Arulai - Amy Carmichael - E-Book

Arulai E-Book

Amy Carmichael

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Beschreibung

Die Geschichte von Arulai Tara (Mimosas ältere Schwester) beginnt mit einem kleinen Hindu-Mädchen, das nach einem Gott sucht, der ihr Herz ändern kann. Sie möchte nämlich gern ihren fürchterlichen Jähzorn loswerden, aber keiner der vielen Götter Indiens beantwortet ihre Gebete. Zudem wird sie von der Frage umgetrieben, wo ihr verstorbener kleiner Bruder wohl sein mag. Bei einem alltäglichen Gang zum Dorfbrunnen stößt sie auf eine evangelistische Gruppe, zu der auch Amy und Ponnamal gehören. Was Arulai dann hört, gibt ihrer Suche nach dem wahren Gott eine neue Hoffnung. Voller Hunger nach Wahrheit sehnt sie sich nach einer innigen Beziehung zu Amy und betet darum, dass diese sie als ihre Tochter aufnimmt.

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AmyCarmichael

Arulai

Das Gemüt einer Sonnenblume

Originaltitel (1934): „Plowed Under: The Story of a Little Lover“

übersetzt und bearbeitet von Heinrich Töws (2022)

Impressum:

© 2024 Christlicher Missions-Verlag e.V., Elverdisser Str. 29, Bielefeld

ISBN: 978-3-86701-713-8

Inhalt

Vorwort zur deutschen Ausgabe

1. Der Ruf des unsichtbaren Frühlings

2. Die kleinen Heiligtümer

3. Führe uns zu vorbereiteten Seelen

4. Das erste von drei

5. Zwei von drei

6. Arulai geht „Vernunft lernen“

7. Wie blauer Himmel über stürmischer See

8. Was sich liebt, erkennt sich

9. Eine Liedgeschichte

10. Schwarzer Sand

11. Durch das, was er erobert

12. Ein scharfer Wind

13. Welch ein Kampf

14. Ein Zeichen der Güte

15. Die Nacht der Eidechsen

16. Ein Lesefehler mit Folgen

17. Veilchen am Wegesrand

18. Näher als das eigene Nest

19. Das Kommen Supus

20. Arulai und Supu

21. Das Gemüt einer Sonnenblume

22. … und nichts Hartes

23. Frei, dem Ruf des Frühlings zu folgen

24. Damaszenerstahl

25. An der Schwelle des Todes

26. Und deine Augen begegnen den Augen Gottes

27. Das Kreuz mit dem Schwert im Herzen

28. Vom Ton zum Kristall

29. Eine goldene Krone

Vorwort zur deutschen Ausgabe

Durch einen Sturz wurde Amy Carmichael im Jahr 1931 ans Bett gefesselt. An der Verletzung und deren Folgen hatte sie die nächsten 20 Jahre (bis zu ihrem Tod) zu leiden. Während dieser Leidenszeit verfasste sie mindestens dreizehn Bücher, zu denen auch der Bericht über ein Mädchen namens Arulai Tara (Stern der Gnade) gehört.

Amy schrieb dieses Buch viele Jahre nach den Ereignissen und griff dabei nicht nur auf eigene Erinnerungen zurück, sondern auch auf frühe Aufzeichnungen von Arulai selbst. Als diese einmal wegen einer Krankheit das Bett hüten musste, bekam sie von Amy ein Notizbuch mit einem Bleistift und wurde dazu aufgefordert, ihre eigene Geschichte niederzuschreiben. Viele Jahre lang blieb Arulais Notizbuch unbeachtet. Dann erinnerte sie sich daran und suchte es. Sie wollte es vernichten, aber Amy hielt es zurück und fand in der kaum noch lesbaren Bleistiftspur Dinge, die ihr zu lieb waren, um sie der Vergessenheit zu überlassen. Dann tauchten auch einige ihrer eigenen, alten Notizblätter auf, von denen sie glaubte, sie seien von weißen Ameisen vernichtet oder bei einer Aufräumaktion entsorgt worden. Weitere Teile der Geschichte hatte Amy bereits in einem ihrer früheren Bücher erwähnt. So sammelte sie alle diese „Brocken“ auf, um diese Geschichte zu erzählen, die unter dem Titel „Ploughed Under: The Story of a Little Lover“ erschien. Bei der deutschen Ausgabe handelt es sich um eine gekürzte Übersetzung dieses 1934 erschienen Werkes. Herausgekürzt wurden hauptsächlich Zusätze der Autorin, die dem heutigen Leser schwer zugänglich oder für das Lebensbild Arulais nicht relevant sind.

Die Lebensgeschichte dieses kleinen Mädchens, das den Herrn Jesus schon sehr früh liebgewann und sich von ihm geliebt wusste, ist ein erstaunliches Zeugnis der Gnade Gottes. Zugleich ist sie aber auch ein Ansporn, ebenso wie sie nach völligem Gehorsam zu streben und unter der Führung Gottes zu leben, was auch immer es kostet.

Heinrich Töws3. August 2022

CMV, Bielefeld

1. Der Ruf des unsichtbaren Frühlings

Die Sonne begann unterzugehen und die Hügel in der Ferne schimmerten im blauen Dunst. Ein kleines Mädchen stand ganz allein auf einem Fleckchen Erde, das den seltsamen Namen Feld des Liebling-Teiches trug. Der so liebevoll genannte Ort hatte seinen Namen einer Quelle zu verdanken, die sich beim Regen in einen großen Teich verwandelte. Dieses Feld befand sich in der Nähe der wohlhabenden Landstadt Ungekrönter König im Landkreis Vishnus Himmel. Das Mädchen war in dieser Stadt zu Hause. Sie stand nun da und wartete geduldig. Es war niemand in Sicht.

Ihr strenger Gesichtsausdruck ließ sie wie einen kleinen grauen Felsen inmitten einer grünen Landschaft aussehen. Und genauso fühlte sie sich damals auch. Sie sah aber auch etwas wehmütig aus. Ihr farbiger Sari erstrahlte in einem warmen Ton, wie ein Brombeerblatt im September. Sie aber stand still wie ein Blatt da und wartete, dass etwas geschah, dass jemand zu ihr sprach.

Sie war kaum zehn Jahre alt, doch wurde sie von Fragen umgetrieben, die ihr niemand beantworten konnte. Nicht einmal ihr weiser alter Vater, dem sie diese schüchtern gestellt hatte, war dazu in der Lage. Diese Fragen plagten sie gefühlt schon eine halbe Ewigkeit.

„Wer von allen Göttern ist der Gott der Götter, der souveräne Gott, der Schöpfer?“ Das war die erste Frage gewesen, die sie ihrem Vater gestellt hatte. War es der himmlische Shiva, dessen Asche sie sich jeden Morgen nach dem Bad auf die Stirn rieb? Es gab so viele Götter, dass sie ganz durcheinanderkam, wenn sie versuchte, sie alle aufzuzählen. Welcher war der Größte? War es wirklich Shiva? Konnte er Menschenherzen verändern? Wenn sie das nur herausfinden könnte, wäre sie zufrieden, denn der Gott, der die innere Veranlagung eines Menschen ändern konnte, musste der größte sein. Und der größte Gott musste dann der Schöpfer sein…

Ihr Vater schien keinen Gott zu kennen, der so etwas konnte. Die Götter waren da, um gefürchtet und verehrt zu werden. Sie verursachten Unheil – oder verhinderten es. Aber sie kümmerten sich nicht darum, wie Kinder sich fühlten.

Der Vater hatte versucht, sie zu vertrösten. Das hatte sie entmutigt, doch gab sie die Hoffnung nicht auf, den einen zu finden, den sie suchte. Es gab einen Weg, so überlegte sie, wie sie den souveränen Schöpfer im praktischen Leben auf den Prüfstand stellen könnte: „Ich werde alle Götter, die ich kenne, nacheinander prüfen und herausfinden, wer von ihnen mein Temperament ändern kann!“ Sie beschloss, mit Shiva zu beginnen, dessen Namen ihre Stammesangehörigen trugen. Hatte ihr Vater nicht Monat für Monat Shivas Tempel aufgesucht, gefastet und gebetet, damit ihm Kinder geboren würden? Und hatte der himmlische Shiva ihm nicht elf Kinder geschenkt (von denen sie das fünfte und Mimosa das sechste war)?

Sie wandte ihr Herz in vertrauensvoller Erwartung an Shiva. Sicher würde er ihren Charakter ändern, wenn sie ihn darum bat. Sie hatte nämlich ein sehr hitziges Temperament. Wenn sie mit anderen Kindern spielte, wurde sie sehr oft durch irgend­etwas provoziert und rastete völlig aus. Die anderen Kinder liefen dann weg und weigerten sich, wieder mit ihr zu spielen. Ihre Wutausbrüche machten ihr das Leben schwer. Sie hatte versucht, diesen Charakterfehler zu überwinden, aber er blieb und wurde immer stärker. Also betete sie zu Shiva und rief immer wieder in die Luft: „Oh himmlischer Shiva, höre mich! Ändere mich, damit andere Kinder mich lieben und mit mir spielen wollen. Oh himmlischer Shiva, höre mich! Höre mich!“

Doch die Antwort blieb aus. Ihr hitziges Temperament hatte sich nicht geändert. Sie hatte mehrere andere Götter angerufen, aber nichts geschah. Und nun überkam sie wieder die Sehnsucht nach Erkenntnis, nach Erlösung, nach einem, den sie anbeten und dem sie die Liebe ihres Herzens schenken konnte. Dazu war sie auf das Feld gekommen, wo niemand sie sehen konnte. Sie war jetzt allein mit… wem?

Sie wartete eine Weile in der Stille, von dem stummen Grün umgeben, den leeren blauen Himmel über sich. Sie warf sich nieder und legte sich mit der Stirn auf den Boden. So hat sie es ihre Ältesten vor dem Götzen im Tempel tun gesehen. Dann streckte sie ihre Arme aus und rief: „O Gott, Gott aller Götter, erhöre mich!“

Dann stand sie auf, schüttelte den Staub von ihrem Sari und lief nach Hause. Sie versuchte alles zu vergessen, aber eine leidenschaftliche Verzweiflung ergriff ihr Herz, ein Schmerz der Sehnsucht, den sie nicht verstehen konnte. Ihre Seele wurde mit einem verzehrenden Durst erfüllt; mit einem Durst, den kein Wasser der Erde stillen kann. In ihrem Herzen hörte sie das Rufen jenes unsichtbaren Frühlings, der den Vogel aus dem Nest lockt, das einst sein Zuhause war.

2. Die kleinen Heiligtümer

Das Mädchen im orangeroten Sari war in einem großen weißen Haus voller Kinder zu Hause. Das jüngste Kind, ein hübscher Junge, der nach einem der Hausgötter benannt war, war ihre große Freude. Er war so anziehend, dass die Leute, die die Straße entlanggingen, sich umdrehten, um ihn anzuschauen. Seine samtige Haut hatte die Farbe von sonnengebräuntem Elfenbein, und seine braunen Augen lächelten jeden an. Alles, was er an seinem Körper trug, war ein silberner Gürtel aus Glöckchen, die bei jeder Bewegung klirrten; außerdem goldene und silberne Armreifen an den kleinen Hand- und Fußgelenken. Er war das Nesthäkchen seiner Schwester, die sich von der ersten Stunde seines Lebens an um ihn gekümmert hatte, obwohl sie selbst noch jung war.

Im Alter von neun Monaten starb er bei trübem, nassem Wetter an einer langwierigen Dysenterie. Als sein kleiner Körper abtransportiert wurde, hinterließ er Verzweiflung, besonders im Herzen seiner Schwester. Ihre Mutter versuchte, sie zu trösten. Sie sagte, wegen der Sünde der Welt habe sie ohnehin nicht gewollt, dass der Kleine am Leben bleibe. Das hatte eine Vorgeschichte. Ihr ältester Sohn, einst der Stolz der Familie, machte ihr große Sorgen. Bei dem Gedanken an ihn hatte die Mutter voller Kummer gebetet: „Lass mein Baby nicht erwachsen werden!“

Doch die traurige Schwester ließ sich nicht trösten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass etwas so Fröhliches und so Liebevolles einmal hart und böse werden könnte, wenn es erwachsen wird. Wäre aus einem so süßen Kind nicht ein guter Erwachsener geworden? Und wo war er jetzt? Wo war das ferne, verlorene Land der Geister der Toten? Er würde einsam sein, der arme, kleine, geliebte Junge, inmitten all dieser fremden Geister. Nein, es gab keinen Trost, denn niemand konnte ihr etwas Tröstliches sagen.

In ihrer Trauer ging sie zu einem Tamarindenbaum, der in der Nähe des Liebling-Teiches wuchs, und stand unter seinen ausladenden Ästen, krank vor Kummer und Sehnsucht. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie schon fast die Hoffnung aufgegeben, einen Gott zu finden, der Menschenherzen verändern konnte. Ja, sie hatte ihre Suche vor lauter Kummer schon fast vergessen. Aber jetzt fühlte sie sich zu einer neuen und ergreifenden Frage hingezogen: Ein Schöpfer so schöner Dinge wie eines kleinen Bruders musste ein großer Gott sein, aber war er auch ein guter Gott? Passte es zu einem guten Gott, ihr so einen kleinen Bruder zu geben und ihn dann plötzlich wieder wegzunehmen? Würde ein guter Gott ein kleines Mädchen enttäuschen, verletzen und ihm allen Spaß und alle Freude nehmen? Wusste er nicht, dass sie viel lieber gestorben wäre als in dieser nackten Einsamkeit zurückgelassen zu werden? Warum hat er so etwas getan? Warum? Warum? Und wo war Er? Er musste irgendwo sein; aber wo?

Auf keine ihrer Fragen erhielt sie eine Antwort, so wie auch ihre Gebete zu den Göttern Indiens nicht erhört wurden. Und obwohl sie so ratlos war und sich zurückgewiesen fühlte, drängte etwas sie dazu, den einen suchen, der sich zu verstecken schien. Etwas? Es war jemand: „Dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn.“

Zwar hatte sie dieses Gebet aus Psalm 143,10 nicht gesprochen. Sie wusste nicht genug, um ein so großes Gebet beten zu können. Sie hätte nicht einmal gewusst, an wen sie es richten sollte, oder dass es überhaupt einen „guten Geist“ gab. Aber wir haben einen so verständnisvollen Gott, dass er sogar weiß, was wir sagen würden, wenn wir genug wüssten, um es zu sagen. Denn, wie es im Tamil heißt: „Du kennst meine Gedanken in der Ferne. Bevor das Wort in meiner Zunge geboren wurde, siehe, Du, o Herr, hast es alles gewusst.“ Und so führte der liebende Geist, der das Wort hörte, bevor es auf ihrer Zunge geboren wurde, sie hinaus, um die „ebene Bahn“, das Land der Gerechtigkeit zu suchen.

Der Stadtteil von Ungekrönter König, in dem Arulai und Mimosa aufwuchsen. Das zweistöckige Haus in der Mitte war ihr Zuhase. (Blick aus dem Raum, in dem Arul Dasan an eine Säule gefesselt wurde, s. S. 224)

Von neuen Gedanken bewegt schuf sich das Mädchen kleine Heiligtümer, in denen sie zu dem einen beten konnte, den sie noch nicht kannte. Ein solches Heiligtum befand sich auf dem Dachboden in ihrem eigenen Haus; ein anderes zwischen dem Getreide auf dem Feld ihres Vaters, bevor es geerntet wurde; wieder ein anderes auf seinem Baumwollfeld zwischen den niedrigen Büschen mit ihren weichen, schlaffen Blättern und karmesinroten Blüten. Auch wenn die Kapseln aufplatzten und die weiße Watte zum Vorschein kam, war sie wieder da. Auch im Dschungel betete sie, ebenso unter dem hohen Dornbusch, der seine zierlichen Quasten gerade außerhalb der Reichweite der Ziegenmäuler hängen ließ.

Am häufigsten aber betete sie auf dem Feld des Liebling-Teiches. Dort duftete die Luft, denn der Teich war von niedrigen Akazienbüschen umsäumt, die mit duftenden gelben Kugeln bedeckt waren. Dort stand sie nun im rauen Gras inmitten der Binsenbüschel unter dem unförmigen, alten, knorrigen Tamarindenbaum am Teich, der wie ein leuchtendes Auge aus dem wuchernden, duftenden Grün hervorschaute, und dachte nach…

3. Führe uns zu vorbereiteten Seelen

Während diese Dinge in der Stadt Ungekrönter König geschahen, beteten in einem alten, baufälligen Bungalow in der Nähe des Dorfes Großer See, ebenfalls im Landkreis von Vishnus Himmel, drei Menschen um göttliche Führung.

Dieser Bezirk ist eine attraktive Gegend.

---ENDE DER LESEPROBE---