Auf einen Sprung an's Fenster - Sebastian Maile - E-Book

Auf einen Sprung an's Fenster E-Book

Sebastian Maile

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Beschreibung

Endlich! Die wunderbarsten Texte aus zehn Jahren des wunderbaren Lebens. Mit Klassikern wie "2007" und "Der Tag, an dem ich beinahe einen Marienkäfer gegessen hätte".

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INHALT

MÜNCHEN, TRASIMENO, EINE HÜTTE IN DEN BERGEN UND BILDBAND-MANHATTAN

ARTENTOD

CAMPING

FEIERN

STADTRUNDFAHRT

SOMMERZEIT, TRAURIGKEIT

DIE SICHERUNGEN BRENNEN DURCH

FEIERT MICH AM 5. JULI

WIE ALLES ANFING

AUF EINEN SPRUNG ANS FENSTER

ABSCHUSSQUOTE

VERGEHE DOCH, DU BIST SO SCHÖN

ATLANTIS

EIN ABEND IM CLUB SANDWICH

WAS MAN ÜBER PANDAS SAGEN KANN

MEIN MONSTER

DIE TELEFONISTIN

SOULFOOD

BESTANDSAUFNAHME

AUS DEM FENSTER STARREN

FREUNDE IM ESTABLISHMENT

ALT UND NEU

SIE VERSCHWINDEN LEISE, WENN ES LAUT IST...

STADTMENSCH

RIESENRAD

DIE CHRISTLICHE LEERE

BRETT VORM KOPF UND NAGEL DURCH

KALENDERWOCHE 41

BEWEGUNGSPROFIL

WAS BEKLAGT WERDEN MUSS

NATHANAEL

MIT DEN FÜSSEN VORAN

2007

PHANTOM MIT KLEINEN TITTEN

GELB

DER WHISKEY IST ALLE

DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI?

BLAULICHTSYMPHONIE

EFFIZIENZ

ICH NEHME MIR DINGE VOR, WIE

ICH AUCH

DER TAG, AN DEM ICH BEINAHE EINEN MARIENKÄFER GEGESSEN HÄTTE

ZEIT

TABELLE, FENSTER, EXTRAS

WARM

MEINE KARRIERE

DIE ZIEGE

THEATER

MEXIKO

MÜNCHEN, TRASIMENO, EINE HÜTTE IN DEN BERGEN UND BILDBAND-MANHATTAN

So weit blickt man nur selten.

Erwachen unter Sonnenstrahlen in warmen Zimmern,

Sonnenstrahlen

an einem Samstag im April.

Mit Blick über Seen und Meere

und Flüsse und kleine Bäche

voller zahmer Haie.

Erwachen hinter alten Mauern,

die irgendwie zu einem Selbst gehören

und irgendwie auch nicht,

die fremd sind,

hoch und rau und wunderschön.

Man fragt sich, wie man das bezahlen soll,

den ganzen Streichelzoo,

die vielen Futterstellen,

leergefressen, umgefallen, umgeworfen

auf den Parkplatzdächern, darauf Morgensonne,

windstill.

Man fragt sich, wie man sie bezahlen soll,

die Seelsorger, die an den Bars

den reinen Wein einschenken,

während die Pool-Boys Wasser chloren

und die kleine Evelyn an ihrer Kokosnuss erstickt.

Den Blick des Fremden

aus dem Panoramafenster werfen,

abgestandene Erotik raus,

Exotik rein, um jeden Preis.

Die Terrassentür kurz öffnen,

aber vorerst einen Spalt breit.

Den sanften Wind die Zimmer kühlen lassen,

dann doch ein erster Schritt hinaus.

Barfuß auf der Bodenplatte stehend

Wasserschichten abwischen mit der trockenen Hand

von der Plastikliege und vom Plastiktisch.

Das Buch umdrehen,

das man gestern Abend dort vergessen hat,

in der Hoffnung, dass ein bisschen hängen bleibt

vom wilden Leben.

Den Geruch der Bäckerei schön finden.

Salzige See riechen,

frischen Fisch, Gebäck und wässrigen Kaffee.

Kalten Marmor an den Fußsohlen spüren;

die Tarantel oberhalb der Tür in ihrer Ecke

ist noch da.

Atmen. Endlich atmen. Schon so lange nicht geatmet.

Hebungen und Senkungen, grün, braun, gelblich.

Ansammlung verschiedener Häuser,

Großstädte und Metropolen auf ein paar Flecken Erde,

Spitzen von Kirchtürmen dazwischen.

Schräge Vögel,

die nach Süden fliegen,

wenn es Sommer wird.

Angler, die auf kleinen Hockern sitzen,

schon früh am Morgen süßen Schnaps

in ihren Kaffee kippen

und nach der zweiten Tasse friedlich resignieren.

Einander zuprosten,

sich einen guten Fang wünschen: „Sieg Heil!",

und weiter Würmer auf die Haken spießen,

Ruten werfen, Routen planen mit der family

am Nachmittag entlang der Uferpromenade,

daran Palme, Palme, Palme,

Mülleimer, der überquillt,

Bank mit Sicht auf Frachtersilhouette,

wieder Palme.

Das beste Eis der Stadt, der Welt, ganz sicher.

Eine Mutter watscht ihr Kind, beteuert

keine böse Absicht, sondern Biene,

Kind mit Eis und Bienenallergie.

Ein Penner trägt die Kleidung dreier Menschen,

geht von Tisch zu Tisch, erschnorrt sich

Stück für Stück, im Stapel eine ganze Pizza.

Die Kleinfamilie ist der Quell des Bösen,

sagt der lange Hans

und lässt sich nur mit Müh' und Not verbiegen.

Leinenkleider tragen.

Orangen pressen und Zitronen.

Mit der Hand im Gehen

durch Hecken streichen,

Rosmarin.

Zweige pflücken,

zwischen Daumen und Zeigefinger zerreiben,

daran riechen und sich auf's Abendessen freuen.

Es wird Melone geben, Schinken und Oliven,

Knoblauchbrot vom Grill und Zeug,

frisch aus dem Meer.

Am Rand des Pools stehen,

über den Hang hinweg sehen in die Ferne.

Weit entfernte Kirchenglocken,

Hunderudel hinter Rost und Zwingern.

Einmal um den Pool herumgehen

über warme Sandsteinplatten.

Nachmittag ist immer Hölle,

aber Abend steht schon an.

Mit dem Kescher einen toten Skorpion aus dem Wasser

fischen, der kleinen Evelyn das Leben retten,

Kokosnüsse knacken, und noch vieles mehr.

ARTENTOD

Wieder falle ich vom Stuhl,

wieder mit dem Kopf voran und direkt

auf die linke Schiene.

Dort hinten,

wo die Sonne aus dem Tunnel leuchtet,

ist das schon einem anderen passiert

vor ein paar Jahren.

Kopf auf Schotter, warmer Hals auf kühlem Stahl,

und die Bahn kam aus dem Tunnel

und ratterte darüber weg wie ein MG.

Sein Körper blieb dort an der Böschung liegen,

gut gekleidet, edler Wilder.

Fremde Federn ragten bunt aus seinem Hintern,

um ihn herum Pistazienschalen, Hunderte bestimmt.

Hat lange gewartet, war nicht sicher,

war nicht wirklich hungrig, hatte Lust,

dann Dekadenz im Anflug und Verzweiflung.

Eine Flasche Sekt steht da, noch fest verschlossen,

Korken drin, die Sicherung nicht angerührt.

Zu spät, zu schnell, zu viel auf Vorrat,

doch die Absichten waren gut.

Da gab es nichts,

was man bereuen und vermissen hätte können;

und nur darauf kommt es an im Leben.

Der Kopf entfernte sich vom Rumpf,

begab sich nebenan zum Fußballplatz und direkt

in die feuchte Hand der Dorfjugend.

Da gab es große Euphorie, ganz viel Gefühl,

man konnte Sexualhormone sich verbreiten riechen,

Wienerwürstchen in der Sommersonne,

Sonnenmilch auf angebräunter Menschenhaut.

Es war so schön, man hätte sterben wollen,

wäre man nicht tot gewesen.

Die Jugend schleppte ihren Kopf ins Clubhaus,

zog ihn beim Abendessen aus der Tasche

und reichte ihn im Kreis herum.

Jeder durfte einmal anfassen

und ihn an den verklebten Haaren ziehen,

einmal Flasche drehen und küssen,

kannten sie,

das war der Deal.

Wer genau hinsah,

der konnte ihn ziemlich friedlich lächeln sehen,

diesen Kopf,

weil der letzte Abschnitt seines Lebens

so reibungslos verlaufen war.

Schnitt.

Dann packten sie ihn wieder zu den Fußballsocken

in den Seesack

und fuhren los zur nächsten Polizeistation.

Dabei überfuhren sie ein Streifenhörnchen

mit dem Moped,

vielleicht das Letzte seiner Art.

CAMPING

Während der Sommermonate geht man Campen.

Also war ich Campen.

Ich warf mein Zelt in die Luft

und verankerte es mit Metallstiften im Kies.

Darunter waren große Steine,

darum verschwanden sie nicht ganz

und hielten es nur schlecht.

In einem anderen Sommer trug ich Flip-Flops.

Ich hatte die Metallstifte

nicht richtig im Boden versenkt,

weil auch dieser Boden steinig war.

Und als ich spät nachts zum

Sanitärgebäude ging,

riss ich mir an einem dieser Stifte

meinen Fuß auf, dass er nur so blutete.

Zwischen kleinem Zeh und Ringzeh.

Ich schrie!!!

Ich schrie: „Scheiße! Blöde Scheiße!",

klagte an die ganze Welt:

die Herrenmenschen, Frauenmenschen,

Kindermenschen, Stars and Stripes und Sternchen,

wollte plötzlich Vegetarier werden, Sektenführer,

Schauspieler mit Alkoholproblem,

dabei nicht auffallen in der Traumfabrik,

nicht durchfallen vor Gericht bei Prüfung

der Gewissensbisse, Mückenstiche und Stuhlproben.

Aus Angst und Ärger

kündigte sich Durchfall an,