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Arden Hall - Die komplette Saga E-Book

Julia Schreiber

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Beschreibung

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Arden Hall - Vermächtnis der Liebe (Band 1)

England zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die junge Sarah Brook verliebt sich Hals über Kopf in Rob Marsham. Doch die Verbindung ist nicht standesgemäß: Sie ist die Tochter eines Gestütsbesitzers, er ist der Stallknecht ihres Vaters. Bevor ihre Beziehung öffentlich wird und alles zerstört, erhält Sarah das ungewöhnliche Angebot des Earl of Arden, eine Scheinehe mit ihm einzugehen. Rob könnte ihr nach Arden Hall folgen. Doch können sie mit einer solchen Lüge wirklich ihr Glück finden?

Arden Hall - Zeiten des Schicksals (Band 2)

Lord und Lady Arden führen ihre vier Kinder in die Gesellschaft ein. Während Louisa und Samuel schon bald ihr Herz an die Liebe verlieren, erkennt Charlie den Wert seiner Ehe erst, als das Schicksal einen Schatten auf sein Leben wirft. Und Anne, die jüngste, wehrt sich vehement dagegen, sich in das gesellschaftliche Korsett zwängen zu lassen. Stattdessen entsagt sie der Liebe und will Schriftstellerin werden. Doch das Herz findet immer einen Weg ...

Arden Hall - Wege des Herzens (Band 3)

Die erwachsenen Nachkommen von Lord und Lady Arden kämpfen nun selbst mit den Schwierigkeiten, die die Partnerwahl ihrer eigenen Kinder mit sich bringt. Vor allem Charlie und Sibyl müssen ihren Sprösslingen ein ums andere Mal in Liebesfragen zur Seite stehen. Und auch wenn es oftmals nicht so scheint: Trotz gesellschaftlicher Hindernisse und schwerer Schicksalsschläge ist die Liebe immer nur einen Herzschlag entfernt.

Diese romantische Familien-Saga erzählt von den Mitgliedern der Familie Arden, ihren Freunden und Nachkommen und begleitet sie auf der Suche nach Glück und der großen Liebe.

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Titel

Arden Hall - Vermächtnis der Liebe

Prolog

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Epilog

Arden Hall - Zeiten des Schicksals

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Arden Hall - Wege des Herzens

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Weitere Titel der Autorin

Über die Autorin

Impressum

Arden Hall – Vermächtnis der Liebe

England zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die junge Sarah Brook verliebt sich Hals über Kopf in Rob Marsham. Doch die Verbindung ist nicht standesgemäß: Sie ist die Tochter eines Gestütsbesitzers, er ist der Stallknecht ihres Vaters. Bevor ihre Beziehung öffentlich wird und alles zerstört, erhält Sarah das ungewöhnliche Angebot des Earl of Arden, eine Scheinehe mit ihm einzugehen. Rob könnte ihr nach Arden Hall folgen. Doch können sie mit einer solchen Lüge wirklich ihr Glück finden?

Arden Hall – Zeiten des Schicksals

Lord und Lady Arden führen ihre vier Kinder in die Gesellschaft ein. Während Louisa und Samuel schon bald ihr Herz an die Liebe verlieren, erkennt Charlie den Wert seiner Ehe erst, als das Schicksal einen Schatten auf sein Leben wirft. Und Anne, die jüngste, wehrt sich vehement dagegen, sich in das gesellschaftliche Korsett zwängen zu lassen. Stattdessen entsagt sie der Liebe und will Schriftstellerin werden. Doch das Herz findet immer einen Weg ...

Arden Hall – Wege des Herzens

Die erwachsenen Nachkommen von Lord und Lady Arden kämpfen nun selbst mit den Schwierigkeiten, die die Partnerwahl ihrer eigenen Kinder mit sich bringt. Vor allem Charlie und Sibyl müssen ihren Sprösslingen ein ums andere Mal in Liebesfragen zur Seite stehen. Und auch wenn es oftmals nicht so scheint: Trotz gesellschaftlicher Hindernisse und schwerer Schicksalsschläge ist die Liebe immer nur einen Herzschlag entfernt.

Julia Schreiber

Arden Hall – Die komplette Saga

Julia Schreiber

Jedes Leben hat seine Geschichten. Manche handeln von Abenteuern und Heldentaten, manche von Schrecken wie Mord und Intrigen. Doch das sind nicht die meisten. Die meisten handeln von den kleinen Dingen, vom Alltäglichen in seiner ewigen Repetition und seinen unzähligen Variationen, seien sie nun traurig oder amüsant.

In jedem menschlichen Leben gibt es Geschichten, die von der Liebe handeln. Und wenn auch diese sich in jeder Generation wiederholen, so ist doch jener Moment, in dem ein Mensch das Glück findet, stets einzigartig und in meinen Augen immer eine Geschichte wert. Diesen Geschichten ist, wie allen anderen, das eine gemein: Sie wollen erzählt werden.

Anmerkung des Erzählers

Prolog

Wenn die Herrschaften nicht im Hause waren, wirkte das große Anwesen leer. Die zahlreichen Fenster an der Vorderfront waren dunkel, die Vorhänge zugezogen. Der weiß gekieste Vorplatz lag verwaist da, desgleichen die Terrasse, die man bereits für den nahenden Winter vorbereitet hatte. Die großen Blumenkübel hatte man in die Gewächshäuser gebracht. Etliche empfindliche Sträucher waren in Sackleinen gehüllt. Die Gärten, durch die die Countess im Sommer gerne ihre Gäste führte, sahen trist und leblos aus.

Der Anschein des Unbewohntseins trog freilich. Auch wenn ein Teil der Dienerschaft – Kammerdiener, Butler, Zofe, Sekretär, Kutscher und einige andere unentbehrliche Haushaltsmitglieder – den Lord und seine Frau nach London begleitet hatte, so blieben doch noch genug Menschen zurück, die das Haus bevölkerten, sich um die Liegenschaft kümmerten, die Gärten, die Tiere – und um die Kinder, die ebenfalls zu Hause geblieben waren.

Unter den Daheimgebliebenen war auch der Verwalter, dessen Pferdewagen gerade die Allee entlangrollte. Die Pferde trabten rasch, sie freuten sich spürbar auf den warmen Stall und die Abendmahlzeit. Neben dem Verwalter saß ein ungefähr vierzehnjähriger Junge. Wer dem Wagen auf dem Weg begegnet war, hatte die beiden vermutlich für Vater und Sohn gehalten, denn der Knabe war zwar ordentlich, aber nicht sonderlich vornehm gekleidet. Doch der erste Blick verrät uns selten die ganze Wahrheit. Wenn einer näher hingesehen hätte, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass die Hände des Knaben geschmeidig waren, die Fingernägel rein und das Haar ordentlich gestutzt, all dies deutete auf ein herrschaftliches Aufwachsen hin.

Der Wagen fuhr nicht zum geschlossenen Haupttor, sondern seitlich am Haus vorbei in Richtung des Wirtschaftshofs, der hinter dem großen Gebäude lag. Als er den Westflügel passierte, sprang der Junge ab und lief auf einen Seiteneingang zu, durch den er ins Haus schlüpfte. Man hatte ihm beigebracht, das Haus nicht durch die Dienstboteneingänge des hinteren Hofs zu betreten, doch die Terrassentüren waren alle geschlossen, also wählte er einen Kompromiss und nahm den Kücheneingang – wo ihm Mrs. Hays, die Köchin, zweifellos irgendeinen Leckerbissen zustecken würde, bevor sie ihn nach oben schickte. Wagen und Pferde bogen in den Wirtschaftshof ein und hielten dort. Der Mann stieg ab und klopfte den Pferden liebevoll den Hals. Dann kam ein Stallknecht herbei und übernahm das Gespann.

In der Abwesenheit der Herrschaften fühlte der Verwalter sich nicht nur für die Fragen der Guts zuständig, sondern für den gesamten Haushalt. Nachdem er seine Hände gewaschen und einige Worte mit dem Unterbutler gewechselt hatte, ging er darum eine Treppe hinauf und trat in ein Zimmer an der rückwärtigen Front des Gebäudes.

Der Raum war überraschend hell und warm. Er hatte bis vor einiger Zeit als Schulzimmer gedient. Da keiner der Erwachsenen seither Anspruch darauf erhoben hatte, war er über die Jahre zu einem recht behaglichen Rückzugs- und Studierzimmer der Kinder geworden, wenn diese zu Hause und nicht im Internat waren. Der eine oder andere bequeme Sessel hatte den Weg hierher gefunden, ebenso wie eine hübsche Anzahl von Lieblingsbüchern, denn die Bibliothek befand sich in einem anderen Trakt des großen Hauses.

Hier saß nun ein Grüppchen Halbwüchsiger, die jeweils einer gelehrigen Tätigkeit nachgingen, sie lasen oder schrieben. Der Verwalter nickte leise grüßend in die Runde und vergewisserte sich, dass alles friedlich und gesittet zuging. Nur der Knabe, der vorhin auf der Kutsche gesessen und sich auch hier eingefunden hatte, ging keiner Beschäftigung nach. Er hatte sich auf einen Hocker vor dem Kamin gesetzt und schaute nachdenklich in die Flammen. Am heutigen Tag hatte er den Verwalter zu einem Besuch bei dessen Schwester begleitet, die auf komplizierte Weise auch mit ihm selbst verwandt war, und dieser Besuch hatte offenbar etwas in seinem Kopf in Gang gesetzt. Er war in jenem Alter zwischen der Kinderzeit und dem Erwachsenwerden, in dem man auf einmal nachdenkt über die Dinge, die einem das Leben bislang unhinterfragt als gegeben präsentiert hat.

Recht unvermittelt drehte er sich zu dem Verwalter um, der sich schon wieder zum Gehen gewandt hatte. »Erzählst du uns, wie alles anfing?«, fragte er, »ich meine, von deiner Kindheit und wie es dann gekommen ist?«

Der Mann blieb unschlüssig stehen. »Du weißt doch, wie es gekommen ist«, wandte er ein.

»Schon, aber du hast es nie erzählt«, insistierte der Junge und fing den Blick des Älteren mit seinen hellgrauen Augen ein. »Du hast uns nie erzählt, wie es war, als du ein Kind warst und groß wurdest. Und was dann kam.«

Der Angesprochene seufzte. Dann zog er einen Polsterstuhl vor den Kamin – es war wirklich angenehm, sich hier aufzuwärmen – und ließ sich nieder. »Es war zu Anfang des Jahrhunderts. Damals herrschte noch der Großvater der jetzigen Königin, der dann so krank wurde, dass man seinen Sohn zum Prinzregenten machte. Es hieß, er sei geisteskrank und könne nicht regieren …«

»Die Landesgeschichte kennen wir«, bemerkte ein Mädchen, ohne von ihrer Schreibarbeit aufzusehen, »wir haben uns bei der Thronbesteigung ausführlich mit der Verwandtschaft der Königin befasst.«

Der Mann betrachtete das Mädchen, nicht im Geringsten verärgert über die Unterbrechung. »Ich bin nicht gut darin, Geschichten zu erzählen«, meinte er sanft.

Nun blickte sie auf. »Du musst nicht erzählen. Du musst dich einfach nur erinnern und dann sagen, was du siehst«, erklärte sie altklug.

Er lachte. Dann lenkte er seinen Blick auf den Kamin und wartete auf die Erinnerung. Er war noch nicht so alt, als dass die Vergangenheit ihm weit weg erschienen wäre. Er konnte sie fühlen, das Schmerzliche und das Süße, untrennbar miteinander verwoben. Wenn es gelang, beides in einer gemeinsamen Geschichte zu verbinden, konnte man mit allem in Frieden leben.

Die Flammen tänzelten im Rhythmus galoppierender Pferde, und dahinter, irgendwo, erschien das Bild eines Jungen, der sich auf einen langen Weg machte.

1

Es war zu Anfang des Jahrhunderts. An einem windigen Tag im Frühjahr schritt eine junge Frau über den Hof des großen Gestüts. An ihrer Hand ging ein kleiner Junge, offenbar ihr Sohn, ein schmales Kind mit dichtem braunem Haar. Er hielt die Mutter fest an der Hand, als wollte er nicht verloren gehen, die grauen Augen schweiften jedoch aufmerksam über die umstehenden Gebäude. Frau und Kind waren sehr einfach gekleidet. Der Junge ging barfuß. Die Frau blieb stehen und sah sich nun ebenfalls um, bis ihr Blick auf einen gediegen gekleideten Herrn fiel, der gerade ein junges Pferd in Augenschein nahm. Das Pferd trabte im Kreis an einer Longe, gehalten von einem Knecht, während der Herr am Rande stand und die eleganten, aber etwas ungestümen Schritte beobachtete.

Die junge Frau trat auf den Älteren zu. Sie getraute sich nicht, ihn anzusprechen, aber in ihrer Person lag etwas, das seine Aufmerksamkeit auf sie zog. Der Herr wandte sich um. Die Frau schluckte trocken, begann dann aber klar und energisch zu sprechen.

»Mr. Charles Brook? Ich bin Carrie Marsham. Das ist Rob. Ich hab gehört, Sie suchen einen, der auf dem Hof mitarbeitet. Rob könnte das machen.«

Der Herr, Mr. Brook, betrachtete die beiden mit freundlicher Neugier.

»Soso. Wo kommen Sie her?«

Sie nannte den Namen eines größeren Ortes. Die beiden mussten mindestens zwei Stunden zu Fuß unterwegs gewesen sein.

»Warum suchen Sie nicht dort eine Arbeit für ihn?«

Die Frau blickte auf den Jungen hinunter. Dann sagte sie schlicht: »Die Stadt ist nicht gesund für Kinder.«

Die beiden Erwachsenen sahen sich einen Moment in die Augen. Obwohl sie nichts weiter erklärte, begriff der Herr, selbst Vater dreier Kinder, was sie meinte. Er musterte den Knaben. Einen vollwertigen Stallknecht würde er kaum abgeben, aber gerade unter den Pferdeknechten waren diejenigen die besten, die von Kindheit an im Stall aufwuchsen. Und wahrhaftig, dem kleinen Burschen würde es hier vermutlich besser ergehen als in der Stadt, allemal besser als in den Minen, wo immer Kinder als Arbeiter gesucht wurden.

»Wie alt ist er? Sechs? In Ordnung. Er kann hier auf dem Hof arbeiten und sich Kost und Wohnung verdienen. Alle zwei Wochen am Sonntag hat er frei, da kann er nach Hause. Rob, verstehst du? Du wirst hierbleiben, den Hof kehren, die Ställe ausmisten, das Leder putzen. Vielleicht wirst du später auch mit den Pferden helfen. Kannst du das?«

Der Junge blickte den Herrn an, fast schon prüfend, dann murmelte er: »Ja, Sir.«

Der Handel wurde per Handschlag zwischen den Erwachsenen besiegelt. Der Herr fragte nicht nach dem Vater des Jungen – wenn es je einen gegeben hatte, war er wohl fort, auf die eine oder andere Weise. Er fragte auch nicht nach einem Bündel oder Gepäck, denn er wusste, dass der Junge nicht mehr als das besaß, was er am Leib trug. Als sich die junge Frau zum Gehen wandte, nachdem sie ihren Sohn noch einmal fest und mit zusammengepressten Lippen an sich gedrückt hatte, blieb dieser folgsam, aber mit eingefrorenen Gesichtszügen neben dem Herrn stehen. Der Herr spürte mehr, als dass er hörte, wie der Junge die Tränen hinunterschluckte, die in seinen Augen aufsteigen wollten.

Je schneller, desto besser, dachte der Herr. Er winkte dem Jungen, ihm zu folgen, und ging rasch auf eines der großen Stallgebäude zu. Er rief einen der älteren Pferdeknechte heran, einen grauhaarigen kleinen Mann, den er als freundlichen und geruhsamen Menschen kannte.

»Smithee, wir haben hier einen neuen Stallburschen. Er heißt Rob Marsham. Du sorgst dafür, dass er ordentlich arbeitet, ordentlich isst und ein ordentliches Lager über dem Stall bekommt.«

Dann gab er dem Jungen einen freundlichen Klapps auf die Schulter, nickte dem Knecht noch einmal zu und wandte sich ab, um sich wieder mit dem Pferd zu befassen. Den Gedanken, ob es traurig für einen sechsjährigen Jungen sein mochte, die Mutter zu verlassen und in der Fremde zu arbeiten, schüttelte er ab. Er war nicht schuld am Elend dieser Welt, es war überall, und wenn man sich über alles grämte, kam man zu nichts anderem mehr.

Er rief dem anderen Knecht, der das Pferd immer noch an der Longe hielt, einen Befehl zu und richtete seine Sinne wieder auf seine Arbeit.

Rob Marsham war ein gehorsamer Stallbursche. Er lernte schnell, wie es auf dem Gestüt zuging. Mr. Brook tat das, was er unternahm, mit Ziel und Verstand und einigem Erfolg. Die Burschen, Knechte und Bereiter kannten alle ihre Aufgaben, und Rob fand sich rasch in die seinen ein. Er stand auf, bevor die Sonne aufging, hielt die Ställe und Höfe sauber, reinigte die Wassereimer und fettete das Lederzeug. Smithee war ein gewissenhafter Mann mit einem guten Herzen. Wenn es seine eigene Arbeit zuließ, kümmerte er sich nebenbei um den Jungen. Er lehrte ihn viel über die Pferde, aber auch über die Welt da draußen, soweit er sie eben kannte und verstand. Alle zwei Wochen sonntags machte Rob sich in aller Herrgottsfrühe auf den Weg zu seiner Mutter. Sie war Näherin und unverheiratet. Die kleine Kate, in der sie lebte, war immer hübsch für den Jungen vorbereitet, wenn er kam, und bis zum Ende seines Lebens erinnerte sich Rob daran, wie es sich angefühlt hatte, nach Hause zur Mutter zu kommen und dort ganz von Liebe umgeben zu sein.

Bis zu jenem Tag, an dem nichts für ihn vorbereitet gewesen war, weil seine Mutter im Sterben lag. Zu diesem Zeitpunkt war er acht Jahre alt. Die dunkle Stube, die still umherhuschenden Nachbarsweiber und die hoch fiebernde Frau, die fast schon nicht mehr wie seine Mutter aussah, waren so erschreckend, dass ihm die unausweichlichen Folgen dieser Szene erst dann so recht bewusst wurden, als der Sarg mit dem Körper der noch jungen Frau wenige Tage später in die Friedhofserde gesenkt wurde.

Der Pfarrer, ein ernster Mann in den Dreißigern, ließ es sich nicht nehmen, den Jungen nach der Beerdigung auf seinem Weg zurück zu seinem Arbeitgeber zu begleiten.

»Ich kann auch allein gehen«, sagte Rob. Er sprach, um den sich in ihm aufbäumenden Schmerz zu zähmen, anzuleinen und unter Kontrolle zu halten.

»Ich weiß«, sagte der Pfarrer. »Aber ich trage für dich die Verantwortung. Weißt du, was Verantwortung ist?«

Der Junge zögerte kurz und runzelte die Stirn. »Das ist, wenn man etwas tut, ohne dass einen jemand daran erinnern muss.«

»Ja, das ist richtig«, lobte der Pfarrer. Bei sich dachte er, wie schade es für den gescheiten kleinen Burschen war, dass er nie zur Schule gehen würde. Der Vater des Jungen war unbekannt – womöglich war er ein intelligenter Mann gewesen und hatte dem Jungen, wenn auch nichts anderes, so doch seinen Verstand vererbt. Aber wie die Dinge lagen, war der Knabe bei der Arbeit auf dem Gestüt gut aufgehoben, und mehr konnte man letztlich für einen mutterlosen Bastard nicht erhoffen.

»Ich trage die Verantwortung, dass du ein festes Zuhause bekommst. Ich werde mit Mr. Brook sprechen und dafür sorgen, dass du dauerhaft bei ihm bleiben und arbeiten kannst.«

Der Junge nickte. Er sah sich um und wurde sich bewusst, dass er diesen Weg nun zum letzten Mal ging, dass er nie wieder zurück in Mutters Kate kommen würde. Die Wahrheit war zu groß für einen kleinen Jungen, aber er setzte weiter Schritt vor Schritt, denn etwas anderes blieb ihm nicht, und er wusste, dass es einen Weg zurück nicht geben würde.

Mr. Brook hatte bereits davon gehört, dass sein jüngster Stallbursche nun Waise geworden war. Als er den Jungen in Begleitung des Geistlichen auf den Hof treten sah, kam er ihnen entgegen und bat beide ins Haus, in sein Arbeitszimmer – ein Ort, an dem Rob bisher noch nie gewesen war und den er auch jetzt nicht wahrnahm, weil sein Blick auf den Boden gerichtet war.

Der Pfarrer brachte sein Anliegen vor. Mr. Brook nickte. Die konventionellen Formeln einer Beileidsbekundung lagen ihm auf der Zunge, aber dann schienen sie ihm doch unangemessen für den jungen Stallburschen.

»Rob, du hast hier ein Zuhause. Das weißt du, nicht wahr? Es tut mir sehr leid, sehr leid. Du wirst hier immer ein Dach über dem Kopf haben, in Ordnung?«

Der Junge antwortete nicht. Die Tränen, die er auf dem Weg mit dem Pfarrer die ganze Zeit zurückgehalten hatte, wollten nicht länger in ihrer Befriedung bleiben, er spürte, dass sie gleich wie ein Sturzbach im Frühling hervorbrechen und den vornehmen Teppich überfluten würden. Ein- oder zweimal setzte er an, etwas zu sagen. Dann wusste er sich nicht mehr zu helfen, machte auf dem Absatz kehrt und rannte hinaus.

Mr. Brook und der Pfarrer sahen sich an. »Armer Junge«, bemerkte Mr. Brook schließlich knapp, aber nicht ohne Mitgefühl.

»Sie haben gewiss Nachsicht mit ihm«, antwortete der Pfarrer, »schließlich ist die Mutter erst gerade …«

»Schon gut, selbstredend habe ich Nachsicht«, unterbrach ihn Mr. Brook ungeduldig. »Wir werden uns hier schon um ihn kümmern. Er hat Kost und Logis, und er wird genug lernen, um sich selbst durchzubringen. Er war, soweit ich das mitbekommen habe, immer tüchtig und willig, und er wird schon seinen Weg machen, wenn er die erste Trauer überwunden hat.«

Der Pfarrer nickte, froh, dass er sich um die Zukunft zumindest dieses Waisen nicht weiter kümmern musste. Ja, der Junge würde irgendwie seinen Weg machen, dachte er erleichtert.

2

Der Hengst war dunkelbraun, so dunkel, dass ihn viele auf den ersten Blick für einen Rappen hielten. Doch wenn die Sonne auf sein Fell schien, schimmerte es rötlichbraun und hob sich klar vom Schwarz von Mähne und Schweif ab.

Der Hengst war wunderschön. Er war auf die Welt gekommen, als Rob schon mehr als zehn Jahre auf dem Gestüt gearbeitet hatte. Rob, der praktisch im Stall lebte und auch bei der Geburt des Hengstes dabei gewesen war, kam mit dem äußerst temperamentvollen, gleichzeitig eigenwilligen und lernfreudigen Pferd besser zurecht als irgendjemand sonst. Er verfügte über jene Art von stiller Selbstsicherheit, die manche Menschen entwickeln, wenn sie viel mit Pferden umgehen, und die aus dem Begreifen rührt, dass man ein Tier, das viel stärker ist als man selbst, doch mit ruhiger Hand lenken und leiten kann. Mr. Brook, der unter Pferden wie Menschen auch die sah, die sich im Hintergrund hielten, hatte das Vertrauen zwischen dem heißblütigen jungen Pferd und dem stillen jungen Burschen bemerkt und sich, nach kurzer Abwägung wie immer seinem Instinkt folgend, entschieden, dass Rob den Hengst einreiten sollte, als die Zeit dafür gekommen war.

Für Rob war das eine Freude, Ehre und Herausforderung zugleich. Aber der Auftrag hatte nicht nur Vorteile für ihn. Mit der neuen Aufgabe stieg er in der Hierarchie des Stalls – was nicht sein Ehrgeiz gewesen war. Er hatte schon lange, ohne sich diesen Gedanken je klar vor Augen zu halten, festgestellt, dass es oft besser war, nicht klüger oder tüchtiger zu wirken als andere. Nachdem er lange Zeit der unbedeutendste Teil des Stallbetriebs gewesen war, bemerkte nun der eine oder andere, dass aus dem stillen, schmalen Kind ein junger Mann geworden war, der sich all das, was er über Pferde, das Gestüt und die angeschlossene Landwirtschaft gesehen hatte, gemerkt und es begriffen hatte. Er war noch immer schmal, die dichten dunklen Haare, etwas heller als das Fell des Hengstes, trug er im Nacken zusammengebunden, aber seine Bewegungen waren insbesondere im Umgang mit den Pferden sicher und fest geworden, und seine ruhige Präsenz hatte ganz eindeutig einen guten Einfluss auf das kostbare Tier, das Mr. Brook ihm anvertraut hatte.

Ein Dorn im Auge war er nun insbesondere John Langster, einem der Bereiter des Gestüts. John ging schon auf die Vierzig zu, ein nicht allzu großer, aber kräftiger Mann, der dazu neigte, mit Menschen wesentlich gröber umzugehen als mit Tieren. Wann immer er Rob über den Weg lief, verspürte er nun das Bedürfnis, dem Jüngeren klarzumachen, dass er in der Hackordnung des Gestüts weit unter ihm stand, eigentlich noch unter den Pferden, nicht mehr als eben ein Stallbursche. Dann und wann hatte er Rob bereits mit der Reitpeitsche eins übergezogen, wenn dieser nach Johns Meinung etwas falsch gemacht oder sich sonst wie unangemessen verhalten hatte.

Rob wehrte sich nicht gegen diese Übergriffe, die üble rote Striemen auf seinem Rücken oder seinen Armen hinterließen. Er kannte seinen Platz, und es kam ihm nicht in den Sinn, Langsters Stellung anzugreifen oder infrage zu stellen. Er ging ihm stattdessen aus dem Weg, unterstützt von Smithee, der zwar als Knecht ebenfalls dem Bereiter nicht die Stirn bieten konnte, aber alles dafür tat, seinen Schützling aus dessen Schusslinie zu halten.

Smithee hatte Rob in den letzten bald fünfzehn Jahren alles beigebracht, was er über Pferde wusste. Er hatte ihm auch Lesen und Schreiben beigebracht, und Rechnen, soweit er es selbst konnte. Er hatte ihn in die Kirche mitgenommen, wann immer dafür Zeit geblieben war, hatte ihm die Nutzpflanzen gezeigt und ihn gelehrt, wie die fremden Länder hießen, warum es den Prinzregenten gab und was immer ihm noch in den Sinn gekommen war. Viel war es nicht gewesen, er wäre selbst der Erste, das einzugestehen. Aber er hatte getan, was er konnte.

Neben der Arbeit mit dem Hengst, die Rob mit größter Gewissenhaftigkeit und Freude ausführte, blieben ihm noch die weniger aufreibenden Tätigkeiten im Gestüt. Er hatte sich um die Stuten und Jungtiere zu kümmern, fütterte und bewegte sie und hielt deren Ställe sauber.

So kam es, dass er sich in der Box einer der Stuten befand, als sich an einem Tag im Mai die Vordertür des Stalls besonders schwungvoll öffnete und Mr. Brook eintrat.

»… ein kohlschwarzes Fohlen, ich denke, es wird wieder ein Schimmel werden, bildhübsch, du wirst es entzückend finden!«, schloss er gerade eine längere Rede, und Rob blickte auf. Im Klang der Stimme seines Herrn lag ein Schwung, eine Begeisterung, die sonst nicht vorhanden war und die ganz offensichtlich nicht dem Fohlen galt, sondern der jungen Dame, die an seiner Seite in den Stall getreten war. Richtig, fiel Rob ein, gestern war die jüngere Miss Brook nach Hause gekommen. Dann hielt er inne und dachte für einen Moment gar nichts mehr.

Miss Sarah Brook war vier Jahre lang in einem Internat gewesen, nur von kurzen Besuchen zu Weihnachten und zu anderen hohen Angelegenheiten unterbrochen. Rob kannte sie natürlich. In seiner Erinnerung war sie immer ein Kind gewesen, ein paar Jahre jünger als er, weitab seiner Welt und seiner Gedanken. Nun betrat sie zum ersten Mal seit langer Zeit wieder die Stallungen ihres Vaters, und die helle Freude an den Pferden, der Heimkehr und der Welt an sich umgab sie wie der Schein einer Laterne. Mit strahlenden Augen blickte sie sich um, mit einem juchzenden Lachen begrüßte sie das Fohlen und die anderen Tiere, mit behänden Schritten ging sie von einer Box zur nächsten, sich dabei immer wieder dem Vater zuwendend, der ihr bald hier, bald dort etwas zeigen oder erzählen musste.

Auf Rob achtete niemand. Er war im Schatten des Verschlags stehen geblieben, ohne sich zu rühren, und blieb dort, bis Miss Brook und ihr Vater sich von den Fohlen abwandten, um weiter in den nächsten Teil des Stalls zu gehen. Erst dann nahm er langsam wieder seine Arbeit auf. Er wusste selbst nicht, was es war – aber er empfand, dass etwas Außerordentliches geschehen war. Ihm kam es vor, als hätte die ganze Welt einen Schritt zur Seite gemacht und sich einer anderen Sonne zugewandt. Seine Aufgaben erledigte er den Rest des Tages langsam, wie im Traum, als bewegte er seine Arme und Beine durch Wasser. Und doch war ihm, als wäre er heute zum ersten Mal in seinem Leben wirklich aufgewacht.

Miss Sarah Brook war eine temperamentvolle junge Dame. Die Jahre auf dem Internat hatten ihre Manieren geschliffen, ihre Bildung abgerundet und sie gelehrt, ihr Äußeres der Mode und dem Auge gefällig zu machen. Auch ohne dies war sie ein ausgesprochen hübsches Mädchen, mit braunen Augen und braunem Haar und ebenmäßigen Gesichtszügen. Das Besondere an ihr lag verborgen unter all diesen Dingen, die im Allgemeinen eine hübsche junge Dame ausmachen. Der Wunsch, in vollen Zügen zu leben, die Welt zu sehen und zu genießen, vom sanften Duft einer Blume bis zur mitreißenden Kraft eines Sturms, steckte tief in ihr. Es war dieser Antrieb, der ihre Augen stets leuchten ließ und ihr Gesicht zum laufenden Abbild ihrer Gefühle machte. Sie trug das Herz auf der Zunge – und wenn sie damit dann und wann andere zum Lachen oder zum Schmunzeln brachte, so lachte sie mit und war auch deswegen zu einer sehr beliebten Person innerhalb ihrer Schule geworden. In den Mittelpunkt drängte sie sich nicht. Auch wenn sie die Schwätzchen im Kreis der Freundinnen sehr genoss, waren ihre Lieblingsorte stets draußen, außerhalb der Internatsgebäude gewesen, und für die Spaziergänge und Ausritte brauchte sie keine große Gesellschaft.

Wenn man ihren Charakter betrachtete, überraschte es nicht, dass Sarah von dem Hengst sehr angetan war. Mehr als jedes andere Tier im Stall zeigte dieser die schiere, ungestüme Kraft des Lebens. Seine Schönheit tat ein Übriges: Sarah war hingerissen. Von dem bewundernden Blick auf die kraftvollen Bewegungen zu dem Wunsch, auf diesem Tier einmal über die Wiesen zu galoppieren, war es nur ein Wimpernschlag.

Sarah war eine gute Reiterin. Als Tochter eines Gestüts war sie mit vier Jahren zum ersten Mal im Sattel gesessen. Als Kind hatte sie mehrere Pferde besessen, angefangen von einigen New-Forest-Ponys, die Mr. Brook eigens für seine Kinder angeschafft hatte, bis hin zu der Grauschimmelstute, die sie vor ihrer Abreise ins Internat geritten und nur schweren Herzens zurückgelassen hatte. Auch in der Schule hatte es Pferde gegeben, und sie hatte zu den fleißigsten Reiterinnen dort gehört – wenngleich der Schulalltag meist nur kurze Stunden auf der Reitbahn zugelassen hatte und keine längeren Ausflüge zu Pferd.

An den ersten Tagen nach ihrer Rückkehr ritt sie mit ihrer alten Stute aus, in Begleitung ihres Vaters oder ihres einige Jahre älteren Bruders. Dieser freute sich fast ebenso wie der Vater über die Heimkehr der Schwester. Dennoch sah er sich verpflichtet, sie bei einem dieser Ausritte darauf anzusprechen, wie er sich ihre Zukunft vorstellte.

»Du bist jetzt achtzehn, Sarah, das ist die beste Zeit, um sich zu verloben! Glaub mir«, fügte er etwas altklug hinzu, »junge Damen stehen mit achtzehn Jahren im Zenit ihres Aussehens und können darum zu dieser Zeit die besten Partien machen. Denk an Janet!« Janet, die ältere Schwester, hatte vor drei Jahren den wohlhabenden Mr. Frey geheiratet und schien in dieser Position durchaus zufrieden zu sein.

Sarah lachte fröhlich. »Lass mich raten: Du hast schon eine Liste gemacht von Herren, die infrage kommen?«

»Eine Liste nicht – aber zumindest habe ich mir Gedanken gemacht, insbesondere natürlich über meine Freunde und Bekannten –, nicht zu allen würde ich dir raten, aber ein paar solltest du doch kennenlernen.«

»Und dann lädst du sie hierher ein, und ich darf sie betrachten? Wie bei einem Pferdemarkt?«

»Pfui, solche Dinge solltest du nicht sagen, auch nicht im Scherz!«, rügte Jack sie, obwohl er sich dabei selbst das Lachen verkneifen musste. So manche Tanzveranstaltung, der er beigewohnt hatte, hatte ihn tatsächlich an einen Jahrmarkt erinnert, bei dem begehrenswerte Junggesellen oder hübsche Erbinnen wie englische Vollblüter begutachtet und bewertet wurden. Nur hätte er sich lieber die Zunge abgebissen, als diesen Gedanken zu äußern.

Sarah lächelte ihm versöhnlich zu. »Lass mich doch wenigstens erst einmal ankommen, liebster Bruder. Ich weiß, du meinst es gut. Aber ein bisschen Zeit habe ich doch noch, oder? So schnell wird mein Äußeres nicht verfallen. Wenn du über den Sommer den einen oder anderen deiner Freunde einladen willst, werde ich mich freuen. Und Mama gewiss auch. Aber ein paar freie Tage darfst du mir noch gönnen!«

»Wenn du vor meinen Freunden so unbedacht plapperst, schäme ich mich in Grund und Boden«, bemerkte er spitz.

»Mach dir keine Sorgen. Sie haben mir im Internat durchaus beigebracht, wie man sich gegenüber jungen Herren zu benehmen hat. Ist das Wetter nicht entzückend heute? Welch ein entzückender Tag! Gestern regnete es, das war nicht ganz so entzückend, aber morgen soll es wieder entzückend werden.«

»Für dich finden wir nie einen Mann, die ergreifen alle die Flucht!«, spottete der Bruder, und nachdem sie damit dieses ernsthafte Thema abgehandelt hatten, galoppierten sie beide fast gleichzeitig los, in die Rollen ihrer gemeinsamen Kindheit zurückfallend, in der es noch keine Heiratsangelegenheiten gegeben hatte.

Wenige Tage später betrat Sarah alleine den Stall. Vater und Bruder waren mit der Landwirtschaft beschäftigt, aber der Tag war zu schön, als dass es sie im Haus gehalten hätte. Sie wollte alleine ausreiten. Und sie wollte ihren Plan in die Tat umsetzen, den Hengst zu reiten. Womöglich hätte ihr Vater etwas dagegen gehabt, aber bevor er ein Veto einlegen konnte, verzichtete sie einfach gleich darauf, ihn zu fragen – das enthob sie davon, sich über ein etwaiges Verbot hinwegsetzen zu müssen.

Miss Sarah war ohne Zweifel eine junge Dame, die ihren eigenen Willen hatte.

Mit leichten Schritten trat sie an den Hengst heran, der auf dem Sattelplatz angebunden stand und gestriegelt wurde, und bat energisch: »Satteln Sie ihn bitte, ich möchte ausreiten.«

Rob zögerte. Wann immer Miss Sarah in seiner Nähe war oder gar, wie jetzt, das Wort an ihn richtete, fühlte er sich verwirrt, und seine Atmung wurde rasch, als wäre er sehr schnell gelaufen. Aber jetzt musste er etwas sagen. Er hatte Sarah inzwischen einige Male beim Reiten zugesehen – von Weitem, halb im Traum – und wusste, dass sie sicher zu Pferd saß. Aber der Hengst war heute schlecht gelaunt. Er trat von einem Bein aufs andere, seine Ohren waren angelegt. Rob selbst wäre heute lieber mit dem Pferd in der Reitbahn geblieben, anstatt mit ihm auszureiten.

»Mit Verlaub, Miss Brook, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Er hat heute einen schlechten Tag, kann gut sein, dass er schwer zu halten ist oder Sie abwerfen will. Soll ich nicht lieber …«

Sarahs Augen lagen auf dem Tier, sie hörte kaum zu. »Na, wir werden schon zurechtkommen!«

Der Stallbursche nickte. Er klopfte rasch Striegel und Bürste aus und ging dann, um Sattel und Zaumzeug zu holen, während Sarah näher an das Pferd herantrat und es begrüßte. Als das Tier bereit war, half Rob der jungen Dame in den Sattel. Es drängte ihn, noch eine Warnung auszusprechen, aber ihm fielen keine passenden Worte ein. Die würden sie ohnehin nicht bewegen können, auf den Ausritt zu verzichten, also konnte er es ebenso gut bleiben lassen. Der Hengst fiel sofort in einen nervösen Trab, dem sich seine Reiterin konzentriert und mit blitzenden Augen anpasste. Vielleicht würde ja alles gut gehen. Doch Robs schlechte Vorahnung blieb bestehen. Kaum hatten die beiden den Hof verlassen, gab er kurzentschlossen der Sorge nach und sattelte rasch ein anderes Pferd, um der Tochter seines Herrn zu folgen.

Sarah war dem Rittweg über die Wiesen in Richtung Wald gefolgt. Sie mochte manchmal unbedacht handeln, aber dumm war sie nicht. Sie hatte rasch gemerkt, dass sich der Hengst, der seine Reiterin nicht kannte und ohnehin nervös war, nur schwer zügeln ließ. Der Weg über die Wiesen war ungefährlich – falls der Hengst ihr hier durchgehen würde, könnte sie ihn einfach laufen lassen und müsste nur versuchen, sich im Sattel zu halten. Spätestens am Waldrand müsste er jedenfalls langsamer werden.

Doch sie hatte nicht mit der Dickköpfigkeit und dem Stolz des Tieres gerechnet. Anstatt im Galopp durchzugehen, wie sie es befürchtet und womit sie aber gerechnet hatte, versuchte es trickreich, sie abzuwerfen. Erst blieb es ruckartig stehen, dann begann es zu buckeln, galoppierte ein Stück und buckelte wieder – kurz, es tat alles, um seine Reiterin loszuwerden.

Der Hengst war kraftvoll und ausdauernd. Sarah spürte seine überlegene Stärke und war sich nicht sicher, wie lange sie sich bei diesem Spiel würde halten können. Sie versuchte, ihr Pferd zu stoppen, um auf normalem Wege abzusteigen, aber auch das gelang ihr nicht. In diesem Moment stürmte der Hengst wieder los, und es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich am Sattel festzuhalten. Die Taktik des Pferdes, immer wieder ruckartig stehen zu bleiben, trieb Sarah den Schweiß auf die Stirn.

Trotz der Geschwindigkeit des Pferdes gelang es Rob Marsham, die beiden einzuholen. Der Hengst hörte oder spürte das nahende andere Pferd. Er stieg einmal und stürmte dann weiter. Doch Rob war bereits auf seiner Höhe angelangt. Er lenkte sein eigenes Reittier nah an den Hengst, rief ihm einige beruhigende Laute zu und drängte ihn dann, eine Kurve zu machen.

Sarah verstand das Manöver. Hatte man ein durchgehendes Pferd erst einmal auf eine enger werdende Kreisbahn gelenkt, würde es irgendwann langsamer werden. So gut es ging, unterstützte sie den Plan, indem sie die Zügel wieder aufnahm und den Hengst ihrerseits in die Kurve lenkte. Gemeinsam gelang es ihnen, beide Tiere nach einer engen Kurve zum Schritt und schließlich zum Stehen zu bringen.

Der Hengst schnaubte laut und warf den Kopf einige Male auf und ab. Das habt ihr nun davon, schien er zu sagen, dass ihr mich gegen meinen Willen mit diesem fremden Mädchen ins Gelände schickt!

Rob sprang vom Pferd und griff in die Zügel. Sarah schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Ihr Gesicht war gerötet, ihr Haar zerzaust, und ihre Hände zitterten vor Schreck und Anstrengung. Sie fürchtete, dass ihre Knie nachgeben würden, wenn sie jetzt vom Pferd glitt. Also blieb sie sitzen und bemühte sich, ihren Atem und Herzschlag wieder zu beruhigen.

»Ich danke Ihnen«, sagte sie schließlich, als sie wieder Luft zum Reden hatte. »Sie haben mich gewarnt, und ich habe nicht auf Sie gehört. Danke.« Vom Pferd hinunter schenkte sie ihm ein etwas ungelenkes, aber umso herzlicheres Lächeln.

»Bin froh, dass ich helfen konnte«, murmelte Rob, plötzlich verlegen. Seine Gedanken waren nur darauf gerichtet gewesen, Pferd und Reiterin vor Verletzungen zu bewahren. Dass er Sarah nun auf einmal so nahe war und sie direkt auf ihn herabsah, brachte ihn einigermaßen aus der Fassung. »Ich führe die Pferde zurück, wenn’s recht ist.«

»Das ist eine gute Idee«, meinte Sarah erleichtert. Tatsächlich war der Hengst nun, da Rob ihn am Zügel hielt, auf einmal ganz friedlich. Er spitzte die Ohren, blickte in alle Richtungen, und als Rob losging, trug er seine Reiterin so sanft, als wäre nichts passiert.

»Herrje, er hat wirklich Temperament«, lachte Sarah, deren Angst vollkommen abgeklungen war und die sich bereits über ihr Abenteuer amüsierte. »Ob ich es wohl lernen kann, auch mit ihm zurechtzukommen?«

»Das können Sie ganz gewiss«, meinte Rob zuversichtlich. »Sie sollten vielleicht auf dem Reitplatz anfangen, dann können Sie seine Launen bald einschätzen, da bin ich mir sicher.« Ihre gute Laune und der Umstand, dass sie ihm vom Pferd herab nicht ins Gesicht sehen konnte, entspannten ihn. Wie angenehm es war, so neben ihr her zu gehen und mit ihr über das Reiten zu plaudern. Auch Sarah fühlte sich ungewöhnlich fröhlich. Der Weg zurück zum Gehöft verging für sie beide wie im Flug.

Doch der Ausflug sollte noch unangenehm enden. Als sie in den Hof kamen, trafen sie auf John Langster, der die kleine Reitgesellschaft mit finsteren Blicken musterte. »Ist Ihnen was passiert, Miss Brook?«, fragte er unterwürfig. »Alles gut mit dem Hengst?«

»Alles bestens«, antwortete Sarah munter, unwissend, dass Langster nur auf eine Gelegenheit wartete, um Rob zu rügen oder zu strafen. »Er war nur ein bisschen temperamentvoll. Aber Rob hier hat uns sicher zurückgebracht.«

»Dann ist’s gut«, antwortete der Bereiter, nahm Rob die Zügel des Hengstes aus der Hand und half ihr beim Absteigen. Sarah klopfte dem Pferd lobend den Hals, nickte den beiden Männern zu und ging in Richtung Haus. Sie wollte sich frisch machen, bevor sich ihre Eltern zum Tee einfinden würden. Kurz vor dem Haus hielt sie jedoch inne. Am besten wäre es, wenn sie gleich Bescheid gäbe, dass sie den Hengst morgen wieder reiten wollte. Sie lief mit raschem Schritt wieder in den Hof und blieb dann erschrocken stehen.

Langster holte mit seiner Reitpeitsche aus und zog Rob, der gerade den Sattel forttrug, einen knallenden Schlag schräg über den Rücken. »Lernst du’s nie? Sie einfach so ausreiten zu lassen – wenn sie sich verletzt hätte, du Idiot!« Ein zweites Mal zischte die Peitsche, dann stolperte Rob in die Sattelkammer, und Langster ließ die Peitsche auf den Boden fallen. Er hielt noch den Hengst am Halfter, den das laute Geräusch ebenso erschreckt hatte wie Sarah.

Diese floh zurück zum Haus. Rob hatte nur einen unterdrückten Laut von sich gegeben, aber sie war sich sicher, dass ihn die Hiebe schmerzhaft getroffen hatten und dass sie selbst schuld an dieser Züchtigung war. Das hatte sie wahrhaftig nicht gewollt.

Am nächsten Tag regnete es, und Sarah nutzte die Gelegenheit, um – diesmal mit der Erlaubnis und unter den Augen ihres Vaters – den Hengst in der Halle zu reiten. Dies gelang so gut, dass sie am Tag darauf darum bat, einmal mit dem lebhaften Tier ins Gelände gehen zu dürfen, begleitet von Rob Marsham, der ihr beistehen könne, falls sie mit dem Hengst nicht zurechtkomme.

Das Maiwetter hatte schon wieder gewechselt, der Tag war warm und sonnig. Sarah hatte ihre eigenen Pläne bei dem Ausritt. Nach einem angenehmen Galopp über die blühenden Wiesen, bei dem Rob stets einige Meter hinter ihr blieb, hielt sie an einem kleinen Wasserlauf an und glitt aus dem Sattel, um den Hengst trinken zu lassen. Rob stieg ebenfalls ab und schlang die Zügel seines Pferdes um einen Ast.

»Es tut mir sehr leid wegen des Vorfalls vorgestern – das mit Langster«, begann Sarah.

»Ist schon gut«, murmelte Rob. Es war ihm unangenehm, darüber zu sprechen, unangenehm, dass Sarah überhaupt von dem Nachspiel wusste.

»Ich hoffe, er hat Sie nicht schlimm verletzt«, fuhr Sarah in ihrer direkten Art fort.

»Nein, schon gut«, wiederholte Rob mit fester Stimme.

»Zeigen Sie mir die Wunde!«, bat Sarah zu ihrer eigenen Überraschung. Eine Mischung aus Neugier, Mitgefühl und schlechtem Gewissen hatte ihr den Gedanken eingegeben.

Ungläubig schüttelte Rob den Kopf. »Nein, Miss!«

Nun war Sarahs Dickköpfigkeit geweckt. »Ziehen Sie Ihr Hemd aus«, befahl sie streng, ganz Tochter des Gutsherrn.

Rob hob die Augenbrauen, aber er gehorchte, drehte ihr den Rücken zu und streifte das Hemd über den Kopf. Er spürte ihren Blick in seinem Rücken.

Sarah sah die zwei langen roten Striemen, die die Peitsche auf der hellen Haut hinterlassen hatten. Wie von einem Magneten angezogen trat sie einen Schritt vor und berührte die Schulter, einige Zentimeter neben dem roten Streifen. Kaum selbst wissend, was sie tat, fuhr sie langsam mit ihrer Hand den Rücken hinunter, dem Streifen mit etwas Abstand folgend.

Die Berührung überraschte Rob so sehr, dass es vorwiegend Schrecken war, was er empfand. Als die Hand die untere Hälfte seines Rückens erreichte, griff er nach ihr und hielt sie fest. »Machen Sie das nie wieder«, sagte er sehr leise und ohne Atem.

Sarah machte ihre Hand los und tat einen Schritt zurück. »Ich habe keine Angst vor Ihnen«, bemerkte sie.

Rob musste lächeln. »Das müssen Sie auch nicht«, sagte er, wie neulich auf einmal wieder gut gelaunt. »Sie …« – er suchte kurz nach den richtigen Worten – »Sie fordern nur meine Selbstbeherrschung heraus.«

Sarah war es plötzlich unangenehm, dass sie ihm zu nahegetreten war. »Nun gut, vergessen Sie das eben!«, meinte sie.

»Wie könnte ich!« Rob drehte sich um, um den Ausdruck ihres Gesichts zu deuten. Sie war rot geworden. »Darf ich mein Hemd wieder anziehen?« fragte er freundlich.

Sie nickte und wandte sich eilig den Pferden zu. Schweigend ritten sie wieder zurück. Sie gab dem Hengst die Sporen, und Rob fürchtete schon, sie könnte ihm zürnen, ohne dass er so recht wusste, warum – doch mitten im Galopp wandte sie sich um und zeigte ihm ihr strahlendes Gesicht. Ihre Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, hatte schon wieder gesiegt, und mit einem unbenannten Gefühl des Glücks kehrten beide zum Hof zurück.

Nach diesem Vorfall begannen sich Robs Tage um Sarah zu drehen. Dies geschah ganz unwillkürlich. Er begann mit seiner Arbeit früh wie immer. Sobald aber damit zu rechnen war, dass die Herrschaft ihr Frühstück beendet hatte, empfand er Unruhe. Ohne es zu wollen lauschte er, ob nicht leichte Schritte über den Hof liefen. Alle Augenblicke wandte er seinen Kopf in Richtung des Wohnhauses, ob sich dort nicht eine Tür öffnete.

Worauf genau er wartete, wenn er so wartete, hätte er selbst nicht sagen können. Wenn sie kam, grüßte sie ihn freundlich. Manchmal meinte er, einen Blick zu spüren oder eine feine Röte auf ihrem Gesicht zu erkennen, die darauf hindeuteten, dass sie sich an das merkwürdige Gespräch bei ihrem Ausritt erinnerte. Dieser Gruß war einer der Höhepunkte des Tages. Noch großartiger war es nur, wenn sie reiten wollte und er ihr aufs Pferd half. Für einen kleinen Moment war er ihr dann ganz nah, ihr Rock streifte seinen Arm, ihr Stiefel berührte seine Hände, und dieser Moment ließ ihn stets verwirrt und atemlos zurück.

An den Abenden, wenn es im Stall ruhig wurde, zogen die kurzen Momente vor seinem inneren Auge vorbei, sie wurden erinnert und wieder erinnert, nach einem unbekannten System bewertet und dann in seinem Herzen verschlossen. Niemals kam es ihm in den Sinn, sie darauf anzusprechen.

Nicht lange danach machte Jack Brook seine Ankündigung wahr: Er lud einen seiner Londoner Bekannten auf das Gestüt ein. Für Sir Roderick Henslow sprachen in erster Linie zwei Dinge: Das eine war ganz offensichtlich sein Adelstitel, der ihn gesellschaftlich über den Landadel und damit über die Familie Brook stellte. Das andere war ein überaus schmucker Schnurrbart, der – wie Jack es beobachtet hatte – bei der Londoner Damenwelt stets Anklang fand. Diese beiden Faktoren gaben den Ausschlag, dass Jack ihn zu einigen Tagen auf dem Land einlud, obwohl die beiden ansonsten keine enge Freundschaft verband.

»Er ist ein vornehmer und adliger Herr«, belehrte er seine Schwester. »Falls ihr euch sympathisch seid, könntest du ihn in Erwägung ziehen.«

»Gleich den Ersten?«, neckte Sarah. »Ich dachte, du hättest eine ganze Liste für mich.«

»Die Liste entstammt deiner Fantasie, liebe Schwester«, entgegnete Jack. »Sei nur nicht zu übermütig – vielleicht gefällt er dir ja wirklich!«

Diese Hoffnung hegte zweifelsohne auch Mrs. Brook. Dass ihre jüngste und hübscheste Tochter eine gute Partie machen würde, stand für sie außer Zweifel. Ein Adelstitel war für sie in Reichweite – ihr gutes Aussehen und eine ansehnliche Mitgift eröffneten viele Chancen. Das ganze Haus bereitete sich auf den Gast vor. Womöglich war er der erste in einer ganzen Reihe von Anwärtern, den das Haus empfangen würde – aber vielleicht würde ja auch schon dieser Kandidat das Rennen machen.

Sir Roderick wurde also mit angemessener Festlichkeit empfangen. Er war in der Tat ein gut aussehender Mann, wie auch Sarah auf den ersten Blick bemerkte. Er war Mitte zwanzig – also noch jung für den Heiratsmarkt – blond und kräftig gebaut, ohne dick zu sein. Doch ebenfalls bereits auf den ersten Blick bemerkte sie, dass der junge Mann sehr von sich überzeugt war. Offenbar ging er davon aus, dass er nicht nur die Höflichkeit, sondern geradezu die Verehrung einer jungen Dame aus dem Landadel ohne weitere Mühen verdient hätte. Kurz gesagt: Sarah fand seine Gesellschaft bereits nach einem Abend herzlich langweilig.

Sir Roderick fuchste dieser Umstand ungemein. Da war dieses hübsche junge Mädchen, dessen Bruder ihn aus leicht zu durchschauenden Gründen eingeladen hatte, und sie bemühte sich nicht im Geringsten um seine Gunst. Gleich ob er nun zu dem Schluss käme, ihr tatsächlich einen Antrag zu machen oder nicht – zumindest den Wunsch danach wollte er in ihr wecken.

Eine gute Gelegenheit hierzu ergab sich bereits am zweiten Tag, als Mr. Brook dem Gast die edelsten Tiere des Gestüts vorführen ließ. Als der Hengst gezeigt wurde, sah Sir Roderick seine Gelegenheit gekommen, auf Sarah Eindruck zu machen, die mit ihrer Stute in der Reitbahn war.

»Ein herrliches Tier!«, rief er etwas lauter als nötig. »Gewiss nicht leicht zu reiten, bilde ich mir ein? Zu gerne möchte ich mit ihm einige Sprünge wagen. Sie erlauben doch, lieber Mr. Brook?«

Mr. Brook hob die Augenbrauen. »Sir, bei allem Respekt, ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Der Hengst ist noch nicht fertig ausgebildet, er kann ziemlich widerborstig sein.«

»Aber mein Bester! Vertrauen Sie mir, ich bin ein erfahrener Reiter und werde hier in der Reitbahn mit ihm fertigwerden.«

»Nun denn, wenn Sie’s versuchen wollen – an mir soll es nicht liegen«, lachte Mr. Brook friedfertig und gab sogleich Anweisung, den Hengst zu satteln.

Rob half Sir Roderick in den Sattel. Er hatte, ohne dass er weiter über die Gründe dafür nachgedacht hatte, eine Abneigung gegen ihn gefasst. Dass dieser Herr nun auch noch den Hengst reiten durfte, ärgerte ihn, auch wenn man ihm das nicht ansah. Doch vielleicht war es möglich, dass das Pferd, zu dem er eine solch enge Verbindung hatte, den Ärger spürte? Kaum saß Sir Roderick oben, legte es die Ohren an und machte einige kleine Sprünge, bevor es sich von seinem Reiter in die Bahn lenken ließ.

Sir Roderick hatte sich in den Kopf gesetzt, die Brooks und insbesondere Miss Brook zu beeindrucken. Zumindest hatte er nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit: Gespannt beobachtete Sarah die Szene von ihrem Pferd aus. Reiter und Ross umrundeten ein paarmal die Anlage, dann ließ Sir Roderick das Pferd in Galopp fallen und hielt auf die Hindernisse zu, die in der Mitte der Bahn aufgebaut waren. Über das erste setzte der Hengst mit einem gewaltigen Sprung, der für ein viel höheres Hindernis gereicht hätte. Der große Satz brachte den Reiter bereits einigermaßen aus dem Gleichgewicht, und er hatte sich kaum gefangen, als sie sich schon dem nächsten Hindernis näherten. Der Hengst stürmte darauf zu, sein Reiter machte sich auf einen weiteren großen Sprung gefasst – und fiel dann im hohen Bogen über den Hals des Pferdes, als dieses abrupt stoppte und vor dem Sprung stehen blieb.

Miss Sarah gelang es ausnahmsweise, ihr Lachen aus Mitleid zu unterdrücken. Welch peinliche Situation für ihren Verehrer! Nicht so ihr Vater, der laut und herzlich lachte, während er in die Bahn sprang, um dem Gast wieder auf die Beine zu helfen.

»Na, da haben Sie wohl entweder sich über- oder unseren Hengst unterschätzt!«, rief er fröhlich.

»Was für ein tückisches Biest!«, brummte Sir Roderick mit rotem Kopf und klopfte sich den Schmutz von den eleganten Reithosen. Rob hatte das geschmähte Tier inzwischen eingefangen, das den Kopf hoch hielt und mit den Ohren spielte.

»Rob, gehen Sie mit ihm einmal über die Hindernisse, bevor Sie ihn wieder in den Stall bringen, sonst springt er uns nie wieder!«, wies Mr. Brook ihn an und führte dann den vor sich hin schimpfenden Sir Roderick aus der Bahn. Rob stieg in den Sattel, ließ den Hengst eine Runde galoppieren und sprang dann mit ihm flüssig über beide Hürden, als wollten Ross und Reiter gleichermaßen zeigen, wie leicht dies war. Als er danach das Tier aus der Bahn führte, kreuzte sich sein Weg mit dem Sarahs, und kurz begegneten sich ihre Blicke. Beide tauschten in stummem Einverständnis ein amüsiertes Grinsen aus, bis sie vorbeigeritten war und er in einem seltenen Gefühl von Stolz wieder an seine Arbeit ging.

Den Samstagabend hatte Rob frei. Die Knechte gingen des Abends meist ins Dorf, wo sich im Gasthof Cider Musik und Unterhaltung boten. Aber Rob hatte sich vorgenommen, heute nachzudenken. Er war ein Stück weit über die Weiden gegangen und hatte sich dann an der Kuppe eines Hügels im Gras niedergelassen.

Die Sonne stand schon sehr tief über den Wäldern, die Gräser und Bäume dufteten. Er lehnte sich zurück, nach hinten auf die Arme gestützt, und ließ nun zum ersten Mal den Gedanken klar zu. Er war verliebt. Es gab daran nichts zu deuten, nichts zu ändern. Er hatte schon früher Tändeleien mit Mädchen im Dorf gehabt, aber dies war etwas anderes. Nicht nur, weil Sarah für ihn unerreichbar fern war und weit über ihm stand. Nein, vor allem, weil seine Gefühle andere waren. Sie hatte bereits in jenem Moment, in dem sie zum ersten Mal durch die Stalltür getreten war, an seinem Herzen gerührt, und die wenigen Begegnungen und Gespräche der letzten Wochen hatten diese Verliebtheit wachsen lassen. Jetzt empfand er sie wie eine Naturgewalt.

Eigentlich gab es nichts nachzudenken. Es gab nichts zu tun und nichts zu entscheiden, so wenig wie ein Mensch darüber entscheiden kann, ob ein Regen aufzieht oder die Sonne scheint. Er konnte das Gefühl nur annehmen und über sich ergehen lassen.

Eine Weile saß er ohne klare Gedanken da. Bruchstücke von Bildern aus der Vergangenheit zogen vor seinem inneren Auge vorbei. Sarah zu Pferde, wie sie über die Wiesen galoppierte. Die Berührung ihrer Hand auf seinem Rücken. Jener kurze Blickwechsel an der Reitbahn, als sie sich in einem Moment der Übereinstimmung im Stillen gemeinsam amüsiert hatten. Sein Herz war übervoll, wenn er daran dachte.

Seine Träumerei wurde unterbrochen, als er merkte, dass sich ihm jemand näherte. Er blickte sich um und sah ausgerechnet Sarah, die über die Wiese auf ihn zukam. O nein, dachte er. Nicht jetzt.

Als sie an ihn herantrat, sprang er auf.

»Guten Abend«, sagte Sarah. Es klang etwas verlegen.

»Guten Abend, Miss«, antwortete Rob höflich.

»Smithee sagte, Sie wären gewiss im Dorf. Aber das sind Sie nicht, Sie sitzen hier und bewundern den Sonnenuntergang«, meinte sie lächelnd.

»Ja«, antwortete er wortkarg.

Sie stellte sich neben ihn, nun auch in Richtung des tiefroten Himmels blickend.

»Ich habe endlich auch mal wieder einen freien Abend«, meinte sie scherzend.

»So? Ist Sir Roderick wieder abgereist?«

»Leider noch nicht – aber er macht mit meinem Bruder einen Besuch. Mama will sogar noch einen Tanzabend veranstalten! Dabei war spätestens nach diesem Auftritt auf der Reitbahn selbst meinem Bruder klar, dass Henslow keine geeignete Partie für mich ist.« Sarah lachte.

Auch Rob grinste nun. »Was Sie nicht sagen. Wo er doch so ein stolzer und adliger Herr ist.«

»Sagen Sie bloß, Sie hätten mir zu einer Ehe mit Sir Roderick geraten«, meinte Sarah, ein wenig herausfordernd.

Das Lachen erlosch in Robs Stimme, nur noch ein ernstes Lächeln blieb zurück. »Spielt wohl in dieser Sache keine Rolle, was ich denke«, murmelte er.

»Ich frage Sie aber.« Sarah blickte ihm ins Gesicht.

Rob holte tief Atem, dann flüchtete er sich in einen Scherz. »Heiraten Sie überhaupt nicht! Haben Sie Mitleid mit den armen Männern.«

»Oh, Sie sind frech!« Sarah wandte sich ab. Sie wusste selbst nicht, ob sie amüsiert oder verärgert war.

»Ich meine das nicht ernst. Das wissen Sie doch?« Robs Stimme klang besorgt. Sie war so jung und unschuldig, und er empfand Verantwortung für sie, den Wunsch, ihr zu sagen, was sie hören wollte, doch das stand außer Frage.

»Es ist aber ein ernstes Thema, und ich möchte Ihre wahre Meinung hören.«

»Meine wahre Meinung, die wär noch frecher«, sagte er sehr leise.

»Sagen Sie sie«, verlangte sie.

»Warum wollen Sie mich dazu zwingen, etwas zu sagen, was ich nicht sagen darf?« Er seufzte und fuhr fort: »Außerdem wissen Sie es doch schon.«

»Meine Fähigkeiten im Gedankenlesen lassen leider zu wünschen übrig«, antwortete sie spitz und wandte sich ein wenig von ihm ab.

»Miss Sarah«, setzte Rob an und suchte nach den richtigen Worten, »ich bin mir sicher, Sie wissen … Sie wissen, wie sehr ich Sie – bewundere.«

Sarah schwieg kurz, ihm wieder direkt in die Augen sehend. »Ist es das? Sie bewundern mich?«

Rob wand sich. »Es ist das Äußerste, was ich sagen kann. Ich dürfte nicht einmal hier neben Ihnen stehen!«

Eine kleine Ewigkeit standen sie sich gegenüber. Die Sonne war untergegangen, einen vielfarbigen Himmel über dem Wald zurücklassend. Der Wind strich sanft über das hohe Gras. Dann trat Sarah vor, hob den Kopf und legte einen Kuss auf seine Lippen.

Wie versteinert hatte Rob die Berührung hingenommen. Doch als sie ihre Lippen von den seinen löste, neigte er sich vor und gab ihr den Kuss zurück. Im nächsten Moment hielten sie sich eng umschlungen, überwältigt von der plötzlichen Nähe, umspielt vom Wind und von den Geräuschen der aufziehenden Nacht.

»Die Wahrheit ist«, bemerkte Rob, ihr Gespräch fortsetzend, sein Gesicht dicht vor dem ihren, »wenn es nach mir ginge, solltest du nie einen anderen Mann heiraten.« Sarah lächelte. Wieder trafen sich ihre Lippen. Diesmal küssten sie sich lange. Erst ein Geräusch in der Wiese ließ beide aufschrecken und auseinanderfahren. Es war nur eine der Katzen auf einem abendlichen Streifzug.

»Ich muss gehen«, murmelte sie und er nickte, obwohl es ihm beinahe Schmerzen bereitete, sie loszulassen. Sie schenkte ihm noch ein Lächeln, dann drehte sie sich um und lief über die Wiesen davon. Über den Wipfeln des Waldes ging gerade ein schmaler Mond auf. Er blieb stehen, bis sich die Dunkelheit gänzlich über das Land senkte und die Sterne zu leuchten begannen.

Als Sarah am nächsten Morgen in den Stall kam, wurde sie von einer Gruppe junger Leute begleitet. Jack und sein Gast waren zurückgekehrt und hatten einige andere Bekannte mitgebracht, die zu dem Tanzabend eingeladen waren. Aus den Augenwinkeln beobachtete Rob die Gruppe, die sich für einen gemeinsamen Ausritt bereit machte. Erst dachte er, Sarah hätte ihn gar nicht bemerkt, doch dann traf ihn ihr Blick direkt und unvermittelt, ihre Augen blitzten, und ein warmes Lächeln glitt kurz über ihr Antlitz, ganz anders als der nicht unaufrichtige, aber doch deutlich distanziertere freundliche Ausdruck, den sie gegenüber den Gästen aufgesetzt hatte. Allein dieser Blick genügte, sein Blut in Aufruhr zu versetzen, am ganzen Körper konnte er spüren, wie es floss und prickelte, als hätte es sich plötzlich in etwas anderes verwandelt, in Feuerwasser, in Glut, ihm fehlte das Wort, den Zustand zu beschreiben.

Doch wenn man verliebt ist, liegen Glück und Schmerz nahe beieinander. Sarah ritt im Grüppchen ihrer Begleiter davon. Die fröhlichen Stimmen und das Geklapper der Hufe entfernten sich rasch. Er sehnte sich danach, dass sie sich noch einmal nach ihm umdrehte, doch sie tat es nicht. Sein Blut erlosch wieder und ließ ein Gefühl lauwarmer Ungewissheit zurück.

An diesem Abend trieb Rob irgendetwas zum Gutshaus hin. Durch die Fenster drangen helles Licht und schwungvolle Musik. Es kam selten vor, dass die Brooks größere Gesellschaften gaben – genaugenommen war dies nicht mehr geschehen, seit vor drei Jahren Janet, die ältere Tochter, geheiratet hatte. Dass der eine oder andere Knecht oder eine Magd sich bei so einem Anlass in der Nähe des Hauses aufhielt, um der Musik zu lauschen und somit auch ungeladener Nutznießer dieser Veranstaltung wurde, war nicht ungewöhnlich und auch nicht ausdrücklich verboten. Selbstredend ließ man einen respektvollen Abstand und achtete darauf, sich nicht blicken zu lassen.

Im Schutz der Dunkelheit und des Ziergesträuchs schlich sich Rob näher an die großen Fenster heran. Es trieb ihn, einen Blick auf die Tänzer zu erhaschen. War es Sehnsucht, war es eine Art der Selbstquälerei, wie sie Verliebte bisweilen überfällt? Endlich gelang es ihm, eine Stelle zu finden, von der aus er an den Draperien vorbei ins Innere des Tanzsaals blicken konnte.

Zuerst sah er nur die vielen Lichter und die bunten, sich bewegenden Kleider. Er verstand nichts von diesen Tänzen, doch die Damen und Herren bewegten sich in Reihen, die im Rhythmus aufeinander zu und dann wieder voneinander weg glitten. Dann kreuzte sich ein Teil der Tänzer in der Mitte, einander wie zum Gruß kurz die Hände reichend.

Da war Sarah. Sie trug ein hellblaues Kleid aus einem glänzenden Stoff. Sehr kurze, reich gebauschte Ärmel gaben die schlanken Arme mit den hauchfeinen Handschuhen frei. Auch der Hals war zu sehen, darunter ein gerader, von kleinen Rüschen gesäumter Ausschnitt. Der Rock, der sich knapp unter der Brust und dem bestickten Blusenteil zu eleganten Falten weitete, endete ebenfalls in schönen Stickereien. Das braune Haar war mit frischen Blumen verziert und glänzte im Schein der Kerzen. Sie sah wunderschön aus.

Doch was ihn mehr als das ins Herz traf, war die Tatsache, dass sie glücklich wirkte. Ihre Augen strahlten, ihr ganzes Ich war in völliger Harmonie mit dem Augenblick. Er selbst hatte das Gefühl, nur in ihrer Gegenwart wahrhaft zu leben. Aber es gab nichts, was sie in diesem Moment gebraucht hätte, um vollständig zu sein. Sie gehörte hierher. Es war nicht recht, diese Harmonie zu stören.

Rob starrte dennoch weiter durch die Scheiben. Sarah drehte sich im Kreis mit den anderen Tänzern, manchmal verschwand sie aus seinem Blickfeld, dann erschien sie wieder. Die Musik endete, ein neuer Tanz begann, und endlich konnte er sich losreißen. Wie betäubt ging Rob zurück, und es war ihm gleichgültig, ob man ihn sah oder nicht. Ihm war, als hätte jener Traum, der sich kurz wahrer angefühlt hatte als das wahre Leben, jäh ein Ende gefunden.

Vor dem Stall saß Smithee und rauchte Pfeife. »Na, tanzen sie noch?«, fragte er. Rob murmelte ein Ja und wäre gerne rasch an ihm vorbeigegangen, aber der Alte wies neben sich und sagte: »Komm, setz dich zu mir.«

Rob ließ sich nieder und starrte in die Dunkelheit. Smithee war ihm Lehrmeister und Ziehvater in einem, es gab wohl niemanden auf der Welt, der ihm näherstand und der ihn besser kannte. Aber wenig entfernt zwei Menschen weiter voneinander als ein Geheimnis, das der eine nicht verraten will. Eine Weile schwiegen sie beide. Die Töne der Tanzmusik schwebten durch die laue Nacht. Dann meinte Smithee aufmunternd: »Bald ist Mittsommer im Dorf, da kannst du selbst mal wieder tanzen.«

»Ja, ich freu mich drauf«, sagte Rob und versuchte so zu klingen, als stimmte das. Vielleicht war dies ein Weg, dachte er. Vielleicht musste er sich nur selbst auch davon überzeugen, dass es schön sein würde, mit den Dorfmädchen zu tanzen. Dass all dies gar nicht so schlimm war. Dass er darüber hinwegkommen würde. Was war schon passiert? Ein Kuss. War das wirklich geschehen oder hatte er es sich nur eingebildet? Wer konnte das wissen? Und eigentlich kam es auch gar nicht darauf an. »Wird bestimmt schön!«, sagte er schon etwas schwungvoller und erhob sich. »Ich leg mich hin. Allzu lange wird die Musik sowieso nicht mehr gehen.«

»Gute Nacht«, brummte der Alte.

»Gute Nacht«, antwortete Rob und ging hinein, leichten Schrittes und schweren Herzens.

In den nächsten Tagen hielt er sich vom Haus fern und mied auch den Sattelplatz so gut es ging. Bis gestern war er stets herbeigesprungen, sobald sich Stimmen oder Schritte vom Haupthaus genähert hatten. Jetzt mied er diese Geräusche, entfernte sich rasch in Richtung der Koppeln oder sonst wohin. Es gab genug andere Knechte, die den jungen Herrschaften die Pferde halten konnten.

Rob schlief über dem Stall. Das hatte sich so eingebürgert: Immer wieder war es notwendig, dass jemand nachts bei den Pferden blieb, wenn eines krank war oder besonderer Pflege bedurfte. Diese Aufgabe war so oft ihm als jüngstem Knecht zugekommen, dass er sich irgendwann in der Schräge unter dem Dach ein Lager eingerichtet hatte, das über die Jahre zu einer Schlafkammer geworden war. Es war dort eng und die Decke niedrig, im Sommer heiß und im Winter kalt – aber alles in allem zog er es dennoch dem Gesindehaus vor, in dem sich stets zwei Knechte ein Bett teilten und in dem es oft laut und ruppig zuging.

Als er sich am dritten Abend nach dem Tanz dorthin zurückzog, hörte er hinter sich auf der Treppe eine Bewegung, und plötzlich stand Sarah vor ihm. Ihm blieb fast das Herz stehen, er tat einen Schritt zurück und hätte sich um ein Haar den Kopf an einem Dachbalken gestoßen. Das Licht der Dämmerung, das durch ein kleines Gaubenfenster drang, fiel auf ihr Gesicht, und er sah, dass ihre Augen fast schwarz waren.

»Wir haben uns geküsst«, sagte sie.

Er nickte und wusste keine Antwort.

Darum fuhr sie leiser fort: »Ich dachte, wenn zwei Menschen sich küssen, bedeutet es etwas.«

»Was soll es denn bedeuten?«, fragte er mit belegter Stimme.

Sie starrte ihn an, dann presste sie ihre Lippen aufeinander. »Vielleicht gar nichts«, meinte sie rasch und drehte sich um, wieder der Treppe zu. Um ein Haar hätte er sie tatsächlich gehen lassen. Aber als sie sich abwandte, sah er eine Träne in ihrem Auge schimmern.

»Miss Sarah …«, rief er leise.