Atlan 211: Kodezeichen Zukunftsgeister - H.G. Francis - E-Book

Atlan 211: Kodezeichen Zukunftsgeister E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

In einer Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht, steht es mit dem Großen Imperium der Arkoniden nicht zum Besten, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die - allen voran Imperator Orbanaschol III. - nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und das Gemeinwohl völlig außer acht lassen. Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Gegenwärtig ist Atlan jedoch nicht in der Lage, den Untergrundkampf gegen den Usurpator und Brudermörder Orbanaschol persönlich weiterzuführen, denn durch die Einwirkung einer Geheimwaffe der Maahks gelangte er erneut in den Mikrokosmos. Für Atlan ist jedoch Lebo Axton alias Sinclair Marout Kennon in die Bresche gesprungen. Der Kosmokriminologe der USO, der durch die Illusionsmaschine in das alte Arkon versetzt wurde, operiert geschickt inmitten des Dunstkreises von Verrat, Korruption und Intrige, der den Hof Orbanaschols umgibt. Scheinbar handelt Axton-Kennon im Auftrag der imperialen Geheimpolizei, doch in Wirklichkeit arbeitet er für den Kristallprinzen und die Stunde X. Er tut dies unter dem KODEZEICHEN ZUKUNFTSGEISTER ...

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Nr. 211

– ATLAN exklusiv Band 72 –

Kodezeichen Zukunftsgeister

Er ist Spezialist der USO – er plant für die Stunde X

von H. G. Francis

In einer Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht, steht es mit dem Großen Imperium der Arkoniden nicht zum Besten, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren.

Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die – allen voran Imperator Orbanaschol III. – nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und das Gemeinwohl völlig außer acht lassen.

Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen.

Gegenwärtig ist Atlan jedoch nicht in der Lage, den Untergrundkampf gegen den Usurpator und Brudermörder Orbanaschol persönlich weiterzuführen, denn durch die Einwirkung einer Geheimwaffe der Maahks gelangte er erneut in den Mikrokosmos.

Für Atlan ist jedoch Lebo Axton alias Sinclair Marout Kennon in die Bresche gesprungen. Der Kosmokriminologe der USO, der durch die Illusionsmaschine in das alte Arkon versetzt wurde, operiert geschickt inmitten des Dunstkreises von Verrat, Korruption und Intrige, der den Hof Orbanaschols umgibt.

Scheinbar handelt Axton-Kennon im Auftrag der imperialen Geheimpolizei, doch in Wirklichkeit arbeitet er für den Kristallprinzen und die Stunde X.

Die Hauptpersonen des Romans

S. M. Kennon alias Lebo Axton – Ein USO-Agent auf Arkon.

Kelly – Kennons seltsamer Roboter.

Ritikka Awyrett – Ein Günstling Orbanaschols III.

Oraw Perthan – Ein Mann wird um seinen Besitz gebracht.

Avrael Arrkonta – Kennons Helfer auf Arkon.

Reifta

1.

»Sie sind an der Reihe«, sagte Lebo Axton.

»Ich weiß. Sie brauchen es mir nicht zu sagen«, entgegnete Habelt Mankha nervös.

Axton blickte mit der Ruhe eines Mannes, der nichts zu verlieren hat, auf ihn herab. Er stand auf den Haltebügeln, die er auf dem Rücken seines Roboters Kelly befestigt hatte, und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Kopf der Maschine.

Die beiden Männer waren in einem kuppelartigen Raum. Sie saßen sich an einem Tisch gegenüber. Vor ihnen befanden sich jeweils drei Reihen von beleuchteten Berührungstasten. Über ihnen an der Decke schimmerten wabenförmige Felder, die insgesamt sechs große Kreise bildeten. Der äußerste Kreis bestand aus zwanzig Waben, der innerste aus vier.

Habelt Mankha betätigte eine Taste und blickte zugleich nach oben. Eine Wabe wechselte von ruhigem Grün zu einem flammenden Rot über. Der Archivar fluchte unbeherrscht.

»Sie haben ein unverschämtes Glück, Axton«, sagte er.

»Das ist manchmal so«, antwortete der Verwachsene. Rasch berührte er eine der Tasten. Eine Wabe über ihm wurde weiß.

»Sie haben schon wieder gewonnen.« Habelt Mankha schob einen ansehnlichen Geldbetrag zu Axton hinüber. Dieser legte ihn gelassen zu einem Stapel, den er auf einem Nebentisch errichtet hatte. Dann wartete er darauf, dass der Arkonide das nächste Spiel beginnen würde. Der äußere Kreis zeigte nur noch rote und weiße Farben an. In der nächsten Phase des Spieles standen nur noch 16 Felder zur Auswahl. Das bedeutete acht Chancen, Geld zu verdienen, und achtmal das Risiko, Geld zu verlieren. Viel Geld.

»Wer ist dran?«, fragte Mankha.

»Sie.«

Der Arkonide wischte sich mit einem Tuch den Schweiß aus dem Gesicht. Er war korpulent und schien keine Sekunde still auf dem Fleck sitzen zu können. Das graue Haar fiel ihm unordentlich bis auf die Schultern herab. Habelt Mankha war ein Mann, der seiner Spielleidenschaft wegen bekannt war. Diese gedachte Lebo Axton für sich zu nutzen. Es war ihm nicht schwergefallen, den Archivar zu einem Spiel zu verleiten. In voller Absicht hatte er ihn bei dem vorangegangenen Stuwo gewinnen lassen, aber nur, um ihn in der daraus resultierenden übermütigen Stimmung zum verbotenen Ennmit verführen zu können. Das Spiel war einfach. Es gab immer nur zwei Möglichkeiten, aber das Risiko stieg von Runde zu Runde. Ebenso der Einsatz, so dass dabei Vermögen von unvorstellbarem Wert verspielt werden konnten.

Habelt Mankha drückte seine Taste. Er verlor. Axton gewann. So blieb es in der gesamten Runde. Es war reiner Zufall, und dennoch spielten die Nerven eine wichtige Rolle dabei. Der Arkonide wurde von Zug zu Zug nervöser und unsicherer, während Kennon kalt und fast unbeteiligt blieb. Aber das täuschte. Der Terraner verfolgte einen Plan, und er trieb ihn mit eiserner Disziplin voran.

In der dritten Runde erzielte der Arkonide einige Gewinne. Er schöpfte neue Hoffnung, als dann aber die vorletzte Phase kam, musste er seinem Kontrahenten das letzte Bargeld hinüberschieben, über das er noch verfügte.

Jetzt blieben nur noch vier Möglichkeiten.

Die beiden Männer sahen sich an. Habelt Mankha war bleich geworden. Er zeigte Axton seine Handflächen.

»Sie haben mich erledigt«, sagte er mit heiserer Stimme.

»Das Spiel ist noch nicht zu Ende.«

»Was wollen Sie denn noch?«

»Ich möchte, dass die Regeln eingehalten werden.«

Der Arkonide fuhr zurück. Seine Lippen zitterten, und seine Augen füllten sich mit Tränen.

»Wir haben ausgemacht, dass wir um Geld spielen, Lebo Axton.«

»So ist es. Aber es gehört zu den Regeln, dass ein Einsatz gemacht werden muss. Wenn kein Geld mehr vor Ihnen liegt, dann müssen Sie mir etwas anderes anbieten.«

»Mein Vermögen?«

»Ich bin nicht interessiert.«

»Was wollen Sie von mir, Lebo Axton?«

»Nichts, überhaupt nichts. Mich interessiert nur der Nervenkitzel, verstehen Sie? Deshalb spiele ich. Tun Sie es nicht aus einem ähnlichen Motiv heraus?«

»Sie haben recht, Axton. Was verlangen Sie?«

»Was schlagen Sie vor?«

»Ich ... kann nicht.«

»Mich interessiert nur der höchste Einsatz, Mankha, und ich lasse nicht zu, dass wir dieses Spiel beenden, bevor die letzte Runde abgeschlossen ist.«

»Sie wollen ... mein Leben?«

»Sie wissen, dass es üblich ist. Wer sich auf Ennmit einlässt, sollte seine Einsätze so einteilen, dass er auch die letzten Vier übersteht, oder er sollte von vornherein wissen, dass es zum Schluss nur noch einen Einsatz gibt.«

Habelt Mankha musterte ihn mit verengten Augen. Sein Atem ging schnell und laut. Schweißtropfen rannen ihm von der Stirn in die Augen. Sie vermischten sich mit Tränen, und er trocknete sie mit einem Tuch ab.

»Was setzen Sie dagegen?«

Axton wartete absichtlich. Er beobachtete den Arkoniden, der es offensichtlich bereute, sich auf dieses gefährliche Spiel eingelassen zu haben.

»In der ersten Runde biete ich alles, was ich heute gewonnen habe. In der zweiten Runde ... Leben gegen Leben.«

»Sie sind wahnsinnig.«

»Wenn Sie es so sehen, können wir ja Schluss machen.«

Mankha packte Axtons Arm, um ihn daran zu hindern, sich vom Tisch zu entfernen. Robot Kelly schob ihn jedoch mit sanfter Gewalt zurück.

»Gehen Sie nicht, bitte«, sagte der Arkonide stammelnd. »Ich ... bin einverstanden.«

Er setzte sich wieder.

»Wie lange muss ich hier noch knien?«, fragte Robot Kelly. »Allmählich tun mir die Knie weh.«

»Sei still«, befahl Axton.

»Muss das Monstrum jetzt reden?«, schrie Mankha. »Und noch dazu einen solchen Unsinn? Hat man je gehört, dass einem Roboter die Gelenke weh tun, weil er auf dem Boden hocken muss?«

Der Verwachsene grinste. Mankha beruhigte sich wieder. Er streckte seine Hand zögernd nach den letzten vier Tasten aus und berührte dann eine davon. Die Wabe über ihm verfärbte sich. Sie wurde weiß. Der Arkonide atmete hörbar auf.

»Und jetzt Sie«, rief er siegessicher.

Der Terraner machte seinen Zug, ohne hinzusehen. Mankha stöhnte entsetzt auf. Die Wabe wurde weiß. Das bedeutete, dass keiner von ihnen gewonnen oder verloren hatte. Das Spiel ging weiter. Die erste Runde war vergessen.

In der nächsten aber musste eine Entscheidung fallen. In ihr konnte es nur einen Sieger und einen Verlierer geben. Habelt Mankha stützte seine Ellenbogen auf die Tischkante und vergrub das Gesicht in den Händen.

»Ich habe Verständnis dafür, dass Sie um Ihr Leben zittern«, sagte Axton. »Dennoch sollten Sie mich nicht länger warten lassen als notwendig.«

»Sie haben überhaupt keine Angst«, stellte der Arkonide verwundert fest. Die Ruhe seines Gegenspielers zermürbte ihn.

Der Terraner fürchtete sich in der Tat nicht. Er wusste selbst nicht, woran das lag. Das Risiko war für ihn nicht geringer als für den Archivar. Und doch war für ihn alles anders. Sinclair Marout Kennon war als Projektion von Ischtars Traummaschine in diese Zeit des alten arkonidischen Imperiums gekommen. Konnte eine materiell gewordene Projektion überhaupt sterben? Er konnte diese Frage nicht beantworten.

»Habelt Mankha«, sagte Axton verächtlich. »Wollen Sie das Spiel abbrechen?«

»Nein.«

Der Arkonide richtete sich auf. Sein Gesicht verzerrte sich. Er streckte die Hand nach den letzten beiden Tasten aus, bewegte sie einige Male darüber hin und her, bis er sich endlich entschied. Kaum hatte er die gewählte Taste berührt, als es über ihm rot aufleuchtete.

Er sank in sich zusammen.

Er hatte verloren. Er hatte sein Leben verspielt. Nach dem Ehrenkodex der Arkoniden dieser Zeit hatte er nun drei Zeugen zu rufen, die dabei sein mussten, wenn er sich tötete. Das war notwendig, damit Axton nicht in den Verdacht geriet, einen Mord begangen zu haben.

Zur Kontrolle betätigte Axton die andere Taste. Seine Wabe wurde weiß. Er hatte gewonnen.

Mehrere Minuten lang blieb Habelt Mankha mit gesenktem Haupt in seinem Sessel sitzen. Als er den Kopf endlich hob, sah er aus wie ein Mann, der mit dem Leben abgeschlossen hat.

»Werden Sie mir erlauben, noch einmal mit meiner Frau und den Kindern zu sprechen?«, fragte er zögernd.

»Es entspricht nicht der Tradition.«

»Sie bestehen darauf, dass ich mich sofort töte? Was haben Sie davon, Lebo Axton? Warum?«

»Ich verstehe Sie nicht, Mankha. Sie waren es doch, der dieses Spiel vorgeschlagen hat. Ich habe Ihnen auseinandergesetzt, dass Sie Ihr Leben riskieren, wenn Sie mit Ihrem Geld nicht richtig taktieren. Sie hatten genügend Möglichkeiten, dieses Ende zu vermeiden. Ihre Spielleidenschaft hat Sie vernichtet. Nicht ich. Wollen Sie mich jetzt um den Gewinn betrügen?«

Der Arkonide wurde noch um eine Nuance bleicher.

»Natürlich nicht«, erwiderte er flüsternd. »Ich weiß jedoch nicht, ob ich es überhaupt schaffe.«

Der Terraner ließ wiederum mehrere Minuten verstreichen. Als der feiste Archivar auch dann noch schwieg, sagte er:

»Vielleicht können wir uns arrangieren.«

»Wie meinen Sie das?«, fragte der Arkonide, der Axton voller Hoffnung anblickte.

»Ich habe ein kleines Problem. Vielleicht können Sie mir helfen, es zu lösen. Wenn Sie es tun, werde ich die letzte Runde vergessen.«

Mankha beugte sich vor. Seine Lippen bebten.

»Ich tue alles, was Sie verlangen.«

Der Verwachsene lächelte begütigend.

»Ich habe nicht vor, Sie in Schwierigkeiten zu bringen. Es geht auch nicht um irgend etwas Ungesetzliches.«

»Was ist es?«

»Ich möchte nur einmal einen Blick in meine Akte werfen.«

Habelt Mankha war so überrascht, dass er keine Worte fand.

»Das ist zwar verboten«, entgegnete er schließlich erleichtert, »aber in meinen Augen nicht einmal ein Vergehen. Ich werde Ihnen mit Vergnügen Zugang zum Archiv verschaffen. Kommen Sie morgen zu mir. In der Mittagszeit werde ich allein sein. Dann werde ich Sie eine Stunde lang ungestört überprüfen lassen, was Sie wollen. Sie dürfen nur nichts verändern.«

»Das ist selbstverständlich.«

»Das ist wirklich alles, was Sie verlangen?«

»Das ist alles. Niemand sonst darf es erfahren. Sie werden schweigen.«

»Ich muss schweigen«, rief Habelt Mankha. »Glauben Sie, ich will mich selbst in Schwierigkeiten bringen?«

Er stand auf und streckte Lebo Axton die Hand entgegen.

»Nie werde ich Ihnen vergessen, wie großmütig Sie zu mir waren.«

*

Lebo Axton merkte sofort, dass sich etwas geändert hatte, als er am nächsten Tag das Archiv des Hofes von Arkon betrat. Habelt Mankha blickte ihn mit flackernden Augen an. Seine Haltung und seine Ausdrucksweise ließen erkennen, dass er sich fürchtete.

Axton begriff. Der Archivar hatte seine Akte gelesen und dabei etwas entdeckt, was er vorher nicht gewusst hatte.

»Die Zeit ist günstig«, erklärte Mankha unterwürfig. »Kommen Sie, Axton.«

Er eilte seinem Besucher eilfertig voraus. Axton veranlasste seinen Roboter, nicht gar zu schnell zu gehen. Er war unruhig, weil er sich noch nicht klar darüber war, ob Mankha ein doppeltes Spiel trieb oder nicht.

Unwillkürlich atmete er auf, als sich die Tür hinter ihm schloss, und sie das eigentliche Archiv betraten. Es war ein langgestreckter Raum, der an der einen Seite Karteieinschübe und auf der anderen eine Computerbank enthielt. Sie waren allein. Mit einem raschen Blick überzeugte Axton sich davon, dass es keine Observationsanlagen gab.

Habelt Mankha blieb an der Kartei stehen.

»Hier ist Ihre Karte«, erklärte er. »Sie gibt Ihnen erste Informationen.«

»Danke«, erwiderte der Verwachsene.

Mankha merkte, dass er allein bleiben wollte, legte die Karte ab und zog sich zurück, nachdem er sich zweimal devot verbeugt hatte. Nun wusste Axton endgültig, dass er von ihm keine Falschheiten zu erwarten hatte. Der Archivar verdankte ihm das Leben. Nun hatte er herausgefunden, dass er sich auf ein Spiel mit einem Mann vom arkonidischen Geheimdienst eingelassen hatte, und diese Tatsache hatte ihm offenbar den letzten Rest seines Selbstbewusstseins geraubt.

»Gib mir die Karte, Kelly.«

Der Roboter nahm die Karte auf und reichte sie dem Terraner.

»Axton, Lebo«, las dieser laut. »Wegen erfolgreicher kriminalistischer Arbeit in die Abwehr aufgenommen.« Dann folgte eine Kodenummer.

Kennon lenkte den Roboter zum Computer hinüber und tippte die Daten ein. Er musste wissen, was seine vorgesetzten Stellen von ihm hielten, und ob es ihm gelungen war, das Misstrauen zu durchbrechen. Er konnte niemandem seine tatsächliche Herkunft erklären. Zum einen hätte man ihm nicht geglaubt, und zum anderen hätte er damit offenbaren müssen, dass er ein Feind Orbanaschols war.

Der Computer warf eine beschriftete Folie aus, über der Erste Auskunft stand.

Damit hatte Axton gerechnet. Sollte nun irgend jemand Informationen über ihn anfordern, dann würde er erfahren, dass das bereits ein anderer vor ihm getan hatte. Das durfte selbstverständlich nicht geschehen.

Für einen Spezialisten wie Sinclair Marout Kennon, der lange Zeit als gefährlichster Mann der USO gegolten hatte, war das jedoch kein Problem. Er öffnete den Computer und führte einige Sonderschaltungen durch, wobei er die speziellen Einrichtungen seines Roboters nutzte. Danach rastete das Zählwerk wieder auf Null ein, und die Spur war gelöscht.

Axton warf nur einen flüchtigen Blick auf seine Akte. Er erkannte, dass man von seinen kriminalistischen Arbeiten recht angetan war. Jeder einzelne Fall, den er gelöst hatte, war angeführt worden. In einer abschließenden Notiz wurde aber auch ausgesagt, dass die Untersuchung über ihn noch nicht völlig abgeschlossen war. Ein Rest von Misstrauen blieb. Gelegentliche Prüfungen waren vorgesehen. Sie sollten nach einiger Zeit erfolgen.

Axton lächelte nur.

Er würde irgendwann in naher Zukunft noch einmal hier im Archiv erscheinen und dann die letzten Sätze verschwinden lassen. Aber das hatte Zeit. Noch wusste er nicht, wie alt diese Eintragungen war. Wenn er bereits jetzt Korrekturen einfügte, dann ging er ein zu hohes Risiko ein.

Er schob seine Karteikarte wieder ein und blickte sich suchend um. Noch dachte er nicht daran, das Archiv wieder zu verlassen. Er war erst wenige Minuten hier und hatte fast eine volle Stunde Zeit. Diese wollte er nicht ungenutzt verstreichen lassen.

»Kelly«, sagte er. »Du wirst deine Augen jetzt besonders gut aufsperren.«

»Ich bin nicht in der Lage, meine Linsen zu vergrößern. Das solltest du eigentlich wissen, Schätzchen«, antwortete die Maschine verweisend.

»Davon war nicht die Rede, du Ausgeburt der Hässlichkeit. Ich verlange Aufmerksamkeit von dir. Mehr nicht.«

»Du sagtest aber, dass ich ...«

»Sei nicht unverschämt. Ich benutzte eine Redewendung, die jedes einigermaßen intelligente Geschöpf begreifen würde. Du schaffst so etwas natürlich nicht. Also, du Wrack, ich will, dass du auf alles achtest, was mit Positronik und dem auf Arkon III entstehenden Riesenroboter zu tun hat. Verstanden?«

»Verstanden.«

»Dann los.«

Lebo Axton lenkte den Roboter an den Anfang der Kartei, bog die Karten zu sich heran und ließ sie über die Fingerkuppen gleiten. Dabei blätterte sich die Kartei so schnell durch, dass das menschliche Auge keine Einzelheiten mehr erfassen konnte. Namen und Bezeichnungen rasten in einem Tempo vorbei, in dem Axton alles verwischt erschien. Robot Kelly aber erfasste und beurteilte jede einzelne Notiz mit positronischer Genauigkeit.

»Halt«, rief er plötzlich, nachdem Axton den Buchstaben A schon fast völlig durchgeblättert hatte. »Ritikka Awyrett.«

Der Verwachsene benötigte fast eine Minute, bis er die Karte wiedergefunden hatte. Dann las er: »Ritikka Awyrett, Positronikingenieur, Kontrolle Robot Arkon III.«

Axton tippte die angegebenen Kodeziffern in den Computer ein und hielt kurz darauf eine Folie in der Hand, die mit Neunzehnte Auskunft beschriftet war. Bei so zahlreichen Anfragen war nicht zu befürchten, dass eine weitere auffallen würde. Axton verzichtete daher auf eine Korrektur des Zählwerks.