AUF DER VENUS VERSCHOLLEN - Zweiter Roman der VENUS-Tetralogie - Edgar Rice Burroughs - E-Book

AUF DER VENUS VERSCHOLLEN - Zweiter Roman der VENUS-Tetralogie E-Book

Edgar Rice Burroughs

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Beschreibung

Der amerikanische Astronaut Carson Napier stürzt mit seiner Rakete auf der Venus ab. Bei seinen bisherigen Streifzügen hat er nur einen kleinen Teil der Gefahren auf dem urweltlichen Planeten kennengelernt. Jetzt scheint Carson das Ende seines Weges erreicht zu haben. Seine Chancen, als gefangener Spion der Hinrichtung zu entgehen, sind gering. Der Terraner kämpft jedoch verbissen um sein Leben, denn er hat eine Aufgabe zu erfüllen. Er muss die Freiheit gewinnen, um seinen Schützling zu retten... Der Amtor- oder Venus-Zyklus von Edgar Rice Burroughs gehört zu den bekanntesten Science-Fiction-Romanen des Tarzan-Autors. In seiner Reihe APEX SF-KLASSIKER veröffentlicht der Apex-Verlag diese vier Romane als durchgesehene Neu-Ausgabe (in der Übersetzung von Thomas Schlück).

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EDGAR RICE BURROUGHS

Auf der Venus verschollen

Zweiter Band der VENUS-Tetralogie

Roman

Apex Science-Fiction-Klassiker, Band 13

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Der Autor 

 

AUF DER VENUS VERSCHOLLEN 

 

Vorwort 

 

1.  

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

11. 

12. 

13. 

14. 

15. 

16. 

17. 

18. 

19. 

 

Das Buch

Der amerikanische Astronaut Carson Napier stürzt mit seiner Rakete auf der Venus ab. Bei seinen bisherigen Streifzügen hat er nur einen kleinen Teil der Gefahren auf dem urweltlichen Planeten kennengelernt.

Jetzt scheint Carson das Ende seines Weges erreicht zu haben. Seine Chancen, als gefangener Spion der Hinrichtung zu entgehen, sind gering. Der Terraner kämpft jedoch verbissen um sein Leben, denn er hat eine Aufgabe zu erfüllen. Er muss die Freiheit gewinnen, um seinen Schützling zu retten...

Der Amtor- oder Venus-Zyklus von Edgar Rice Burroughs gehört zu den bekanntesten Science-Fiction-Romanen des Tarzan-Autors. In seiner Reihe APEX SF-KLASSIKER veröffentlicht der Apex-Verlag diese vier Romane aus durchgesehene Neu-Ausgabe (in der Übersetzung von Thomas Schlück).

Der Autor

Edgar Rice Burroughs - * 01. September 1875, † 19. März 1950.

Edgar Rice Burroughs war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der bekannt wurde als als Erzähler diverser Abenteuergeschichten, die sich vor allem dem frühen Fantasy- und Science-Fiction-Genre zuordnen lassen. Die bekanntesten von ihm eingeführten - und in der Folge von anderen in zahlreichen Filmen und Comics etablierten -  Heldencharaktere sind Tarzan, John Carter, Carson Napier.

Der Sohn des Fabrikanten und Bürgerkriegsveteranen Major George Tyler Burroughs (1833–1913) und der Lehrerin Mary Evaline Zieger (1840–1920) verlebte nach dem Besuch mehrerer Privatschulen den Großteil seiner Jugend auf der Ranch seiner Brüder in Idaho.

Nach seinem Abschluss auf der Michigan Military Academy im Jahr 1895 trat Burroughs in die 7. US-Kavallerie ein. Als ein Armeearzt bei ihm einen Herzfehler diagnostizierte und er deshalb nicht Offizier werden konnte, verließ Burroughs die Armee vorzeitig im Jahr 1897 und arbeitete bis 1899 wieder auf der Ranch seines Bruders. Danach ging er zurück nach Chicago und arbeitete in der Firma seines Vaters.

Am 1. Januar 1900 heiratete Burroughs seine Jugendliebe Emma Centennia Hulbert. Das Paar bekam drei Kinder: Joan Burroughs Pierce (1908–1972), Hulbert Burroughs (1909–1991) und John Coleman Burroughs (1913–1979). Da die tägliche Routine in der Fabrik seines Vaters Burroughs nicht zufriedenstellte, verließ das Ehepaar 1904 Chicago, um abermals in Idaho zu leben. Mit seinen Brüdern, die inzwischen ihre Ranch aufgegeben hatten, versuchte er sich erfolglos als Goldgräber. Kurze Zeit später arbeitete er als Eisenbahnpolizist in Salt Lake City. Auch diesen Job gab Burroughs auf und zog mit seiner Frau wieder zurück nach Chicago, wo er eine Reihe Jobs annahm, unter anderem als Vertreter. 1911 investierte er sein letztes Geld in einer Handelsagentur für Bleistiftanspitzer und scheiterte.

Burroughs, der zu dieser Zeit an schweren Depressionen litt und, nach einigen seiner Biographen, an Selbstmord dachte, kam auf die Idee, eine Geschichte für ein Magazin zu schreiben, in dem er zuvor Anzeigen für seine Bleistiftanspitzer geschaltet hatte. Seine erste Erzählung Dejah Thoris, Princess of Mars (unter dem Pseudonym Normal Bean für das All-Story-Magazin von Thomas Metcalf geschrieben) wurde zwischen Februar und Juli 1912 als Fortsetzung veröffentlicht.

Metcalf hatte sein Pseudonym in Norman Bean geändert, und auch der Titel seiner Geschichte wurde zu Under the Moon of Mars abgewandelt. Auf Burroughs Beschwerde bezüglich der Änderungen, lenkte Metcalf ein und bot an, Burroughs nächste Geschichte unter seinem richtigen Namen zu drucken. Eine weitere Beschwerde Burroughs betraf den Zusatz For all Rights auf seinem Honorarscheck. Nach längerem Briefwechsel erreichte er, dass die 400 Dollar nur für den Erstabdruck galten.

Burroughs zweite Geschichte, The Outlaw of Torn, wurde jedoch von All-Story abgelehnt. Der große Erfolg kam mit Burroughs drittem Anlauf, Tarzan of the Apes.

Die Geschichte von Tarzan wurde ebenfalls 1912 von All-Story veröffentlicht. Burroughs schrieb in der Folgezeit immer wieder neue Tarzan-Geschichten und konnte sich - kaum zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Tarzan of the Apes - ein riesiges Stück Land in der Nähe von Los Angeles kaufen. Selbst nach Burroughs Tod im Jahr 1950 erschienen weitere Tarzan-Geschichten. Das Landstück bei Los Angeles ist heute die Gemeinde Tarzana.

In den frühen 1930er Jahren wurde sein schriftstellerischer Erfolg allerdings immer mehr von privaten Problemen überschattet. 1934 ließ er sich scheiden und heiratete ein Jahr später Florence Dearholt. Doch schon 1942 wurde auch diese Ehe geschieden. Nach der Bombardierung von Pearl Harbor begab sich Burroughs 1941 als Kriegsreporter nach Hawaii. Nach dem Krieg kehrte er nach Kalifornien zurück, wo er, nach vielen gesundheitlichen Problemen, 1950 einem Herzanfall erlag.

 In Burroughs Werk vermischen sich Science Fiction und Fantasy. Er etablierte Geschichten vor einem planetarischen Hintergrund in der Science Fiction. Dabei war Burroughs bewusst, dass seine Literatur bei den Kritikern nicht ankam. Er machte auch nie ein Hehl daraus, dass er schrieb, um Geld zu verdienen.

Die Helden seiner Romane und Erzählungen haben keine Alltagsprobleme. Bei den Charakterzeichnungen schwach, sprudeln Burroughs Geschichten über vor Ideen und Action. Die Helden seiner Romane haben verschiedene Merkmale gemeinsam, beispielsweise das Geheimnis um ihre Herkunft. Entweder haben die Helden nie eine Kindheit erlebt, oder können sich nicht daran erinnern, oder aber sie sind wie Tarzan und The Cave Girl Waisen. Ein weiteres Merkmal von Burroughs Geschichten ist der, wie Brian W. Aldiss es nennt, ausgeprägte sexuelle Dimorphismus. Das jeweils dominante Geschlecht ist hässlich.

Obwohl es in den Romanen und Geschichten Burroughs von schönen, nackten Frauen nur so wimmelt, werden sexuelle Beziehungen weder angedeutet noch erwähnt. Burroughs Welt scheint eine präpubertäre zu sein. Doch ist die Jungfräulichkeit immer in Gefahr (vgl. Aldiss). Fast schon zwanghaft mutet an, dass es in den Geschichten Burroughs, die zwischen 1911 und 1915 geschrieben wurden, nicht weniger als 76 Mal zu Vergewaltigungsdrohungen kommt, die natürlich alle abgewendet werden können. Zu den Bedrohern der weiblichen Unschuld gehören verschiedene Marsianer, Sultane, Höhlenmenschen, japanische Kopfjäger und Affen.

E. F. Bleiler schreibt über Burroughs, seine Texte seien „Fantasien von Erotik und Macht.“

Der Apex-Verlag veröffentlicht Burroughs' Venus-Romane (in der deutschen Übersetzung von Thomas Schlück) sowie Neu-Übersetzungen des Tarzan-Zyklus.

AUF DER VENUS VERSCHOLLEN

Vorwort

Als Carson Napier mein Büro verließ, um auf der Insel Guadalupe seine gigantische Rakete zu besteigen und zum Mars zu fliegen, war ich überzeugt, ihn niemals wiederzusehen - jedenfalls nicht von Angesicht. Wenn ich auch im Grunde nicht daran zweifelte, dass unsere Verbindung aufgrund seiner hochentwickelten telepathischen Fähigkeiten nicht abreißen würde, so rechnete ich doch nicht wirklich damit, dass etwas aus dem Projekt wurde, sondern nahm an, dass Carson Napier schon Sekunden nach der Zündung seiner Rakete sterben würde.

Aber meine Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht und ich folgte ihm auf seiner monatelangen Reise durch den Raum; zitterte mit ihm, als die Schwerkraft des Mondes die gewaltige Rakete vom Kurs abbrachte und sie auf die Sonne zufallen ließ; hielt mit ihm den Atem an, als er in den Anziehungsbereich der Venus geriet; und erschauerte bei seinen ersten Abenteuern auf dem geheimnisvollen, wolkenverhangenen Planeten - Amtor, wie er von seinen menschlichen Bewohnern genannt wird. Gleichermaßen bannte mich seine Liebe zu der unerreichbaren Duare, der Tochter eines Königs, ihre Gefangennahme durch die grausamen Thoristen und seine todesmutige Rettung des Mädchens. Ich sah den unirdischen Vogelmenschen, der Duare von der felsigen Küste zum Schiff zurücktrug, das sie wieder in ihre Heimat bringen sollte - während gleichzeitig Carson Napier von einem großen Thoristen gefangengenommen wurde.

Ich sah... aber lassen wir Carson Napier seine Geschichte mit eigenen Worten erzählen, während ich mich wieder mit der unpersönlichen Rolle des Schreibers zufriedengebe.

  1.

 

Unsere Entführer standen unter dem Kommando des Ongyan Moosko und des thoristischen Spions Vilor, die Duares Entführung von Bord der SOFAL gemeinsam geplant und durchgeführt hatten.

Getragen von den fliegenden Menschen der Venus, den Angans (um meine Geschichte verständlicher zu gestalten, werde ich künftig die irdische Pluralform mit angefügtem s verwenden), hatten die drei das Festland erreicht, doch als die Gruppe von den haarigen Wilden angegriffen wurde, die ich später mit Hilfe des einen Angan verjagen konnte, war Duare schmählich im Stich gelassen worden.

Obwohl Moosko und Vilor sie dem sicheren Tod überlassen hatten, waren sie jetzt wütend auf mich, weil ich dafür gesorgt hatte, dass das Mädchen ihren Klauen wieder entrissen und von dem letzten überlebenden Angan zur SOFAL zurückgebracht wurde; und als sie mich jetzt in ihrer Gewalt sahen, stieg ihr Mut wieder und sie begannen heftig auf mich einzuschlagen.

Sie hätten mich wohl auf der Stelle umgebracht, wenn nicht aus ihrer Mitte ein besserer Vorschlag gekommen wäre.

Vilor, der bisher unbewaffnet gewesen war, hatte gerade einem seiner Begleiter ein Schwert entrissen und wollte mich offensichtlich erledigen, als ihn ein Mann zurückhielt.

»Warte!«, brüllte er. »Was hat er getan, dass er schnell und schmerzlos sterben soll?«

»Was meinst du?«, fragte Vilor und senkte seine Waffe.

Mit dem Land, in dem wir uns befanden, war Vilor ebenso-wenig vertraut wie ich; er stammte aus dem fernen Thora, während die anderen Männer, die zu meiner Gefangennahme beigetragen hatten, Eingeborene des Landes Noobol waren, das mit den Thoristen und ihrer weltweiten Absicht sympathisierte, Zwietracht zu säen und alle hergebrachten Regierungsformen zu beseitigen.

Vilor zögerte sichtlich. »In Kapdor«, begann der andere zu erläutern, »kennen wir viel interessantere Methoden, sich eines Feindes zu entledigen, als ihn ausgerechnet mit einem Schwert aufzuspießen.«

»Erkläre mir das«, befahl der Ongyan Moosko. »Dieser Mann hat einen schnellen Tod nicht verdient. Als Gefangener an Bord der SOFAL hat er eine Meuterei von Vepajern angeführt, in deren Verlauf sämtliche Offiziere des Schiffes umgebracht wurden. Dann kaperte er die SOVONG, befreite ihre Gefangenen, beraubte sie, warf ihre großen Kanonen ins Meer und ging auf Piratenfahrt.

Mit der SOFAL attackierte er die YAN, ein Handelsschiff, dessen Passagier ich war - ich, ein Ongyan! Ohne sich um meine Autorität zu kümmern, eröffnete er das Feuer und enterte die YAN. Er nahm mich gefangen und behandelte mich mit äußerster Respektlosigkeit, bedrohte mein Leben und machte meine Freiheit zunichte. Für all diese Dinge muss er sterben und wenn du eine Todesart kennst, die seine Taten auf wiegt, ist dir das Wohlwollen der Herrscher von Thora sicher.«

»Bringen wir ihn nach Kapdor«, sagte der Mann. »Dort haben wir den Raum mit den sieben Türen und ich verspreche Ihnen, dass er darin mehr Qualen erleiden wird, als jeder Schwerthieb ihm zufügen könnte.«

»Gut!«, rief Vilor und gab die Waffe an den Mann zurück, dem er sie entrissen hatte. »Er hat wirklich das schlimmste Schicksal verdient.«

Sie führten mich an der Küste entlang in die Richtung, aus der sie gekommen waren und während des Marsches entnahm ich ihrem Gespräch, welch unglücklichem Zufall ich meine Gefangennahme genau in dem Augenblick verdankte, da ich mich und Duare gerettet glaubte.

Die bewaffneten Krieger aus Kapdor waren auf der Suche nach einem geflohenen Gefangenen gewesen, als sie auf den Kampf zwischen den haarigen Wilden und den Angans aufmerksam wurden, die Duare verteidigten - ebenso wie ich von der Szene angezogen worden war auf meiner Suche nach der bildschönen Tochter Minteps, des Jong von Vepaja.

Wenig später waren sie auf Moosko und Vilor gestoßen, die dem Kampf entflohen waren und die beiden hatten sie zurückbegleitet und uns wieder aufgespürt, als Duare, der letzte Angan und ich eben die SOFAL in der Brandung entdeckt und ihr signalisiert hatten.

Da der Vogelmensch nur einen von uns tragen konnte, hatte ich ihm gegen seinen Willen befohlen, Duare zum Schiff zu bringen. Der Wind blies mit großer Kraft landeinwärts und ich sorgte mich sehr, dass der Angan den Rückweg zur SOFAL vielleicht nicht geschafft hatte. Aber wie dem auch sein mochte - der Tod im Meer war für Duare auf jeden Fall angenehmer als die Gefangennahme durch die Thoristen und durch Moosko.

Meine Bezwinger hatten dem Vogelmenschen nur einige Minuten nachgeschaut und wollten sich auf den Rückweg nach Kapdor machen, als Moosko darauf hinwies, dass Kamlot, der zweifellos jetzt die SOFAL befehligte, eine Suchmannschaft landen und sich an die Verfolgung machen würde, sobald er durch Duare von meiner Gefangennahme erfuhr. Als sich unser Pfad hinter die Felsspitzen der Küste senkte und Duare und der Vogelmensch unserem Blick entzogen waren, verstärkte sich in mir das Gefühl des Verlorenseins. Es blieb mir nur noch eine kurze Zeit zu leben - in der Ungewissheit über das Schicksal des wunderbaren venusianischen Mädchens.

Die Tatsache, dass ich mich ausgerechnet in dieses Mädchen verliebt hatte - im Lande Vepaja, in dem es so viele hübsche Mädchen gab -, war eine rechte Tragödie. Denn Duare war die jungfräuliche Tochter eines Jong, eines Königs und sie war in den Augen ihres Volkes heilig. In den achtzehn Jahren ihres Lebens hatte sie außer mit den Mitgliedern ihrer Familie nur mit einigen Auserwählten sprechen dürfen - bis ich eines Tages in ihren Garten eingedrungen war und ihr meine unwillkommene Gegenwart aufgezwungen hatte. Wenig später war ihr dann das schlimmste Schicksal widerfahren, das einer vepajanischen Prinzessin droht - sie wurde von einer Gruppe Thoristen entführt, die später auch Kamlot und mich gefangen nahm.

Mein Liebesschwur hatte sie zuerst schockiert, aber sie hatte mich nicht verraten. Sie schien mir sogar nur Verachtung ent-gegenzubringen - bis zu jenem letzten Augenblick auf den Klippen über den tosenden venusianischen Wogen, als ich dem Angan befahl, sie zur SOFAL zu bringen. Da streckte sie die Arme aus und flehte: »Schick mich nicht fort von dir, Carson, nein! Ich liebe dich!«

Diese Worte, diese unglaublichen Worte, klangen mir noch immer in den Ohren und versetzten mich in einen Glückstaumel - trotz des Todes, der mich zweifellos in dem geheimnisvollen Zimmer mit den sieben Türen erwartete.

Die aus Kapdor stammenden Thoristen interessierten sich über alle Maßen für mein blondes Haar und meine blauen Augen, denn solche Körpermerkmale waren ihnen offenbar noch nicht begegnet. Sie fragten Vilor über mich aus, der jedoch darauf beharrte, dass ich ein Vepajer sei; und da die Vepajer die Todfeinde der Thoristen sind, hätte er mein Schicksal nicht wirkungsvoller besiegeln können, auch wenn ich der Taten, die mir Moosko zur Last legte, nicht schuldig gewesen wäre.

»Er behauptet, dass er aus einer anderen Welt komme, die weit von Amtor entfernt sei, aber er ist in Vepaja gefangengenommen worden und war dabei in Begleitung eines anderen Vepajers. Außerdem war er Duare, der Tochter Minteps, des Jong von Vepaja, bestens bekannt.«

»Was für eine Welt könnte es außer Amtor noch geben?«, höhnte einer der Soldaten.

»Keine natürliche«, sagte ein anderer Mann. »Außerhalb Amtors gibt es nur kochendes Felsgestein und Feuer.«

Die Welttheorie der Amtorier ist in ebenso undurchdringliche Nebel gehüllt wie ihr Planet. Die sprudelnde Lava der venusianischen Vulkane stammt in ihrer Einbildung aus einem gewaltigen See geschmolzenen Gesteins, auf dem Amtor schwimmt - eine riesige Scheibe. Und wenn die beiden dichten Wolkenschichten der Venus doch einmal aufreißen und die Amtorier die Strahlen der Sonne sehen und ihre verzehrende Hitze spüren können, fühlen sie sich in dem Glauben bestärkt, dass der ganze Himmel ein Feuermeer ist, das mit der geschmolzenen, kochenden See unter ihrer Welt verschmilzt und sich nachts in Funken äußert.

Die Abenteuer der letzten Stunden waren zu viel für mich gewesen; ich war fast am Ende meiner Kräfte. Das Kreischen des Hurrikans und das Rollen der SOFAL hatten mich aus dem Schlaf geweckt und nachdem ich von der gewaltigen Woge über Bord gespült worden war, hatte ich mit den Brechern einen Kampf ausgefochten, der einen weniger starken Mann erledigt hätte. An Land gespült, war ich auf der Suche nach Duare weit umhergeirrt und bei dem Kampf mit den haarigen Wilden hatte ich meine Kräfte weiter strapaziert.

Als ich fast nicht mehr weiter konnte, erreichten wir eine Hügelkuppe und vor mir breitete sich eine von einer Mauer umschlossene Stadt aus, die an der Küste lag, wo sich eine kleine Schlucht zum Meer hin öffnete. Ich nahm an, dass wir unseren Bestimmungsort Kapdor vor uns hatten und obwohl ich wusste, dass dort unten der Tod auf mich wartete, erfüllte mich doch eine gewisse Vorfreude, da ich annahm, dass ich hinter den gewaltigen Mauern zunächst etwas zu essen und zu trinken bekommen würde.

Wir betraten die Stadt durch ein gut bewachtes Tor und da zudem sämtliche Bürger bewaffnet waren, vermutete ich, dass Kapdor viele Feinde hatte. Dass zu dieser Bewaffnung nicht nur Schwerter und Dolche, sondern auch Pistolen gehörten, überraschte mich nicht; ich hatte bereits im Hause von Kamlots Vater Duran in der Baumstadt Kooaad damit Bekanntschaft gemacht. Die amtorischen Pistolen arbeiten mit einem tödlichen Strahl, der tierisches Gewebe vernichtet und sehr gefährlich ist.

Die Straßen Kapdors waren voller Menschen, die jedoch irgendwie apathisch wirkten. Nicht einmal der Anblick eines blonden und blauäugigen Gefangenen erweckte Interesse. Sie kamen mir wie Lasttiere vor, die ihren langweiligen Pflichten nachgingen und keinerlei Anregung fanden. Es war vor allem dieser Menschenschlag, der Dolche trug, während die Männer mit den Schwertern und Pistolen offensichtlich einer anderen Klasse angehörten, die ich für die Soldatenkaste hielt. Sie schienen wacher und fröhlicher zu sein, weil sie es im Leben besser hatten; dagegen gab es kein Anzeichen dafür, dass sie intelligenter waren als die anderen.

Die Gebäude waren sehr schlicht und es gab nur wenige zwei- oder dreigeschossige Häuser. Zum größten Teil bestanden sie aus Holz, denn es gab sehr viele Wälder in diesem Teil Amtors, wenngleich die Bäume hier nicht so hoch zu sein schienen wie in Vepaja. Die Straße, durch die ich geführt wurde, war von einer Reihe von Steingebäuden gesäumt; doch ihre Architektur war einfach und phantasielos und sie wirkten wie Kästen.

Bald darauf wurde ich über einen offenen Platz in ein Gebäude gebracht, dessen Tore von Soldaten bewacht wurden. Vilor, Moosko und der Führer der Fremden begleiteten mich in einen kahlen Raum, in dem ein Mann auf seinem Stuhl schlief; er hatte die Füße auf einen Tisch gelegt, der ihm als Schreibund auch als Esstisch diente.

Unwirsch öffnete der Schläfer die Augen und blinzelte uns einen Augenblick verständnislos an.

»Sei gegrüßt, Freund Sov!«, rief der Offizier, der uns begleitete.

»Oh, du bist's, Freund Hokal«, murmelte Sov schläfrig. »Wer sind die anderen?«

»Ongyan Moosko aus Thora, Vilor, noch ein Freund und ein vepajanischer Gefangener, den ich verhaftet habe.«

Als Sov den Titel Mooskos hörte, erhob er sich sofort, denn ein Ongyan gehört zu den Mächtigen des thoristischen Imperiums. »Sei gegrüßt, Ongyan Moosko!«, rief er. »Du hast uns also einen Vepajer gebracht. Ist er zufällig Arzt?«

»Ist mir egal!«, schnappte Moosko. »Der Bursche ist ein Schurke und wird auf jeden Fall sterben!«

»Aber wir brauchen dringend Ärzte!«, widersprach Sov. »Wir sterben an unbekannten Krankheiten, außerdem werden wir älter. Wenn wir nicht schnell einen Arzt bekommen, sind wir bald alle tot.«

»Du hast doch gehört, was ich gesagt habe, nicht wahr, Freund Sov?«, fragte Moosko ärgerlich.

»Ja, Ongyan«, erwiderte der Offizier eingeschüchtert. »Er wird sterben. Soll ich ihn sofort hinrichten lassen?«

»Freund Hokal hat mir gesagt, dass ihr eine langsamere und angenehmere Hinrichtungsmethode habt und ich bin sehr daran interessiert. Erzähl mir davon.«

»Ich meinte das Zimmer mit den sieben Türen«, erklärte Hokal. »Die Verbrechen dieses Mannes sind unvorstellbar. Er hat den großen Ongyan gefangengenommen und sogar sein Leben bedroht.«

»Eine gerechte Strafe für ein solches Verbrechen haben wir nicht!«, rief Sov entsetzt. »Aber wir werden das Zimmer mit den sieben Türen sofort herrichten lassen.«

»Erzähl, erzähl!«, schnappte Moosko. »Wie ist dieses Zimmer? Was wird mit ihm geschehen? Wie wird er sterben?«

»Das sollten wir in der Gegenwart des Gefangenen nicht besprechen«, sagte Hokal. »Es würde die Wirkung des Raumes herabmindern.«

»Ja, schließt ihn ein, schließt ihn ein!«, befahl Moosko. »Steckt ihn in eine Zelle!«

Sov rief ein paar Soldaten zusammen, die mich nach hinten führten und in einen dunklen, fensterlosen Kellerraum stießen. Eine schwere Falltür schloss sich polternd über mir und ich war meinen düsteren Gedanken überlassen.

Das Zimmer mit den sieben Türen - ein faszinierender Name! Welch unbekanntes Schicksal mich darin auch erwartete - meine Tage auf der Venus neigten sich jedenfalls ihrem Ende zu. Dabei gab es auf diesem Planeten noch so viel zu sehen! Ich dachte an die vielen Dinge, die mir Duare über ihren Heimatplaneten erzählt hatte und an die verschiedenen Klimazonen, die die Amtorier kannten - Karbol, das kalte Land, Trabol, das warme Land und schließlich Strabol, das heiße Land, das mich am meisten interessiert hatte, weil es meiner Meinung nach dem Äquatorgebiet der Venus entsprach und weil jenseits weite, unerforschte Gebiete lagen, von denen die Bewohner der südlichen Hemisphäre keine Ahnung hatten - die gemäßigte Zone der Nordhalbkugel.

Als ich die SOFAL in meine Gewalt brachte und mich zu ihrem Piratenkapitän aufschwang, hatte ich mich unter anderem von der Hoffnung leiten lassen, einen Weg nach Norden zu finden und diese unbekannten Länder kennenzulernen. Vergebliche Hoffnung!

Doch ich hatte auch angenehme Erinnerungen. Ich dachte an meine Jugend in Indien und an den alten Chand Kabi, der meine besonderen geistigen Talente gefördert hatte. Dann dachte ich an die treuen Freunde, die ich hier auf der Venus gewonnen hatte; an Kamlot, meinen besten Freund und an die drei Musketiere der SOFAL - Gamfor, Kiron und Zog. Die angenehmsten Augenblicke bereitete mir jedoch Duare. Sie war es wert, das Leben aufs Spiel zu setzen. Sie hatte gesagt, dass sie mich liebe!

Wie lange ich in dem dunklen Loch eingesperrt war, weiß ich nicht. Jedenfalls mussten mehrere Stunden vergangen sein, als ich in dem Raum über mir endlich Schritte hörte. Die Falltür wurde geöffnet und man befahl mir, hinaufzukommen.

Einige Soldaten brachten mich zurück in das schmutzige Büro, wo sich Sov mit Moosko, Vilor und Hokal unterhielt. Ein irdener Krug und mehrere Gläser ließen keinen Zweifel daran, auf welche Weise sie ihr Gespräch angeregt hatten.

»Bringt ihn in das Zimmer mit den sieben Türen«, befahl Sov und - gefolgt von den vier Männern, die mich zum Tode verurteilt hatten - wurde ich wieder über den Platz geführt.

Bereits nach wenigen Metern bogen die Soldaten in eine schmale und winklige Gasse ein und kamen dann auf einen kleinen Platz, in dessen Mitte sich mehrere Gebäude erhoben, darunter ein runder Turm, der alle überragte.

Durch ein kleines Tor kamen wir in einen Bogengang und erreichten schließlich eine schwere Tür, die einer der Soldaten mit einem großen Schlüssel öffnete. Schließlich gaben mir die Wächter den Weg frei und ich betrat den Raum, gefolgt von Sov, Moosko, Vilor und Hokal.

Ich befand mich in einem kreisförmigen Zimmer, dessen Wände in regelmäßigen Abständen von sieben identischen Türen unterbrochen waren.

In der Mitte des Raumes stand ein kreisförmiger Tisch mit sieben Tellern, auf denen sich sieben verschiedene Nahrungsmittel befanden; daneben standen sieben gefüllte Kelche. Über der Mitte des Tisches hing ein Seil, das in einer Schlinge endete; sein oberes Ende verlor sich in der Dunkelheit des hohen Raumes, der nur spärlich erleuchtet war.

Da ich sehr hungrig und durstig war, belebte mich der Anblick des reichlich gedeckten Tisches sehr. Offensichtlich sollte ich nicht hungrig sterben.

»Warte!«, schnappte Sov. »Hör gut zu, was ich dir zu sagen habe.« Währenddessen wanderte Moosko herum und auf seinen dicken Lippen spielte ein zufriedenes Lächeln. »Wir werden dich in Kürze allein lassen«, fuhr Sov fort. »Wenn es dir gelingt, aus diesem Gebäude zu entkommen, sei dir das Leben geschenkt.

Wie du siehst, hat dieses Zimmer sieben Türen, von denen keine verriegelt oder sonstwie verschlossen ist. Hinter jeder liegt ein Korridor, der genauso aussieht wie der, durch den wir eben gekommen sind. Es steht dir frei, jede der Türen zu öffnen und jeden der Korridore zu betreten. Wenn du eine Tür allerdings passiert hast, wird sie von einem Mechanismus geschlossen und du kannst nicht wieder zurück. Nur eine Tür führt in die Freiheit; hinter den anderen lauert der Tod.

Im Korridor hinter der zweiten Tür wirst du auf eine versteckte Sprungfeder treten und damit eine Serie von Spießen auslösen, die von allen Seiten auf dich eindringen und dich sofort töten.

Im dritten Korridor wird von einem ähnlichen Mechanismus ein Gas entzündet und in dem folgenden Feuersturm wirst du verbrennen. Im vierten wirst du es mit R-Strahlen zu tun bekommen und im fünften wird sich am anderen Ende des Korridors eine Tür öffnen, die den Weg für einen Tharban freigibt.«

»Was ist ein Tharban«, fragte ich.

Sov blickte mich erstaunt an. »Das weißt du ebenso gut wie ich«, knurrte er.

»Ich habe dir schon gesagt, dass ich aus einer anderen Welt komme!«, schnappte ich. »»Ich weiß nicht, was das Wort bedeutet.«

»Es schadet ihm nicht, wenn wir es ihm sagen«, schlug Vilor vor. »Wenn er das Tier aus irgendeinem Grunde wirklich nicht kennen sollte, wäre der Raum vielleicht nicht so wirkungsvoll.«

»Kein schlechter Gedanke«, bemerkte Moosko. »Gib ihm eine Beschreibung, Freund Sov.«

»Der Tharban ist ein entsetzliches Raubtier«, erklärte Sov, »und ist mit einem rötlichen Borstenfell bedeckt, durch das sich weiße Längsstreifen ziehen, während seine Unterseite bläulich gefärbt ist. Er hat gewaltige Zähne und Krallen und frisst nur Fleisch.«

In diesem Augenblick ertönte ein gewaltiges Brüllen, bei dem das Gebäude zu erzittern schien.

»Das ist der Tharban«, sagte Hokal grinsend. »Er hat seit drei Tagen nichts zu fressen bekommen und ist nicht nur sehr hungrig, sondern auch sehr aufgebracht.«

»Und was liegt hinter der sechsten Tür?«, fragte ich.

»Im Korridor hinter der sechsten Tür wirst du aus versteckten Düsen mit Säure bespritzt, die dir zuerst die Augen ausbrennt und dann langsam dein Fleisch zerfrisst; du wirst genügend Zeit haben, die Verbrechen zu bereuen, die dich hierhergebracht haben. Die sechste halte ich für die schrecklichste Tür.«

»Ich finde die siebente noch schlimmer«, bemerkte Hokal.

»Vielleicht«, räumte Sov ein. »Auf jeden Fall dauert der Tod noch länger und die seelische Qual ist einfach unvorstellbar. Wenn du die versteckte Sprungfeder berührst, setzen sich die Wände in Bewegung und kommen auf dich zu. Sie bewegen sich nur unmerklich, aber irgendwann werden sie dich erreichen und zerquetschen.«

»Und was soll die Schlinge über dem Tisch?«, fragte ich.

»Die Qual der Entscheidung, welche Tür wohl in die Freiheit führt, wird dich in Versuchung führen, Selbstmord zu begehen - und die Schlinge ist für diesen Zweck vorgesehen. Aber vorsichtshalber haben wir sie so niedrig über dem Tisch angebracht, dass du dir darin nicht das Genick brechen kannst - nein, das wäre ein zu schneller Tod. Dir bliebe nichts anderes übrig, als langsam darin zu ersticken.«

»Es scheint, als hättet ihr keine Mühe gescheut, eure Feinde zu vernichten«, sagte ich.

»Das Zimmer der sieben Türen ist nicht in erster Linie für die Todesfolter vorgesehen«, erklärte Sov, »sondern als Mittel, Ungläubige zum Thorismus zu bekehren und du wärst sicher überrascht, wenn ich dir erzähle, wie wirkungsvoll die Behandlung ist.«

»Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte ich. »Nachdem ihr mir nur das Schlimmste erzählt habt, darf ich wohl meinen Hunger und Durst stillen, ehe ich sterbe.«