sobald ein Meisterheiler versuchte, ihn zu heilen.

Sie haben mich erschrocken, Meister!

„Das tut mir leid, es war keine Absicht. Es wäre lieb, wenn Sie mir einfach eine große Portion Blut geben, den Rest mache ich selbst. Vielen Dank für Ihre Hilfe!“ Er sagte es zwar nicht unfreundlich, aber es war klar, dass er keinen Widerspruch dulden würde.

Doktor Silla nickte. Das war umso besser für ihn, dann würde er nicht wirklich etwas tun müssen. Langsam löste er die Hand von Natos Brust.

„Was ist?“, fragte Ryan verwundert.

„Er will es lieber selbst machen!“, antwortete der Doktor.

Lam nickte langsam. „In Ordnung, dann vielen Dank.“

Doktor Silla verließ fluchtartig den Raum. Draußen atmete er tief durch, dann wies er eine Schwester an, die Blutkonserven, die Nato hier für solche Fälle aufbewahrte, zu holen. Er verstand bis heute nicht, warum er dem Krankenhaus nicht einfach seine Blutgruppe nannte, aber Meister Natos Entscheidungen hinterfragte man besser nicht.

Die Schwester kam herein. Sie war ein Menschenkind mit einem Einschlag Walküre. Eine Kriegerin, gut im Training und mit wunderschönen grünen Haaren.

Lam lächelte, als sein Blick an ihrem Körper hinabwanderte.

Ryan stieß ihm unsanft in die Rippen.

„Meister Lam, Meister Ryan!“, sie verneigte sich. Als sie sich aufrichtete, funkelten ihre grauen Augen. In ihrer einen Hand war der Tropf mit Blut und eine Spritze in der anderen.

Lam nahm ihr diese Dinge ab. „Danke sehr. Wie heißt du, meine Hübsche?“ Er hatte definitiv Interesse.

Das Mädchen wurde fast augenblicklich rot. „Mein Name, mein Name ist Ära.“

„Das ist ein schöner Name. Wie wäre es, wenn du –“

Ryan unterbrach Lam energisch: „Ära, ich danke dir sehr, dass du das Blut gebracht hast, aber ich denke, dass es besser wäre, wenn du gehst.“

Sie schaute Lam verwirrt an, drehte sich dann jedoch um und verließ mit zitternden Knien den Raum.

„Mensch Lam! Kannst du dich nicht wenigstens im Krankenhaus zusammennehmen?“

„Musst du gerade sagen! Du hast mir ein potenzielles Date vergrault!“ Lam sah nicht glücklich aus.

Ryan schüttelte genervt den Kopf. Er verstand einfach nicht, warum Nato Lam das alles durchgehen ließ. Er nahm das Blut hoch. Mit der beiliegenden Spritze injizierte er Nato die rote Flüssigkeit.

Nato fühlte sofort, dass er mehr Blut im Körper hatte. Er fing an, es zu verwenden. Erstmals ließ er die schon weiter fortgeschrittene Vergiftung verschwinden.

Während dieses Prozesses konnten Lam und Ryan sehen, dass Nato grün leuchtete. Es war eine Selbstheilung, die eigentlich als unmöglich eingestuft war. Aber Nato konnte es.

Er setzte sich auf. „Danke euch beiden! Das war echt kein schönes Gefühl!“

Seine Freunde erwiderten nichts. Die Spannung im Raum war spürbar.

Ryan mochte es nicht, dass Nato sich so wenig um sich selbst kümmerte.

Daher sagte Lam schnell: „Komm Nato! Der Kleine wartet bestimmt schon auf uns!“

„Meinst du wirklich?“, fragte Nato belustigt. „Ich glaube eher, dass er gerade mit hundert anderen Sachen beschäftigt ist und schon vergessen hat, dass er mich gebissen hat!“ Er grinste dabei schief.

Die beiden anderen zuckten ratlos mit den Schultern. Dann standen alle auf und teleportierten sich nach Frado.

Endlich hatten sich Palina und Xaschon wieder unter Kontrolle. Als sie sich trafen, mussten sie noch einmal die Luft anhalten und sich beruhigen. Beiden war klar, dass sie sehr hungrig waren, um so zu reagieren.

„Wir müssen dringend mit Nato sprechen! Schließlich ist er der Leidtragende bei dieser Geschichte gewesen!“

„Ja, da hast du Recht, Palina. Aber ich will jetzt zu allererst unseren Sohn sehen!“

Die beiden grinsten sich an, als sie auf Frado erschienen.

Süra drehte sich um, sie hatte das Auftauchen der Dämonen gespürt. „Meister Xaschon und Meisterin Palina sind eingetroffen!“

Die Gilde drehte sich um und verneigte sich tief.

Nur Gina nicht, da sie den Kleinen hielt, der sich verwirrt umschaute.

Er verstand nicht, warum seine neuen Freunde sich verneigten. Doch dann erinnerte er sich. Es war nicht einmal drei Stunden her, da hatten die beiden Neuankömmlinge den Jungen angegriffen, bei dem er sich sicher gefühlt hatte. Wer waren diese beiden und was wollten sie? Seine Furcht verwandelte sich in Zorn.

„Geht weg!“

Xaschon und Palina schauten sich verwirrt um, bis sie verstanden, dass die Stimme von ihrem Sohn kam!

„Er kann – er kann schon reden?“, fragte Palina verwirrt.

Der Kleine wollte etwas sagen, aber Gina kam ihm zuvor. „Ja, das kann er. Ich denke jedoch, dass er euch nicht erkenn–“

„Natürlich erkenne ich sie!“, unterbrach der Kleine das Gespräch. „Sie haben den Jungen im Zelt angegriffen!“

Die beiden tauschten einen schuldbewussten Blick. „Das stimmt, aber nur, weil wir uns nicht kontrollieren konnten!“

Das verstand der Kleine nun wiederum nicht.

Zur allgemeinen Erleichterung tauchten Nato, Ryan und Lam auf.

„Hey Leute!“, Nato war wieder er selbst.

Lam und Ryan verneigten sich respektvoll vor Palina und Xaschon, Nato ging einfach an ihnen vorbei und direkt zu Gina. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und schaute dann den Kleinen an. „Du hast uns ja ganz schön in Aufruhr versetzt, nicht wahr?“ Er streichelte ihm über die kurzen braunen Haare.

„Du bist der, der mich beschützt hat!“

Nato schien nicht im Geringsten überrascht zu sein, dass der Kleine mit ihm sprach. Er antwortete ruhig und sachlich: „Naja, wie man es nimmt! Weißt du: du bist der Sohn der beiden und in dem etwas – sagen wir einmal – stressigen Prozess der Entbindung“, er zwinkerte Palina zu, „hatten sie den Eindruck, dass ich dich ihnen wegnehmen wollte!“ Zufrieden mit seiner Erklärung nahm er Gina seinen kleinen Bruder ab.

„Dann tut es mir leid! Ich war ungerecht – Mum?“

Nato hatte den Kleinen direkt zu seiner Mutter gebracht. Er verstand, was der Kleine wollte, auch ohne Worte.

Palina und Xaschon sahen Nato dankbar an und schlossen, zum allerersten Mal, ihren Sohn in die Arme.

Kapitel 3: Das Fest

Schon bevor richtig bekannt geworden war, dass Palina ein Kind bekam, war klar, dass es ein unglaubliches Fest geben würde. Niemand würde es sich entgehen lassen, sie zu feiern.

Die Könige der verschiedenen Galaxien waren zusammengetroffen – Xaschon und Palina hatten im Vorhinein extra einen riesigen Planeten erstellt, auf dem die Völker der verschiedenen Galaxien zusammentreffen konnten. Sie waren sich mit der Größe nicht so sicher gewesen. Aber egal wie groß sie ihn gemacht hätten, er wäre trotzdem immer noch zu klein gewesen. Es war unglaublich, wie viele Lebewesen das Kind sehen wollten! Das einzige Dämonenkind, das jemals auf ihrer Seite gestanden hatte. Er war schon jetzt der Hoffnungsträger.

Eine riesige Bühne war aufgebaut worden. Sie bestand aus Metall, da es leichter zu entsorgen war. 'Die Elementare' wurden gebeten, Musik zu machen. Zwanzig disziplinierte Leute, die ein Konzert gaben, das noch Jahre später in den Geschichtsbüchern stehen würde.

Die Akustik war atemberaubend. Überall drängelten sich Kreaturen und die Snack- und Getränkestände wurden förmlich überrannt! Für die Toilette hatte man schon einen kleinen Nachbarplaneten anheuern müssen.

Der Kleine lag in den Armen seiner Mutter und bestaunte alles und jeden. Noch nie hatte er so viele Kreaturen gesehen. Hier lief ein Tintenfischmann, dort ein Lüremix, dann noch eine Katzenfamilie – ungefähr zwei Meter groß – und die Pandaren, dazu noch Litaky und viele, viele mehr. Er konnte mit den Namen nicht viel anfangen. Er sah nur einen Menschen mit einem Kopf, der spitz zulief und ganz viele kleine Fädchen hatte, einen Bären mit gelbem Fell und komischen Zähnen, einen Panda auf zwei Beinen, einen schwebenden Aal und noch andere faszinierende, aber auch merkwürdige Kreaturen. Die Menge war riesig und enthielt noch viel mehr Gestalten, die er aus der Ferne nicht erkennen konnte.

Am liebsten wäre er auf Erkundungstour gegangen, doch seine Mutter ließ ihn nicht.

Daher beschäftigten sich die Gildenmitglieder hinter der Bühne mit ihm und erzählten ihm etwas über die verschiedenen Kreaturen.

Um Mitternacht gingen plötzlich alle Lichter aus. Selbst der Mond und die Sterne schienen sich zu verdunkeln. Dann erstrahlte ein Spotlight und die Menge tobte.

Palina, Xaschon und Nato betraten die Bühne. Als sie ins Licht kamen, verneigten sich alle vor ihnen.

Nato trug ein kleines Bündel in den Armen. Sie hatten sich entschieden, dass es besser wäre, wenn niemand wüsste, wie gut der Kleine schon gehen und sprechen konnte.

Er übergab das Kind an Palina.

Xaschon erhob die Stimme: „Meine Freunde! Ich kann kaum ausdrücken, wie sehr wir uns freuen, dass ihr alle hier seid – wenn auch nicht unseretwegen!“ Er grinste und die Menge lachte kurz auf. „Nein, ihr seid heute hier, um unseren Sohn zu sehen.“ Er verharrte einen Moment.

Der Kleine fragte in Gedanken: „Sie sind wirklich alle nur hier, um mich zu sehen?“

„Ja“, antwortete Palina, „sie haben deine Geburt erwartet und wollen diesen Moment nun mit uns teilen.“

„Ist das schlecht?“

„Nein, ganz und gar nicht!“

„Aber warum verneigen sie sich alle?“

„Das ist so was wie ein Spiel – ich erkläre es dir später, okay? Dein Vater will gerade etwas sagen.“

Xaschon sprach weiter: „Und nun – ohne weitere Umschweife – präsentiere ich euch Brüssel Langori!“

Tosender Applaus und Gejohle folgten.

Palina nahm Brüssel hoch und zeigte sein Gesicht der Welt. Viele Fotos, Memorials und Videos wurden gemacht.

Nach einer kurzen Weile kehrte das Licht zurück. Der Mond und die Sterne fingen wieder an zu funkeln. Langsam erwachten auch das Bühnenlicht und die Stände zu neuem Leben.

Das Konzert wurde fortgesetzt und die Leute bekamen sogar noch eine Moveshow – also eine Show der Magie und der Energie – der Gilde zu sehen.

Brüssel beobachtete das alles fasziniert, durfte sich der Menge jedoch nicht mehr zeigen. Seine Mutter hatte gesagt, dass er zu besonders sei und die Kreaturen sich erschrecken würden.

„Na Kleiner, wie gefällt es dir?“

Brüssel grinste, als sein Bruder ihn ansprach. „Es ist toll. Die Musik klingt himmlisch und die Moves eben waren unglaublich! Das will ich auch alles lernen!“

Nato nahm ihn hoch. „Dafür haben wir noch Zeit, Kleiner!“, sagte er liebevoll.

Eine Weile standen sie so da und lauschten der Musik. Beide empfanden es als angenehm. Sie brauchten keine Worte, um sich zu verstehen.

„Weißt du Brüssel, Musik ist etwas sehr Mächtiges!“

„Wieso?“

„Sie bringt den Menschen – ach was sage ich da – allen Kreaturen Hoffnung. Und ohne Hoffnung kann keiner überleben.“

Brüssel begriff das zwar nicht, aber als er die Kreaturen sah, die sich im Takt der Musik bewegten, und ihre fröhlichen Gesichter ausmachte, glaubte er ein wenig zu verstehen.

Nato wurde auf die Bühne gerufen. „Tut mir leid, Kleiner! Ich muss dann mal wieder!“

Brüssel erkundete nun die Bühne – sonst durfte er ja ohnehin nichts unternehmen. Aber auch dort gab es leider nicht viel zu sehen. Plötzlich bemerkte er, dass er Hunger hatte. „Dad?“

Xaschon drehte sich zu ihm um. „Ja mein Sohn?“

„Ich habe Hunger!“

Er grinste. „Das geht so nicht! Dann wollen wir mal schauen, was wir für dich finden!“ Er nahm Brüssel auf den Arm und ging schnurstracks zu den Essensständen.

Alle Kreaturen machten ihnen respektvoll Platz.

Brüssel lächelte, als er die Essensstände sah. Sie hatten alle verschiedene Formen und er begriff erst, dass sie die Formen des Essens hatten, als er das Essen sah. Auch gab es ein paar Andenkenläden, die nur kleine Bambushütten waren und Schnickschnack verkauften. Brüssel fand das alles sehr interessant, doch als er etwas sagen wollte, hielt Xaschon ihm den Mund zu.

In Gedanken sagte er: „Es schauen zu viele Kreaturen zu. Sprich lieber nur in Gedankenübertragung mit mir.“

„Aber wieso?“

Xaschon versuchte es zu erklären. „Weißt du, du bist besonders. Doch nicht alle Kreaturen können damit umgehen.“

„Du meinst, so wie ich niemandem zeigen soll, dass ich Gedanken lesen kann, soll auch niemand wissen, dass ich sprechen kann?“

„Du bist sehr klug!“

Brüssel grinste.

Sie gingen zu einem Hotdog-Stand und kauften dort etwas zu essen.

Der Verkäufer beharrte darauf, dass Xaschon nicht zahlen müsse, doch als dieser sich drei Meter entfernte, tauchte das Geld in der Bude auf.

Irgendwann gähnte Brüssel erschöpft.

Xaschon entging das nicht. „Ich glaube, es wird Zeit fürs Bett!“

Brüssel riss die Augen auf. „Nein, ich bin noch ganz wach!“

„Ja“, er lächelte, „das kann ich sehen! Komm schon Brüssel, morgen ist auch noch ein Tag!“

Es bedurfte noch des Zuspruchs und viel Überredungskunst der gesamten Gilde, doch dann ließ Brüssel sich auf den Arm nehmen und nach Frado teleportieren. Irgendwann dazwischen schlief er ein.

Die Feier ging währenddessen fröhlich weiter. Nato schaute sich besorgt um. Zu viele der Anwesenden waren inzwischen betrunken. Es wurde langsam, aber sicher Zeit, die Reißleine zu ziehen. „Gina? Könntest du bitte den letzten Akt ankündigen?“ Er wusste, wie ungern seine Gilde mit der Musik aufhörte. Ihre ungefilterten Gedanken füllten seinen Kopf, bis er fast zu platzen schien.

Damals hatte er diese einzigartige Verlinkung für etwas Gutes gehalten, aber langsam wurde es ihm zu viel, alle Gedanken der anderen hören zu können, alles fühlen zu können und dann auch noch mehr als nur einmal der Spielverderber zu sein.

Doch Gina gehorchte und unter Protestrufen spielten sie ihr letztes Stück – allerdings zwanzig Minuten lang.

Nato war klar, dass es nicht unbedingt friedlich bleiben würde, doch noch waren seine Freunde wach und bereit, um einzugreifen. Einige wirkten zwar langsam etwas erschöpft, aber keiner von ihnen war allzu betrunken.

Nach gut einer Stunde hatten die letzten Gäste den Planeten verlassen. Die zehn von der Gilde noch übrig gebliebenen – genau die Hälfte der eigentlichen Anzahl – fingen an, Müll zu sammeln und die Bühne und Essstände abzubauen.

Mia fing Nato ab. Sie hatte schon den ganzen Abend zu ihm herübergeschaut und ihre blauen Augen schienen schon fast Löcher in ihn hineingebohrt zu haben. Sie warf das lange schwarze Haar zurück, als sie ihn ansprach: „Dich beschäftigt etwas, oder?“

„Wie kommst du darauf?“ Er wollte eigentlich nicht darüber sprechen.

Mia schaute verlegen zu Boden. „Du warst heute irgendwie so nervös. Hattest ständig ein Auge auf Brüssel und schienst dich nicht wirklich wohl in deiner Haut zu fühlen! Ich dachte sogar für einen Augenblick, dass du Angst hattest?“

Das letzte war eine Frage, da war sich Nato sicher.

Er öffnete sich ihr ein Stück. „Ja, damit magst du Recht haben. Ich hatte heute das starke Gefühl, dass etwas schief laufen wird. Ich war nicht auf Brüssels Geburt vorbereitet, doch das habe ich erst im allerletzten Augenblick erkannt.“ Er seufzte.

Mia dachte sich schon, dass er nicht mehr preisgeben würde und wollte zu einer Antwort ansetzen, doch Nato sprach wider Erwarten weiter.

„Und dann verloren Palina und Xaschon auch noch die Kontrolle. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wärt ihr nicht hereingekommen. Danke dafür!“

Mia war verblüfft und wollte Nato sagen, dass es nichts gäbe, wofür er sich bedanken müsste, doch Nato war schon weitergegangen, um weitere Müllsäcke zu füllen.

Mias Freund kam zu ihr. Seine grünen Haare waren wie immer komplett zerzaust. „Du siehst besorgt aus, ist etwas passiert?“

Wie aus einer Trance gerissen, starrte Mia ihn an. „Nein Ace, es ist alles in Ordnung. Ich mache mir nur Sorgen um Nato und wollte ihn darauf ansprechen, aber er schien nicht wirklich reden zu wollen – oder vielleicht doch! Ich bin mir nicht sicher, er scheint momentan ein wenig überarbeitet zu sein.“

Ace wusste, was Mia meinte. Er hatte Nato ebenfalls in letzter Zeit als sehr angestrengt erlebt. Es schien ihm sehr schwer gefallen zu sein, sich auf die Geburt von Brüssel vorzubereiten, und doch hatte er keine Hilfe annehmen wollen.

Außerdem war er kaum noch bei ihnen Zuhause. Gina beklagte sich nicht einmal mehr, weil sie schon so daran gewöhnt war. Sie schien zwar traurig zu sein, doch wenn sie unter anderen Kreaturen war, dann ließ sie sich nichts anmerken.

Ace blickte Mia durch seine orangenen Augen an. „Ich weiß, was du meinst! Wir sollten ihm und Gina einen Urlaub organisieren, meinst du nicht?“

Mia strahlte. „Ja, das wäre eine großartige Idee! Lass uns nachher mit den anderen sprechen!“

Nach gut einer Stunde war das Chaos beseitigt.

„Das habt ihr gut gemacht, Leute! Nun ab nach Hause und ins Bett! Hopp, hopp!“

Alle gehorchten Natos Anweisungen.

Nur Gina drehte sich kurz vor der Teleportation noch einmal zu ihm um. „Ich nehme an, du kommst heute spät?“

Nato nickte traurig.

„Ich erwarte dich! Versetze mich nicht wieder!“ Dann war auch Gina verschwunden und Nato blieb allein zurück.

Er zog sich um. Seine Alltagskleidung war für die Mission nicht geeignet. Er zog sich ein ganz normales weißes Hemd, eine Jeans und Turnschuhe an – gut, dass er sich mit seinem Kleiderschrank vernetzt hatte. Ein Schnippen und die Klamotten waren gewechselt. Diese magischen Zuordnungszauber verbunden mit den Depotzaubern waren sehr nützlich.

Heute musste er wieder einmal in die Menschenwelt.

Er öffnete das Portal zur Menschenwelt. Dann schaute er hinein. Er konnte kaum glauben, dass das nun schon der siebte Planet war, auf dem die Menschen lebten.

Als sie zum ersten Mal aufgetaucht waren, hatte er selbst dort gelebt. Das war nun schon so lange her. Er schüttelte den Kopf. Die Menschen schafften es immer wieder, ihren Heimatplaneten zu zerstören.

Am Anfang war es gar nicht so schlimm – doch dann entwickelten sie sich. Sie setzten auf Strom und Heizung und vergaßen irgendwann, dass die Ressourcen des Planeten auch erschöpft sein können. Wenn sie ihn dann komplett zerstört hatten, zerfiel der Planet zu Staub.

Doch dann entstand irgendwo ein neuer Planet. Ein Planet, der genauso war wie die Erde. Sie heißt nun schon seit sieben Generationen so, fiel ihm ein. Er schmunzelte. Die Erde schien wie ein Phönix zu sein. Wenn eine Welt zerstört war, entstand irgendwo eine neue Welt aus der Asche.

Er kam zurück ins Hier und Jetzt. Auf der Erde war gerade das einundzwanzigste Jahrhundert angebrochen. Er würde schauen müssen, ob es neue Menschen gab, die er rekrutieren könnte. Menschen mit besonderen Fähigkeiten.

Seine Mission heute war einfach: Er musste dieses Dämonentrio stellen, das momentan Serienmorde beging. Er seufzte. Das würde eine lange Nacht werden. Dann schaute er zum Himmel. Die Sonne würde bereits in zwei Stunden aufgehen. Wie sollte er sein Versprechen Gina gegenüber halten? Sie würde wohl wieder vergeblich auf ihn warten.

Nachdem er die trüben Gedanken abgeschüttelt hatte, ging er direkt durch das Portal und fand sich im Radisson Blue Hotel in Zürich wieder. Er war also am Flughafen gelandet.

Sein erster Instinkt war, das Hotel zu verlassen und in die Stadt zu gehen, doch dann fiel ihm auf, dass das Hotel videoüberwacht war. So ein Mist, dann muss ich zuerst die Videobänder abändern. Das benötigte einen ruhigen Ort und eine Menge Konzentration. Also würde er einchecken.

„Guten Abend der Herr“, der Portier musterte ihn abwertend. Er war ein kleiner Mann, Mitte vierzig mit einem schwarzen Anzug und schwarzer Krawatte. Seine dunklen Haare waren mit viel zu viel Wachs zurückgekämmt. Er wischte es sich immer wieder mit seinen sauberen Händen, die noch nie in seinem Leben schwere Arbeit haben bewältigen müssen, zurück.

Nato schüttelte es innerlich vor seinem Anblick. Er konnte diese geleckten Kerle einfach nicht ausstehen, doch nun hieß es regungslos bleiben und es den Portier nicht bemerken lassen.

„Was kann ich für Sie tun?“

Nato war daran gewöhnt, von oben herab behandelt zu werden. Er lief hier schließlich im tiefsten Winter nur in einem Hemd durch die Straßen. Wächter des Feuers zu sein hatte seine Vor- und Nachteile.

„Guten Abend. Ich wollte mir gerne ein Zimmer für die Nacht nehmen.“

Der Portier – dessen Name I. Walkron war – musterte Nato noch einmal. Das wird er sich doch nie im Leben leisten können. „Tut mir leid, aber ich habe leider nur noch ein Zimmer frei und das ist sehr kostspielig!“

„Geld spielt keine Rolle.“

Der Portier war plötzlich wie ausgewechselt – wenn auch immer noch misstrauisch. So war es immer, wenn sie verstanden, wer vor ihnen stand.

„Nun gut, dann also die Presidential Suite. Für eine Nacht?“

„Ja, ich werde nur bis morgen bleiben können.“

„Möchten Sie Frühstück für morgen?“

„Es ist nicht nötig, nein danke.“

„Gut, dann sind das bitte 2000 Schweizer Franken. Zahlen Sie bar oder mit Karte?“

Nato wusste, was Herr Walkron von ihm erwartete. Natürlich sollte er mit Karte zahlen, damit sie dann herausfinden, dass diese nicht gedeckt ist. Er stöhnte leise. So war das doch immer.

„Ich zahle bitte bar.“

Der Portier war schon dabei gewesen, das Kartenlesegerät zu holen, doch dies ließ ihn erstarren. Nato zog nun ein Geldbündel aus seiner Tasche. Es waren gut zwei Millionen Schweizer Franken. Er hatte schon befürchtet, dass er heute Abend viel Geld brauchen würde.

„Ähm, ja gut, danke.“ Der Portier besann sich. „Nun brauche ich bitte noch Ihren Namen und Ihre Adresse. Füllen Sie bitte dieses Formular hier aus. Und geben sie mir bitte Ihren Ausweis – ich muss ihn einscannen, wenn Sie verstehen.“

Nato nickte nur und gab ihm den gefälschten Ausweis. Nun hieß er also offiziell Björn Lipo.

„Vielen Dank Herr Lipo und einen angenehmen Aufenthalt.“

Nato bedankte sich auch und ging dann auf sein Zimmer. Im Hochgehen bekam er noch mit, wie der Portier die Security alarmierte, damit sie ihm bei der Überprüfung des Mannes halfen. Sie prüften jeden Schein und bestellten sogar eine Kreditauskunft – doch alles war perfekt. Es gab nichts zu bemängeln. Nato lachte sich ins Fäustchen, würde nun jedoch auch Pullover und Jacke tragen. Innerhalb von ein paar Minuten war er in seiner Suite.

Er betrat das Zimmer und das Erste, was ihm auffiel, war das riesige, weiß bezogene Bett. Sofort wurde ihm bewusst, wie müde er wirklich war. Seit knapp vier Wochen hatte er nicht mehr geschlafen.

Er zwang sich, sich weiter umzusehen. Wenn er sich jetzt hinlegen würde, dann würde er sofort einschlafen und dann würde er nichts mehr schaffen. Er kam ins Wohnzimmer. Es war komplett in weiß gehalten. Zwei Tische, acht Stühle – sechs und zwei – und ein großes Sofa standen da. Dazu gab es noch einen Fernseher und ein riesiges Fenster sowie zwei Lampen.

Natos Meinung nach war der Raum komisch angeordnet. Man kam in das Zimmer und fiel fast über den Tisch mit den sechs Stühlen. Zu seiner Linken erstreckte sich ein großes Fenster mit Blick auf den Flughafen. Direkt vor ihm waren die zwei merkwürdig geformten Stühle, ein weiterer runder Tisch – niedriger als der erste – und das Sofa. Eine Blume stand auf dem Tisch und unter dem allen befand sich ein großer weißer Teppich. Der Boden war sonst mit Laminat ausgelegt.

Nato seufzte. Er würde hier gerade gerne eine Pause einlegen, aber dafür hatte er nun keine Zeit. Nachdem er sich in dem großen Badezimmer das Gesicht gewaschen hatte, ging er in die Lobby. Der Portier schien gerade nicht an seinem Platz zu sein und kein Nachtwächter war in Sichtweite. Er drehte sich zu der Kamera. Die gesamten Aufnahmen wurden verändert. Er gab sich ein anderes Aussehen und manipulierte die Aufnahme so, dass er wirklich zur Tür hereingekommen war.

Nato lächelte in sich hinein und machte sich auf den Weg in die Innenstadt.

Kapitel 4: Die Aufgabe

Er wäre fast in der Bahn eingeschlafen. Müde hatte er sich hingesetzt und obwohl die Fahrt mit der S 16 nur elf Minuten dauerte, wäre er wahrscheinlich tief und fest eingeschlafen, hätte nicht sein Handy geklingelt.

„Ja?“

„Nato? Wir wollen demnächst mit der Teilung anfangen, kommst du?“

„Tut mir leid Palina, ich brauche noch eine Weile. Wollt ihr ohne mich beginnen?“

„Nein, nicht wirklich. Komm so schnell du kannst, okay?“

„Ja, klar!“

Ein dicker Kontrolleur betrat die Bahn. „Fahrkarten bitte!“

Nato zog gelangweilt sein Portemonnaie aus der Tasche. Er hatte für jedes Land der Erde eine Jahreskarte – jedenfalls wenn er wollte.

Der Kontrolleur verließ die Bahn zufrieden und Nato hatte seine Ruhe, doch da war er schon angekommen.

Im Züricher Hauptbahnhof war mal wieder der Teufel los. Es war zwar mitten in der Nacht und trotzdem fuhr hier ein Zug durch, wurde dort ein Passagier ausgerufen, gerieten zwei Leute aneinander und sang eine Gruppe Besoffener eine Schimpftirade auf den Zürichsee.

Und genau das war Natos Ziel. Der Zürichsee. Hier hatten sie sich versteckt gehalten. Also nicht direkt in dem See, sondern an der Wasserkirche. Er hatte noch nicht verstanden, warum sie doch so weit weg waren, und auch nicht, was sie wirklich machen wollten, doch sicher war, dass er die Abtrünnigen aufhalten musste.

Er hatte den Weg auf der Westseite gewählt. Wie schön es doch hier war. Ein schöner Ort zum Urlaub machen. Nato seufzte.

Er hatte sich am Wasser immer wohl gefühlt – warum wusste er nicht. Er war der Wächter des Feuers, weswegen er Wasser eigentlich hätte hassen müssen, aber er tat es schlicht und ergreifend nicht.

Er überquerte die Münsterbrücke und konnte schon von Weitem die Wasserkirche und das Helmhaus sehen. Die Kirche war heute Nacht nicht beleuchtet, was Nato sofort merkwürdig vorkam. Langsam näherte er sich ihr. Die Fassade war bröckelig und das Gebäude schien gealtert. Die hohen Fenster reflektierten den See. Es schien friedlich zu sein. Sie erwarteten ihn also.

Nato wusste, dass es nicht sonderlich schlau war, sich von Westen her zu nähern. So bot er mehr Angriffsfläche, aber es war ihm im Moment nicht wichtig, den Überraschungsmoment auf seiner Seite zu haben. Sie sollten ruhig wissen, dass er kam. Dann würde er wenigstens ein wenig gefordert werden und vielleicht würde ihn das auch endlich wecken. Er gähnte leise.

Vor der Tür angekommen, klopfte er. Er erwartete nicht, dass ihm jemand öffnen würde, doch er wurde überrascht. Er schlug mit dem Kopf auf den Boden auf. Sofort rappelte er sich auf, doch ihm war noch schwindelig. Der nächste Schlag traf sein Ziel. Nato versuchte Halt zu bekommen, doch er war inzwischen umzingelt. Es waren um die fünfzehn Kreaturen um ihn herum aufgetaucht. Wieso waren es so viele? Er hatte nur drei Dämonen erwartet! Wieder schlug einer zu und dieses Mal landete er einen Glückstreffer. Nato ging zu Boden und stand nicht erneut auf.

Er wurde unter Wasser wach. Jeder normale Mensch wäre nun schon erstickt, aber Nato war nicht normal. Er hatte so lange auf Frado gelebt und trainiert. Er konnte ohne Probleme unter Wasser atmen.

Nach kurzem Umschauen wurde ihm klar, dass er sich an die Oberfläche begeben und seine „Mörder“ finden sollte. Er wollte seine Arme bewegen, traf aber gegen einen kurzen Widerstand. Als er hinsah, entdeckte er zwei lose Schnurenden. Er war empört. Sie hatten ihn gefesselt!

Er konzentrierte sich auf die Magiesammlung des Wassers und war sofort in einem Unterwassersturm. Er stand direkt im Zentrum, weshalb ihm das nichts ausmachte. Der Sturm stieg höher und höher, bis er die Oberfläche erreichte. Nun lief Nato einfach auf dem Wasser zurück zur Wasserkirche.

Erst im Laufen fiel ihm auf, dass es heller geworden war. Mist, die Sonne geht schon auf. Ich muss mich beeilen! Er lief schneller.

In der Kirche waren inzwischen die fünfzehn „Menschen“ dabei einen zu heben.

„Das hat doch wunderbar geklappt!“, lallte einer. Sie alle sahen sich extrem ähnlich. Das waren keine Menschen, sondern Fortara – und zwar sehr schlechte. Gute Fortara konnten bis zu eine Million verschiedene Gesichter annehmen – soweit bekannt. Schlechte wiederum nur eines und diese hier gehörten zu einer der schlechtesten Sorte.

Sie alle hatten grünes Haar. Dazu ein verschobenes Gesicht. Eigentlich würde jeder Mensch bemerken, dass sie nicht menschlich sind, doch sie wussten das zu umgehen.

Nato bemerkte plötzlich, dass mehrere Leute ihn anstarrten. Ups, ich gehe auf dem Wasser. Ist nicht so ganz normal, aber was soll’s. Er ließ Nebel entstehen und lief weiter.

Mit der Tür hielt er sich gar nicht lange auf. Er brach sie einfach auf und kam direkt ins Kirchinnere. Die Decke war um die zehn Meter hoch – vielleicht auch höher. Die langen mit Mosaik besetzten Fenster umrundeten die gesamte Kirche. Im Inneren war sie wie immer nur spärlich ausgestattet.

Zwei kleine braune Tische standen um ein Pflanzenpodest. Der Altar befand sich hinten rechts in der Ecke. Die Stuhlreihen waren in diagonalen Mustern aufgestellt, in weiß und schwarz.

Direkt in der Mitte standen die fünfzehn Kreaturen. Es waren also nur Fortara. Er war verwundert. Wo waren die Dämonen und warum waren diese normalerweise friedlichen Kreaturen so weit von Zuhause aufzufinden? Und warum waren sie nicht friedlich?

Sie standen alle im Kreis und starrten Nato ungläubig an. Sie hatten schon getrunken, das roch er sofort.

Langsam, aber sicher wurden sie nüchtern. Sie formierten sich und griffen dann ohne jegliche Vorwahrung an.

„Hey, ihr, hört auf!“ Er wich immer wieder den Angriffen aus. Warum sollte er gegen sie kämpfen? Er sah das gar nicht ein.

„Du hast es doch selbst zugelassen! Unser Graben! Er wurde einfach gefüllt!“

Nato verstand das zwar gerade nicht, aber er versuchte, sich erst einmal auf den Kampf zu konzentrieren. „Was meint ihr damit?“

Sie fauchten ihn als Antwort nur an.

Dann fiel ihm die Geschichte der Wasserkirche ein.

Die Kirche war damals auf einer Insel erbaut worden. Doch der Zwischengraben wurde irgendwann aufgefüllt – 1835 oder so! Er verstand langsam. Fortara ließen sich gerne an wasserhaltigen Orten nieder. Die Menschen hatten also ihren Lebensraum zerstört. Schon wieder.

„Beruhigt euch! Bitte!“

Sie hörten auf ihn.

Er war immer sehr bestimmend, wenn er dann einmal die Stimme erhob. Die Befehlsform beherrschte er durch seine Gilde sehr gut und die Autorität in seiner Stimme war schneidend. Er schaute sich schnell um, bis er sich sicher war, dass niemand ihn mehr angreifen würde.

„Ich weiß, die Menschen haben euch sehr wehgetan. Sie haben euren Lebensraum zerstört und es ist nur normal, dass ihr euch rächen wollt. Aber es ist nicht richtig – und das wisst ihr!“

Die Fortara hielten inne. Warum kam es ihnen so vor, als ob dieser Junge sie verstehen würde? „Aber was sollen unsere Alternativen sein?“

„Warum denkst du, dass wir nichts wert sind?“

„Menschen haben dazu kein Recht und gehören bestraft!“

„Nein! Hört mir zu! Ich kann euch helfen! Aber ihr müsst euch helfen lassen!“

Sie musterten Nato. Dann nickte einer der Grünschöpfe – es schien ihr Anführer zu sein.

„In Ordnung. Was schlägst du uns vor?“

Nato atmete erleichtert auf. Das hieß, er würde einen Deal mit ihnen aushandeln können.

Palina und Xaschon liefen unruhig umher. Brüssel schlief nun schon eine Weile, aber sie wollten nicht riskieren, dass er aufwachte, bevor sie fertig waren – doch sie brauchten Nato.

„Das hat keinen Sinn, Schatz. Nato wird nicht rechtzeitig hier sein und ich denke, dass es wichtig ist, den Segen heute noch auszusprechen. Wir müssen auch sein Seelentier erschaffen.“

„Da magst du Recht haben, Palina! Aber –“, weiter kam er nicht.

Nato tauchte wie aus dem Nichts vor ihnen auf. „Einsatzbereit!“, rief er im militärischen Stil – leise genug, um Brüssel nicht zu wecken.

Palina und Xaschon lächelten. Sie begaben sich auf den Knotenpunkt.

Eigentlich hatte Nato nun nicht viel zu tun. Magie von der feinsten Sorte wurde entfesselt und auf Brüssel umgelenkt. Nato kontrollierte die freigegebene Magie und portionierte die Menge. So konnte Brüssel dabei nichts geschehen – er schien es nicht einmal zu bemerken.

Die Lichtung in der Wüstengalaxie Braxi schien wie dafür geschaffen. Das Farbenspiel, das die beiden Wächter der Elemente abgaben, schien niemanden zu interessieren. Nato schaffte es kaum, die Augen offenzuhalten. Er wurde zu oft geblendet.

Nach gut zwei Stunden waren sie fertig.

Brüssel glühte nun auch in allen Farben des Regenbogens.

Nato lächelte ihn an, doch da musste er an seinen Traum denken und ihm wurde schwer ums Herz.

Brüssel wachte verwirrt auf. Wo war er? Er schaute sich im Zimmer um. Er sah Licht im Flur, stand auf und tapste nach draußen. Nun war er in einem der Durchgangsflure. Er schaute sich bewundernd um. Alles war in beige gehalten – nur die riesigen Gardinen waren rot. Die Decke war etwa zehn Meter hoch.

Er folgte dem Licht. Zweimal musste er abbiegen und er kam dabei an tausenden Türen vorbei – alle braun mit schwarzen Riemen. Dann kam er zu einer modernen, offenen Tür.

„Aua“, Xaschon knirschte mit den Zähnen. „Es tut mir leid, Schatz, aber ich muss es desinfizieren, sonst entzündet sich die Wunde!“

„Schon gut!“ Xaschon saß vor Palina auf dem großen Bett – den Rücken zu Brüssel gerichtet. Das Bett war grün bezogen und hatte genau dieselbe Farbe wie Xaschons Schlafanzughose.

Palina hatte nur ein dünnes cremefarbenes Kleid an. Sie bestrich Xaschons Rücken weiter mit der Salbe und er wimmerte leise.

Nach gut zwei Minuten hörte sie auf. „So – das dürfte für heute reichen. Jetzt bist du dran.“ Sie gab ihm die Salbe und streckte ihm ihr Bein entgegen.

Xaschon grinste und küsste es.

Palina verdrehte nur die Augen – war aber dennoch ein bisschen rot geworden. Er ließ seine Hand über den Oberschenkel gleiten und legte die Wunde frei.

Brüssel konnte sie nicht gut erkennen, doch jetzt wimmerte seine Mutter leise. Die Salbe schien ihr Schmerzen zu bereiten.

Nach weiteren zwei Minuten war Xaschon fertig. „Was für ein Tag!“

„Das kannst du laut sagen: Erst dieser ganze Stress mit den Galaxieverbänden, dann die Direktorengesellschaft und dann auch noch die überstürzte Geburt!“

„Ja und vergiss den Aufstand der Brukta nicht. Ich verstehe nicht, wie man sich so aufregen kann!“ Xaschon gähnte.

Palina lächelte ihn wissend an. „Ich bin auch müde – lass uns morgen darüber reden. Jetzt sollten wir erst einmal eine Runde schlafen.“

Sie stand auf und Brüssel musste schnell in den Gang verschwinden, damit sie ihn nicht sah.

Palina drehte jedoch blitzschnell den Kopf. „Hast du das gehört?“

Xaschon schaute sie verwirrt an. „Was denn, Schatz?“

„Na, dieses Geräusch?“

„Nein, ich habe nichts dergleichen gehört! Bist du dir sicher?“

Sie war sich nicht sicher und legte sich frustriert hin. „Meinst du wir sollten noch einmal nach Brüssel schauen?“ Palina war sehr verunsichert, was ihren Kleinen anging.

Xaschon beruhigte sie aber schließlich. „Mach dir keine Sorgen um den Kleinen. Er schläft seelenruhig und träumt bestimmt von Musik.“

Brüssel war inzwischen in seinem Zimmer. Er verkroch sich unter seiner Decke. Hätte er seine Eltern wohl so schwach sehen sollen? Warum waren sie verwundet? Er verstand das alles nicht.

Ein paar Minuten später war Nato endlich am Ziel. Die Zentralbank der Galaxieverbände. Von außen war sie immer so nichtssagend. Im Inneren jedoch strahlte sie eine jahrtausendealte Weisheit aus. Eigentlich wollte er nicht hineingehen. Es war doch schließlich nur eine von vielen Visionen gewesen – doch dann entschied er sich, dass Vorsicht besser als Nachsicht sei.

Er trat in die riesigen Hallen ein. Von allen Seiten schien Licht hineinzuströmen. Es war schon fast unheimlich. Die riesigen Fenster an der Decke unterstrichen diesen Effekt zusätzlich. Hier wurde ganz klar Magie angewandt.

Nato drehte sich zu den einzelnen Fenstern um. Man sah die Arbeiter hinter den Fenstern nicht – wie auch? Es waren Lichtmanschs. Lichtmanschs waren nur für eine einzige Person dieser Welt sichtbar: den Wächter des Lichtes.

Er schmunzelte. Das könnte noch sehr amüsant mit dem kleinen Brüssel werden. Nato war sich fast zu hundert Prozent sicher, dass Brüssel der Wächter des Lichts war.

Fast alle Fenster waren belegt und eine riesige Schlange bildete sich weiter hinten im Raum, wo sich die Absperrungen befanden. Ein großer Wartebereich mit altmodischen grünen Sofas war überfüllt. Nato seufzte und stellte sich brav hinten an. Wie konnte eine Bank, die jeden Tag und zu jeder Stunde offen war, nur so überfüllt sein?

Die Sessel vor den Lichtmanschs waren genauso grün wie die Sofas. Es würde wohl ein wenig Zeit vergehen, bis er hier rauskam. Wehmütig schaute er sich die Sofas an. Wenn er eine Chance bekommen würde, um sich hinzulegen, würde er sofort einschlafen. Wieder seufzte er.