Atlan 457: Der Arkonide und der Wasserrichter - H.G. Francis - E-Book

Atlan 457: Der Arkonide und der Wasserrichter E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Atlans kosmische Odyssee, die ihren Anfang nahm, als Pthor, der Dimensionsfahrstuhl, das Vorfeld der Schwarzen Galaxis erreichte, geht weiter. Während Pthor und die Pthorer es immer wieder mit neuen Beherrschern und Besatzern zu tun bekommen, ist der Arkonide zusammen mit seinen Gefährten Razamon und Grizzard auf Veranlassung von Duuhl Larx, des Herrn des Rghul-Reviers, nach Dorkh gebracht worden, um dort eine Mission im Sinne des Dunklen Oheims zu erfüllen. Doch Dorkh, das Pthor in vieler Hinsicht gleicht, ist eine Welt voller Schrecken und voller Gewalt, und den drei Männern von Pthor wird bald klar, dass sie eine fast unlösbare Aufgabe vor sich haben. Vorläufig können sie jedenfalls nicht mehr tun als versuchen, jeder tödlichen Konfrontation auszuweichen und am Leben zu bleiben. Gegenwärtig ist Atlan von seinen Gefährten getrennt. Auf dem Titanenpfad wird er als Gefangener in Richtung SCHLOSS gebracht. Der, der den Arkoniden in Fesseln mit sich führt, sieht seinen Gefangenen als kostbare Beute an. Doch die Beute wird ihm bald abgejagt - und es kommt zu der Begegnung: DER ARKONIDE UND DER WASSERRICHTER ...

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Nr. 457

Der Arkonide und der Wasserrichter

Unter den Verfluchten von Dorkh

von H. G. Francis

Atlans kosmische Odyssee, die ihren Anfang nahm, als Pthor, der Dimensionsfahrstuhl, das Vorfeld der Schwarzen Galaxis erreichte, geht weiter. Während Pthor und die Pthorer es immer wieder mit neuen Beherrschern und Besatzern zu tun bekommen, ist der Arkonide zusammen mit seinen Gefährten Razamon und Grizzard auf Veranlassung von Duuhl Larx, des Herrn des Rghul-Reviers, nach Dorkh gebracht worden, um dort eine Mission im Sinne des Dunklen Oheims zu erfüllen.

Doch Dorkh, das Pthor in vieler Hinsicht gleicht, ist eine Welt voller Schrecken und voller Gewalt, und den drei Männern von Pthor wird bald klar, dass sie eine fast unlösbare Aufgabe vor sich haben. Vorläufig können sie jedenfalls nicht mehr tun als versuchen, jeder tödlichen Konfrontation auszuweichen und am Leben zu bleiben.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide in Gefangenschaft.

Kroppan – Ein Turganer.

Tzufadas – Ein Valaser.

Heerun – Wasserrichter von Nophinen.

Cheffryn

1.

Atlan horchte.

Aus der Ferne hallte Hufgetrappel zu ihm herüber, und Kroppan lenkte die Chreeans plötzlich in eine andere Richtung. Er wich von der Karawanenstraße ab.

Die Schritte der Chreeans schienen unsicher zu werden. Bisher hatte Kroppan, dessen Gefangener er war, die Tiere durch steiniges Gelände geführt, in dem es nur selten weichen, sandigen Boden gab.

Jetzt klangen die Schritte der Reitechsen dumpf.

Obwohl der Kopf des Arkoniden mit einem Tuch verhüllt war, so dass er nichts sehen konnte, wusste er, dass sie sich nördlich des Titanenpfads befanden und sich in östlicher Richtung bewegten. Atlans Versuche, mit Kroppan zu reden, waren gescheitert. Der Turganer schwieg beharrlich.

Für den Arkoniden war klar, dass Kroppan ihn nicht nur für einen wertvollen, sondern auch für einen gefährlichen Gefangenen hielt, bei dem er ständig damit rechnen musste, dass er sich zu befreien suchte.

Nicht zu Unrecht.

Atlan war entschlossen, jede sich ihm bietende Chance zu nutzen. Bis jetzt war es ihm jedoch lediglich gelungen, seine Armfesseln ein wenig zu lockern. Davon hatte Kroppan noch nichts bemerkt, da die Arme unter einem Umhang verborgen waren.

Die Chreeans wurden unruhig. Sie verfielen in einen langsamen, zögernden Trott. Atlan hörte die Schreie Kroppans, mit denen er die Tiere antrieb. Doch der Widerstand der Reitechsen wurde immer größer. Nur widerwillig bewegten sie sich voran.

Sie fühlten sich abseits der Karawanenstraße nicht wohl. Es war, als ob sie eine Gefahr witterten. Kroppan fluchte. Klatschend schlugen seine Hände gegen den Hals seines Chreeans, doch er schien damit nur wenig zu erreichen. Plötzlich wurde es still.

Dann hörte Atlan ein eigenartiges Sirren. Er beugte sich nach vorn, um besser hören zu können. Kroppan ächzte, als ob er sich gegen jemanden zu Wehr setzte. Dann vernahm der Arkonide ein leises Schleifen.

Die Lastchreeans flüchteten in panischer Angst.

»Kroppan?«, fragte der Arkonide.

Narr, antwortete der Logiksektor. Er ist nicht mehr da. Jemand hat mit ihm gekämpft und gewonnen.

Mit aller Kraft zerrte der Unsterbliche an seinen Fesseln. Irgendeine Gefahr lauerte auf ihn. Kroppan war ihr bereits zum Opfer gefallen. Das nächste Opfer würde er sein. Er spürte, dass das Chreean unter ihm zitterte. Das Tier versuchte, umzukehren, konnte sich jedoch nicht umdrehen, weil der Pfad zu schmal war.

Der Arkonide fühlte, dass es auf jede Sekunde ankam. Das bedrohliche Sirren war verstummt, doch das Chreean unter ihm wurde immer unruhiger.

Als Atlan eine Hand befreit hatte, vernahm er das Sirren abermals. Es kam langsam näher. Die Reitechse, auf der er saß, bäumte sich auf und warf sich gleichzeitig herum. Der Arkonide fiel aus dem Sattel. Er landete im weichen Sand, und er hörte, dass sein Reittier in panischer Angst davonstürmte.

Ein kalter Schauer rann ihm über den Rücken. Hastig versuchte er, das Tuch herabzureißen, das seinen Kopf verhüllte. Es gelang ihm erst, als das unheimliche Sirren verklungen war.

Atlan befand sich in einem Hohlweg, der auf beiden Seiten von steil aufsteigenden Felsen begrenzt wurde. In dem tiefen Sand, den der Wind in den Hohlweg getrieben hatte, zeichneten sich zahlreiche Spuren ab.

Der Arkonide sah, dass Kroppan seinen Lähmstrahler verloren hatte. Offenbar war er von dem Angreifer überrascht worden, so dass er die Waffe nicht mehr hatte einsetzen können. Atlan nahm sie auf und wiegte sie nachdenklich in der Hand, während er die Spuren betrachtete. Viel ließ sich aus ihnen nicht ableiten. Sie bewiesen, dass ein Kampf stattgefunden hatte, und dass die Opfer vom Sieger in einen Felsspalt geschleift worden waren. Sie sagten jedoch nichts über die Art des Angreifers aus. Im Sand befanden sich nur lange Streifen und Bögen, wie sie von keinem Atlan bekannten Fuß hinterlassen wurden.

Kroppan und sein Chreean wurden gefangen, stellte der Logiksektor fest. Sie sind in der Höhle, und du bist auch gleich dort, wenn du weiterhin träumst.

Atlan wich vorsichtig zurück. Dabei geriet sein Fuß in den weichen Sand und sackte ein. Der Arkonide warf sich zur Seite. Vorsichtig zog er den Fuß aus dem Treibsand, der so fein war, dass er kaum Widerstand bot.

Du befindest dich auf einem schmalen Pfad. Links und rechts ist Treibsand. Eine ideale Falle.

Atlan orientierte sich nun an den Spuren der Chreeans. Die Echsen hatten instinktiv den richtigen Weg gefunden.

Er war kaum drei Meter weit gegangen, als er wiederum ein scharfes Sirren vernahm und vor ihm plötzlich ein Schatten auftauchte. Er hob den Lähmstrahler und löste ihn sofort aus. Dann erst sah er, was ihn angriff.

Es war eine riesige Spinne. Das Tier war etwa einen Meter hoch und hatte acht Beine, die annähernd vier Meter lang waren. Darauf bewegte es sich mit unglaublicher Geschwindigkeit voran. Jetzt aber verharrte es laut sirrend auf der Stelle. Es war kaum zwei Schritte von dem Arkoniden entfernt. Dieser schoss erneut, und jetzt brach die Spinne betäubt zusammen.

Stöhnend wischte Atlan sich den Schweiß von der Stirn.

Kein Wunder, dass Kroppan überrascht wurde. Das Biest war zu schnell für ihn.

Nur der Tatsache, dass er den Strahler schussbereit in der Hand gehalten hatte, war zu verdanken, dass er noch lebte. Kroppan hatte nicht so schnell reagieren können, und auch sein Chreean hatte offenbar erst begriffen, als schon alles vorbei gewesen war.

Vorsichtshalber verabreichte Atlan der Spinne noch eine weitere Dosis, um die Lähmung zu vertiefen. Dann wollte er sich umdrehen und den geflüchteten Reitechsen folgen.

Irrtum, signalisierte der Extrasinn. Du gehst davon aus, dass Kroppan tot ist. Das ist falsch.

Der Arkonide stutzte. Er blickte zur Felsspalte hinüber, aus der die Spinne gekommen war. Er verspürte wenig Lust, in die Höhle einzudringen und Kroppan herauszuholen, zumal keineswegs feststand, dass er noch zu retten war. Art der Spinnen war es, die Opfer mit einem Biss zu paralysieren und damit jeglichen Widerstand zu brechen. Das verabreichte Gift konnte aber auch tödlich wirken. Erschauernd blickte der Unsterbliche die Spinne an. Er schätzte, dass der Leib, der aus zwei Ovalkörpern bestand, etwa anderthalb Meter lang war. Bei dieser Größe musste er davon ausgehen, dass auch die ausgeteilte Giftmenge erheblich war.

War sie aber wirklich zu groß für Kroppan?

Widerwillig ging er zum Felsspalt hinüber. Er hielt den Lähmstrahler, der einer Waggu ähnlich war, schussbereit, da er nicht wissen konnte, ob die Spinne allein in dem Spalt hauste, oder ob noch mehr Raubtiere dieser Art auf ihn lauerten. Vor der Höhle lagen einige vertrocknete Äste. Er nahm den größten von ihnen auf und entzündete ihn, um ein wenig Licht zu haben.

Dann drang er in den Spalt ein, aus dem ihm ein stechender Geruch entgegenschlug.

Der Spalt war etwa zwei Meter tief und verengte sich zu einem Tunnel, der gerade so groß war, dass die Spinne hindurchkriechen konnte. Das glattpolierte Gestein verriet, dass sie es häufig getan hatte.

»Kroppan?«, rief der Arkonide.

In der Höhle war es still. Nicht das geringste Geräusch verriet, ob sich jemand darin aufhielt.

Vorsichtig kroch Atlan weiter. Er hielt die Waffe in der rechten, die Fackel in der linken Hand. So glaubte er, auf jeden Angriff vorbereitet zu sein.

Der Tunnel war etwa zehn Meter lang. Dann weitete sich eine Höhle vor dem Arkoniden. Dieser sah Kroppan, der wenige Schritte von ihm entfernt auf dem Boden lag. Neben ihm kauerte seine Reitechse. Sie hielt den Kopf hoch, hatte die Augen aber so verdreht, dass Atlan das Weiße ihrer Augäpfel sah. Sie war vor Angst in einen tranceähnlichen Zustand verfallen.

Atlan hob den Arm mit der Fackel. Die Höhle war so groß, dass er sie nicht überblicken konnte. Einige Meter von ihm entfernt hingen große Kokons von der Decke herab. Einige von ihnen waren aufgebrochen. Der Staub, der sich an ihnen abgesetzt hatte, ließ erkennen, dass sie schon sehr alt waren. In anderen aber befanden sich die Opfer der Spinne. Von den Kokons ging der stechende Geruch aus.

Atlan kniete neben Kroppan nieder und versuchte, ihn aufzuwecken. Es gelang ihm nicht.

Da vernahm er ein leises Stöhnen. Überrascht blickte er auf. Da er nicht erkannte, woher das Geräusch gekommen war, stand er auf und ging einige Schritte weiter in die Höhle. Ein großer Kokon geriet in das Lichtfeld der Fackel.

Der obere Teil des Kokons war fast durchsichtig. Durch das seidige Gespinst schimmerte ein weißes, menschliches Gesicht mit schmalen, schwarzen Augen.

Unwillkürlich hielt der Arkonide den Atem an. Er war sich dessen sicher, dass sich die Augen bewegt hatten. Langsam näherte er sich dem Kokon, während er sich immer wieder sagte, dass er sich geirrt haben musste.

Warum?, fragte der Extrasinn. Spinnen bewahren häufig ihre noch lebende Beute auf. In allen Kokons können demnach lebende Wesen sein.

Das war nicht von der Hand zu weisen.

Als Atlan unmittelbar vor dem Kokon stand, wurde das feine Gespinst noch durchsichtiger. Deutlich sah er zwei weit geöffnete Augen. Sie blickten ihn an, und die Lider bewegten sich.

Das Opfer ist bei vollem Bewusstsein!

Atlan griff nach dem Kokon, der an zahllosen, hauchdünnen Fäden von der Decke herabhing. Das Entsetzen schnürte ihm die Kehle zu. Das Wesen, das in dem Kokon steckte, lebte und war bei Bewusstsein. Es hatte die Nähe der Spinne gespürt. Gesehen hatte es in der Dunkelheit kaum etwas, dennoch hatte es vermutlich verfolgen können, wie das Tier ihre Opfer verzehrte, und es hatte darauf gewartet, selbst auch umgebracht zu werden.

Das Seidengespinst zerriss unter den Händen des Arkoniden, und wenig später kippte ihm ein Mädchen entgegen. Es war so geschwächt, dass es sich nicht auf den Beinen halten konnte. Es versuchte, etwas zu sagen, aber die Stimme versagte.

Atlan nahm es behutsam auf die Arme und trug es hinaus.

Als sie ins Freie kamen, presste das Mädchen stöhnend die klauenartigen Hände auf die Augen. Atlan legte seinen Umhang ab und verhüllte damit den Kopf des Mädchens, um die Augen vor dem grellen Licht zu schützen. Er überzeugte sich davon, dass die Spinne noch immer kampfunfähig war. Dann kehrte er in die Höhle zurück und holte nacheinander Kroppan und die Reitechse heraus. Er führte sie aus dem Hohlweg in die offene Wüste.

Dann kehrte er in die Höhle zurück und untersuchte die anderen Kokons. Er stellte fest, dass das Mädchen die einzige lebende Beute gewesen war.

Vorsichtshalber verabreichte er der Spinne eine weitere Strahlendosis. Er hätte das Tier gern getötet, hatte jedoch keine geeignete Waffe dafür zur Verfügung. Als er sicher sein konnte, dass es so schnell nicht aufwachen würde, folgte er den Spuren der Chreeans. Er fing die Packtiere wieder ein, und es gelang ihm, sie an der betäubten Spinne vorbei zu Kroppan und dem Mädchen zu führen.

Der Turganer war noch immer ohne Bewusstsein.

»Endlich kommst du zurück«, sagte das Mädchen mit schwankender Stimme. »Ich hätte es nicht länger allein ausgehalten.«

»Du kannst ja schon wieder reden«, entgegnete er freundlich. »Das ging schneller, als ich gedacht habe. Wie lange warst du denn in dieser scheußlichen Höhle?«

»Ich weiß nicht«, antwortete sie. »Es müssen über zweihundert Jahre gewesen sein.«

Der Arkonide lächelte mitfühlend. Er konnte sich denken, dass ihr die Zeit endlos vorgekommen war.

»Ich bin froh, dass ich dich noch rechtzeitig herausholen konnte«, sagte er.

»Rechtzeitig?« Sie beugte sich nach vorn und schob das Tuch etwas höher, um wenigstens einen Teil ihres Gesichts zu entblößen. »Was meinst du mit rechtzeitig?«

»Bevor die Spinne dich töten konnte.«

Er sah, dass ihr Mund lächelte.

»Das hat sie zweihundert Jahre lang nicht getan. Ich weiß auch nicht, warum. Ständig habe ich gefürchtet, dass sie es tun würde. Am meisten Angst habe ich gehabt, wenn sie mich massiert hat, um den Kreislauf anzuregen. Aber sie hat immer andere Opfer gewählt. Tausende sind unmittelbar neben mir aufgefressen worden. Nicht nur von der Spinne, die heute lebt. Sie leben nicht besonders lange – vielleicht drei oder vier Jahre. Ich kann das schlecht abschätzen, weil ich die Tage nicht zählen konnte, aber mehr als vier Jahre hat wohl keine gelebt. Da ich fünfunddreißig Spinnen gezählt habe, die nacheinander in der Höhle gehaust haben, müssen etwas mehr als zweihundert Jahre verstrichen sein.«

Sie presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Atlan sah, dass Tränen über ihre Wangen liefen.

»Du kannst dir nicht vorstellen, was das heißt.«

Er brachte kein Wort über die Lippen. Er erkannte, dass sie nicht phantasierte. Sie war tatsächlich sehr lange in der Höhle gewesen, vielleicht sogar wirklich zweihundert Jahre, und sie hatte unbeschreibliche Qualen ausgestanden.

»Manchmal habe ich gewünscht, dass es endlich vorbei sei«, fuhr sie flüsternd fort, »aber die Spinnen haben mich nicht erlöst. Ich bin verflucht.«

Atlan bemerkte nicht, dass Kroppan die Augen öffnete. Allzu sehr war er mit dem Mädchen beschäftigt.

»Wer bist du?«, fragte er.

»Mein Name ist Cheffryn«, antwortete sie. »Man hat mich vor die Höhle gelegt. Man hat mich der Spinne zum Fraß vorgeworfen. Mein eigener Vater war dabei. Er hat das Urteil gesprochen.«

Sie konnte nicht weiterreden. Die Gefühle überwältigten sie. Sie senkte den Kopf und weinte. Atlan sah, dass ihre Schultern zuckten.

»Es ist vorbei«, sagte er tröstend. »Die Spinne wird dir niemals wieder etwas tun.«

Er hörte ein Geräusch hinter sich und wollte sich umdrehen. In diesem Moment warf sich Kroppan auf ihn und schlug ihm die Fäuste in den Nacken. Der Hieb war so kräftig, dass Atlan kampfunfähig in den Sand stürzte. Bevor er sich wieder aufraffen konnte, hatte Kroppan ihn gefesselt.

Cheffryn schrie empört. Sie wich vor dem Turganer zurück.

»Du brauchst keine Angst vor mir zu haben«, erklärte er mit kehliger Stimme. »Dies ist mein Gefangener. Ich habe vor, ihn auch als Gefangenen abzuliefern.«

»Er hat dir das Leben gerettet.«

Der Turganer lachte abfällig.

»Du weißt nicht, was das bedeutet«, sagte sie beschwörend. »Er hat viel mehr für dich getan, als dir nur das Leben zu retten.«

»Halt den Mund«, entgegnete er grob, »sonst schicke ich dich in die Höhle zu der Spinne zurück.«

Sie war so entsetzt, dass sie aufsprang und weglief. Er stürmte hinter ihr her und hielt sie fest. Er zog ihr das Tuch vom Kopf. Geblendet legte sie die Hände vor die Augen, so dass sie hilflos war.

»Ich tu's ja nicht«, sagte er besänftigend. »Keine Angst. Ich nehme dich mit. Und wenn wir aus dieser Wüste heraus sind, steht dir das Leben offen. Du kannst zu den Valasern zurückkehren. Alles wird gut werden.«

Sie schüttelte den Kopf und bedeckte ihre Augen wieder mit dem Tuch. Widerstrebend folgte sie Kroppan zu einem Chreean. Sie ließ sich auf den Rücken der Reitechse heben und klammerte sich an den Sattel. Sie war so geschwächt, dass Atlan glaubte, sie werde herabfallen. Er konnte ihr jedoch nicht helfen.

»Ich habe Durst«, sagte sie leise. »Schrecklichen Durst. Gib mir was zu trinken.«

»Wir haben nichts mehr«, erwiderte Kroppan. »Wir sind zwei Tage lang durch die Wüste geritten. Aber bald kommen wir zu einer Siedlung, wo wir bestimmt Wasser bekommen. Solange musst du durchhalten.«

Sie nickte und schwieg.

Dieses Mal verzichtete Kroppan darauf, seinem Gefangenen den Kopf zu verhüllen. Er ritt jedoch neben ihm, und er drohte ihm an, dass er ihm sofort wieder ein Tuch über den Kopf werfen werde, wenn sich ihnen irgend jemand näherte.

Atlan verzichtete auf eine Antwort.