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Das vielfältige Werk der Marie von Ebner-Eschenbach mit seiner feinen Psychologie und seiner klar formulierten Gesellschaftskritik verdient eine aktuelle Lesart. Gerade die Geschichte von Pavel, dem "Gemeindekind", der von der Gemeinschaft ausgestoßen wird, dem aber gegen alle Widerstände ein sozialer Aufstieg gelingt, ist von bestürzender Modernität. Auch das unkonventionelle Debüt der Autorin - die 1858 anonym erschienene Briefnovelle "Aus Franzensbad" - demontiert erfrischend scharf und voller Sprachwitz den damaligen Zeitgeist. Beide Werke zeigen ihren wachen Blick für die brennenden Fragen der Zeit und ihre kritische Haltung zu den Konventionen ihres eigenen Standes.
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Seitenzahl: 473
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Leseausgabe in vier Bänden
Herausgegeben von Evelyne Polt-Heinzl,
Daniela Strigl und Ulrike Tanzer
Marie von Ebner-Eschenbach
Band 1
Herausgegeben von Evelyne Polt-Heinzl undUlrike Tanzer
Vorwort von Ulrike TanzerMitarbeit von Lina Maria Zangerl
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
www.residenzverlag.at
© 2014 Residenz Verlag
im Niederösterreichischen Pressehaus
Druck- und Verlagsgesellschaft mbH
St. Pölten – Salzburg – Wien
Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten.
Keine unerlaubte Vervielfältigung!
ISBN ePub:
978-3-7017-4459-6
ISBN Printausgabe:
978-3-7017-1628-9
Wieder gelesen.
Die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916)
Aus Franzensbad. Sechs Episteln von keinem Propheten
Kommentar
Das Gemeindekind
Kommentar
Editorische Notiz
Ulrike Tanzer
I
Um 1900 war Marie von Ebner-Eschenbach die Grande Dame der deutschsprachigen Literatur. Dies zeigte sich bei den Ehrungen rund um ihren siebzigsten Geburtstag am 13. September 1900. Als erste Frau erhielt sie im Jahre 1898 das österreichische Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft, als erster Frau wurde ihr das Ehrendoktorat der Universität Wien verliehen und zehn Jahre später auch der Elisabeth-Orden I. Klasse. Zu den Gratulanten aus dem Literaturbetrieb zählten langjährige Weggefährten wie Paul Heyse, Hieronymus Lorm, Peter Rosegger und Ferdinand von Saar ebenso wie Gerhart Hauptmann, Hermine Villinger oder Arthur Schnitzler als Vertreter der jungen Schriftsteller/innengeneration. Das Burgtheater veranstaltete eine Ebner-Feier und führte, eingeleitet von einem Festprolog Ferdinand von Saars, drei ihrer Theaterstücke auf (Am Ende, Doktor Ritter und Ohne Liebe).1
Ehrenbezeugungen wie die von 10 000 Wienerinnen unterschriebene Dankadresse und die Gratulation der Arbeiterführer Engelbert Pernerstorfer und Victor Adler zeigen auch die Bandbreite der Rezeption: Während Letztere mit Ebner-Eschenbachs Sozialethik sympathisierten, war sie für die Frauenbewegung eine Identifikationsfigur. Marie von Ebner-Eschenbach weigerte sich zwar beharrlich, innerhalb der diversen Frauenvereine in die erste Reihe zu treten, sie pflegte aber Kontakt mit jungen Schriftstellerinnen und förderte sie, nicht zuletzt durch den von ihr gestifteten und nach ihr benannten Literaturpreis, den u. a. Isolde Kurz (1901), Enrica von Handel-Mazzetti (1904), Helene Böhlau (1905), Marie Eugenie delle Grazie (1906) und Ricarda Huch (1907) erhielten.
Heute, fast hundert Jahre nach ihrem Tod am 12. März 1916, ist Marie von Ebner-Eschenbach im literarischen Kanon fest verankert, allerdings eher als harmonisierende Dichterin der Güte, die wenig Interesse weckt. In österreichischen Schulen wird, wenn überhaupt, meist die Novelle Krambambuli gelesen – und auf eine rührselige Hundegeschichte reduziert. Die gängigen Bilder der Autorin zeigen eine altersweise Frau, als hätte die junge Ebner-Eschenbach nie existiert.2 Zum Image der versöhnlichen Ausgleicherin hat freilich auch ihre eigene Selbststilisierung beigetragen. Für ihre autobiografischen Skizzen ordnete sie ihren Nachlass, sichtete die Familienkorrespondenz und fertigte Auszüge aus ihren umfangreichen Tagebuchaufzeichnungen an, die sie ihrem Biografen Anton Bettelheim zur Verfügung stellte. Damit sortierte sie wie der alte Goethe, was sie der Nachwelt überliefert wissen wollte. Erst durch die Veröffentlichung der Originaltagebücher – Marie von Ebner-Eschenbach schrieb wie Arthur Schnitzler über fünfzig Jahre lang täglich Tagebuch – wurde sichtbar, wie groß der Unterschied zwischen den »authentischen Aufzeichnungen und den ›zensierten‹ bzw. ›selbstzensierten‹ Tagebuch-Auszügen ist«.3 Das blieb nicht ohne Konsequenzen für die Ebner-Eschenbach-Forschung, verdeutlichen doch ihre privaten Aufzeichnungen, in welchem Spannungsfeld von Anpassung und Widerstand sich die Schriftstellerin befunden hat. Neben familiären Verpflichtungen und Rücksichten dem Bedürfnis zu schreiben nachzugehen, führte zu einer Zerrissenheit, die Marie von Ebner-Eschenbach gegenüber der Schriftstellerkollegin Fanny Lewald-Stahr – Franz Grillparzers Sappho zitierend – so beschreibt:
[...] Meine Laufbahn ist eine dornenvolle gewesen, ich blicke nicht gern auf sie zurück. ›Von zweien Welten eine mußt du wählen.‹ heißt es mit Recht, nun – das habe ich nicht thun dürfen. Ich habe trachten müssen zu pactiren, ich habe suchen müssen mich in zwei Welten zurecht zu finden. Auf diese Weise läßt sich nichts Großes leisten, höchstens hie und da ein wenig Gutes. Und etwas wird man dabei – ausbündig nachsichtig. [...]4
Diese vierbändige Leseausgabe ist nun der Versuch, bekannte Texte Ebner-Eschenbachs neu zu beleuchten und mit weniger bekannten Werken in Verbindung zu setzen. In diesem ersten Band findet die 1858 anonym publizierte Satire Aus Franzensbad. Sechs Episteln von keinem Propheten erstmals Aufnahme in eine Werkausgabe und wird einem der prominentesten Werke Ebner-Eschenbachs, der 1887 veröffentlichten Dorfgeschichte Das Gemeindekind, an die Seite gestellt. Beide Texte zeigen Ebner-Eschenbachs genauen Blick auf die Gesellschaft der Epoche Kaiser Franz Josephs, mit dem sie die Lebensdaten teilt, auf politische Bruchlinien, soziale und ästhetische Fragen. Dass die Schriftstellerin, eine geborene Freiin Dubsky, dabei ihren eigenen Stand mit scharfer Kritik nicht verschonte, ist auch heute noch bemerkenswert, ebenso, dass sie gesellschaftliche und wirtschaftliche Mechanismen hellsichtig analysierte. Beide Texte beweisen aber auch eine große formale Bandbreite, von der Satire über dramatische Formen bis hin zur Erzählung.
Marie von Ebner-Eschenbach wurde am 13. September 1830 als Tochter des Barons Franz von Dubsky und dessen zweiter Ehefrau Marie, geb. von Vockel, auf Schloss Zdislawitz (Zdislavice) bei Kremsier (Kroměříž) in Mähren geboren. 1848 heiratete sie ihren Cousin Baron Moritz von Ebner-Eschenbach (1815–1898), Professor an der militärischen Ingenieur-Akademie in Wien. Die Ehe blieb kinderlos. Die Briefe Ebner-Eschenbachs an die Lyrikerin Josephine von Knorr, die in einem privaten Nachlass aufgefunden wurden, beleuchten ihre Jahre als jung verheiratete Ehefrau und angehende Schriftstellerin. Marie von Ebner-Eschenbach ist familiär stark gefordert. Jahrelang leidet ihre Schwiegermutter, die im gemeinsamen Haushalt lebt, an einer schweren psychischen Erkrankung. Die Sorge um den verwitweten Vater lastet ebenso auf ihren Schultern wie zahlreiche Verpflichtungen als Tante. Als die Ingenieur-Akademie 1850 nach Klosterbruck bei Znaim (Znojmo) verlegt wird, folgt sie ihrem Mann von der Haupt- und Residenzstadt in die mährische Provinz. Fernab vom gesellschaftlichen und künstlerischen Leben, vom Theater und vom geistigen Austausch mit Gleichgesinnten bestehen Ebner-Eschenbachs einzige Kontakte im Austausch mit den Kollegen ihres Mannes und deren Familien. In Jetty von Tunkler, der Ehefrau des Hauptmanns Tunkler von Treuimfeld, findet sie eine Freundin; im Dramatiker Josef Weil (Ps. Josef von Weilen), der 1855 als Professor der deutschen Literatur nach Klosterbruck versetzt wird und später auch Kronprinz Rudolf in literarischen Angelegenheiten beraten sollte, einen Ratgeber.
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