Atlantis 9: Totenstille - Roman Schleifer - E-Book

Atlantis 9: Totenstille E-Book

Roman Schleifer

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Beschreibung

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden reisen die Menschen mit Raumschiffen durch das Weltall. Dennoch gibt es auf der Erde genügend Geheimnisse. Eines dieser Mysterien ist der Kontinent Atlantis, der gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung versunken ist. Gegen ihren Willen werden Perry Rhodan und seine Frau Sichu Dorksteiger in diese Vergangenheit geschleudert. Sie landen in der Zeit, in der die menschenähnlichen Arkoniden auf Atlantis eine Kolonie errichtet haben – gleichzeitig führen diese einen Krieg gegen die fremdartigen Maahks. Rhodan und Dorksteiger kommen Stück für Stück an die Informationen, die sie benötigen, um vielleicht in ihre Zeit zurückzukehren. Sie treffen sogar auf Atlan, den Rhodan eigentlich erst Jahrtausende in der Zukunft kennenlernen wird. Bei alledem dürfen die unfreiwilligen Zeitreisenden keinen Fehler begehen und ihre eigene Gegenwart verändern. Zudem ist eine kosmische Macht aktiv: das Raumschiff STRAHLKRAFT mit seiner beeindruckenden Technik. Das Walzenraumschiff riegelt den Planeten Galkorrax ab und beginnt mit einem grausigen Angriff – Perry Rhodan reagiert und leitet die Operation Methanlicht ein. Doch auch die Erde ist von den Aktionen der STRAHLKRAFT und ihrer Besatzung betroffen. Dort besteht die Gefahr der TOTENSTILLE ...

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Nr. 9

Totenstille

Finale für Galkorrax – Operation Methanlicht beginnt

Roman Schleifer

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Atlan, Gegenwart

2. STRAHLKRAFT

3. Atlan

4. STRAHLKRAFT

5. Atlan

6. STRAHLKRAFT

7. Atlan

8. STRAHLKRAFT

9. Vergangenheit, Larsafsystem

10. Atlan, Gegenwart

11. Rowena, Vergangenheit

12. Atlan, Gegenwart

13. Rowena, Gegenwart

14. Atlan, Gegenwart

15. Larsafsystem, Stunden zuvor

16. Perry Rhodan

Atlantis-Kommentar: Cayseys Fluch

Impressum

Seit mehr als dreieinhalb Jahrtausenden reisen die Menschen mit Raumschiffen durch das Weltall. Dennoch gibt es auf der Erde genügend Geheimnisse. Eines dieser Mysterien ist der Kontinent Atlantis, der gut 8000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung versunken ist.

Gegen ihren Willen werden Perry Rhodan und seine Frau Sichu Dorksteiger in diese Vergangenheit geschleudert. Sie landen in der Zeit, in der die menschenähnlichen Arkoniden auf Atlantis eine Kolonie errichtet haben – gleichzeitig führen diese einen Krieg gegen die fremdartigen Maahks.

Rhodan und Dorksteiger kommen Stück für Stück an die Informationen, die sie benötigen, um vielleicht in ihre Zeit zurückzukehren. Sie treffen sogar auf Atlan, den Rhodan eigentlich erst Jahrtausende in der Zukunft kennenlernen wird. Bei alledem dürfen die unfreiwilligen Zeitreisenden keinen Fehler begehen und ihre eigene Gegenwart verändern.

Zudem ist eine kosmische Macht aktiv: das Raumschiff STRAHLKRAFT mit seiner beeindruckenden Technik. Das Walzenraumschiff riegelt den Planeten Galkorrax ab und beginnt mit einem grausigen Angriff – Perry Rhodan reagiert und leitet die Operation Methanlicht ein.

Doch auch die Erde ist von den Aktionen der STRAHLKRAFT und ihrer Besatzung betroffen. Dort besteht die Gefahr der TOTENSTILLE ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Für den Terraner gilt Humanismus auch für Wasserstoffatmer und andere Außerirdische.

Atlan da Gonozal – Der Kristallprinz lässt sich von guten Argumenten durchaus überzeugen.

Tolcai – Der Roboter der Kosmokraten neigt zu grausamen Spielen.

Sichu Dorksteiger – Die Physikerin entwickelt kühne Pläne und setzt sie um.

Kinco da Trohnar

1.

Atlan, Gegenwart

16. April 8005 v. Chr.

»Alle Energie in den Schutzschirm!«, übertönte ich den Alarm in der Zentrale der TOSOMA. »Kurzstrecken-Nottransition auf mein Kommando!«

Diese verdammte kobaltblaue Walze, mit der uns Tolcai im Tunniumsystem festhielt, war von einem Herzschlag zum anderen vom Rand des Systems in den Orbit von Galkorrax transitiert. Zuvor waren zwei rochenförmige Beiboote im Orbit über dem Planeten materialisiert. Aus Erfahrung wusste ich, dass es ein schlechtes Zeichen war, wenn sich jemand bewegte, der davor stillgehalten hatte.

Der Ortungsoffizier schrie ebenfalls auf, jedoch vor Überraschung. Ich hob die Augenbraue, war er normalerweise doch ein Musterbeispiel an Selbstbeherrschung. Er sprach nie zu laut, verwendete keine Schimpfwörter, und vor allem passte ein unprofessioneller Aufschrei nicht zu seiner Dienstauffassung.

»Es gibt keine Ortung des Sprungs«, sagte er entgegen den Vorschriften, denn er vergaß meinen Admiralsrang. Ich ließ es ihm durchgehen, denn der Inhalt seiner Meldung war brisant.

Bereits an Bord der LT-IV hatte die Ortung beim Erscheinen der STRAHLKRAFT nichts geliefert. Damals hatte ich es dem schlechten Zustand des Beibootes zugeschrieben. Dass nun auch unsere leistungsfähigen Strukturtaster nichts wahrgenommen hatten, war deprimierend.

Bei dieser nahen Entfernung war es ausgeschlossen, eine selbst noch so schwache Transition zu »überhören«. Außerdem ließ sich eine Krümmungserschütterung nicht verheimlichen.

Und falls es keine war?, fragte mein Extrasinn.

Es gab einige abgedrehte Wissenschaftler, die von überlichtschnellen Flügen in einem Zwischenraum phantasierten und dies mit den entsprechenden, jedoch höchst spekulativen Fünf-D-Gleichungen unterlegten. Aber selbst das hätte keinen zeitverlustfreien Standortwechsel ermöglicht.

Synthetischer Tryortan-Schlund?, erhielt ich als Alternative.

Hätten wir das nicht anmessen müssen?

Sind unsere Ortungsgeräte denn dazu in der Lage?

Immer musste dieses Lästermaul das letzte Wort behalten. Ich zwang meine Aufmerksamkeit zurück zum Haupthologramm. Still und erhaben schwebte die kobaltblaue Walze im Orbit über Galkorrax, als schien sie auf etwas zu warten. Ich spürte die Drohung, die von der Veränderung ausging.

Geektor, der Oberbefehlshaber der Maahks, sah die Gefahr ebenfalls. Folgerichtig zog er seine Schiffe zusammen und brachte sie zwischen dem Planeten und der Walze in Stellung. Funkanrufe schwirrten durch den Raum, doch Tolcai, der Befehlshaber der kobaltblauen Walze, ignorierte sie.

Angesichts der komplexen Landschaften an Bord der Walze verfügte er vermutlich über Machtmittel, die meine Vorstellungskraft sprengten. Er brauchte mit uns weder zu reden noch zu verhandeln, denn er würde die Maahkschiffe beiseitewischen wie lästige Fliegen.

»Messen wir etwas in der Walze? Energie oder dergleichen?«

»Negativ, Admiral.«

Da Nadohr Yrrep unwissentlich das Talagon samt Arbeitsroboter RCO ausgehändigt hatte, war es gleichgültig, was wir unternahmen. Sobald Tolcai das Talagon öffnete, um uns zu bestrafen, löschte er alles Leben in diesem Seitenarm der Galaxis aus. Dass er es tun würde, stand außer Zweifel. Es ging nur noch um den Zeitpunkt. Wenn wir überleben wollten, mussten wir in einen anderen Bereich der Galaxis springen. Doch bislang verhinderte dieses verdammte Dämpfungsfeld, dass wir aus dem System verschwinden konnten. Zwar suchte ein Team aus Wissenschaftlern, das von der Kolonialarkonidin Skrod-Uhcis unterstützt wurde, Tag und Nacht nach einer Lösung, doch ein Ergebnis konnten sie keines vorweisen.

»Funkanruf von Geektor!«

»Durchstellen!«

»Admiral, wieso stehen Sie mit Ihrem Schiff abseits?«

»Geektor, da ich Sie als Bündnispartner schätze, gestatten Sie mir persönliche Worte: Ziehen Sie Ihre Flotte zurück, denn Sie haben gegen die Walze keine Chance.«

»Das wäre unlogisch«, widersprach der Maahk. »Die Walze bedroht unseren Planeten.«

»Momentan steht sie still im Orbit. Falls Sie das Schiff angreifen, bieten Sie Tolcai möglicherweise die Rechtfertigung für einen Angriff, auf die er wartet.«

»Sie sind meiner Einstiegsfrage ausgewichen!«

Immer wieder vergaß ich, dass die Maahks reine Logiker waren. Emotionen waren ihnen weitgehend fremd. Sie ließen sie zu Hause und nahmen sie nicht ins Gefecht mit. Das machte sie einerseits berechenbar, andererseits rannte man mit emotionalen Argumenten wie gegen eine Wand.

»Noch gibt es kein Gefecht«, wich ich aus.

2.

STRAHLKRAFT

Na, mein Kleiner, willst du mein Spielgefährte sein?

Tolcai blickte auf den Dienstleistungsroboter, den ihm dieser »Arkonide« überlassen hatte und der am Boden vor ihm lag. Hätte dieser Wicht gewusst, dass er ihm damit das Talagon ausgehändigt hatte, hätte er sich wohl zu Recht entleibt.

Der arkonidische Arbeitsroboter RCO-3342/B, erbaut aus Arkonstahl, wies im Vergleich zu anderen Baureihen eine kleinere und kompaktere Bauweise auf. Mit der auffällig gestalteten Kopfpartie hatten die Arkoniden ihre übliche Arroganz gezeigt und ihn nach ihrem Ebenbild geformt. Das Gesicht bestand aus silbernem Metall und bildete andeutungsweise Konturen wie Nase, Augen, Stirn, Mund und Kinn nach. Im Inneren hatten sie ihn mit einer Positronik versehen, die sie KSOL nannten. Wie so oft im Universum hatten die humanoiden Erbauer den klassischen Aufbau gewählt: Prozessoren, Speicher und Eingabe/Ausgabe-Geräte. Im Prinzip war es eine stupide Maschine, die stur ihrem Programm gehorchte.

Dennoch war dieser Roboter durch das Talagon in seinem Körper für Tolcai etwas Besonderes, für den er sogar seinen ursprünglichen Plan aufschob. Der Reiz eines Spiels war größer als sein Wunsch, die Proto-Nekrophore zu öffnen.

Natürlich erkannte er die Ironie, dass er sich durch den Roboter und das Spiel wieder lebendig fühlte. Doch er wusste, dass dieser belebende Zustand nur begrenzt anhalten würde. Die Langeweile war programmiert.

Tolcai schob den lähmenden Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf RCO-3342/B. Er würde mit ihm und dem Universum um die Aushändigung des Talagons spielen und gab damit dem »Schicksal« eine Chance, einzugreifen – freilich war das nur ein gedankliches Konstrukt der niederen Lebewesen, aber es gefiel ihm.

Schicksal.

Es klang bedeutungsschwerer als jene Definition, die auf wissenschaftlichen Fakten und Gleichungen aufbaute. Das Wort »Schicksal« hatte einen runden, poetischen Nachhall. Und es implizierte, dass es eine losgelöste, unbeeinflussbare Macht war.

Doch um dem Schicksal eine Chance zu geben, griff er unbemerkt vom Arbeitsroboter in dessen subatomare Ebene ein und hinterließ dort einen Hauch seiner selbst. Dieser Hauch sollte die positronischen Denkprozesse so verändern, dass RCO über seine Programmierung hinauswachsen konnte.

Und dieses unscheinbare Wort konnte gab dem Spiel seinen Reiz.

Würde das Schicksal den Arbeitsroboter auf die nächste Ebene hieven? Und wie würde sich der Roboter entscheiden, wenn er zwischen Existenz und Vernichtung wählen musste? Und was bedeutete die Entscheidung am Ende für ihn und sein Vorhaben?

Tolcai rieb sich ob der Ungewissheit die Hände. So, mein Kleiner, wir spielen, bestimmte er.

Das Konzept des Spiels ist in meiner Programmierung nicht vorgesehen.

Abwarten! Sei doch in der Zwischenzeit so nett und gib mir das Talagon.

Das widerspricht meiner Programmierung.

Ich gebe zu bedenken, dass ich bei einer erneuten Weigerung andere zur Rechenschaft ziehen werde, sagte er im freundlichen Plauderton. Sieh!

Er projizierte ein Ortungsbild vor ihm, das die STRAHLKRAFT im erweiterten Orbit von Galkorrax zeigte. Noch ist nichts passiert. Weigerst du dich weiter, muss ich meine Beiboote ausschleusen. Daraufhin werden die Maahks angreifen und sterben. Und du, mein Kleiner, hast das zu verantworten.

Er spürte, wie der Roboter abwog, und sah, wie die Programmparameter die Antwort wie unzerstörbare Wände einzementierten.

Die Herausgabe widerspricht meiner Programmierung.

Es ist gut, mein Kleiner. Es ist gut. Gedanklich tätschelte er den Arbeitsroboter. Die Unvorhersagbarkeit des Schicksals war einfach nur herrlich. Sieh hin, mein Kleiner, was du zu verantworten hast.

3.

Atlan

»Was ist passiert?«, hörte ich Yrreps Stimme, der plötzlich neben mir stand.

»Verdammt, Sie haben in der Zentrale nichts verloren!«, brüllte Tarts. »Wir haben Gefechtsbereitschaft, also verschwinden Sie!«

Der alte Haudegen lag mir seit Wochen in den Ohren, diesen mysteriösen Kolonial- oder Halbarkoniden an die Kandare zu nehmen. Ging es nach ihm, hätten wir Yrrep in guter alter Manier verhört und uns sein Wissen angeeignet. Einfach so, weil wir ein arkonidisches Spezialgeschwader waren und besondere Vollmachten und Rechte genossen. Tarts wurde auch nicht müde zu betonen, dass er nicht verstand, wieso ein dahergelaufener Essoya Zugang zu mir gefunden hatte. Wir wussten nichts über ihn und seine Partnerin, die ihn fast um einen Kopf überragte.

»Schon gut, Kapitän. Ich habe ihn mit den Zugangscodes versorgt.«

Sein Blick sagte mir, dass ich ihn die nächste Zeit besser nicht privat ansprechen sollte. Innerlich stimmte ich ihm ja zu. Die Herkunft, das Auftreten, und dass er als Einziger die Operation Nadelstich überlebt hatte ... einfach alles an Yrrep war mysteriös. Auch die Art, wie er sein Kommando in der kobaltblauen Walze geführt hatte, war ein weiterer Beweis, dass er mehr wusste, als er uns erzählte.

Zusätzlich wurmte mich, dass er trotz des katastrophalen Einsatzes in Tolcais Walze immer noch agierte, als wäre er der zweite Kommandant der TOSOMA – in Summe ein untragbarer Zustand.

Wieso genießt er dann Narrenfreiheit?, fragte der Extrasinn.

Ich schwieg, denn ich konnte es selbst nicht begründen.

Yrrep deutete auf das Hauptholo. »Tolcai wird angreifen!«

Er hatte die Situation auch ohne Erklärung erfasst.

Das war allerdings nicht die große intellektuelle Herausforderung.

»Wieso denken Sie das?«, fragte ich ihn interessiert. Immerhin deckte sich seine Vermutung mit meinen Überlegungen.

»Tolcai ist beleidigt, weil ihm die Maahks das Talagon gestohlen haben. Er sinnt auf Rache und will den Fehler der Geschichte beheben.«

»Indem er eine Raumflotte angreift?«

Yrrep schüttelte den Kopf »Er wird den Planeten angreifen und die Bevölkerung ausmerzen.«

Ich zog die Augenbrauen zusammen. »Wieso sollte er das tun? Sobald er das Talagon öffnet, stirbt alles Leben in diesem Teil der Galaxis.«

»Er will die Maahks gesondert bestrafen«, meinte Yrrep. »Geektor soll Galkorrax evakuieren. Noch hat er die Zeit und die Schiffe dafür.«

Ich lehnte mich im Sessel zurück. Eine Rettung der Maahks war widersinnig, denn wir waren alle todgeweiht. Dennoch gingen wir davon aus, dass wir Tolcai irgendwie stoppen konnten. Daher durften wir nicht zulassen, dass die ganze Bevölkerung eines Planeten starb, selbst wenn es Maahks waren.

Nachdenklich musterte ich Yrrep. Wieso fühlte ich mich mit ihm auf einer Wellenlänge?

Seine feuerroten Augen studierten mich. Der Mann glaubte seine Worte mit jeder Faser seines Körpers.

»Geschwaderchef an Funk. Verbindung zu Geektor geheim, umschalten auf Schlüssel 2022-03070042, klar für Zerhacker, Rafferimpulse nach Code 2058-A. Bestätigung!«

»Verstanden, Admiral.«

Die Rumpfbesatzung, mit der die TOSOMA unterwegs war, bestand bis auf ein paar Eisjunker aus Spezialisten besonderer Güte. Bei ihnen saß jeder Handgriff. Und zwar immer.

»Verbindung steht, Admiral.«

Geektors vieräugiges Gesicht entstand im Holo.

»Ich nehme an, Sie gliedern Ihr Schiff in meinen Verband ein«, sagte er ohne Grußworte und knüpfte damit an das Ende unseres letzten Gesprächs an.

Ich verstand ihn gut. In einer Situation wie dieser war jede Höflichkeit Zeitverschwendung.

»Evakuieren Sie Galkorrax!«, kam ich daher ohne Umschweife zum Grund meines Anrufs.

Narr, dir fehlen die Argumente!

»Tolcai wird den Planeten angreifen«, fuhr ich fort. »Einen anderen Grund gibt es nicht, warum er seinen Standort verlassen hat. Noch haben Sie die Schiffe und die Zeit, die Bevölkerung zu evakuieren.«

Yrrep zeigte mir den erhobenen Daumen, eine Geste, die ich nie zuvor gesehen hatte. Von welchem Planeten kam er gleich noch mal?

»Einige unserer Simulationen kommen zu einem identischen Ergebnis«, sagte Geektor.

Wie war das mit den fehlenden Argumenten?, zog ich dem Extrasinn eines über.

»In dieser Phase zu evakuieren, käme einer Kapitulation gleich und schwächt unsere Position.«

»Ich verstehe Ihre Argumente, aber Sie sollten über Ihren Schatten springen.«

Der Translator übersetzte es poetisch mit »aus der wabernden Methanwolke gleiten, die einem die Rundumsicht nimmt«.

»Zivilbevölkerung«, raunte Yrrep.

»Denken Sie an die Zivilisten auf Galkorrax.«

»Unser Volk kennt diese Differenzierung im Krieg nicht. Wir ...«

Abrupt gingen die nächsten Worte in der Meldung des Orters unter. »Ausschleusung gegnerischer Beiboote!«

Der Maahk schaltete ab. Im Hauptholo sah ich den Beginn des prophezeiten Unglücks. Aus der kobaltblauen Walze strömten die bekannten rochenförmigen Raumer. Zusätzlich schossen eiförmige Beiboote aus dem Schiffskörper. Rasch erreichte die gemeinsame Anzahl einen dreistelligen Bereich.

Ich warf einen Blick in den Gefechtsholo. Geektor hatte 8000 Schiffe aufgeboten. Rein rechnerisch war er den Angreifern damit überlegen.

Aber nur rein rechnerisch.

Die Beiboote der STRAHLKRAFT begannen mit ihrem tödlichen Geschäft. Sonnenheiße, wie aus dem Nichts geborene Feuerwalzen rasten auf die Phalanx der maahkschen Raumer zu. Die vorderen Schiffe zerbarsten in Explosionen, die sich nur als Zucken aus dem energetischen Inferno herausfiltern ließen, das die lichtschnell abgestrahlten Fusionsbomben der Angreifer entfesselten.

Ich staunte, wie mühelos sie die Schutzschirme der Maahks knackten und danach keine Gnade kannten. Walze um Walze explodierte und ließ die Verluststatistik rascher in die Höhe schnellen, als ich folgen konnte.

Die Antwort der maahkschen Raumer war ein tobender Beschuss aus Impuls-, Desintegrator- und Thermo-Geschützen. Damit versuchten sie, die Feldlinienstruktur der feindlichen Schutzschirme so stark zu schwächen, dass sie durch einen danach folgenden koordinierten Punktbeschuss zusammenbrachen. Dabei griffen sie mit dem Mut der Verzweiflung an. Obwohl die Angreifer unter den Maahks wüteten, kannten die Logiker keine Hemmungen und warfen sich Tolcais Schiffen entgegen.

Trotz der Erfahrung im Inneren der STRAHLKRAFT blickte ich erstaunt in das Gefechtsholo, in dem die Hauptpositronik die Ortungsdaten in für uns erfassbare Bilder umrechnete. Die Waffenstrahlen der Maahks erreichten die Beiboote nicht, sondern prallten gegen eine unsichtbare Wand. Es war, als hätten die Beiboote der kobaltblauen Walze keine Schutzschirme. Nichts leuchtete oder blitzte auf. Keine Waffen der Maahks löste irgendeine Reaktion aus.

Verkneif dir, dich mit der TOSOMA in den Kampf zu werfen, um die Überlegenheit arkonidischer Waffen zu beweisen!, mahnte der Extrasinn. Im Vergleich zu denen sind wir wie Ameisen.

Nach all den Jahrzehnten der Koexistenz kannte mich der Logiksektor bereits zu gut. Ja, es juckte mich in den Fingern, diesen arroganten Bastard in der STRAHLKRAFT in die Schranken zu weisen. Zähneknirschend stimmte ich jedoch dem Extrasinn zu. Diesmal waren wir die Barbaren.

Dennoch betrachtete ich aus reiner Neugier die Waffenwerte der Maahks auf dem Taktik-Holo.

»Das sind nur mehr bessere Spritzpistolen«, kam mir Tarts mit einem Kommentar zuvor. »Die Walze muss eine spezielle Abwehrwaffe einsetzen.«

Diese Technologie war Wahnsinn. Was musste das für ein Wesen sein, das ein technisches Reduzierungsfeld über 8000 Schiffe legen konnte?

»Hoffen wir, dass die Walze und ihre Beiboote uns ignorieren«, sagte Yrrep.

Ich teilte die Sorge, die dahintersteckte. Allein das Wort Beiboote war ein Euphemismus, denn jedes dieser Beiboote war der waffenstarrenden TOSOMA um den Faktor einhundert überlegen.

Und das sogar, ohne eine technische Reduzierung unserer Waffen vorzunehmen, bohrte der Extrasinn weiter in meiner Wunde.

Ja, es störte mich, dass die glorreiche Ingenieurskunst der Arkoniden sich als massiv unterlegen erwies.

Du verstehst es hervorragend, mir Mut zuzusprechen, gab ich lautlos zurück.

Stets zu Diensten, Kristallprinz!

Die Schlacht tobte unvermindert weiter, genauso wie die Zahl der zurückbleibenden Raumschiffswracks unaufhörlich anstieg. Sie tanzten ein schwerfälliges Trümmerballett, das sich gelegentlich zu einem Hurrikan aus überdimensionierten Metallgeschossen und Weltraumschrapnells steigerte, sobald ein weiteres Wrack die Ausläufer streifte oder gar eine verwirbelnde Schneise schlug.

»Seltsam«, sagte Tarts. »Die Beiboote der Walze verwenden nur noch herkömmliche Waffen.«

Ich studierte die Anzeigen. Hatte man zuvor kaum Waffenstrahlen, sondern nur ihre tödliche Wirkung beobachtet, rasten nun Impuls-, Desintegrator- und Thermostrahlen auf die Maahkraumer zu.

Wobei, es half den Maahks nichts. Die Angreifer benötigten unwesentlich länger, bis sie die Verteidiger vernichteten. Die Frage nach dem Grund drängte sich mir auf. Wollte Tolcai sie zusätzlich demütigen?

»Geektor muss sich zurückziehen!« Yrrep deutete auf die Grafik, die das Tunniumsystem zeigte. »Am besten nach Torghentum. Anders wird er die Zivilbevölkerung nicht retten.«

Ich nickte. »Der innerste Planet ist für einen Rückzug und eine Sammlung der Truppen perfekt.«

»Dann sagen Sie ihm das, Admiral.«

Tarts' Gesicht lief rot an. So sprach man nicht mit einem Geschwaderkommandanten, dessen Onkel noch dazu der arkonidische Imperator war.