Atlan 558: Das (Keine Vorschläge) - H.G. Francis - E-Book

Atlan 558: Das (Keine Vorschläge) E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Mehr als 200 Jahre lang war die SOL, das Fernraumschiff von Terra, auf seiner ziellosen Reise durch die Tiefen des Alls isoliert gewesen, bis Atlan in Kontakt mit dem Generationenschiff kommt. Die Kosmokraten haben den Arkoniden entlassen, damit er sich um die SOL kümmert und sie einer neuen Bestimmung zuführt. Jetzt schreibt man an Bord des Schiffes den Mai des Jahres 3792, und der Arkonide hat trotz seines relativ kurzen Wirkens auf der SOL bereits den Anstoß zu entscheidenden positiven Veränderungen im Leben der Solaner gegeben - ganz davon abgesehen, dass er gleich nach seinem Erscheinen die SOL vor der Vernichtung rettete. Inzwischen hat das Generationenschiff viele Lichtjahre zurückgelegt, und die Solaner haben in dieser Zeit viele Konflikte mit Gegnern von innen und außen mehr oder weniger unbeschadet überstanden. Unter Breckcrown Hayes, dem neuen High Sideryt, bahnt sich nun eine weitere Stabilisierung und Normalisierung an Bord an. Allerdings sorgen unerwartete Ereignisse immer wieder für Unruhe. Ein solches unerwartetes Ereignis ist auch das, was mit Sternfeuer, der Mutantin, und Cpt'Carch, dem Extra, geschieht. Ihre Bewusstseinsinhalte treten eine atemberaubende Weltraumodyssee an und werden DAS MULTI-BEWUSSTSEIN ...

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Nr. 558

Das Multi-Bewusstsein

Die Weltraum-Odyssee des Mischwesens

von H. G. Francis

Mehr als 200 Jahre lang war die SOL, das Fernraumschiff von Terra, auf seiner ziellosen Reise durch die Tiefen des Alls isoliert gewesen, bis Atlan in Kontakt mit dem Generationenschiff kommt.

Die Kosmokraten haben den Arkoniden entlassen, damit er sich um die SOL kümmert und sie einer neuen Bestimmung zuführt. Jetzt schreibt man an Bord des Schiffes den Mai des Jahres 3792, und der Arkonide hat trotz seines relativ kurzen Wirkens auf der SOL bereits den Anstoß zu entscheidenden positiven Veränderungen im Leben der Solaner gegeben – ganz davon abgesehen, dass er gleich nach seinem Erscheinen die SOL vor der Vernichtung rettete.

Inzwischen hat das Generationenschiff viele Lichtjahre zurückgelegt, und die Solaner haben in dieser Zeit viele Konflikte mit Gegnern von innen und außen mehr oder weniger unbeschadet überstanden.

Unter Breckcrown Hayes, dem neuen High Sideryt, bahnt sich nun eine weitere Stabilisierung und Normalisierung an Bord an. Allerdings sorgen unerwartete Ereignisse immer wieder für Unruhe.

Die Hauptpersonen des Romans

Cpt'Carch und Sternfeuer – Zwei Bewusstseine auf Reisen.

Insider – Der Extra sucht seine Gefährten.

Oggar – Ein Körperloser.

Waggaldan – Ein Androide wird überwältigt.

Mossanir – Ein Chailidin.

Alkin

1.

Carch sah das Geschoss auf sich zukommen und zuckte erschrocken zusammen. Mit instinktiver Bewegung wich er ihm aus, war jedoch nicht schnell genug. Der Stein traf ihn an der Schulter, schleuderte ihn herum und warf ihn zu Boden.

Benommen und verwirrt blickte der Cpt'Cpt auf die Steinfliesen, die unter ihm schimmerten, als seien sie mit glänzenden Metallfäden durchsetzt, und er hörte fremde Wesen heben sich schreien und wimmern.

»Was ist denn hier los?«, fragte er keuchend und drehte den Kopf zur Seite. Er sah zahlreiche humanoide Wesen neben sich liegen, kauern und stehen. Alle waren bewaffnet, und die meisten kämpften an einer steinernen Brustwehr gegen Angreifer, die Carch nicht erkennen konnte.

Die Fremden waren etwa anderthalb Meter groß. Sie hatten spitze Köpfe, auf denen blaue Hautsäcke thronten, die bei manchen nur etwa faustgroß, bei anderen jedoch mächtiger als der ganze Kopf waren. Die beiden Augen lagen tief in dichtbehaarten Höhlen, zwischen denen eine fingerlange Nase hervorragte.

Die fremden Wesen waren auffallend breitschultrig und unverhältnismäßig schmal in den Hüften. Mühelos bedienten sie mit ihren muskulösen Armen schwere Bögen.

Carch vernahm einen Knall, und dann durchzuckte ihn ein heftiger Schmerz. Als er sich ärgerlich herumwarf, bemerkte er einen Mann, der ein aus vielen roten, gelben und grünen Mustern zusammengesetztes Gewand mit flauschigen Schulterstücken und einem schimmernden Brustschutz trug. Mit beiden Händen umklammerte er den Stiel einer Lederpeitsche, mit der er Carch geschlagen hatte.

»Wenn du nicht sofort aufstehst«, brüllte er, »schlage ich dir die Seele aus deinem faulen Leib.«

Cpt'Carch wunderte sich, dass er ihn verstand, da er diese fremden Wesen in diesen Sekunden zum ersten Mal sah.

Er wollte aufspringen, doch seine Arme und Beine gehorchten ihm nicht so, wie er es gewohnt war, und während er an sich herabblickte und sich mit dem verblüffenden Gedanken vertraut zu machen versuchte, dass er sich von seinem Gegenüber nur durch eine weniger auffällige Kleidung unterschied, sauste die Peitsche abermals auf ihn herab. Gepeinigt schrie er auf, und er hob die Fäuste, um weitere Hiebe abzuwehren.

»Willst du meutern?«, brüllte der andere. »Das wäre dein sicherer Tod. Hoffentlich ist dir das klar.«

Er streckte einen Arm aus und wies auf die Mauerzinnen.

»Du sollst kämpfen. Wird's bald?« Cpt'Carch begriff, dass es ein schwerer Fehler gewesen wäre, sich noch länger aufzulehnen. Ihm blieb keine andere Wahl, als zunächst einmal zu gehorchen.

Er stammelte etwas, bückte sich, nahm einen Bogen und einige Pfeile auf, und eilte an die Zinnen. Hier legte er einen Pfeil auf die Sehne, schoss jedoch noch nicht.

Etwa zwanzig Meter unter ihm rückte ein Heer von Tausenden von Wesen heran, die ihm und den Kriegern neben ihm verblüffend ähnlich sahen. Auch sie waren klein, humanoid und hatten unterschiedlich große Hautsäcke auf den spitzen Köpfen. Diese Säcke waren jedoch nicht blau, sondern leuchtend rot und violett.

Die Angreifer suchten hinter zusammengezimmerten Holzwänden, die sie vor sich hertrugen, Schutz vor den Pfeilen, und sie schleppten Leitern heran, mit deren Hilfe sie offenbar die Mauer zu überwinden hofften, auf der die Verteidiger der Anlage kämpften.

Cpt'Carch spürte, dass der mit einer Peitsche bewaffnete Antreiber sich ihm wieder zuwandte, und er schoss mehrere Pfeile ab, um sich den Anschein zu geben, als kämpfe er mit vollem Einsatz.

»Was ist mit dir los, Karosh?«, schrie der Antreiber. »Zielst du absichtlich daneben? Hast du vor, dich aufzulehnen, nur weil du das Weib nicht bekommen hast, das du für dich wolltest? Das spielt doch überhaupt keine Rolle mehr. Wir fahren alle zur Hölle. Mit oder ohne Weiber.«

Carch verzichtete auf eine Antwort, zumal er nicht wusste, was er darauf erwidern sollte.

Doch was sollte er tun? Sollte er so genau zielen, dass er tötete?

›Das darfst du auf keinen Fall tun‹, klang es in ihm auf.

›Sternfeuer‹, dachte er voller Freude. ›Du bist auch da?‹

›Wo sollte ich wohl sonst sein?‹, erwiderte sie belustigt. ›Glaubst du, ich wäre in Oggars HORT zurückgeblieben? Ich bin doch keine Selbstmörderin.‹

Er hob den Bogen, zielte sorgfältig und schoss einem der Angreifer das Schwert aus den Händen.

»So ist es schon besser«, lobte der Mann mit der Peitsche. »Mitten durch die Brust wäre allerdings richtig gewesen.«

»So gut kann ich es auch wiederum nicht«, antwortete Carch. »Oder glaubst du, ich könnte einem Mann absichtlich die Waffe aus der Hand schießen?«

Ein Peitschenhieb belehrte ihn darüber, dass er sich derartige Worte nicht erlauben durfte.

»Verzeih«, stammelte er, um den Offizier zu besänftigen. »Ich muss von Sinnen sein.«

»Den Eindruck habe ich auch«, schrie der Antreiber und schlug erneut zu. Dann entdeckte er einen anderen Mann, der offenbar nicht entschlossen genug kämpfte, und eilte davon.

Cpt'Carch horchte in sich hinein. Er hoffte, abermals etwas von Sternfeuer zu hören, doch sie meldete sich nicht.

Ein Pfeil fuhr hautnah an ihm vorbei und veranlasste ihn, hinter einer Zinne Schutz zu suchen. Dabei bemerkte er, dass es den Angreifern gelungen war, Leitern an die Mauer zu stellen. Mehrere bis an die Zähne bewaffnete Krieger kletterten auf die Stelle zu, die er zu verteidigen hatte.

Ein Bogenschütze mit dreigeteiltem Hautsack auf dem Kopf stellte sich neben ihn.

»Es hilft nichts«, sagte er mit abgrundtiefer Stimme. »Wir müssen ebenso kämpfen wie die anderen.«

»Sternfeuer«, rief Carch überrascht. »Du bist es.«

»Ich sehe etwas anders aus als sonst«, erwiderte sie gelassen. »Aber du bist auch nicht gerade eine Schönheit.«

»Wo sind wir?«, fragte er. »Was wird hier gespielt?«

»Wir sind auf einem Planeten angekommen«, erklärte sie, »aber das scheint nicht besonders erfreulich zu sein.«

Sie stemmte sich gegen die oberste Sprosse der Leiter, über die die Angreifer heranrückten.

»Hilf mir doch«, forderte sie ächzend. »Allein schaffe ich es nicht.«

Carch warf sich mit seinem ganzen Körper gegen die Leiter, und es gelang ihm, dieser einen so kräftigen Stoß zu geben, dass sie nach hinten kippte. Laut schreiend versuchten die Angreifer, die Balance zu halten, schafften es jedoch nicht. Die Leiter stürzte um, und die Männer fielen mitten in die Schar der anderen Krieger.

Dieser Erfolg beflügelte die anderen Verteidiger offenbar, denn unmittelbar darauf scheiterten auch alle weiteren Leiterattacken. Nur wenigen Feinden gelang es, die Burgzinnen zu überwinden.

Carch sah, dass sie ausnahmslos niedergemacht wurden.

Doch nicht nur unter den Angreifern hatte es Verluste gegeben. Auch die Verteidiger der Mauer hatten viele Tote zu beklagen, und zum ersten Mal wurde Cpt'Carch in vollem Umfang bewusst, dass es für ihn beim nächsten Angriff tatsächlich nichts anderes gab als mit aller Konsequenz zu kämpfen – oder zu sterben.

Suchend blickte er sich nach Sternfeuer um. Sie war nicht mehr da.

Bevor er noch weiter darüber nachdenken konnte, wie er sich verhalten sollte, wirbelten kopfgroße Steinbrocken durch die Luft.

Erschrocken duckte Carch sich und drückte sich an die Mauerzinnen. Er sah, dass auch die anderen Krieger Schutz suchten. Sie warfen sich auf den Boden, so dass die Steine über sie hinwegflogen. Dennoch richteten die Geschosse schwere Schäden an. Sie schlugen in die Wände von vier turmartigen Bauten, die offenbar das eigentliche Zentrum der Anlage darstellten.

›Wir sind in einer Art Burg‹, meldete sich Sternfeuer auf telepathischem Weg. ›Sie ist nicht groß, aber sie hat offenbar eine erhebliche strategische Bedeutung.‹

Carch hob den Kopf und spähte durch eine Mauerlücke zu den Angreifern hinüber, die große, hölzerne Katapulte aufgefahren hatten, mit deren Hilfe sie die Steine hochschleuderten. Die Maschinen standen unter Bäumen mit pilzartigen Kronen und waren über steil aufsteigendes Land herangeschafft worden.

Vorsichtshalber zog sich der Cpt'Cpt wieder hinter die Zinne zurück. Er wollte abwarten, bis der Geschosshagel abflaute. Doch dazu gaben ihm die Offiziere keine Gelegenheit. Sie stürzten plötzlich aus mehreren Türen hervor und brüllten Befehle. Unerschrocken rannten sie bis zu den Zinnen vor, wobei einige getroffen und getötet wurden.

»Schießt«, befahlen sie. »Schnell – sonst stellen sie die Leitern an und steigen über die Mauer.«

Carch raffte einige herumliegende Pfeile zusammen und blickte erneut zu den Angreifern hinab. Entsetzt fuhr er zurück, denn gerade in diesem Moment warfen sich ihm zwei Angreifer entgegen. Sie hielten lange Messer in den Händen und ließen keinen Zweifel daran, dass sie ihn töten wollten.

Ihm blieb keine andere Wahl, er musste sich verteidigen.

Entschlossen drehte er den Bogen um und stieß einem der beiden Krieger das Ende gegen die Brust. Der Mann stürzte rücklings über die Mauer auf die Männer, die ihm auf der Leiter folgten, und riss diese mit in die Tiefe.

Carch fuhr herum, doch er brauchte den anderen Krieger nicht mehr abzuwehren. Der Mann lag von einem Pfeil durchbohrt vor ihm auf dem Boden.

»Wehrt die Leitern ab«, hallte ein Schrei über die Mauer.

Zahlreiche Männer schleppten Bottiche mit einer brennenden Flüssigkeit heran und kippten diese über die Angreifer, die im Schutz des Geschosshagels die Leitern wieder aufgestellt hatten.

Carch wandte sich entsetzt ab. Der Kampf wurde immer härter.

›Schieß‹, wisperte die Stimme Sternfeuers in ihm. ›Tu etwas, sonst töten sie dich. Ich habe eben gesehen, dass einer der Offiziere einen der Männer erstochen hat, weil er nicht gekämpft hat.‹

»Dieser Kampf geht uns überhaupt nichts an«, erwiderte er laut.

›Das stimmt. Für uns kann es nur darum gehen zu überleben, aber wir werden nicht überleben, wenn wir passiv bleiben.‹

»Du hast Recht. Ich werde versuchen, die Angreifer nur zu verletzen, nicht aber zu töten. Es genügt, wenn ich sie kampfunfähig mache. Aber komm zu mir. Ich muss wissen, wo du bist, und wo Oggar ist, falls er überhaupt hier ist.«

›Er ist hier. Ich werde versuchen, noch einmal zu dir zu kommen.‹

Carch wandte sich wieder dem Kampfgeschehen zu und feuerte nun Pfeil auf Pfeil ab. Zu seiner eigenen Überraschung erwies er sich als nahezu perfekter Bogenschütze. Die Pfeile flogen mit geringfügiger Abweichung genau dorthin, wohin er zielte. So gelang es ihm, vierzehn Krieger durch Schüsse in die Arme auszuschalten.

»Endlich«, sagte jemand anerkennend hinter ihm. »Ich habe mich schon gefragt, was mit dir los ist. Um ehrlich zu sein, ich hätte dich nur ungern getötet.«

Carch blickte zurück und erkannte den Antreiber mit der Peitsche.

»Ich weiß es selbst nicht«, antwortete er und gab sich demütig. »Jedenfalls ist jetzt alles in Ordnung.«

»Du solltest die Männer töten. Es genügt nicht, sie nur zu verletzen.«

»Ich habe es versucht«, beteuerte er, »aber es ist mir nicht gelungen.«

Er schoss erneut einige Pfeile ab, ohne seine Taktik zu ändern. Danach stellte er fest, dass der Offizier ihn verlassen hatte.

Immer neue Wellen von Angreifern brandeten heran. Jetzt flogen Töpfe mit brennendem Öl über die Mauer, und Teile der Burg gingen in Flammen auf. Männer in grünen Gewändern versuchten, das Feuer zu löschen, hatten dabei jedoch nur mäßigen Erfolg.

Carch bemerkte, dass sich einige der Angreifer auf ihn konzentrierten und ihn mit Pfeilschüssen zu vertreiben suchten. Daher wich er einige Meter weiter zur Seite aus, um von einer anderen Position aus zu schießen.

Kaum hatte er seinen Platz verlassen, als ein Behälter mit brennendem Öl heranflog und einen anderen Bogenschützen traf, der seine Stelle eingenommen hatte. Schreiend wälzte sich der Mann auf dem Boden, und Carch musste hilflos mit ansehen, wie er in den Flammen starb.

Aufhören!, schrie es in ihm. Das muss aufhören.

Fieberhaft dachte er darüber nach, wie er den Kampf möglichst bald beenden konnte, doch ihm kam zunächst kein erlösender Gedanke. Etwa zwei Stunden vergingen, und als die Dunkelheit hereingebrochen war und beide Parteien den Kampf eingestellt hatten, fiel ihm eine Lösung ein.

Erschöpft kauerte er an der Mauer, und erst jetzt erkannte er, dass die Burg in der Tat an einer strategisch äußerst wichtigen Stelle lag. Die Angreifer kamen aus einem langgestreckten Tal und mussten über einen steil aufsteigenden Berg anstürmen. Die Burg verwehrte ihnen den Zugang zu einem Pass, der über die schroffen Berge führte, die sich über dem Bollwerk erhoben.

Ich muss helfen, dachte Cpt'Carch. Ich darf hier nicht einfach nur so herumsitzen, sonst falle ich zu sehr auf.

Er erhob sich und wollte sich einigen Verwundeten zuwenden, als plötzlich eine gebeugte Gestalt aus der Dunkelheit auftauchte und sich an ihm vorbeidrängte.

Instinktiv packte Carch zu, und er riss den Mann zurück, als er sich über die Mauer in die Tiefe stürzen wollte.

»Bist du verrückt?«, rief er.

»Lass mich«, keuchte der andere. »Es ist doch gleichgültig, wann ich sterbe.«

»Du wirst kämpfen, so wie wir alle. Und du wirst nicht sterben, sondern mit uns die Burg verteidigen. Wir werden siegen.«

»Hast du den Verstand verloren, dass du es wagst, so etwas zu behaupten?«

»Warum sollte ich das nicht sagen? Ich bin überzeugt davon, dass wir den Kampf gewinnen.«

Der andere sank auf den Boden und schlug die Hände vor das Gesicht.

»Warum hast du mich zurückgehalten?«, fragte er klagend. »Ich weiß nicht, ob ich mich noch einmal dazu durchringen kann.«

»Du solltest besser darüber nachdenken, wie du lebend aus dieser Schlacht herauskommst, als darüber, wie du dich umbringen kannst.«

»Hüte deine Zunge. Wenn die Priester dich hören, klagen sie dich der Ketzerei an, und dann wirst du noch wünschen, von einem Pfeil getötet worden zu sein und nicht in der Folterkammer zu enden.«

Carch hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. Mit einem Mal erfasste er, wie gefährlich die Situation für ihn war.

»Du hast Recht«, entgegnete er, nachdem er dem anderen schweigend einige Minuten lang gegenübergesessen hatte. »Ich sollte meine Zunge im Zaum halten.«

»Du glaubst nicht an die Vorhersage, nicht wahr?«

»Das ist schwer zu beantworten«, erwiderte Carch, nachdem er sorgfältig nachgedacht hatte. »Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es wirklich so kommt.«

Diese Antwort erwies sich als so geschickt, dass sie den anderen zu einigen Erklärungen veranlasste, durch die Carch wichtige Informationen erhielt.

»Du hast Recht. Auch ich werde hin und wieder schwankend. Aber das ist jetzt anders. Shanowhar hat viele Ereignisse richtig vorhergesagt. Über Jahrhunderte hinweg sind seine Prophezeiungen eingetreten. Aber einiges ist auch anders gekommen.«

»Das ist es, was mich unsicher macht«, schwindelte Carch.

»Mich hin und wieder auch. Aber in dieser Schlacht ist bis jetzt alles so verlaufen, wie es in dem Großen Buch beschrieben steht.«

»Und am Ende ...?«