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Lassen Sie sich von Bestsellerautorin Penny Jordan in eine geheimnisvolle Welt unterm endlos weiten Sternenhimmel entführen. Hier in der Wüste wirkt die Magie der Liebe besonders stark: Sehnende Herzen finden einander und schlagen fortan im Einklang. Ob im glühenden Sandsturm oder während heißer Nächte im geschützten Scheichspalast - die Leidenschaft brennt unaufhaltsam ... Sechs Romane warten darauf, von Ihnen verschlungen zu werden! Folgende Romane von Penny Jordan sind in diesem E-Book-Paket enthalten: Das Geheimnis des Scheichs Sonnenglut der Leidenschaft Der Kuss des Scheichs Die Braut des Scheichs Nacht der Versuchung Verbotene Träume im Wüstenpalast
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Seitenzahl: 1156
Veröffentlichungsjahr: 2022
Penny Jordan
Arabian Nights (6-teilige Serie)
IMPRESSUM
Das Geheimnis des Scheichs erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© by Penny Jordan Originaltitel: „Possessed by the Sheikh“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 1696
Umschlagsmotive: Katiekk, Sergii Baibak, azat1976 / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2021
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751513302
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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Katrina stand gerade mitten im Souk, als sie ihn erblickte. Sie wollte mit dem Standbesitzer über eine Stoffbahn bestickter Seide verhandeln, als irgendetwas sie dazu veranlasste, den Kopf zu wenden. Er stand auf der anderen Seite der engen Gasse und trug die traditionelle weiße Dishadasha. Das Sonnenlicht betonte seine honigfarbene Haut und spiegelte sich in dem scharf geschwungenen Dolch, den er im Gürtel trug.
Als er merkte, dass ihm ihre Aufmerksamkeit entglitt, folgte der Ladenbesitzer ihrem faszinierten Blick.
„Er ist vom Stamm der Ayghar Tuareg“, sagte er.
Katrina antwortete nicht. Sie wusste von den Recherchen, mit denen sie begonnen hatte, bevor sie nach Zuran gekommen war, dass die Ayghar Tuareg ein stolzer Kriegerstamm gewesen waren, der in früheren Jahrhunderten die Handelskarawanen durch die Wüste begleitet hatte. Noch immer lebten sie traditionell als Nomaden.
Anders als andere Männer, die das traditionelle Gewand trugen, war er glatt rasiert. Seine Augen waren bernsteinfarben, darin tanzten kleine Goldflecken. Er hatte ungewöhnlich dichte Wimpern.
Seine Gestalt erinnerte Katrina an ein gefährliches Raubtier. Diesen Mann konnte niemand zähmen oder in den Käfig der Zivilisation sperren. Er gehörte der Wüste, er lebte nach seinem eigenen Ehrenkodex. Seine Züge strahlten eine gewisse Arroganz aus. Einerseits stieß er sie ab, andererseits musste sie ihn immer wieder anschauen.
Außerdem hatte er einen ungeheuer sinnlichen Mund!
Ein kleiner Schauer lief ihr den Rücken herab, und sie war ziemlich überrascht über die Wendung, die ihre Gedanken genommen hatten.
Schließlich war sie nicht in das Königreich Zuran gekommen, um über Männer mit sinnlichen Lippen nachzudenken. Sie war hier als Mitglied eines Teams von engagierten Gastwissenschaftlern, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die Flora und Fauna der Gegend zu schützen. Doch sosehr sie auch versuchte, sich in Gedanken zur Ordnung zu rufen, so wenig konnte sie es verhindern, dass sie ihn ansehen musste.
Er hingegen schien sie gar nicht zu beachten. Angelegentlich betrachtete er das Kommen und Gehen in dem geschäftigen Basar. Tatsächlich sieht es wie eine Szene aus Tausendundeiner Nacht aus, dachte Katrina. Sie wusste, dass ihr Boss Richard Wagner sich über sie lustig gemacht hätte, wenn sie das in seiner Gegenwart gesagt hätte. Aber über Richard wollte sie jetzt nicht nachdenken. Obwohl sie ihm klargemacht hatte, dass sie nicht an ihm interessiert war, hatte er ihr immer wieder nachgestellt. Dabei war er ein verheirateter Mann! Und er hatte ausgesprochen unangenehm reagiert, als er merkte, dass sie seine Annäherungsversuche zurückwies.
Der Gedanke an Richard und seine sexuellen Avancen veranlasste Katrina dazu, sich wieder in den schattigen Teil des Ladens zurückzuziehen. In diesem Moment spürte sie den Blick der bernsteinfarbenen Augen auf sich gerichtet. Instinktiv zog sie sich noch weiter zurück, ohne zu wissen, warum.
Obwohl sicher verborgen in dem Schatten, wusste sie, dass er sie ganz genau beobachtete. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und ihr brach der Schweiß aus den Poren.
In diesem Moment kam eine Gruppe schwarz gekleideter Männer und verschleierter Frauen die Gasse entlang, sodass sie ihn – und er sie – nicht mehr sehen konnte. Bis sie verschwunden waren, hatte er das Interesse an ihr offensichtlich verloren. Er hatte das lose Ende des indigofarbenen Tuchs seines Turbans übers Gesicht gezogen, und man sah nur noch seine Augen. So machten es die Männer seines Stammes. Hinter dem Fremden befand sich eine Tür, und er drehte sich um, um sie zu öffnen, wobei er sich aufgrund seiner Größe bücken musste.
Fasziniert betrachtete Katrina seine Hand auf der Klinke. Sie war schmal und lang, die Nägel waren sorgfältig manikürt. Das erstaunte sie. Inzwischen wusste sie sehr viel über die Nomadenstämme der arabischen Wüste und ihre Geschichte. Wegen der Farbe ihrer Gewänder wurden sie als die „blauen Männer“ bezeichnet. Zum einen war es bereits ein Anachronismus, dass ein Tuareg der Welt offen sein Gesicht zeigte. Aber wie kam es, dass ein Mitglied dieses Stammes außerdem noch so gepflegte Fingernägel hatte? Das hätte besser zu einem reichen Geschäftsmann gepasst.
Erneut pochte ihr Herz schneller. Sie war kein naives, leicht zu beeindruckendes junges Mädchen mehr, das glaubte, jeder Mann in einer Dishadasha sei ein mächtiger Führer. Bisher hatte sie auch nie davon geträumt, sich mit einem solchen Mann im Wüstensand herumzuwälzen. Nein, sie war eine außerordentlich qualifizierte vierundzwanzigjährige Wissenschaftlerin. Und trotzdem …
Als er schließlich durch die Tür verschwand, atmete sie erleichtert auf.
„Möchten Sie nun diesen Stoff kaufen? Die Seide ist fein … sehr fein. Und ich mache Ihnen einen guten Preis.“
Der Händler hatte recht, die Seide war wirklich hauchdünn gewebt, und das Eisblau würde fantastisch zu ihrem rotblonden Haar passen. Weil sie sich allein in der Öffentlichkeit bewegte, hatte sie das Haar zurückgebunden und unter ihrem breitkrempigen Hut versteckt.
Plötzlich musste sie wieder an den Mann mit den bernsteinfarbenen Augen denken. Wenn sie den Stoff kaufte und daraus ein Kleid schneidern ließ, würde die Seide ihren Körper verführerisch umschmeicheln, und er …
Sie ließ den Stoff aus den Händen fallen, als hätte sie sich daran verbrannt. Während der Händler ihn aufhob, betrat eine Gruppe uniformierter Männer die Gasse. Die Menschen stoben vor ihnen davon, als sie die Stände durchsuchten und Türen aufstießen. Offensichtlich suchten sie nach jemandem. Und es schien ihnen völlig egal zu sein, welchen Schaden sie dabei anrichteten.
Aus einem ihr unerklärlichen Grund fiel Katrinas Blick plötzlich auf die Tür, durch die der Nomade verschwunden war.
In diesem Moment öffnete sich die Tür erneut, und ein Mann in europäischer Kleidung trat heraus. Er trug eine helle Bundfaltenhose und ein Leinenhemd. Sie erkannte ihn sofort wieder und sah ihn überrascht an.
Aus dem Tuareg war plötzlich ein Europäer geworden. Ruhig drehte er sich um und schritt die Gasse entlang. Als er an Katrinas Stand vorbeiging, rief einer der uniformierten Männer ihm auf Englisch und Zuranesisch einen Befehl zu.
„He, du! Halt! Bleib stehen!“
Mit hartem Blick sah er sich um, prüfend, suchend, bis er sie entdeckte.
„Liebling! Da bist du ja! Ich habe dich doch gewarnt, nicht ohne mich loszugehen.“
Er umfasste ihr Handgelenk, ließ die Finger sanft über ihren Handrücken gleiten und verschränkte sie mit ihren, in der vertrauten Art, wie es Liebende tun. So hielt er sie in seinem Griff gefangen. Die Andeutung eines Lächelns ließ seine Züge weicher erscheinen, als er einen Schritt auf sie zuging.
„Ich bin nicht Ihr Liebling“, stieß Katrina atemlos hervor.
„Gehen Sie los“, befahl er ihr leise, aber mit einem Blick, der so gebieterisch war, dass sie ihm nicht zu widersprechen wagte.
Seite an Seite gingen sie durch die Gasse. Zuerst nahm Katrina nur den leichten Zitronenduft seines Eau de Cologne wahr, dann, als er ihr näher kam, den schwachen, aber berauschenden Moschusduft seines Körpers.
Inzwischen war die Gasse voller Uniformierter. Die rissen die Türen der kleinen Häuser auf, stießen Stände um und fegten die Waren von den Tischen, in der Absicht, irgendjemanden oder irgendetwas zu finden.
Die eben noch so entspannte, friedliche Atmosphäre war dahin. Jetzt hörte man überall Geschrei und spürte beinahe greifbar die Furcht der Menschen.
In diesem Moment fuhr ein großer Jeep mit hohem Tempo in die Gasse und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Ein Mann in Uniform stieg aus, geschützt von Leibwächtern. Katrina erkannte ihn sofort. Es war Zurans Innenminister, der Cousin des Herrschers.
Besorgt sah sie den Mann an ihrer Seite an. Als sie ihn das Gebäude gegenüber hatte betreten sehen, war er als Tuareg gekleidet gewesen und hatte sich kaum verhalten wie ein Mann, der nichts zu verbergen hatte. Es wäre nicht gut, die Aufmerksamkeit der schwer bewaffneten Männer in der Straße auf ihn zu lenken – und auf ihre eigenen Befürchtungen –, aber … Aber was? Aber er besaß eine gefährliche Faszination, die sie dazu verleitete … Wozu? Entschlossen versuchte sie, sich ihm zu entziehen. Er bemerkte ihre leichte Bewegung sofort und verstärkte daraufhin seinen Griff nicht nur, sondern zog sie noch tiefer in den Schatten eines Hauses hinein, sodass sie nun dicht an seinen Körper gedrängt vor ihm stand.
„Hören Sie, ich weiß ja nicht, was hier los ist, aber …“, begann sie.
„Seien Sie still!“ Seine Stimme klang kühl. Gleichzeitig hatte sie das Gefühl, seinen Herzschlag spüren zu können. Plötzlich musste sie an ihre Eltern denken. Ihre Eltern, die sich sehr geliebt hatten.
Sie seufzte tief. Er legte ihr sofort die Hand auf den Mund und bedeutete ihr zu schweigen.
Er roch nach Sand und Wüste und vielen anderen Dingen, die ihr fremd waren. Fremd, exotisch und gefährlich, aber gleichzeitig auch sehr aufregend.
Unwillkürlich öffnete sie leicht die Lippen, und er nutzte seinen Vorteil geschickt aus. Im nächsten Moment spürte sie seinen Mund auf ihrem, spürte schockiert seine Zungenspitze, die sie verlockte und einen Hitzestrahl durch ihren Körper schickte.
Sie gab sich seinem Kuss rückhaltlos hin und war überrascht über sich selbst. Nie hätte sie von sich gedacht, dass sie einmal einen ihr völlig fremden Mann im hellen Tageslicht küssen würde, und das dazu noch so leidenschaftlich.
Schwach vernahm sie, wie der Jeep davonfuhr. Aber der Fremde hörte nicht auf, sie zu küssen.
Und dann ließ er sie los, so abrupt, dass sie fast gestolpert wäre. Im nächsten Moment war er verschwunden, untergetaucht in der Menge, und ließ sie überwältigt und schockiert zurück, so als wäre sie verlassen worden.
„Eure Hoheit …“ Die Diener verbeugten sich vor ihm, als er durch den königlichen Palast eilte.
Die beiden Wächter, die vor der goldenen Tür zum Audienzsaal standen, waren bis an die Zähne bewaffnet. Auch sie verbeugten sich tief vor ihm und öffneten dann die Tür.
Xander stand nun vor seinem Halbbruder, dem Herrscher von Zuran. Jetzt war es an ihm, sich zu verbeugen. Sie hatten zwar denselben Vater, und es war allgemein bekannt, dass sein älterer Bruder ihm sehr gewogen war. Aber er war nun einmal der Herrscher ihres Landes, und als solcher musste Xander ihm Respekt zollen.
Als er ihn erblickte, stand sein Bruder sofort auf, ging auf Xander zu und umarmte ihn.
„Schön, dass du wieder bei uns bist. Ich habe nur Gutes über dich gehört, kleiner Bruder. Unsere Botschaften in Amerika und Europa sind des Lobes voll über dich.“
„Danke, das ist sehr freundlich, Eure Hoheit. Aber in Wirklichkeit gebührt die Ehre Euch. Ihr wart es, der mich mit der Aufgabe betraut hat, Eure Pläne für eine weitere Demokratisierung unseres Landes in der Welt zu verbreiten.“
In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und ein Diener brachte frischen Kaffee auf einem Tablett herein.
Als sie wieder unter sich waren, nahm der Herrscher Xanders Hand.
„Komm, lass uns hinaus in den Garten gehen. Dort können wir uns ganz ungestört unterhalten.“
Hinter dem Audienzsaal lag ein exotischer Garten mit vielen kleinen Brunnen.
Die beiden Männer in ihren weißen Gewändern gingen gemessenen Schrittes über den Mosaikfußboden.
„Es ist genau, wie wir gedacht haben“, sagte Xander schließlich, als er sicher war, dass sie nicht mehr gehört werden konnten. Sie hatten vor einem kleinen Fischteich Halt gemacht. Er bückte sich und warf den Fischen etwas Futter zu.
„Nazir zettelt eine Intrige gegen dich an.“
„Hast du dafür handfeste Beweise?“, fragte der Herrscher scharf.
Xander schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht. Aber es ist mir gelungen, mich in die Bande von Dieben und Verrätern einzuschleichen, deren Anführer El Khalid ist.“
„Dieser infame Schurke! Ich hätte ihn für den Rest seines Lebens ins Gefängnis sperren lassen sollen, statt ihm gegenüber so nachsichtig zu sein.“
„El Khalid hat dir nie verziehen, dass du ihn von seinem Land vertrieben hast, nachdem du gemerkt hattest, was er im Schilde führte. Ich nehme an, Nazir hat ihm versprochen, ihn als Herrscher einzusetzen, wenn es ihm gelingt, dich aus dem Weg zu räumen. Sicher wird Nazir es so darstellen, als wäre El Khalid derjenige, der dich vom Thron stürzen will. Er kann es sich nicht erlauben, mit deiner Ermordung in Verbindung gebracht zu werden.“ Xander runzelte die Stirn. „Du musst sehr vorsichtig sein.“
„Keine Angst, ich werde gut beschützt. Ehrlich gesagt, es wundert mich nicht. Nazir hat mich schon immer gehasst. Aber er wird es nicht wagen, offen die Hand gegen mich zu erheben.“
„Schade, dass du ihn nicht einfach außer Landes verweisen kannst.“
Der Herrscher lachte. „Ohne konkrete Beweise geht das leider nicht, mein Bruder. Schließlich sind wir jetzt eine Demokratie, was wir teilweise auch deiner Mutter zu verdanken haben. Aber das bedeutet, dass wir uns an die Gesetze halten müssen.“
Dass sein Halbbruder seine, Xanders, Mutter erwähnte, erstaunte Xander. Seine Mutter war ursprünglich die Lehrerin des Herrschers gewesen. Politisch liberal eingestellt, hatte sie ihrem jungen Schüler alles über das Wesen der Demokratie beigebracht. Aber sie hatte sich auch in seinen Vater verliebt, und der hatte diese Liebe erwidert.
Xander war aus dieser Verbindung entsprungen, doch er hatte seine Mutter nie kennengelernt. Sie war einen Monat nach seiner Geburt an einem Fieber gestorben. Doch vorher hatte sie seinem Vater noch das Versprechen abgenommen, ihr kulturelles Erbe dadurch zu ehren, dass er ihren Sohn aufzog.
So war es dazu gekommen, dass Xander in Europa und Amerika erzogen worden war. Danach hatte ihn sein Halbbruder zum Sonderbotschafter für Zuran ernannt.
„Du bist viel mehr in Gefahr als ich“, warnte ihn jetzt der Herrscher. „Es gefällt mir gar nicht, dass du ein solches Risiko eingehst.“
Xander zuckte die Schultern. „Aber wir waren uns doch einig, dass man niemanden sonst mit dieser Aufgabe betreuen kann. Außerdem ist die Gefahr gar nicht so groß. El Khalid hat mich in meiner Rolle längst akzeptiert. Für ihn bin ich nur ein Tuareg, der wegen krimineller Aktivitäten aus seinem Stamm ausgeschlossen wurde. Ich habe ihm auch schon bewiesen, dass ich mein Geld wert bin. Letzte Woche haben wir eine Handelskarawane ausgeraubt und all ihre Waren beschlagnahmt.“
„Wirklich? Davon habe ich ja noch gar nichts gehört. Ich werde dafür sorgen, dass man sie entschädigt.“
„Nicht nötig“, erwiderte Xander lächelnd. „Zum einen fand der Angriff im Niemandsland hinter der Landesgrenze statt, also genau da, wo El Khalid sein Hauptquartier aufgeschlagen hat. Und zum anderen war es alles Schmuggelware.“
„Dann ist es kein Wunder, dass sie sich nicht bei mir beschwert haben.“
„Es gibt aber Hinweise darauf, dass El Khalid nicht allein operiert. Er rühmt sich, mit einer sehr wichtigen Person in Kontakt zu stehen. Aber weder Nazir noch irgendeiner seiner Männer bekennt sich öffentlich zu einer Verbindung mit ihm. Wie dem auch sei, ich gehe davon aus, dass Nazir deine Ermordung zu unserem Nationalfeiertag plant. Denn dann lässt es sich nicht vermeiden, dass du öffentlich auftrittst. Um das Attentat genau zu planen, wird er sich mit El Khalid treffen müssen. Übrigens hat auch El Khalid verlauten lassen, dass er bald ein gemeinsames Treffen einberufen wird, an dem alle teilnehmen sollen. Aber bis jetzt hat er nicht gesagt, wo und wann es stattfinden soll.“
„Und du glaubst, dass Nazir bei diesem Treffen anwesend sein wird?“
„Ja, davon gehe ich aus. Ich denke, er wird es auch organisieren. Er wird sichergehen wollen, dass die Männer, die Khalid für diese Mission auswählt, vertrauenswürdig sind. Das wird er bestimmt keinem anderen überlassen wollen. Daher glaube ich, dass er da sein wird. Und ich werde auch da sein.“
Sein Halbbruder sah ihn stirnrunzelnd an. „Hast du denn gar keine Angst, dass Nazir dich erkennen wird?“
„Wenn ich als Tuareg verkleidet bin?“ Xander schüttelte den Kopf. „Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Vergiss nicht, sie bedecken schließlich immer ihr Gesicht.“
Der Herrscher wirkte noch immer besorgt.
„Seid Ihr mit der Entwicklung des neuen Hotelkomplexes zufrieden, Eure Hoheit?“, fragte Xander und sah seinen Halbbruder warnend an. Er hatte ein kaum wahrnehmbares Geräusch vernommen. Offensichtlich näherten sich ihnen Schritte. „In unseren Botschaften wird viel Lob geäußert über die Expansion des Fremdenverkehrs in unserem Land.“
Dann trat der Mann zu ihnen, über den sie gerade gesprochen hatten. Dicke Ringe glitzerten an seinen Fingern. Er ignorierte Xander völlig und verbeugte sich steif vor dem Herrscher.
„Nazir.“ Die Stimme des Herrschers klang kühl. „Was führt dich hierher? Es passiert nicht oft, dass der Innenminister trotz seiner vielen Pflichten Zeit findet, uns aufzusuchen.“
„Ich habe wirklich viel zu tun, das stimmt“, erwiderte Nazir, der sich über seine eigene Bedeutung sehr wohl im Klaren zu sein schien.
„Wie ich hörte, hat es vorhin im Souk Ärger gegeben“, bemerkte Xander.
Nazir warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Ach, das hat nichts zu bedeuten … Ein kleiner Dieb hat etwas Aufsehen erregt, das ist alles.“
„Ein kleiner Dieb? Aber schließlich waren Sie persönlich anwesend.“
„Ich war zufällig in der Gegend. Was geht es Sie an, wie ich meine Arbeit erledige?“
„Nichts Geringeres als das eines besorgten Bürgers“, antwortete Xander freiheraus.
Nazir wandte sich wieder dem Scheich zu. „Man hat mir gesagt, Eure Hoheit, dass Ihr Euch dagegen entschieden habt, Euch am Nationalfeiertag von meiner persönlichen Eskorte begleiten zu lassen, wie ich es Euch geraten habe.“
„Ich bin dir wirklich dankbar, dass du meinetwegen so besorgt bist, Cousin. Aber ich muss vor allem an das Volk denken. An das Volk und an unsere ausländischen Verbündeten. Vergiss nicht, ich versuche gerade, Zuran für den Tourismus attraktiv zu gestalten. Es würde sicher keinen sehr stabilen Eindruck machen, wenn ich mich bei einer solchen Gelegenheit von einer Garde schwer bewaffneter Wächter begleiten ließe.“
„Abgesehen davon“, brach Xander leise das spannungsgeladene Schweigen, das nach den Worten des Herrschers folgte, „muss man sich auch immer fragen, wer die Wächter bewacht.“
Ein mörderischer, hasserfüllter Blick traf ihn aus Nazirs Augen. „Wenn Sie damit sagen wollen …“
„Ich will damit überhaupt nichts sagen“, brachte Xander ihn kalt zum Schweigen. „Ich stelle nur eine Tatsache fest.“
„Was für eine Tatsache?“
„Nun, es ist doch bewiesen, dass die Präsenz uniformierter Männer in letzter Zeit schon öfters zu unangenehmen Zwischenfällen geführt hat. Zwischenfälle, die völlig außer Kontrolle geraten sind.“
„Genau, und ich möchte nicht in die Verlegenheit kommen, irgendeinem Botschafter erklären zu müssen, warum einer seiner Untertanen von einem übereifrigen Wächter erschossen wurde“, setzte der Herrscher hinzu.
„Lasst uns darüber noch einmal unter vier Augen sprechen“, erwiderte Nazir zum Herrscher gewandt. Er verbeugte sich kurz und ging.
Der Scheich warf seinem jüngeren Halbbruder einen besorgten Blick zu.
„Unser Cousin vergisst den Respekt, den er dir schuldet“, sagte er ärgerlich.
Xander zuckte die Schultern. „Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er mich nicht mag. Genauso wenig, wie er meine Mutter gemocht hat.“
„Und unseren Vater? Unser Vater war der größte Herrscher, den das Land je hatte. Daran sollte Nazir besser denken. Er war schon als Kind dir gegenüber stets feindselig eingestellt. Davon haben Vater und ich leider erst zu spät erfahren, Xander.“
„Ich habe gelernt, damit und mit ihm zurechtzukommen.“
„Ja, aber sein Vater und er haben deine Mutter gehasst. Sie misstrauten dem Einfluss, den sie auf meinen Vater hatte. Und als er sie dann auch noch heiratete …“
„Nazir mag mich hassen, aber dich möchte er vom Thron stürzen“, stellte Xander trocken fest und fügte hinzu: „Verzeih, ich sollte mich jetzt besser in die Wüste zurückziehen, bevor meine Abwesenheit auffällt. Ich dachte schon, dass Nazir und seine Männer mich im Souk gesucht hätten. Aber inzwischen weiß ich, dass sie hinter einem anderen Tuareg her waren.“
„Offiziell heißt es, du seist nur kurz hier in Zuran und würdest heute Abend wieder abreisen, um dir eine wohlverdiente Ruhepause zu gönnen. Eigentlich schade, dass du keine Zeit hast, dir unsere neuen Errungenschaften anzuschauen. Es gibt ein paar hübsche junge Fohlen in den Ställen, und der neue Yachthafen ist auch fast fertig.“
Xander lächelte, denn er kannte die Schwäche seines Halbbruders für Pferde.
Auf dem Rückweg zum Palast sagte der Herrscher zu ihm: „Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken an die Gefahr, der du dich aussetzt. Schließlich bist du mir sehr lieb und teuer. Vielleicht teurer, als du weißt. Deine Mutter war für mich fast wie meine eigene Mutter. Sie hat mir eine Welt des Wissens eröffnet. Nur ihrem Einfluss auf meinen Vater ist es zu verdanken, dass unser Land langsam in der Moderne ankommt. Nach ihrem Tod hatte er keinen Lebenswillen mehr. Ich habe beide verloren, kleiner Bruder. Aber dich möchte ich nicht verlieren.“
„Genauso wenig wie ich dich“, erwiderte Xander, und die Brüder umarmten sich.
„Hallo, meine Schöne! Na, wie sieht’s aus, hast du Lust, mich heute Abend zu begleiten? Wie ich höre, gibt Seine Hoheit ein großes Fest, um den Beginn der neuen Jagdsaison zu feiern. Danach gehen wir alle noch in einen Club.“
Tom Hudson, der Fotograf des Teams, war ein schamloser und unverbesserlicher Charmeur. Aber man musste ihn einfach mögen, daher lächelte Katrina ihn an.
Doch noch bevor sie seine Einladung ablehnen konnte, mischte sich Richard in ihr Gespräch ein.
„Wir sind hier, um zu arbeiten, und nicht, um uns herumzutreiben. Besser, Sie vergessen das nicht, Hudson. Außerdem müssen wir alle morgen sehr früh aufstehen.“
In der peinlichen Stille, die nun folgte, schnitt Tom hinter Richards Rücken ein Gesicht.
Richard war ohne Zweifel sehr qualifiziert, aber in der Gruppe nicht besonders beliebt. Am meisten hatte Katrina unter ihm zu leiden.
„Er ist grauenhaft“, sagte Beverley Thomas, das einzige weibliche Mitglied außer Katrina, später zu ihr, als sie sich auf Katrinas Bettkante niederließ.
Sie waren in einer luxuriösen Privatvilla untergebracht. Die Quartiere der Frauen lagen getrennt von denen der Männer und vom Dienstbotentrakt.
Zuerst hatte Katrina es merkwürdig gefunden, dass sie und Beverley sich nachts einschließen mussten, um nicht belästigt zu werden. Aber angesichts Richards Nachstellungen war sie inzwischen ganz froh, dass man von ihnen erwartete, sich den Landessitten zu fügen.
„Mir tut nur seine Frau leid“, gab Katrina zu.
„Ja, mir auch. Aber du weißt ja, er mag es nicht, wenn man über sie spricht. Ist dir eigentlich klar, dass er von dir wie besessen ist?“
Katrina sah sie betroffen an.
„Nun, vielleicht ist Besessenheit ein zu starkes Wort. Er scheint jedenfalls entschlossen zu sein, dich ins Bett zu kriegen.“
„Vielleicht möchte er das gern, aber es wird nicht dazu kommen“, versicherte Katrina ihr. „Weißt du, mit seinen unerwünschten Annäherungsversuchen könnte ich ja noch fertig werden. Aber ich habe Angst, dass er seine Position ausnutzt, um mich dafür zu bestrafen, dass ich nicht darauf eingehe. Schließlich ist dies mein erster Job, und ich bin immer noch in der Probezeit.“
„Versuch, ihn auf Abstand zu halten“, riet Beverley ihr und unterdrückte ein Gähnen. „So, jetzt gehe ich schlafen. Es war ein langer Tag. Wie Richard ja ganz richtig gesagt hat, müssen wir morgen sehr früh aufstehen.“
Katrina lächelte. Sie freute sich schon sehr auf die morgige Expedition. Sie hatten vor, eines der Wüstentäler zu erkunden, die Wadis genannt wurden.
Eigentlich hätte sie längst schlafen müssen. Sie war bereits vor einer Stunde ins Bett gegangen. Aber immer, wenn sie die Augen schloss, erschien das Bild des „Mannes mit den bernsteinfarbenen Augen“, wie sie ihn für sich genannt hatte.
Und sie erinnerte sich nicht nur an seine Augenfarbe, sondern vor allem an seinen Kuss. Allein der Gedanke daran ließ sie erschauern.
Das ist lächerlich, sagte sie sich. Eine vierundzwanzigjährige Frau mit einem Doktortitel in Biochemie konnte doch nicht einem so primitiven sexuellen Impuls gehorchen. Und das gegenüber einem Fremden! Einem Fremden, der möglicherweise auch noch ein gefährlicher Verbrecher war.
Aber der Gedanke an seinen leidenschaftlichen Kuss ließ sie einfach nicht los.
Erneut fielen ihr ihre Eltern ein. Sie waren beide hoch qualifizierte Wissenschaftler gewesen, die einander sehr zugetan waren. Sie hatten füreinander gelebt und waren gemeinsam bei einem Unfall während einer Ausgrabung ums Leben gekommen.
Damals war Katrina erst siebzehn gewesen. Kein Kind mehr, aber auch noch nicht erwachsen. Ihre Eltern, beide Einzelkinder, hatten keine Verwandten gehabt. Nach ihrem Tod war sie Vollwaise geworden. Sie hatte sich ihr ganzes bisheriges Leben danach gesehnt, von jemandem wirklich geliebt zu werden. Gleichzeitig fürchtete sie sich vor dieser Sehnsucht, weil diese sie so verletzbar machte.
Daher hatte sie sie tief in ihrem Inneren begraben und sich stattdessen auf ihr Studium konzentriert. Es war ihr auch gelungen, sich mit einigen Studenten anzufreunden, aber sie hatte stets darauf geachtet, dass diese ihr nicht zu nahe kamen.
Mit vierundzwanzig betrachtete sie sich als einigermaßen erwachsen und reif. Aber jetzt … So etwas für diesen Fremden zu empfinden war alles andere als reif und erwachsen.
Ich bin in einem fremden Land mit fremden Sitten, sagte Katrina sich. Einem Land, das sie schon immer fasziniert hatte. Daher hatte sie auch die Sprache gelernt. Das Erscheinen des Fremden hatte sie völlig unvorbereitet getroffen, und sie hatte nicht gewusst, ob sie bleiben oder fliehen sollte. Doch es hatte einen Adrenalinstoß in ihr ausgelöst. Kein Wunder, dass sie die ganze Geschichte so sehr berührte.
Aber wie weit ging das Ganze? War es mehr als eine rein körperliche Reaktion auf einen attraktiven Mann? Einen Mann, vor dem sie auf jeden Fall auf der Hut sein musste?
Jeder kann doch mal einen Fehler machen, sagte sie sich. Außerdem war es sehr unwahrscheinlich, dass sie sich noch einmal begegnen würden. Sie wollte nicht einmal vor sich selbst zugeben, wie sehr dieser Gedanke sie deprimierte.
Die Sonne stieg gerade am Horizont auf, als sie die Villa verließen und in einem Konvoi mit mehreren Jeeps in die Wüste aufbrachen. Zu Katrinas Unbehagen hatte Richard darauf bestanden, dass sie ganz allein mit ihm in einem der Wagen fuhr.
„Hier hast du es viel bequemer, schließlich sind wir an der Spitze“, sagte er zu ihr und lachte. „Die anderen müssen den Staub schlucken, den wir aufwirbeln.“
Es stimmte, dass er bei dem hohen Tempo eine Menge Sand aufwirbelte. Trotzdem hätte Katrina es vorgezogen, mit jemand anderem mitzufahren.
„Warum entspannst du dich nicht ein bisschen?“, schlug Richard vor. „Bestimmt musst du noch Schlaf nachholen. Und die Fahrt wird ziemlich lang dauern. Am besten, du trinkst noch etwas Wasser. Vergiss nicht, wir müssen darauf achten, nicht auszutrocknen.“
Gehorsam nahm sie die Flasche in Empfang, die er ihr reichte, und trank daraus.
Vielleicht war es ja gar keine so schlechte Idee, ein wenig Schlaf nachzuholen. Plötzlich merkte sie, wie müde sie war. Der andere Vorteil würde sein, dass sie sich nicht mit Richard unterhalten musste. Wahrscheinlich hatte sie zu viel über den Mann mit den bernsteinfarbenen Augen nachgedacht. Als sie die Augen schloss, merkte sie, dass Richard das Tempo noch mehr erhöhte.
Als Katrina schließlich erwachte, war es bereits spät am Nachmittag. Die Sonne, die durch die Windschutzscheibe schien, weckte sie. Sie hatte anscheinend ziemlich lange geschlafen. Abrupt setzte sie sich in ihrem Sitz auf und sah Richard vorwurfsvoll an.
„Du hättest mich wecken sollen“, sagte sie zu ihm. „Wann werden wir denn endlich das Wadi erreichen?“
Es dauerte ein paar Sekunden, bevor er antwortete. Der Blick, mit dem er sie betrachtete, ließ sie frösteln.
„Wir fahren nicht zum Wadi“, erwiderte er. „Ich habe für uns einen anderen Ort ausgesucht, der viel romantischer ist. Ein Ort, an dem ich dich für mich allein haben kann. Ein Ort, wo ich dir alles Mögliche zeigen kann, wo ich dich lehren kann …“
Katrina sah ihn entsetzt an. Hoffentlich hatte sie ihn falsch verstanden. Aber ihr Gefühl sagte ihr, dass es keineswegs der Fall war.
„Richard, das geht doch nicht! Wir müssen zum Wadi fahren. Die anderen werden uns erwarten, sie …“
„Nein, sie glauben, dass wir zurückkehren mussten“, sagte er ruhig. „Ich habe ihnen mitgeteilt, dass du dich nicht wohl fühlst. Es war wirklich eine gute Idee von mir, dir Schlaftabletten ins Wasser zu geben.“
Sie starrte ihn entsetzt an. Das war ja grauenhaft!
„Richard, das ist lächerlich! Ich werde sofort die anderen anrufen, und dann …“
„Das geht leider nicht. Ich habe dir nämlich dein Handy aus der Tasche genommen.“
Katrina konnte es nicht fassen.
„Du bist verrückt! Komm, lass uns jetzt zu den anderen fahren, und dann vergessen wir die ganze …“
„Nein!“ Er bedeutete ihr zu schweigen. „Wir fahren zur Oase. Ich habe seit Tagen darüber nachgedacht, wohin ich dich entführen kann, und das ist genau der richtige Ort dafür. Sie liegt im verlassensten Teil der Wüste, in einem richtigen Niemandsland. Bestimmt sagt dir der Ort zu. Du hast doch eine Schwäche für dieses Land. Früher haben dort immer die Karawanen angehalten, um ihre Kamele zu der Wasserstelle zu führen.“
Ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet, und das Herz klopfte ihr vor lauter Angst bis zum Hals. Eigentlich hatte sie keine Angst vor Richard, aber sein Verhalten ließ nur eine Vermutung zu. Vielleicht hatte Beverley recht, und er hatte sie die ganze Zeit im Sinn gehabt. Das war kein angenehmer Gedanke.
„Schau, da vorn ist die Oase“, sagte Richard in diesem Moment und zeigte auf ein paar einzelne Palmen in der Ferne. Daneben glitzerte verführerisch das Wasser eines Teichs.
Unter anderen Umständen wäre Katrina von dem Anblick entzückt gewesen.
Die Vegetation, die die Oase umgab, war unerwartet grün und üppig, besonders am Rand. Wahrscheinlich war hier einmal ein Fluss gewesen, denn anders ließ sich der tiefe Spalt an der felsigen Seite nicht erklären. Vielleicht hatte es ja sogar einmal einen Wasserfall gegeben, der den Felsen hinabgestürzt war.
Es musste auf jeden Fall Wasser geben, wahrscheinlich eine unterirdische Quelle, die die Vegetation ermöglichte. Aber obwohl die Oase ein wunderschönes Naturschauspiel bot, verspürte Katrina nicht den Wunsch, dort mit Richard allein zu bleiben.
Sie bezweifelte, dass es ihr gelingen würde, ihn von seinen Plänen abzubringen. Und das bedeutete, sie musste ihn irgendwie ablenken, um an die Autoschlüssel zu kommen.
„Ich habe auch ein Zelt mitgebracht“, informierte er sie. „Es wird uns an nichts fehlen.“
„Das war wirklich klug von dir“, sagte Katrina. „Ich glaube, ich bleibe am besten im Auto, während du alles auspackst, meinst du nicht auch?“
Richard schüttelte den Kopf.
„Nein, das kommt nicht in Frage. Ich habe mir nicht solche Mühe gegeben, nur damit du jetzt einfach entkommen kannst. Und an eine solche Dummheit hast du doch sicher gedacht, oder?“
Er kann mich schließlich nicht dazu zwingen, auszusteigen, dachte sie störrisch. Aber sie hatte nicht mit seiner Entschlossenheit gerechnet.
„Tut mir leid, du lässt mir keine Wahl.“ Er beugte sich nach hinten und holte ein paar Handschellen vom Rücksitz. „Ich hatte wirklich gehofft, das wäre nicht nötig. Aber wenn du nicht tust, was ich von dir verlange, muss ich dich leider an die Autotür fesseln.“
Katrina merkte, dass ihr der kalte Schweiß ausbrach. Richard war gefährlich, und sie hatte ihn unterschätzt. Er hatte die Autotür bereits abgeschlossen. Wenn sie zulassen würde, dass er sie fesselte, wäre sie verloren.
„Ich brauche etwas frische Luft“, teilte sie ihm mit und bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Hast du etwas dagegen, wenn ich mich in der Oase ausruhe, während du die Sachen auspackst?“
„Natürlich nicht, meine Liebe“, versicherte er ihr und lächelte sie an. „Dann lass uns sehen, ob wir ein nettes Plätzchen für dich finden.“
Ich darf jetzt nicht die Hoffnung aufgeben, sagte Katrina sich, während Richard sie zur Oase geleitete.
„Da vorn sieht es schon ganz gut aus“, meinte er und zeigte auf einen schattigen Platz unter Palmen. Doch als Katrina darauf zugehen wollte, hielt er sie zurück. Im nächsten Moment vernahm sie ein scharfes metallisches Klicken. Das mussten die Handschellen sein, die er ihr im Auto gezeigt hatte. Ohne nachzudenken, rannte sie los, geradewegs auf den schmalen Felsspalt zu. In ihrer Panik hörte sie die Motorengeräusche nicht, ebenso wenig die Schreie bewaffneter Reiter. Zu spät erkannte sie, was dies alles bedeutete. Im nächsten Moment hatte sie den Pass hinter sich gelassen und lief direkt auf die Gruppe von Flüchtlingen zu.
Sie wurden von El Khalid angeführt, aber es war ein junger Leutnant, der sie als Erster erblickte. Er riss das Steuer seines alten Landrovers herum und nahm ihre Verfolgung auf.
Richard, der Katrina durch die schmale Felsspalte gefolgt war, machte auf der Stelle kehrt und eilte zurück zu seinem Auto. Er ignorierte ihre Notlage, startete den Motor und raste davon, so schnell er nur konnte.
Katrina hatte seine Flucht nicht bemerkt.
Die Luft war voller Staub, fast meinte sie zu ersticken. Das Fahrzeug befand sich jetzt auf gleicher Höhe, der Fahrer lehnte sich aus dem Fenster und versuchte, mit einer Hand nach ihr zu greifen.
Sofort drehte sie sich um und lief in die Richtung, aus der sie gekommen war. Entsetzt merkte sie, dass sie erneut verfolgt wurde, denn wie aus dem Nichts tauchte ein bewaffneter Reiter auf.
Er näherte sich Katrina so rasant, dass sie schon bald den Atem seines Pferdes spürte. Er holte sie ein, beugte sich zu ihr herunter. Im nächsten Moment fühlte sie sich von einer starken Hand ergriffen und hochgezogen. Ohne zu wissen, wie ihr geschah, saß sie plötzlich vor dem Reiter im Sattel als seine Gefangene.
Sie keuchte und bekam kaum noch Luft. Dann erstarrte sie. Dieser Duft … dieses nach Zitronen duftende Eau de Cologne kam ihr bekannt vor. Und auch der Körper des Mannes, die Kraft, die von ihm ausging, lösten Erinnerungen in ihr aus, die sie am liebsten verdrängt hätte. Abrupt wandte sie den Kopf und sah ihn an.
Sie konnte nur seine Augen sehen: Sie waren bernsteinfarben mit kleinen Goldflecken darin, die Augen eines Tigers. Entsetzt hielt sie den Atem an, dann schaute sie wieder nach vorn.
Auf seinen verächtlichen Blick war sie nicht gefasst gewesen. In der Ferne sah sie Richards Auto verschwinden. Dieser Feigling, er flüchtete und überließ sie ihrem Schicksal. Tränen liefen ihr über die Wangen und fielen auf die dunklen Hände, die die Zügel hielten.
Ungeduldig wischte er sie ab. Dann beugte er sich kurz zu seinem Pferd hinab und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sie wendeten, und er galoppierte auf die Gruppe der wartenden Männer zu, die sie beobachteten.
Plötzlich erschien derselbe Wagen, der sie vorher verfolgt hatte, und fuhr mit hohem Tempo auf sie zu. Katrina sah das wutverzerrte Gesicht des Mannes. Er hob die Faust und schüttelte sie zornig gegen ihren Entführer. Dann überholte er sie und traf vor ihnen bei den anderen ein.
Es ging alles so schnell, dass sie keine Zeit zum Nachdenken hatte. Dann waren sie am Ziel angekommen. Das Pferd kam vor einem kräftigen Mann zum Stehen, und er bedeutete ihnen, endlich abzusteigen.
Als Erstes fiel ihr das Gewehr auf. Außerdem hatte er einen Patronengürtel um die Hüfte geschlungen und trug wie alle Männer aus dieser Gegend den traditionellen geschwungenen Dolch. Es schien sich um den Führer der Gruppe zu handeln.
Neben ihm stand der Mann, der sie verfolgt hatte. Er gestikulierte wild mit beiden Armen, zeigte immer wieder auf sie und stieß Verwünschungen in einer Sprache aus, von der sie kein Wort verstand.
„Warum hast du den Mann entkommen lassen?“, fragte der Führer ihren Befreier auf Zuranesisch.
Nach einer kleinen Pause antwortete er: „Wie hätte ich es mit einem Jeep aufnehmen können? Mein Pferd ist zwar schnell, aber so schnell auch wieder nicht. Nur Sulimen hätte ihn noch eingeholt, aber er war ja hinter einer anderen Beute her.“
„Er hat mir meinen Preis weggeschnappt, und nun beschuldigt er mich auch noch. Das Mädchen gehört mir, El Khalid“, verlangte der Fahrer des Landrovers aufgebracht.
„Du hast Sulimens Worte gehört, Tuareg. Was sagst du dazu?“
Katrina brach der kalte Schweiß aus. Am liebsten hätte sie ihren Befreier angefleht, sie nicht Sulimen zu überlassen. Aber sie wusste, es war am besten, sich zurückzuhalten.
Warum antwortete ihr Befreier nicht? Hoffentlich würde er jetzt nicht nachgeben. Sie hatte Angst, ihm in die Augen zu schauen.
„Meine Antwort lautet: Ich habe das Mädchen, und er nicht. Sie wird mir in Zuran City ein hohes Lösegeld einbringen, wenn ich sie zurück zu ihren Leuten bringe.“
„Niemand wird das Camp verlassen, bis ich es sage“, erwiderte der Führer entschieden. „Ich habe euch hier im Lager für eine spezielle Mission versammelt. Wenn wir Erfolg haben, wird uns das alle reich machen. Aber da ihr beide Anspruch auf das Mädchen erhebt, werdet ihr um sie kämpfen.“ Er nickte kurz. Bevor Katrina protestieren konnte, wurde sie schon von zwei Männern weggeführt.
Ängstlich blickte sie sich um und sah, wie El Khalid ihrem Retter seinen scharfen Dolch zuwarf.
Das Herz schien ihr fast stillzustehen, als er und Sulimen jetzt miteinander zu kämpfen begannen. Auch Sulimen hielt einen Dolch in der Hand und holte sofort zum ersten Stoß aus. Die anderen Männer hatten sich in einem Kreis um sie versammelt.
Da sie zwischen ihren beiden Wächtern eingekeilt war, konnte Katrina immer nur kurze Blicke auf das Kampfgeschehen erhaschen. Als ihre Wächter sie verschleppten, hatten die zwei Männer ihre Tunikas abgelegt und kämpften jetzt mit entblößtem Oberkörper gegeneinander.
Inzwischen war es ganz dunkel. Laternen beleuchteten die Szene, die Katrina wie aus einer anderen Welt erschien.
Nur das schwere Atmen der beiden Männer und das Stampfen ihrer Füße auf dem staubigen Boden erfüllte die Luft.
Dann hörte sie, wie einer der beiden einen Schmerzensschrei ausstieß.Einer der Wächter nickte beifällig, und ein paar Tropfen Blut fielen zu Boden. Ängstlich sah Katrina den Kämpfenden zu. Hoffentlich war der Mann mit den bernsteinfarbenen Augen nicht schwer verletzt. Eigentlich merkwürdig, sie hätte sich vor allem um ihre eigene Sicherheit sorgen müssen. Aber sie konnte nur an ihn denken und wäre ihm gern zu Hilfe geeilt.
Dann hörte sie ein zweites Stöhnen, aber diesmal schien der andere getroffen zu sein.
„Tuareg“, riefen die beiden Männer neben ihr aus. Sie applaudierten begeistert.
Der Kampf schien ewig zu dauern und nahm an Grausamkeit immer mehr zu. Katrina konnte kaum noch zusehen, ihr war übel.
Endlich war es vorbei, die Männer brachen in Beifallsrufe aus. Dann führte man sie in die Mitte des Kreises, wo die beiden Kämpfer mit dem Führer standen.
Sie hatte nur Augen für einen von ihnen und hoffte sehr, dass er den Kampf gewonnen hatte. Erleichtert vernahm sie im nächsten Moment das Wort „Tuareg“ aus den Kehlen der Männer. Dann hob ihr Befreier mit einer Siegergeste beide Dolche in die Höhe, während sein Gegner neben ihm zu Boden sank.
Als er sich umdrehte, erkannte Katrina schockiert, dass auch er verletzt war. Eine tiefe Wunde zog sich über seine Wange, aus der Blut tröpfelte. Auch die Brust schien getroffen zu sein, und am rechten Arm hatte er eine tiefe Schnittwunde.
Erneut spürte sie die Übelkeit in sich aufsteigen, aber sie ignorierte diese und zwang sich, ihren Blick von seiner entblößten Brust abzuwenden. Sulimen hingegen schien überhaupt nicht verwundet zu sein, was Katrina erstaunte, denn der Tuareg hatte offensichtlich den Kampf gewonnen.
„Hier ist dein Preis“, sagte El Khalid feierlich zu ihm und zeigte auf Katrina. „Nimm sie dir!“
Bildete sie es sich nur ein, oder war die kleine Verbeugung, die ihr Befreier in Richtung des Führers machte, leicht spöttisch? Falls dem so war, schien es jedenfalls außer ihr niemandem aufgefallen zu sein.
Noch immer schenkte der Tuareg ihr keine Beachtung. Stattdessen gab er El Khalid seinen Dolch zurück und bückte sich, um nach seiner Tunika zu greifen.
Anstatt seinen Dolch in die Scheide zu stecken, stürzte Sulimen sich in diesem Augenblick mit gezückter Waffe auf ihn und wollte sie ihm in den Rücken stoßen.
Katrina stieß einen Schrei aus, aber es schien, als hätte sein eigener Instinkt den Tuareg gewarnt. Im letzten Moment sprang er beiseite, wirbelte herum und riss seinem Gegner die Waffe aus der Hand.
Dann wurde Sulimen von drei Männern gepackt und fortgeschleift. Als ob nichts passiert wäre, griff ihr Befreier ruhig nach seiner Tunika und legte sie an. Danach bedeutete er ihr mit einem Kopfnicken, ihm zu folgen.
Er ging so schnell, dass sie ihn kaum einholen konnte. Als sie ihn endlich erreicht hatte, blieb er stehen und sah sie tadelnd an.
„Du sollst nicht neben mir, sondern hinter mir gehen“, beschied er ihr kühl.
Sie traute ihren Ohren nicht. Was fiel ihm ein! Sie sollte hinter ihm gehen? Das verbot ihr der weibliche Stolz.
„Ich denke ja gar nicht daran“, erwiderte sie empört. „Ich bin nicht dein … dein Vieh … und außerdem gehen in Zuran die Männer immer neben ihren Partnerinnen über die Straße.“
„Wir sind aber nicht in Zuran, sondern in der Wüste. Du gehörst jetzt mir, und ich kann mit dir machen, was ich will.“
Ohne ihre Antwort abzuwarten, drehte er sich um und ging schnell auf die Zelte zu, die hinter einer felsigen Mulde vor den Blicken Fremder verborgen waren.
Davor brannten mehrere Feuer. Frauen in dunklen Gewändern rührten das Essen in großen Töpfen. Beim köstlichen Duft der Speisen fiel Katrina auf, wie lange sie schon nichts mehr gegessen hatte.
Sie war nicht überrascht, als ihr Befreier sie nun zu einem Zelt führte, das ein wenig abseits von den anderen lag.
Davor stand ein alter Geländewagen, dahinter war sein Pferd an einem Pfosten angebunden. Es wurde gerade gefüttert und dabei von einem kleinen Jungen bewacht. Aber Katrina hatte keine Zeit, ihre Umgebung gebührend betrachten zu können. Ihr Begleiter packte sie am Handgelenk und zog sie unsanft in das Innere des Zeltes.
Solche Zelte hatte sie bereits gesehen, und zwar auf einer Ausstellung in Zuran City, die dem Leben der Nomaden gewidmet war. Aber sie hätte sich nie träumen lassen, es einmal aus nächster Nähe zu sehen. Mehrere Lampen warfen ein weiches Licht auf den zentralen Platz in der Mitte, der mit herrlichen Teppichen und dem traditionellen Diwan ausgestattet war. Auf dem Boden lagen Kissen verstreut, außerdem gab es einen niedrigen Holztisch, auf dem eine Kaffeekanne stand.
Plötzlich musste sie daran denken, was an diesem Tag alles passiert war. Tränen schossen ihr in die Augen, und sie spürte ihre Erschöpfung.
„Warum weinst du? Vermisst du deinen Liebhaber? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dasselbe empfindet wie du. Sonst hätte er dich bestimmt nicht Hals über Kopf verlassen.“
Katrina sah ihn entgeistert an. „Richard ist nicht mein Liebhaber! Er ist ein verheirateter Mann …“
„Natürlich ist er dein Liebhaber. Warum würde er dich sonst an einen so verlassenen Ort bringen?“ Ein zynisches Lächeln umspielte seine Lippen, sein Blick war kühl.
„Er hat mich gezwungen …“
„Selbstverständlich!“ Natürlich glaubte er ihr nicht.
Sie sah ihn herausfordernd an.
„Kannst du mir bitte einmal sagen, warum du dich als Tuareg verkleidet hast? Offensichtlich bist du doch gar kein …“
„Sei still!“, fuhr er sie ärgerlich an.
„Nein, ich denke nicht daran. Ich habe dich nämlich schon einmal gesehen, und zwar im Souk von Zuran City. Vielleicht erinnerst du dich nicht, aber wir …“
Sie stieß einen gedämpften Schrei aus, als sie seine Hand auf ihrem Mund spürte. Die Warnung in seinem Blick war unübersehbar. Er wiederholte seine Worte noch einmal.
„Du sollst jetzt still sein.“
Katrina reichte es langsam. Zuerst hatte man sie entführt, dann bedroht, und nun dies! Zornig biss sie in die Hand. Überrascht bemerkte sie den leicht salzigen Geschmack seines Blutes. Mit einem Fluch riss er die Hand fort.
„Du bist ja eine richtige Wildkatze!“, rief er aus und wischte das Blut an seiner Tunika ab. „Aber es wird dir nicht gelingen, mich zu vergiften. Na los, reinige die Wunde!“
Katrina sah ihn mit geröteten Wangen an. Sie war selbst schockiert über das, was sie getan hatte. Gleichzeitig war sie noch immer empört über die Behandlung, die er ihr angedeihen ließ. Diese verletzte ihren weiblichen Stolz. Und es gab noch etwas anderes – das Bewusstsein einer Gefahr, die etwas Erregendes hatte. Unwillkürlich gingen ihre Gedanken in eine ganz bestimmte Richtung. Konnte es sein, dass sie ihn begehrte? Und wollte sie vielleicht sogar mehr von ihm?
Nein, das war lächerlich! Sie waren sich jetzt so nah, dass sein heißer Atem ihre Wange streifte. Wortlos nahm sie das Tuch entgegen, das er ihr reichte, tauchte es in die Schale mit Wasser, die neben ihr stand, und tupfte damit vorsichtig die Wunde ab.
Dann entzog er ihr die Hand plötzlich und trat einen Schritt zurück. Seine Stimme klang rau, als er sagte: „Lass das! Du richtest sonst noch mehr Schaden an.“
„Warum benimmst du dich so unmöglich?“, begehrte sie zu wissen. „Wer bist du überhaupt? Als ich dich im Souk gesehen habe, wirktest du wie ein Europäer.“
„Ich verbiete dir, so etwas zu sagen. Du weißt nichts über mich.“
Sie spürte die Feindseligkeit, die von ihm ausging, aber sie ließ sich davon nicht beirren.
„Ich weiß, dass du kein Tuareg bist“, beharrte sie.
„Ach ja?“ Plötzlich klang er nicht mehr ärgerlich, sondern amüsiert.
„Ja“, erwiderte sie mutig. „Ich habe nämlich eure Geschichte studiert, und ich weiß, dass kein echter Tuareg jemals sein Gesicht in der Öffentlichkeit entblößen würde. Aber genau das hast du in der Gasse getan.“
Danach herrschte eine Weile Stille. Dann sagte er mit einem warnenden Unterton: „An deiner Stelle würde ich alles vergessen, was ich damals in Zuran City gesehen habe.“
Katrina holte tief Luft. „Wirst du mir jetzt endlich sagen, wer du bist?“
Ein paar Sekunden lang hoffte sie, dass er ihre Frage tatsächlich beantworten würde. Doch dann zuckte er nur die Schultern.
„Wer ich bin, ist völlig unwichtig. Aber was ich tue, ist von größter Bedeutung. Diejenigen von uns, die El Khalid Gefolgschaft leisten, haben gute Gründe dafür. Wir leben außerhalb des Gesetzes, wie du wahrscheinlich weißt. Es wäre besser für dich, wenn du das nie vergisst.“
„Heißt das, du bist ein Krimineller?“, fragte sie. „Ein Flüchtling?“
„Du stellst zu viele Fragen. Ich versichere dir, du willst gar nicht wissen, wer ich in Wirklichkeit bin.“
Sie bemühte sich, ein Frösteln zu unterdrücken.
„Nun, dann sag mir doch wenigstens, wie ich dich nennen soll“, forderte sie ihn auf.
Er zögerte kurz und nickte dann.
„Du kannst mich …“ Xander verstummte. Ihr seinen wahren Namen, nämlich Allessandro, zu nennen, das war unmöglich. Dann hätte man ihn zu leicht wiedererkannt. Hier in diesem Rebellencamp, wo es allgemein respektiert wurde, wenn ein Mann seine Identität geheim hielt, nannten ihn alle nur den „Tuareg“. Er hatte sich selbst den Familiennamen Sadeen gegeben, was ein sehr gebräuchlicher Name in Zuran war. Aber aus irgendeinem Grund, den er sich selbst nicht recht erklären konnte, wollte er nicht, dass diese Frau ihn „Tuareg“ nannte.
„Du kannst mich Xander nennen“, sagte er schließlich. Xander war die Kurzform seines Namens und wurde nur von denen benutzt, die ihm sehr nahe waren, wie zum Beispiel seinem Halbbruder oder seiner Schwägerin. Daher bestand auch nicht die Gefahr, dass er von irgendjemandem wiedererkannt werden würde.
„Xander?“, fragte Katrina stirnrunzelnd. „Das ist ja sehr ungewöhnlich. Ich glaube nicht, dass ich den Namen schon jemals gehört habe.“
„Meine Mutter hat mich so genannt“, informierte er sie. „Und wie heißt du?“
„Ich heiße Katrina Blake“, erwiderte sie. Sie zögerte kurz, dann stellte sie ihm die Frage, die sie wirklich bewegte. „Wie lange werde ich … Wann kann ich nach Zuran City zurückkehren?“
„Das kann ich dir nicht sagen. El Khalid hat den Befehl gegeben, dass niemand das Lager ohne seine Erlaubnis verlassen darf.“
Einen Moment lang war Katrina versucht zu fragen, was sie zu der Oase geführt habe. Es brannte ihr tatsächlich auf den Lippen, aber die Vorsicht gebot ihr, sich zurückzuhalten.
„Bleib hier“, befahl er ihr dann. „Am besten, du verlässt das Zelt nicht.“
„Wohin gehst du?“, fragte sie erschrocken, als er auf den Ausgang zuging.
Er drehte sich zu ihr um. „Ich will mich umziehen. Meine Kleidung ist völlig verschmutzt, wie du sicher bemerkt hast.“
Katrina errötete.
„Was ist mit deinen Wunden?“, fragte sie. „Solltest du sie nicht behandeln lassen?“
Er zuckte die Schultern. „Das sind doch nur Kratzer, nicht weiter schlimm. Sie werden bald verheilt sein.“
Plötzlich fiel ihr etwas ein. „Warum hat Sulimen eigentlich den Kampf verloren? Du warst doch derjenige, der verletzt wurde.“
„Das Ziel ist nicht, den anderen zu verwunden, sondern ihn zu entwaffnen“, erwiderte er.
Als er sich wieder umdrehte, sah sie sehnsuchtsvoll zum Ausgang.
„Es liegen zweihundert Meilen Wüste zwischen hier und Zuran City“, sagte Xander völlig emotionslos.
Sein Ton ließ Katrina verzweifeln. Die Wüste war wie ein Gefängnis – ein natürliches Gefängnis, aus dem sie nicht entkommen konnte. Natürlich wusste er das. Aber wusste er auch, welche Ängste sie ausgestanden hatte, als Sulimen sie zur Trophäe haben wollte? Wie erleichtert sie gewesen war, als er sich eingemischt hatte? Wie komplex und widersprüchlich die Gefühle waren, die sie für ihn empfand? Hoffentlich nicht, dachte Katrina. Schon jetzt fühlte sie sich in seiner Gegenwart viel verletzlicher, als gut für sie war.
Entschlossen sah sie ihn an.
„Damit wirst du nicht durchkommen“, sagte sie ruhig. „Richard wird die Polizei benachrichtigen, und dann …“
„Wir sind hier im Niemandsland. Weder dein Liebhaber noch die Behörden können uns etwas anhaben“, erwiderte er kurz.
„Richard ist mein Boss, nicht mein Liebhaber.“ Ihre Wangen glühten, als sie den Blick sah, mit dem er sie betrachtete.
„Warum habt ihr euch dann ganz allein in der Wüste aufgehalten, an einem so verlassenen Ort? Es überrascht mich allerdings nicht, dass du euer Verhältnis leugnest. Schließlich hat er dich feige im Stich gelassen.“
„Bestimmt hat er geglaubt, es wäre besser, wenn wenigstens einer von uns beiden Hilfe holt“, sagte Katrina. „Wem hätte es schon genutzt, wenn wir beide gefangen genommen worden wären?“
„Wem es genutzt hätte? Das ist sehr europäisch gedacht. Vergiss nicht, wir sind in der Wüste. Hier gelten ganz andere Gesetze. In unserer Kultur verhalten wir uns anders unseren Frauen gegenüber. Wir verpflichten uns, sie mit unserem Leben zu beschützen. Aber solche Werte gelten bei euch nicht, oder? Ich würde mir lieber das Herz aus der Brust reißen, als die Frau zu verlassen, der es gehört.“
Katrina überlief plötzlich ein Schauer. Die Intimität, die aus seinen Worten geklungen hatte, erinnerte sie wieder an ihre verbotenen sinnlichen Gedanken. Hatte sie sich nicht immer nach einem solchen Mann und nach einer solchen Liebe gesehnt? Und hatte sie sich nicht gleichzeitig gesagt, dass sie sich nach etwas verzehrte, was nicht existierte? Hatte sie nicht alles versucht, um diese Hoffnungen zu begraben, und sich stattdessen auf die Realität konzentriert?
Plötzlich musste sie schlucken und wandte sich ab.
„Dann geh doch, wenn du willst“, meinte er kühl. „Wenn Sulimen dich nicht erwischt, wird es die Wüste tun.“
Sie antwortete nicht. Wie konnte sie fliehen, wenn ihr klar war, dass er die Wahrheit sprach?
Wortlos verließ er sie, um seine Kleidung zu wechseln.
Katrina fühlte sich schwach und hilflos. Das Zelt und sein Bewohner waren ihr Gefängnis und ihr Wächter. Aber hier war sie wenigstens sicher.
Trotzdem durfte sie niemals vergessen, wer dieser Mann war. Sie hatte vor nicht allzu langer Zeit einen Artikel gelesen, in dem es darum ging, dass eine Gefangene sich in ihren Wärter verliebt hatte. Das durfte ihr nicht passieren. Aber warum dachte sie überhaupt daran?
Weil er sie geküsst hatte? Mit einem Mal bekam sie Kopfschmerzen, und ihr war übel. Die Mischung aus Furcht und Erregung war einfach zu viel für sie.
Unruhig begann sie, im Zelt auf und ab zu gehen. Nervös lauschte sie auf jedes Geräusch. Deshalb war sie überrascht, als Xander plötzlich vor ihr stand, denn sie hatte ihn gar nicht kommen hören.
Er trug jetzt eine blütenweiße Tunika, sein Kopf war unbedeckt. Im fahlen Licht der Lampe konnte sie die feinen Härchen auf seiner Brust sehen.
Dieser Anblick löste etwas in ihr aus, tief in ihrem Inneren, unbekannte Gefühle, die sie sich nicht erklären konnte.
Er schien sich auch gewaschen zu haben, denn sein Haar war noch ganz nass. Als er auf sie zukam, nahm sie erneut den Duft seines Eau de Cologne wahr, der ihr jetzt schon so vertraut vorkam. Ihr Herz schlug schneller, und sie räusperte sich nervös.
Der Gegensatz zwischen seiner sauberen Erscheinung und ihrem eigenen, verschwitzten Äußeren war für Katrina schwer zu ertragen. Doch das war es nicht allein. Er machte sie nervös. Sie versuchte, den Blick von ihm abzuwenden, als er jetzt begann, das Gewand anzulegen.
Um ihre Verlegenheit zu überspielen, fragte sie ihn: „Wie lange willst du mich eigentlich hierbehalten?“
„So lange wie nötig.“
Sie musste schlucken. „Was … was willst du tun?“ Ob er ahnte, wie verunsichert sie war?
Er sah sie spöttisch an. „Tun?“
„Ich …“ Sie schwieg und machte dann einen erneuten Versuch. „Ich meine, wirst du dich mit unserem Team in Verbindung setzen und ihnen sagen, dass ich …“
„Du stellst zu viele Fragen. In deinem Land gibt es doch ein Sprichwort über Neugier, oder?“
„Ja, wir sagen: Neugier verdirbt alles“, erwiderte sie.
„An deiner Stelle würde ich mich eher fragen, ob deine Leute bereit sind, dich freizukaufen, und wenn ja, zu welchem Preis. Das ist wichtiger als die Frage, ob ich sie über deinen Aufenthaltsort informieren werde.“
Sie spürte Panik in sich aufsteigen, aber sie weigerte sich, dieser nachzugeben. Nach dem Tod ihrer Eltern war sie völlig auf sich gestellt gewesen, und das in noch sehr jungen Jahren. Aber es hatte sie auch gelehrt, sich der Realität zu stellen, egal, wie bitter das manchmal war.
Jetzt drängte sich ihr eine sehr unangenehme Frage auf, auf die sie eine Antwort finden musste. Nervös fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
„Was ist, wenn … wenn sie das Lösegeld nicht zahlen können?“
Er schwieg eine Weile. In seinen Augen blitzte etwas auf, was sie sich nicht erklären konnte.
„In diesem Fall muss ich meine Ware auf einem größeren Markt anbieten“, antwortete er. Als sie ihn verständnislos ansah, fügte er hinzu: „Was glaubst du, wer wird sonst noch gut für eine attraktive junge Frau bezahlen?“
Sie sah ihn entsetzt an. Das … das konnte doch nicht sein Ernst sein. Konnte er … würde er tatsächlich …
Wortlos legte er den Turban an, schlüpfte in ein Paar Sandalen und verließ das Zelt, ohne ihr auch noch einen Blick zu gönnen.
Jetzt war sie allein. Er war fort. Wenn sie wollte, konnte sie fliehen. Aber wohin? Bestimmt war das Camp gut bewacht. Schließlich handelte es sich bei den Männern, die sie gefangen hielten, um Gesetzlose. Bei einem Fluchtversuch würde man sie gewiss gewaltsam zurückholen. Und selbst wenn ihr die Flucht gelingen sollte, wusste Katrina, dass sie es nicht zu Fuß bis nach Zuran City schaffen würde. Nein, sie hatte keine andere Möglichkeit, als brav hier zu warten, bis ihr Wärter wieder zurückkam und ihr sagte, was er mit ihr vorhatte.
Aber was konnte das sein?
Wie sollte sie sich verhalten, wenn er plötzlich herausfand, dass er sie begehrte? Bei diesem Gedanken fing ihr Herz heftig zu klopfen an. Die Vorstellung war sehr aufregend.
Neugierig sah sie sich im Inneren des Zelts um. Offensichtlich lohnte sich sein unehrenhaftes Leben. Davon zeugte jedenfalls die reiche Ausstattung.
Die Teppiche auf dem Boden und an den Wänden waren feinste Knüpfarbeit und von besserer Qualität als alles, was sie im Souk gesehen hatte. Vorsichtig strich Katrina mit dem Finger darüber. Das bestimmende Motiv auf dem Teppich war der Lebensbaum. Die Seidenfäden fühlten sich so warm an, als wären sie lebendig.
Auf dem reich geschnitzten Diwan waren prächtige Kissen aufgestapelt, sie glitzerten wie Juwelen. Die flackernden Öllampen warfen geheimnisvolle Schatten in den Raum, die die Sinnlichkeit der ganzen Umgebung noch betonten. Rechts vom Diwan lag eine Laute auf dem Boden, und an einer Wand stand ein Regal mit vielen Büchern darin.
Neugierig trat Katrina darauf zu und betrachtete sie. Das erste Buch, das ihr ins Auge fiel, war The Rubaiyat of Omar Khayyam, ein Gedichtband persischer Mystik. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie stellte das Buch ins Regal zurück und ließ sich auf einem der Kissen nieder. Noch immer hatte sie schreckliche Kopfschmerzen, sie fühlte sich physisch und psychisch erschöpft. Müde schloss sie die Augen.
Nachdenklich ging Xander durch die Reihe der anderen Zelte auf sein Zelt zu. Er sah kurz nach seinem Pferd. Als dieses ihn erblickte, wieherte es freudig auf und rieb den Kopf gegen seine Schulter. Der Junge, den er fürs Aufpassen bezahlte, sprang vom Boden auf und setzte sich dann langsam wieder, als er ihn erkannt hatte.
Katrinas Bemerkung über seine europäische Erscheinung nagte an ihm. Er musste wieder an seine Mutter denken, die von allen Zuranesen geliebt und respektiert worden war – mit Ausnahme von Nazir und Nazirs Vater. Wie ihm sein Halbbruder erzählt hatte, hatte sie mit Freuden die Lebensgewohnheiten ihres Mannes angenommen. Sie hatte die Wüste und die Menschen darin geliebt. Aber natürlich hatte sie nie ganz zu ihnen gehört, genauso wenig, wie er ganz zu ihnen gehörte. Sein Vater hatte darauf bestanden, dass er eine europäische Erziehung bekam, denn er wollte ihm dadurch ermöglichen, sein kulturelles Erbe kennenzulernen. Außerdem hatte er natürlich das Versprechen halten wollen, das er seiner Frau auf dem Sterbebett gegeben hatte. Aber Xander hatte nie das Gespräch vergessen, das sein Vater eines Tages mit einem britischen Kolonialbeamten geführt hatte, der die Aufgabe gehabt hatte, ihn nach England zu begleiten.
„Das Problem ist, der Junge lebt zwischen zwei Welten“, hatte der Diplomat kritisch bemerkt.
Und er hatte recht gehabt, wie Xander inzwischen wusste. Während ein Teil von ihm immer in die Wüste gehören würde, gab es einen anderen Teil, der sich auf dem diplomatischen Parkett in Washington, London und Paris sehr wohl fühlte. Er schätzte die Arbeit, die er dort für Zuran machen konnte, sie verschaffte ihm große Befriedigung. Als Junge war er unter seinen zuranesischen Verwandten aufgewachsen, die ihn mit Liebe überschüttet hatten. Aber die ganze Zeit über hatte er gewusst, dass er anders war als sie. Er war kein Europäer, aber er war auch nicht nur Zuranese.
Aus diesem Grund und durch den Verlust seiner Mutter trug er immer ein Geheimnis mit sich herum – und die Bürde seines Gefühls der Isolation.
Irgendwie war es Katrina gelungen, diese Mauer zu durchbrechen und die Dunkelheit zu berühren, die in seiner Seele verborgen lag. Nicht allein deshalb wünschte er sich aus ganzem Herzen, dass sie möglichst bald wieder aus seinem Leben verschwand.
Als Kind war ihm sein Erbe aus zwei Kulturen eher als Quelle der Verwirrung und als Bedrohung erschienen. Aber als Erwachsener hatte er das Ganze in einem viel positiveren Licht gesehen, und es war ihm gelungen, seine Talente zum Wohle anderer einzusetzen. Trotzdem war ihm bewusst, dass es einige Leute gab, die ihn wegen seiner Herkunft verachteten.
Mit Unterstützung seines Halbbruders hatte er hart dafür gearbeitet, die Beziehungen seines Landes zum Rest der Welt zu verbessern. Tatsächlich war ihm dafür auch die Ehre zuteil geworden, als Sonderbotschafter von Zuran durch die Welt reisen zu können. Zu seinen Aufgaben gehörte dabei unter anderem auch ein Programm, das er selbst entworfen hatte und in dem es um einen Studentenaustausch zwischen europäischen Studenten und solchen aus dem Nahen Osten ging. Das Ziel war, die Verständigung zwischen beiden Gruppen zu fördern, und es war so erfolgreich gewesen, dass man ihn sogar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen hatte.
Aber im Moment war ihm nicht nach Frieden zu Mute, denn seine Gefühle befanden sich in einem heftigen Aufruhr. Daran war nur Katrina Blake schuld! Mit allem, was seine Pläne möglicherweise durchkreuzen könnte, hatte er gerechnet, aber nicht mit dem Auftauchen einer Frau wie ihr. Sie war eine Gefahr für sich selbst und auch für ihn. Außerdem erstaunte ihn ihr Verhalten. In ihrer Situation wäre es normal gewesen, mit Furcht zu reagieren. Stattdessen hatte sie ihn mit Fragen bestürmt und provoziert. Sie konnte alles ruinieren, sie stellte ein Risiko für seine geheime Mission dar, das er sich nicht leisten konnte. Hätte El Khalid nicht den ausdrücklichen Befehl gegeben, dass niemand das Lager verlassen durfte, hätte er sie sofort heimlich aus dem Camp geschafft und dafür gesorgt, dass sie so schnell wie möglich zu ihren Freunden zurückkehrte. Und dann hätte er in Ruhe seine Arbeit fortführen können.
Aber stattdessen …