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High Heels, ein kurzer Rock, ein sexy Körper … Reihenweise verdreht die schöne Sekretärin Penny den Männern den Kopf. Doch Carter Dodds durchschaut ihr verführerisches Spiel - und beschließt, den Spieß umzudrehen. Denn was spricht schon gegen ein bisschen Spaß? Doch kaum hat der überzeugte Single eine heißen Flirt mit Penny begonnen, wilde Nächte mit ihr geteilt, ahnt er plötzlich die Verletzlichkeit hinter der Fassade des unbekümmerten Partygirls. Und als Penny ihre Affäre aus heiterem Himmel wieder beendet, kann er sie einfach nicht mehr vergessen …
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Seitenzahl: 205
Natalie Anderson
Auf High Heels ins Glück
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2011 by Natalie Anderson Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 112012 - 2012 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Alexa Christ
Fotos: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format im 06/2012 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86494-128-3
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Auf zwei Minuten mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht mehr an – sie war ohnehin schon zu spät dran, und dies hier war zu wichtig, um jetzt einfach zu gehen.
„Komm schon, Audrey“, murmelte Penny sanft. „Wir päppeln dich ein bisschen auf, hm?“ Sie verstreute etwas Pflanzendünger, legte die Packung in die oberste Schublade des Aktenschranks zurück und griff nach der Gießkanne.
„Was tun Sie da?“
Penny zuckte zusammen. Die Stimme klang so vorwurfsvoll, dass sie erschreckt herumwirbelte. Vor ihr stand ein Fremder in schwarzer Kleidung – und mit finsterem Blick. Ein großer, dunkler, mit Testosteron vollgepumpter Mann, in ihrem Büro, spät abends. Es war nicht Jed, der Wachmann, sondern ein bedrohlich wirkender Unbekannter, der sich blitzschnell auf sie zubewegte.
Instinktiv schwang Penny den Arm nach vorn.
Der Fremde fluchte, als sie ihm Wasser direkt in die Augen spritzte. Sie griff ein zweites Mal an, in der Hoffnung, mit der Gießkanne seine Schläfe zu treffen und ihn so außer Gefecht zu setzen. Doch auf halbem Weg stieß sie mit dem Arm gegen etwas Hartes, der Aufprall ließ sie bis in die Schulter erzittern. Starke Finger klammerten sich so fest um ihr Handgelenk, dass es schmerzte. Mit aller Kraft versuchte Penny, ihren Arm zu drehen und sich zu befreien. Doch sein Griff wurde nur noch fester. Sie rang nach Luft. Als ihre Finger schließlich nachgaben, glitt die Kanne aus ihrer Hand und fiel zu Boden.
Dabei ergoss sich eiskaltes Wasser über ihre Brust. Penny war so überrascht, dass sie nicht einmal schreien konnte. Sie schreckte zurück, aber der Unbekannte kam unbarmherzig näher, ihr Handgelenk noch immer eisern umklammernd. Immer weiter wich sie zurück, bis sie gegen die Schublade des Aktenschranks stieß, die laut zuknallte.
„Wer zum Teufel sind Sie und was machen Sie hier?“, fragte er und trat dabei noch einen Schritt auf sie zu.
Schock, Schmerz, Angst. Penny konnte sich nicht mehr rühren. Sie versuchte zu blinzeln, um einen klaren Blick zu bekommen und einen Fluchtweg zu finden.
Aber der Fremde rückte immer näher. „Was haben Sie mit den Akten vor?“, fragte er bedrohlich.
Der Metallschrank hinter ihr fühlte sich kalt an. Ganz im Gegensatz zu dem Furcht einflößenden Eindringling. Sogar über den Abstand zwischen ihnen konnte sie seine Hitze spüren. Seine Hand brannte auf ihr. Sie bekam keinen Ton heraus, ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihr Herz schien still zu stehen.
Der Fremde strich sich mit der freien Hand die Haare aus dem Gesicht und blinzelte ebenfalls – nur, dass in seinen Augen das Wasser stand, das sie ihm ins Gesicht gespritzt hatte, und nicht Tränen wie bei ihr. Er lachte sogar – allerdings nicht besonders freundlich – und sein Griff verstärkte sich noch mehr. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach werden würde.“ Er blickte ihr in die Augen und sagte voller Verachtung: „Sie werden dieser Firma keinen einzigen weiteren Cent stehlen.“
Penny starrte ihn verständnislos an. Der Mann musste verrückt sein. Vollkommen verrückt. „Der Wachmann wird jede Sekunde seine Runde machen“, keuchte sie. „Er ist bewaffnet.“
„Womit – Kaugummi? Die Einzige, die heute Nacht in eine Polizeizelle wandern wird, sind Sie, Schätzchen!“
Ja, er war vollkommen verrückt. Nur leider hatte er recht, was Jeds Munition betraf. Das Einzige, worauf sie hoffen konnte, war eine schwere Taschenlampe. Und alle Hoffnung war umsonst, denn sie hatte sowieso gelogen – Jed machte keine Runden. Er saß an seinem Platz im Erdgeschoss, während sie sich zehn Stockwerke weiter oben befand, allein mit einem Irren, der sie … der sie …
Stoßartige Atemzüge erfüllten den Raum – es hörte sich an wie ein Asthmaanfall. Penny brauchte einen Moment, bis sie begriff, dass es ihr eigener Atem war. Sie presste die freie Hand auf den Bauch, konnte das heftige Beben aber nicht unterdrücken. Immer mehr Tränen stiegen ihr in die Augen, sie zitterte am ganzen Körper. Leise hörte sie ihn fluchen.
„Ich werde Ihnen nicht wehtun“, erklärte er und schaute sie dabei fest an.
„Das tun Sie schon“, japste sie.
Sofort ließ er ihr Handgelenk los, rührte sich aber keinen Millimeter von der Stelle. Stattdessen rückte er näher und blockierte noch entschiedener den Ausgang. Immerhin konnte sie wieder atmen, ihr Herzschlag beruhigte sich langsam und ihr Gehirn begann, einen Fluchtplan zu entwerfen. Alles, was sie tun musste, war, sich irgendwie an dem Fremden vorbeizuschieben und zu Jed runter an die Rezeption zu laufen. Das schaffte sie doch, oder? Sie zwang sich, noch einmal tief durchzuatmen. Der Fluchtinstinkt wurde immer übermächtiger. Ihr Körper und ihr Gehirn stellten sich auf Überlebenskampf ein.
„Wer sind Sie, und was tun Sie hier?“, fragte der Fremde diesmal etwas ruhiger, aber immer noch in einem gebieterischen Ton. Ganz so, als hätte er hier das Sagen.
Was definitiv nicht der Fall war.
„Beantworten Sie das doch selbst“, fuhr Penny ihn an.
Sein Blick fiel zunächst auf die Gießkanne am Boden, dann auf den Blumentopf neben ihr. „Sind Sie die Putzfrau?“ Er musterte sie bedächtig von Kopf bis Fuß. „Sie sehen nicht aus wie eine Putzfrau.“
„Nein. Wer sind Sie und was machen Sie hier?“ Jetzt, wo sie wieder klar sehen und denken konnte, betrachtete sie ihn genauer. Groß und dunkel war er wirklich, die pechschwarze Jeans und das ebenso dunkle T-Shirt saßen wie angegossen – sie tippte auf Designerkleidung. Außerdem trug er keine schwarze Wollmütze über dem Gesicht. Nicht gerade die typischen Verbrecher-Klamotten.
In seinem Blick lag kein Ärger mehr. Sein Gesicht war sonnengebräunt, so als würde er viel Ski fahren oder segeln. Seine gestählten Muskeln und die Kraft, die sie am eigenen Leib gespürt hatte, ließen ebenfalls darauf schließen, dass er gut in Form war. Jetzt, wo kein Wasser mehr in seinen Augen glitzerte, sah sie, dass sie blaugrün und sehr schön waren. Klar und strahlend und lebendig und … flirtete er etwa mit ihr?
„Ich habe zuerst gefragt“, sagte er sanft, während er einen Arm links und einen rechts von ihr auf dem Aktenschrank abstützte – und sie so gefangen hielt.
„Ich bin die persönliche Assistentin der Geschäftsführung“, antwortete sie automatisch, während ihre ganze Aufmerksamkeit darauf gerichtet war, mit der ungewohnten Nähe zurechtzukommen. „Dies ist mein Schreibtisch.“
„Sie sind Penny?“ Er zog die Augenbrauen hoch und musterte ungeniert noch mal ihr Outfit. „Sie sehen definitiv nicht aus wie die Art von Assistentin, die Mason beschäftigen würde.“
Woher kannte er ihren Namen? Und Mason? Ihre Augen wurden schmal, während seine immer mehr leuchteten. Hitze stieg von ihm auf, die ihr Blut in Wallung brachte und ihre Haut prickeln ließ. Auf keinen Fall konnte sie zulassen, dass er sie so anschaute. Sie versuchte es mit Sarkasmus: „Mason ist ganz begeistert von meinem Rock.“
Er legte seinen Kopf schief und betrachtete ihre Kleidung noch einmal. „Das soll ein Rock sein? Ich dachte es sei ein Gürtel.“ Er lächelte. Kein unheimliches Psychokiller-Lächeln, sondern eher eines, das eine Million Herzen höherschlagen ließ.
Es war so umwerfend, dass sie sich nur mit Mühe davon abhalten konnte, das Lächeln wie ein naives Dummchen zu erwidern. „Das ist ein Vintage-Levis.“
„Ah, das erklärt natürlich alles. Haben Sie denn nicht gemerkt, dass Motten sich am Saum zu schaffen gemacht haben?“ Er wirkte immer vergnügter. „Nicht, dass ich mich beklagen würde.“
Okay, der Jeansrock war wirklich kurz, ihre Absätze superhoch und ihre champagnerfarbene Bluse halb von der Schulter gerutscht. Natürlich trug sie dies nicht zur Arbeit. Sie wollte gleich tanzen gehen. Und ja, sie hatte sich chic gemacht für den Fall, dass sich eine gewisse Gelegenheit ergab – nur, weil sie seit einiger Zeit keinen Liebhaber mehr gehabt hatte, musste sie die Hoffnung ja nicht ganz aufgeben. Aber jetzt war die schöne Seide klatschnass, klebte an ihrer Brust und entblößte weit mehr, als sie beabsichtigt hatte. Und sie empfand keine, aber auch wirklich gar keine körperliche Anziehung einem Fremden gegenüber, der sie handgreiflich bedroht hatte. „Bevor ich schreie, wer sind Sie?“ Nicht dass es irgendeinen Grund gegeben hätte, jetzt noch zu schreien.
„Ich arbeite hier“, erwiderte er sanft.
„Ich kenne jeden, der in diesem Gebäude arbeitet, und Sie arbeiten nicht hier.“
Er fasste in seine Tasche und streckte ihr seinen Hausausweis entgegen. Sie warf einen Blick darauf – Carter Dodds. Das sagte ihr gar nichts; sie hatte noch nie von ihm gehört. Sie betrachtete das Foto genauer. Darauf trug er das schwarze T-Shirt, das er auch jetzt anhatte.
Erstaunlicherweise schaffte es ihr Gehirn, den Zusammenhang herzustellen. „Sie haben heute angefangen.“
Er nickte. „Offiziell morgen.“
„Warum sind Sie dann jetzt hier?“ Und wie? Jed war vielleicht nachlässig, was seine Runden anging, aber er wusste immer ganz genau, wer sich noch zu später Stunde im Gebäude aufhielt. Und Mason würde nie einem neuen Angestellten ohne Begleitung Zugang zum Gebäude gewähren.
„Ich wollte sehen, wie es hier ist, wenn es ruhig ist.“
„Warum?“ Ihr Misstrauen wurde immer größer. Was suchte er? Es gab kein Geld im Büro, aber Akten, Überweisungen, Kontonummern – viele sensible Investorendaten, die Millionen wert waren. Sie warf einen Blick auf Masons offene Bürotür, aber das leise Summen des Computers war nicht zu hören so wie sonst.
„Warum gießen Sie die Pflanzen abends um halb zehn?“, entgegnete er.
„Ich habe vergessen, es früher zu tun.“
„Also sind Sie nur dafür zurückgekommen?“ Er glaubte ihr kein Wort.
Eigentlich war sie unten im Schwimmbad gewesen – und hatte dabei mal wieder alle Regeln gebrochen, weil das Schwimmbad offiziell schon geschlossen war. Aber das wollte sie ihm nicht auch noch auf die Nase binden. „Ich lasse mich nicht von einem neuen Angestellten in die Mangel nehmen.“
„Nein?“
Sein Lächeln wurde schmaler, aber bevor er eine neue Frage stellen konnte, kam sie ihm zuvor. „Wie kommt es, dass Sie hier allein rumlaufen?“
„Mason wollte früh nach Hause gehen, bevor wir morgen loslegen.“
„Er hat mir nicht gesagt, dass Sie anfangen.“
„Sagt er Ihnen alles?“
„Normalerweise ja.“ Sie reckte herausfordernd das Kinn, aber er bemerkte das gar nicht – sein Blick war schon wieder auf ihren Körper gerichtet.
„Masons Herz schlägt nur für seine Frau – auch noch nach ihrem Tod“, sagte er unvermittelt. „Sie werden ihn nicht um den Finger wickeln können, egal, wie kurz Ihr Rock ist.“
Ihre Kinnlade klappte herunter. „Was?“
„Sie wären nicht das erste hübsche Mädchen, das vor einem alten reichen Mann mit den Wimpern klimpert.“
Was sollte das heißen? „Mason ist achtzig.“
Er zuckte mit den Schultern, konnte aber seinen Ärger nicht verbergen. „Für manche Frauen macht ihn das sogar noch attraktiver.“
„Mag ja sein, aber nicht für mich. Er ist wie ein Großvater für mich.“ Sie verzog das Gesicht.
„Sie waren diejenige, die sagte, dass Mason Ihren Rock mag.“
„Nur, weil Sie Ihren Blick nicht davon lassen konnten.“
„Aber ist das nicht der Grund, warum Sie ihn tragen?“
Sie hielt inne. Er hatte keine Angst vor direkten Herausforderungen. Gut, sie auch nicht – wenn sie bloß einen klaren Gedanken hätte fassen können. Im Moment versagte ihr Gehirn den Dienst. „Ich denke, dass Sie hier nichts zu suchen haben.“
„Wirklich? Nur zu, fragen Sie Ihren Chef. Nehmen Sie mein Telefon.“ Er zog es aus der Tasche, tippte auf die Tasten und reichte es ihr.
Es klingelte nur wenige Male.
„Carter hast du schon etwas gefunden?“
Penny umklammerte das Telefon fester, als sie die Angst in Masons Stimme hörte. „Nein, entschuldige, Mason, hier ist Penny. Nicht Carter.“ Sie kam ins Stocken, als sie Carters breites Grinsen sah – entwaffnend und schadenfroh. „Ich bin gerade jemandem im Büro begegnet.“
„Carter“, vermutete Mason.
„Ja.“ Penny kam sich dumm vor bei dieser offensichtlichen Feststellung. Sie hatte das ungute Gefühl, dass sie sich gleich noch dümmer fühlen würde. „Er hat mir sein Telefon gegeben, um dich anzurufen.“
„Penny, es tut mir leid. Ich hätte dir Bescheid sagen sollen, aber Carter meinte, das solle warten, bis er da sei.“
Was sollte warten? Warum hatte Carter das Sagen? Was war hier los?
„Carter leitet Dodds Enterprises in Melbourne. Ich habe ihn gebeten, für einige Wochen nach Sydney zu kommen. Ich brauche seine Hilfe.“
„Wofür?“
Carter war klar, dass er immer noch zu dicht bei ihr stand. Egal. Er stützte sich wieder mit beiden Händen auf den Aktenschrank und schnitt Penny so den Weg ab. Auf diese Weise konnte sie nicht einfach davonlaufen. Er war sich sicher, dass sie es versuchen würde, und wollte alles tun, um es zu verhindern – indem er eine Position einnahm, die fast ein wenig zu intim war.
Er konnte nur schwer der Versuchung widerstehen, Penny noch näher zu kommen. Belustigt beobachtete er, wie sie das Telefon noch fester an ihr Ohr presste und ihren Kopf von ihm wegdrehte.
Röte überschwemmte ihr Gesicht, was Carter insgeheim Vergnügen bereitete. Mason war der beste Freund seines Großvaters. Er kannte ihn schon sein ganzes Leben lang. Dies war das erste Mal, dass Mason ihn um Hilfe gebeten hatte – und er würde ihm helfen. Aber musste es unbedingt jetzt, in diesem Moment sein?
Er konnte sich einfach nicht konzentrieren.
„Natürlich.“ Penny hatte ihren Kopf noch weiter weggedreht, offensichtlich in der Hoffnung, dass er nicht hören würde, was auch immer Mason ihr sagte.
Carter war es vollkommen egal, worüber der alte Herr gerade sprach. Er war zu vertieft in ihren Anblick. Penny hatte die größten, dunkelsten Augen, die er je gesehen hatte. Sie zogen ihn magisch an. Beinahe mochte er darin versinken, denn sie waren wie glitzernde Seen, die sich als gefährlich tief erwiesen. Die Art von Augen, in die man endlos blicken könnte. Währenddessen registrierte er auch noch das kleinste Detail von ihr und zog rasche Schlussfolgerungen.
Ein verdammt kurzer Rock, ein sexy Körper, feuchte Lippen …
Diese Frau wusste, wie attraktiv sie war, und sie betonte ihre Schokoladenseite. Alles an ihr war pure Sinnlichkeit und Perfektion. Sie war keine schüchterne kleine Sekretärin. Sie war eine Rassefrau. Carter sehnte sich mit aller Macht danach, ihrer Aufforderung nachzukommen.
„Hallo?“ Sie streckte ihm das Telefon entgegen. Er war so vertieft in ihren Anblick gewesen, dass er es nicht sofort bemerkte hatte.
„Hi, Mason. Entschuldige, dass ich dich so spät noch störe.“
„Das ist in Ordnung. Großartig, dass du so zügig bei der Sache bist. Ich kann dir gar nicht genug danken.“
„Penny ist also deine Assistentin?“ Carter betrachtete sie weiter. Er konnte immer noch nicht glauben, dass der konservative achtzigjährige Mason solch eine offenkundige Sexbombe eingestellt hatte. „Sie arbeitet spät.“
„Sie arbeitet immer spät.“ Mason hörte sich zufrieden an. „Sie ist ein Engel. Wenn ich morgens ins Büro komme, ist alles perfekt organisiert. Sie macht es mir kinderleicht.“
Ein Engel? Sein Misstrauen regte sich von Neuem. Penny wäre nicht die erste attraktive junge Frau, die einem alten Mann den Kopf verdrehte. Carter wusste ganz genau, wie einfach es für eine ehrgeizige Frau war, ihre Schönheit zu benutzen, um einen Dummkopf zu verwirren, der eigentlich alt genug war, um es besser zu wissen. Er hatte nicht nur eine, sondern sogar zwei Frauen beobachtet, die dies bei seinem Vater versucht hatten. Trotz Pennys geschockter Reaktion: Wer sagte ihm, dass hier nicht genau dasselbe passierte? „Wie lange ist sie schon bei dir?“ Er musste einfach Gewissheit haben.
Einen Moment lang war es still in der Leitung. „Erst nachdem die Probleme begannen.“ Masons Ton war kühl. „Ich dachte, das hätte ich schon deutlich gemacht.“
Ja, Mason hatte seine fantastische Assistentin mehr als einmal erwähnt – aber nicht ihren Sex-Appeal. Das konnte man doch nicht unter den Tisch fallen lassen!
„Sag ihr, was los ist“, verlangte Mason scharf. „Ich hätte das schon längst tun sollen. Carter, sie ist nicht diejenige, nach der du suchst.“
Carter starrte die personifizierte Versuchung vor ihm an. Ihr Mund schimmerte so verführerisch, prall und rot wie eine Kirsche – und er wollte ihn kosten. Das war das eigentliche Problem. Verflucht, er war schon von seiner Mission abgekommen, bevor er überhaupt begonnen hatte. Er schuldete Mason mehr als das. „Du hast recht“, erklärte er abrupt. „Sie ist es nicht.“
Penny beobachtete, wie Carter sein Telefon wieder einsteckte. Er schien nicht glücklich zu sein über die Situation – weder schenkte er ihr ein Lächeln noch entschuldigte er sich bei ihr. Vielmehr sah er genauso wütend aus wie zu Anfang. Warum war er hier? Mason hatte das nicht weiter erläutert. Nur, dass sie ihm helfen solle, wenn er sie darum bat.
Sie hatten keine neue Stelle ausgeschrieben – sie war diejenige, die die Anzeigen schaltete, daher musste sie es wissen. Also konnte es nur Vitamin B sein, irgendeine Kungelei zwischen alten Herren. Dabei war dieser Carter kein junger Uniabsolvent, der durch Kontakte seines Vaters den ersten Job ergattern wollte. „Sie kennen Mason persönlich“, bemerkte sie. Es ärgerte sie, dass er Mason so gut kannte, ärgerte sie, dass er so verdammt attraktiv war.
Er nickte. „Seit Jahren.“
Deswegen war also die Stelle, worum auch immer es sich dabei handelte, nicht ausgeschrieben worden. Mason hatte ihm vermutlich irgendeine Position quasi aus dem Boden gestampft. Immer noch gekränkt von seinen taktlosen Kommentaren ließ sie ihrem Ärger freien Lauf. „Sie sehen nicht wie ein Mann aus, der darauf angewiesen ist, dass ihm jemand aus Gefälligkeit einen Job verschafft.“
„Ach ja?“, antwortete er sanft. „Wie können Sie das wissen? Ist es das, was Sie tun?“ Er kam noch näher und flüsterte leise, so als würden sie sich gut kennen. „Welche Gefälligkeiten leisten Sie denn, um einen Job zu bekommen, Penny?“
Okay, sie hatte die Grenze ein klein wenig überschritten, aber er war meilenweit darüber hinausgeschossen. „Was denken Sie denn, was für Gefälligkeiten ich leiste?“, schoss sie zurück, ohne nachzudenken.
Seine Augen flackerten, die Pupillen vergrößerten sich. Er sah wirklich unglaublich gut aus – markante Wangenknochen, perfekte Züge und dichtes Haar, das geradezu danach verlangte, zerzaust zu werden.
Ihre Haut prickelte. Himmel, sie wollte nicht nur seinen Kopf zu sich heranziehen, nein, sie stellte sich vor, wie sie stahlharte Muskeln berührte, ihre Finger über nackte Haut wandern ließ und … O Gott, wo kam das nur her?
Schnell verdrängte sie ihre Fantasien. Sie durfte diese Gedanken einfach nicht zulassen. Beschämt senkte sie den Blick und presste die Lippen zusammen.
Inständig hoffte sie, dass er nicht ahnte, was gerade in ihrem Kopf vorging. Als sie wieder aufblickte, glühten seine Wangen. Seine Gefühle konnte sie nur zu gut nachvollziehen. Das Blut rauschte in ihren Adern.
Beide schwiegen. Doch die Spannung zwischen ihnen war förmlich greifbar. Die Luft brannte vor sexueller Energie und tiefem Verlangen. Beinahe unkontrollierbarem Verlangen.
„Es gibt ein Problem mit den Konten – jemand in der Firma veruntreut Geld“, erklärte er plötzlich mit rauer Stimme.
„Was?“
„Ich bin hier, um alle Unterlagen zu prüfen und um herauszufinden, wer das tut und warum.“
Jemand bestahl die Firma? Und Carter war hier, um denjenigen zu stellen? Mason hatte gesagt, dass er an der Spitze irgendeines Unternehmens in Melbourne stand. War er eine Art Geschäftsführer oder ein Wirtschaftsprüfer?
Eigentlich passte das gar nicht zu ihm. Nicht, wo ihm doch Jeans und zerzaustes Haar so gut standen. Er war zu sexy, um ein trockener Zahlenexperte zu sein.
„Die Einzigen, die den echten Grund kennen, warum ich hier bin, sind Sie, Mason und ich“, fuhr er fort. „In der Firma werden wir verbreiten, dass ich ein Freund von Mason bin, der für einige Wochen ein Büro braucht. Was ich auch tue.“
Seine sinnlichen Lippen verhärteten sich zu einer dünnen Linie. Penny beobachtete, wie er immer mehr erstarrte. Langsam verarbeitete sie seine Worte.
Und dann begriff sie. „Sie dachten, ich wäre es?“ Sie schrie förmlich, während sie vor Zorn kochte. Sie war vieles, aber eine Diebin war sie nicht. „Ich bin verdammt noch mal die beste Aushilfe der ganzen Stadt. Ich arbeite hart und ehrlich. Wie können Sie es wagen, hier hereinzustürmen und mit bodenlosen Anschuldigen um sich zu werfen?“
„Ich weiß.“ Sein Blick wurde durchdringend. „Es tut mir leid. Mason sagte mir schon, dass Sie es nicht sein können.“
Er wollte ihr den Wind aus den Segeln nehmen. Ein plötzliches Lächeln entwaffnete sie endgültig und ließ die Hitze erneut aufsteigen. Doch sie wollte nicht, dass ihre Wut in Anziehung umschlug. Wütend entgegnete sie: „Aber Sie dachten es.“
„Na ja, Sie müssen zugeben, dass es so aussah, als wenn … als wenn …“ Sein Blick wanderte tiefer. „Es sah so aus, als wenn …“
Ihr Körper brannte – trotz des kalten nassen Stoffs. Okay, diese Anziehungskraft ließ sich nicht unterdrücken. Das Einfachste war, sich sofort aus dem Staub zu machen. „Nun, jetzt, wo Sie Ihre Begutachtung beendet haben“, bemerkte sie sarkastisch und blickte ihm direkt in die Augen, „wären Sie da so nett und würden mich durchlassen?“
„Nein“, versetzte er mit einem schiefen Lächeln. „Ich bin noch nicht fertig.“
Pennys Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Die feuchte Seidenbluse schmiegte sich hauteng um ihren Körper und war beinahe transparent. Sie hätte genauso gut nackt sein können. Schlimmer noch … sie brannte vor Lust … und war entsetzt darüber, wie offensichtlich dies sein musste.
„Sie frieren“, sagte er sanft.
Ja, es war vollkommen offensichtlich.
„Das Wasser in der Kanne war aus dem Wasserkühler.“
„Das ist also der Grund …“
Ihre einzige Chance war, alles zu leugnen. Sie warf ihren Kopf nach hinten und sah ihm direkt in die Augen. „Welchen Grund könnte es sonst geben?“
Um seine Lippen spielte ein spöttisches Lächeln. In dem dunklen T-Shirt und der dunklen Hose sah er wie ein umwerfend attraktiver Pirat aus, vor allem mit seinem etwas zu langen Haar. Die Intensität seines forschenden Blicks war verstörend. Er fixierte eine einzige Stelle – ihren Mund.
Sie wusste, was er vorhatte, und verzehrte sich nach seiner Berührung. Aber selbst für sie wäre das verrückt gewesen. Ihr gefiel nicht, wie ihr Puls raste, wie ihr Körper so willig nach Liebkosung gierte.
„Keine weitere Beleidigung“, flüsterte sie atemlos.
„Wie kann die Bewunderung von Schönheit eine Beleidigung sein?“
Pennys Puls beschleunigte sich. Sie war an selbstbewusste Männer gewöhnt, fand sie attraktiv, weil sie unverwundbar wirkten. Aber das hier war mehr als nur oberflächliche Selbstsicherheit. Das war angeborene Arroganz.
Sein Lächeln wurde noch strahlender. Er hob eine Hand und berührte ihre Lippen mit dem Daumen. Penny erschauerte.
Sie stand unter Schock. Das war das Problem. Deshalb wehrte sie sich nicht …
Sein Gesicht nahm einen liebevollen Ausdruck an. „Alles okay?“
„Mmm.“
Mehr brachte sie nicht heraus. Und dann war es plötzlich sein Mund, der auf ihren Lippen lag.
Oh.
Ein warmer, zarter, schmeichelnder Kuss, der so viel mehr versprach. Carter wandte gerade genug Druck an, dass sie nachgab. Dass sie mehr wollte. Unbewusst schloss sie die Augen, während ihr Körper sich ganz auf die süßen Gefühle konzentrierte, die er in ihr weckte. Es war lange her, dass sie etwas so Schönes erlebt hatte – eine subtile Magie, die ihren Widerstand dahinschmelzen und sie auf das hoffen ließ, was er noch zurückhielt.
Wie von selbst öffneten sich ihre Lippen. Seine Reaktion erfolgte spontan und heftig. Er nahm die Hände von dem Aktenschrank und legte sie auf ihren zarten Körper. Penny erschauerte von Kopf bis Fuß, als er sie streichelte und näher an sich zog. Sie musste sich an seinen Schultern festklammern, um nicht nach hinten zu fallen. Der Kuss wurde intensiver, leidenschaftlicher. Ihr Kopf sank zurück, sodass er noch besseren Zugang zu ihrem Mund erhielt. Seufzend vergrub sie ihre Finger in seinem Haar. Carter kannte kein Erbarmen. Er wollte mehr, küsste ihr Kinn und ihren Hals und wieder ihren Mund.