Atlan 330: Sturm auf die FESTUNG - H.G. Francis - E-Book

Atlan 330: Sturm auf die FESTUNG E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Sicherheitsvorkehrungen haben verhindert, dass die Erde des Jahres 2648 einem Überfall aus fremder Dimension zum Opfer gefallen ist. Doch die Gefahr ist nur eingedämmt worden, denn der Invasor hat sich auf der Erde etabliert - als ein plötzlich wieder aufgetauchtes Stück des vor Jahrtausenden versunkenen Kontinents Atlantis. Atlan und Razamon, der ehemalige Berserker, haben als einzige den "Wölbmantel" unbeschadet durchdringen können, mit dem sich die geheimnisvollen Herren der FESTUNG ihrerseits vor ungebetenen Gästen schützen. Die Männer sind auf einer Welt der Wunder und der Schrecken gelandet. Das Ziel der beiden ist, die Beherrscher von Pthor schachmatt zu setzen, auf dass der Menschheit durch die Invasion kein Schaden erwachse. Nach vielen gefahrvollen Abenteuern, die am Berg der Magier ihren Anfang nahmen, haben Atlan und Razamon, denen sich inzwischen drei Gefährten angeschlossen haben, das Zentrum der Dunklen Region erreicht und den harten Kampf um das Goldene Vlies siegreich bestanden. Anschließend machen sich unsere Helden auf den Weg in Richtung FESTUNG, um die entscheidende Konfrontation mit den mysteriösen Herren von Pthor zu suchen. Auch die Odinskinder verfolgen dasselbe Ziel - und so kommt es von zwei Seiten aus zum STURM AUF DIE FESTUNG ...

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Nr. 330

Sturm auf die FESTUNG

Atlan und die Odinssöhne im Gebiet der 1000 Fallen

von H. G. Francis

Sicherheitsvorkehrungen haben verhindert, dass die Erde des Jahres 2648 einem Überfall aus fremder Dimension zum Opfer gefallen ist. Doch die Gefahr ist nur eingedämmt worden, denn der Invasor hat sich auf der Erde etabliert – als ein plötzlich wieder aufgetauchtes Stück des vor Jahrtausenden versunkenen Kontinents Atlantis.

Atlan und Razamon, der ehemalige Berserker, haben als einzige den »Wölbmantel« unbeschadet durchdringen können, mit dem sich die geheimnisvollen Herren der FESTUNG ihrerseits vor ungebetenen Gästen schützen. Die Männer sind auf einer Welt der Wunder und der Schrecken gelandet. Das Ziel der beiden ist, die Beherrscher von Pthor schachmatt zu setzen, auf dass der Menschheit durch die Invasion kein Schaden erwachse.

Nach vielen gefahrvollen Abenteuern, die am Berg der Magier ihren Anfang nahmen, haben Atlan und Razamon, denen sich inzwischen drei Gefährten angeschlossen haben, das Zentrum der Dunklen Region erreicht und den harten Kampf um das Goldene Vlies siegreich bestanden.

Anschließend machen sich unsere Helden auf den Weg in Richtung FESTUNG, um die entscheidende Konfrontation mit den mysteriösen Herren von Pthor zu suchen.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan, Razamon, Kolphyr, Koy und Fenrir – Sie greifen die FESTUNG der Herren von Pthor von Norden an.

Sigurd, Heimdall, Balduur und Thalia – Die Kinder Odins nehmen ebenfalls den Kampf gegen die FESTUNG auf.

Darsior – Ein abtrünniger Delta.

Kortanak – Fallenmeister der FESTUNG.

1.

»Die Stunde der Entscheidung ist da«, verkündete Phagen von Korst. Es war eine Feststellung, wie es nicht anders bei ihm zu erwarten war. Für die anderen war nicht zu erkennen, was Phagen von Korst bei diesen Worten empfand. Phagen von Korst ließ sie nie spüren, was er fühlte.

»Wir müssen endlich etwas tun«, erwiderte Dorlk von Zamyhr. »Oder sollen wir zusehen, wie sie uns vernichten?«

»Wie sollten sie das wohl anstellen?«, fragte Elmthor von Morghom belustigt. Er hatte kein Verständnis dafür, dass Dorlk von Zamyhr sich fürchtete. »Die FESTUNG ist uneinnehmbar.«

»Das ist richtig«, bestätigte Kichor von Daspen. »Sie können die Barriere nicht durchbrechen, wenn wir es nicht wollen.«

»Wer von uns könnte das schon wollen?«, fragte Jenthas von Orl hitzig. »Niemand von uns dürfte so töricht sein, so etwas zu verlangen.«

»Nun gut«, sagte Phagen von Korst. »Ich bin so töricht.«

»Unglaublich«, wisperte Dorlk von Zamyhr erschreckt. »Ein solches Risiko dürfen wir nicht eingehen.«

»Es ist kein Risiko«, stellte Jenthas von Orl verächtlich fest.

»Sie haben ungeheure Schäden angerichtet«, bemerkte Phagen von Korst. »Die Verwüstungen sind unübersehbar. Sollen wir das so einfach hinnehmen? Und was geschieht, wenn wir sie draußen weiterhin schalten und walten lassen? Sie werden keine Ruhe geben, sondern sich immer wieder gegen uns erheben. Sie werden unsere Macht verringern, wo sie nur können.«

»Ich verstehe«, sagte Elmthor von Morghom. »Wir lassen sie in den sicheren Tod laufen. Die Weichen für das weitere Geschehen stellen wir.«

»Der Fallenmeister wird den Plan vollenden«, sagte Jenthas von Orl.

»Nachdem wir sie uns vorgenommen haben«, erwiderte Phagen von Korst. »Wir benötigen Informationen. Zum ersten Mal in unserer Geschichte sind wir gescheitert. Es ist uns nicht gelungen, diese Welt zu betreten. Wir wollen das nicht vergessen. Eine undurchdringliche Barriere umgibt uns, und es ist uns nicht gelungen, sie irgendwo durchlässig zu machen.«

»Du meinst ...?«, forschte Dorlk von Zamyhr unsicher.

»Wir haben Informationen darüber, dass einer oder zwei von ihnen von außen kommen«, fuhr Phagen von Korst fort. »Wir müssen sie in die Hand bekommen und befragen.«

»Das Risiko ist zu hoch«, wandte der sonst so unerschrockene Kichor von Daspen ein. »Sie haben sich überall durchgesetzt. Sie haben alle Gefahren überstanden. Daher ist zu vermuten, dass sie über Kräfte verfügen, die uns unbekannt sind.«

»Sie sollen sterben«, sagte Dorlk von Zamyhr. »Je eher, desto besser.«

»Der Fallenmeister soll sie erledigen«, fügte Elmthor von Morghom hinzu. »Wir dürfen sie nicht bis zu uns durchlassen.«

»Ich fordere ihren Tod«, rief Jenthas von Orl. »Der Schaden ist schon groß genug.«

»Also gut«, antwortete Phagen von Korst einlenkend. »Dann befehle ich ihren Tod.«

*

Razamon blieb stehen und massierte sich den Oberschenkel. Sein Gesicht verzerrte sich. Sein linkes Bein schmerzte wie nie zuvor.

Hinkend ging er einige Schritte weit über den tückischen Wüstenboden. Dann blieb er erneut stehen. Sein linkes Bein wurde durchsichtig. Es entstofflichte sich. Razamon atmete laut und heftig. Er hatte Mühe, sich auf dem rechten Bein aufrecht zu halten.

Der Zeitklumpen an seinem Bein wurde offensichtlich von dem seltsam schimmernden Nebel beeinflusst, der wie eine Barriere vor ihnen lag.

Der Androidenabkömmling Koy der Trommler strich sich über die beiden Broins, die wie Hörner aus seinem Kopf emporragten. Sie waren dunkelblau und wirkten wie prall gefüllte Adern. Er konnte die verdickten Enden gegeneinander schlagen und damit psionische Energie freisetzen.

Koys Gesicht sah noch verknitterter aus als sonst. Er beobachtete Razamon. Auch er hatte Schmerzen. Es schien, als gingen ständige Impulswellen von der schimmernden Barriere aus, die die Broins vibrieren ließen. Die Schmerzen wurden mit jedem Schritt schlimmer, den er sich der Barriere näherte.

Fenrir legte sich winselnd in den Sand, schob den Kopf flach nach vorn und legte die Ohren an.

»Steh auf«, befahl Atlan. »Komm.«

Der Arkonide beobachtete seine Begleiter voller Sorge. Er spürte von der Ausstrahlung der Barriere so gut wie nichts. Der Anzug der Vernichtung schützte ihn. Er lag weich und geschmeidig am Körper.

Auch Kolphyr schien keinerlei Beschwerden zu haben. Das Antimateriewesen, das auf den ersten Blick wie ein lachender Frosch aussah, bedeckte sich mit dem Velst-Schleier, der verhütete, dass Kolphyr Kontakt mit der positiv geladenen Materie von Pthor bekam.

»Was ist denn los?«, fragte er mit schriller Stimme, die verriet, dass ihn die allgemeine Atmosphäre der Gefahr, die die Gruppe umgab, belastete. »Warum bleibt ihr stehen?«

Razamon hob den Kopf und blickte ihn stumm an. Sein Bein wurde wieder stofflich.

Der Logiksektor Atlans meldete sich.

Das Bein hat einen anderen Zeitablauf, stellte der Extrasinn fest.

Atlan versuchte zu ergründen, was in Razamon vorging. Er konnte sich vorstellen, dass der Atlanter unter der Belastung des Zeitklumpens erheblich litt. Unwillkürlich fragte er sich, was geschehen würde, wenn Razamon die Kontrolle über sein Bein gänzlich verlor.

Dann läuft es ihm in eine andere Zeitebene davon, erklärte der Logiksektor mit unerbittlicher Sachlichkeit. Er müsste mit einem Bein leben.

Atlan beugte sich zu dem Fenriswolf hinunter und grub seine Finger in das Nackenfell des Tieres. Fenrir knurrte drohend, doch der Arkonide ließ nicht nach.

»Steh auf«, sagte er energisch. »Du solltest wissen, dass wir dich nicht allein lassen. Auf keinen Fall.«

Razamon stöhnte laut auf. Er ging einige Schritte, dann sank er in die Hocke.

»Warum geben wir nicht auf?«, fragte er mit bebender Stimme. Er zeigte auf die Energiebarriere. »Wir kommen doch nicht hindurch. Das ist doch wohl klar.«

Atlan blickte zur Barriere hinüber. Sie war noch etwa einen Kilometer von ihnen entfernt, und schon jetzt war der Druck auf Razamon, Koy und Fenrir so groß, dass sie meinten, nicht weitergehen zu können.

»Ich gebe nicht auf«, sagte er. »Das wäre die größte Dummheit meines Lebens.«

»Wir schaffen es nicht«, entgegnete Razamon verzweifelt. »Du kennst mich. Ich werfe die Flinte nicht so schnell ins Korn. Wenn eine Sache jedoch aussichtslos wird, dann weiß ich, wann ich aufzuhören habe.«

»Irren ist menschlich«, sagte Atlan. »Du wirst dich gleich erholen, und dann gehen wir weiter.«

»Irren ist menschlich. Ja. Richtig. Aber vielleicht bin ich gar kein Mensch?«, brüllt Razamon zornig. »Vielleicht bin ich ein Monstrum, so wie die da draußen in der Ebene?«

»Rede keinen Unsinn«, bat der Arkonide. »Wir haben einen langen Weg hinter uns. Wir haben stets gekämpft, und wir waren erfolgreich. Soll alles umsonst gewesen sein? Sollen wir aufgeben, nur weil es dieses Mal noch schwieriger ist als sonst? Sollen wir die Herren der FESTUNG in Ruhe lassen? Dann werden wir das Problem nie lösen. Nein, Razamon. Ich gebe nicht auf. Ich habe mir das Ziel gesetzt, Atlantis von der Erde zu entfernen, und genau das werde ich tun. Egal, was kommt.«

»Du bist ein Narr.«

»Vielleicht bin ich das. Aber ich bin kein Feigling.«

Razamon schnellte sich hoch. In seinem Gesicht zuckte es.

Atlan lächelte.

»Ich wusste doch, dass so etwas hilft«, sagte er.

Razamon ließ die zum Schlag erhobenen Fäuste sinken. Verblüfft blickte er Atlan an. Sein Bein sah völlig normal aus. Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn.

»Schon gut«, sagte er seufzend. »Ich bin wieder in Ordnung. Vergiss, was ich gesagt habe.«

»Das ist bereits geschehen«, entgegnete der Arkonide.

Razamon drehte sich um und spähte zur Energiebarriere hinüber. Er schüttelte den Kopf.

»Was ist das nur da drüben?«, fragte er. »Wieso bringt es mich so durcheinander?«

»Wir werden es herausfinden«, erwiderte Atlan. »Auf jeden Fall versuchen die Herren der FESTUNG, uns mit diesem Trick aufzuhalten. Wir werden nicht darauf hereinfallen.«

Atlan bemühte sich, die entstandene Spannung abzubauen, und seinen Begleitern das erdrückende Gefühl der Gefahr zu nehmen. Razamon erholte sich am schnellsten. Die Entstofflichungserscheinungen traten nicht mehr auf.

Sein Gesicht verzerrte sich.

»Sie werden es mir büßen«, sagte er. »Sie haben mich entwürdigt.«

Er ging weiter durch den weichen Sand. Kolphyr schloss sich ihm schweigend an. Koy der Trommler zögerte. Er stand neben Fenrir.

»Steh auf, Fenrir«, befahl er. »Weiter.«

Der Wolf gehorchte. Er erhob sich winselnd. Mit tief herabgezogenem Kopf lief er los. Seine Körperhaltung verriet Furcht. Atlan beobachtete ihn. Fenrir bewegte sich nicht in gerader Linie auf die schimmernde Barriere zu, sondern wich mal nach dieser, mal nach jener Seite aus, lief einige Meter weit zurück, um dann an anderer Stelle weiter vorzudringen.

Er geht den Weg des geringsten Widerstands, signalisierte der Logiksektor. Sobald er etwas spürt, was ihn quält, weicht er aus. Wird es weniger unangenehm, geht er weiter vor.

»Bleibt bei Fenrir«, empfahl er Razamon und Koy. »Bei ihm ist es leichter.«

Razamon und Koy erkannten augenblicklich, was der Aktivatorträger meinte. Die Spuren im Sand zeigten den Weg des Fenriswolfs deutlich auf. Sie schritten hinter ihm her und passten sich seinem Verhalten an. Tatsächlich ließen die Schmerzen nach, wenn Fenrir auswich, und sie wurden stärker, wenn er an falscher Stelle vordrang.

Atlan und Kolphyr blieben in ihrer Nähe.

Immer wieder blickte der Arkonide zur Barriere hinüber.

Es ist ein Energieschirm, stellte der Logiksektor fest.

Die Nebel befanden sich in ständiger Bewegung. Im grellen Sonnenschein schien es, als formten sich in ihnen bizarre Gestalten, die sich tanzend bis an den äußersten Rand der Barriere drängten, um die Fremden zu beobachten, die sich ihnen näherten.

Atlan fühlte sich im Goldenen Vlies relativ sicher. Was aber empfanden Razamon, Koy und Kolphyr beim Anblick dieses seltsamen Nebels? Kolphyr, der Bera, war durch den Velst-Schleier ebenfalls geschützt; musste er jedoch nicht fürchten, dass der Nebel wie feuchter Dunst unter den Schleier kriechen und ihn vernichten würde?

Kolphyr marschierte mit schaukelnden Bewegungen neben ihm her. Seine massige Gestalt wirkte plump, fast unbeholfen. Doch dieser Eindruck täuschte. Der Bera hatte oft genug bewiesen, dass er äußerst beweglich war.

»Du glaubst also, dass die Herren da drinnen uns bereits erwarten?«, fragte Razamon, als Atlan wenig später neben ihm herging.

»Davon bin ich überzeugt«, erwiderte der Arkonide. »Sie sind nicht nur die Herren der FESTUNG, sondern wohl auch die wirklichen Herrscher von Pthor. Sie haben Pthor auf die Erde gebracht, und sie können Pthor auch wieder von dort verschwinden lassen. Dazu gehört ein beachtlicher technischer Apparat. Sie beherrschen ihn, und das zeigt, dass sie sich auf einem weit höheren Niveau bewegen als alle anderen auf Atlantis.«

Razamon blickte voller Unbehagen auf den schimmernden Nebel. »Ich frage mich immer wieder, wie wir da hindurchkommen wollen«, sagte er.

»Irgendwie schaffen wir es.«

Je näher sie der Energiebarriere kamen, desto deutlicher waren ihre Dimensionen zu erkennen. Der Nebel, der aus der Ferne wie eine flache Wolkenbank ausgesehen hatte, wölbte sich bis zu einer Höhe von etwa einem Kilometer auf, und er dehnte sich links und rechts von Atlan und seinen Begleitern bis zum Horizont. Der Arkonide schätzte, dass die FESTUNG mit der sie umgebenden Barriere etwa 150 bis 170 km lang und etwa 50 km breit war. Vielleicht war sie aber auch noch größer. Atlan konnte die Ausmaße von seinem Standpunkt aus nur schwer beurteilen. Er mochte sich daher nicht festlegen.

Auf dieser gewaltigen Fläche konnten Anlagen aller Art errichtet worden sein. Unter dem Energienebel konnten sich Waffen verbergen, die sich mit allem messen konnten, was die Erde aufzubieten hatte.

Zugleich aber konnten sich die Herren der FESTUNG auf einem derart großen Gebiet mühelos so verstecken, dass sie selbst in wochenlanger Suche nicht aufzuspüren waren.

Bei diesem Gedanken blickte Atlan unwillkürlich nach oben. Der Himmel über ihm war blau. Der Energieschirm, der Atlantis überspannte, war nicht zu sehen. Auch war nicht zu erkennen, ob sich Flugzeuge oder Raumschiffe über der eingeschlossenen Insel bewegten.

Was geschah außerhalb von Atlantis?

Seit Wochen befand sich Atlan nun schon auf Pthor. Er zweifelte längst nicht mehr daran, dass die Zeit hier anders verlief als auf der Erde. Draußen waren vielleicht erst wenige Tage vergangen, so dass nicht genügend Zeit für Rettungsaktionen geblieben war. Atlan war sich dessen ganz sicher, dass seine Freunde auf der Erde alles versuchen würden, das Geheimnis von Atlantis von außen zu lösen. Sie würden versuchen, ihm zu helfen.

Narr!, meldete sich der Extrasinn. Sie können dir nicht helfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass draußen nur ein paar Stunden verstrichen sind, ist ebenso groß wie die, dass ein paar Tage vergangen sind. Konzentriere dich auf das Problem, das vor dir liegt.

Der Sand wirbelte dicht vor den Füßen Kolphyrs auf. Eine graubraune Schlange schoss erschreckt daraus hervor. Sie flüchtete einige Meter weit von dem Bera weg, verharrte dann auf der Stelle, hob das vordere Drittel ihres Körpers senkrecht in die Höhe, drehte den Kopf herum und blickte Atlan und seine Begleiter an. Aus dem geöffneten Maul züngelte eine dreifach gespaltene Zunge hervor. Die Augen, die über gelbe Lider verfügten, schlossen sich zu einem schmalen Schlitz.

»Nun seht euch das an«, sagte Koy erheitert. »Das kleine Biest überlegt sich, ob es den Kampf mit uns aufnehmen soll. Was sagt man dazu?«

Die Schlange war etwa dreißig Zentimeter lang und fingerdick. Von ihr schien keine Gefahr auszugehen.

»Seid vorsichtig«, mahnte Atlan. »Sie könnte giftig sein.«

Koy der Trommler wurde unruhig. Das Jagdfieber packte ihn. Er ging zwei Schritte auf die Schlange zu. Diese fuhr nun ganz herum und griff an. Unglaublich schnell glitt sie auf Koy zu. Sie öffnete den Rachen.

Koy erschrak. Mit einer derartigen Reaktion hatte er nicht gerechnet. Bevor er mit seinen Broins reagieren konnte, war die Schlange bei ihm und versuchte, ihn zu beißen. Dabei richtete sie sich so hoch auf, dass ihr Kopf über den oberen Rand seiner halbschäftigen Stiefel hinausragte. Der Androidenabkömmling sprang zur Seite und stürzte zu Boden. Bevor er sich wieder erheben konnte, war die Schlange bei ihm.

Doch jetzt fuhr das Breitschwert Razamons blitzend durch die Luft und trennte den Kopf des Reptils ab.

Koy richtete sich auf. Kopfschüttelnd blickte er auf das sterbende Tier.

»Ich war wohl ein wenig leichtsinnig«, sagte er. »So ein kleines Biest. Was hätte es wohl gemacht, wenn es mich erwischt hätte?«

»Wir müssen vorsichtiger sein«, mahnte Atlan. »Vermutlich gibt es noch mehr solcher Überraschungen in dieser Gegend.«

Der Boden wurde fester, so dass hin und wieder auch Pflanzen Halt darin fanden. Die Landschaft wirkte dadurch nicht mehr ganz so eintönig wie zuvor.

»Wer sagt uns eigentlich, dass diese Wüste hinter der Barriere nicht weitergeht?«, fragte Kolphyr. »Mir würde das nichts ausmachen. Aber was ist mit euch? Ihr braucht Wasser.«

Er blickte Atlan an und zog den Mund so breit, dass es aussah, als würde er gleich in ein schallendes Gelächter ausbrechen. Er hatte einen Metabolismus, der den anderen unbegreiflich war. Keiner hatte je gesehen, dass er irgend etwas zu sich nahm. Koy hatte einmal die Vermutung ausgesprochen, dass sich sein Metabolismus von hyperenergetischer Strahlung nährte.

»Male den Teufel nicht an die Wand«, sagte Razamon grollend. »Ich habe jetzt schon Durst. Wenn die Wüste auf der anderen Seite der Barriere weitergeht, müssen wir umkehren.«

Die ersten Nebelschwaden umgeisterten ihre Füße. Atlan hatte das Gefühl, dass der Boden nun noch fester geworden war.