Atlan 102: Revolte unter grüner Sonne - H.G. Francis - E-Book

Atlan 102: Revolte unter grüner Sonne E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Sturm auf Siga - der Aufruhr gegen Terra beginnt Mit dem Tod des letzten "Grauen" auf der "Endstation Nemoia" haben die Ereignisse, die durch die Aktivitäten des Redbone- und des Suddenly-Effekts in weiten Teilen der Galaxis Unruhe und Schrecken verbreiteten, ihr Ende gefunden. Jetzt, Ende Mai des Jahres 2842 terranischer Zeitrechnung, herrschen wieder Ruhe und Frieden auf den von Menschen besiedelten Planeten der Milchstraße. Nur eine Welt ist davon ausgenommen - der zweite Planet von Gladors Stern, die Heimstatt der Siganesen, der kleinsten Vertreter der Spezies Homo sapiens. Hier, auf Siga, bahnt sich etwas an, das schwere galakto-politische Konsequenzen nach sich ziehen und das gute Einvernehmen zwischen Terranern und Siganesen empfindlich stören kann. Die überraschende Nachricht, dass Kinder absichtlich in ihrem Wachstum gehemmt und anschließend von Unbekannten entführt wurden, schlägt auf Siga wie eine Bombe ein. Und die Chefin einer bislang unbedeutenden politischen Partei mit extremistischer Zielsetzung schlägt daraus Kapital. Alliama Tarouse, Leiterin der "Riesenpartei", macht das Solare Imperium für die Verbrechen an den jungen Siganesen verantwortlich und schürt die REVOLTE UNTER GRÜNER SONNE ...

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Nr. 102

– Im Auftrag der Menschheit Band 98 –

Revolte unter grüner Sonne

Sturm auf Siga – der Aufruhr gegen Terra beginnt

von H. G. Francis

Mit dem Tod des letzten »Grauen« auf der »Endstation Nemoia« haben die Ereignisse, die durch die Aktivitäten des Redbone- und des Suddenly-Effekts in weiten Teilen der Galaxis Unruhe und Schrecken verbreiteten, ihr Ende gefunden.

Jetzt, Ende Mai des Jahres 2842 terranischer Zeitrechnung, herrschen wieder Ruhe und Frieden auf den von Menschen besiedelten Planeten der Milchstraße.

Nur eine Welt ist davon ausgenommen – der zweite Planet von Gladors Stern, die Heimstatt der Siganesen, der kleinsten Vertreter der Spezies Homo sapiens.

Hier, auf Siga, bahnt sich etwas an, das schwere galakto-politische Konsequenzen nach sich ziehen und das gute Einvernehmen zwischen Terranern und Siganesen empfindlich stören kann.

Die Hauptpersonen des Romans

Tomman Colcher – Chef einer Gruppe von USO-Spezialisten.

Alliama Tarouse – Eine Frau hetzt gegen Terra.

Atlan – Der Lordadmiral hält eine Beschwichtigungsrede.

Sam Hollko – Leiter der terranischen Niederlassung auf Siga.

Perre Baumer, Rawa Ackaer und Sommy Hallon

1.

»Ich frage mich, ob wir es nicht doch lieber sein lassen sollten«, sagte Rawa Ackaer. »Die Sache könnte doch verdammt unangenehme Konsequenzen für uns alle haben.«

Er blickte Anshon Ishman an, doch dieser beachtete ihn nicht. Stumm starrte er zu den Hügeln hinüber, auf denen sich die riesigen Gebäude der Niederlassung erhoben. Weiß und klotzig standen sie zwischen den Stämmen der Koläus-Bäume, deren rote Blüten in diesen Tagen von Schwärmen von Korallenlibellen befallen wurden. Die Erbauer mochten davon überzeugt sein, dass es ihnen gelungen war, die Anlage harmonisch der Natur anzupassen, aber Ishman war ganz anderer Meinung. Er empfand diese Glasfaserbetonkonstruktionen als Schandfleck.

Rawa ging zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter, doch Ishman schüttelte sie unwillig ab.

»Kommt. Wir gehen«, befahl er. Er strich sich das tiefschwarze Haar aus der Stirn, das ihm leicht gewellt bis auf die Schultern herabfiel. Dann musterte er Rawa Ackaer abschätzend.

»Du kannst natürlich hierbleiben und den Angriff von hier aus beobachten. Hauptsache ist, dass du nicht von uns verlangst, dass wir dir auch noch einen Babysitter zur Seite geben.«

Ishman wandte sich halb ab und wollte gehen, als Rawa ihm mit voller Wucht die Faust in den Magen schlug und ihn dann mit einem weiteren Stoß ins Gras beförderte. Wütend sprang Ishman auf. Er wollte sich auf Rawa stürzen, als der besonnene Patton sich vor seinen Bruder stellte.

»Wenn die da drüben wüssten, wie wir uns verhalten, würden sie sich vermutlich totlachen«, erklärte er ruhig. »Wenn ihr schon Aggressionen abbauen wollt, dann macht es da bei den Häusern.«

»Das will ich aber auch meinen«, fügte Walk Walkey mit heller Stimme hinzu. Er hob ein Bündel Handgranaten vom Boden auf. »Wozu habe ich diese Dinger denn mitgeschleppt? Etwa, um sie euch um die Ohren zu hauen?«

Anshon Ishman blies die Backen auf und ließ die Luft dann langsam durch die Zähne entweichen. Er nickte Rawa zu.

»Patton hat recht. Los jetzt.«

Die anderen Männer atmeten erleichtert auf. Ishman überprüfte seinen Impulsstrahler und befreite einige Sprengsätze von ihrer Schutzhülle. Dann eilte die kleine Gruppe durch die niedrigen Büsche auf die Gebäude zu. Rawa Ackaer machte seinen Bruder Patton auf zwei Giganten aufmerksam, die auf der Terrasse lagen. Sie hatten es sich in Antigrav-Wasserliegen bequem gemacht und schlürften hochprozentige Getränke. Ihr vergnügtes Gelächter drang zu ihnen herüber.

»Sie haben keinerlei Sicherungseinrichtungen«, stellte Patton flüsternd fest. »Keine Energiezäune, keine Ortungsschranken, nichts.«

»Die faulen Fettsäcke! Denen werden die Augen aufgehen«, wisperte Kiaffa Oh. Sein breites Gesicht glänzte vor Schweiß. Immer wieder wischte er sich mit einem dunkelgrünen Tuch über das Gesicht. Rawa lächelte. Er wusste, dass der Mikrochirurg es nicht so meinte. Tatsächlich hatte er vor ihren Gegnern die allergrößte Hochachtung. Die Szene täuschte. Die Titanen waren ahnungslos, aber ihre Haltung würde sich sofort nach dem Angriff ändern. Bei der ersten Explosion würden sie sich in Kämpfer verwandeln, die mit jedem Gegner spielend fertig werden konnten. Deshalb musste der Schlag blitzschnell und äußerst hart geführt werden. Nur dann konnte er erfolgreich werden.

Anshon Ishman blieb stehen. Die anderen vier Männer rückten zu ihm auf. Er deutete zu einer Buschgruppe hinüber. Dort stand ein weibliches Exemplar der Titanen und pflückte rote Blüten von einem Ralfbusch ab. Vor ihnen lag ein mit Plastikflies ausgegossener Weg, auf dem sie keinerlei Deckung finden würden.

»Jetzt«, rief Ishman, als das Mädchen ihnen den Rücken zuwandte. Er rannte los. Walk Walkey und Kiaffa Oh folgten ihm. Patton spurtete erst über die freie Fläche, als die anderen drüben angekommen waren. Rawa sah, wie sie im Unterholz verschwanden. Er wollte ihnen nacheilen, als das Mädchen sich entschloss, zu den Häusern zurückzukehren. Sie kam den Weg entlang. Ihre Füße ließen den Boden erzittern. Rawa wurde durchgeschüttelt. Er fluchte. Er wollte den Anschluss an die Gruppe nicht verlieren. Als das Mädchen direkt vor ihm war, entschloss er sich zu einem Unternehmen, das den anderen beweisen sollte, wie wenig er sich fürchtete. Er sprang auf die freie Bahn hinaus und lief neben dem linken Fuß des Mädchens her. Dabei bewegte er sich gerade so schnell, dass er ständig neben ihm blieb und zumindest seitlich immer von ihm gedeckt wurde. Die Gigantin merkte nichts. Sie brachte ihn bis an die Häuser heran, ohne ein einziges Mal auf ihre Beine hinabzublicken. Rawa starrte dafür nach oben. Die Titanin trug einen äußerst kurzen Rock, aber die Perspektive, die sich ihm bot, interessierte ihn nicht. Er sah die gewaltigen Fleischmassen über sich und hoffte nur, dass dieses mächtige Wesen keinen unvermuteten Schritt zur Seite machte.

Ein bärtiger Riese trat dem Mädchen entgegen. Er gab ihr einen flüchtigen Kuss. Rawa erschauerte, als er das Schmatzen hörte, und er hielt sich die Ohren zu, als der Riese zu sprechen begann. Dennoch hörte er deutlich, was er sagte. Wie Donnerhall klang es zu ihm herab.

»Du solltest vorsichtiger sein, Mia«, mahnte der Mann. »Ihr seid mir überhaupt alle viel zu sorglos.«

Sie lachte.

»Hier ist noch niemals etwas passiert, solange die Niederlassung besteht. Weshalb sollten wir jetzt beunruhigt sein? Es gibt keinen wirklichen Grund dafür.«

Sie küsste ihn.

»Knutscht euch ruhig weiter«, brüllte Rawa nach oben. »Uns soll's nur recht sein. Bloß schmatzt nicht so laut dabei. Das hält ja keiner aus!«

Er raste davon und verschwand in der offenen Tür eines nahen Hauses. Aus der Deckung eines Schuhputzers heraus blickte er zurück. Die beiden Titanen sahen sich suchend um.

»Mir war doch, als ob ich etwas gehört hätte«, sagte das Mädchen. Ihre grünen Augen verdunkelten sich. Plötzlich sah sie nicht mehr so heiter aus wie vorher.

Patton Ackaer stieß seinen Bruder von hinten an. Rawa fuhr erschrocken zusammen.

»Musst du blöken wie ein Kalb?«, fragte Patton ärgerlich. »Lass die beiden doch schmusen, wenn es ihnen Spaß macht.«

Rawa grinste.

»Es macht ihnen bestimmt Spaß. Sieh dir das an. Ich werde mal ein Buch schreiben mit dem Titel ›Die Liebe der Riesen‹. Was hältst du davon, eh?«

»Solche Bücher sollten von Fachleuten verfasst werden, nicht aber von blutigen Laien, wie du einer bist.«

Rawa tat, als habe ihm die Antwort nichts ausgemacht. Er wollte gerade eine Bemerkung machen, als das Mädchen ins Haus kam. Um ein Haar hätte ihr nach vorn schwingender Fuß ihn getroffen. Er konnte sich gerade noch zurückwerfen.

»Na, warte, du Biest«, rief er keuchend und eilte ihr nach. Sie betrat eine Halle, die groß genug war, einen ganzen Industriekomplex darin unterzubringen. Für sie mochte es jedoch eng darin sein. Mit stampfenden Schritten ging sie zu einem Spiegel und setzte sich auf den turmhohen Hocker davor. An ihr vorbei konnte Rawa eine Flasche sehen, die doppelt so hoch war wie er selbst. Er hätte in der Flüssigkeit baden können, die sich darin befand, und wahrscheinlich wäre es ihm noch nicht einmal unbequem darin vorgekommen.

Irgendwo draußen explodierte etwas. Das Mädchen fuhr erschreckt zusammen. Sie sprang auf und eilte zu einem Fenster, um hinauszublicken. Jemand schrie Alarm.

Rawa zog seinen Impulsstrahler, zielte auf den Flakon und schoss. Die Flasche zersplitterte, und die brennende Flüssigkeit ergoss sich über den Frisiertisch. Einige Glutspritzer flogen bis zum Bett hinüber und entzündeten die Decken darauf. Innerhalb von Sekunden stand die Halle in Flammen.

Die Riesin entdeckte Rawa sofort nach dem Schuss. Für einen kurzen Moment stand sie wie erstarrt am Fenster und wusste nicht, was sie tun sollte. Dann jedoch griff sie nach einem Blumentopf mit einer Stachelpflanze, die neben ihr stand, und schleuderte sie nach ihm. Er schnellte sich zur Seite, ohne dem Geschoss vollständig ausweichen zu können. Ein Dorn bohrte sich durch seinen Arm. Er schrie schmerzgepeinigt auf. In seinem ersten Zorn richtete er seine Waffe auf das Mädchen, doch dann schoss er doch nicht auf sie, sondern ließ den Blitz bewusst an ihr vorbeigleiten. Sie ließ sich täuschen. Da sie keine entsprechende Waffe besaß, zerschlug sie das Fenster und sprang hinaus.

Rawa war froh, sie nicht töten zu müssen. Er hasste die Giganten zwar, wollte sie aber nicht vernichten. Ihm genügte es, wenn die Bewegung sie mit Terroranschlägen von diesem Planeten vertreiben konnte. Mit zwei Schüssen sprengte er sich einen ausreichend großen Durchgang in die Tür. Er wollte hindurchfliehen, doch jetzt merkte er, dass er sich gefährlich verschätzt hatte. Durch das Loch fegte die Luft orkanartig herein und riss ihn von den Füßen. Er purzelte über den Boden und rollte auf die Flammen zu.

Als er schon glaubte, alle Chancen verspielt zu haben, prallte er gegen ein Stuhlbein. Er ließ seinen Impulsstrahler fallen und klammerte sich an die Deckung, die sich ihm so unverhofft bot. Von hier aus sah er sich suchend um. Seine Aussichten standen denkbar schlecht, dieser von ihm selbst verursachten Flammenhölle noch zu entkommen. Wohin er sich auch wandte, überall brannte es.

Für ihn gab es nur noch eine einzige Möglichkeit. Er musste versuchen, durch das Loch in der Tür hinauszukommen. Der Sturm, der ihm dabei entgegenschlug, musste eben überwunden werden.

Rawa seufzte.

Die Riesen hätten mit der ihnen eigenen Überheblichkeit vermutlich gesagt: »Es zieht!« Für ihn ging es um Kopf und Kragen.

Er beugte sich vor und wagte den Sturmlauf.

Schon nach den ersten Schritten merkte er, dass er sich gründlich verschätzt hatte. Er konnte es nicht schaffen. Die Luft fegte ihm mit hoher Gewalt entgegen. Sie war wie eine Mauer, die er umrennen wollte. Die Füße rutschten ihm weg. Vergeblich versuchte er, sich zu halten. Wie ein Ball rollte er jetzt über den Boden auf die Flammen zu. Er spürte, wie sein Haar verbrannte, und schrie.

Da stieß jemand die Tür auf. Für einen kurzen Moment schlug die Luft zurück. Sie wirbelte ihn in die andere Richtung. Rawa landete direkt vor den Schuhspitzen der Riesin, die eingetreten war. Sie bückte sich und griff mit spitzen Fingern nach ihm. Seine Hand fuhr an den Gürtel, um den Impulsstrahler zu ziehen, doch sie glitt ins Leere. Er erinnerte sich daran, dass er die Waffe hatte fallen lassen.

Das Mädchen nahm ihn vom Boden auf. Er fürchtete, dass sie ihn in ihrer Hand zerquetschen wollte, und stach mit seinem Messer nach ihr. Es durchbohrte ihre grobporige Haut, und ein paar Blutstropfen traten aus. Sie schrie erschreckt auf und schüttelte die Hand, so dass er um ein Haar in die Flammen geschleudert worden wäre. Instinktiv klammerte er sich an den Ring, den sie am Finger trug, und nur das rettete ihn.

Die Gigantin eilte aus dem Zimmer ins Kühle hinaus.

Rawa hustete krampfhaft, als sie über einen völlig verräucherten Gang kamen. Er hatte sich auch noch nicht wieder erholt, als er endlich das Licht der Sonne wiedersah. Gladors Stern schickte seine grünen Strahlen wie eh und je durch die Wolken.

Rawa verzichtete darauf, das Mädchen mit weiteren Messerstichen zu attackieren. Er sah ein, dass er damit nur wenig erreichte. So wartete er ab, bis sie ihn auf eine Steinplatte gestellt hatte. Sie richtete sich auf und drehte sich zu den Gebäuden um. Auch er blickte zu ihnen hinüber. Er lächelte zufrieden, als er bemerkte, dass alle Häuser brannten. Ihr Angriff war also ein voller Erfolg gewesen.

»Ihr kleinen Teufel«, sagte das Mädchen. »Was ist bloß in euch gefahren?«

Sie wandte sich ihm wieder zu. Frech winkte er zu ihr hinauf und sprang dann zwischen einige Büsche. Ihre Hand folgte ihm blitzschnell, doch ihre Finger stießen an ihm vor bei. Er lachte, hüpfte über einige Bodenäste hinweg und brachte sich dann in einem Graben in Sicherheit. Ihre suchenden Finger zogen sich bald wieder zurück. Der Boden erzitterte heftig. Daran merkte er, dass sie sich wirklich entfernte. Vermutlich wollte sie sich an den sinnlosen Rettungsarbeiten beteiligen.

Rawa fuhr sich mit den Händen über das verbrannte Gesicht, zog sich die verrutschte Hose höher und ging davon.

Er brauchte zehn Minuten, um an den vereinbarten Treffpunkt zu kommen. Anshon Ishman, Patton, Walk Walkey und Kiaffa Oh, der erbärmlich schwitzte, waren schon da. Sie alle atmeten erleichtert auf, als sie ihn sahen.

»Ich dachte schon, es hätte dich erwischt«, sagte sein Bruder und umarmte ihn.

»Unsinn«, wehrte Rawa ab. »Ich wollte mir nur das Feuerwerk ein bisschen ansehen.«

»Das sieht man, Bruder«, erwiderte Patton lachend und fuhr ihm mit der Hand über den kahlgebrannten Kopf.

Rawa ergrünte heftig. Er legte sich beide Hände über den Schädel und suchte nach dem Haarschopf, auf den er immer so stolz gewesen war. Er fand nur ein paar versenkte Reste.

Kiaffa Oh lenkte die anderen von ihm ab, und er war ihm dankbar dafür.

»Das wird ihnen zeigen, dass wir es ernst meinen«, sagte Kiaffa. Er wischte sich mit dem grünen Tuch über das Gesicht. »Ich hätte einen von diesen Teufeln beinahe noch mit meinem Impulsstrahler erwischt. Ich hatte ihn vor mir, wie auf dem Schießstand, doch dann explodierte eine Bombe. Der Luftdruck warf mich von dem Stein, auf dem ich lag. Nur deshalb ist dieses Gesindel mit heiler Haut davongekommen.«

Rawa schüttelte den Kopf. Er kühlte sich das Gesicht mit einigen Tropfen Wasser, die er einer Pfütze entnahm.

»Nein«, entgegnete er. »Nein, Kiaffa das ist nicht ganz richtig, was du da sagst.«

Ishman fuhr herum.

»Was ist los mit dir, Rawa?«, fragte er wütend.

»Nichts, Anshon. Ich wehre mich nur dagegen, dass Kiaffa die Giganten beschimpft, als wären sie Mördergesindel.«

»Sind sie es etwa nicht?«

»Nein, Anshon. Sie haben viele Fehler. Sie wollen uns unterdrücken und ausbeuten, aber hinterlistiges Pack sind sie nicht. Immerhin hat mir einer von ihnen das Leben gerettet, obwohl ich ihm zuvor die Bude über dem Kopf angesteckt hatte. Das wusste dieser Riese genau.«

Kiaffa Oh kam zu ihm. Er musterte ihn besorgt.

»Sprichst du etwa von diesem Mädchen, unter dessen Rock du dich geflüchtet hattest?«

»Genau die meine ich. Es kann aber keine Rede davon sein, dass ich unter ihrem Rock ... Ich meine, der war doch viel zu kurz!«

Die anderen lachten schallend.

»Rawa braucht nur einen Weiberrock zu sehen, dann dreht er durch«, brüllte Anshon Ishman »Mensch hast du den Verstand verloren? Das sind unsere Feinde. Je mehr wir von ihnen umbringen, desto besser.«

Rawa hatte Mühe, sich zu beherrschen. Am liebsten wäre er Ishman an die Gurgel gefahren.

»Was hat das alles mit Weiberröcken zu tun?«, fragte er. »Dieses Mädchen hat gesehen, dass ich das Feuer gelegt habe. Und sie ist zurückgekommen, weil sie wusste, dass ich noch im Raum war. Sie hat mich herausgeholt, weil sie nicht wollte, dass ich verbrenne.«

»Na und?«, fragte Kiaffa Oh angriffslustig. »Was besagt das schon?«

»Eine ganze Menge. Sie sind kein Mördergesindel. Nur das wollte ich damit sagen. Im umgekehrten Falle hättest du es bestimmt nicht getan – oder?«

Die anderen lachten erneut auf Kiaffa Oh schlug sich vor Vergnügen auf die Oberschenkel. Selbst Patton grinste breit.

Rawa aber begriff nicht, bis Walk Walkey ihn mit halberstickter Stimme fragte, wie ein Siganese es wohl bewerkstelligen sollte, eine Terranerin zu tragen.

Rawa lächelte verlegen.

»Dennoch war es nett von der Kleinen«, sagte er.

Anshon Ishman wurde ernst.

»Ich habe weniger Rücksicht genommen als du, Rawa«, erklärte er nüchtern. »Einer von diesen Riesen kam mir in die Quere. Er sah, dass ich eine Bombe legen wollte. Ich habe ihn erschossen.«

Rawa Ackaer hatte das Gefühl einen Schlag in die Magengrube bekommen zu haben. Ihm wurde schlecht.

*

Ufe Tann ließ den Schaumlöscher einfach fallen. Er betrat das noch schwelende Gebäude und drückte die von der Hitze verbeulte Tür zu seinem Wohntrakt auf.