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Reiseerzählung einer Wanderung durch die Alpen von Ost nach West 2350 Km in 4 Monaten durch 8 Länder und unterschiedlichste Kulturen des gesamten Alpenraums.
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Seitenzahl: 214
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Vorwort
Italienisch-Slowenische Ouvertüre
Tag 1_02.05.16
Anreise: Konstanz – Muggia
Tag 2_03.05.16
Muggia – Bagnoli della Rosandra (Val Rosandra)
Tag 3_04.05.16
Bagnoli della Rosandra (Val Rosandra) – In der Nähe von Gradišče pri Divači
Tag 4_05.05.16
In der Nähe von Gradišče pri Divači – Razdrto
Tag 5_06.05.16
Razdrto – Hrušica
Tag 6_07.05.16
Hrušica – Idrija
Exkurs: K. u. K. in den Bergen
Tag 7_08.05.16
Idrija - Koča na Ermanovcu
Tag 8_09.05.16
Koča na Ermanovcu - Petrovo brdo
Tag 9_10.05.16:
Petrovo brdo - Bohnijska Bistrica
Tag 10_11.05.16
Bohnijska Bistrica – Mojstrana
Tag 11_12.05.16
Mojstrana
Tag 12_13.05.16
Mojstrana - Kranjska Gora
Tag 13_14.05.16
Kranjska Gora
Tag 14_15.05.16
Kranjska Gora - Thörl-Maglern
Zwischen der Alpenrepublik Österreich und Südtirol
Tag 15_16.05.16
Thörl-Maglern - Feistrizer Alm
Tag 16_17.05.16
Feistrizer Alm – Tröpolach
Tag 17_18.05.16
Tröpolach
Tag 18_19.05.16
Tröpolach - Kötschach-Mauthen
Tag 19_20.05.16
Kötschach-Mauthen - Maria Luggau
Exkurs: Der Gebirgskrieg 15-18
Tag 20_21.05.16
Maria Luggau
Tag 21_22.05.16
Maria Luggau
Tag 22_23.05.16
Maria Luggau – Kartitsch
Tag 23_24.05.16
Kartitsch – Toblach
Tag 24_25.05.16
Toblach - St. Lorenzen
Tag 25_26.05.16
St. Lorenzen – Mühlbach
Tag 26_27.05.16
Mühlbach – Mauls
Tag 27_28.05.16
Mauls – Gossensaß
Nördlich des Alpenhauptkamms
Tag 28_29.05.16
Gossensaß - Steinach am Brenner
Tag 29_30.05.16
Steinach am Brenner
Tag 30_31.05.16
Steinach am Brenner – Igls
Tag 31_01.06.16
Igls – Hall/Tirol
Tag 32_02.06.16
Hall/Tirol – St. Georgenberg
Tag 33_03.06.16
St. Georgenberg – Lamsenjochhütte
Tag 34_04.06.16
Lamsenjochhütte – Karwendelhaus
Tag 35_05.06.16
Karwendelhaus – Scharnitz
Tag 36_06.06.16
Scharnitz
Tag 37_07.06.16
Scharnitz – Schachenhaus
Tag 38_08.06.16
Schachenhaus
Tag 39_09.06.16
Schachenhaus – Reintalangerhütte
Tag 40_10.06.16
Reintalangerhütte – Kreuzeckhaus
Tag 41_11.06.16
Kreuzeckhaus – Ehrwald
Tag 42_12.06.16
Ehrwald
Tag 43_13.06.16
Ehrwald – Berwang
Tag 44_14.06.16
Berwang – Haldensee-Haus
Tag 45_15.06.16
Haldensee-Haus
Tag 46_16.06.16
Haldensee-Haus – Bad Hindelang
Tag 47_17.06.16
Bad Hindelang – Oberstdorf
Tag 48_18.06.16
Oberstdorf
Tag 49_19.06.16
Oberstdorf
Tag 50_20.06.16
Oberstdorf – Riezlern
Tag 51_21.06.16
Riezlern
Tag 52_22.06.16
Riezlern – Mindelheimer Hütte
Tag 53_23.06.16
Mindelheimer Hütte – Biberacher Hütte
Tag 54_24.06.16
Biberacher Hütte – St. Gerold
Exkurs: Von Kelten, Römern und Walsern
Tag 55_25.06.16
St. Gerold – Feldkirch
Zwischen Ost- und Westalpen
Tag 56_26.06.16
Feldkirch – Gafadurahütte
Tag 57_27.06.16
Gafadurahütte – Gasthaus Sücka
Tag 58_28.06.16
Gasthaus Sücka – Schesaplana-Hütte
Tag 59_29.06.16
Schesaplana-Hütte – Carchina-Hütte
Tag 60_30.06.16
Carchina-Hütte – St. Antönien
Tag 61_01.07.16
St. Antönien – Schlappin
Tag 62_02.07.16
Schlappin – Hospiz Flüelapass
Tag 63_03.07.16
Hospitz Flüelapass – Lavin
Tag 64_04.07.16
Lavin – Scuol
Tag 65_05.07.16
Scuol – S-charl
Tag 66_06.07.16
S-charl – Müstair
Tag 67_07.07.16
Müstair
Tag 68_08.07.16
Müstair – Livigno
Exkurs: Wasser
Entlang des Alpenhauptkamms nach Süden
Tag 69_09.07.16
Livigno – Forcula di Livigno
Tag 70_10.07.16
Forcula di Livigno – Pontresina
Exkurs: Die „Belle Epoque“
Tag 71_11.07.16
Pontresina – Maloja (Salecina)
Tag 72_12.07.16
Maloja – Juf
Tag 73_13.07.16
Juf – Interferrera
Tag 74_14.07.16
Interferrera – Isola
Exkurs: Saumpfade und Pässe, alte Übergänge
Tag 75_15.07.16
Isola – Mesocco
Tag 76_16.07.16
Mesocco – Rossa
Tag 77_17.07.16
Rossa – Capanna Cava
Tag 78_18.07.16
Capanna Cava – Biasca
Tag 79_19.07.16
Biasca – Sonogno
Tag 80_20.07.16
Sonogno – Prato Sornica
Exkurs: Schwabenkinder und Schwarze Brüder
Tag 81_21.07.16
Prato Sornico – San Carlo
Tag 82_22.07.16
San Carlo – Rifugio Maria Luisa
Inneralpine Trockentäler: Das Wallis
Tag 83_23.07.16
Rifugio Maria Luisa – Ulrichen
Exkurs: Die Wanderungen der Walser
Tag 84_24.07.16
Ulrichen – Bellwald
Tag 85_25.07.16
Bellwald – Riederfurka
Tag 86_26.07.16
Riederfurka – Riederalp
Tag 87_27.07.16
Riederfurka – Mund
Tag 88_28.07.16
Mund – Steg/Gampel
Tag 89_29.07.16
Gampel
Exkurs: Flora, Fauna und die Höhenstufen
Tag 90_30.07.16
Gampel
Tag 91_31.07.16
Gampel – Sion
Tag 92_01.08.16
Sion – Martigny
Unterwegs in den Westalpen
Tag 93_02.08.16
Martigny – Champex
Tag 94_03.08.16
Champex – Bourg St. Pierre
Tag 95_04.08.16
Bourg St. Pierre – Hospiz St. Bernhard
Tag 96_05.08.16
Hospiz Großer St. Bernhard – Cérellaz
Tag 97_06.08.16
Cérellaz – Valgrisenche
Tag 98_07.08.16
Valgrisenche – Refuge D’Archeboc
Tag 99_08.08.16
Refuge D‘Archeboc – Le Lac de Tignes
Tag 100_09.08.16
Le Lac de Tignes – Termignon
Tag 101_10.08.16
Termignon – Modane
Tag 102_11.08.16
Modane – Névache
Tag 103_12.08.16
Névache – Le Monetier les Bains
Exkurs: Entstehung der Alpen und heutige Gliederung
Tag 104_13.08.16
Le Monetier les Bains – Vallouise
Tag 105_14.08.16
Vallouise – Freissinieres
Tag 106_15.08.16
Freissinieres - Mont Dauphín
Tag 107_16.08.16
Mont Dauphín – Refuge de Furfande
Tag 108_17.08.16
Refuge de Furfande – Ceillac
Tag 109_18.08.16
Ceillac – Maljasset
Tag 110_19.08.16
Maljasset – Chiappera
Tag 111_20.08.16
Chiappera – Pontebernado
Tag 112_21.08.16
Pontebernado – Rifugio Migliorero
Tag 113_22.08.16
Rifugio Migliorero – Rifugio Questa
Tag 114_23.08.16
Rifugio Questa – Rifugio Morelli Buzzi
Tag 115_24.08.16
Rifugio Morelli Buzzi – Refuge de la Madone
Tag 116_25.08.16
Refuge de la Madone de Fenestre – Refuge de Valmasque
Tag 117_26.08.16
Refuge de Valmasque – Rifugio Garelli
Tag 118_27.08.16
Rifugio Garelli – Rifugio Mongioie
Tag 119_28.08.16
Rifugio Mongioie – Ormea
Tag 120_29.08.16
Ormea – Garessio
Auf dem Weg zum Mittelmeer
Tag 121_30.08.16
Garessio – Rifugio Pian Dell’Arma di
Caprauna
Tag 122_31.08.16
Rifugio Pian Dell’Arma di Caprauna – San Bernado di Mendatica
Tag 123_01.09.16
San Bernado di Mendatica – Rifugio Allavena
Tag 124_02.09.16
Rifugio Allavena – Breille sur Roya
Tag 125_03.09.16
Breil sur Roya – Sospel
Tag 126_04.09.16
Sospel – Monaco
05.09.16
Ventimiglia
Im Frühling und Sommer 2016 bot sich mir die einmalige Gelegenheit, für einige Monate meine normale, tägliche Arbeit ruhen zu lassen, um die angesammelte Zeit aus Resturlaub und Überstunden in den Alpen zu verbringen. Dieses „Projekt“ wurde von mir über mehrere Monate sorgfältig vorbereitet. Ich hatte dafür zahlreiche Karten studiert, meine Ausrüstung zusammengestellt und mich versucht von allen Verpflichtungen so weit wie möglich freizumachen, um mich ganz in dieses Abenteuer stürzen zu können. Als es dann wirklich losgehen sollte und ich für Anfang Mai meine Fahrt an die Adria zum Startpunkt der Alpenwanderung plante, rutschte mir schließlich doch erst einmal das Herz in die Hose und mir kamen Zweifel, ob ich mir nicht zu viel für die nächsten Wochen vorgenommen hatte. Es war zwar seit Jahren schon ein sehnlicher Wunsch von mir, eine ganze Wandersaison hindurch in den Bergen unterwegs zu sein und der roten Route der Via Alpina querdurch, von Ost nach West zu folgen. Es aber dann wirklich in die Tat umzusetzen, war noch einmal eine ganz andere Sache.
Gut, ich sagte mir, dass ich mich so optimal wie möglich vorbereitet hätte und jetzt einfach immer Tag für Tag schauen müsse, wie es gehe, welches Tempo ich anschlagen solle, wie groß die Tagesentfernungen sein dürften und wie ich mit dem Wetter und dem in den Bergen noch recht mächtig liegenden Schnee zurechtkommen würde. Ich wollte mir keinerlei Druck machen und mir die Freiheit lassen, jederzeit abbrechen zu können, wenn es aus irgendeinem Grund nicht mehr weitergehen sollte. Mit diesen Gedanken stapfte ich am 03. Mai 2016 in Muggia an der Adria los und kam tatsächlich, ziemlich genau vier Monate später, am 04. September 2016 in Monaco an. In dieser Zeit hatte ich insgesamt 2350 Kilometer nur zu Fuß quer durch die Alpen zurückgelegt, bei 2858 m den höchsten Punkt meiner Tour erreicht und insgesamt 135698 Höhenmeter hinauf und 136348 Höhenmeter wieder hinunter bewältigt.
Das vorliegende Buch stellt auf Basis meiner Tagebucheintragungen einen Reisebericht meiner Erlebnisse während dieser Zeit dar und erhebt keinesfalls den Anspruch, ein Reiseführer zur roten Route der Via Alpina zu sein. Dazu gibt es mittlerweile eine zunehmende Anzahl guter Wanderliteratur und die sehr empfehlenswerte Internetseite der Organisatoren der Via Alpina. Mein Reisebericht soll vielmehr mit dazu beitragen, bei dem ein- oder anderen das Interesse an den Alpen zu wecken oder einen Impuls zu geben, sich auch einmal für eine bestimmte Zeit aus den üblichen Alltagsmustern herauszulösen und auf etwas völlig neues, anderes einzulassen.
Ich kann nur sagen: Trotz aller Mühen und schwierigen Momente, die ich in dieser Zeit durchaus auch erfahren habe, überwiegen am Ende ganz eindeutig die positiven Erlebnisse in dieser einmaligen Landschaft, mitten im Herzen von Europa. Auch wenn es mir zu Beginn dieser Reise nicht bewusst war, so ist sie letztendlich für mich ganz persönlich und im tiefsten Sinne zu einer Pilgerwanderung geworden. Dazu musste ihr Ziel nicht Jerusalem, Rom oder Santiago de Compostela heißen.
Meine Route durch die Alpen im Frühjahr und Sommer 2016
An dieser Stelle ein großer Dank an alle, die mich auf dieser Tour auf unterschiedliche Weise unterstützt haben.
Die Tour widme ich ganz besonders:
Prof. Dr. Werner Bätzing,
unermüdlicher Mahner und Kämpfer für den Erhalt der alpinen Kulturlandschaft
Reinhold Messner,
Inspiration zum Bergwandern und Bergsteigen seit meiner Jugend
Hubert von Goisern,
Musiker und Botschafter der alpinen Klangwelten der Seele dieser Kulturlandschaft
Meinen Eltern
Meiner treuen Lebensgefährtin und Frau
Lange Anreise über München, Salzburg, Villach, Udine, Triest nach Muggia. Bus, Bahn, wieder Bus, wieder Bahn, bis ich endlich gegen Abend Triest und dann kurz darauf Muggia an der Adria erreiche. Meine erste Übernachtung ist eine nette B&B (Bed&Breakfast) Unterkunft, etwas oberhalb der Altstadt mit einem wunderbaren Blick vom Balkon aus auf den Hafen von Triest und die gesamte Bucht. Muggia selbst ist ein nettes Fischerstädtchen mit einer kleinen Hafenmole und einer markanten Burg oben auf dem Hügel. Morgen startet also meine Tour durch die Alpen. Ich kann es mir noch gar nicht vorstellen. Dank zwei Gläsern Rotwein ist alles ein wenig vernebelt. Das ist auch gut so, denn beim Gedanken an mein geplantes Unternehmen wird mir spätestens jetzt noch einmal ziemlich flau im Magen. Schritt für Schritt, Etappe für Etappe: Nur so kann es gelingen.
In diesem Jahr will sich der Winter leider nicht so recht verabschieden. Es liegt immer noch ordentlich Schnee in den Bergen und es ziehen immer wieder Schlechtwetterfronten mit Graupel und Neuschnee bis in tiefere Lagen durch. Auf der Anreise quer durch die Alpen bekam ich schon einmal einen ersten Vorgeschmack davon, wie es derzeit in den höheren Lagen der Berge aussieht. Ich bin gespannt, was mich in den nächsten Tagen erwartet.
Blick über die Dächer von Muggia in den Hafenbereich von Triest
17,56 Kilometer, 837 Höhenmeter rauf, 773 Höhenmeter runter, max Höhe 244 m
Meine neue Freundin heißt „Sie haben die Route verlassen.“ Das war heute meine treue Begleitung, die mich immer mal wieder daran erinnerte, meinen eigeschlagenen Weg noch einmal zu überprüfen. Draußen geht gerade ein Gewitter mit Hagel runter, der kräftig auf die Dächer prasselt. Ich bin zum Glück schon längst an meinem ersten Tagesziel angekommen. Die Beschilderung von Muggia aus gestaltete sich, wie in den Tourentipps bereits beschrieben, sehr dürftig und so war ich froh, dass mein GPS und ein paar freundliche Einheimische mir immer wieder auf den richtigen Weg halfen. Nicht immer habe ich dabei die direkte Route gefunden, aber mein Ziel in der italienisch-slowenischen Grenzregion schließlich doch erreicht. Das Val Rosandra, in dem ich heute nächtige, nimmt langsam Abschied vom Meer und führt hinein in das slowenische Karstgebiet. Während der heutigen Tour eröffneten sich immer wieder wunderbare Blicke zurück in den Hafenbereich und die Bucht von Triest und auf die Adria. Im Hinterland der Küste wanderte ich durch wunderschöne, alte Kulturlandschaften. Der Weg schlängelte sich durch Weinberge mit windschiefen Trockensteinmauern hinauf zu Dörfern, die von der Höhe aus die ganze Umgebung überblicken. Zum Einstieg meiner Wanderung zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite: Ein angenehm warmer, nicht zu heißer Frühsommertag.
21,34 Kilometer, 1025 Höhenmeter rauf, 640 Höhenmeter runter, max Höhe 541 m
Schöne Tour durchs Karstgebiet Sloweniens. Auch die Umwege haben ihren Reiz… An den Umgang mit meinen digitalen Karten, dem GPS und der lokalen Beschilderung muss ich mich erst noch gewöhnen. Meine Füße sind leider schon etwas angeschlagen. Oh, oh, da habe ich wohl die neuen Schuhe doch nicht so gut eingelaufen wie ursprünglich gedacht. Ein paar Spaziergänge an den Wochenenden sind eben doch nicht mit einer solchen Wanderung und einem vollen Rucksack auf dem Rücken vergleichbar. Unterwegs komme ich an den berühmten Höhlen von Škocjan vorbei, für deren Besichtigung ich mir aber nicht die Zeit nehme. Das Wetter zeigt sich soweit stabil, deshalb habe ich mich für die erste Zeltübernachtung entschieden. Als geeigneter Platz erscheint mir eine Wiese, die von hohen Hecken eingegrenzt ist und damit einen guten Sicht- und Windschutz bietet. Schnell ist alles ausgepackt und mein Ein-Mann-Hotel aufgebaut. Beim Öffnen der Schuhe zeigte sich am Abend jedoch das ganze Desaster des unzureichenden Einlaufens der Schuhe an den Füßen…
17,35 Kilometer, 783 Höhenmeter rauf, 681 Höhenmeter runter, max Höhe 716 m
Die erste Nacht im Zelt war ganz o.k. Eng, aber warm. Heute bin ich die Etappe mit Wandersandalen gelaufen, um meine Füße etwas von den neuen Wanderschuhen zu erholen. Das ging eigentlich ganz gut, solange die Wege einigermaßen eben verliefen und das Wetter trocken war. Die Route führte durch wunderschöne Karstlandschaften über Magerwiesen mit allen möglichen, zum Teil bereits bunt blühenden Orchideen in Hülle und Fülle. Das Wetter war heute ziemlich bedeckt, wenn auch nicht kalt. Beim Zeltabbau am Morgen hat mich ein feiner Nieselregen erwischt, der aber bald wieder aufhörte. Gut, dass ich bereits früh gestartet bin. Später, am Fuß des Berges Nanos, habe ich gelesen, dass die Berghütte oben auf der Höhe leider aktuell geschlossen ist. So kehre ich an dieser Stelle um und gehe ins Dorf zurück, wo ich Quartier nehme. Ich sitze jetzt in einer gemütlichen slowenischen Kneipe, gönne mir ein Bierchen und freue mich gleich auf eine warme Dusche. Im Radio läuft Kate Bush „Running up that hill.“
24,12 Kilometer, 1408 Höhenmeter rauf, 1103 Höhenmeter runter, max Höhe 1261 m
Heute bin ich einmal etwas gemütlicher gestartet: Es soll ja eine „Entschleunigungstour“ werden. Ich habe wieder die Wandersandalen gewählt, um die blauen Zehen an den Füßen ein wenig zu entlasten. Im Übrigen sind die Römer ja auch nur mit Sandalen durch ganz Europa gezogen und hatten dabei noch ca. 40 Kilogramm Marschgepäck dabei. Also mal nicht jammern. Der Weg über den Berg Nanos bietet wunderschöne Weitblicke über das Land bis an die Adria. Es weht allerdings die ganze Zeit ein recht kräftiger und kühler Wind. Beim Abstieg über den Bergrücken hat mir mein GPS wieder vorzügliche Dienste geleistet und mich im lichten Buchenwald mit „Sie haben die Route verlassen“ immer wieder auf den rechten Pfad geführt.
Burg Predjama im slowenischen Karstgebiet
Der weitere Weg bis zur Burg Predjama führte durch eine wunderschöne bäuerliche Kulturlandschaft mit bunten Wiesen, eingestreuten Ackerfluren und kleinen Dörfchen. Oben auf dem Nanos ist gerade erst der Winter vorbei. Das erste Grün zeigt sich zaghaft und an manchen Stellen kann man erahnen, wo vor kurzem noch Schnee lag. Unten im Tal präsentieren sich die Wiesen schon in üppigeren Farben. An den Feldrainen stehen all die Blumen, die bei uns selten geworden sind, bereits in voller Blüte. Hier hat der Frühsommer schon Einzug gehalten. An der Burg Predjama, die imposant in die Felsen hineingebaut ist, unterhalte ich mich mit einer Souvenirverkäuferin. Sie erzählt mir von Bären und Wildschweinen, die es in den Wäldern ringsum zahlreich geben soll. So gebe ich meinen ursprünglichen Plan einer weiteren Nacht im Zelt erst mal auf. Direkt neben der Burg gibt es nur eine Übernachtungsmöglichkeit – und – sie ist voll ausgebucht für diese Nacht. Also was tun sprach Zeus? Die nächste Einkehrmöglichkeit ist etwa zwei Stunden Fußmarsch entfernt. Von einer Übernachtungsmöglichkeit ist allerdings nichts beschrieben. O.k. kurz nachgedacht und nochmal los auf die Strecke. Weitere sieben Kilometer sollten für heute noch möglich sein. Kaum war ich entschwunden in den Wäldern, immer die Bären („auf Bärenschiss achten“, sagte die Frau noch) und die Wildschweine im Blick (habe zum Glück unterwegs keine getroffen), im Sturmschritt den Berg hinauf, (es war schon Nachmittag) hörte ich plötzlich Donnergrollen. Oh Schreck auch das noch: Ein Gewitter nahte. Ich gab noch einmal kräftig Gas und erreiche die nächsten Häuser nach einer Stunde und 20 Minuten anstatt der angegebenen zwei Stunden. Und gottlob: Es gab sogar dort sogar eine Übernachtungsmöglichkeit und noch ein freies Zimmer für mich. Auf der Speisekarte fand sich „Bärenbraten“ und meine Nachfrage ergab, dass es wohl in Slowenien erlaubt ist, Braunbären zu schießen. Das halte ich für problematisch angesichts der doch eher kritischen Bestände in den Alpen. Ich bin allerdings kein Experte auf diesem Gebiet, entscheide mich aber gegen einen „Problembären“ zum Abendessen. Kaum saß ich gemütlich beim Bier in der Gaststube, da prasselte draußen ein heftiger Gewitterregen nieder: Gutes Timing ist eben alles! Das Gasthaus ist übrigens auf den Resten eines ehemaligen römischen Kastells erbaut bzw. Teile des heutigen Gebäudes waren ein Teil desselben. Im Gastraum hingen mehrere Bilder mit Rekonstruktionen der ganzen Anlage und die Wirtin zeigte mir aus dem Fenster die noch gut sichtbaren Ruinen links und rechts der Straße. Die Römer hatten die Befestigung an genau dieser Stelle errichtet, um die wichtige Passtrasse, die auch heute noch genutzt wird, kontrollieren zu können.
So klang der Tag bei einem Glas slowenischen Rotwein in der Gaststube aus und ich freute mich wieder auf eine heiße Dusche.
Die k. u. k. Doppelmonarchie, also die Union aus dem habsburgischen Kaiserreich Österreich mit dem Königreich Ungarn, bestand von 1867 bis zum Ende des ersten Weltkriegs 1918. Der Herrschaftsbereich dieses Vielvölkerstaates erstreckte sich weit über die Grenzen der heutigen Nationalstaaten Österreich und Ungarn hinaus und umfasste Gebiete des heutigen Südtirols, Teile Nordostitalien an der Adria (mit Triest als bedeutendem Marinestützpunkt), Teile des späteren Jugoslawiens sowie Teile des heutigen Rumäniens, Tschechiens, der Slowakei, der Ukraine und Polens.
26,13 Kilometer, 989 Höhenmeter rauf, 1556 Höhenmeter runter, max Höhe 1174 m
Heute bin ich eine recht lange Etappe bis nach Idrija gelaufen. Damit habe ich eine Etappe „übersprungen“ und bin auch entsprechend erledigt. Die Landschaft unterwegs war wieder wunderschön, ganze Wälder von Bärlauch mit dem entsprechenden Duft breiteten sich an manchen Stellen aus und mittendurch schlängelte sich der Weg. Unterwegs wartete ein Gewitter auf mich, das sich immer wieder durch lautes Grollen bemerkbar machte. Als sich die Gewitterwolken zusammenzogen, es dunkler wurde und die ersten Regentropfen fielen, fand ich in einem Weiler kurz einen trockenen Unterstand. Das Gewitter zog dann aber doch an meiner Hauptroute vorbei und ich konnte meinen Weg fortsetzen. Beim Abstieg nach Idrija hinunter, einige Zeit später, war der Weg im Wald sehr nass und glitschig. Hier ging also doch vor nicht allzu langer Zeit ein kräftiger Guss nieder. Mit den Wandersandalen eine ganz schön heikle Sache. Ich werde wohl doch bald wieder auf die Wanderschuhe umsteigen müssen, auch wenn die Füße jeden Tag an einer neuen Stelle zwicken. Wie bekomme ich das bloß in den Griff? Der Zustand meines „Fahrgestells“ ist meine allergrößte Sorge im Moment…
In vielen Dörfern, durch die ich komme, sehe ich immer wieder Denkmäler für gefallene Partisanen aus der Zeit des 2. Weltkriegs stehen, die in dieser Gegend hier sehr aktiv waren. In Idrija, der alten Quecksilberstadt, sehe ich ein weiteres Denkmal aus dem 19. Jahrhundert in deutscher Sprache: „Den Opfern des Bergunglücks vom Staat“. Überbleibsel noch aus der k. u. k. Zeit. In Slowenien als Grenzregion unterschiedlicher Machtinteressen, ist die wechselhafte Geschichte der letzten Jahrzehnte, aber auch weit darüber hinaus, an vielen Relikten der Vergangenheit gut sichtbar. Viele der älteren Häuser sind noch im sozialistischen Stil aus der Tito-Ära erbaut. An den Fassaden kann man noch die Halterungen für Fahnen erkennen, die heute wohl eher unbenutzt bleiben.
Morgen steht wieder eine Mammutetappe an, über sieben Stunden Fußmarsch, ungefähr 25 Kilometer Entfernung und dazu viele Höhenmeter. Ich überlege wieder auf die Wanderschuhe umzusteigen. Früher oder später muss ich das eh tun. Meine Füße sehen jetzt schon aus wie die des Lazarus, als er in Leinen gewickelt aus dem Grab stieg… Dann eben noch mehr Leukosilk drauf, wenn´s hilft. Jetzt erst mal noch einen ruhigen Abend in diesem netten Städtchen verbringen, dann schauen wir weiter. Das Wetter ist für morgen leider nicht sehr stabil gemeldet. Bisher bin ich aber den Gewittern und den Regenschauern immer gut entkommen.
22,98 Kilometer, 1595 Höhenmeter rauf, 1040 Höhenmeter runter, max Höhe 1024 m
Das war heute wirklich eine sehr lange Tour, bei der ich meinen Beinen einen über acht Stunden langen Fußmarsch zumutete. Die nächste Etappe wird wahrscheinlich ähnlich lange wie heute, da ich vom Hüttenwirt gerade erfahre, dass die für morgen geplante Hütte, die erste richtige Berghütte auf meiner Tour, noch geschlossen ist. Sie liegt bereits auf über 1500 m Höhe. Um der Route zu folgen, muss ich den Berg Porezen (1630 m) überwinden, um von dort aus wieder ins nächste Dorf mit Übernachtungsmöglichkeit abzusteigen. Dieses Auf- und Ab bleibt mir wohl leider nicht erspart.
Aber nun mal der Reihe nach: Heute Morgen in Idrija habe ich zunächst einen schönen Sonntagsgottesdienst gefeiert und bin dann los auf die Etappe. Unterwegs erreichten mich, wegen meines Geburtstages viele Anrufe, SMS und Mails. Das war jedes Mal wie ein guter Schluck Bergwasser! Gegen Mittag nahm die Gewitterneigung wieder stark zu. Unterwegs hat mich dann ein kräftiger Hagelschauer mit einem heftigen Gewitter erwischt. Nur gut, dass ich heute von Sandalen auf Wanderschuhe umgestiegen bin. Mal wieder die richtige Entscheidung getroffen. Ab dem Nachmittag ging dann ein Schauer nach dem anderen runter. Irgendwann war mir das egal und ich habe es einfach über mich ergehen lassen. Was blieb mir auch anderes übrig? Es zählte nur noch, die nächste Hütte zu erreichen und zu hoffen, dass sie geöffnet ist. Und sie war es! Es gibt Radler, einen leckeren Gulasch mit Polenta und ein Bett für die Nacht. Was will man mehr? Jetzt bin ich aber ziemlich platt nach diesem langen Tag. Das merke ich beim Sitzen, Schreiben und Trinken in der behaglichen Gaststube. Die heutige Tour war auch wieder sehr anstrengend und die drei Radler zur Belohnung waren wie nichts weggeputzt. Ein Blick aus dem Fenster zeigt, dass sich das Wetter jetzt gegen Abend etwas beruhigt hat. Wie schön. Mal sehen, wie es sich morgen entwickelt.
22,07 Kilometer, 1589 Höhenmeter rauf, 1728 Höhenmeter runter, max Höhe 1625 m
Heute keine große Energie mehr für lange Einträge. Es war ein langer Tag, sehr anstrengend bis auf über 1600 m hoch, dann wieder runter. Bin froh jetzt wieder ein warmes Bettchen zu haben. Gute Nacht.
12,34 Kilometer, 653 Höhenmeter rauf, 1006 Höhenmeter runter, max Höhe 1295 m
Mann geht´s mir gut: Ich sitze in einer gemütlichen Kneipe in Bohnijska Bistrica, habe einen Teller mit tollem slowenischen Essen dampfend vor mir auf dem Tisch stehen, blicke rundherum auf schneebedeckte Berge und genieße heute zum ersten Mal so richtig bewusst meine Auszeit. Wunderbar! Gestern hatte ich noch ein tolles Erlebnis bei „Rudi“ in der Hütte: Nachdem mich das Schild „geschlossen“ zunächst völlig frustriert hatte und ich bereits nach Alternativen suchte (aber in der näheren Umgebung keine fand), rief ich kurzerhand bei ihm an. Die Unterhaltung auf Englisch und sogar Deutsch war sehr freundlich und siehe da: Der Hintereingang des Hauses stand extra für mich offen und eine Brotzeit für mich war bereitet. – Ein Traum. Wie sich herausstellte, hatte der Wirt der vorherigen Hütte bei ihm angerufen und meine Ankunft angekündigt. Am nächsten Morgen kam dann Rudi persönlich vorbei, machte mir Frühstück und lud mich, als er von meiner Via Alpina Tour erfuhr, erst einmal auf einen Slivovica (zum Frühstück) ein. Er riet mir ab, in den nächsten Ta