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Sie kämpfen für Atlan und Arkon - auf Leben und Tod Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man das Jahr 10.497 v.A. - eine Zeit, die dem Jahr 9003 v. Chr. entspricht, eine Zeit also, da die Erdbewohner in Barbarei und Primitivität verharren und nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen. Arkon hingegen - obzwar im Krieg gegen die Maahks befindlich - steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der den Tod seines Bruders Gonozal VII. inszeniert hat, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können. Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat - einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben, der kurz nach dem Tode Gonozals zusammen mit Fartuloon, dessen Leibarzt, spurlos verschwand und bei der Allgemeinheit längst als verschollen oder tot gilt. Der junge Atlan, der immer noch nichts von seiner wirklichen Herkunft ahnt, ist jedoch quicklebendig. Während die Häscher Orbanaschols auf der Suche nach ihm die Galaxis unsicher machen, unterzieht er sich zusammen mit über dreihundert jungen Kandidaten aus den besten Familien des Reiches einer Prüfung, deren Bestehen für seinen weiteren Lebensweg von äußerster Wichtigkeit ist. Atlan will die ARK SUMMIA erwerben. Er kennt keine Furcht, denn er ist DER KRISTALLPRINZ ...
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Nr. 100
– ATLAN exklusiv Band 4 –
Der Kristallprinz
Sie kämpfen für Atlan und Arkon – auf Leben und Tod
von K. H. Scheer
Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man das Jahr 10.497 v.A. – eine Zeit, die dem Jahr 9003 v. Chr. entspricht, eine Zeit also, da die Erdbewohner in Barbarei und Primitivität verharren und nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen.
Arkon hingegen – obzwar im Krieg gegen die Maahks befindlich – steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der den Tod seines Bruders Gonozal VII. inszeniert hat, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.
Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben, der kurz nach dem Tode Gonozals zusammen mit Fartuloon, dessen Leibarzt, spurlos verschwand und bei der Allgemeinheit längst als verschollen oder tot gilt.
Der junge Atlan, der immer noch nichts von seiner wirklichen Herkunft ahnt, ist jedoch quicklebendig.
Während die Häscher Orbanaschols auf der Suche nach ihm die Galaxis unsicher machen, unterzieht er sich zusammen mit über dreihundert jungen Kandidaten aus den besten Familien des Reiches einer Prüfung, deren Bestehen für seinen weiteren Lebensweg von äußerster Wichtigkeit ist.
Atlan – Der junge Arkonide erfährt das Geheimnis seiner Herkunft.
Tirako Gamno – Atlans Examensbruder.
Tschetrum – Wachoffizier der ARGOSSO.
Tormanac – Vorsitzender der »Kleinen Runde« von Largamenia.
Fartuloon
... elfhundertzweiunddreißigste positronische Notierung, eingespeist im Rafferkodeschlüssel der wahren Imperatoren, gegeben aus Anlass der entscheidenden Phase. Die vor dem Zugriff Unbefugter schützende Hochenergie-Explosivlöschung ist aktiviert.
Es wird kundgegeben:
Atlan wurde zum Zeitpunkt seiner Mannbarkeitsreife, im achtzehnten Lebensjahr und im Jahre 10.497 Arkon-Normal (v.A.), der Kleinen Runde überstellt.
Auf Grund sorgfältiger Überlegungen habe ich mich entschlossen, den Kristallprinzen zum bedeutendsten unter den fünf vorhandenen Prüfungsplaneten zu schicken.
Begründung:
Die Verhaltensweise der Kralasenen-Häscher und ihres Auftraggebers, des amtierenden Imperators Orbanaschol III., lässt den psychologisch fundierten Schluss zu, dass Atlan bereits überall gesucht werden dürfte, vorerst jedoch noch nicht auf der Prüfungswelt Largamenia.
Fraglos werden sich die Nachforschungen der Suchkommandos auch auf die Hauptwelt unter den fünf einzig möglichen Prüfungsplaneten erstrecken, jedoch ist zu hoffen, dass der Kristallprinz Zeit gewinnt. Zeit ist bedeutsam!
Meine letzten Geheimermittlungen haben ergeben, dass die vor vierzehn Jahren Arkonzeit erstellten Individualdaten des damals vierjährigen Kristallprinzen und Imperator-Nachfolgers dem Zugriff der Geheimpolizei und Atlans Onkel, Orbanaschol III., rechtzeitig entzogen wurden. Eine vorschnelle Identifizierung ist daher auch während der schweren Prüfungen auf Largamenia ausgeschlossen.
Tanictrop, leuchtendes Vorbild der arkonidischen Naturwissenschaftler, verschwiegen, geistvoll und von hohem persönlichem Mut erfüllt, wird mich weiterhin unterstützen.
Tanictrops Sohn Macolon – sein Tod ist nur wenigen zuverlässigen Personen bekannt – erfuhr nicht mehr das Glück, geprüft zu werden, um nach Abschluss der Prozedur die begehrte ARK SUMMIA erringen zu können.
Atlan wird Macolons Rolle übernehmen und alle physischen und psychischen Fähigkeiten aufbieten, um die ARK SUMMIA zu gewinnen. Damit wäre die Aktivierung des bei fast jedem gebildeten Arkoniden vorhandenen Extrahirns verbunden; ein unschätzbarer Vorteil für einen kommenden Herrscher!
Atlan wurde über seine tatsächliche Herkunft und über seine zukünftige Bedeutung noch immer nicht informiert. Mein Treueschwur, seinem ermordeten Vater und meinem Herrn gegeben, hinderte mich daran.
Auch wenn dieses Versprechen über Gonozals Tod hinaus oftmals überholt und im Sinne meiner hohen Aufgabe unangebracht erschien – ich habe es nicht gebrochen!
Nunmehr jedoch ist es an der Zeit, den Kristallprinzen aufzuklären.
Sein ungestümes Temperament, sein tiefes Empfinden und sein tiefverwurzelter Hang, die Sicherheit des arkonidischen Sternenreiches jeden anderen Belangen überzuordnen, gebieten mir eine behutsame Unterrichtung.
Es war schwer, den jungen Prinzen in den vergangenen Jahren zu zügeln. Meine Psychomethoden waren zwangsläufig wechselhaft; oftmals dilettantisch anmutend – aber sie erfüllten ihren Zweck. Atlans ständige Fragen nach seiner wahren Herkunft brachten mich oftmals an den Rand der geistigen und körperlichen Erschöpfung.
Er ist unbeugsam gegen sich selbst, klug und aufrichtig. Meine Eröffnung – sie liegt nunmehr ein halbes Arkonjahr zurück –, ihn zur letzten und schwersten Reifeprüfung auf Largamenia anzumelden, versetzte den jungen Mann in einen Freudentaumel.
Anschließend jedoch quälte er mich erneut mit Fragen. Es war sehr schwierig, ihm plausibel zu machen, dass er unter einem Pseudonym aufzutreten, sein Ich vorübergehend zu vergessen und die Person eines anderen Arkoniden darzustellen hätte.
Der Kristallprinz willigte schließlich unter der Bedingung ein, nach Abschluss der Examina vorbehaltlos informiert zu werden. Ich habe meine Einwilligung gegeben. Die Zeit des Schweigens ist vorüber.
Sehr viel schwieriger, nahezu unlösbar, erwies sich die Aufgabe, Macolons Individualdaten mit jenen des Kristallprinzen zu koordinieren.
Wenn es mit den bekannten Techniken möglich gewesen wäre, Atlan mit Macolons Hirnschwingungsimpulsen auszustatten, hätte das Problem ebenso leicht gelöst werden können wie jenes der rein optischen Anpassung.
Da aber entsprechende Versuche kläglich scheiterten, musste ich mich zu dem langen und unbequemen Weg der umgekehrten Vorzeichen entschließen.
Macolon, Offizier der arkonidischen Raumflotte, vor seinem Tode Chef der 34. Lakan im Großverband der Tanterym-Offensivflotte, war bekannt und beliebt. Seine Individualdaten waren selbstverständlich in der zentralen Hauptpositronik der Flotte und in zahlreichen Nebenaggregaten gespeichert.
Es gelang mir und meinen vertrauten Freunden, unter denen zahlreiche einflussreiche Personen zu finden sind, Macolons echte Daten zu löschen und sie unauffällig durch die Daten des Kristallprinzen zu ersetzen. Für viele meiner Verbindungsmänner war es ein Unterfangen auf Leben und Tod; vier Arkoniden wurden von den automatischen Abwehreinrichtungen der zu manipulierenden Robot-Rechengehirne erschossen.
Wir alle haben diesen schmerzlichen Verlust zu tragen, denn es geht darum, den verbrecherischen Imperator Orbanaschol III. zu stürzen.
Ehe dieses Unterfangen eingeleitet werden kann, muss Atlan erwachsen und mit der ARK SUMMIA ausgestattet sein. Ein Imperator ohne paraphysikalisch aktiviertes Extrahirn ist undenkbar.
Es ist bekannt, dass einige Imperatoren der Vergangenheit die Examen nicht bestanden. Wegen ihrer Herkunft und ihrer hohen Verantwortung wurden sie dennoch behandelt. Der Erfolg ist zumeist kläglich!
Ich darf als Facharzt versichern, dass ein Arkonide, der die Prüfungen nicht meistert, zum Empfang der ARK SUMMIA auf keinen Fall geeignet ist. Nun – man hat es im Interesse des Großen Imperiums getan. Es ist nicht meine Aufgabe, über die politisch orientierten Interessen meiner Vorfahren zu richten.
Atlan jedoch sollte bestehen! Ich habe die Voraussetzungen geschaffen. Ich gab ihm das Wissen um viele Dinge; ich vermittelte ihm unauffällig das Erbe seines Vaters.
Nun ist es sogar gelungen, das unmöglich Erscheinende möglich zu machen. Der Kristallprinz des Imperiums, rechtmäßiger Nachfolger des Imperators Gonozal VII., ist auf der Prüfungswelt Largamenia eingetroffen.
Die wissenschaftlichen Examen bestand er mit der von mir erwarteten Mühelosigkeit.
Nun aber beginnt die Prüfungsperiode über den Wert der Persönlichkeit. Hier gelten andere Maßstäbe.
Ich befürworte die Aufgabenstellung, obgleich es im arkonidischen Volk genügend Stimmen gibt, die solcherart Unterfangen als primitiv ablehnen.
Man ist der Auffassung, ein Schwertkampf sei für raumfahrende Arkoniden doch wohl überholt. Dergleichen Auffassungen gibt es viele.
Ich glaube jedoch, dass die körperliche Belastung der Person an sich weder unangebracht noch urzeitlich ist. Auch ich hatte einstmals diese Prüfungen zu bestehen.
Der Begriff über den Mannesmut kann in vielerlei Art ausgelegt werden. Ich jedoch habe erfahren, wie wichtig es ist, Körper und Verstand zu stählen.
Nun bleibt mir nur noch die Hoffnung, dass sich Atlan wie erwartet verhält. Seine Person bereitet mir keine Sorgen, wohl aber der unergründliche Zufall! Was muss geschehen, wenn er einem Mann begegnet, der Macolon sehr gut kannte; einem Raumfahrer, der unter Umständen zusammen mit Macolon Dinge erlebte, die niemand außer den Beteiligten ahnen kann?
Das ist nur eine der denkbaren Schwierigkeiten. Der Kristallprinz des Imperiums dürfte meines Erachtens nicht so sehr durch die Mannbarkeitsprüfungen als vielmehr durch die Tücke des Zufalls gefährdet werden.
Nun – Atlan ist auf derartige Zwischenfälle vorbereitet. Sein scharfer Verstand wird auch anscheinend ausweglose Situationen meistern können. Das hat Atlan auf der Welt Gortavor häufig bewiesen.
Dennoch erfasse ich klarer denn je, wie schwierig es ist, einem politisch Verfolgten nicht nur Leben und Gesundheit zu erhalten, sondern ihn überdies auf den Weg des ersehnten Erfolges zu führen.
Wie sehr wünschte ich, den jungen Prinzen durch eine Berichterstattung über seine wahre Herkunft und über die Qualitäten seines verehrungswürdigen Vaters unterstützen zu können. Ich darf es nicht – noch nicht!
So wird Atlan den steilen Pfad zu begehen haben. Ich jedoch, ich werde im Hintergrund wachen.
Er muss die ARK SUMMIA gewinnen! Es gibt für uns keine Möglichkeit, die Aktivierung des Extrahirns zu erschwindeln. Es wäre auch sehr schädlich für das Selbstbewusstsein des jungen Mannes.
Er war berauscht! Berauschter, als ich Fartuloon jemals gesehen hatte.
Er gehörte fraglos zu den Besatzungsmitgliedern jenes Flottenverbandes, der vor zwei Sonnenumläufen mit fast ausgebrannten Triebwerken, leergeschossenen Munitionskammern und aufgebrauchten Versorgungsgütern auf Largamenia gelandet war.
Wir hatten von den verlustreichen Gefechten eben jenes Verbandes im Persypty-Sektor gehört.
Er lag tief innerhalb der von den Maahks beherrschten Raumzonen. Es war daher nicht verwunderlich, dass man den Männern einige Freiheiten gewährte, die normalerweise verpönt waren.
Ich betrachtete belustigt, schließlich aber prüfend, den hochgewachsenen Mann. Er wirkte verwildert, ungebärdig.
Die hautenge Bordkombination hätte ihn vorzüglich gekleidet, wenn sie nicht schmutzig gewesen wäre.
»Er verspeist dich mit den Blicken«, meinte mein Freund und Examensbruder Tirako Gamno. »Wir sollten gehen, ehe er seinen noch im Unterbewusstsein schlummernden Entschluss, dich zu beleidigen, in die Tat umsetzt.«
Tirako Gamno, der hochgewachsene, zerbrechlich wirkende Junge seufzte bei meinem Kopfschütteln.
»Das reizt dich wohl, oder?«, fügte er seiner Warnung hinzu. »Typisch! Du wirst die ARK SUMMIA glänzend bestehen, oder durchstehen. Ja – das ist der richtige Begriff für dieses Urarkoniden-Verfahren. Scheußlich! Wollen wir nicht doch gehen, hochgeschätzter Macolon?«
Ich grinste.
Der gute Gamno! Klug, fast übermäßig klug, schöngeistig und mit der Gabe des feinen Spottes ausgestattet – er hatte wieder einmal Angst vor eventuellen Komplikationen.
Es blieb mir unverständlich, warum sein Vater, ein gewiss erfahrener Mann, die Qualitäten seines Sohnes derart falsch einschätzte!
Die Examen des ersten und zweiten Grades hatte Tirako Gamno mit der Gesamtbewertung »hervorragend« bestanden; besser als ich. Das hatte seinem scharfen Verstand und seiner niemals erlöschenden Wissbegierde entsprochen.
Nun aber sollte er in die dritte Stufe gehen. Große Welt von Arkon, wie würde es ihm dabei wohl ergehen?
»Komm doch«, drängte er. »Er ist ein Riese. Noch etwas größer als du, dazu noch wesentlich breiter gebaut. Was reizt dich an seinem ungebührlichen Verhalten?«
»Seine Augen!«, entgegnete ich. »Sie sind zu klar und wach für einen Berauschten. Oh, er kommt schon.«
Die Straße war alt und eng. Die Hauptstadt des Planeten Largamenia, Tiftorum, konnte auf eine siebentausendjährige Geschichte zurückblicken.
Diese Straße gehörte zu einem der vielen historischen Bezirke. Die Beleuchtung war entsprechend schlecht und veraltet, jene der zahlreichen Bewirtungshäuser, Ladengeschäfte und zwielichtigen Gewölbe allerdings nicht. Hier strahlten moderne Lampen in allen Farben des Spektrums.
Der Fremde kam näher. Er war wirklich groß und muskulös. Seine Augen waren jetzt nicht mehr so gut zu erkennen. Er verbarg sie unter halbgeschlossenen Lidern. Ob er sich ihrer verräterischen Klarheit bewusst geworden war?
Fartuloons Lehren hatten sich in mein Gedächtnis eingeprägt.
»Traue nie einem Fremden mit zu unauffälligem oder zu provozierendem Gebaren«, hatte er oftmals gesagt.
»Natürlich kann er keine Offiziere leiden, vielleicht hasst er sie sogar«, versuchte mich Tirako zu überzeugen. »Man kennt schließlich diese Typen. Kampfgewohnte Männer, die auch in der Zivilisation ihre Erziehung vergessen.«
»Ich kenne sie«, behauptete ich, getreu meiner Rolle als Macolon.
Er behielt jedoch recht!
Der Raumsoldat, ein Arbtan in hohem Mannschaftsrang, blieb wankend vor mir stehen. Mehrere Passanten verhielten den Schritt und schauten sich interessiert um. Niemand dachte jedoch daran, uns, den offenbar Bedrängten, zu Hilfe zu eilen. Anwärter für die ARK SUMMIA hatten ihren Kopf selbst in Sicherheit zu bringen. Das war ein ungeschriebenes Gesetz.
Der Arbtan musterte meine saubere Maßuniform. Sie war nach Vorschrift der Institutsverwaltung moosgrün. Beide Schultern wurden von hellroten Streifen überzogen, die sich nahe der Gürtelschnalle trafen.
Tirako griff zur Dienstwaffe.
»Finger weg«, raunte ich ihm zu. »Schweig und beobachte. Du wirst auch diese Erfahrung gebrauchen können.«
Der Raumfahrer umfasste plötzlich meinen linken Oberarm. Sein Gesicht näherte sich meinem.
»Ha, ein Bürschlein aus dem Faehrl, dem Institut für die Söhne der Halbgötter, Begnadeten, Gauner und Drückeberger. Hat der Erhabene schon einmal den Gestank verschmorender Kunststoffe und Männerkörper eingeatmet eh? Hat er das schon, der junge Herr? Nein, sicherlich nicht! Aber rote Streifen auf den Schultern hat er. Fertig für die dritte Prüfung, was? Und dann? Dann wird der Erhabene auf Männer wie mich losgelassen. Ohne taktische Erfahrungen, ohne Gefühl für die Situation, aber mit großem Mundwerk, feinen Manieren und der ARK SUMMIA. Wenn's dann knallt, geht der Erhabene in Deckung. Die Maahks schießen gut, eh? Wenigstens das hat man im Faehrl von Largamenia gelernt. Ich werde dich verprügeln, noch ehe du vielleicht mein Vorgesetzter wirst! Das erspart mir eine harte Bestrafung.«
Er lachte lauthals und umfasste nun auch noch meinen anderen Oberarm.
Ich wollte einen Fartuloonschen Hebelgriff ansetzen, um der Sache ein Ende zu bereiten. Da geschah das, was ich instinktiv erwartet hatte! Seine Augen waren für einen Berauschten wirklich zu klar gewesen!
Ich vernahm geflüsterte Laute.
»Nachricht von Fartuloon. Gefahr! Ein Offizier der ARGOSSO, Tschetrum, ist mit uns angekommen. Er kennt dich gut. Nachricht lesen, Bild betrachten, darauf einstellen. Und jetzt wirf mich!«
Er sprach wieder lauter und rüttelte mich. Es waren Beleidigungen. Ich schüttelte den momentanen Schrecken von mir ab, umfasste ihn blitzschnell und hob ihn mit einem Hebelgriff aus dem Stand.
Er kippte aufschreiend hintenüber und fiel so hart auf den Rücken, dass ich den Atem anhielt. Dann aber bemerkte ich, ein wie guter Kämpfer dieser Soldat war! Er rollte sich geschickt ab, heuchelte jedoch den Verletzten. Stöhnend und fluchend blieb er liegen.
Für mich war es an der Zeit, einige passende Worte auszusprechen.
»Wenn mich nicht alles täuscht, Arbtan, wird in wenigen Minuten eine Flugstreife Ihres Kampfverbandes landen. Ihr Kommandant wünscht sicherlich keinen Streit, oder? Ihre Worte werde ich vergessen, denn sie treffen mich nicht. Ich bin Macolon, letzter Kommandeur der vierunddreißigsten Lakan im Tanterym-Verband. Ich habe schon verbrannte Materialien gerochen! Sie sollten gehen.«
Er wurde sehr schnell nüchtern. Noch schneller stand er auf den Beinen. Die Zuschauer entfernten sich schleunigst. Weiter drüben, unter einem düsterrot beleuchteten Gewölbe, begann ein hagerer Mann zu lachen. Er hielt eine schwere Schockwaffe, letzte Flottenausführung, in der Armbeuge.
»Morenth ist mein Name, wenn Sie gestatten, Erhabener. Ich hatte mir vorgenommen, Sie notfalls zu unterstützen. Wer konnte ahnen, dass der Arbtan einem solchen Irrtum unterlag.«
Der Hagere verneigte sich und legte grüßend die Rechte an die Stirn.
»Vorsicht«, raunte der Soldat. »Ich verschwinde. Ich bin Ihr Diener.«
Er drehte sich um und rannte davon. Der Hagere lachte wieder. Die Trichtermündung seiner Schockwaffe wies gegen den Boden.
Ich musterte ihn argwöhnisch. Wieso war er so schnell erschienen? War er ein Verbindungsmann der Kralasenen, oder gar ein autorisierter Agent der politischen Geheimpolizei von Arkon?
Wenn es so war, dann war jetzt eine Einladung fällig! In der Tat – sie wurde bereits ausgesprochen.
»Würden Sie mir die Ehre erweisen, Erhabener, diese Gewölbe als mein willkommener Gast zu besuchen? Ich habe Raritäten aus allen Teilen der Galaxis anzubieten.«
»Und berauschende Getränke, die disziplinierte Männer zu Narren machen«, meldete sich Tirako Gamno. »Kam der Arbtan nicht aus diesem Tor? Oder sollte ich mich irren?«
Morenth lachte schon wieder. Ich empfand es als unangenehm.
»Sie irren sich nicht. Ich folgte ihm, da ich Unannehmlichkeiten erwartete. Übrigens ...«, er deutete auf den Schockstrahler, »... dafür besitze ich eine Lizenz.«
»Ein galaktischer Gauner«, stellte Tirako leise fest. »Du willst doch nicht etwa die Einladung annehmen?«
»Doch!«
»Verrückt«, erklärte Tirako. »Welcher Ungeist hat mich bewogen, dich in diese Abgründe zu begleiten?«
Ich antwortete nicht und dachte an andere Dinge. Sie waren wichtiger.
Der Arbtan war aus dem Gewölbe gekommen. Dessen Inhaber war zum rechten Augenblick erschienen. Er hatte sehr schnell die Einladung ausgesprochen. Grundlos, wie mir schien.
Dennoch musste er einen Grund gehabt haben! Wollte man mich testen? Wartete dort unten jener Offizier, vor dem man mich offenbar in letzter Sekunde gewarnt hatte? Oder würde er nur sofort benachrichtigt werden, um an Ort und Stelle eine unverfängliche Identifizierung meiner Person, also Macolons Person, vornehmen zu können? Woher aber konnte der Hagere gewusst haben, dass ich ausgerechnet heute dieses Stadtviertel besuchen würde? Besaß man im Institut eine gut funktionierende Nachrichtenquelle? Das wäre eine Möglichkeit gewesen?
Jedenfalls konnte ich mich nicht um die Klärung der anscheinend längst angelaufenen Geschehnisse herumdrücken. Ich musste der Einladung folgen!
Beruhigend war dabei die Gewissheit, dass man wohl alle Kandidaten für die dritte Stufe überprüfen würde.
Wieder peinigte mich die Frage, warum man ausgerechnet nach mir, Atlan, suchte. Wer war ich wirklich? Woher kam ich? Meine Erinnerungen aus frühester Kindheit waren vage. Fartuloon jedoch schwieg.
»Plattfüße soll er kriegen!«, sprach ich, innerlich wütend werdend, vor mich hin.
»Wer, der Inhaber des roten Gewölbes?«, lachte Tirako in Verkennung der Sachlage. »Schäme dich, Freund. Ein Zögling des Faehrl, ein echter Hertaso sollte derartige Verwünschungen niemals aussprechen. Bei den schimmernden Dreieckswelten von Arkon – wohin hat es mich verschlagen!«
Ich betrachtete ihn von oben bis unten. Tirako grinste – tatsächlich, er grinste! Mein schöngeistiger Freund wurde übermütig. Dabei fiel mir ein, dass er im Augenblick der Gefahr sogar zur Dienstwaffe greifen wollte.
»Hättest du geschossen?«, erkundigte ich mich interessiert. »Auf einen verdienten Arbtan der arkonidischen Raumflotte? Hättest du es getan?«