Atlan 309: Porquetor, der Stählerne - H.G. Francis - E-Book

Atlan 309: Porquetor, der Stählerne E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Sicherheitsvorkehrungen haben verhindert, dass die Erde des Jahres 2648 einem Überfall aus fremder Dimension zum Opfer gefallen ist. Doch die Gefahr ist durch die energetische Schutzschirmglocke nur eingedämmt und nicht bereinigt worden. Der Invasor hat sich auf der Erde etabliert - als ein plötzlich wieder aufgetauchtes Stück des vor Jahrtausenden versunkenen Kontinents Atlantis. Atlan, Lordadmiral der USO, und Razamon, der Berserker - er wurde beim letzten Auftauchen von Atlantis oder Pthor von den Herren der FESTUNG auf die Erde verbannt und durch einen "Zeitklumpen" relativ unsterblich gemacht - sind die einzigen, die den "Wölbmantel" unbeschadet durchdringen können, mit dem sich die geheimnisvollen Leiter der Invasion ihrerseits vor ungebetenen Gästen schützen. Allerdings verlieren die beiden Männer bei ihrem Durchbruch ihre gesamte Ausrüstung. Und so landen Atlan und Razamon - der eine kommt als Späher, der andere als Rächer - nackt und bloß an der Küste von Pthor, einer Welt der Wunder und der Schrecken. Ihre ersten Abenteuer bestehen sie am "Berg der Magier". Ihr weiterer Weg führt sie über die "Straße der Mächtigen" zu den Seelenhändlern und der Stadt der Roboter. Jetzt, als der Arkonide und der Pthorer auf dem Weg durch den Blutdschungel sind, begegnet ihnen PORQUETOR, DER STÄHLERNE ...

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Nr. 309

Porquetor, der Stählerne

Der gefahrvolle Weg zur Feste Grool

von H. G. Francis

Sicherheitsvorkehrungen haben verhindert, dass die Erde des Jahres 2648 einem Überfall aus fremder Dimension zum Opfer gefallen ist.

Doch die Gefahr ist durch die energetische Schutzschirmglocke nur eingedämmt und nicht bereinigt worden. Der Invasor hat sich auf der Erde etabliert – als ein plötzlich wieder aufgetauchtes Stück des vor Jahrtausenden versunkenen Kontinents Atlantis.

Atlan, Lordadmiral der USO, und Razamon, der Berserker – er wurde beim letzten Auftauchen von Atlantis oder Pthor von den Herren der FESTUNG auf die Erde verbannt und durch einen »Zeitklumpen« relativ unsterblich gemacht – sind die einzigen, die den »Wölbmantel« unbeschadet durchdringen können, mit dem sich die geheimnisvollen Leiter der Invasion ihrerseits vor ungebetenen Gästen schützen. Allerdings verlieren die beiden Männer bei ihrem Durchbruch ihre gesamte Ausrüstung.

Und so landen Atlan und Razamon – der eine kommt als Späher, der andere als Rächer – nackt und bloß an der Küste von Pthor, einer Welt der Wunder und der Schrecken.

Ihre ersten Abenteuer bestehen sie am »Berg der Magier«. Ihr weiterer Weg führt sie über die »Straße der Mächtigen« zu den Seelenhändlern und der Stadt der Roboter.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan und Razamon – Die beiden Unsterblichen auf gefahrvollen Pfaden.

Fenrir – Der Riesenwolf wird Atlans neuer Weggefährte.

Porquetor – Der Stählerne wird zum Zerstörer.

Troton und Dadan

1.

Atlan blieb stehen und hob warnend die rechte Hand.

Razamon schloss zu ihm auf und blickte ihn fragend an.

»Hörst du nichts?«, fragte der Arkonide.

Seitlich von ihnen raschelte etwas im Blutdschungel. Die beiden Männer verhielten sich völlig still. Als gedämpfte Schrittgeräusche hörbar wurden, legte Razamon Atlan die Hand auf den Arm.

»Das hört sich an, als ob da ein Reiter kommt«, meinte der Arkonide.

Einige Äste brachen. Dann teilte sich das Gebüsch, und ein Reiter kam daraus hervor. Atlan hielt verblüfft den Atem an. Der Mann auf dem Pferd trug eine Ritterrüstung. Er sah aus, als sei er direkt aus einem Bild Dürers herausgestiegen. Das Visier war geschlossen, so dass nicht zu erkennen war, wer in der Rüstung steckte. An der Seite trug der Reiter ein langes Schwert, das in einer geschmückten Scheide steckte. Riesige Sporen zierten die Füße. In der rechten Hand hielt er ein zweites Schwert, das er locker über den Hals des Rappen gelegt hatte. Neben seinem linken Bein ragte ein Stahlspeer empor, der an der Spitze mit einer roten Fahne versehen war.

Das Pferd war mit einer schimmernden Kettendecke gepanzert, die auch Hals und Kopf umfasste, die Augen, die Nüstern und das Maul allerdings freiließ.

Atlan trat zwei Schritte auf den Unbekannten zu, als er seine erste Überraschung überwunden hatte.

»Hallo, Rittersmann«, sagte er in deutscher Sprache. Als der Reiter darauf nicht reagierte, wiederholte er seine Worte in englisch und französisch, jedoch ohne Erfolg.

Der Ritter führte sein Pferd dicht an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten. Erst etwa zehn Meter weiter hielt er es kurz an. Der rechte Arm fuhr hoch. Das Schwert blitzte in der Sonne. Er hieb es gegen einen armdicken Ast und durchtrennte ihn mit einem Schlag. Geschickt fing er ihn danach auf und pflückte eine apfelähnliche Frucht davon ab. Dann ließ er den Ast fallen, schlug das Visier hoch und biss von der Frucht ab. Danach ließ er diese ins Gras fallen, schloss das Visier, trieb sein Pferd mit den Sporen an und ritt wortlos davon.

Razamon fluchte.

Atlan drehte sich zu ihm um.

»Kannst du mir sagen, wer dieser seltsame Vogel war?«, fragte er. Doch dann biss er sich auf die Lippen. Er trat auf Razamon zu. »Was ist los mit dir?«

Razamons Gesicht hatte sich verzerrt. Seine Augen waren fast geschlossen. Plötzlich stürmte er an Atlan vorbei. Er eilte zu der Stelle, an der die apfelähnliche Frucht im Gras lag. Er nahm sie auf und drehte sie in seinen Händen.

»Was ist denn?«, fragte Atlan. »Hast du Hunger?«

Er ging zu ihm. Razamon hielt ihm schweigend die Frucht entgegen. Deutlich zeichneten sich die Spuren der Zähne des Unbekannten darin ab.

Plötzlich fuhr Razamon herum und schleuderte die Frucht mit voller Kraft gegen einen Baumstamm. Sie platzte auseinander.

»Du kennst den Knaben also«, stellte Atlan fest. »Nun gut. Wer ist es?«

Razamon antwortete nicht.

»Porquetor war es nicht«, sagte der Arkonide. »Vielleicht sein Bruder?«

Razamon ging nicht auf diese scherzhaft gemeinten Worte ein. Er zog die Sehne seiner Skerzaal bis fast an die Spannbügel hoch und ließ sie wieder frei, so dass sie singend zurücksprang. Dann drehte er sich um und ging mit weitausgreifenden Schritten davon.

»Na schön«, sagte Atlan. »Du willst nicht antworten. Auch nicht weiter schlimm.«

Er grinste und folgte Razamon. Das Geheimnis des Ritters interessierte ihn zwar, er sah es jedoch nicht als so wichtig an, dass er sofort eine Antwort haben wollte. Andererseits nahm er es auch nicht auf die leichte Schulter. Die heftige Reaktion Razamons zeigte ihm, dass sein Begleiter mit dieser Begegnung nicht gerechnet hatte, und dass er sie psychisch erst bewältigen musste.

Er behielt einen Abstand von etwa fünf Metern bei, um Razamon zu zeigen, dass er ihn in Ruhe lassen wollte.

Die beiden Männer bewegten sich im nördlichen Randgebiet des Blutdschungels in Richtung der Feste Grool voran. Atlan hoffte, einen Blick auf diese Feste werfen zu können, wenn sich hin und wieder das Dickicht lichtete, aber er wurde enttäuscht. Mehr als ein schemenhaftes Gebilde konnte er nicht erkennen, da die Luft diesig war, und sich die Abenddämmerung herabsenkte. So war auch die Entfernung bis zur Feste nur schwer abzuschätzen.

Einige Male blickte Atlan in den Himmel hinauf, und er fragte sich, warum er keine Luftfahrzeuge sah. Wo blieben die Aufklärungsgleiter? Weshalb suchte man nicht nach ihm? Gelang es den Mutanten nicht, durch den Energieschirm zu kommen, der Atlantis gegen die Außenwelt abriegelte? Das war kaum denkbar, da dieser Schirm von außen auf Atlantis projiziert wurde, so dass jederzeit eine Strukturlücke geschaffen werden konnte. Atlan hielt es jedoch für möglich, dass bestimmte Kräfte auf der Insel etwas von innen gegen den Energieschirm gestellt hatten. Nur in einem solchen Fall war erklärbar, weshalb Hilfe von außen ausblieb.

Längst mussten die Sicherheits- und Abwehrdienste auf seine Aktivitäten auf der Insel aufmerksam geworden sein. Von den Satelliten aus wurde die Erde ständig überwacht. Objekte von einer Größe von zehn cm an konnten einwandfrei ausgemacht und identifiziert werden.

Das bedeutete, dass man außerhalb von Atlantis wusste, was hier geschah. Man konnte seine Spur exakt verfolgen. Man war über seine enormen Schwierigkeiten informiert. Dennoch geschah nichts zu seiner Entlastung.

Atlan hatte keine Erklärung dafür.

Er schreckte aus seinen Gedanken auf, als Razamon stehen blieb. Im gleichen Moment vernahm er ein drohendes Knurren aus dem Gebüsch zu ihrer Seite. Unmittelbar darauf brachen einige Äste, und ein großes Tier flüchtete ins Dickicht.

Razamon zuckte mit den Schultern und ging weiter. Doch schon nach wenigen Schritten blieb er erneut stehen. Dieses Mal hörte Atlan ein eigenartiges Winseln. Irgend etwas scharrte über den Boden.

»Was ist das?«, fragte er.

»Ich habe keine Ahnung«, antwortete Razamon. »Komm. Wir gehen weiter.«

»Ich werde nachsehen.«

Mit seinem Schwert schob Atlan einige Äste zur Seite. Dann arbeitete er sich Schritt für Schritt voran.

»Sei vorsichtig«, sagte Razamon hinter ihm. »Es kann eine Falle sein.«

Atlan blieb stehen. Aus dem Dickicht heraus blickten ihn zwei gelblich schimmernde Augen an.

»Fenrir«, sagte er. »Da liegt der Wolf.«

Er wollte weitergehen, doch Razamon riss ihn zurück. Zentimeter von Atlans Gesicht entfernt schnellte ein weißes Band sirrend in die Höhe und verharrte federnd über seinem Kopf. Einige Zweige, die von ihm zerschnitten worden waren, fielen auf den Boden herab.

»Das war knapp«, sagte Razamon. »Das Ding hätte dir die Arme abtrennen können.«

Atlan hieb mit dem Messer nach dem Faden. Dieser gab einige Zentimeter weit nach und zerriss dann mit einem Knall. Die Enden schossen zu beiden Seiten hinweg und verschwanden im Dunkel.

»Was war das?«, fragte der Arkonide.

»Das weiß ich auch nicht. Auf jeden Fall war es gefährlich.«

Atlan war gewarnt. Er wusste jetzt, dass Fenrir in eine Falle geraten war, aus der er sich selbst nicht befreien konnte. Vorsichtig schob er das Messer vor sich her über den Boden, um so einen weiteren Faden aufzuspüren und rechtzeitig zu zerschneiden. Doch unter dem Laub verbarg sich nichts mehr.

Dafür brach plötzlich ein riesiger Käfer aus dem Unterholz hervor und griff die beiden Männer an. Er glich einem Hirschkäfer, war jedoch etwa zwei Meter lang und einen halben Meter hoch. Wütend zischend versuchte er, Atlan mit seinen mächtigen Zangen zu packen.

Der Arkonide warf sich gedankenschnell zur Seite und entging so den messerscharfen Mordwerkzeugen.

Razamon sprang dem Rieseninsekt auf den Rücken und bohrte ihm die Klinge seines Messers dicht hinter dem Kopf unter den Panzer. Es knackte vernehmlich, als der Stahl die Chitinschale durchbrach. Eine stark riechende, farblose Flüssigkeit schoss aus der Wunde und ergoss sich über die Hände Razamons. Dieser stieß sich sofort ab und sprang vom Rücken des Käfers herab.

Das riesige Insekt verharrte auf der Stelle. Es streckte die beiden Zangen weit vor, bewegte sich jedoch nicht. Endlos lange Sekunden verstrichen, bis die Beine des Tieres endlich einknickten und der Körper den Boden berührte. Das Insekt gab eine Reihe von klagenden Lauten von sich, dann erstarrte es erneut. Das Sirren der Mundwerkzeuge erstarb.

»Das Biest ist tot«, stellte Razamon fest. Er stieß den Käfer mit dem Fuß an, um sich davon zu überzeugen, dass auch wirklich kein Leben mehr in ihm war.

Atlan trat näher an Fenrir heran. Der Riesenwolf sah vollkommen erschöpft aus. Blut verschmierte seinen Kopf und seine Brust. Deutlich konnte Atlan sehen, dass der Stahlbolzen, den Balduur abgefeuert hatte, noch immer im Rachen des Tieres steckte.

Doch diese Verletzung war nicht der einzige Grund dafür, dass der Wolf sich in akuter Lebensgefahr befand. Er steckte mit seinem Körper fast vollkommen in einer spinnwebartigen Hülle, die mit zahlreichen Bändern an den umstehenden Bäumen und Büschen befestigt war. Spuren bewiesen, dass der riesige Käfer ihn so eingesponnen und dabei auch noch in einer Mulde vergraben hatte. Offensichtlich hatte er sich mit dem Fenriswolf einen Speisevorrat anlegen wollen.

»In so einer Hülle könnten wir jetzt auch stecken«, bemerkte Razamon erschaudernd. »Wir haben viel Glück gehabt. Wenn uns der Springfaden erwischt hätte, wäre alles ganz anders gekommen.«

Er legte Atlan die Hand auf die Schulter.

»Komm jetzt«, sagte er.

»Ich lasse den Wolf nicht so liegen«, entgegnete der Arkonide entschlossen. »Wir müssen ihm helfen.«

Razamon blickte den Wolf an. Auch ihm war klar, dass dieses Tier über eine wesentlich höhere Intelligenz verfügte, als sie zunächst angenommen hatten.

»Was hast du vor?«, fragte Razamon.

»Wir müssen den Bolzen aus dem Rachen entfernen.«

»Davon kann ich nur abraten. Der Wolf wird nicht stillhalten.«

»Ich versuche es jedenfalls«, erklärte der Arkonide. Razamon sah ein, dass er ihn nicht umstimmen konnte.

»Also gut«, erwiderte er. »Du musst den Bolzen herausschneiden. Anders geht es nicht. Dazu musst du dein Messer sterilisieren, sonst geht das Tier an der Infektion ein. Darüber hinaus müssen wir aber auch die Wunde mit einem antibiotisch wirkenden Mittel behandeln, weil der Bolzen schließlich nicht keimfrei ist.«

»Am besten schlagen wir auf der nächsten Lichtung, die wir finden, unser Lager auf. Wir müssen ein Feuer machen.«

Razamon trat mit dem Fuß gegen eine Baumwurzel und fluchte.

»Du bist also wirklich entschlossen, das Tier zu retten«, stellte er fest, »obwohl wir dadurch viel Zeit verlieren.«

»So ist es.«

»Na schön. Schneide du ihn aus den Spinnfäden heraus. Ich gehe ein Stück weiter und mache ein Feuer an. Dorthin musst du Fenrir schon bringen.«

Hinkend eilte er davon, ohne auf eine Antwort Atlans zu warten.

»Du hast es gehört, Fenrir«, sagte der Arkonide zu dem Wolf. »An die Arbeit.«

Das Tier verhielt sich völlig ruhig, als Atlan vorsichtig den Kokon zerstörte, in dem es gefangen war. Es blieb auch noch in der Mulde liegen, als es frei war. Der Aktivatorträger beugte sich über den Wolf, legte ihm die Hände unter die Brust und hob ihn behutsam an.

Winselnd stemmte Fenrir die Beine gegen den Boden und stand auf. Atlan schob ihn voran. Doch der Wolf war so erschöpft, dass er wieder zu Boden stürzte, kaum dass er aus der Mulde heraus war.

Atlan erkannte, dass er ihn nicht dazu bewegen konnte, genügend weit zu laufen. Er war gezwungen, ihn an Ort und Stelle zu operieren. Er sammelte ein paar trockene Äste zusammen, schälte zwei davon ab, die er für besonders geeignet hielt, kerbte einen von ihnen ein und füllte die Kerbe mit pulvertrockenem Moos. Dann stemmte er das Ende des anderen Astes gegen das Moos und drehte das Holz zwischen den Händen. Das Moos begann schon bald zu glimmen. Atlan streute weiteres Moos darüber und blies behutsam in die Glut, bis eine erste Flamme aufzüngelte. Danach legte er dünne Zweige in das Feuer. Sie entzündeten sich rasch, so dass sich in wenigen Minuten ein ausreichend starkes Feuer entwickelte. In den Flammen erhitzte er die Klinge seines Messers, um sie keimfrei zu machen.

Er ließ es wieder abkühlen. Dann kniete er sich vor Fenrir auf den Boden und schob ihm eine Hand zwischen die mächtigen Zähne. Das Tier röchelte leise. Die Kiefer zuckten, so dass der Arkonide die Hand unwillkürlich zurückzog.

»Ganz ruhig«, sagte er besänftigend. Abermals drückte er die Kiefer auseinander, bis er sehen konnte, wo der Bolzen eingedrungen war. Der Stahl steckte in der hinteren Gaumenplatte und saß so fest, dass er sich nicht bewegen ließ.

Atlan spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat.

Vorsicht, mahnte sein Logiksektor. Das Biest wird zuschnappen, wenn es Schmerzen spürt. Das ist eine instinktive Reaktion, die sich nicht verhindern lässt. Du musst dich absichern.

Der Arkonide blickte sich um, fand einen armdicken Ast und schob diesen Fenrir zwischen die Zähne. Das Holz behinderte ihn zwar beträchtlich, bot ihm aber eine Mindestsicherung, auf die er nicht verzichten konnte.

Nun packte er den Bolzen mit der linken Hand, bog den Kopf des Wolfes zurück und öffnete ihm den Rachen noch ein wenig mehr. Dann stieß er die Spitze des Messers dicht neben dem Bolzen in den Gaumen und vergrößerte so die Wunde.

Fenrir knurrte laut, doch seine Kiefer bewegten sich nicht. Es schien, als wisse er genau, wie er sich zu verhalten hatte. Da der Ast ihn allzu sehr störte, entfernte Atlan ihn und arbeitete ohne jede Sicherung weiter. Blut schoss aus der Wunde und verschmierte seine Hände. Er drehte den Bolzen vorsichtig und stellte fest, dass er nun schon erheblich lockerer saß.

Nun führte er die Messerspitze tief in den Gaumen hinein bis hin zur Bolzenspitze. Dann zog er das Geschoss mit samt der Klinge mit einem Ruck heraus.

Krachend schloss sich der Rachen des Tieres. In den Augen loderte es auf. Für einen kurzen Moment schien es, als werde Fenrir sich von seinen Schmerzen überwältigen lassen, dann senkte sich der mächtige Kopf auf den Boden. Atlan sah, dass Blut über die Lippen quoll, aber er wusste, dass sich die Wunde bald beruhigen würde.

»Wir können nicht hier bleiben«, sagte er. »Hier ist es zu unsicher.«

Er hatte kaum ausgesprochen, als ihm ein intensiver Raubtiergeruch in die Nase stieg. Fenrir richtete sich halb auf. Er fletschte die Zähne. Doch diese Kraftanstrengung war schon zu groß für ihn gewesen. Die Beine rutschten ihm zur Seite weg, und er fiel ins Gras zurück.

Atlan sprang auf.

Keinen Moment zu früh. Aus dem Dunkel der Büsche schnellte sich ihm eine riesige Tiergestalt entgegen. Fingerlange Reißzähne schnappten nach ihm. Das Tier prallte gegen ihn und schleuderte ihn zu Boden.

Eine Hyäne, signalisierte ihm sein Extrasinn. Der Blutgeruch hat die Bestie angelockt.

Atlan schlug mit unbändiger Wildheit zurück. Er wusste, dass es um Bruchteile von Sekunden ging. Wenn sich die riesigen Zähne erst einmal in seine Schulter oder seinen Hals vergraben hatten, dann gab es keine Rettung mehr. Er stemmte der Hyäne die linke Hand gegen den Hals und trieb das Messer mit der rechten in den Körper hinein.

Er hörte, dass Fenrir knurrte und winselte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, dass der Wolf vergeblich versuchte, auf die Beine zu kommen und in den Kampf einzugreifen. Die Hyäne schnellte sich zur Seite und griff erneut an.

Atlan entging diesem Angriff nur, weil er sich zur Seite rollte und dann aufsprang.

Geduckt stand er dem Tier gegenüber, das geifernd vor ihm kauerte. Er war sich darüber klar, dass er den Kampf schnell beenden musste, weil er der überlegenen Kraft der Bestie auf längere Sicht nichts entgegenzustellen hatte.

Eine zweite Hyäne trottete aus dem Dickicht heran. Das Tier schien es nicht besonders eilig zu haben, da die vermeintliche Beute nicht mehr entkommen konnte.

Dann aber griffen beide Tiere plötzlich gemeinsam an, als hätten sie sich verständigt. Das erste konnte Atlan noch abwehren. Er riss den linken Arm hoch und lenkte so die gierig zuschnappenden Zähne ab. Mit der rechten Hand führte er das Messer gegen die Kehle der Hyäne und tötete das Tier.