Atlan 720: Die Falle der Hyptons - H.G. Francis - E-Book

Atlan 720: Die Falle der Hyptons E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide erneut eine plötzliche Ortsversetzung erlebt. Atlans neue Umgebung, das ist die Galaxis Manam-Turu. Und das Fahrzeug, das dem Arkoniden die Möglichkeit bietet, die Spur des Erleuchteten, seines alten Gegners, wieder aufzunehmen, ist ein hochwertiges Raumschiff, das Atlan auf den Namen STERNSCHNUPPE tauft. Das Schiff sorgt für mache Überraschung - ebenso wie Chipol, der junge Daila, der zum treuen Gefährten des Arkoniden wird. In den knapp sechs Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben die beiden schon manche Gefahr bestanden - immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums für Leid und Unfrieden verantwortlich waren. Die Hauptsorge Atlans gilt gegenwärtig den Daila des Planeten Aklard, der bereits von Invasoren kontrolliert wird. Und während der Arkonide Unterstützung bei den im Weltraum verstreuten Daila-Mutanten für deren alte Heimatwelt sucht, kommt es zu einem dramatischen Treffen beim Zielstern Gyd. Indessen lässt auch die Lage auf dem Planeten Zyrph, wo sich immer noch Atlans STERNSCHNUPPE befindet, an Dramatik nichts zu wünschen übrig. Denn Mrothyr führt den Freiheitskampf gegen die Invasoren seiner Heimat weiter und gerät dabei in DIE FALLE DER HYPTONS ...

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Nr. 720

Die Falle der Hyptons

Mrothyrs Kampf um den Planeten Zyrph

von H. G. Francis

Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide erneut eine plötzliche Ortsversetzung erlebt. Atlans neue Umgebung, das ist die Galaxis Manam-Turu. Und das Fahrzeug, das dem Arkoniden die Möglichkeit bietet, die Spur des Erleuchteten, seines alten Gegners, wieder aufzunehmen, ist ein hochwertiges Raumschiff, das Atlan auf den Namen STERNSCHNUPPE tauft. Das Schiff sorgt für mache Überraschung – ebenso wie Chipol, der junge Daila, der zum treuen Gefährten des Arkoniden wird.

In den knapp sechs Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben die beiden schon manche Gefahr bestanden – immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums für Leid und Unfrieden verantwortlich waren.

Die Hauptsorge Atlans gilt gegenwärtig den Daila des Planeten Aklard, der bereits von Invasoren kontrolliert wird. Und während der Arkonide Unterstützung bei den im Weltraum verstreuten Daila-Mutanten für deren alte Heimatwelt sucht, kommt es zu einem dramatischen Treffen beim Zielstern Gyd.

Die Hauptpersonen des Romans

Mrothyr – Anführer der Rebellen von Zyrph.

Irksregs Grüa – Ein Telepath.

Lait – Ein »Würger«.

Arishka – Eine Freiheitskämpferin.

Hachmad Alchkard – Herr von Ah-Ahkrapha.

Cushmancush

1.

Er wusste, dass sein Schicksal besiegelt war, sobald er das Raumschiff betreten hatte. Deshalb warf er sich kraftvoll zur Seite, setzte über einen Naldrynnen hinweg und flüchtete in die Deckung verschiedener Versorgungscontainer, die vor der Hauptschleuse des Raumers abgestellt waren.

Einer der Naldrynnen sprang mit einem gewaltigen Satz auf ihn zu, flog jedoch an ihm vorbei. Uaru, der naldrynnische Kommandant der ZYRPH'O'SATH, feuerte auf ihn, verfehlte ihn jedoch.

Mrothyr hastete weiter. Er hörte das Alarmgeschrei der Fremden, doch es berührte ihn nicht. Er verließ die Deckung der Container und rannte über eine freie Fläche zu einem brennenden Gebäude hinüber. Wieder schoss jemand auf ihn. Der Energiestrahl zuckte nur wenige Zentimeter an ihm vorbei. Er spürte die Gluthitze, die von ihm ausging, ließ sich aber auch davon nicht beeindrucken.

»Holt Mrothyr zurück«, schrie Uaru mit zornbebender Stimme. »Er darf uns nicht entkommen. Tot oder lebendig – ich will ihn haben.«

Die ZYRPH'O'SATH hatte bei der Landung gewaltige Zerstörungen angerichtet. Der Kommandant hatte keinerlei Rücksicht auf die Stadt und die in ihr lebenden Zyrpher genommen. Er war mitten in dem Häusermeer gelandet und hatte dabei ganze Straßenzüge verwüstet.

Mrothyr schnellte sich über eine brennende Mauer hinweg, rollte durch schwelende Asche, sprang auf und warf sich mit der Schulter gegen eine Holzwand. Für Sekunden umzüngelten ihn die Flammen, dann brach er durch und fiel ins Dunkel. Wasser aus einer geborstenen Leitung sprühte auf ihn herab und kühlte ihn. Er blieb stehen und blickte nach oben. Wie ein Gebirge aus Stahl und Kunststoff wuchs die ZYRPH'O'SATH vor ihm auf, und ihm wurde bewusst, dass er noch einige Kilometer weit laufen musste, bevor er in Sicherheit war. Man konnte ihn von oben jederzeit sehen.

Sie können mich mühelos abschießen, fuhr es ihm durch den Kopf. Mit ihren technischen Hilfsmitteln machen sie mich ganz leicht aus.

»Ganz recht«, sagte jemand mit sonorer Stimme.

Erschrocken fuhr der Freiheitskämpfer herum. Er sah einen massigen Mann aus einem Keller hervorkommen. Ein riesiger, schwarzer Hut zierte den Kopf des Fremden.

»Ich bin Irksregs Grüa«, stellte der andere sich vor und streckte ihm beide Hände entgegen. »Ich habe viel von dir gehört, Mrothyr. Nie zuvor haben wir Zyrpher einen so großen Freiheitskämpfer wie dich gehabt. Alle Völker unseres Planeten sind dir zu tiefem Dank verpflichtet, und ich fände es eigentlich ganz gut, wenn du diesen schießwütigen Naldrynnen entkommen würdest.«

»Das ist nicht ganz leicht«, erwiderte der Rebell.

»Wenn du hier oben herumläufst, sicherlich nicht.« Irksregs Grüa lachte dröhnend. Dabei entblößte er ein Gebiss, das einem der wildesten Raubtiger von Zyrph alle Ehre gemacht hätte.

Mrothyr vernahm die Rufe der Verfolger. Sie rückten bedrohlich näher.

»Komm«, forderte Grüa ihn auf. »Ich bringe dich in Sicherheit.«

Er wandte sich um und kehrte in das Dunkel des Kellerabgangs zurück, aus dem er gekommen war. Mrothyr folgte ihm. Er hatte keine andere Wahl. Er eilte einige Stufen hinab, dann zogen ihn zwei Hände in einen Gang, und eine Tür fiel knarrend hinter ihm zu. Irgendwo stürzte laut krachend die Wand eines Hauses um.

Irksregs Grüa schaltete eine Handlampe ein und hastete durch ein Gewölbe bis zu einer Stahltür, durch die es in einen weiteren Keller ging. Er verriegelte die Tür sorgfältig hinter sich, nachdem Mrothyr hindurchgegangen war.

Aus einem Regal nahm er eine Flasche Wein, schlug den Hals ab und schenkte zwei Gläser voll. Eines von ihnen hielt er Mrothyr entgegen.

»Hier. Trink«, forderte er ihn auf.

»Einen Schluck kann ich gebrauchen«, erwiderte der Freiheitskämpfer.

»Du hast ein paar unangenehme Minuten hinter dir. Eben wollte man dich noch hinrichten, dann auf die ZYRPH'O'SATH bringen, und dann wollte man dich wiederum töten. Zwischen den brennenden Häusern war es vermutlich auch nicht gerade erfrischend. Aber du hast es überstanden.«

»Noch nicht«, widersprach Mrothyr. Er setzte das Glas ab. Aus dem Nebenraum klangen Geräusche herüber, die recht eindeutig waren. Die Verfolger hatten seine Spur gefunden.

»Sie könnten dich immer noch finden«, bestätigte Irksregs Grüa. »Gehen wir weiter. Sie setzen die Neue Technik ein. Damit können sie deine Spuren mühelos erkennen. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, wenn wir sie abschütteln wollen.«

Er trank sein Glas aus und führte Mrothyr dann durch den Keller in ein Labyrinth von Gängen, in dem sie sich nahezu zwei Stunden lang von dem gelandeten Raumschiff entfernten.

Als sie einen senkrecht nach oben führenden Schacht betraten, blieb der junge Zyrpher stehen. Immer wieder wunderte er sich, wie Grüa ihn gefunden und wie er ihn angesprochen hatte. Dann plötzlich begriff er, und er drehte sich überrascht zu seinem Begleiter um. Forschend blickte er ihn an.

»Ja, das stimmt«, sagte Irksregs Grüa. »Du hast die Wahrheit erkannt.«

»Du kannst meine Gedanken lesen«, erklärte Mrothyr. »Und wenn du das schon kannst, solltest du mit deiner Antwort wenigstens solange warten, bis ich meine Frage gestellt habe. Mir ist noch nie jemand begegnet, der in meine Gedanken eindringen kann, und es ist nicht ganz leicht für mich, mich damit abzufinden. Also – beachte wenigstens die Reihenfolge von Frage und Antwort.«

»Eine dumme Angewohnheit von mir«, bemerkte der Telepath ohne die geringste Spur des Bedauerns. »Nimm es nicht so wichtig.«

»Du weißt also, wer ich bin.«

»Natürlich. Und die Tatsache, dass ich dich gerettet habe, sollte dir beweisen, dass ich dir wohlgesinnt bin.«

Mrothyr blickte Irksregs Grüa prüfend an. Es war ein eigenartiges Gefühl für ihn zu wissen, dass jeder seiner Gedanken vor dem anderen offen lag. Er entfernte sich einige Schritte von dem anderen und versuchte, den Telepathen zu ignorieren. Er wollte in Ruhe nachdenken, doch es gelang ihm nicht.

Irksregs Grüa lachte.

»Gib dir keine Mühe«, sagte er. »Es ist nun mal so. Du kannst mich höchstens bitten, dich ungestört zu lassen. Ich werde deinen Wunsch respektieren. Aber abkapseln kannst du dich nicht gegen mich. Das konnte nur einer, und ich bin froh, dass er nicht mehr hier ist.«

»Jemand konnte sich gegen deine Fähigkeit abschirmen? Wer?«

»Atlan«, antwortete Irksregs Grüa bereitwillig.

Mrothyr ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Er hatte von Anfang an gewusst, dass dieser weißhaarige Mann mit den rötlichen Augen anders war als alle anderen.

»Die Begegnung mit ihm war leider nur kurz«, sagte er. »Blicken wir in die Zukunft. Zyrph werden die Kredite gesperrt. Unsere Welt ist von den Naldrynnen und den Hyptons ausgeplündert worden. Autark werden wir nie mehr sein können, weil uns die Rohstoffe fehlen. Wenn wir uns jetzt nicht von jeglichem Einfluss von außen befreien, bleibt uns überhaupt keine Hoffnung mehr. Dann werden uns die Hyptons vollends ausplündern, und wenn gar nichts mehr bei uns zu holen ist, werden sie uns fallen lassen und weiterziehen. Dann bleibt uns nur noch das Elend.«

»Wem sagst du das?«, entgegnete der Telepath. »Das ist nicht nur mir klar geworden, sondern den meisten unseres Volkes auch. Seit wir wissen, wie mächtig die Naldrynnen und die hinter ihnen stehenden Hyptons sind, wissen wir, dass wir kaum mehr als eine Sklavenwelt sind. Dein Freiheitskampf beginnt erst jetzt, Mrothyr, und du kannst sicher sein, dass du einen gewaltigen Zulauf an Mitkämpfern haben wirst.«

»Und unter ihnen werden viele Verräter sein«, erwiderte der junge Zyrpher. »Es werden Geschäftemacher dabei sein, denen völlig egal ist, was aus unserer Welt wird, solange es ihnen selbst gut geht.«

Irksregs Grüa lachte dröhnend. Er schlug Mrothyr die Hand auf die Schulter.

»Sei froh, dass es so ist«, sagte er. »Wenn du nur Idealisten als Mitstreiter hättest, wärst du bald am Ende.«

Hinter ihnen im Gang krachte es, und dann ertönte ein eigenartiges Surren. Mrothyr blickte den Telepathen fragend an, doch dieser schüttelte den Kopf und hob ratlos die Hände.

»Ich weiß nicht, was das ist«, sagte er. »Es hat keine Gedanken.«

»Ein Roboter«, rief Mrothyr. »Weg hier.«

Sie flüchteten in einen gegenüberliegenden Gang. Der Freiheitskämpfer blieb jedoch nach einigen Schritten stehen und blickte neugierig zurück. Er sah, dass ein tonnenförmiges Gebilde, das etwa anderthalb Meter hoch und einen Meter breit war, in den Schacht glitt. Es bewegte sich auf vier dünnen Beinen, und sein tonnenförmiger Rumpf schien hohl zu sein, denn er war nicht mehr als ein filigranartiges Gespinst. Wo darin die Antriebsaggregate und die Steuerelemente für die Maschine enthalten waren, konnte Mrothyr nicht erkennen.

Die Neue Technik, dachte er erschrocken. Sie dringt immer weiter vor. Man muss sich völlig freimachen von alten Vorstellungen.

In dem filigranartigen Gebilde blitzte es auf. Mrothyr fühlte einen Schlag gegen die Schulter, dann schien seine ganze rechte Seite in Flammen zu stehen. Irksregs Grüa packte ihn und riss ihn zurück.

»Hast du den Verstand verloren?«, keuchte er. »Wie kannst du dich der Maschine aussetzen? Sie wird dich umbringen, bevor du einmal blinzeln kannst.«

Mrothyr hielt sich die Schulter. Der Stoff seiner Jacke war verbrannt. Ein Energiestrahl hatte ihn gestreift und nur leicht verletzt.

Sie passierten einige Stahlschotte. Irksregs Grüa verriegelte sie hinter ihnen, so dass ihnen der Roboter nicht so ohne weiteres folgen konnte. Über einige Treppen ging es zunächst in die Tiefe, dann wieder nach oben und wieder hinab, bis Mrothyr nicht mehr wusste, ob er sich noch in der Nähe des Palasts oder weit von diesem entfernt außerhalb der Stadt befand. Doch dann kamen sie über eine Treppe in ein verfallenes Haus. Durch die zerbrochenen Fenster konnte Mrothyr die Stadt und die aus ihr emporragende ZYRPH'O'SATH sehen, die sich nun donnernd in den Himmel erhob und dabei zahllose Gebäude vernichtete. Ein ungeheurer Sturm erhob sich. Er tobte über die Dächer der Stadt hinweg, entwurzelte Bäume, riss Gebäude um und schleuderte Fahrzeuge Hunderte von Metern weit durch die Straßen.

»Uaru kennt keine Rücksicht«, stellte der Freiheitskämpfer erbittert fest. »Er hat nicht den geringsten Respekt vor uns. Dieser Start zeigt mir deutlicher als alles andere, was aus uns wird, wenn einmal nichts mehr auf unserem Planeten zu holen ist.«

»Er wird dafür bezahlen«, erklärte Irksregs Grüa. Erbittert ballte er die Hände zu Fäusten. Sein graues Gesicht war dunkel geworden, und die bernsteingelben Augen verfärbten sich rot im Widerschein der zahllosen Feuer in der Stadt. »Jetzt verlässt er Zyrph, aber eines Tages wird er zurückkommen, und dann wird er bereuen, was er getan hat.«

Mrothyr schwieg. Er wandte sich ab und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Unmittelbar neben ihm wirbelten Glassplitter und abgerissene Zweige durch die zerborstenen Fenster, und der Boden erzitterte unter seinen Füßen. Mit ohrenbetäubendem Lärm stieg das riesige Raumschiff auf, so dass minutenlang keine Verständigung mit Irksregs Grüa möglich war.

Als es endlich still wurde, entblößte Grüa seine gewaltigen Zähne und blickte Mrothyr belustigt an.

»Du möchtest ein Raumschiff haben, mit dem du es den Naldrynnen zeigen kannst?« Er lachte dröhnend. »Du hast keine Vorstellung davon, was die Neue Technik im Weltraum zu leisten vermag, und du weißt nicht, wie unendlich schwierig es ist, ein Raumschiff zu lenken. Der kosmische Raum ist unvorstellbar groß. Es gehört schon einiges Wissen und Können dazu, sich darin zurechtzufinden. Wir haben dieses Neue Wissen nicht. Keiner von uns. Und wir werden es auch nie haben.«

»Vielleicht doch«, widersprach der Freiheitskämpfer ärgerlich. »Wenn du meine Gedanken liest, dann weißt du auch, dass ich an das Raumschiff gedacht habe, von dem Atlan mir erzählt hat. Es heißt STERNSCHNUPPE, und es lebt. Es hat das NeueWissen, und es ist bereit, es weiterzugeben. Es würde mir helfen, alles das zu verwirklichen, was ich will.«

Irksregs Grüa lachte abfällig.

»Der Arkonide hat sich über dich lustig gemacht«, erwiderte er. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass es ein solches Raumschiff gibt? Erzählungen über derlei Dinge gehören ins Reich der Märchen und Legenden. Sie haben nichts mit der Realität zu tun.«

Mrothyr wandte sich ihm zu. Sein Gesichtsausdruck änderte sich. Grüa erschrak. Er wich unwillkürlich vor dem jungen Mann zurück. Abwehrend hob er die Hände.

»Schon gut«, stammelte er, während er versuchte, den Blicken Mrothyrs auszuweichen. »Dein Freund, der Arkonide, belügt dich nicht. Es tut mir leid, dass ich so etwas behauptet habe.«

»Tu das nie wieder«, forderte Mrothyr. Er schien über sich hinauszuwachsen, und plötzlich wagte Grüa es nicht mehr, ihn telepathisch zu sondieren. Er hatte das Gefühl, vor einem Abgrund zu stehen, und er fürchtete, bei einem geistigen Kontakt hineingerissen zu werden. Seine Hände zitterten, und für einen kurzen Moment hatte er den Eindruck, einen riesigen, dunklen Raum betreten zu haben, der von der Aura des Bösen erfüllt war.

»Deine Freunde sind zu beneiden«, sagte Irksregs Grüa mit schwankender Stimme. »Ich wollte, ich dürfte mich eines Tages dein Freund nennen.«

»Das liegt bei dir.«

»Ich könnte dir behilflich sein. Nach den Ereignissen der letzten Tage und nach dem Eingreifen der Hyptons weiß ganz Zyrph, was wirklich auf unserem Planeten gespielt wird. Allen ist klargeworden, dass wir von den Naldrynnen und den Hyptons bis aufs Hemd ausgeplündert werden. Das bringt die Leute auf deine Seite. Deine Organisation wird einen gewaltigen Zulauf haben. Du wirst nicht mehr auf nahezu verlorenem Posten kämpfen, sondern du wirst der Kopf einer Bewegung sein, die sich gegen die Hyptons richtet, und die für die Freiheit von Zyrph kämpft. Du wirst ein Volksheld sein, den man auf der ganzen Welt verehrt. Gleichzeitig aber wirst du in einer viel größeren Gefahr sein als jemals zuvor. Verräter werden sich an dich heranmachen. Sie werden für eine gewisse Zeit an deiner Seite stehen.«

»Nur für eine gewisse Zeit?«

»Solange du Erfolg hast. Aber früher oder später wird sich das Blatt wieder wenden. Wir Zyrpher sind faul und bequem. Wir kämpfen nicht für die Freiheit, sondern dafür, dass unser Wohlstand auf einem möglichst hohen Niveau bleibt. Natürlich können wir unseren Standard nur halten, wenn wir weiterhin Handel mit anderen Welten treiben. Das wiederum geht nur, wenn wir mit den Naldrynnen und Hyptons zusammenarbeiten.«

»Und diese Kollaboration ist nur möglich, wenn wir den Freiheitskampf einstellen. Oder deutlicher noch – wenn ich beseitigt werde. Das ist es doch, was du sagen wolltest. Oder?«

Irksregs Grüa lachte dröhnend. Dabei zog er die Lippen hoch über die Zähne zurück.

»Nicht ich sage das, sondern irgendein Verräter wird es irgendwann in den nächsten Tagen oder Wochen behaupten«, erklärte er. »Diese Stunde wird kommen, Mrothyr, und wenn es soweit ist, dann brauchst du einen Freund. Jemanden wie mich, der Gedanken lesen kann, der jeden Verräter entlarvt, bevor dieser noch den Dolch gegen deinen Rücken erheben kann.«

Mrothyr blickte Grüa kühl abschätzend an.

»Du kannst meine Gedanken lesen«, erwiderte er. »Ich muss dir vertrauen, während du jederzeit weißt, woran du mit mir bist.«

»Das liegt in der Natur der Sache. Aber ich verspreche dir bei meiner Ehre, dass ich es dir sagen werde, wenn ich so verblendet sein sollte, dein Lager zu verlassen, um in ein anderes überzuwechseln.«

»Ohne dich hätte ich den dunklen Durchgang schon hinter mir«, erklärte Mrothyr. »Die Naldrynnen hätten mich getötet. Also sollte ich dir danken.«