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Love is dangerous Für Elissa Holt ist es Liebe auf den ersten Blick, als sie Liam Quinn kennenlernt. Er ist groß, sportlich, charmant und lustig. Er lässt ihr Herz schneller schlagen und beschert ihr schlaflose Nächte. Noch nie hat sie einen Mann getroffen, der sie dermaßen glücklich macht. Doch Liam ist der absolute Frauenschwarm und steht am Anfang einer großen Schauspielkarriere in Hollywood, wo ihm Geld, Ruhm und natürlich auch ein ganz anderer Lebensstil winken. Elissa weiß, dass sie die Beziehung beenden muss, bevor Liam ihr das Herz brechen kann ...
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Seitenzahl: 513
Veröffentlichungsjahr: 2017
Leisa Rayven
Roman
Der dritte Band der erfolgreichen Bad-Romeo-Reihe von Leisa Rayven.
Elissa Holt ist mit ihrem besten Freund Josh in New York unterwegs, als sie einem jungen Mann begegnet: Liam Quinn ist sportlich, gutaussehend, charmant und Elissa verliebt sich augenblicklich in ihn. Doch Liam steht am Beginn einer großen Schauspielkarriere in Hollywood, weshalb sich die beiden nach einer Liebesnacht schweren Herzens trennen müssen.
Sechs Jahre später begegnen sie sich wieder, als Elissa als Stage-Managerin am Broadway arbeitet und eine Shakespeare-Inszenierung vorbereitet, in der Liam, der inzwischen ein berühmter Filmstar ist, mit seiner Verlobten Angel die Hauptrolle spielt. Bei den täglichen Proben verwischt die Trennlinie zwischen dem, was war und dem, was sein könnte, allmählich. Elissa weiß, dass ein Moment der Schwäche einen Skandal auslösen kann, aber die Liebe folgt nicht immer dem Drehbuch …
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Leisa Rayven lebt am anderen Ende der Welt, in Brisbane, Australien. Eigentlich wollte sie Schauspielerin werden. »Da ich als junge Frau oft nicht wusste, wohin ich gehöre, erschien es mir einfacher, verschiedene Identitäten zu spielen als eine eigene Identität zu entwickeln.« Bekannt wurde Leisa Rayven jenseits des Broadways, als einer ihrer Texte quasi über Nacht bei mehr als 2 Millionen Internetlesern eine Welle der Begeisterung auslöste. Später entstand daraus ihr erstes Romanprojekt: ›Bad Romeo & Broken Juliet.‹
Im Fischer Taschenbuch Verlag sind bisher erschienen:
›Bad Romeo – Wohin Du auch gehst‹
›Bad Romeo – Ich werde immer bei Dir sein‹
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Widmung
Motto
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Epilog
Danksagung
Dieses Buch ist für all jene, die von der Liebe einen Schlag ins Gesicht bekommen haben und wieder aufgestanden sind. Mögen Eure zerbrechlichen Herzen von der Sonne gewärmt und von einer sanften Brise gestreichelt werden, und mögt Ihr Euch eines Tages hinter einem strategisch günstigen Baumstamm verstecken, so dass Ihr die Liebe mit einem Ninja-Angriff überrumpeln und ihr einen ordentlichen Tritt in die Eier verpassen könnt.
O Lord, deliver me from the man of excellent intention and impure heart: for the heart is deceitful above all things, and desperately wicked.
T.S. Eliot
Gegenwart
Pier 23, Proberäume
New York City
Es kribbelt in meinem Bauch, als hätte ich einen Ameisenhaufen verschluckt. Mir ist heiß. Verdammt. Das ist nicht gut.
Wieso passiert mir das immer noch, nach all den Jahren?
Ich bin nicht der Typ Frau, der ständig für jemanden schwärmt. Wirklich nicht. Wenn ich mich beschreiben sollte, würde ich sagen, ich bin leidenschaftlich, aber logisch in meiner Denkweise, hitzig, aber strukturiert, spontan, aber organisiert.
Alle diese Eigenschaften mögen widersprüchlich erscheinen, aber sie machen mich zu einer verdammt guten Stage-Managerin, und ich bin nicht zu bescheiden, um zu sagen, dass ich mir, trotz meines recht jungen Alters von fünfundzwanzig Jahren, am Broadway schon eine respektable Reputation verschafft habe. Die Regisseure können sich darauf verlassen, dass ich in Krisensituationen ruhig bleibe. Ich leite meine Shows mit militärischer Präzision, und ich verlange von allen absolute Professionalität – besonders von mir selbst.
Meine Regeln für ein stressfreies Arbeitsumfeld sind unumstößlich: Behandle jeden mit Respekt, sei streng, aber fair, und lasse dich nie auf einen Kollegen ein. Bisher hatte ich keine Probleme, meine eigenen Regeln zu befolgen, doch es gibt eine Sache, die meine Ausgeglichenheit mit einem Schlag zunichte macht.
Na ja, weniger eine Sache, als vielmehr eine Person.
Liam Quinn.
Als ich so mit meinem Produktionsteam in dem kleinen, privaten Kino sitze und dem oberkörperfreien Mann auf der Leinwand dabei zuschaue, wie er mit einer übermächtigen Anzahl an Feinden fertig wird, schäme ich mich dafür, wie heiß sich meine Haut anfühlt. Wie flach mein Atem geht, und wie krampfhaft ich meine Beine zusammenpresse. Wie ich jede Nahaufnahme seines Gesichts und seines Körpers aufsauge. Wie ich jede Bewegung seiner beachtlichen Muskeln genieße.
Doch noch peinlicher ist mir, wie mich die Leidenschaft seiner Darbietung dazu bringt, mir vorzustellen, wie ich mich leidenschaftlich mit ihm beschäftige. Nicht nur in sexueller Hinsicht, obwohl dies zugegebenermaßen auf meiner Liste ganz oben steht.
Kurz gesagt, er bringt mich ins Schwärmen, genau so, wie es sein Job verlangt. Er ist der einzige Mann, der je einen solchen Einfluss auf mich hatte, und ich gebe zu, dass ich ihm das ziemlich übelnehme. Es ist unangemessen und lästig.
Auf der Leinwand läuft er gerade auf eine umwerfend schöne Rothaarige zu und zieht sie stürmisch in seine Arme. Die Rothaarige heißt Angel Bell – aktuell auf der Titelseite von People Magazine als eine der »Most Beautiful Women in the Universe« und überhaupt eine absolute Göttin. Perfekter Körper. Perfekter Busen. Perfektes Gesicht. Sie spielt eine Seraphim-Prinzessin. Liam ist ihr unfassbar heißer Dämonen-Sklave. Sie haben gerade die halbe Welt zerstört, um zusammen zu sein, und jetzt küsst Liam sie, als würde er sterben, wenn er es nicht täte.
Verdammt, der Mann kann küssen.
Ich überschlage die Beine und seufze. Das ist Wahnsinn.
Ich habe nicht generell etwas dagegen, erregt zu werden, aber wenn es dieser spezielle Mann ist, der die Erregung auslöst, kann es nur im Desaster enden. Das letzte Mal, als ich solche Gefühle für ihn zugelassen habe, ist es mehr als übel ausgegangen.
Ich spüre eine Hand auf meinem Arm. Marco Fiori, einer der derzeit gefragtesten Regisseure am Broadway, lehnt sich zu mir. Seine Augen leuchten vor Begeisterung, und es ist offensichtlich, dass ich nicht die Einzige bin, die Liams … Vorzüge bemerkt hat.
»Was für ein Prachtexemplar, oder?«, raunt Marco mir zu.
Ich zucke mit den Schultern. »Wenn man auf so etwas steht.« Meine tobenden Hormone schreien, dass wir sehr wohl auf so etwas stehen. Sehr sogar.
Das einzige Problem ist, dass wir darauf nicht stehen dürfen, weil Liam Schauspieler ist und wir nicht mit Schauspielern ausgehen. Außerdem werde ich in ein paar Wochen seine Stage-Managerin sein. Ach so, und er ist mit der wunderschönen weiblichen Hauptdarstellerin, die man eben auf der Leinwand bewundern konnte, verlobt.
Oh, und vielleicht der wichtigste Grund: Vor langer Zeit hatten wir mal eine kurze, aber verdammt heiße Beziehung, von der ich mich nie erholt habe.
Irgendwie habe ich es geschafft, den Liebeskummer zu verdrängen, möglicherweise, weil ich mich dafür genauso verantwortlich mache wie ihn. Aber die Leidenschaft? Die lässt sich nicht einfangen und trampelt über meine Selbstbeherrschung wie ein Elefant über Steppengras.
Yep. Das verspricht, ein interessantes Projekt zu werden. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn meine Professionalität und ich es lebend da raus schaffen.
Eine halbe Stunde später, nachdem Liam die Welt in einem spektakulären Showdown gerettet hat und endlich megaheißen Sex mit der Hauptdarstellerin haben kann, endet der Film.
Gott sei Dank.
Die Lichter gehen an und ich laufe mit den anderen in den Konferenzraum. Unser Produktionsteam ist klein, es besteht aus unserer Produzentin Ava Weinstein, unserem Regisseur Marco, dem Designer und dem Leiter der Produktion. Und nicht zu vergessen, meinem Assistenten und besten Freund, Joshua Kane.
»Alles klar bei dir?«, fragt Josh, als wir uns nebeneinander an den Tisch setzen. »Du bist ganz rot im Gesicht.«
»Mir geht’s gut«, entgegne ich. »Mir ist nur ein bisschen warm. War ziemlich heiß da drin, oder?«
Josh zuckt mit den Achseln. »Als Angel oben ohne im Badehaus stand, das war ziemlich heiß, ja. Aber ansonsten hab ich mir die Eier abgefroren, ehrlich gesagt. Ich glaube, die Klimaanlage war auf ›Arktische Kälte‹ gestellt.«
Ich benutze die Mappe, die vor mir liegt, und fächele mir damit Luft zu. Trotz Joshs gefrorener Eier fühlt sich meine Gesichtshaut eher nach Sahara an.
Josh grinst in sich hinein.
»Was ist?«, frage ich gereizt.
»Nichts. Ich finde es nur lustig, dass nach all den Jahren ein Blick auf Liam Quinn immer noch ausreicht, um dich so rot anlaufen zu lassen wie meine Kreditkartenabrechnung.«
»Halt die Klappe.«
»Nur fürs Protokoll, du hast es nicht geleugnet.«
»Doppeltes ›Halt die Klappe‹. Und wenn du auch nur ein Wort zu Marco sagst, reiße ich dir deine eingefrorenen Eier ab und mache mir Ohrringe daraus.«
Er lacht. »Marco weiß nicht, dass ihr zwei … euch ›kennt‹?«
»Nein.«
»Oder dass jede einzelne sexuelle Phantasie, die du in den letzten sechs Jahren hattest, sich um Liam gedreht hat?«
Ich funkele ihn böse an.
Er streckt ergeben die Hände in die Höhe. »Schon gut, schon gut. Meine Lippen sind versiegelt. Aber wenn du dich während der Proben auf ihn stürzt oder ihn bespringst, lehne ich jegliche Verantwortung ab.«
»Wenn ich ihm nah genug kommen sollte, um ihn zu bespringen, hast du als mein platonischer Lebenspartner versagt. Nur zur Erinnerung.«
»Mein Gott, Lady«, seufzt er theatralisch. »Dich in der Spur zu halten, ist wirklich ein Fulltime-Job.«
Das liebe ich an Josh, dass er mich selbst dann noch zum Lachen bringt, wenn ich emotional instabiler bin als Lindsay Lohan. Deshalb ist er auch seit unserem vorletzten Jahr auf der High School mein bester Freund. Wie nicht anders zu erwarten, haben wir uns in der Theater-AG kennengelernt.
Er war einer der wenigen nicht schwulen Jungs dort, und obwohl wir das Theater beide liebten, mussten wir bald feststellen, dass wir nicht für die Bühne geschaffen waren. Nach unserem ganz und gar nicht glorreichen Debüt als wohl peinlichstes Liebespaar der Theatergeschichte, beschlossen wir in den weniger glamourösen Bereich hinter der Bühne zu wechseln. Wie sich herausstellte, war mein Organisationstalent ein Plus in der Theaterwelt, und ehe ich mich versah, war ich die jüngste Stage-Managerin, die es auf meiner Schule je gegeben hatte.
Aus irgendeinem Grund war Josh damit zufrieden, der Robin in unserem Batman-Backstage-Team zu sein, und seitdem sind wir ein dynamisches Duo. Es verwirrt die Leute in der Regel, dass wir nur Freunde sind und kein Paar, aber so ist es eben. Beste Freunde auf Lebenszeit.
»Okay, Leute«, sagt Marco, als alle Platz genommen haben. »Das war der letzte Film in der Rageheart-Reihe mit Liam Quinn und Angel Bell in den Hauptrollen, unserem zukünftigen Traumpaar für meine fabelhafte Neuinterpretation von Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung.«
Ich liebe Marcos Ansatz, Shakespeares Klassiker neu zu interpretieren. Seine Arbeiten sind clever und aktuell, und seit ich an seinem letzten Broadway-Hit mitgearbeitet habe, bin ich endgültig sein Fan. In dem Stück hatten mein Bruder Ethan und die wunderbare Cassie Taylor, die jetzt seine Verlobte ist, die Hauptrollen gespielt. Nachdem die Show ein paar Monate lief, hat mich Marco gefragt, ob ich auch dieses Projekt mit ihm machen möchte. Natürlich hatte ich zu dem Zeitpunkt keine Ahnung, dass der »Herr meiner Träume«, Liam Quinn, der Hauptdarsteller sein sollte. Wenn ich diese nicht ganz unwichtige Information damals schon gehabt hätte, wäre ich schreiend davongelaufen. Mit einem Mann zusammenzuarbeiten, der meine Lust entfacht wie ein Leuchtfeuer, entspricht nicht gerade meiner Vorstellung von einer idealen Arbeitsatmosphäre.
»Also«, fährt Marco fort, »wenn ihr die letzten Jahre nicht gerade unter einem Felsen gelebt habt, wisst ihr, dass Liam und Angel das aktuelle Hollywood-Glamour-Pärchen sind. Sie sind schon ein paar Jahre zusammen, haben sich kürzlich verlobt, und der regelmäßigen Zurschaustellung ihrer gegenseitigen Zuneigung zufolge sind sie ekelhaft verliebt.«
Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem ich rausgefunden habe, dass die beiden miteinander ausgehen. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so dumm gefühlt. Und noch nie so todunglücklich. Ich dachte immer, wir hätten etwas Besonderes miteinander, doch diese Fotos waren der Beweis, dass sogar so faszinierende Männer wie Liam Quinn miese Bastarde sein können.
Marco deutet auf die Mappen, die vor uns liegen. »Diese Unterlagen werden euch mit unseren Stars vertraut machen. Sie enthalten ihren offiziellen Lebenslauf, aber auch pikante Fakten, Gutes und weniger Gutes.«
Als ob ich das nötig hätte. Ich stalke Liam seit Jahren übers Internet. Worauf ich nicht gerade stolz bin.
»Hinten in der Mappe«, erklärt Marco, »findet ihr eine Kopie von Liams und Angels Production Rider.« Ein Production Rider ist eine Liste von Dingen, die für die Stars bereitgestellt werden sollen, damit sie glücklich sind. Die Bandbreite variiert von einfachen bis völlig lächerlichen Wünschen.
»Bitte denkt immer daran, dass es sich nicht um normale Theaterschauspieler handelt«, fügt Marco mit erhobenem Zeigefinger hinzu. »Das sind Filmstars. Sie sind also daran gewöhnt, auch ihre ausgefallenen Wünsche erfüllt zu bekommen. Lasst uns versuchen, sie nicht zu enttäuschen, ja?«
Ich werfe einen schnellen Blick auf Angels Liste.
Ach herrje, nicht im Ernst!?
Offenbar ist Miss Bell nur dann glücklich zu machen, wenn ihre Umkleide ganz in Weiß gehalten wird – weißer Teppich, weiße Möbel, weiße Vorhänge und Blumen. Ihre Liste an Essens- und Getränkewünschen ist ziemlich exklusiv, sie will nur Gourmet-Zeug, das uns garantiert Pleite macht.
Ich blättere weiter zu Liams Liste. Darauf stehen nur vier Dinge: Hanteln, WLAN, Schokoladenkekse, Milch.
Ich muss lächeln. Ich weiß noch, wie sehr er auf Kekse und Milch gestanden hat. Und danach hat er immer so lecker geschmeckt. Cookies and Cream ist wahrscheinlich deshalb noch immer meine liebste Eis-Sorte.
Josh runzelt die Stirn. »Wollen wir das wirklich alles besorgen, was auf Angels Liste steht? Ich wüsste nicht mal, wo ich nach einer ›Columbia Taglilie‹ suchen sollte.«
Marco lacht. »Natürlich nicht. Mit unserem knappen Budget können wir uns kaum Wasser in Flaschen leisten. Da ist an einen Privatkoch oder einen Fitnesstrainer gar nicht zu denken.«
Unsere Produzentin Ava räuspert sich. »Ich verhandele gerade mit Anthony Kent, dem Agenten von Liam und Angel. Ich versuche, ihm die lächerlichsten Wünsche auszuschlagen. Anthony muss seinen Klienten den Unterschied zwischen der Arbeit am Theater und der beim Film klarmachen. Filmstars haben keine Ahnung davon, wie bescheiden das Budget für Theaterproduktionen ausfällt. Ich befürchte, Angel und Liam werden das noch früh genug feststellen müssen.«
»Liam hat schon mal Theater gespielt«, sage ich, ohne nachzudenken.
Ava zieht eine Augenbraue hoch. »Tatsächlich?«
»Äh … ja. Steht hier in seinem Lebenslauf. Vor sechs Jahren. Romeo und Julia. Tribeca Shakespeare Festival.«
Marco verengt nachdenklich die Augen zu Schlitzen. »War das nicht die Produktion, in der du und dein Bruder auch mitgewirkt habt? Deine erste professionelle Show, wenn ich mich recht erinnere. Du warst gerade mal neunzehn, oder?«
Verdammt, dieser Mann hat wirklich das Gedächtnis eines Elefanten. »Oh. Äh … ja. Das stimmt.«
»Also, kennst du Liam Quinn?«, fragt Ava überrascht.
»Ein bisschen.« Zumindest dachte ich das. Der Mann, den ich kannte, war allerdings ganz anders als der aufbrausende Bad Boy, der jetzt in schöner Regelmäßigkeit in der Klatschpresse auftaucht.
»Meinst du, er macht uns Ärger?«, fragt Marco.
Ich zucke mit den Achseln. »Als Romeo war er sehr professionell, aber da war er auch noch nicht der Mr-Big-Shot, der Hollywood-Star. Jetzt ist er bekannt dafür, Paparazzi gegenüber aggressiv zu werden. Was das Berufliche angeht, hat er wohl bisher noch keine Starallüren an den Tag gelegt, es würde mich aber nicht wundern.«
Marco nickt. »Könnte schon sein. Seine Verlobte dagegen wirkt in Interviews immer so zuckersüß, dass ich vom Zuschauen Zahnschmerzen bekomme. Ich glaube, wir müssen uns alle darauf einstellen, unsere Stars mit Samthandschuhen anzufassen und auch mal ein Auge zuzudrücken.«
Das restliche Meeting lang höre ich nur noch mit einem Ohr zu, weil ich in Gedanken bei dem Liam von damals bin. Er war so leidenschaftlich, aufmerksam und unfassbar heiß. Er erweckte Teile meiner Sexualität, von deren Existenz ich bis dahin nichts gewusst hatte. Ich hätte gleich misstrauisch werden sollen. Es war einfach zu gut, um wahr zu sein. Es gibt auf der ganzen Welt keinen Mann, der so perfekt ist, wie er es vorgab zu sein.
Sogar nach all dieser Zeit verspüre ich noch Hass auf ihn, für das, was er mir angetan hat. Und ich frage mich immer noch, wieso er es getan hat. Um zu beweisen, dass er es kann? Um sicherzugehen, dass ich mit beiden Beinen auf dem Teppich stehe, ehe er ihn mir unter den Füßen wegzieht?
Was auch immer seine Gründe waren, was geschehen ist, ist geschehen. Ich kann nicht zurückgehen und die Vergangenheit ändern. Aber ich kann dafür sorgen, dass Liam Quinn niemals wieder eine Chance bekommt, mich zu verarschen.
Mr Quinn
Drei Wochen später
Pier 23, Proberäume
New York City
Draußen bricht ein Schreikonzert aus. Entweder sind Liam und Angel gerade angekommen, oder Hunderte von Menschen werden auf der Straße vor dem Gebäude gefoltert.
Mein Puls beschleunigt sich, und ich zwinge mich, ruhig zu atmen. Ich muss meine Gefühle irgendwie abstellen. Mich innerlich davon distanzieren. Normalerweise zählt das zu meinen Spezialitäten.
Aber nicht heute.
Zu wissen, dass er in der Nähe ist, wirft gefährliche Funken auf meine schlummernden romantischen Phantasien, die nur darauf warten, neu entfacht zu werden.
Die Schreie unten auf der Straße werden lauter, was meinen geistigen Zustand nicht gerade verbessert.
Ich gehe ans Fenster des Proberaums und schaue hinaus. Der Bürgersteig ist überfüllt mit geifernden Frauen und auch ein paar Männern. Aus einem schwarzen Cadillac Escalade steigt gerade das Objekt unzähliger sexueller Phantasien. Mir schlägt das Herz bis zum Hals als der großgewachsene Mann mit dem perfekten Körper seinen Fans zuwinkt und lächelt. Er sieht gut aus.
Zu gut.
Sein hellbraunes Haar ist kunstvoll verwuschelt, und im Gegensatz zu vielen anderen Männern, die stundenlang im Bad verbringen, um so auszusehen, weiß ich, dass Liam tatsächlich so aus dem Bett fällt. Was seinen Sex-Appeal nur erhöht. Jeder Mann, der von Natur aus den Eindruck macht, als hätte er gerade zehn Runden heißen Sex hinter sich, bekommt einen Spitzenplatz in der Liste der Sexiest-Men. Seine hohen Wangenknochen und sein kantiges Kinn tragen ihren Teil dazu bei, und dann haben wir noch nicht über seine Lippen und seine Augen gesprochen. Ich bin heilfroh, dass seine unglaublich hübschen blau-grünen Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen sind, und ich zu weit weg bin, um den Rest seines Gesichts richtig zu erkennen.
Zu blöd, dass ich das von seinem Körper nicht behaupten kann.
Ich habe noch nie jemanden mit einem Körper wie Liam getroffen. Er entspricht meiner Definition von Perfektion. Jeder Muskel ist definiert und wohlgeformt, ohne dass er aufgepumpt oder protzig wirkt. Breite Schultern und schmale Hüften. Der beste Hintern, den ich je gesehen habe.
Ich wusste nicht, dass ich auf muskulöse Männer stehe, ehe ich Liam getroffen habe. Aber verdammt, jetzt weiß ich es.
Sein T-Shirt spannt sich über seine Schultern, als er sich in den Wagen beugt und der zierlichen Rothaarigen beim Aussteigen hilft.
Angel Bell. Schönheitskönigin, It-Girl, Fashion-Expertin und Hollywood-Prinzessin. Tochter von Senator Cyrus Bell und Schwester der preisgekrönten Journalistin Tori Bell.
Josh taucht neben mir auf. »Angeeeeeel«, jault er. »Verlass diesen muskelbepackten Loser und lass mich dich lieben. Wir könnten wunderschöne Babys zusammen haben.«
»Iiiiih!« Ich verpasse ihm einen Stoß in die Rippen.
Josh weicht kurz zurück, lehnt sich dann aber wieder nach vorn, um besser aus dem Fenster sehen zu können. »Also, du darfst nach diesem He-Man lechzen, aber meine unschuldige Schwärmerei für diese liebliche langbeinige Göttin verurteilst du?«
»Josh, keine deiner Schwärmereien ist unschuldig.«
Er kichert. »Na gut, du hast ja recht. Ich will ungezogene Dinge mit ihr tun. Aber kannst du es mir verübeln? Ich will, dass sie ihre langen Beine um mich schlingt und ich sie dann zum Schnurren bringe wie ein Kätzchen.«
»Ist sie nicht ein bisschen zu glatt für deinen Geschmack?«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Sie scheint ein sehr nettes Mädchen zu sein.«
»Genau das meine ich. Du gehst nicht mit netten Mädchen aus.«
Josh hat eine Vorliebe für Schauspielerinnen. Genauer gesagt für überambitionierte Schauspielerinnen, die nur zwei Neurosen davon entfernt sind, völlig gaga zu sein. Seine Freundinnen haben in der Regel viel mit einer Broadwayshow gemeinsam: Sie sind viel Arbeit und stecken voller Drama.
»Du hast recht«, räumte er ein. »Ich stehe normalerweise auf Frauen, die eine Herausforderung sind.«
»Du nennst es ›Herausforderung‹, ich nenne es ›eine Nummer zu groß‹.«
»Was mich daran erinnert – sag mir noch mal, wieso sind wir nie miteinander ausgegangen?«
»Weil wir einmal auf der Highschool rumgeknutscht haben und es beide verdammt komisch fanden.«
»Na ja, du vielleicht. Ich fand es cool.«
»Ach, Quatsch.«
Er verschränkt die Arme vor der Brust. »Elissa, ich weiß nicht, ob dir das bewusst ist, aber du bist eine total scharfe Braut. Ja, ich bin dein bester Freund, aber ich bin auch nur ein Mann. Ein Mädchen zu küssen, das aussieht wie Scarlett Johanssons jüngere Schwester lässt mich garantiert nicht kalt. Das kannst du mir glauben.«
Ich muss lachen. Dass Josh mich für eine scharfe Braut hält, will ich wirklich nicht hören. Er ist wie ein Bruder für mich. Na ja, wie ein Bruder, mit dem ich mich gut verstehe.
Ich tätschele seinen Arm. »Okay, Themenwechsel. Wir sind immerhin bei der Arbeit, und gleich geht es hier rund.«
Er nickt. »Aber nur damit das klar ist, wenn wir nach Hause kommen, kann ich dir meine pornographischen Phantasien doch erzählen, oder?«
»Wenn es sein muss.« Ich wende mich wieder dem Fenster zu.
Angel stolpert in ihren High Heels. Als Liam sie auffängt und an sich zieht, bricht die Menge in »Aaaahs« und »Ooohs« aus. Kurz darauf setzt das Gekreische von vorher wieder ein.
»Ich liebe dich, Liam!«
»Gib mir ein Autogramm auf meinen Arm!«
»Heirate mich! Biiiiitte!«
»Angel, du bist so schön!«
Womit sie recht haben. Sie ist wirklich schön. Während ich nur knapp über 1,60 Meter groß bin und eher kurvig, ist sie groß, schlank und elegant. Meine Haare sind blond und schulterlang, ihr Haar ist lang, rotbraun und sieht aus, als wäre sie gerade einer Shampoo-Werbung entsprungen. Meine Augen sind langweilig blau, ihre dagegen leuchtend grün. Das Einzige, was ich ihr voraus habe, sind meine Brüste. Ihre widerstehen vielleicht der Schwerkraft, dafür sind meine echt.
Dennoch, ich muss mir zähneknirschend eingestehen, dass ich verstehe, was Liam an ihr findet. Sie ist viel eher seine Kragenweite, als ich es je war. Ihre Kinder werden genetisch derart gesegnet sein, dass es mich nicht wundern würde, wenn sie Superkräfte entwickelten.
Ich beobachte, wie Liam und Angel weiter Autogramme geben und für Fotos posieren. Jede ihrer Bewegungen wird von frenetischem Schreien begleitet. Ich frage mich, wie es wohl ist, die Hauptrolle in einem so bekannten Film wie Rageheart zu spielen und überall auf der Welt Millionen von Fans zu haben. Liams Darstellung des leidenschaftlichen, eigentlich immer oberkörperfreien Dämonen Zan, der einen Sklavenaufstand anführt und sich in die Tochter des Seraphim-Königs verliebt, hat zweifellos unzählige Frauenherzen höher schlagen lassen. Wahrscheinlich ist er gerade weltweit der beliebteste Filmstar.
»Verdammt nochmal«, flucht Josh neben mir. »Muss dieser gemeißelte Adonis wirklich die Lippen meiner zukünftigen Frau derart missbrauchen? Das ist ja ekelhaft.«
Er bezieht sich auf den zärtlichen Kuss, den Liam Angel gerade gibt, während sie sich an ihn lehnt. Die Paparazzi, die eh schon wie wild am Knipsen gewesen sind, flippen völlig aus. Nichts verkauft sich derzeit besser auf den Titelseiten von Zeitschriften oder bekommt mehr Klicks im Internet als Fotos von Liam und Angel, die ihre wahre Liebe zur Schau tragen. Ich kann regelrecht sehen, wie die Dollarzeichen in den Augen der Fotografen aufblitzen.
Marco stellt sich zu uns und schaut ebenfalls aus dem Fenster. »Das, was du als ›ekelhaft‹ bezeichnest, lieber Joshua, ist unser Hauptgewinn. Liams und Angels fanatische Fangemeinde wird dafür sorgen, dass unsere Show monatelang ausgebucht sein wird. Lasst es euch gesagt sein.«
Josh nickt. »Außer natürlich, sie stellt während der Proben fest, dass sie mich unglaublich anziehend findet und mit ihm Schluss machen muss, bevor die Show anläuft.«
Marco sieht aus wie ein Vampir, der sich am Weihwasser verbrannt hat. »Darüber macht man keine Witze. Auch nur die kleinste Krise zwischen den beiden könnte sich desaströs auf unsere Ticketverkäufe auswirken, weshalb wir die beiden unbedingt mit Samthandschuhen anfassen müssen. Denkt daran, sie sind es gewöhnt, dass man ihnen den Allerwertesten küsst. Also, Lippen geschürzt, Kinder.«
Ich seufze. Das erinnert mich daran, wie ich Liam mal tatsächlich den Allerwertesten geküsst habe. Und noch einiges mehr. Die Erinnerung ist so lebhaft, als wäre es erst gestern gewesen.
Ich denke ernsthaft darüber nach, von meinem Job zurückzutreten.
Marco legt einen Arm um mich. »Kannst du es fühlen, Elissa?«
Ja. Übelkeit. Aufsteigende Panik. Ein überwältigender Drang, rauszurennen und mir ein Flugticket nach Nepal zu kaufen. Ohne Rückflug.
Ich lächele ihn schwach an. »Oh, ich kann es fühlen.«
»Große Theatermomente, meine Liebe. Wir sind kurz davor, sie zu erschaffen. Danke, dass du meine rechte Hand bist. Ohne dich, wäre das alles nicht möglich.«
Das war es dann wohl mit Nepal.
Ich drücke ihn und gehe zurück zum Schreibtisch. Mein Bereich ist bereits ordentlich vorbereitet. Skript. Stifte. Ein Regenbogen aus Markern.
Ich bin bereit.
Ich bin bereit.
Ich bin bereit.
Ich stütze seufzend die Hände in die Hüfte.
Nein. Ich kaufe es mir selbst nicht ab. Scheiß auf dich, positives Denken. Gerade heute musst du mich im Stich lassen.
Als ich Stimmen im Gang höre, versteife ich mich. Liams tiefer Bariton dringt durch die Wände und vibriert in meinem Körper nach.
»Lissa?« Josh sieht mich besorgt an. »Du weißt, dass es ungesund ist, nicht zu atmen, oder? Entspann dich, bitte.«
Ich atme tief aus und nicke. Ich lasse den Kopf kreisen und mein Nacken knackt laut. »Okay. Es kann losgehen.«
»Braves Mädchen.«
Mary, unsere winzige Pressesprecherin mit den aufgetürmten Haaren, kommt ins Zimmer gerauscht, und ich verstecke mich instinktiv hinter Josh. Ich fühle mich alles andere als in der Verfassung, Liam zu begegnen.
»Und das ist unser Produktionsteam«, sagt Mary mit einer ausholenden Armbewegung. »Natürlich kennen Sie unseren Regisseur, Marco. Ich glaube, Sie haben bereits mit ihm telefoniert.«
Marco schüttelt ihnen lächelnd die Hände. »Freut mich sehr, Sie beide persönlich kennenzulernen. Herzlich willkommen bei uns.«
Mary zeigt auf das nervöse dunkelhäutige Mädchen am Fenster. »Das ist unsere Praktikantin, Denise.« Denise schmilzt sichtlich dahin, als Liam ihr ein Lächeln schenkt. Ich glaube, sie ist genauso verknallt in ihn wie ich.
»Und hier ist unser Choreograph Martin.«
»Freut mich.« Martin begrüßt Angel flüchtig und schüttelt dann Liams Hand viel zu lang, als dass es nicht schon peinlich wäre.
»Und zu guter Letzt unser berühmtes Stage-Manager-Team, Joshua Kane und –«
»Elissa Holt.« Liam sagt meinen Namen, als wäre ich eine Art mystische Kreatur, die er gerade zum ersten Mal mit eigenen Augen sieht. Ich bemühe mich um ein professionelles Lächeln, während er überrascht blinzelt. »Du bist unsere Stage-Managerin?«
Ich nicke. »Ja. Hallo, Mr Quinn. Schön, Sie wiederzusehen. Und schön, Sie kennenzulernen, Miss Bell.« Ich strecke Angel die Hand hin. »Bitte, lassen Sie es mich oder Josh wissen, wenn Sie irgendwas brauchen.«
Angel schüttelt meine Hand und neigt dann den Kopf zur Seite. »Sie und Liam kennen sich?«
Ihr Misstrauen ist offensichtlich. Ich entscheide mich für ein Ausweichmanöver. »Nicht wirklich. Josh und ich haben bei Mr Quinns erster Broadway-Show mitgewirkt. Aber das ist viele Jahre her. Er hat einfach ein gutes Gedächtnis.«
Sie entspannt sich ein wenig und lächelt. »Ja, das stimmt. Manchmal beneide ich ihn darum. Besonders, wenn es ums Textlernen geht.«
Ich schiele zu Liam rüber, der mich anstarrt. Ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten. Verärgerung? Erstaunen? Ein bisschen von beidem? In seinem Blick liegt ein Funkeln, das mir das Gefühl gibt, dass er nicht wirklich unglücklich darüber ist, mich zu sehen. Ich verschiebe es auf später, zu entscheiden, ob ich das gut oder schlecht finde.
Josh tritt neben mich. »Hi Mr Quinn«, sagt er und schüttelt Liam die Hand. »Willkommen zurück in New York.«
Liam schenkt ihm ein kurzes Lächeln. »Josh. Hey. Wie läuft’s, Mann?«
»Nicht so gut wie bei dir, Mr Hollywood. Gratulation zu deinem internationalen Erfolg und deiner Berühmtheit.«
Liam verzieht die Lippen zu einem schiefen Grinsen. »Ja, na ja, es ist nicht immer so lustig, wie es aussieht, das kannst du mir glauben.«
Liam wendet sich mir zu, und als Josh sich Angel vorstellt, strecke ich ihm die Hand hin. Liam zögert kurz, ehe er meine Hand nimmt. Dann steht er plötzlich vor mir, seine Finger legen sich warm und wie elektrisch aufgeladen um meine. Ich versuche ein Schaudern zu unterdrücken. Niemand muss wissen, was eine einzige Berührung dieses Mannes in mir auslösen kann. Besonders er nicht.
Ich ringe mir ein Lächeln ab, während die Wärme, die von ihm ausgeht bis zu meinen Knochen durchzudringen scheint. »Wir freuen uns sehr, Sie und Ihre Verlobte als Stars für unsere Show gewonnen zu haben, Mr Quinn. Ich bin mir sicher, dass es ein großer Erfolg wird.«
»Gott, Elissa, ich …« Seine Finger drücken meine noch fester, und ich zittere unwillkürlich, als er mit dem Daumen über meine Knöchel fährt. Er schaut auf unsere Hände und dann wieder in meine Augen. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Dich hier wiederzusehen ist …«
Ich warte darauf, dass er den Satz beendet, doch er scheint wirklich um Worte zu ringen.
Inzwischen brennt meine Hand, also ziehe ich sie zurück und schlucke schwer. »Es muss schön sein, wieder in New York zu sein. Wenn ich richtig informiert bin, waren Sie eine ganze Weile nicht zu Hause.«
Er fixiert mich mit diesen unglaublichen ozeanfarbenen Augen. Sein Blick erscheint mir viel zu intim, dafür, dass wir uns so lang nicht gesehen haben – ganz abgesehen davon, dass seine Verlobte direkt neben ihm steht. Er bemerkt offenbar selbst, dass er mich anstarrt, und räuspert sich. »Äh … nein. Ich war schon lang nicht mehr zu Hause. Zu lang. Ich habe es jeden Tag vermisst, den ich nicht hier war.«
Es sieht aus, als wollte er noch etwas sagen, doch in dem Moment kommen die anderen Schauspieler an.
Gott sei Dank.
Ich nutze die Ablenkung, um mich von ihm zu entfernen, was mir nicht leichtfällt. Ich fühle mich wie ein Raumschiff, das versucht, sich aus dem Sog eines schwarzen Lochs zu entfernen.
Der Raum füllt sich und ich schalte auf Autopilot. Ich registriere die Schauspieler, teile Info-Blätter und Probenpläne aus und beschäftige mich mit jedem, der nicht Liam ist.
Es entgeht mir nicht, dass Liam eine Stunde später, als wir bereit sind, mit den Proben zu beginnen, immer noch geschockt wirkt, mich hier zu sehen.
Es liegt eine erwartungsvolle Stimmung über dem Raum, als Marco den Schauspielern seine Ideen für die Show unterbreitet. Alle hören gespannt zu und nicken, die meisten machen sich bereits Notizen in ihr Skript. Liam allerdings hält kein Skript in der Hand, sondern hat den Kopf auf die Hände gestützt und runzelt konzentriert die Stirn.
Irgendwie strahlt er eine Energie aus, die mir neu ist. Es ist wie ein aggressives Brodeln, als würde ihm eine dunkle Wolke folgen, die seine Augenbrauen zusammenzieht und seine Kiefermuskeln verspannt. Ich weiß, dass das zu seinem Sex-Appeal beiträgt, doch ich frage mich trotzdem, was der Grund dafür ist.
Er sitzt neben Angel, ohne sie zu berühren. Als sie sich zu ihm lehnt, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern, zuckt er irritiert zurück. Angel sieht sich hastig um, ob es jemandem aufgefallen ist. Als ihr Blick mich streift, vertiefe ich mich diplomatisch in meinen Laptop.
Irgendwie ist es erleichternd zu sehen, dass anscheinend auch bei den beiden nicht alles immer so wundervoll ist, wie es auf den Bildern rüberkommt. Es macht sie menschlicher.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein muss, mit dem heißesten Schauspieler der Welt verlobt zu sein. Es ist kein Geheimnis, dass Angel regelmäßig Morddrohungen erhält und in den sozialen Medien ständigen Anfeindungen durch Liams fanatische Bewunderer ausgesetzt ist. Ich an ihrer Stelle wäre wahrscheinlich total paranoid, doch sie wirkt eigentlich fröhlich und selbstbewusst. Es muss anstrengend sein, immer so positiv und aufgeräumt zu erscheinen. Selbst wenn sie schwitzend vom Spinning kommt, sieht sie noch aus, als wäre sie gerade dem Cover eines Fitness-Magazins entstiegen.
Fitness ist auch noch so eine Sache, die sie und Liam gemeinsam haben. Ich weiß, es ist in der Branche essentiell topfit auszusehen, aber jetzt mal im Ernst, niemand muss so viel Sport machen wie die beiden. Meine Vorstellung von Sport hat mit meiner Yogahose zu tun, allerdings ohne das dazugehörige Yoga. Genau genommen sollte meine Yogahose nicht Yogahose heißen, sondern »Rumsitzen und Käse essen«-Hose. Zugegeben, nicht so ein griffiger Titel, aber zumindest passender.
»Damit komme ich zu meinem letzten Punkt«, sagt Marco. »Auch wenn Der Widerspenstigen Zähmung ein Stück ist, das leicht als chauvinistisch interpretiert werden kann, versuchen wir, diese Wahrnehmung zu widerlegen. Angel wird eine Katherine darstellen, deren Verbitterung daher rührt, dass sie sich weigert, der gesellschaftlichen Definition der Frauenrolle gerecht zu werden. Außerdem ist sie eine Reaktion auf die offenkundige Bevorzugung ihrer Schwester durch ihren Vater. Petruchio ist weniger ihr Bändiger als vielmehr ihr Komplize. Mein Ziel ist es den Zuschauern ein Paar zu präsentieren, das gegenseitig das Beste im anderen hervorbringt und dessen Verbindung durch ein ungewöhnliches sexuelles Begehren gespeist wird. Gleichzeitig schaffen es die beiden, sich über diejenigen, die sie zu etwas machen wollen, das sie nicht sind, durch Humor hinwegzusetzen.«
Er klatscht in die Hände und lächelt. »Also, jetzt wisst ihr, was ich mir vorstelle. Lasst uns anfangen und sehen, was wir zusammen auf die Beine stellen können. Gehen wir mal die erste Szene durch. Alle auf ihre Plätze, bitte.«
In den nächsten Stunden proben wir die ersten drei Szenen des ersten Akts.
Anfangs ist Angel viel zu nett als Kate. Marco weist sie an, stärker aufzutreten, woraufhin sie in die andere Richtung übertreibt und die Szenen mit Kates Schwester und ihrem Vater als schreiende Furie spielt, die kurz davor ist, alle niederzumetzeln.
Ich bin keine Regisseurin, aber ich gehe davon aus, dass Marco auf ein bisschen mehr Subtilität bestehen wird.
Liam dagegen spielt von der ersten Sekunde an exzellent. Sein Petruchio ist leidenschaftlich und charismatisch, und die Chemie zwischen ihm und den anderen Schauspielern, die seine Diener und Freunde spielen, stimmt.
Wieder mit ihm im Probenraum zu sein, erinnert mich daran, wie faszinierend er aus der Nähe ist. Es ist mir ein bisschen peinlich, dass ich die Rageheart-Filme so oft gesehen habe, dass ich irgendwann aufgehört habe zu zählen. Doch so kraftvoll und intensiv Liam auf der Leinwand auch wirken mag, in Fleisch und Blut ist er es noch viel mehr. Es ist erfrischend ihn in einer Rolle zu erleben, die so anders ist als die des düsteren, brutalen Dämons, den er in den Filmen verkörpert. Er spielt den Petruchio als liebenswerten Halunken, und ich stelle verwundert fest, dass ich vergessen habe, wie umwerfend er aussieht, wenn er lächelt. Das hat er nicht so oft getan, als er die sadistischen Engel-Lehensherren massakriert hat.
Als ich mich umschaue, bemerke ich, dass jede einzelne Person im Raum den Blick auf ihn geheftet hat, und das ist wohl der Grund, weshalb er ein Star ist. Liam ist einer dieser Schauspieler, der einfach das gewisse Etwas hat. Zum Teil ist es sein Talent, zum Teil Selbstbewusstsein, und gerade genug rohe Verletzlichkeit, dass man ihn vögeln und gleichzeitig in den Arm nehmen möchte. Zumindest hat er auf die meisten Frauen wohl diesen Effekt.
Trotz seiner 1,92 Meter geballter Muskelmasse, mit der er zweifellos jeden, der sich mit ihm anlegen sollte, zu einer blutigen Masse zusammenschlagen könnte, erzeugt er in einem dieses Bedürfnis, sich um ihn zu kümmern.
»Hast du gewusst, dass er so talentiert ist?«, fragt mich Marco, als ich die Schauspieler in die Kaffeepause geschickt habe.
»Als Romeo war er großartig«, erwidere ich. »Ich war mir nicht sicher, wie er mit dieser Rolle klarkommen würde, aber sie scheint wie für ihn gemacht.«
Marco nickt zustimmend. »Ich wünschte nur, Angel wäre genauso gut. Ich hatte gehofft, sie würde etwas mehr Tiefe in Katherines Rolle bringen. Aber sie spielt sie wie eine zweidimensionale Furie.«
»Wie im echten Leben«, murmelt unsere Praktikantin, Denise, neben mir.
»Pass auf, wie du über meine Frau sprichst«, warnt Josh sie. »Sie zu hassen, nur weil sie schön und reich ist, ist kein bisschen cool.«
»Ach, bitte«, entgegnet Denise. »Selbst wenn sie jemanden bei lebendigem Leib verspeiste, würdest du sie noch in Schutz nehmen, weil du bei ihrem Anblick jedes Mal einen Ständer bekommst, stimmt’s, Josh?«
Josh öffnet den Mund, um zu protestieren, überlegt es sich dann aber anders. »Ich verweigere die Aussage.«
Denise schnaubt. »Josh, ich hab dich echt lieb, aber schau dich doch bitte mal im Vergleich zu Liam Quinn an. Wen, denkst du, wird sie wählen, um mit ihm Babys zu haben?«
Josh niest ein »Fick dich« und zeigt ihr den Mittelfinger, was mich zum Lachen bringt. Es ist nicht so, als wäre er nicht attraktiv, denn das ist er, ein sexy Nerd. Er ist knapp über 1,80 Meter groß, hat braunes, gelocktes Haar, braune Augen und ein hübsches Gesicht. Seine breiten Schultern sorgen dafür, dass er ohne zu trainieren eine gute Figur hat, und Frauen scheinen auf seine Hipster-Hornbrille zu stehen. Doch die knallharte Wahrheit ist, wenn er und Liam für einen Film gecastet würden, bekäme Liam die Rolle des Superhelden und Josh die des Handlangers.
»Lästert nur«, winkt Josh ab. »Aber diese Frau wird in ein paar Wochen nur noch Augen für mich haben. Denkt an meine Worte.«
»Ganz bestimmt.« Ich tätschele seine Schulter und gehe in den Gang, um die Schauspieler wieder hereinzurufen. Liam steht beim Wasserspender, und ich versuche, ihm nicht direkt in die Augen zu sehen. »Wir machen weiter, Mr Quinn.«
Er murmelt ein leises »Danke, Liss«, und ich gehe schnell weiter, ehe er noch etwas sagen kann.
Sobald wieder alle im Proberaum sind, fahren wir dort fort, wo wir aufgehört haben, und abgesehen davon, dass Angel ihren Text rausschreit wie ein mittelalterlicher Marktschreier, sind wir sehr zufrieden mit den Fortschritten.
Die Mittagspause verbringe ich wie üblich am Schreibtisch.
Ich habe ein kleines Büro am Ende des Ganges. Es ist nicht das Ritz, aber mir genügt es. Wenn ich nicht gerade bei den Proben dabei bin, trifft man mich für gewöhnlich dort an, wo ich angefallenen Papierkram erledige, während alle anderen sich erholen.
Ach, das glamouröse Leben einer Stage-Managerin.
Ich überarbeite gerade den Probenplan, als Josh hereingerauscht kommt. Seine Wangen und Ohren sind knallpink. Das passiert nur, wenn er sehr wütend oder erregt ist.
»Hey. Was ist los?«
»Nichts. Ich brauche Geld. Angel braucht was anderes zu essen.«
Wir haben unseren Konferenzraum in einen privaten Speisesaal umgewandelt, damit Angel und Liam sich nicht jedes Mal durch die Fans und Paparazzi drängeln müssen, um sich etwas zu essen zu holen. Ein paar der besten Restaurants New Yorks liefern das Essen, und Josh und Denise haben das Vergnügen, es zu servieren.
Ich grinse. »Wieso bist du so rot im Gesicht? Was hat Angel getan?«
»Nichts. Alles in Ordnung.« Ich ziehe fragend die Augenbrauen hoch. Er steckt die Hände in die Hosentaschen und senkt betreten den Blick. »Sie hat mir in diesem sexy Flirt-Tonfall erklärt, dass sie diese Woche kein Gluten zu sich nimmt, und dann hat sie mir den Arm gestreichelt und mich angelächelt.«
»Diese Schlampe.«
»Ach, hör auf. Ernsthaft, ich bin nicht in der Stimmung. Diese Frau könnte mich nur durch Flirten dazu bringen, einen Mord zu begehen, das steht außer Frage. Jetzt gib mir Bargeld. Ich hole ihr etwas anderes zum Mittagessen.« Er streckt mir die offene Hand hin.
Ich hole die Dose aus der Schublade, die uns als Portokasse dient, und ziehe einen Fünfzigdollarschein heraus. Das sollte reichen, um Angels Bedürfnisse zu befriedigen. Josh greift blitzschnell in die Dose und steckt sich einen zweiten Fünfziger in die Hosentasche. »Bin gleich wieder da.«
Verdammt, unser Budget ist jetzt schon am Arsch.
Ich räume die Portokasse weg, und will mich gerade wieder dem Probenplan zuwenden, als es an der Tür klopft.
»Herein.«
Die Tür geht auf, und Liam betritt mein Büro. Innerhalb von Sekunden sind meine Handflächen schweißnass.
Ich stehe auf. »Mr Quinn. Brauchen Sie etwas? Ist das Mittagessen in Ordnung? Wenn nicht, sorge ich gern dafür, dass Sie etwas anderes bekommen.«
Er verharrt einen Moment im Türrahmen, ehe er eintritt und die Tür hinter sich schließt. Er wirkt zu groß für das kleine, vollgestellte Büro. Seine Schultern sind breiter, als ich sie in Erinnerung hatte, und unter dem rechten Ärmel seines T-Shirts lugt ein Tattoo hervor. Das hatte er das letzte Mal noch nicht, als ich ihn live oben ohne gesehen habe.
Er schaut sich flüchtig im Zimmer um, ehe er sich mir zuwendet.
Er starrt mich ein paar Sekunden an, und verdammt, ich kann es nicht fassen, dass die Jahre den Effekt, den er auf mich hat, nicht verringern konnten. Die Zeit sollte doch alle Wunden heilen, oder? Sie hat es bisher aber leider nicht geschafft, mein Herz davon abzubringen, jemanden zu wollen, der mich nicht will.
Ich räuspere mich. »Mr Quinn?«
Er macht einen Schritt auf mich zu, und für einen kurzen Moment bekomme ich Panik, weil ich in diesem kleinen Raum meine übliche Taktik, ihm aus dem Weg zu gehen und ihn zu ignorieren, nicht anwenden kann.
»Elissa –«
»Mr Quinn, wenn es etwas gibt, das Sie brauchen –«
»Hör auf, mich so zu nennen.«
»Es ist doch Ihr Name, Sir.«
»Gott, Liss.« Er seufzt und mustert mich von oben bis unten. »Ich kann es nicht glauben, dass du hier bist.«
»Das ist mein Büro. Es ist also nicht wirklich überraschend.«
»Ich meine doch, hier bei dieser Produktion.«
»Marco hat mich gebeten, die Leitung zu übernehmen.«
»Ich hätte gedacht, dass du sofort das Weite suchen würdest, wenn mein Name fällt.«
Ich lasse es unerwähnt, dass ich darüber nachgedacht habe. »Als ich den Job angenommen habe, wusste ich nicht, wer der Hauptdarsteller sein würde.«
Seine Kiefermuskeln spannen sich an. »Natürlich wusstest du das nicht. Das ergibt Sinn.« Er lacht bitter und reibt sich den Nacken. »Sonst hättest du ihn nicht angenommen, stimmt’s?«
Ich suche nach einer netten Art, es auszudrücken, aber es gibt nicht wirklich eine. »Nein.«
Er nickt. Ich würde sagen, er sieht verletzt aus, aber welchen Grund hätte er dafür? Er hat jahrelang sein Hollywood-Promileben gelebt, ohne jeglichen Kontakt zu mir. Ich bezweifle, dass er in den letzten sechs Jahren auch nur einmal an mich gedacht hat.
»Also, wie auch immer du hier gelandet bist, ich bin jedenfalls dankbar dafür.« Er senkt den Blick. »Ich habe dich vermisst. Mehr als du ahnst.«
Ich muss beinahe lachen. Natürlich hast du das. Während du einen Blockbuster nach dem anderen gedreht und Millionen Dollar verdient und eine der begehrtesten Frauen des Planeten gevögelt hast, hattest du sicher ganz viel Zeit, dich nach der kleinen, käse-verrückten Stage-Managerin zu verzehren, mit der du mal etwas hattest. Das ergibt total Sinn.
Er sieht etwas in meinem Gesicht und runzelt die Stirn. »Was ist?«
»Nichts.«
»Du glaubst mir nicht?«
Ich zucke mit den Schultern. »Ich würde es doch nie wagen, Sie in Frage zu stellen, Mr Quinn. Das wäre sehr unprofessionell.«
Da ist wieder dieser Ausdruck in seinem Blick. Ist er verletzt oder enttäuscht – ich kann mich nicht entscheiden. »Ich schätze, ich habe dir nicht gerade viele Gründe gegeben, mir zu vertrauen, oder? Noch etwas, das ich bereue, was uns beide angeht.« Vom Flur dringt Lachen herein, und er schaut nervös über die Schulter. »Apropos uns … Weiß irgendjemand hier etwas davon?«
»Nein.«
»Nicht mal Josh?«
»Er weiß, dass wir mal … intim waren. Das ist alles.«
»Intim.« Er sagt es, als fände er es komisch. »Das trifft es nicht mal annähernd, oder?«
Dieses Gespräch driftet allmählich in eine unangenehme Richtung. »Mr Quinn –«
»Mr Quinn ist mein Vater.«
»Wir haben die Anweisung von Ihrem Agenten, Sie mit Mr Quinn und Miss Bell anzusprechen.«
»Unser Agent gibt Leuten gern das Gefühl, wir wären wichtiger als wir sind. Das ist sein Job. Hör einfach nicht auf ihn. Besonders wenn es um mich und Angel geht.«
Gott, allein ihn das so sagen zu hören, lässt mir den Atem stocken. »Mich und Angel.«
»Liss, was Angel angeht –«
»Wenn Sie sich Sorgen machen, dass unsere Vergangenheit irgendwelche Probleme bereiten könnte, in beruflicher oder persönlicher Hinsicht, kann ich Ihnen versichern, dass ich alles tun werde, was in meiner Macht steht, diese Erfahrung so stressfrei wie möglich zu gestalten. Für Sie und Ihre … Verlobte.«
Ich verschlucke mich beinahe an dem Wort. Zu erfahren, dass er verlobt ist, hat in mir die winzige Flamme der Hoffnung ausgepustet, dass wir eines Tages doch irgendwie wieder zusammenkommen könnten. Hat sie auf schmerzhafte Art und Weise erstickt. »Mir ist bewusst, dass die Situation nicht gerade ideal ist«, fahre ich fort. »Und wenn Sie mir Ihre Bedenken mitteilen, werde ich versuchen, damit umzugehen.«
»Herrgott nochmal.« Er fährt sich mit den Fingern durch die Haare. »Könntest du bitte aufhören, mit mir zu reden, als wärst du meine Bankberaterin? Als würden wir uns gar nicht kennen?«
»Ich kenne dich auch nicht mehr.«
»Du bist die Einzige, die mich je wirklich gekannt hat. Fuck, Liss –«
»Ich würde es bevorzugen, wenn du mich Elissa nennst.« Er ist der einzige Mensch auf der Welt, der Liss zu mir sagt, und in unserer aktuellen Situation fühlt es sich viel zu intim an.
Er geht auf mich zu, und ich habe keine Möglichkeit, zurückzuweichen. Er steht so dicht vor mir, dass ich seinen Geruch wahrnehme. Der kleine Raum ist auf einmal erfüllt von einer intensiven Energie, die mein Herz wie wild gegen meinen Brustkorb schlagen lässt.
»Elissa, es tut mir leid. An diesem Tag … das letzte Mal, als ich dich gesehen habe. Ich habe dich verletzt, und ich hasse es, dass ich das getan habe.«
Ich kann nicht damit umgehen, dass er mir so nah ist, doch ich beiße die Zähne zusammen und zwinge mich, ruhiger zu wirken, als ich mich fühle. »Wir haben beide Fehler gemacht. Wir hatten ja nicht mal eine richtige Beziehung.«
»Wir wissen beide, dass das nicht wahr ist. Was wir miteinander hatten –«
»Ist lange her. Wir waren jung und dumm. In dem Alter erscheint einem alles gleich so wichtig, und wir haben uns mitreißen lassen. Ich wusste es damals, und ich weiß es jetzt. Ich bin darüber hinweg.«
Sein Blick ist bohrend. »Darüber?«
Ich straffe die Schultern. »Über dich.« Er blinzelt ein paarmal, und ich ignoriere seinen verwirrten Gesichtsausdruck. »Jetzt bist du mit einer der schönsten Frauen der Welt verlobt, und ich …« Komm schon, Elissa, sag es. Auch wenn es nicht stimmt. »Ich freue mich wirklich für dich.«
Wenn ich Pinocchio wäre, hätte meine Nase ihm gerade ein Auge ausgestochen. Okay, ich bin zu klein, um ihn ins Auge zu treffen, aber seine Brust hätte bestimmt etwas abbekommen. »Egal, wie es passiert ist, ich bin froh, dass ihr zwei euch gefunden habt. Es ist offensichtlich, dass du sie liebst.« Ich riskiere es, ihn anzuschauen. »So ist es doch, oder?«
Sobald die Worte aus meinem Mund sind, bereue ich sie auch schon wieder. Erwarte ich ernsthaft, dass er »nein« sagt und mich in seine Arme zieht? Wie üblich, sind meine unrealistischen romantischen Vorstellungen völlig unangebracht.
»Ja, ich liebe sie«, erwidert er leise. »Ich kann mich glücklich schätzen, meine beste Freundin heiraten zu können. Nicht jeder bekommt diese Chance.«
Mein Magen zieht sich zu einem schmerzhaften Knoten zusammen. Ich war nicht darauf vorbereitet, wie weh mir seine Worte tun würden.
»Und was ist mit dir?«, fragte er. »Bist du … mit jemandem zusammen?«
Es klingt, als würde er danach fragen, ob ich eine tödliche Krankheit habe. Ich schätze, wenn notorisches Single-Sein eine Krankheit wäre, könnte man sagen, dass ich unter der chronischen Variante leide.
Was soll ich ihm sagen? Dass ich seit der Sache mit ihm nie wieder länger als ein paar Wochen mit einem Mann zusammen gewesen bin? Dass mich Männer generell enttäuschen? Wofür ich auch Liam Quinn verantwortlich mache.
»Ich treffe mich mit jemandem«, antworte ich ausweichend. Immer mal wieder. Nicht, dass irgendeiner der Typen erwähnenswert gewesen wäre.
Er sieht mir fest in die Augen, als versuchte er, mir direkt in die Seele zu schauen. »Behandelt er dich gut?«
Um ein Haar knicke ich ein und erzähle ihm die Wahrheit, doch mein Stolz hindert mich daran. »Wie eine Königin.«
Etwas von seiner Anspannung scheint von ihm abzufallen, als wäre er erleichtert. »Gut. Du verdienst es, glücklich zu sein. Du verdienst … alles.« Er wendet sich zum Gehen, dreht sich dann aber noch einmal zu mir um. In seinem Blick liegt plötzlich ein so tiefes Verlangen, dass ich das Gefühl habe, dem Raum wäre der Sauerstoff entzogen worden. Das erste Mal in meinem Leben fühle ich mich klaustrophobisch. Ich lehne mich mit dem Rücken an die Wand und hoffe, dass er meinen Zustand nicht bemerkt.
»Ist sonst noch etwas, Mr Quinn?«
»Ja. Hör auf, mich Mr Quinn zu nennen. Alle anderen können mich von mir aus nennen, wie sie wollen, aber nicht du. Bitte, Elissa.«
»Okay, Mr Qu –« Ich atme tief durch. »Sorry. Liam.«
In dem Moment, wo ich seinen Namen sage, verändert sich die Atmosphäre. Meine Haut prickelt und seine Haltung ist auf einmal anders. In diesem Moment ist er nicht mehr der Filmstar, und ich bin nicht seine Stage-Managerin. Wir sind wieder die beiden verzweifelt miteinander verbundenen Menschen, die vor Jahren in einen Kaninchenbau gefallen und völlig verändert wieder herausgekommen sind.
Er macht einen Schritt auf mich zu, und für eine Sekunde denke ich, er will mich berühren. Doch er verharrt dicht vor mir, macht dann auf dem Absatz kehrt und verlässt das Büro.
Als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, sinke ich in meinen Schreibtischstuhl und lasse den Kopf auf die Tischplatte fallen.
Na, also.
Lief doch spitzenmäßig.
Vergangenheit
Wenn auf der Couch sitzen und Käse essen ein Sport wäre, würde ich gerade die Olympiade gewinnen.
Unser erster Probentag hat mich völlig ausgelaugt. Der Gedanke, noch ein paar weitere Monate meine Reaktionen auf Liam unter Kontrolle halten zu müssen, hat dazu geführt, dass ich mich umgehend in mein Lieblingsnachthemd werfen und mit einer riesigen Ecke Jarlsbergkäse aufs Sofa verziehen musste.
»Wein?«, ruft Josh aus der Küche.
»Wenn du das noch fragen musst, nach dem Tag, den wir hinter uns haben, sind wir keine Freunde mehr.«
Josh taucht im Gang auf, in der Hand ein Weinglas, das so groß ist, dass es noch aus dem Weltraum zu sehen sein muss. Ich nehme an, es enthält eine ganze Flasche Wein.
»Ich wollte doch nur höflich sein. Ich kannte die Antwort natürlich schon.« In der anderen Hand hält er ein Sixpack Bier. »Ich würde sagen, wenn wir damit fertig sind, machen wir mit Bourbon weiter.« Er reicht mir das Weinglas und lässt sich neben mich fallen. Mit einem Plopp öffnet er eine Bierflasche und nimmt einen tiefen Zug, gefolgt von einem majestätischen Rülpser.
Ich stöhne angewidert auf. »Du bist echt ne Nummer. Das weißt du, oder?«
Er reckt eine Faust in die Höhe. »Aber hallo.«
»Ärgerst du dich noch über dich selbst wegen deiner Reaktion auf Angel?«
»Keine Ahnung, wovon du redest.«
»Ach, bitte. Du hast immer eine große Klappe, wenn es darum geht, eine Frau ins Bett zu bekommen, aber sobald du jemanden triffst, den du wirklich magst, weißt du nicht, wie du dich verhalten sollst. Das war letztes Jahr mit Lara so, und jetzt mit Angel.«
Er lehnt sich zurück und steckt sich die Hand in den Hosenbund. »Warte kurz, ich hol nur eben Klopapier, denn das, was du da gerade von dir gibst, ist totale Scheiße.«
»Na schön, wie du willst. Dann leugne es eben. Aber du holst dir trotzdem noch zu Fotos von ihr einen runter, stimmt’s?«
Er zuckt mit den Schultern. »Wahrscheinlich. Mike steht eben einfach auf langbeinige Rothaarige.« Er nimmt die Fernbedienung und fängt an, die Fernsehsender durchzuklicken.
»Wieso hast du deinen Penis noch mal Mike genannt?«
»Hab ich nicht. Das warst du.«
Ich runzle die Stirn. »Hab ich gar nicht. Ich benenne keine Penisse, vor allem nicht den meines besten Freundes.«
»Falsch. Du hast meinen Schwanz mal ›magic‹ genannt. Also, Magic Mike.«
Ich lache und nehme noch einen Schluck Wein. »Gott, du erinnerst dich daran? Das war doch nur ein Witz.«
»Ich weiß.«
Lächelnd lege ich meine Füße über seine Oberschenkel. Er gibt mir eine halbherzige Fußmassage.
Josh und ich wohnen jetzt seit gut einem Jahr zusammen, und ich hätte nie gedacht, dass es so viel Spaß macht, mit einem Hetero-Mann die Wohnung zu teilen. Nachdem ich viel zu lang mit meinem Bruder zusammengewohnt hatte, war ich erleichtert, ihn endlich los zu sein. Ich meine, ich liebe Ethan, aber er konnte doch ziemlich anstrengend sein als Mitbewohner. Ich gehe davon aus, dass er jetzt erträglicher geworden ist, wo er sein Leben besser im Griff hat und wieder mit seiner einen großen Liebe zusammen ist, aber dennoch …
Josh und ich verbringen die nächste Stunde auf der Couch und ertränken unseren Frust in Alkohol. Doch mein Kopf gibt einfach keine Ruhe, also beschließe ich, ins Bett zu gehen, und darauf zu hoffen, dass morgen alles besser wird.
Aber sobald ich die Augen schließe, sehe ich wieder Liam vor mir.
Sosehr ich mir auch wünsche, dass die Sache zwischen uns in der Vergangenheit liegt und nichts mehr bedeutet, sollte mir nach unserem Aufeinandertreffen im Büro heute klar sein, dass ich noch einiges für mich selbst zu klären habe.
In einem Anflug von Nostalgie schnappe ich mir mein Handy und suche die Fotos vom Abend unseres Kennenlernens raus. Liams Hand liegt an meinem Gesicht und er küsst mich so leidenschaftlich, dass ich sofort wieder ein Kribbeln im Bauch verspüre. An diesem Tag habe ich ihn das erste Mal gesehen. Das erste Mal geküsst. Und es war das erste Mal, dass mich eine innere Stimme gewarnt hat, mich besser von ihm fernzuhalten.
Es klopft leise an meiner Tür. »Bist du angezogen?«, fragt Josh. »Schaust du grad Pornos? Enthaarst du dir irgendwelche interessanten Körperstellen?«
Ich grinse. »Nichts davon, du Perversling. Komm rein.«
Er öffnet die Tür und schaut sich in meinem Zimmer um. »Verdammt. Nur einmal will ich es erleben, dass irgendwelche Unterwäsche von dir herumliegt. Besonders die sexy roten Höschen mit den Schleifchen hinten.«
»Josh, wie oft hab ich dir schon gesagt, dass meine Unterwäscheschublade für dich tabu ist?«
»Dreiundzwanzigmal bis heute.«
»Dann sind wir jetzt bei vierundzwanzig.«
»Zur Kenntnis genommen und sofort wieder vergessen.«
»Sehr gut.«
Er macht eine Handbewegung, dass ich rutschen soll. »Mach mir Platz, Frau.« Ich schiebe mich an den einen Bettrand, und er klettert zu mir unter die Decke.
Schnell schalte ich mein Handy aus, ehe er das Foto sieht.
»Also.« Er dreht sich auf die Seite und stützt den Kopf auf die Hand. »Was ist los?«
»Nichts. Wieso?«
»Na ja, du hast eben fast eine ganze Folge Dance Moms gesehen, ohne dich auch nur einmal richtig aufzuregen. Das hat es bisher noch nie gegeben.«
»Ich bin nur müde, glaub ich.«
»Hm-hm. Und vielleicht bist du auch in Gedanken bei einem gewissen Ex-Freund.«
Ich zupfe imaginäre Fussel von der Decke. »Nee.«
»O doch.« Er nimmt mein Kinn und bringt mich dazu, ihn anzuschauen. »Wirst du mir jemals erzählen, was zwischen dir und Quinn passiert ist? Ich hatte das Gefühl, es wäre nur animalischer Sex gewesen, aber du hast ihn wirklich gemocht, oder?«
»Ich hatte es nicht vor.«
»Aber es ist so.«
Ich zucke mit den Achseln.
»Lissa, sprich mit mir. Du hast deine Gefühle für Quinn all die Jahre für dich behalten. Wieso tust du das?«
Ich reibe mir die Augen. Das ist eines der wenigen Themen, über die ich nicht einmal mit Josh reden möchte. Was ich mit Liam geteilt habe, fühlt sich an wie ein wertvolles Geheimnis. Ich habe Angst darüber zu sprechen, weil die Dinge, die ich als wunderschön und besonders in Erinnerung habe, dann vielleicht an Glanz verlieren könnten.
Josh legt sich auf den Rücken und schließt die Augen. »Wie du willst. Ich ruhe mich einfach eine Weile hier aus. Wenn du mir eine Geschichte von Liebe und Verlust erzählen möchtest, ist das cool. Wenn nicht, auch kein Problem. Das gibt mir Zeit, deine Unterwäsche neu zu sortieren.«
Ich lächle und schubse ihn so fest, dass er fast aus dem Bett fällt.
»Na gut«, lenke ich ein, während er es sich lachend wieder bequem macht. »Es war einmal an einem Freitagabend, als ich mit meinem nervigen besten Freund am Times Square verabredet war.«
Sechs Jahre zuvor
Times Square
New York City
»Hey, schöne Frau. Wohin des Weges?«
Irgendein betrunkener Typ baut sich vor mir auf und mustert mich aus trüben Augen. »Ich bin mit meinem Freund verabredet, der zufällig Karate-Meister ist. Also geh lieber beiseite, oder du riskierst ’ne gebrochene Nase.«
»Ja, klar. Das sagst du doch nur, um mich loszuwerden. Du hast doch nicht wirklich einen Freund, oder?«
Ich verdrehe die Augen. »Schau mich doch an. Glaubst du etwa, ich finde keinen Freund, oder was? Da drüben ist er ja schon.«
Ich stolziere an ihm vorbei, kann seinen Blick aber weiter auf mir spüren, als ich die riesige rote Treppe hoch gehe, an deren Ende Josh auf mich wartet.
»Hi Süße«, grüßt er mich und gibt mir einen Kuss auf die Lippen. »Ich kann es kaum erwarten, dich nach Hause zu bringen, um dich so richtig durchzuvögeln.« Er sagt es so laut, dass der betrunkene Typ es auch hören muss.
»Geht mir genauso«, erwidere ich ebenso laut. »Der Sex mit dir ist bombastisch. Dein Penis ist einfach magic. Und danach kannst du wieder deine tödlichen Karatetritte üben, mit denen du die Kerle erledigst, die mich blöd anmachen.«
Der Betrunkene knurrt etwas Unverständliches und trollt sich. Ich setze mich seufzend auf die Stufen. Eigentlich erschreckend, wie oft wir diese Show schon abziehen mussten.
»Das mit dem magischen Penis ist neu«, bemerkt Josh, als er locker den Arm um mich legt. »Gefällt mir. Schmeichelt meinem Ego.«
»Das freut mich. Das heißt aber nicht, dass du jetzt etwas über meine Vagina sagen darfst, nur damit das klar ist.«
»Hab es nicht vergessen. Genauso wenig wie meine Eier.«
Ich lege lächelnd meinen Kopf an seine Schulter.
Einen Mann zum besten Freund zu haben, kann sowohl Fluch als auch Segen sein. Einerseits hat man immer jemanden, hinter dem man sich bei ungewollten Anmachen verstecken kann. Andererseits kommt es auch vor, dass Männer, deren Aufmerksamkeit ich gern erregen würde, annehmen, ich sei mit Josh zusammen, und es deshalb gar nicht erst versuchen. Das kann frustrierend sein.
Ich hatte seit der Highschool keine ernsthafte Beziehung mehr, und obwohl ich die meiste Zeit zufrieden bin, weil Männer sowieso bloß eine Ablenkung darstellen, die ich gerade nicht gebrauchen kann, habe ich ab und zu Sehnsucht. Ein wehmütiges Verlangen nach mehr.
Aber wenigstens habe ich Josh. Heute Abend vertreiben wir uns die Zeit mit einem unserer Lieblingsspiele: Am Times Square sitzen und die Leute, die vorbeigehen, in die Kategorien »Fuck«, »Marry« oder »Kill« einsortieren.
»Okay, los geht’s«, sagte Josh und deutet auf die Menge, die auf dem Bürgersteig unter uns vorbeizieht. »Cowboyhut, Skinny Jeans, dicklicher Anzugtyp.«
»Hm, das ist schwer. Sind alle ziemlich übel.«
»Tut mir leid, Ma’am, aber ich brauche eine Entscheidung. Jetzt.«
»Na gut. Skinny Jeans – kill, weil er dann keinen Sohn zeugen kann, der in seine lächerlichen Hipster-Fußstapfen tritt. Der Dicke im Anzug ist wahrscheinlich eher zum Heiraten, weil der Mann offensichtlich einen Job hat und sich meine Käsesucht leisten kann. Bleibt für Mr Cowboyhut noch ›Fuck‹ übrig, weil er sich mit Stuten sicher auskennt, wenn du weißt, was ich meine.«
Josh runzelt die Stirn. »Du würdest mit ihm schlafen, weil er ein Pferdekenner ist? Verstehe ich nicht.«
Ich verpasse ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen. »Hör schon auf. Du weißt, dass ich es hasse, wenn du immer alles so wörtlich nimmst.«
»Wow, das tut weh. Okay, du bist dran.«
»Pinkes Pelzimitat.« Ich zeige auf ein Mädel mit Mega-Absätzen und toupierten Haaren.
Josh verzieht das Gesicht. »O Gott. Nein. Kill.«
Ich zeige auf eine Frau, die bestimmt ein Jahresgehalt in Schönheits-OPs gesteckt hat. »Silikonbusen-Wackeldackel?«
Josh neigt den Kopf zur Seite und zuckt mit den Schultern. »Fuck, aber nur mit Licht aus.«
Ein Mädchen in Netzstrumpfhosen und Filzhut auf dem Kopf geht vorbei und verteilt Flyer an die Leute, die am TKTS-Schalter in der Schlange stehen, um Last-Minute-Tickets für Broadwayshows zu ergattern.
»Liza-Minelli-Möchtegern.«
Josh bekommt diesen Blick, den ich nur zu gut kenne. Bei Theatermädchen kann er einfach nicht widerstehen.
»Marry«, sagt er mit heiserer Stimme. »Gott, schau sie dir an. Komm zu Papa, Baby. Sie könnte das Outfit im Schlafzimmer gleich anlassen.«
»Nix da. Wenn du sie heiratest, gibt es keinen Sex.«
Er dreht sich mit gerunzelter Stirn zu mir um. »Was? Seit wann haben verheiratete Menschen keinen Geschlechtsverkehr mehr?«
»Äh, seit dieses Spiel erfunden wurde.«
»So ein Quatsch.«
»Josh, wie kannst du nur nicht wissen, wie das geht? Du kannst entweder mit jemandem schlafen oder sie für immer heiraten, aber keinen Sex haben, oder sie umbringen.«
»Stimmt gar nicht! Ich hab das so gelernt: Entweder ficken, oder heiraten, damit man sie immer ficken kann, oder sie nach dem Ficken umbringen, weil der Sex so schlecht war.«