Auf der Vespa durch Island - von Motorliebe - E-Book

Auf der Vespa durch Island E-Book

von Motorliebe

5,0

Beschreibung

Die Vulkaninsel Island liegt im Schatten aller Aufmerksamkeit, zählt weder zu Amerika noch so richtig zu Europa, wird von Trollen und Elfen bewohnt und kennt Vespas nur aus dem Internet. Letzteres liegt wohl auch daran, dass Islands Klima und seine Straßen eher was für 44-Fans sind – ein Fakt, der eine Tour mit der Vespa natürlich noch interessanter macht. Ihre Vespa-Rundreise über die Insel beschreiben die Autoren, die sich unter dem Namen "Motorliebe" zusammengeschlossen haben, mit viel Witz und Charme und einer Menge Fotos von Vespas in isländischen Landschaften. Neben Land kommen aber auch Leute nicht zu kurz: In Interviews werden einzelne Bewohner Islands porträtiert. Für alle, die sich schließlich auch auf die Reise machen wollen, bietet "Auf der Vespa durch Island" Routen- und Reisebeschreibungen zur kompletten Tour. In sieben Kapiteln wird die Rundreise beschrieben, keine der Reparaturen verheimlicht, die Koordinaten, Höhenmeter, Steigungen, Benzin- und Ölverbrauch für Nachahmer exakt angegeben. 5 gute Gründe, "Auf der Vespa durch Island" zu lesen • einzigartige Roadstory durch Island mit witzigen Begegnungen • charmantes Reisebuch für Vespa-Fahrer • anekdotenreicher Foto-Bildband für Island-Freunde • einmalige Locations von Reykjavík bis in die Westfjords • Vespa – ein Lebensgefühl ohne Einschränkung. Ohne Neid. Ohne Grenzen.

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Seitenzahl: 102

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1. Auflage 2016© Delius Klasing & Co. KG, Bielefeld

Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:ISBN 978-3-667-10700-8 (Print)ISBN 978-3-667-10755-8 (E-Pub)

Idee: MotorliebeText: Dani Heyne

Lektorat: Alexander FailingFotos: Dani Heyne, Michael Blumenstein, Marco SchmidtUmschlaggestaltung und Layout: Dani HeyneLithografie: Mohn Media, Gütersloh

Datenkonvertierung E-Book: HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice, München

Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnisdes Verlages darf das Werk, auch Teile daraus, nicht vervielfältigtoder an Dritte weitergegeben werden.

www.delius-klasing.de

VORWORT

Wir konnten nicht anders – wir mussten es wieder tun. Nach dem ersten Roadtrip auf alten Vespas durch die USA zog es uns erneut hinaus in die Welt. Die Sehnsucht war stark, das Ziel schnell gefunden: Mit gemütlichem Tempo und freiem Blick ging’s diesmal über die größte Vulkaninsel der Welt. Auf der Vespa durch Island – ein Ritt über Feuer und Eis, irgendwo im Nirgendwo.

Der Reiz dieser Episode? Island ist eine alte Kultur, reich an unberührter Natur und interessanten Eigenarten. Die Insel liegt auf einer Vulkanader und zugleich im Schatten aller Aufmerksamkeit, zählt weder zu Amerika noch so richtig zu Europa, wird von Trollen und Elfen bewohnt und kennt Vespas nur aus dem Internet. Liegt wohl daran, dass ihr Klima und ihre Straßen wenig rollerfreundlich sind – Fakten, die unsere Vorfreude nur noch steigerten.

Auch in diesem Abenteuer entdecken die italienischen Ladys unbekannte Orte, treffen schräge Typen, erfrischen bekannte Postkartenmotive – und bilden damit in bester Harley-Manier das Herz dieses Buches. Weil sie dort auftauchen, wo sie keiner vermutet, und damit Türen und Herzen öffnen.

Dies ist kein Reiseführer, kein Abenteuerroman, keine Blaupause für ideale Rollertouren oder gar Selbstfindungstrips. Es ist ein anekdotenreicher Bildband, der die Reisehungrigen, die Träumer, Abenteurer und Rollerfans einlädt, ein Stück mit uns zu fahren. Den Blick über die kleinen Lenker schweifen zu lassen und diese wunderbare Welt aufzusaugen. Um die Lust und den Mut zu finden, selbst etwas zu starten. Denn es sind die erfüllten Träume, die uns reich machen.

LOS GEHT’S …

Die richtige Vorbereitung auf solch eine Reise ist alles – zum Glück spendiert die lange Fährfahrt nach Island reichlich Zeit. In der kleinen Kajüte träumen wir von alten und neuen Abenteuern

INHALT

1W-Fragen auf dem WELTENKREUZER

2Zitternd durch den NORDOSTEN

3Verzaubert durch die WESTFJORDS

4Der süße Duft von ZIVILISATION

5Erfrischt durch den SÜDWESTEN

6Durchgepustet im SÜDOSTEN

7Stippvisite auf den FÄRÖER-INSELN

NACHWORT

 

 

 

 

VERSCHLEISSTEIL-THEORIE

Unsere Reise-Vespas entsprechen dem Muster einer PX 200 und sind rund 30 Jahre jung. An guten Tagen ziehen sie mit zehn PS, die sich mit vier Gängen verwalten lassen. Die Problemzonen bei der anstehenden Tour durch Island?

 

 

 

 

01   

W-FRAGEN AUF DEM WELTENKREUZER

 

 

Leinen los! Wir sind ready fürs zweite Vespa-Abenteuer. Nach dem Ritt einmal quer durch die USA gab’s für die Ladys ein paar Streicheleinheiten und eine neue Route. Sie beginnt im Norden Dänemarks am Steuer des großen Fährschiffs NORRÖNA, das uns in vier Tagen über tausend Wellen schippert – auf eine Insel aus Feuer und Eis. Ob wir uns das mit Island gut überlegt haben? Natürlich nicht!

 

Mühevoll zwängt sich der neue Morgen in die beschauliche Kajüte. Auf rund zehn Quadratmetern machen sich vier Betten, zwei Schränke, ein Duschbad und eine Glotze mit vier Programmen breit. Fenster? Nö. Dafür gibt’s helles Deckenlicht – gegenüber zittert der Fußboden. Fühlt sich alles nach Fähre an, riecht nach Fähre. Das kann nur eins bedeuten: Island, wir kommen!

Der zweite Teil der Motorliebe-Abenteuer-Serie – Auf der Vespa um die Welt – hat kurz zuvor in Hirtshals begonnen, einem größeren Hafen im nördlichen Zipfel Dänemarks. Hier hat uns die einzige Island-Fähre verschluckt, um uns nach rund vier Tagen auf der größten Vulkaninsel auszuspucken. Inklusive Kaffee-Stop auf den Färöer-Inseln. Bis dahin haben die Handys alle Signale verloren; NSA, we are not available.

Vespa-Riding – jeder, wie er mag.Hauptsache machen!

Vespa-Roadtrip II. Das bedeutet in unserem Fall keinen Extremsport, keine müden Rücken durch 30 Kilogramm schwere Rucksäcke oder krumme Rahmen wegen Übergepäck. Unser Traum von einer Reise auf zwei kleinen Rädern ist es nicht, die härteste Tour zu überstehen oder die krasseste Aktion abzuliefern. Uns genügt es, in gemütlichem Tempo über ferne Straßen zu reisen, fremde Ecken zu entdecken, Geschichten zu erleben, die kein Reiseführer erzählt – und all die Abenteuer und ausgefallenen Parkplätze der alten PX so perfekt wie möglich festzuhalten, dass solch ein anekdotenreicher Bildband entstehen kann. Deshalb fährt auch diesmal ein kleiner Van mit, schleppt etwas Werkzeug, Essen, Foto- und Video-Ausrüstung und unsere Kleidung – warme Kleidung. Und dient beim nächtlichen Treffpunkt als Kajüte. Das ist bei drei Typen plus Gepäck auf nicht mal zehn Quadratmetern weniger luxuriös als praktisch. Denn es erlaubt uns, die ganze Zeit on the road zu sein, das größte Glück dieser Reiseart voll auszukosten: das grenzenlose Gefühl von Freiheit. Keine Verabredung, kein Check-in, kein Zuspätkommen, kein Kreditkarten-Alarm. Stattdessen viel frische Luft, freie Blicke bis zum Horizont und stets das gute Gefühl, im selbstbestimmten Rhythmus einer Route voller Möglichkeiten zu folgen. Zufälle werden zu Wegweisern, kleine Straßen zu Highways großartiger Augenblicke.

All das ist freilich unsere Idealvorstellung. Wir folgen keinem Muster – wollen keins festlegen. Jeder sollte für sich herausfinden, welche Reise am besten zu ihm passt. Denn am Ende geht’s nicht darum, wie man’s macht, sondern dass man es macht.

Und damit zurück aufs Schiff, zur Anreise nach Island. Längst kommen die meisten Touristen auf die Insel geflogen, das geht schnell und kostet gar nicht mal so viel – vorausgesetzt, man bucht zeitig. Wer sein eigenes Fahrzeug mitnehmen will, macht entweder einen Platz auf einem Transportschiff klar (legen im Norden Deutschlands ab, allerdings sind Gäste an Bord nicht erlaubt), oder bestellt Tickets für die Fähre NORRÖNA. Sie schippert das ganze Jahr zwischen Dänemark und Island hin und her, weshalb wir sie Weltenkreuzer nennen.

Da der Platz auf ihr endlich ist, zahlen fette Geländewagen mehr als schlanke. Weniger Unterschiede werden bei Zweirädern gemacht – wer ein Fahrrad mitnimmt, berappt für das günstigste Ticket hin und zurück aktuell 508 Euro. Der Fährpreis erhöht sich auf 786 Euro, wenn ein Motorrad mit soll, egal ob Vespa oder eine bullige GS. Generell gilt bei der NORRÖNA nicht: Wer früher bucht, zahlt weniger. Sondern: Wer früher bucht, bekommt sicher einen Platz zum Wunschtermin.

Stets im Fährpreis inklusive: ein Liegeplatz in der Mehrbett-Kajüte, direkt neben dem Maschinenraum im Rumpf des stählernen Riesen. Was für Freunde von Monster-Dieselmotoren nach Sex klingt, ist für viele andere eine Herausforderung. Schließlich atmen die 30000 PS der Schiffsdiesel nicht gerade leise, sondern eindrucksvoll. Es ist ein dumpfer, mächter Beat, der sich vor allem in den unteren Etagen des Schiffes ausbreitet. Also nicht nur im Schlaflager, auch im Wellenbad und in der Muckibude – ja, die NORRÖNA hat einiges zu bieten. Auch wenn die Einrichtung ein paar Jahre auf den Buckel hat, kann man hier überschüssige Energie abbauen. Machen aber die Wenigsten; das Geschaukel scheint Training genug zu sein.

Zahlen & Fakten zur MS NORRÖNABaujahr: 2003 / Flendern Werft AG, LübeckBaupreis: 93,4 Millionen EuroGesamtlänge: 165,74 MeterBreite: 30,00 MeterTiefgang: 6,30 MeterGewicht: 6350 TonnenVermessung: 35966 BRZKabinen: 318 (1012 Betten)Passagierkapazität: 1482Besatzung: max. 118PKW: 800 oder Trailer: 130Spurmeter: 1830Frachtkapazität: 3250 TonnenReisegeschwindigkeit: 21 KnotenHauptmaschinen: 30000 BHPBugstrahler: 4755 BHPHeli-Landeplatz: auf Deck 8 achtern

Wir nutzen die viertägige Überfahrt vor allem als Denkpause zwischen zwei gegensätzlichen Welten. Die eine: durchgetaktet, ausgekundschaftet, reich an Terminen, Fristen, Steuern, Formularen, Zwängen. Vieles davon ist gewollt, einiges hat sich eingenistet und manches wird man einfach nicht wieder los. Von daher gar nicht schlecht, ab und an in andere Welten zu reisen, was einem Sprung vom Dreimeterbrett gleicht: Mit Herzklopfen anlaufen, beim Absprung das Adrenalin auskosten und dann genussvoll eintauchen – in die wohltuende Fremde.

KÄPT’N …… WAS’N DAS?MOTORLIEBE AUF DER BRÜCKE DES FÄHRSCHIFFES NORRÖNA

Dabei ist Island ja gar nicht so fremd, unbekannt trifft es eher. Weil es mitten im Nirgendwo liegt, zwischen Amerika und Europa. Das kleine Land macht sein eigenes Ding, spricht eine alte Sprache, pflegt seine Besonderheiten und bekommt durch die isolierte Lage kaum etwas ab von den Dramen dieser Welt. Bevor wir dieses Thema vertiefen, fassen wir kurz die Tage in der riesigen Badewanne zusammen.

Tag 1 auf der NORRÖNA

Ausschlafen. Abschalten. Zum Glück sind die Betten bequem und frisch bezogen. Als das Schiff langsam durch den dänischen Hafen tuckert und sich dabei sanft hin und her wiegt, schlummern wir ein wie einst an Mamas Brust. Letzter Gedanke: Mit zunehmendem Alter klappt das Umschalten von Alltag auf Urlaub immer reibungsloser.

Irgendwann schickt die offene Nordsee hohe Wellen, was die empfindlicheren Reisegäste in Alarmbereitschaft versetzt. Der Käpitän brüllt kurz via Lautsprecher ein freundliches „Hello!“ in jede Kabine und erklärt die Route. An Deck werden Tabletten gegen die Folgen des Geschwankes geschluckt, andere nehmen Bier ein. Die Versorgung ist kein Problem, vorausgesetzt man ist einigermaßen flüssig. Alles, was es zu kaufen gibt, trägt den Zuschlag „für schwimmende Inseln“. Wir bestellen teures Fast Food und werden satt, aber nicht glücklich.

Danach geht’s auf Erkundungstour, es gibt: einen Supermarkt, ein Kino, eine Bar, ein Restaurant, eine Bühne, ein Bistro, ein Sonnendeck, eine Außenbar, drei Hot Tubs, eine Raucherinsel und ab und an frische Flecke auf den Teppichen. Da sich all das über drei Etagen verteilt und die Gänge gleich aussehen, ist permanentes Verlaufen Programm. In der engen Kajüte passiert das nicht. Die Schlaftablette am Abend? ZDF.

Tag 2

Erstaunlich, dass alle in ihren Betten aufwachen. Das Schiff hat es letzte Nacht ziemlich durchgeschüttelt. Die armen Vespas – zum Glück sind sie verzurrt. Der Blick in den Spiegel bestätigt: Keiner ist wohlauf. Entsprechend schleichen wir ins Restaurant und nehmen am Brunch teil. Offensichtlich sind die anderen Gäste total ausgehungert, oder wollen die Veranstaltung maximal auskosten – die Theken sind abgegrast. Dank fleißiger Auffüller werden auch wir irgendwann satt und stampfen vollgestopft an Deck, wo es ziemlich windet und nur die härtesten Raucher aushalten. Himmel und Meer haben ein und dieselbe Farbe und das Kino ist dicht, also ab in die Kabine, pennen.

Team Motorliebe übernimmt die NORRÖNA für kurze Zeit. Von hier oben sieht alles so winzig aus. Da kann so ein Eisberg schonmal untergehen …

Tag 3

Die Stimme aus dem Lautsprecher nuschelt irgendwas von Färöer-Inseln und einem kurzen Stopp. Ist es denn überhaupt schon hell? Wir quälen uns aus den Betten, war wieder ’ne ziemlich stürmische Nacht. Noch vor dem Zähneputzen hat das Schiff eingeparkt. Sieben Uhr gehen wir hungrig von Bord. Und suchen ein Café, finden aber keins, das schon geöffnet hat. Erstaunlich – die Qualität des Essens an Bord muss sich doch in Tórshavn, der Haupstadt der Färöer-Inseln, rumgesprochen haben. Kurz vor Neun gibt’s endlich was. Lecker! Und sogar mit Sonnenschein. Nach einem Spaziergang durch den beschaulichen Hafen geht’s direkt zurück auf die NORRÖNA, die mittlerweile neu beladen ist. Kurzer Check der Vespas: stehen noch, haben sich aber in eine leichte Gemischwolke gehüllt. Vermutlich durch das Gewackel auf freier See; ausgelaufen ist nix.

Egal, wir müssen zum Käpitän. Termin für ein Interview. Petur av Vollanum heißt der Mann und schaut aus wie Jean-Luc Picard von der Enterprise. Ähnlich smart bewegt er sich auch und führt über die Brücke, die eher so eine Art Lounge ist. Mit mehreren Sitzgruppen und einem Steuerpult, breit wie der Esstisch in einem Schloss.

Nachdem Petur zackig alle Fragen beantwortet hat, wünscht er einen schönen Aufenthalt an Bord und überlässt uns dem Steuermann. Der hat nix dagegen – und gibt das Steuer, ähm: Ruder frei. Da sitzen wir nun hoch oben auf der Brücke und sehen konkret gar nichts. Weder die Wellen, noch Anfang und Ende vom Schiff. Die Trägheit solch eines Kahns macht es ohnehin unmöglich, schnell auf Hindernisse zu reagieren – Eisbergeffekt, you know. Deswegen muss sich der Steuermann auch auf viel Technik verlassen und zeigt auf mehrere Monitore. Einer zeigt die Route und das aktuelle Tempo an: 21 Knoten.