Aristoteles hat die Güter des menschlichen Lebens in drei Klassen
geteilt – die äußeren, die der Seele und die des Leibes. Hievon nun
nichts, als die Dreizahl beibehaltend, sage ich, daß was den
Unterschied im Lose der Sterblichen begründet, sich auf drei
Grundbestimmungen zurückführen läßt. Sie sind:
Was Einer ist: also die
Persönlichkeit, im weitesten Sinne. Sonach ist hierunter
Gesundheit, Kraft, Schönheit, Temperament, moralischer Charakter,
Intelligenz und Ausbildung derselben begriffen.
Was Einer hat: also Eigentum und
Besitz in jeglichem Sinne.
Was Einer vorstellt: unter diesem
Ausdruck wird bekanntlich verstanden, was er in der Vorstellung
Anderer ist, also eigentlich wie er von ihnen vorgestellt wird. Es
besteht demnach in ihrer Meinung von ihm, und zerfällt in Ehre,
Rang und Ruhm.
Die unter der ersten Rubrik zu
betrachtenden Unterschiede sind solche, welche die Natur selbst
zwischen Menschen gesetzt hat; woraus sich schon abnehmen läßt, daß
der Einfluß derselben auf ihr Glück, oder Unglück, viel
wesentlicher und durchgreifender sein werde, als was die bloß aus
menschlichen Bestimmungen hervorgehenden, unter den zwei folgenden
Rubriken angegebenen Verschiedenheiten herbeiführen. Zu den echten
persönlichen Vorzügen, dem großen Geiste, oder großen Herzen,
verhalten sich alle Vorzüge des Ranges, der Geburt, selbst der
königlichen, des Reichtums u. dgl., wie die Theater-Könige zu den
wirklichen. Allerdings ist für das Wohlsein des Menschen, ja für
die ganze Weise seines Daseins die Hauptsache offenbar das, was in
ihm selbst besteht, oder vergeht. Hier nämlich liegt unmittelbar
sein inneres Behagen, oder Unbehagen, als welches zunächst das
Resultat seines Empfindens, Wollens und Denkens ist; während alles
außerhalb Gelegene doch nur mittelbar darauf Einfluß hat. Daher
affizieren dieselben äußeren Vorgänge, oder Verhältnisse, jeden
ganz anders, und bei gleicher Umgebung lebt doch jeder in einer
anderen Welt. Denn nur mit seinen eigenen Vorstellungen, Gefühlen
und Willensbewegungen hat er es unmittelbar zu tun: die Außendinge
haben nur, sofern sie diese veranlassen, Einfluß auf ihn. Die Welt,
in der jeder lebt, hängt zunächst ab von seiner Auffassung
derselben, richtet sich daher nach der Verschiedenheit der Köpfe:
dieser gemäß wird sie arm, schal und flach, oder reich, interessant
und bedeutungsvoll ausfallen. Während z. B. mancher den andern
beneidet um die interessanten Begebenheiten, die ihm in seinem
Leben aufgestoßen sind, sollte er ihn vielmehr um die
Auffassungsgabe beneiden, welche jenen Begebenheiten die
Bedeutsamkeit verlieh, die sie in seiner Beschreibung haben: denn
dieselbe Begebenheit, welche in einem geistreichen Kopfe sich so
interessant darstellt, würde, von einem flachen Alltagskopf
aufgefaßt, auch nur eine schale Szene aus der Alltagswelt sein. Im
höchsten Grade zeigte sich dies bei manchen Gedichten Goethes und
Byrons, denen offenbar reale Vorgänge zugrunde liegen: ein
törichter Leser ist imstande, dabei den Dichter um die allerliebste
Begebenheit zu beneiden, statt um die mächtige Phantasie, welche
aus einem ziemlich alltäglichen Vorfall etwas so Großes und Schönes
zu machen fähig war. Desgleichen sieht der Melancholikus eine
Trauerspielszene, wo der Sanguinikus nur einen interessanten
Konflikt und der Phlegmatikus etwas Unbedeutendes vor sich hat.
Dies alles beruht darauf, daß jede Wirklichkeit, d. h. jede
erfüllte Gegenwart, aus zwei Hälften besteht, dem Subjekt und dem
Objekt, wiewohl in so notwendiger und enger Verbindung, wie Oxygen
und Hydrogen im Wasser. Bei völlig gleicher objektiver Hälfte, aber
verschiedener subjektiver, ist daher, so gut wie im umgekehrten
Fall, die gegenwärtige Wirklichkeit eine ganz andere: die schönste
und beste objektive Hälfte, bei stumpfer, schlechter subjektiver,
gibt doch nur eine schlechte Wirklichkeit und Gegenwart; gleich
einer schönen Gegend in schlechtem Wetter, oder im Reflex einer
schlechten camera obscura. Oder planer zu reden: Jeder steckt in
seinem Bewußtsein, wie in seiner Haut, und lebt unmittelbar nur in
demselben: daher ist ihm von außen nicht sehr zu helfen. Auf der
Bühne spielt einer den Fürsten, ein anderer den Rat, ein dritter
den Diener, oder den Soldaten, oder den General usw. Aber diese
Unterschiede sind bloß im Äußeren vorhanden, im Innern, als Kern
einer solchen Erscheinung, steckt bei allen dasselbe: ein armer
Komödiant mit seiner Plage und Not. Im Leben ist es auch so. Die
Unterschiede des Ranges und Reichtums geben jedem seine Rolle zu
spielen; aber keineswegs entspricht dieser eine innere
Verschiedenheit des Glücks und Behagens, sondern auch hier steckt
in jedem derselbe arme Tropf mit seiner Not und Plage, die wohl dem
Stoffe nach bei jedem eine andere ist, aber der Form, d. h. dem
eigentlichen Wesen nach, so ziemlich bei allen dieselbe; wenn auch
mit Unterschieden des Grades, die sich aber keineswegs nach Stand
und Reichtum, d. h. nach der Rolle richten. Weil nämlich alles, was
für den Menschen da ist und vergeht, unmittelbar immer nur in
seinem Bewußtsein da ist und für dieses vergeht; so ist offenbar
die Beschaffenheit des Bewußtseins selbst das zunächst Wesentliche,
und auf dieselbe kommt, in den meisten Fällen, mehr an, als auf die
Gestalten, die darin sich darstellen. Alle Pracht und Genüsse,
abgespiegelt im dumpfen Bewußtsein eines Tropfs, sind sehr arm
gegen das Bewußtsein des Cervantes, als er in einem unbequemen
Gefängnisse den Don Quijote schrieb. Die objektive Hälfte der
Gegenwart und Wirklichkeit steht in der Hand des Schicksals und ist
demnach veränderlich: die subjektive sind wir selbst; daher sie im
Wesentlichen unveränderlich ist. Demgemäß trägt das Leben jedes
Menschen, trotz aller Abwechslung von außen, durchgängig denselben
Charakter und ist einer Reihe Variationen auf ein Thema zu
vergleichen. Aus seiner Individualität kann keiner heraus. Und wie
das Tier unter allen Verhältnissen, in die man es setzt, auf den
engen Kreis beschränkt bleibt, den die Natur seinem Wesen
unwiderruflich gezogen hat, weshalb z. B. unsere Bestrebungen, ein
geliebtes Tier zu beglücken, eben wegen jener Grenzen seines Wesens
und Bewußtseins, stets innerhalb enger Schranken sich halten
müssen; – so ist es auch mit dem Menschen: durch seine
Individualität ist das Maß seines möglichen Glückes zum Voraus«
bestimmt. Besonders haben die Schranken seiner Geisteskräfte seine
Fähigkeit für erhöhten Genuß ein für allemal festgestellt. Sind sie
eng, so werden alle Bemühungen von außen, alles was Menschen, alles
was das Glück für ihn tut, nicht vermögen, ihn über das Maß des
gewöhnlichen, halb tierischen Menschenglücks und Behagens
hinauszuführen: auf Sinnengenuß, trauliches und heiteres
Familienleben, niedrige Geselligkeit und vulgären Zeitvertreib
bleibt er angewiesen: sogar die Bildung vermag im ganzen, zur
Erweiterung jenes Kreises, nicht gar viel, wenngleich etwas. Denn
die höchsten, die mannigfaltigsten und die anhaltendsten Genüsse
sind die geistigen; wie sehr auch wir, in der Jugend, uns darüber
täuschen mögen; diese aber hängen hauptsächlich von der geistigen
Kraft ab. – Hieraus also ist klar, wie sehr unser Glück abhängt von
dem, was wir sind, von unserer Individualität; während man meistens
nur unser Schicksal nur das, was wir haben, oder was wir
vorstellen, in Anschlag bringt. Das Schicksal aber kann sich
bessern: zudem wird man, bei innerem Reichtum, von ihm nicht viel
verlangen: hingegen ein Tropf bleibt ein Tropf, ein stumpfer Klotz
ein stumpfer Klotz, bis an sein Ende, und wäre er im Paradiese und
von Huris umgeben. Deshalb sagt Goethe:
Volk und Knecht und
Überwinder,
Sie gestehn zu jeder Zeit,
Höchstes Glück der
Erdenkinder
Sei nur die Persönlichkeit.
W. Ö. Divan.
Daß für unser Glück und unsern
Genuß das Subjektive ungleich wesentlicher, als das Objektive sei,
bestätigt sich in allem: von dem an, daß Hunger der beste Koch ist
und der Greis die Göttin des Jünglings gleichgültig ansieht, bis
hinauf zum Leben des Genies und des Heiligen. Besonders überwiegt
die Gesundheit alle äußeren Güter so sehr, daß wahrlich ein
gesunder Bettler glücklicher ist, als ein kranker König. Ein aus
vollkommener Gesundheit und glücklicher Organisation
hervorgehendes, ruhiges und heiteres Temperament, ein klarer,
lebhafter, eindringender und richtig fassender Verstand, ein
gemäßigter, sanfter Wille und demnach ein gutes Gewissen, dies sind
Vorzüge, die kein Rang oder Reichtum ersetzen kann. Denn was einer
für sich selbst ist, was ihn in die Einsamkeit begleitet und was
keiner ihm geben, oder nehmen kann, ist offenbar für ihn
wesentlicher, als alles, was er besitzen, oder auch, was er in den
Augen anderer sein mag. Ein geistreicher Mensch hat in gänzlicher
Einsamkeit, an seinen eigenen Gedanken und Phantasien vortreffliche
Unterhaltung, während von einem Stumpfen die fortwährende
Abwechslung von Gesellschaften, Schauspielen, Ausfahrten und
Lustbarkeiten, die marternde Langeweile nicht abzuwehren vermag.
Ein guter, gemäßigter, sanfter Charakter kann unter dürftigen
Umständen zufrieden sein; während ein begehrlicher, neidischer und
böser es bei allem Reichtum nicht ist. Nun aber gar dem, welcher
beständig den Genuß einer außerordentlichen, geistig eminenten
Individualität hat, sind die meisten der allgemein angestrebten
Genüsse ganz überflüssig, ja, nur störend und lästig. Daher sagt
Horaz von sich:
Gemmen, Marmor, Elfenbein,
Thyrrhenersiegel, Gemälde, Silber, purpurgefärbte Gewänder haben so
viele Menschen nicht, benötigen gar viele niemals,
und Sokrates sagte beim Anblick
zum Verkauf ausgelegter Luxusartikel:
»Wie vieles gibt es doch, was ich
nicht nötig habe.«
Für unser Lebensglück ist demnach
das, was wir sind, die Persönlichkeit, durchaus das erste und
wesentlichste; – schon weil sie beständig und unter allen Umständen
wirksam ist: zudem aber ist sie nicht, wie die Güter der zwei
anderen Rubriken, dem Schicksal unterworfen, und kann uns nicht
entrissen werden. Ihr Wert kann insofern ein absoluter heißen, im
Gegensatz des bloß relativen der beiden andern. Hieraus nun folgt,
daß dem Menschen von außen viel weniger beizukommen ist, als man
wohl meint. Bloß die allgewaltige Zeit übt auch hier ihr Recht: ihr
unterliegen allmählich die körperlichen und die geistigen Vorzüge:
der moralische Charakter allein bleibt auch ihr unzugänglich. In
dieser Hinsicht hätten denn freilich die Güter der zwei letzteren
Rubriken, als welche die Zeit unmittelbar nicht raubt, vor denen
der ersten einen Vorzug. Einen zweiten könnte man darin finden, daß
sie, als im Objektiven gelegen, ihrer Natur nach, erreichbar sind
und jedem wenigstens die Möglichkeit vorliegt, in ihren Besitz zu
gelangen; während hingegen das Subjektive gar nicht in unsere Macht
gegeben ist, sondern, nach göttlichem Recht eingetreten, für das
ganze Leben unveränderlich fest steht, so daß hier unerbittlich der
Ausspruch gilt:
Wie an dem Tag, der dich der Welt
verliehen,
Die Sonne stand zum Gruße der
Planeten,
Bist alsobald und fort und fort
gediehen
Nach dem Gesetz, wonach du
angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du
nicht entfliehen,
So sagten schon Sibyllen, so
Propheten;
Und keine Zeit und keine Macht
zerstückelt
Geprägte Form, die lebend sich
entwickelt.
Goethe.
Das einzige, was in dieser
Hinsicht in unserer Macht steht, ist, daß wir die gegebene
Persönlichkeit zum möglichsten Vorteile benutzen, demnach nur die
ihr entsprechenden Bestrebungen verfolgen und uns um die Art von
Ausbildung bemühen, die ihr gerade angemessen ist, jede andere aber
meiden, folglich den Stand, die Beschäftigung, die Lebensweise
wählen, welche zu ihr passen.
Ein herkulischer mit
ungewöhnlicher Muskelkraft begabter Mensch, der durch äußere
Verhältnisse genötigt ist, einer sitzenden Beschäftigung, einer
kleinlichen, peinlichen Handarbeit obzuliegen, oder auch Studien
und Kopfarbeiten zu treiben, die ganz anderartige, bei ihm
zurückstehende Kräfte erfordern, folglich gerade die bei ihm
ausgezeichneten Kräfte unbenutzt zu lassen, der wird sich
zeitlebens unglücklich fühlen; noch mehr aber der, bei dem die
intellektuellen Kräfte sehr überwiegend sind, und der sie
unentwickelt und ungenutzt lassen muß, um ein gemeines Geschäft zu
treiben, das ihrer nicht bedarf, oder gar körperliche Arbeit, zu
der seine Kraft nicht recht ausreicht. Jedoch ist hier, zumal in
der Jugend, die Klippe der Präsumtion zu vermeiden, daß man sich
nicht ein Übermaß von Kräften zuschreibe, welches man nicht
hat.
Aus dem entschiedenen Übergewicht
unsrer ersten Rubrik über die beiden andern geht aber auch hervor,
daß es weiser ist, auf Erhaltung seiner Gesundheit und auf
Ausbildung seiner Fähigkeiten, als auf Erwerbung von Reichtum
hinzuarbeiten; was jedoch nicht dahin mißdeutet werden darf, daß
man den Erwerb des Nötigen und Angemessenen vernachlässigen sollte.
Aber eigentlicher Reichtum, d. h. großer Überfluß, vermag wenig zu
unserm Glück; daher viele Reiche sich unglücklich fühlen; weil sie
ohne eigentliche Geistesbildung, ohne Kenntnisse und deshalb ohne
irgendein objektives Interesse, welches sie zu geistiger
Beschäftigung befähigen könnte, sind. Denn was der Reichtum über
die Befriedigung der wirklichen und natürlichen Bedürfnisse hinaus
noch leisten kann, ist von geringem Einfluß auf unser eigentliches
Wohlbehagen: vielmehr wird dieses gestört durch die vielen und
unvermeidlichen Sorgen, welche die Erhaltung eines großen Besitzes
herbeiführt. Dennoch aber sind die Menschen tausendmal mehr bemüht,
sich Reichtum, als Geistesbildung zu erwerben; während doch «ganz
gewiß was man ist viel mehr zu unserm Glücke beiträgt, als was man
hat. Gar manchen daher sehn wir, in rastloser Geschäftigkeit, emsig
wie die Ameise, vom Morgen bis zum Abend bemüht, den schon
vorhandenen Reichtum zu vermehren. Über den engen Gesichtskreis des
Bereiches der Mittel hiezu hinaus kennt er nichts: sein Geist ist
leer, daher für alles andere unempfänglich. Die höchsten Genüsse,
die geistigen, sind ihm unzugänglich: durch die flüchtigen,
sinnlichen, wenig Zeit, aber viel Geld kostenden, die er
zwischendurch sich erlaubt, sucht er vergeblich jene andern zu
ersetzen. Am Ende seines Lebens hat er dann, als Resultat
desselben, wenn das Glück gut war, wirklich einen recht großen
Haufen Geld vor sich, welchen noch zu vermehren, oder aber
durchzubringen, er jetzt seinen Erben überläßt. Ein solcher,
wiewohl mit gar ernsthafter und wichtiger Miene durchgeführter
Lebenslauf ist daher ebenso töricht, wie mancher andere, der
geradezu die Schellenkappe zum Symbol hatte.
Also, was einer an sich selber
hat, ist zu seinem Lebensglücke das Wesentlichste. Bloß weil
dieses, in der Regel, so gar wenig ist, fühlen die meisten von
denen, welche über den Kampf mit der Not hinaus sind, sich im
Grunde ebenso unglücklich, wie die, welche sich noch darin
herumschlagen. Die Leere ihres Innern, das Fade ihres Bewußtseins,
die Armut ihres Geistes treibt sie zur Gesellschaft, die nun aber
aus eben solchen besteht; weil: jeder erfreut sich an
seinesgleichen. Da wird dann gemeinschaftlich Jagd gemacht auf
Kurzweil und Unterhaltung, die sie zunächst in sinnlichen Genüssen,
in Vergnügen jeder Art und endlich in Ausschweifungen suchen. Die
Quelle der heillosen Verschwendung, mittels welcher so mancher,
reich ins Leben tretende Familiensohn, sein großes Erbteil oft in
kurzer Zeit durchbringt, ist wirklich keine andere, als nur die
Langeweile, welche aus der eben geschilderten Armut und Leere des
Geistes entspringt. So ein Jüngling war äußerlich reich aber
innerlich arm in die Welt geschickt und strebte nun vergeblich
durch den äußeren Reichtum den inneren zu ersetzen, indem er alles
von außen empfangen wollte – den Greisen analog, welche sich durch
die Ausdünstung junger Mädchen zu stärken suchen. Dadurch führte
dann am Ende die innere Armut auch noch die äußere herbei.
Die Wichtigkeit der beiden andern
Rubriken der Güter des menschlichen Lebens brauche ich nicht
hervorzuheben. Denn der Wert des Besitzes ist heutzutage so
allgemein anerkannt, daß er keiner Empfehlung bedarf. Sogar hat die
dritte Rubrik, gegen die zweite, eine sehr ätherische
Beschaffenheit; da sie bloß in der Meinung anderer besteht. Jedoch
nach Ehre, d. h. gutem Namen, hat jeder zu streben, nach Rang schon
nur die, welche dem Staate dienen, und nach Ruhm gar nur äußerst
wenige. Indessen wird die Ehre als ein unschätzbares Gut angesehen,
und der Ruhm als das Köstlichste, was der Mensch erlangen kann, das
goldene Fließ der Auserwählten: hingegen den Rang werden nur Toren
dem Besitze vorziehen. Die zweite und dritte Rubrik stehn übrigens
in sogenannter Wechselwirkung; sofern das: Hältst du etwas in
Händen, so wirst du für etwas gehalten werden, seine Richtigkeit
hat und, umgekehrt, die günstige Meinung anderer, in allen ihren
Formen, oft zum Besitze verhilft.