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In einer Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht, steht es mit dem Großen Imperium der Arkoniden nicht zum Besten, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die - allen voran Imperator Orbanaschol III. - nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und das Gemeinwohl völlig außer acht lassen. Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Gegenwärtig ist Atlan jedoch nicht in der Lage, den Untergrundkampf gegen den Usurpator und Brudermörder Orbanaschol persönlich weiterzuführen, denn durch die Einwirkung einer Geheimwaffe der Maahks gelangte er erneut in den Mikrokosmos. Den Verschollenen wiederzufinden, ist Ischtars vordringliche Aufgabe. Die Goldene Göttin macht sich mit ihrem Doppelpyramidenschiff auf den Weg. Erste Station ist Kraumon, wo die Varganin Atlans Kameraden Fartuloon, Corpkor und Eiskralle als Begleiter an Bord nimmt, dann geht die Suche los. Sie führt zum HERRN DER VERSUNKENEN WELT ...
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Seitenzahl: 145
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Nr. 208
– ATLAN exklusiv Band 69 –
Herr der versunkenen Welt
Sie suchen Atlan – und geraten in die Falle des Rebellen
von Harvey Patton
In einer Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht, steht es mit dem Großen Imperium der Arkoniden nicht zum Besten, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren.
Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die – allen voran Imperator Orbanaschol III. – nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und das Gemeinwohl völlig außer acht lassen.
Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen.
Gegenwärtig ist Atlan jedoch nicht in der Lage, den Untergrundkampf gegen den Usurpator und Brudermörder Orbanaschol persönlich weiterzuführen, denn durch die Einwirkung einer Geheimwaffe der Maahks gelangte er erneut in den Mikrokosmos.
Den Verschollenen wiederzufinden, ist Ischtars vordringliche Aufgabe. Die Goldene Göttin macht sich mit ihrem Doppelpyramidenschiff auf den Weg.
Ischtar – Die Goldene Göttin leitet die Suche nach Atlan ein.
Fartuloon – Der »Bauchaufschneider« schließt sich Ischtar an.
Corpkor – Ein Mann, der sich mit Tieren verständigen kann.
Eiskralle – Ein Chretkor.
Küllsannimont
Ischtar fühlte sich unendlich einsam.
Nicht, dass ihr dieses Gefühl neu gewesen wäre. Sie war eine Goldene Göttin aus der Rasse der Varganen, eine Unsterbliche also, und deshalb kannte sie dieses Gefühl zur Genüge. In ihrem langen und bewegten Leben hatte sie unzählige Wesen aus vielen Rassen an ihrer Seite gehabt – als Untergebene, als Kampfgefährten, zuweilen auch als Geliebte. Doch die Zeitspannen, die für jene ein ganzes Leben ausgemacht hatten, waren für sie nahezu bedeutungslos gewesen. Zwischenspiele, mehr nicht.
Die anderen waren vergangen, waren wieder aus ihrem Dasein verschwunden, und immer war sie einsam zurückgeblieben. So hatten alle Episoden und Abenteuer geendet, und allmählich hatte sie sich daran gewöhnt. Die Einsamkeit gehörte zu ihrem Leben. Sie war gewissermaßen der Preis, den sie für ihre Unsterblichkeit zu zahlen hatte. Ihr erging es wie all den Rebellen, die sich geweigert hatten, zu ihrem Volk in die Eisige Sphäre zurückzukehren.
Dann aber hatte sich plötzlich alles geändert.
Vor einiger Zeit war ein Gefühl über sie gekommen, das sie fast schon vergessen geglaubt hatte: die Liebe. Sie war Atlan begegnet, dem Kristallprinzen von Arkon, der mit seinem kleinen Gefolge darum kämpfte, die ihm vorenthaltene Herrschaft über das Große Imperium der Arkoniden zu erlangen. Diese Begegnung hatte ihrem Leben einen neuen Sinn gegeben.
Doch jetzt war der Geliebte wieder unendlich weit von ihr entfernt. Er befand sich dort, wo auch sie und ihr Volk herstammten – in der allerkleinsten aller Welten, im Mikrokosmos. Der Abgrund der Dimensionen trennte ihn von ihr.
Wie mochte es ihm jetzt ergehen?
Sie hatte keine Möglichkeit, das irgendwie festzustellen. Atlan war in die Gewalt der Maahks geraten, die in einem erbitterten Krieg gegen Arkon standen, und die Maahks hatten ihn mit ihrer neuen Waffe – dem Potenzialverdichter – verkleinert und in den Mikrokosmos versetzt.
Ischtar hatte mit allen Mitteln versucht, ihn vor diesem Schicksal zu bewahren, doch sie hatte das nicht erreicht. Ihr blieb nun nichts weiter übrig, als auf seine Rückkehr zu warten, und die Ungewissheit ließ sie ihre Einsamkeit doppelt spüren.
Sie war allein. Auch der dunkelhäutige Barbar Ra hatte sie verlassen, als sie sich – zum wievielten Male wohl? – geweigert hatte, auf sein beharrliches Werben um ihre Gunst einzugehen. Er hatte sie einmal lieben dürfen, doch das war vor Atlans Zeit gewesen und lange vorbei. Jetzt war auch er fort, heimlich mit einem Beiboot gestartet, und Ischtar war allein in ihrem Doppelpyramidenschiff, das um den Planeten Skrantasquor im Kratakh-System kreiste.
Dort befand sich ein gigantischer Stützpunkt der Maahks. Diese Welt war eine einzige waffenstarrende Festung. Trotzdem konnten die riesigen Wasserstoffatmer ihrem Schiff nichts anhaben, weil die varganische Technik ihrer eigenen weit überlegen war. Andererseits konnte auch der Raumer allein gegen einen Planeten voller Waffen nicht ankommen, und so herrschte zwischen beiden Kontrahenten eine geradezu klassische Pattsituation.
Ischtar seufzte. Ihre goldglänzenden Augen waren verschleiert. Sie starrten auf die Bildschirme, die ihr den Planeten zeigten, doch ihr Bewusstsein erfasste diese Szene kaum noch. Die Müdigkeit lastete wie ein schwarzes Tuch auf ihr. Wann hatte sie eigentlich zum letzten Male geschlafen?
Auch das wusste sie nicht.
Sie hatte es inzwischen aufgegeben, auf die Zeit zu achten. Ihr Schiff hatte jetzt schon unzählige Male diese Welt umrundet, und noch immer war alles unverändert. Gab es überhaupt noch eine Hoffnung, dass Atlan zurückkam?
Doch – eben geschah es!
Ein kleines Raumboot löste sich von Skrantasquor und stieg dem Doppelpyramidenschiff entgegen, dessen Umgebung sonst von den Raumern der Maahks sorgfältig gemieden wurde. Instinktiv wusste Ischtar, dass mit ihm der Geliebte zu ihr kam.
Mit bebenden Fingern drückte sie auf den Kontakt, der das Öffnen einer Hangarschleuse bewirkte, und dann stürzte sie in fliegender Eile aus der Schiffszentrale. Sie fühlte sich glücklich und von einer schweren Last befreit.
Schon auf halbem Wege kam Atlan ihr entgegen. Er sah müde und mitgenommen aus, doch seine rötlichen Augen strahlten. Seine Arme breiteten sich aus, Ischtar flog mit einem Aufschrei der Erleichterung hinein und schmiegte sich an ihn.
»Du bist wieder bei mir – jetzt ist alles gut«, flüsterte sie und bot ihm willig ihren Mund.
Um so grausamer war dann das Erwachen ...
Etwas schlug gegen ihren Kopf. Ischtar fuhr zusammen und sah sich verständnislos um. Sie befand sich in der Schiffszentrale, und von dem Geliebten war weit und breit nichts zu sehen. Nur die matten Flächen von Bildschirmen und Instrumentenanzeigen starrten ihr wie tote Augen entgegen. Gar nichts war geschehen – sie war nur eingeschlafen, hatte einen Wunschtraum gehabt. Dann war ihr Kopf gegen das Pilotenpult geschlagen, und das hatte sie aus diesem wunderschönen Traum geweckt ...
Tränen schossen in ihre Augen. Die Goldene Göttin weinte.
Doch bald nahm sie sich wieder zusammen und erhob sich mit einem energischen Ruck. So konnte es unmöglich weitergehen. Sie musste etwas unternehmen, das war ihr klar.
Sie begab sich in ihre Privatgemächer, programmierte die Servoautomatik und stieg wenig später in ein duftendes Bad. Das heiße Wasser und belebende Essenzen vertrieben die Müdigkeit, und als Ischtar dann unter dem Trocknerautomaten stand, hatte sie einen Entschluss gefasst.
In Eile frisierte sie ihr langes goldrotes Haar, legte ein besonders kostbares Gewand an, und begab sich in die Schiffszentrale zurück. Entschlossen drückte sie die Aktivierungstaste jenes Funkgeräts, das auf die Frequenz eingestellt war, über die sie mit den Maahks auf Skrantasquor verkehren konnte.
»Ich verlange eine Verbindung mit Ihrem Grek-1!«, sagte sie mit unbewegtem Gesicht, als das Abbild eines dieser riesigen Geschöpfe auf dem Bildschirm erschien.
*
»Das hat uns gerade noch gefehlt!«, nörgelte Franjo Grokos, als die Durchsage über den Interkom beendet war. »Heute ist unser freier Tag, und ausgerechnet da fällt es dem Dicken ein, uns zu einer Versammlung zu rufen. Ich habe nicht die geringste Lust, da hinzugehen.«
Breg Almaron schwang seine langen Beine von der Liege und erhob sich. Er grinste.
»Bleib ruhig hier, niemand zwingt dich dazu«, bemerkte er trocken. »Dafür darfst du dich später aber nicht darüber beklagen, mangelhaft informiert worden zu sein, wie du es ja so gern tust. Was übrigens die Bezeichnung ›Dicker‹ angeht – ich würde dir empfehlen, wieder einmal einen Spiegel zu konsultieren. Nach Möglichkeit aber einen Feldspiegel – einer aus Glas könnte vielleicht sonst zerspringen.«
Diese Anspielung klang ausgesprochen boshaft, entbehrte aber nicht einer gewissen Berechtigung. Tatsächlich ähnelte Franjo Grokos von der Figur her sehr dem Bauchaufschneider Fartuloon, dem er offenbar nicht wohlgesinnt war. Er war genauso korpulent wie dieser, doch wo bei Fartuloon durchtrainierte Muskelbündel saßen, befand sich bei Grokos solider Faulenzerspeck. Sein breites Gesicht wirkte meist mürrisch, doch war eine gewisse Verschlagenheit nicht zu übersehen. Sie sprach auch aus seinen kleinen Augen unter den dichten Brauen, wogegen die niedrige Stirn unter dem struppigen dunklen Haar unübersehbar auf halsstarrige Engstirnigkeit schließen ließ. Der speckige Nacken unterstrich diesen Eindruck noch mehr.
Auch er erhob sich nun, wenn auch ausgesprochen unlustig.
»Weißt du, was du mich kannst?«, fragte er aggressiv, doch Breg Almaron wehrte immer noch grinsend ab.
»Ich werde es bestimmt nicht tun«, versicherte er überzeugt. »Was auf deinem Heimatplaneten Sitte ist, muss anderswo nicht unbedingt zum guten Ton gehören, das siehst du doch wohl ein? Im Grunde habe ich ja nichts gegen Kolonialplaneten und ihre Bewohner, aber du solltest trotzdem nicht immer wieder die Tatsache herausstreichen, dass du kein reinrassiger Arkonide bist. Wir müssen alle an einem Strang ziehen, wenn wir Atlan helfen wollen, ganz gleich, woher wir kommen.«
Grokos wollte etwas entgegnen, doch im selben Moment ging die Tür ihres Zimmers auf, und ihr Wohnungsnachbar Brindor sah herein.
»Beeilt euch etwas, ihr beiden«, drängte er. »Unser Gleiter steht schon bereit, und Genshar ist ungeduldig wie immer. Der bringt es glatt fertig, auch ohne euch abzufliegen, und wenn ihr dann laufen müsst, kommt ihr bestimmt viel zu spät.«
Das wirkte, denn natürlich hatte der Dicke keine Lust, seine Gehwerkzeuge zu strapazieren. Es war warm draußen, und bis zum Hauptgebäude, in dem die Versammlung stattfand, war mehr als ein Kilometer zurückzulegen.
Atlans Stützpunkt auf dem Geheimplaneten Kraumon war in der letzten Zeit gewaltig gewachsen. Er glich in keiner Weise mehr den bescheidenen Anlagen früherer Zeit. Die Gefolgschaft des Kristallprinzen bestand nun schon aus annähernd 4000 Männern und Frauen, und für sie hatte eine ganze Anzahl neuer Häuser errichtet werden müssen. Man war dabei großzügig vorgegangen und hatte sie nicht einfach in die Gegend gestellt, sondern auch die Landschaft mit ins Konzept einbezogen. Das hatte dazu geführt, dass der Stützpunkt nun eine Ausdehnung besaß, die seine Durchquerung zu Fuß zu keinem reinen Vergnügen machte.
Genshar ließ das Triebwerk anlaufen, und der Gleiter mit den vier Männern erhob sich in die Luft. Auch von anderen Stellen aus strebten Fahrzeuge dem Zentrum zu, wo sich das Hauptgebäude befand. Es war ein großer nüchterner Bau in rein zweckmäßiger Kastenform, und in ihm liefen alle Nervenfasern von Kraumon zusammen. Leistungsfähige Computer sorgten für eine sorgfältige Koordinierung aller Planungen der Rebellen gegen Orbanaschol III. Eine Ortungszentrale überwachte pausenlos den Weltraum rings um das System der kleinen namenlosen Sonne.
Hier befand sich auch der Hauptzugang zu den subplanetaren Anlagen des Stützpunkts, die mittlerweile auch eine beträchtliche Ausdehnung erreicht hatten. Unterhalb der Siedlung bestanden sie in der Hauptsache aus Bunkern, in die sich die Bewohner im Falle eines Angriffs flüchten konnten. Tunnels, in denen flinke Elektrowagen verkehrten, führten von da aus zu den geräumigen Hangars für Raumfahrzeuge, zu den Kraftwerken und den Abwehrforts, die von einer zentralen Verteidigungsanlage aus positronisch gesteuert werden konnten. Diese Forts waren rings um den Raumhafen angelegt, befanden sich aber ebenfalls unter der Oberfläche des Planeten. Im Ernstfall konnten sie innerhalb weniger Sekunden in Gefechtsbereitschaft versetzt werden und bildeten dann einen Abwehrring von beträchtlicher Feuerkraft.
Von alledem sahen die Männer jedoch nichts. Sie erblickten lediglich die in Grün gebetteten Wohngebäude und in einiger Entfernung die hoch aufragende Kugelzelle eines der drei 200-Meter-Kreuzer, der vor einigen Stunden von einem Flug zurückgekehrt war und noch auf dem Raumhafen stand.
»Ob diese Versammlung irgendwie mit der Ankunft des Schiffes zusammenhängen mag?«, erkundigte sich Breg Almaron bei Brindor.
»Keine Ahnung, Breg«, sagte Brindor. »Ich weiß auch nicht mehr als du. Möglich wäre es aber. Die Besatzungen bringen meistens Neuigkeiten mit. Wenn wir sie nicht hätten, würden wir kaum noch erfahren, was draußen im Großen Imperium vorgeht.«
»Vielleicht ist mit dem Schiff sogar Atlan zurückgekommen«, meinte Genshar hoffnungsvoll, doch Almaron schüttelte den Kopf.
»Sehr unwahrscheinlich, dann hätte es Fartuloon bestimmt umgehend bekanntgegeben. Nun, lassen wir uns überraschen. Bald werden wir ja erfahren, was es Neues gibt.«
Der Gleiter kurvte ein und senkte sich auf den Landeplatz vor dem Zentralgebäude herab, auf dem schon eine ganze Reihe anderer Fahrzeuge stand. Kleine Gruppen von Männern und Frauen standen vor dem Bau und unterhielten sich, und die vier Ankömmlinge gesellten sich zu ihnen. Grußworte wurden gewechselt, einige Scherze flogen hin und her, denen leises Gelächter folgte. Dann setzten sich alle in Bewegung und betraten das Gebäude, denn die Zeit für die Versammlung war gekommen.
Sie fand in einem großen Saal im ersten Stock statt, der Platz für alle Bewohner des Stützpunkts bot. Große Projektionsbildflächen zeugten davon, dass er zugleich auch Zwecken der Unterhaltung oder des Unterrichts diente. Ein Podium mit einer Batterie von Mikrophonen und Verstärkern wies auf seine Funktion auch als Begegnungs- und Vergnügungszentrum hin.
Jetzt war der Saal allerdings nur zu zwei Dritteln besetzt, denn nicht alle Bewohner des Stützpunkts hatten gleichzeitig frei. Die Versorgungsanlagen mussten betreut werden, die Ortungs- und Verteidigungszentralen besetzt bleiben, und auch die Techniker am Raumhafen und die Wissenschaftler in den Labors und sonstigen Forschungsstätten waren unabkömmlich.
Breg Almaron und seine Gefährten suchten sich Plätze, trafen auf Bekannte, die sie einige Zeit nicht gesehen hatten und unterhielten sich halblaut mit ihnen. Sie alle waren darauf gespannt, was Fartuloon ihnen zu eröffnen hatte, aber Almarons geschulten Ohren entging ein gewisser Unterton der Unsicherheit nicht, der aus ihren Worten klang.
Er war nicht immer Techniker gewesen, sondern hatte früher eine Ausbildung als Psychologe genossen. Damit war es vorbei gewesen, als er während der Betreuung eines hohen Offiziers von diesem Dinge erfahren hatte, die durchaus nicht für jedermanns Ohren bestimmt waren. Die POGIM – die Politische Geheimpolizei des Imperators – hatte davon Wind bekommen, und Breg Almaron hatte fliehen müssen. Auf Umwegen war er zu Atlans Gefolge gestoßen und befand sich nun schon seit längerer Zeit auf Kraumon.
Für ihn war es nicht schwer zu erraten, worauf diese Unsicherheit der Männer und Frauen zurückzuführen war.
Fartuloon, Morvoner Sprangk und die anderen führenden Köpfe im Stützpunkt verstanden ihr Fach. Sie waren durchaus imstande, alles Notwendige zu organisieren und einen reibungslosen Lauf der Dinge auf Kraumon zu gewährleisten, aber eines fehlte ihnen eben doch: Das gewisse, unnennbare Etwas, die große Ausstrahlung, die auf die Dauer allein imstande war, die vielen Männer und Frauen zu faszinieren, und zu motivieren. Die besaß nur einer: Atlan, der Kristallprinz!
Er war nun schon so lange fort, mit jener geheimnisvollen Frau, der er anscheinend verfallen war. Hatte er über ihrer Existenz alles vergessen, hatte er all die hohen Ziele vernachlässigt oder sogar aufgegeben, die er sich gesteckt hatte?
Fast schien es so, und diese Tatsache war es, die unter den Männern und Frauen von Kraumon die unterschwellige Unsicherheit aufkeimen ließ. Die meisten waren eifrig und guten Willens, ihm zu folgen und gegebenenfalls ihr Leben für ihn einzusetzen. Hatten sie es verdient, dass er es ihnen so wenig dankte?
Breg Almaron wurde aus seinem Grübeln gerissen. Fartuloon, Morvoner Sprangk, Corpkor und Eiskralle betraten den Saal und begaben sich auf das Podium, von dünnem Beifall empfangen, der bald wieder verebbte. Franjo Grokos beugte sich zu Almaron hinüber und grinste hämisch.
»Die wollen uns einwickeln, das steht förmlich auf Sprangks Glatze geschrieben«, behauptete er mit unverhüllter Gehässigkeit. »Aber damit kommen sie bei mir nicht an, nicht bei Franjo Grokos! Ich werde ihnen die Stirn bieten, werde ihnen die Masken abreißen, so wahr ...«
»Ach, halt doch deinen vorlauten Mund«, sagte Almaron angewidert, und das verschlug dem Dicken die Sprache.
»Sie verlangen?«, sagte der Maahk gedehnt, und in seinen Worten, die von der Translatoranlage des Funkgeräts sofort in die varganische Sprache übersetzt wurden, klang eine unüberhörbare Geringschätzung durch. Sie schien auch aus seinen vier Augen auf der Oberseite des Kopfwulstes zu leuchten, der zu sonstigen mimischen Regungen nicht fähig war.
»Sie haben von uns gar nichts zu verlangen, Varganin!«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort. »Sie dürfen höchstens um eine Unterredung mit Grek-1 bitten, mehr nicht. Ob unser Befehlshaber dann Ihrer Bitte entspricht, liegt völlig in seinem Ermessen. Er ist sehr beschäftigt und hat wichtigere Dinge zu tun, als mit irgendwelchen unbedeutenden feindlichen Personen zu sprechen.«
Im ersten Moment wollte Ischtar aufbegehren, doch sie unterdrückte dieses Verlangen rasch wieder. Sie kannte die Maahks inzwischen gut genug, um zu wissen, dass in ihren Augen alle emotionalen Regungen als unlogisches Verhalten und somit als Schwäche gedeutet wurden. Sie kniff lediglich die Augen zusammen und gab dann zurück: »Sie können das so halten, wie Sie wollen, Maahk. Ganz so unbedeutend, wie Sie meinen, bin ich nun auch wieder nicht, sonst hätten Ihre Abwehranlagen mein Schiff längst vernichtet. Das ist Ihnen nicht gelungen, woraus in logischer Folgerung hervorgeht, dass ich ein absolut gleichwertiger Gegner bin. Wollen Sie mich nun mit Grek-1 verbinden oder nicht?«
Sie erhielt darauf keine Antwort. Kommentarlos verschwand das Abbild des Maahks von der Bildfläche, doch die Verbindung wurde nicht unterbrochen. Einige Minuten lang zeigte sich ein eintöniges Grau auf dem Schirm, dann blendete erneut ein Bild auf. Ein anderer Wasserstoffatmer war zu sehen, der in seinem Aussehen dem vorigen völlig glich, dessen Kombination aber unübersehbar die Rangabzeichen eines Anführers trug.
»Ich bin Grek-1 von Skrantasquor.« Die Stimme drang knarrend aus der Feldmembrane des Funklautsprechers. »Sie haben eine Unterredung mit mir verlangt – reden Sie!«