Atlan 281: Die Macht der Sonnen - H.G. Francis - E-Book

Atlan 281: Die Macht der Sonnen E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Das Große Imperium der Arkoniden kämpft erbittert um seine bloße Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen. Gegen diese inneren Feinde ist der Kristallprinz Atlan, der rechtmäßige Thronerbe von Arkon, mit seinen inzwischen rund 14.000 Helfern bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Seine geheime Zentrale, von der die meisten Aktionen gegen Orbanaschol ihren Anfang nehmen, ist Kraumon. Auch auf diesem abgelegenen Planeten ist inzwischen längst bekannt, dass Orbanaschols Position immer unhaltbarer wird. Daher rechnet sich Atlan eine reelle Chance aus, den Usurpator zu stürzen. Um dieses Zieles willen hatte Atlan ein Spiel mit höchstem Einsatz begonnen - und verloren, ohne allerdings sein Leben einzubüßen, wie es üblicherweise das Schicksal der Unterlegenen in den Amnestie-KAYMUURTES zu sein pflegt. Wieder nach Kraumon zurückgekehrt, erwächst dem Kristallprinzen in Klinsanthor, dem Magnortöter, ein unerwarteter Helfer. In der Person des KAYMUURTES-Siegers, die der Magnortöter übernommen hat, trachtet Klinsanthor Orbanaschol nach dem Leben. Das gleiche Vorhaben verfolgt DIE MACHT DER SONNEN ...

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Nr. 281

– ATLAN exklusiv Band 142 –

Die Macht der Sonnen

Die Entscheidung naht – der Usurpator soll getötet werden

von H. G. Francis

Das Große Imperium der Arkoniden kämpft erbittert um seine bloße Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen.

Gegen diese inneren Feinde ist der Kristallprinz Atlan, der rechtmäßige Thronerbe von Arkon, mit seinen inzwischen rund 14.000 Helfern bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Seine geheime Zentrale, von der die meisten Aktionen gegen Orbanaschol ihren Anfang nehmen, ist Kraumon.

Auch auf diesem abgelegenen Planeten ist inzwischen längst bekannt, dass Orbanaschols Position immer unhaltbarer wird. Daher rechnet sich Atlan eine reelle Chance aus, den Usurpator zu stürzen.

Um dieses Zieles willen hatte Atlan ein Spiel mit höchstem Einsatz begonnen – und verloren, ohne allerdings sein Leben einzubüßen, wie es üblicherweise das Schicksal der Unterlegenen in den Amnestie-KAYMUURTES zu sein pflegt.

Wieder nach Kraumon zurückgekehrt, erwächst dem Kristallprinzen in Klinsanthor, dem Magnortöter, ein unerwarteter Helfer.

In der Person des KAYMUURTES-Siegers, die der Magnortöter übernommen hat, trachtet Klinsanthor Orbanaschol nach dem Leben.

Die Hauptpersonen des Romans

Lebo Axton – Ein Terraner im alten Arkon.

Gentleman Kelly – Axtons treusorgender Roboter.

Orbanaschol III. – Der Usurpator fürchtet um sein Leben.

Kethor Frantomor – Der Geheimdienstchef fällt in Ungnade.

Mana-Konyr

1.

»Lass mich herunter«, befahl Axton kreischend. Er hieb dem Roboter ein Metallrohr auf den Kopf und schlug dabei so heftig zu, dass eine der Antennen abbrach. Die Maschine sank auf die Knie, so dass der Mann mit den hervorquellenden Augen und dem schütteren, strohgelben Haar aus dem Haltebügel steigen konnte. Mit schleifenden Füßen begab sich der Krüppel zu einem Hocker. Er legte eine Hand auf die Kante eines Tisches und versuchte, sich auf den Hocker zu setzen. Es gelang ihm nicht. Die dünnen Arme waren zu schwach, ihn hochzustemmen.

Ungefähr siebzig Männer und Frauen in dem Lokal beobachteten ihn. Ihre Gespräche waren verstummt, als er auf dem Rücken des Roboters hereingekommen war. Dieser Mann war gar zu ungewöhnlich, als dass er sich irgendwo unauffällig hätte bewegen können.

»Siehst du nicht, dass ich deine Hilfe benötige, du erbärmliches Stück Blech?«, schrie der Verwachsene. Seine Stimme überschlug sich. Er schien außer sich vor Zorn zu sein.

Der Roboter trat an ihn heran, schob ihm behutsam die Hände unter die Achsel und hob ihn hoch. Axton stöhnte laut auf.

»Du bringst mich um, du Bestie«, sagte er. »Lass mich los. Sofort.«

Der Roboter gehorchte, setzte ihn allerdings vorsichtig ab, so dass der kleine Körper nicht erschüttert wurde. Lebo Axton schien dennoch nicht zufrieden zu sein. Er nahm einen leeren Becher, der auf dem Tisch stand, und schleuderte ihn dem Roboter an den Kopf.

»Wandelnder Schrotthaufen«, bemerkte er verächtlich. »Es wird Zeit, dass du ausgelöscht wirst, ebenso wie es für jemanden an der Zeit ist, der sich großsprecherisch Impe...«

Der Krüppel stockte. Er hustete und hieb dann die flache Hand auf den Tisch.

»Ach, was«, sagte er herablassend, tippte einige Zahlen in die Tastatur auf dem Tisch und wartete, bis ein Becher mit einem Getränk aus der Konsole aufstieg. Er griff danach und wollte trinken, doch eine Hand griff nach seinem Arm und hielt ihn fest.

»Sie haben vergessen, einen Trinkspruch auszubringen«, sagte der Arkonide, der neben ihm stand. Er war ein hochgewachsener Mann mit schulterlangem, silbrig glänzendem Haar. Drohend blickte er auf Axton herab.

»Einen Trinkspruch?«, rief der Verwachsene höhnisch. »Auf wen denn?«

»Auf den Imperator beispielsweise.«

Der Krüppel schüttelte den Kopf.

»Alles hat seine Grenzen«, erwiderte er. »Wenn ich trinke, dann ist das meine Privatsache. Und wenn ich Trinksprüche von mir gebe, dann bestimmt nicht auf Kriminelle.«

Der Arkonide zuckte zusammen. An einigen Tischen standen einige Männer und Frauen auf und verließen fluchtartig das Lokal.

»Sind Sie wahnsinnig?«, fragte der Arkonide zornig. »Wie kommen Sie dazu, so etwas zu sagen?«

Der Verwachsene legte sich die Hände an den Bauch und rülpste lautstark.

»Sie sind ja völlig betrunken«, sagte der Arkonide.

»Ist das nicht meine Privatsache?« Sein Gesicht verzerrte sich. »Ich bin hier im Gartokan – oder nicht? Hier kann ich meine Meinung sagen, ohne fürchten zu müssen, dass mir jemand einen Strick daraus dreht. Was gefällt ihnen daran nicht?«

»Mir gefällt nicht, dass Sie den Imperator beleidigt haben.«

Axton grinste.

»Habe ich das?«, fragte er und kicherte albern.

»Sie haben ihn einen Kriminellen genannt.«

Der Krüppel lehnte sich zurück. Er wäre vom Hocker gestürzt, wenn Gentleman Kelly ihn nicht gehalten hätte. Er lachte aus vollem Halse.

»Ich habe Orbanaschol III. als Kriminellen bezeichnet«, brüllte er und schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel. »Welch ein Kompliment für diesen Lumpen.«

Der Arkonide holte tief aus und versetzte dem Krüppel eine Ohrfeige, die ihn vom Sitz fegte. Axton stürzte zu Boden. Mühsam rappelte er sich auf.

»Das war aber nicht sehr freundlich«, sagte er mit schwerer Zunge. »Komm, Kelly, wir bleiben nicht länger in diesem miesen Stall. Bücke dich, damit ich auf deinen Rücken steigen kann.«

Der Roboter kniete sich auf den Boden. Axton kletterte mühsam auf seinen Rücken.

»Erbärmliches Arkonidenpack«, rief er lallend. »Nichts anderes verdient habt ihr als diese feiste Kreatur, die im Kristallpalast sitzt. Bei allen Teufeln, dieser feige Brudermörder ist genau richtig für euch.«

Gentleman Kelly richtete sich auf. Axton hieb ihm die flache Hand auf den Kopf und wies auf den Ausgang.

»Verlassen wir diese edle Stätte«, sagte er. »Hier ist die Luft genauso verdorben wie im Kristallpalast.«

»Warten Sie«, befahl der Arkonide, der Axton zurechtgewiesen hatte.

Grinsend blickte der Krüppel auf ihn herab.

»Was willst du Wicht von mir?«, fragte er. »Kelly, gib ihm einen Tritt gegen die Beine.«

Der Roboter rührte sich nicht. Axton hob bedauernd die Hände.

»Es tut mir leid. Der Schrotthaufen gehorcht nicht. Vielleicht betrinkst du dich ordentlich, dann kannst du später mit ruhigem Gewissen behaupten, dass du nichts gehört und gesehen hast. Bleibst du nüchtern, dann könnte es sein, dass du im Gefängnis landest. Dort wird man dich solange foltern, bis du gestehst, Orbanaschol III. einen Mörder und Schwindler genannt zu haben.«

Axton warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend, während Gentleman Kelly ihn aus dem Lokal trug.

*

Kethor Frantomor schaltete das Videogerät ein, als ein Ruflicht aufleuchtete.

»Was gibt es?«, fragte der Geheimdienstchef.

»Sie werden es nicht glauben«, sagte der Arkonide, dessen schmales Gesicht auf dem Bildschirm vor ihm erschien. »Soeben hat sich Lebo Axton selbst das Grab geschaufelt.«

»Was ist passiert? Nun reden Sie schon!« Frantomor fieberte dem Bericht des Agenten förmlich entgegen. Seine Augen füllten sich mit Tränen der Erregung. Dies war eine Meldung, die ihn elektrisierte. Ausgerechnet über den Mann, dessen Erfolge er voller Eifersucht und Neid verfolgte.

»Lebo Axton hat den Imperator in übelster Weise beschimpft und verleumdet. In dieser Weise hat noch niemand in der Öffentlichkeit von dem Imperator gesprochen. Ich habe Ton- und Bildaufnahmen von dem Zwischenfall, da ich zufällig in dem Lokal war, in dem es zu diesem Skandal kam.«

»Wo ist Axton?«

»Er ist dabei, das Lokal zu verlassen.«

»Er ist erledigt«, stellte Frantomor triumphierend fest. »Das wird ihm das Genick brechen.«

»Das Lokal liegt in den freien Bereichen des Gartokan.«

»Das spielt keine Rolle. Im Gartokan kann zwar jeder seine Meinung frei äußern, und viele tun das auch in dem Glauben, dass wir so dämlich sind, sie nicht zu beobachten, aber ein Mann wie Axton sollte wissen, dass er auch dort seine Zunge hüten muss.«

»Was werden Sie tun?«

»Ich gehe sofort zu Orbanaschol und berichte ihm, was vorgefallen ist. Kümmern Sie sich um Axton. Es ist wichtig, dass er nicht zu früh hier im Palast erscheint.«

»Er kann unmöglich vor Ablauf von drei Stunden dort sein.«

»Ich weiß. Dennoch werden Sie ihn auf Schritt und Tritt überwachen.« Frantomor schaltete ab. Er lächelte. Auf diese Stunde hatte er lange gewartet. Er war entschlossen, nunmehr eiskalt zuzuschlagen. Lebo Axton sollte keine Chance haben, seinen Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen. Er hatte sein eigenes Todesurteil gesprochen.

Frantomor verließ sein Büro und eilte aus dem Raum. Wenige Minuten später betrat er den privaten Wohnbereich des Imperators. Einer der Bediensteten Orbanaschols trat ihm entgegen.

»Sie können den Imperator nicht sprechen«, sagte er.

»Ich muss zu ihm«, erklärte der Geheimdienstchef. »Nichts ist wichtiger als das.«

»Er ist in einer Besprechung.«

»Mit wem?«

Der Bedienstete lächelte bedauernd.

»Hören Sie«, sagte Frantomor. »Ich habe dem Imperator etwas zu melden, das von schicksalhafter Bedeutung für das ganze Imperium ist. Jede Verzögerung kann verhängnisvoll sein.«

Der Bedienstete überlegte kurz, nickte Frantomor dann zu und ging zu dem Imperator. Der Geheimdienstchef wartete voller Ungeduld, bis sich die Tür für ihn wieder öffnete. Dann stürmte er voller Eifer in die Gemächer Orbanaschols. Ein zweiter Bediensteter bedeutete ihm schweigend, in den Salon zu gehen.

»Imperator«, rief Frantomor, als die Tür zum Salon zur Seite glitt. Er eilte in den Raum. »Stellen Sie sich vor, ich ...«

Er blieb wie vom Schlag getroffen stehen. Seine Augen weiteten sich. Fassungslos blickte er auf Lebo Axton, der neben Orbanaschol III. saß und angeregt mit diesem plauderte.

»Was ist los, Kethor?«, fragte der Imperator. »Warum stören Sie mich? Was ist so wichtig, dass es nicht bis morgen warten kann?«

»Ich ahnte ja nicht, dass Sie Besuch haben, Imperator«, sagte Frantomor stammelnd. Hilflos blickte er auf den Verwachsenen. Er suchte nach Worten.

Orbanaschol schüttelte unwillig den Kopf.

»Was soll der Unsinn?«, erkundigte er sich mit seiner Fistelstimme. »Jako hat Ihnen erklärt, dass ich in einer Besprechung bin, aber Sie haben sich nicht abweisen lassen. Also, was ist los? Berichten Sie endlich.«

Frantomor deutete auf das Funkgerät an seinem Handgelenk.

»Auf dem Wege hierher zu Ihnen habe ich eine neue Nachricht erhalten, die alles verändert«, log er. »Es tut mir leid, dass ich Sie gestört habe. Bitte, erlauben Sie mir, dass ich mich zurückziehe.«

»Sie bleiben«, befahl Orbanaschol zornig. »Sie sagen mir die Wahrheit.«

»Sie bringen Kethor Frantomor in arge Verlegenheit«, bemerkte Lebo Axton gelassen. »Er möchte Ihnen gern sagen, was passiert ist, allein – er weiß es selbst noch nicht so genau.«

»Das müssen Sie mir erklären«, forderte Orbanaschol.

»Gern«, erwiderte der Verwachsene. »Es handelt sich um eine bösartige Intrige, die gegen mich gerichtet ist. Ich werde ihnen in kurzen Umrissen beschreiben, wie ich es herausgefunden habe.«

Axton schloss für einen kurzen Moment die Augen. Er erinnerte sich wieder an die Ereignisse der letzten Tage. Er wollte dem Imperator tatsächlich eröffnen, was geschehen war, allerdings plante er nicht, ihm alles zu sagen. Er wollte ihn nur über das Wichtigste informieren, ohne ihm Einblicke darüber zu gewähren, über welche Möglichkeiten er – Axton – verfügte.

*

Es war an der achten der Hara gewesen:

»Deine Augen lassen nach, Schätzchen«, sagte der Roboter.

»Ach, wirklich?«, fragte Lebo Axton-Kennon. Er drehte sich mit seinem Sessel herum und blickte zu Gentleman Kelly auf, der sich auf sein Geheiß ein paar Blumen auf den ovalen Schädel gelegt hatte, um sich so ein freundlicheres Aussehen zu verleihen.

»Du hast etwas übersehen.«

Der Verwachsene runzelte die Stirn.

»Da bin ich aber gespannt«, sagte er, schwenkte seinen Sessel wieder herum und ließ den Magnetstreifen des Videogeräts zurücklaufen. Das Band stammte aus einem versteckten Überwachungsgerät, das irgendwo in den vielverzweigten Gängen des Kristallpalasts von Arkon angebracht war. Das Bildband zeigte ihn selbst, wie er durch eine Tür auf den Gang hinaustrat und auf Gentleman Kelly wartete, auf dessen Rücken er schließlich stieg, um sich von ihm davontragen zu lassen.

Axton ließ das Band zurücklaufen und spielte es erneut ab. Als der Roboter zu einer Bemerkung ansetzte, unterbrach er ihn, indem er abwehrend einen Arm hob. Er wollte allein herausfinden, was Kelly gemeint hatte. Doch auch als er das Band ein weiteres Mal gesehen hatte, wusste er nicht, was falsch daran sein sollte. Er war allein darauf, und an den Wänden und Türen hinter ihm hatte sich nichts geändert.

»Ich glaube, du spinnst, Blechkumpel«, sagte der Kosmokriminalist.

»Du bist also völlig hilflos ohne mich«, stellte Gentleman Kelly fest.

»Überschätze dich nicht, du arkonstählerne Missgeburt«, entgegnete Axton. »Richtig ist, dass mein Leben wesentlich leichter und angenehmer wäre, wenn du nicht wärst.«

»Aha.«

»Ist das alles, was du zu sagen hast?«

»Ich bin beleidigt.«

»Welch ein Glück. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir gelingen würde, dich zu beleidigen. Mit dieser einen Bemerkung hast du mein Leben erhellt.« Axton schwieg einige Sekunden. Dann drehte er sich langsam herum und brüllte: »Was ist los? Heraus damit!«

»Durch Lautsprecher kannst du deine Autorität nicht erhöhen«, antwortete Kelly. »Geistvolle Argumentationen sind für mich wesentlich eindrucksvoller.«

Axton blieb der Mund offen stehen.

»Was hast du da gesagt?«, fragte er verblüfft. »Habe ich richtig gehört?«

Gentleman Kelly schwieg.

»Nun rede schon«, forderte Axton.

»Ich ziehe es vor, dir durch mein Schweigen Gelegenheit zum Nachdenken zu geben.«

»Jetzt reicht es«, sagte der Verwachsene wütend. Er hieb mit der Faust auf den Tisch. »Ich will wissen, was du beobachtet hast!«

»Wenn du mich auf diese Weise zwingst, unsere kleine geistvolle Plauderei zu beenden, beuge ich mich«, erwiderte der Roboter. »Du hast bei der Kontrolle des Bildstreifens nicht bemerkt, dass einige Bilder herausgeschnitten worden sind.«

Die Augen Axtons weiteten sich. Unwillkürlich wandte er sich dem Bildgerät wieder zu. Er ließ es zurücklaufen und sah sich den Streifen dann erneut an. Dieses Mal ließ er ihn aber extrem langsam durch den Betrachter gleiten.

»Hier«, rief Gentleman Kelly plötzlich.

Axton hatte nichts bemerkt. Mit einem Fingerzeig veranlasste er den Roboter, die betreffende Stelle einzustellen. Dann erst fiel ihm auf, dass es im Bildablauf einen winzigen Sprung gab, der für das menschliche Auge kaum feststellbar war und bei normal schnellem Durchlauf nicht erfasst werden konnte.

Axton führte die notwendigen Kontrollen durch. Dann gab es für ihn keinen Zweifel mehr.

»Ab und zu bist du tatsächlich zu gebrauchen«, sagte er lobend zu Kelly. Ihm wurde heiß, als er sich dessen bewusst wurde, was es bedeutete, dass jemand Einzelbilder aus dem Streifen herausgeschnitten hatte. In einer Zeit, in der die Technologie so weit fortgeschritten war, dass niemand mehr auf die Idee kam, Bilder mit einer Schere aus einem Bildstreifen herauszutrennen, gab es nur Sicherheitseinrichtungen gegen elektrische Kopierverfahren. Wer auch immer Einzelbilder aus dem Streifen herausgelöst hatte, hatte das gewusst.

»Wie viele Bilder fehlen?«, fragte Axton, der keine Lust spürte, alle Lücken allein zu suchen.

»Fünf«, antwortete Kelly. Er beugte sich vor und zeigte dem Kosmokriminalisten, wo die Stellen waren. Axton kopierte elektronisch die benachbarten Bilder heraus.

»Das verstehe ich nicht«, sagte er dann, als die Bilder gleichzeitig auf dem Videoschirm erschienen. »Jemand wollte Bilder von mir, die mich aus allen Richtungen zeigen. Wozu? Was soll das?«

»Darauf kann ich dir keine Antwort geben, da mir entsprechende Grundinformationen fehlen«, erwiderte Gentleman Kelly.

»Ich habe nichts anderes erwartet.« Axton erhob sich und ging unruhig im Raum auf und ab. Einige Minuten lang hielt er es aus, dann winkte er Kelly zu sich heran, stieg auf seinen Rücken und sagte: »Wir fliegen zu Avrael Arrkonta. Ich muss mit ihm reden.«

*

Avrael Arrkonta schickte seine beiden Frauen aus dem Salon, als Lebo Axton eintrat. Er erhob sich vom Frühstückstisch und kam ihm lächelnd entgegen.

»Ich habe nicht damit gerechnet, Sie schon so früh bei mir zu sehen«, sagte er freundlich.

»Ich hatte auch nicht vor, Sie schon so früh zu belästigen, aber es ist etwas vorgefallen. Ich muss mit Ihnen darüber sprechen, wenn es Ihnen recht ist.«

»Essen Sie eine Kleinigkeit mit mir. Und dann erzählen Sie, was passiert ist.«

Axton setzte sich zu dem arkonidischen Industriellen an den Tisch und frühstückte mit ihm. Dabei berichtete er, was Gentleman Kelly entdeckt hatte.

»Sie glauben also an eine Intrige?«, fragte Arrkonta.

»Ich bin sicher, dass ein Angriff gegen mich unmittelbar bevorsteht. Ich spüre es.«

Der Arkonide blickte den Verwachsenen ernst an.

»Sie mussten damit rechnen«, entgegnete er. »Sie haben bei Orbanaschol nach der Doppelgängeraffäre ungemein an Ansehen gewonnen. Sie haben den Imperator gerettet und den Doppelgänger vernichtet.«

»Allerdings.«

»So vorteilhaft ihre Erfolge auf der einen Seite sind, so gefährlich sind sie aber auch für Sie. Nun haben Sie vom Imperator einen Planeten geschenkt bekommen. Das ist eine absolut ungewöhnliche Auszeichnung, wie sie nur wenigen zuteil wird.«

»Dessen bin ich mir bewusst.«