Atlan 122: Piraten der Sterne - H.G. Francis - E-Book

Atlan 122: Piraten der Sterne E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Atlan in Richmonds Schloss - unter den Plünderern der kosmischen Barriere Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man das Jahr 10.497 v.A. - eine Zeit, die dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht, eine Zeit also, da die Erdbewohner in Barbarei und Primitivität verharren und nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen. Arkon hingegen - obzwar im Krieg gegen die Maahks befindlich - steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der den Tod seines Bruders Gonozal VII. inszeniert hat, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können. Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat - einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben, der kurz nach dem Tode Gonozals zusammen mit Fartuloon, dessen Leibarzt, spurlos verschwand und bei der Allgemeinheit längst als verschollen oder tot gilt. Doch der junge Kristallprinz ist quicklebendig! Nachdem man ihn über seine wahre Herkunft informiert und sein Extrahirn aktiviert hat, strebt er den Sturz des Usurpators an. Doch von diesem Ziel ist Atlan gegenwärtig weiter denn je entfernt. Denn nach seiner gelungenen Flucht vom Planeten des Folterkönigs gerät Atlan in die Gewalt von PIRATEN DER STERNE ...

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Nr. 122

– ATLAN exklusiv Band 10 –

Piraten der Sterne

Atlan in Richmonds Schloss – unter den Plünderern der kosmischen Barriere

von H. G. Francis

Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man das Jahr 10.497 v.A. – eine Zeit, die dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht, eine Zeit also, da die Erdbewohner in Barbarei und Primitivität verharren und nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen.

Arkon hingegen – obzwar im Krieg gegen die Maahks befindlich – steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der den Tod seines Bruders Gonozal VII. inszeniert hat, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.

Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben, der kurz nach dem Tode Gonozals zusammen mit Fartuloon, dessen Leibarzt, spurlos verschwand und bei der Allgemeinheit längst als verschollen oder tot gilt.

Doch der junge Kristallprinz ist quicklebendig! Nachdem man ihn über seine wahre Herkunft informiert und sein Extrahirn aktiviert hat, strebt er den Sturz des Usurpators an.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Kristallprinz fällt unter die Piraten.

Farnathia, Bronton Deflar, Tonven Debaaner, Lord Correson und Probis Tobanoschol – Atlans Begleiter auf der Flucht von der Folterwelt.

Jepson Tropp – Atlans Retter.

Hanwigurt Sheeron – Herr von Richmonds Schloss.

Trockman Quit und Schrika – Leitende Köpfe einer Konspiration gegen Sheeron.

1.

Viel zu spät begriff ich, dass ich mich in Bronton Deflar gründlich getäuscht hatte. Dieser Mann war alles andere als mutig und verlässlich. Der Sohn eines Edelsteinhändlers war ein Feigling und deshalb gefährlich für uns alle sechs.

Schon bald nach dem Start von der Folterwelt merkte ich, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Seine Haltung, die anfangs einen gewissen Eindruck auf mich gemacht hatte, ließ zusehends nach. Zunächst waren wir alle froh, dass es uns gelungen war, von der Welt des Grauens zu fliehen. Niemand achtete auf den anderen. Ich hatte nur Augen für Farnathia, der ich deutlich ansehen konnte, dass sie sich mehr und mehr aus dem Psychobann lösen konnte.

Dann wurde es still an Bord. Nachdem die schwierigsten Aufgaben bewältigt waren, und ich das Schiff auch allein beherrschen konnte, machte sich bei den anderen die Erschöpfung bemerkbar. Lord Correson, Tonven Debaaner und Probis Tobanoschol schliefen ein. Farnathia versuchte wach zu bleiben. Sie bemühte sich in rührender Weise um mich, aber dann hielt auch sie sich nicht mehr auf den Beinen. Die Anstrengungen der letzten Tage waren einfach zu groß gewesen.

Nur Bronton Deflar schien keine Müdigkeit zu kennen. Er hockte schweigend hinter mir und beobachtete mich.

Die Krise kam nach der vierten Transition.

Die FARNATHIA, wie ich das Kleinstraumschiff getauft hatte, materialisierte in einem Teil des Weltraums, der mir völlig unbekannt war. Während ich mich noch zu orientieren suchte, beugte sich Deflar vor und legte mir die Hand auf die Schulter.

»Wo sind wir?«, fragte er.

Ich antwortete nicht. Was hätte ich auch sagen sollen? Ich wusste es ebenso wenig wie er.

Meine Augen brannten. Ich war mir darüber klar, dass ich abgelöst werden musste.

»Ich will wissen, wohin Sie uns gebracht haben«, sagte er mit einer Stimme, die mich aufmerksam werden ließ.

»Haben Sie Geduld«, erwiderte ich. »Ich kann Ihnen bis jetzt noch nichts sagen, aber das ist keine Katastrophe.«

»So?« Er rüttelte mich, so dass ich herumfuhr und seine Hand zurückstieß. »Dann sehen Sie sich die Bild- und Ortungsschirme an.«

Ich hatte es längst getan.

Irgend etwas stimmte nicht – entweder mit mir oder mit meiner Umgebung. Ich konnte nichts mehr klar erkennen, was außerhalb des Schiffes war. Die Sterne wirkten verwischt, als ob ein fettiger Schleier sowohl über den Außensensoren, als auch über der Panzerglassitkuppel des Raumers liege. Der Weltraum bot nicht das gewohnte Bild samtener Schwärze, sondern hatte eine eigentümlich rötliche Farbe und wurde von riesigen Schlieren durchzogen. Niemals zuvor hatte ich etwas Derartiges gesehen. Deshalb glaubte ich zunächst, mit mir sei etwas nicht in Ordnung.

Mein Logiksektor stellte mit eiskalter Sachlichkeit fest, dass ich mich getäuscht hatte. Diese seltsame Erscheinung hatte nichts mit mir und meiner Müdigkeit zu tun. Wir wurden mit einer unglaublichen Wirklichkeit konfrontiert.

Zugleich wurde mir mit erschreckender Deutlichkeit bewusst, welch ein psychisch instabiles Gebilde unsere kleine Gruppe darstellte. Sie war in keiner Weise den Gefahren gewachsen, die mit etwa halber Lichtgeschwindigkeit auf uns zukamen.

Bronton Deflar handelte, bevor ich ihn daran hindern konnte. Er zerrte die anderen aus dem Schlaf hoch und schrie sie an.

»Seht euch an, was er mit uns macht«, rief er. »Wacht doch auf.«

Ich drehte mich zu ihm herum, packte ihn an der Schulter und schleuderte ihn in seinen Sessel zurück. Aber es war schon zu spät. Die anderen Arkoniden waren durch den Lärm wach geworden. Benommen versuchten sie, sich zu orientieren.

»Was ist denn überhaupt los?«, fragte Probis Tobanoschol ärgerlich. »Warum lassen Sie uns nicht schlafen?«

Deflar warf sich nach vorn und schlug mit beiden Fäusten auf mich ein.

»Ihr Narren«, brüllte er. »Ihr glaubtet, von der Folterwelt entkommen zu sein, aber jetzt geht es erst richtig los. Seht euch doch nur um.«

Er war wie von Sinnen.

Jetzt begriff ich wenigstens, was mit ihm los war. Er glaubte, von dem Blinden Sofgart und mir getäuscht worden zu sein, und war unfähig, klar zu denken. Den anderen aber erging es kaum anders. Nur Farnathia wusste, dass sie mir bedingungslos vertrauen durfte.

Tonven Debaaner und Probis Tobanoschol ließen mich nicht zu Wort kommen. Sie stürzten sich auf mich und entwaffneten mich.

»Nein«, schrie Farnathia voller Entsetzen, als sie sah, dass Tobanoschol den Strahler auf mich richtete und mich töten wollte. »Das dürfen Sie nicht tun.«

Ich blickte in Augen, in denen sich die nackte Panik spiegelte. Bronton Deflar hatte diese beiden Männer mitgerissen. Auch sie wussten nicht mehr, was sie taten.

Da kam mir von unerwarteter Seite Hilfe.

Lord Correson packte entschlossen zu. Mit einem Griff entwand er Tobanoschol die Strahlwaffe und wich bis in den hintersten Winkel der Kabine zurück.

Unwillkürlich atmete ich auf, obwohl ich wusste, dass die Gefahr noch lange nicht beseitigt war. Im Gegenteil, je mehr Zeit wir hier mit unnützen Streitereien verschwendeten, desto tiefer flogen wir in die Zone hinein, die uns so sehr erschreckt hatte.

»Lassen Sie den Unsinn«, befahl ich. »Glauben Sie wirklich, der Blinde Sofgart würde derartige Anstrengungen unternehmen, um so relativ unwichtige Männer wie Sie auf ganz besondere Weise zu foltern? Das hätte er auch auf seiner Welt haben können.«

Ich machte eine Pause. Die Männer starrten mich an. In ihren Augen hatte sich nichts verändert. Ich hätte auch gegen eine Wand reden können.

Nur Lord Correson machte einen vernünftigeren Eindruck. Ich wusste mittlerweile, dass er ein erklärter Gegner des Orbanaschol-Regimes war. Er hatte mir gesagt, dass er meinen Onkel hasste. Zufällig hatte ich ihn beobachtet, als ich zu Sofgart gesagt hatte, dass ich Atlan, der rechtmäßige arkonidische Thronfolger sei und um mein Recht kämpfen wolle. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte ich erkennen können, dass er voll auf meiner Seite stand. Sein von der Folter gezeichnetes Gesicht hatte förmlich aufgeglüht.

Deshalb wusste ich, dass er niemals auf mich schießen würde.

»Sie alle haben gehört, dass ich Atlan bin. Versuchen Sie zu denken! Ein Mann wie ich könnte niemals etwas mit dem Blinden Sofgart zu tun haben. Mir geht es ebenso um Sicherheit wie Ihnen. Also benehmen Sie sich wie Männer.«

»Sie haben es gehört, meine Herren«, sagte Lord Correson mit schleppender Stimme. »Setzen Sie sich bitte, und stören Sie uns nicht.«

»Sie sehen doch, wohin er das Schiff geführt hat«, kreischte Bronton Deflar. »Er bringt uns alle um.«

Wieder warf er sich auf mich. Er missachtete die Waffe und packte mich an der Kehle, doch jetzt nahm ich keine Rücksicht mehr, zumal ich wusste, dass ich mit Worten nichts erreichen würde. Meine gestreckten Finger stachen ihm dicht unter dem rechten Ohr in den Hals. Ich traf das richtige Nervenbündel, und Deflar sank mir seufzend in die Arme. Ich schob den Bewusstlosen auf seinen Sitz zurück.

»Bleiben Sie jetzt ruhig«, sagte ich zu den anderen. »Vielleicht geht noch alles gut.«

Ich nickte Lord Correson zu und setzte mich wieder hinter die Instrumente. Rasch orientierte ich mich, und dann musste ich selbst mit der aufsteigenden Panik kämpfen.

Die Geräte zeigten absolut unsinnige und widersprüchliche Werte an. Nichts stimmte überein mit anderen Anzeigen.

»Es könnte die Sogmanton-Barriere sein«, vermutete Lord Correson mit leiser Stimme.

Ich wusste sofort, dass er mit seiner Vermutung recht hatte. Es gab keine andere Möglichkeit. Es war die berüchtigte Sogmanton-Barriere, in die wir geraten waren. Die Instrumente zeigten stärkste Strukturerschütterungen im Raum-Zeit-Gefüge an, und ein Hypersturm zog herauf. Nur dadurch waren die verrückten Instrumentenanzeigen zu erklären.

Die nach ihrem Entdecker benannte Barriere war für ihre Hyperstürme bekannt. Hyperphysiker vermuteten, dass hier eine überdimensionale Bezugsebene mit jener unseres Kontinuums tangierte, so dass es auf beiden Seiten immer wieder zu so genannten »Einbrüchen« kam. Ich erinnerte mich, davon gehört zu haben, dass stellenweise ein Energieaustausch von Normalenergie und Hyperenergie stattfinden sollte. Dadurch wurden Hyperstürme ausgelöst.

Das Zentrum der Sogmanton-Barriere bildete eine Zusammenballung kosmischer Materie. In ihr brodelte und gärte es ständig, weil sich dort die fremdartigen Energieströme am deutlichsten bemerkbar machten.

Jetzt wusste ich auch, was die Verfärbung des Alls und die Schlieren zu bedeuten hatten. Mit blinden Transitionssprüngen hatten wir uns von der Folterwelt entfernt. Jetzt rasten wir genau auf das Zentrum der Sogmanton-Barriere zu. Das Risiko, nach unprogrammierten Transitionssprüngen in einem derartigen Gefahrenherd zu landen, war angesichts der Weite der Galaxis denkbar gering. Wir hatten Pech gehabt, oder das Transitionstriebwerk unseres Kleinstraumschiffes war durch die Hyperstürme beeinflusst worden, so dass wir von den hyperenergetischen Wirbeln förmlich angesaugt worden waren.

Die direkten wie die indirekten Sichtverhältnisse wurden immer schlechter. Ich glaubte, die Ballung kosmischen Staubes sehen zu können, in der schon zahllose Raumschiffe und ganze Flottenverbände verschwunden sein sollten.

Innerhalb weniger Sekunden erkannte ich die ganze Sachlage. Zugleich bemühte ich mich darum, das Kleinstraumschiff unter Kontrolle zu bringen.

Zunächst erzielte ich auch einigen Erfolg. Das Normaltriebwerk reagierte. Dennoch bekam ich das Schiff nicht voll in den Griff. Es gehorchte meinen Befehlen nicht so, wie ich es wollte.

Tonven Debaaner kam zu mir.

»Versuchen Sie eine weitere Transition, Atlan«, sagte er zu mir. »Vielleicht können wir damit entkommen.«

Ich blickte ihn an. Sein Gesicht war schweißüberströmt.

»Das Triebwerk beschleunigt nicht«, entgegnete ich. »Wir machen nicht genügend Geschwindigkeit für eine Transition. Außerdem müssen wir damit rechnen, dass wir bei den hier herrschenden Verhältnissen im Hyperraum verschwinden – ohne die Chance für eine Rückkehr.«

»Atlan hat recht«, stimmte Lord Correson zu.

Wieder und wieder ließ ich meine Finger über die Tasten gleiten, aber die angestrebten Erfolge blieben aus. Das Schiff löste sich nicht aus seiner Bahn. Immer wieder versuchte ich, die FARNATHIA herumzuschwenken und das Heck in Fallrichtung zu bringen. Ich hatte die Hoffnung, die Triebwerke dann in Gang bringen zu können. Die Gyros funktionierten zwar, aber sie erzielten keine Wirkung.

Jetzt verlor Probis Tobanoschol die Beherrschung.

Er sprang auf.

»Ich will raus«, schrie er und stieß Lord Correson brutal zur Seite. Überhastet wollte er die Schleusenschotte öffnen, rutschte aus und stürzte. Als er wieder auf die Beine kam, war Correson schon bei ihm und packte ihn. Mit leichten Schlägen auf die Wangen brachte er ihn zur Vernunft.

»Draußen haben Sie noch weniger Chancen«, sagte er.

»Vielleicht ist der Gedanke gar nicht einmal so abwegig«, bemerkte ich und erhob mich von meinem Sitz, weil es sinnlos geworden war, noch länger an den Schaltungen herumzuhantieren.

»Was willst du damit sagen?«, fragte Farnathia, die sofort zu mir kam. Ärgerlich blickte sie mich an. Ich legte ihr den Arm um die Schulter und spürte, dass sie sich augenblicklich beruhigte.

»Wir müssen das Schiff herumschwenken und das Triebwerk auf das Zentrum der Barriere richten«, erklärte ich. »Vielleicht können wir es dann doch noch schaffen, uns aus den Wirbeln zu lösen.«

»Wie wollen Sie das anstellen?«, fragte Correson.

»Mit Hilfe der Rückstoßaggregate der Schutzanzüge«, antwortete ich.

»Mit einem Gerät allein schaffen Sie es auf gar keinen Fall. Die Schubleistung reicht nicht aus«, sagte Correson.

»Das ist mir klar. Ich müsste mehrere Aggregate an einem Anzug anbringen und zusammenschalten. Der Schub könnte genügen.«

»Das könnte Ihnen so passen«, rief Bronton Deflar, der wieder zu sich gekommen war. »Sie wollen sich absetzen und dafür unsere Notausrüstung benutzen. Dann haben wir überhaupt keine Chance mehr.«

»Reden Sie keinen Unsinn«, entgegnete ich ruhig.

Deflar erhob sich und kam auf mich zu. Seine Hände zitterten, und seine Augen sahen dunkelrot aus vor Angst.

»Er hat uns doch nicht mitgenommen, um uns von der Folterwelt zu retten«, schrie er die anderen an. Er musste sich an die Rückenlehne eines Sitzes klammern, weil das Schiff immer wieder heftig erschüttert wurde. Die Antigravneutralisatoren konnten die Beschleunigungsschwankungen nicht mehr voll ausgleichen. Auch sie wurden durch die überdimensionierte Energie gestört.

»Er musste uns mitnehmen, weil er allein nicht hätte fliehen können«, brüllte er. Seine Stimme überschlug sich immer wieder. »Was mit uns geschieht, ist ihm völlig egal. Und jetzt handelt er genauso. Er will aussteigen und uns hier zurücklassen. Er ist ein Teufel.«

Ich spürte, dass Tonven Debaaner und Probis Tobanoschol unruhig und unsicher wurden. Auf Lord Correson konnte ich mich offenbar verlassen. Der Mann machte einen ausgesprochen beherrschten Eindruck.

»Sie können es betrachten, wie Sie wollen«, sagte er. »Wir haben nur diese eine Chance. Natürlich können Sie auch nach draußen gehen, Deflar. Wir binden Sie fest, ebenso wie Atlan es mit sich selbst geplant hatte. Ihnen kann dann nicht viel passieren, wenn Sie sich geschickt anstellen.«

Deflar erstarrte.

»Ich gehe nicht nach draußen. Ich bin kein Selbstmörder«, erklärte er heftig. »Atlan kann die Arbeit ruhig übernehmen, aber ich stelle ihm dafür mein Rückstoßgerät nicht zur Verfügung.«

»Ich schlage vor, dass die Herren abstimmen«, sagte ich, wobei ich ein kleines Lächeln nicht unterdrücken konnte. »Vielleicht werden Sie sich dann einig. Ich nehme an, Farnathia, dass du ohnehin nichts gegen meinen Plan einzuwenden hast – oder irre ich mich?«

»Natürlich nicht«, erwiderte sie.

Die anderen Männer beachteten den Feigling nicht mehr. Sie öffneten die Ausrüstungsschränke und nahmen ihre Schutzanzüge daraus hervor. Ich legte einen Anzug an, und die anderen befestigten die Rückstoßaggregate an meinem Gürtel. Lord Correson übernahm es, sie zusammenzuschalten, so dass ich sie alle zünden und steuern konnte.

Bronton Deflar kauerte in einem Sessel und schwieg. Mit leeren Augen blickte er auf die Instrumente und die Bildschirme, auf denen jetzt kaum noch etwas zu erkennen war.

Wir hatten nicht mehr viel Zeit und arbeiteten in fieberhafter Eile. Wir wussten nicht mehr, wie schnell wir uns bewegten, und wie weit wir noch vom Zentrum der Barriere entfernt waren. Wir hatten die Orientierung verloren.

Endlich war es soweit.

Lord Correson begleitete mich in einem Schutzanzug in die Schleuse. Er befestigte die Sicherheitsleine an meinem Gürtel. Voller Spannung warteten wir darauf, dass sich das Außenschott öffnen würde. Es bewegte sich viel zu langsam für unsere Ungeduld. Der Weltraum sah bräunlich-rot und verwaschen aus. Sterne konnte ich nicht mehr erkennen. Ich hatte das Gefühl, in die von Orkanen zerrissene Atmosphäre eines Methanplaneten zu tauchen. Eine gewisse Ähnlichkeit war nicht zu übersehen. Dann brach plötzlich wieder das Licht einiger Sterne durch das Chaos.

»Sie müssen raus, Atlan«, schrie Correson mir zu. Seine Stimme dröhnte in den Helmlautsprechern.

Ich gab ihm ein Zeichen mit der Hand, dann hangelte ich mich aus der Schleuse. Sofort packte mich eine unsichtbare Faust und zerrte mich von dem Raumschiff weg. Mit aller Kraft klammerte ich mich an die Haltebügel an der Außenhaut. Dabei hatte ich einige Mühe, meinen Schock zu überwinden. Hier gab es nichts, was mich hätte wegreißen können. Wir befanden uns nicht innerhalb einer Atmosphäre, sondern im Weltraum.

Was war das Unsichtbare, das an mir rüttelte?

Ich zwang mich, es zu ignorieren. Es musste eine Erklärung für das Phänomen geben, aber ich musste sie nicht unbedingt jetzt finden. Ich hatte eine viel wichtigere Aufgabe zu erledigen.

Ich blickte zurück und erkannte Lord Correson, der mich beobachtete. Die Sicherheitsleine bildete eine sichelförmige Linie. Eigentlich hätte sie schlaff und lose sein müssen, aber das war sie nicht. Sie spannte sich so scharf, dass ich mich kaum noch halten konnte.

»Geben Sie mir mehr Leine«, schrie ich in mein Mikrophon.

Ich sah, dass Correson gehorchte. Er schleuderte das ganze Bündel, das noch in der Schleuse lag, hinaus. Sofort straffte sich die Verbindungsschnur, bildete erneut einen Halbkreis und zog noch schärfer.

»Ich kann mich nicht mehr halten«, teilte ich Correson mit. »Die Leine reißt mich weg.«

»Ich werde sie kappen.«

»Nein«, rief ich, aber es war schon zu spät. Sein Energiestrahler blitzte auf, und der Zug ließ nach. Ich fühlte mich frei. Einige Sekunden lang hing ich ausgestreckt am Raumer. Irgend etwas schien an meinen Beinen zu saugen. Ich kletterte vorsichtig weiter. Jetzt konnte ich es mir noch viel weniger als vorher leisten, meinen Halt loszulassen.

Eine endlose Zeit verstrich, bis ich das Heck des zehn Schritte langen Schiffes erreichte. Noch immer konnte ich Correson in der Schleuse sehen. Er hob sich deutlich gegen den Deltaflügel ab, der vor der Kammer aus dem Schiffskörper ragte. Er sah verzerrt aus, wie alles andere auch. Der Deltaflügel wies einen deutlichen Knick in der Mitte auf. Ich war sicher, dass er nicht tatsächlich beschädigt war. Vermutlich unterlag ich nur einer optischen Täuschung.