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Wie würden wir heute die Paulusbriefe lesen und verstehen, wenn wir sie durch die Augen seines Schülers Klemens oder vielleicht sogar seines Lehrers Barnabas sehen könnten? Wie würden unsere christlichen Gemeinden und Kirchen heute aussehen, wenn dort immer noch die Kirchenordnung gelesen, gelehrt und gelebt würde, die von den Aposteln selbst stammt? Im 16. Jh. haben die Täufer diese Perlen des frühen Christentums wieder entdeckt und mit großem Gewinn für ihren Glauben und ihre Gemeinschaft gelesen und gelehrt. Vielleicht ist das der Grund, warum sie andere Früchte brachten als die anderen Christen ihrer Zeit? Diese und andere spannende Fragen können die Leser anhand dieser drei frühchristlichen Werke selbst beantworten, während sie mitgenommen werden auf eine Zeitreise ins erste Jahrhundert als die Apostel noch lebten, die Überlieferung noch unverfälscht und die Kirche noch rein war.
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Seitenzahl: 188
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BRIEFE DER APOSTELZEIT
Frühchristliche Werke
Viele denken, wenn sie ein Neues Testament in der Hand halten, dass dies alles sei, was die Apostel lehrten und der Heilige Geist aufschreiben ließ. Doch es wurden zur selben Zeit noch andere Bücher geschrieben, die bei den frühen Christen genauso als inspirierte Heilige Schrift angesehen waren. Drei davon haben wir hier: Den Brief eines Lehrers von Apostel Paulus, weiters die älteste Kirchenordnung des Christentums, die laut Überlieferung von den Aposteln selbst verfasst wurde, und schließlich einen Brief eines Schülers von Paulus. Alle drei wurden im ersten Jahrhundert verfasst und in den Gemeinden gelehrt als noch Apostel lebten und über die gesunde Lehre wachten.
Es ist hier weder der Platz noch das Thema die Geschichte zu erzählen, wie und warum diese Bücher Jahrhunderte später aus dem Bibelkanon der institutionellen Kirche unter Konstantin geworfen wurden, stattdessen wollen wir alle Leser einladen, sich selbst ein Bild zu machen, wie das Christentum heute aussähe, wenn sie noch in allen Gemeinden und Kirchen genauso gelehrt und gelebt würden wie in den ersten drei Jahrhunderten, und welche Irrlehren es heute schwerer hätten, sich zu verbreiten.
Im 16. Jh. hat die Täuferbewegung diese wertvollen, fast vergessenen Perlen des frühen Christentums wieder entdeckt und mit großem Gewinn für ihren Glauben und ihre Gemeinschaft gelesen und gelehrt. Vielleicht ist das der Grund, warum die Täufer andere Früchte brachten als alle anderen Christen ihrer Zeit?
Die BKV versah die Bücher mit Versnummern wie in der Bibel. Wir haben sie beibehalten und nur dort, wo sie fehler- oder lückenhaft waren, korrigiert. Auch überarbeiteten wir sämtliche Fußnoten und ergänzten sie reichlich, um zu zeigen, wie sehr die Autoren die Heilige Schrift kannten und ehrten, wobei uns bewusst ist, dass sie mehr zitierten als wir bemerkten. Wir können uns mit einem Barnabas oder Klemens nie messen. Bei der Zählung der Psalmen folgen wir der Septuaginta, ebenso bei den Namen der Bücher, wie üblich im frühen Christentum. Im Anhang erklären wir mehr. Viel Freude und Segen beim Lesen!
Michael Eichhorn, Herausgeber, Hermagor, August 2023
Barnabasbrief
I Gruß und Freude über die Berufung
II Die jüdischen Opfer sind wertlos
III Das jüdische Fasten ist nicht vollwertig
IV Der nahende Antichrist und unsere Pflicht
V Der Neue Bund ist unser Heil, der Juden Verwerfung
VI Weissagungen der Propheten über den Neuen Bund
VII Vorbilder im Alten Bund
VIII Weitere Vorbilder
IX Die Beschneidung, ein Vorbild für die Reinigung des Herzens
X Die Speisegebote sind symbolisch aufzufassen
XI Vorbilder für das Kreuz und die Taufe
XII Das Kreuz Christi wird im Alten Testament häufig angekündigt
XIII Das Christentum ist Erbe des Alten Bundes
XIV Das Königreich Gottes ist von den Juden auf die Christen übergegangen
XV An Stelle des jüdischen Sabbates trat der christliche Sonntag
XVI An Stelle des steinernen Tempels der Juden trat der geistige Tempel der Christenherzen
XVII Abschluß des ersten Teiles des Briefes
XVIII Zweiter Teil: Die beiden Wege
XIX Der Weg des Lichtes
XX Der Weg der Finsternis
XXI Wandelt in Gottes Geboten, denn der Herr ist nahe
Didache Apostellehre
I Die zwei Wege. Das erste Gebot
II Das zweite Gebot
III Weitere Verbote
IV Weitere Anweisungen
V Der Weg des Todes
VI Gegen Irrlehrer und Götzendienst
VII Über die Taufe
VIII Über Fasten und Gebet
IX Über die Feier der Eucharistie
X Dankgebet nach der Feier der Eucharistie
XI Über Lehrer, Apostel und Propheten
XII Gastfreundschaft gegenüber den fremden Glaubensgenossen
XIII Pflichten gegenüber wahren Propheten
XIV Versammlung am Tag des Herrn
XV Bischöfe und Diakone. Brüderliche Zurechtweisung
XVI Wachsamkeit bis zum Kommen des Herrn
Erster Brief des Klemens an die Korinther
I Der gute Stand der Korinther vor dem Streit
II Eifer der Korinther im Guten
III Veränderung durch den Streit
IV Eifersucht hat stets schlimme Folgen gezeitigt
V Auch die Apostel wurden Opfer der Eifersucht
VI Schaden der Eifersucht überall
VII Mahnung zur Umkehr
VIII Gott verspricht den Bußfertigen Vergebung
IX Vollkommene Beispiele: Enoch und Noe
X Das Beispiel Abrahams
XI Das Beispiel Lots
XII Das Beispiel Raabs
XIII Mahnung zur Demut und Barmherzigkeit
XIV Folget lieber Gott als den Aufrührern!
XV Wir müssen uns an diejenigen halten, die den Frieden pflegen, und nicht an jene, die dies nur vorgeben!
XVI Christus, unser Vorbild für Demut
XVII Die Propheten, Vorbilder für Demut
XVIII David, ein Vorbild für Demut
XIX Diesen Vorbildern der Demut sollen wir nacheifern
XX Die Ordnung in der Schöpfung ist ein Beweis für die Friedensliebe Gottes
XXI Lieber bei törichten Menschen anstoßen als bei Gott!
XXII Der Glaube ist die Grundlage des friedlichen Lebens
XXIII Fester Glaube an die Wiederkunft Christi
XXIV Wie Gott uns in der Natur fortwährend zeigt, dass es eine Auferstehung geben wird
XXV Der Phönix, ein Symbol unserer Auferstehung
XXVI Beweise aus der Schrift für die Auferstehung
XXVII Glaubet dem allmächtigen und wahrhaftigen Gott!
XXVIII Fürchtet den allgegenwärtigen Gott!
XXIX Heiliget eure Herzen als Auserwählte Gottes!
XXX Hütet euch vor der Sünde!
XXXI Erwerbet euch den Segen Gottes!
XXXII Nicht Menschenwerk, sondern der Glaube bringt Rechtfertigung
XXXIII Trotzdem dürfen wir von guten Werken und Liebe nicht ablassen
XXXIV Die guten Werke sind nötig
XXXV Groß ist Gottes Lohn
XXXVI Jesus Christus ist der Weg zur Seligkeit
XXXVII Christus ist der König und wir Seine gehorsamen Soldaten
XXXVIII Jeder nehme im Leib Christi seinen Platz ein
XXXIX Vor Gott sind alle klein
XL Lasst uns in der Gemeinde die von Gott gewollte Ordnung bewahren
XLI Jeder halte sich in den Grenzen seines Amtes!
XLII Die Gemeindeordnung stammt von Gott
XLIII Der Streit um die Priesterwürde zur Zeit Moses
XLIV Der jetzige Streit um die Bischofswürde in Korinth
XLV Widerstand gegen die Vorsteher ist verwerflich
XLVI Der Anschluß an die Gerechten schützt vor Spaltung und Verderben
XLVII Der jetzige Streit in Korinth ist schlimmer als der zur Zeit des Apostel Paulus
XLVIII Kehret zur Bruderliebe und Gerechtigkeit zurück!
XLIX Lob der Liebe
L Lasst uns beten, dass wir der Liebe würdig sind
LI Die Empörer und Führer des Streites sollen ihre Sünden bekennen, damit sich ihr Herz nicht verhärte
LII Das Bekennen der Sünden bringt Vergebung
LIII Moses Liebe zu seinem Volk
LIV Er, der voller Liebe ist, wird jeden Verlust auf sich nehmen, damit der Friede in der Gemeinde wiederhergestellt wird
LV Beispiele solcher Liebe
LVI Lasst uns einander ermahnen und korrigieren
LVII Die Anstifter des Streites werden unter Androhung der göttlichen Strafe zur Unterwerfung ermahnt
LVIII Unterwerfung und Gehorsam als Grundlage des Heils
LIX Gefahr des Ungehorsams. Gebet
LX Lob- und Bittgebet
LXI Gebet für die von Gott eingesetzte weltliche Obrigkeit
LXII Zusammenfassung der früheren Mahnworte
LXIII Ansporn. Einführung der römischen Gesandten
LXIV Segen für alle, die Gott anrufen
LXV Schlußanordnungen. Schlußsegen
Anhang
Die Bedeutung der Namen des Pentateuchs
Unterschiede bei biblischen Namen je Sprache
Abkürzungen
Die Zählung der Psalmen
Die Römischen Zahlen
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60-100, Osten
Während die frühen Christen keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, dass der Autor dieses Briefes jener in der frühen Kirche hochgeschätzte Levit aus Zypern1 ist, der Paulus begleitete und den die Griechen für Zeus hielten2, bestreitet das die Mehrheit der späteren Gelehrten. Da sie keinen anderen Barnabas kennen aus der Entstehungszeit des Briefes (die sie möglichst spät ansetzen), nennen sie ihn Pseudo-Barnabas.
Den Barnabasbrief zitierten frühe Lehrer wie Irenäus, Justin der Märtyrer oder Clemens von Alexandria reichlich und gern. Origenes nannte ihn „katholisch“3, was hieß, dass ihn die Gemeinden als inspirierte Heilige Schrift anerkannten. Eusebius zählte ihn erst im vierten Jahrhundert zu den „unechten“ Schriften, gemeinsam mit der Offenbarung des Johannes, die heute aber im Neuen Testament ist. Gleichzeitig räumte er ein, dass diese Schriften „bei den meisten in Ansehen stehen“4.
Wir folgen den alten Lehrern, die noch die echten Autoren kannten und deswegen sowohl den Barnabasbrief als auch die Offenbarung als inspiriert betrachteten, zitierten und lehrten. Und wir laden alle Leser ein, selbst zu erkennen, ob der Brief von einem Pauluslehrer wie Barnabas stammen und früher geschrieben sein kann als andere Bücher der Bibel und ob er der Lehre der Apostel entspricht.
Es gibt eine Griechische und eine Lateinische Version dieses Briefes. Wir berücksichtigen beide. Die Versnummern stammen aus der BKV. Eine ausführlichere Einführung befindet sich auf unserer Website dlda.info. Der QR-Code führt direkt dorthin.
1 Hochgeschätzt: Apg 11,24. Levit aus Zypern: Apg 4,36.
2 Apg 14,12.
3 Origenes (3. Jh), Gegen Celsus (BKV), 1. Buch, K. 63.
4 Eusebius von Cäsarea (4. Jh), Kirchengeschichte (BKV), 3. Buch, K. 25.
1 Seid gegrüßt, Söhne und Töchter, im Namen des Herrn, der uns geliebt hat, in Frieden!
2 Da groß und reich sind die Anordnungen Gottes5 an euch, erfreuen mich gar sehr, ja über die Maßen, eure glücklichen und lobenswerten Erweisungen des Geistes; so sehr habt ihr empfangen die eingepflanzte Gabe des Geistes. 3 Deshalb freue ich mich auch innerlich umso mehr und hoffe, gerettet zu werden, weil ich wahrhaft unter euch ausgegossen sehe den Geist vom Herrn, aus der reichen Quelle an euch gespendet. So sehr hat mich bei euch ergriffen euer mir so ersehntes Wiedersehen. 4 In dieser Überzeugung und im Bewusstsein, vieles zu verstehen seit ich unter euch zu reden begann, weil der Herr auf dem Wege der Gerechtigkeit mein Begleiter war, sehe ich mich erst recht gezwungen, auch meinerseits euch mehr als meine Seele zu lieben, daraufhin, weil großer Glaube und Liebe in euch wohnen wegen der „Hoffnung seines Lebens.“6
5 Indem ich nun dies bedachte, dass, wenn ich es mir euch zulieb angelegen sein lasse, ein Stück von dem, was ich empfangen habe, euch mitzuteilen, dass ich solchen Geistern mir selbst zum Lohne förderlich bin, habe ich mich angestrengt, einiges Wenige euch zu schreiben, damit ihr in Verbindung mit eurem Glauben vollkommene Erkenntnis habet. 6 Die Lehren des Herrn sind also drei: Hoffnung des Lebens ist Anfang und Ende unseres Glaubens, und Gerechtigkeit ist Anfang und Ende des Gerichtes, frohe und über die Werke erfreute Liebe ist das Zeugnis der Gerechtigkeit.7
7 Denn kundgetan hat uns der Herr durch die Propheten das Vergangene und das Gegenwärtige, auch von der Zukunft gab Er uns den Anfang zu kosten. Sehen wir nun davon Punkt für Punkt sich verwirklichen gemäß Seinem Worte, so muss unsere Furcht vor Ihm immer reicher und tiefer werden.
8 Ich werde euch aber nicht wie ein Lehrer, sondern wie einer von euch, auf einiges Wenige hinweisen, wodurch ihr in den gegenwärtigen Verhältnissen erfreut werden sollet.
5 Wörtlich „die Gerichte Gottes sind groß und reich an euch.“
6 Vgl. Tit 1,2; 3,7.
7 Der alte latein. Text ist hier kürzer: „Die Lehren des Herrn sind also drei: die Hoffnung auf das Leben, dessen Anfang und Vollendung.“
1 Da nun die Tage schlecht sind und da der Widersacher8 noch Macht besitzt, müssen wir uns selbst beobachtend die Anordnungen des Herrn genau erforschen. 2 Unseres Glaubens Helfer nun sind Furcht und Geduld, unsere Kampfgenossen Langmut und Enthaltsamkeit. 3 Halten diese unversehrt stand bei der Sache des Herrn, so freuen sich mit ihnen Weisheit, Einsicht, Wissenschaft, Erkenntnis. 4 Denn Er hat uns geoffen-bart durch alle Propheten, dass Er weder Schlachtopfer noch Brandopfer noch Gaben brauche, indem Er einmal sagte:
5 „Was soll mir die Menge eurer Schlachtopfer? spricht der Herr; satt bin ich der Brandopfer, und Fett von Lämmern und Blut von Stieren und Böcken mag ich nicht, auch wenn ihr kommt, um von mir gesehen zu werden. Wer hat denn dies verlangt aus euren Händen? In meinem Vorhof gehet nicht länger einher. Wenn ihr Speiseopfer bringt, ist es umsonst. Rauchopfer sind mir ein Gräuel, eure Neumonde und Sabbate ertrage ich nicht.“9
6 Das also hat Er abgeschafft, damit das neue Gesetz unseres Herrn Jesus Christus, das kein Zwangsjoch10 ist, nicht ein Opfer habe, das Menschenwerk ist. 7 Er sagt ihnen wiederum:
„Habe vielleicht ich euren Vätern, als sie aus dem Lande Ägypten zogen, befohlen, mir Brandopfer und Schlachtopfer darzubringen?“11
8 Nein; vielmehr dieses habe ich ihnen befohlen:
„Keiner von euch denke gegen seinen Nächsten Böses in seinem Herzen, und lügnerischen Eid liebet nicht.“12
9 So müssen wir also, falls wir nicht Toren sind, die Absicht der Güte unseres Vaters begreifen; da Er uns nicht auf Irrwegen wie jene [die Juden] suchen will, sagt Er ja, wie wir Ihm nahen sollen. 10 Er spricht also folgendermaßen zu uns:
„Opfer für Gott ist ein zerknirschtes Herz, Wohlgeruch für den Herrn ist ein Herz, das den lobpreist, der es gebildet.“13
Sorgfältig müssen wir also, Brüder, bedacht sein auf unser Heil, damit nicht der Böse einen Schlupfwinkel für den Irrtum in uns bereite und uns so wegschleudere von unserem Leben.14
8 So der lateinische Text wörtlich; im Griechischen heißt es: „und der da wirkt, besitzt Macht“; Hilgenfeld liest: „der, der dagegen wirkt“, womit der obige Gedanke gemeint ist. ANF schreibt „Satan“.
9 Jes 1,11-13 nach der Septuaginta, wie üblich bei den frühen Christen.
10 Vgl. Gal 5,1; 6,2.
11 Barnabas formuliert die Aussage von Jer 7,22 in eine Frage um.
12 Sach 8,17.
13 Der erste Teil ist aus Ps 50,19 nach Zählung der LXX. Der zweite Teil ist keiner uns bekannten Schriftstelle entnommen, entspricht aber der Gesamtaussage der Heiligen Schrift. Er erinnert an die Ältesten in der Offenbarung (5,8), die zum Wohlgeruch Gottes die Gebete der Heiligen in goldenen Schalen als Räucheropfer darbringen. Barnabas konnte die Offenbarung noch nicht gelesen haben, sondern zitierte die mündliche Überlieferung. Das ist ein typisches Merkmal des Barnabasbriefes und bestätigt dessen frühe Entstehung, bevor alle Bücher des Neuen Testa-mentes geschrieben waren. Es könnte sich hier aber auch um ein Herrenwort handeln, das mündlich überliefert wurde oder Barnabas selbst aus dem Mund seines Herrn hörte, denn er war ja einer der 70 Jünger Jesu (Lk 10,1) wie Eusebius erklärt (Kirchengeschichte (BKV), Erstes Buch, 12. K. Die Jünger unseres Heilandes). Damit wäre wiederum die Nähe zu Paulus gezeigt, der auch ein Herrenwort zitiert (Apg 20,35), das in keinem Evangelium geschrieben steht. Schließlich war es der Herr selbst, der Seine Jünger lehrte, wie man verschiedene Zitate in einem Satz kombiniert (Mt 4,10). Die Jünger Christi und deren Schüler zeichneten sich aus, dass sie Jesus darin nachahmten.
14 V,4; Vgl. 1.Petr 5,8; 1.Tim 4,1; Mt 24,11.24.
1 Er sagt aber ein anderes Mal hierüber zu ihnen:
„Wozu fastet ihr mir, spricht der Herr, so dass heute im Geschrei eure Stimme vernommen wird? Nicht dieses Fasten habe ich mir erkoren, spricht der Herr, nicht einen Menschen, der seine Seele schwächt. 2 Auch nicht, wenn ihr euren Nacken krümmtet wie einen Kreis, wenn ihr einen Sack anziehen und auf Asche euch betten würdet, auch dann sollt ihr es nicht ein wohlgefälliges Fasten nennen.“15
3 Zu uns aber sagt Er:
„Siehe, das ist das Fasten, das ich mir erkoren habe, spricht der Herr:
Löse jede Fessel der Ungerechtigkeit, löse auf die Schlingen erzwungener Verträge, entlasse Verwundete in Freiheit und zerreiße jede ungerechte Verschreibung.
Brich Hungrigen dein Brot, und wenn du einen nackt siehst, den bekleide. Obdachlose führe in dein Haus, und wenn du einen Niedrigen siehst, so sollst du ihn nicht verachten, auch keinen von den Hausgenossen aus deinem Samen. 16
4 Dann wird mit dem Morgenstrahl hervorbrechen dein Licht, und deine Gewänder werden schnell aufleuchten, und vor dir herziehen wird die Gerechtigkeit, und Gottes Herrlichkeit wird dich umgeben.
5 Dann wirst du rufen, und Gott wird auf dich hören; wenn du noch redest, wird er schon sprechen: Siehe hier bin ich; wenn du ablegst von dir die Fesseln, das Handausstrecken17, die mürrischen Reden und wenn du dein Brot von Herzen dem Hungernden gibst und einer niedergebeugten Seele dich erbarmst.“18
6 So hat also, Brüder, der Langmütige in der Voraussicht, dass das Volk, das Er sich bereitet hat, in Herzenseinfalt glauben werde an Seinen Geliebten [d. i. Christus], uns im Voraus über alles unterrichtet, damit wir nicht wie Proselyten19 vorpreschen sollten zu ihrem Gesetz.
15 Jes 58,4-5.
16 Erinnert euch, wie Barnabas diese Worte selbst beherzigte als er seinen Acker verkaufte und alles Geld den Aposteln zu Füßen legte, um es den Bedürftigen der Gemeinde zu geben (Apg 4,36-37. Vgl. Mt 25,34-36)!
17 Das griechische Wort χειροτονίαν (keirotonian) in der LXX heißt zu Deutsch Handausstreckung und bezieht sich auf die Handbewegung beim Schwören. Es ist das Unterlassen des falschen Schwörens gemeint.
18 Jes 58,6-10.
19 Proselyten nannte man zur Zeit von Barnabas alle Heiden, die zum jüdischen Glauben konvertierten, indem sie den Gott der Juden anbeteten und das jüdische Gesetz befolgten. Sie wurden aber nie Juden genannt und auch nicht so behandelt, da sie aus Sicht der Juden keine vollwertigen Juden waren. Siehe z.B. Hauptmann Kornelius (Apg 10,1-2.22.28).
1 Daher müssen wir über die gegenwärtigen Verhältnisse fleißig nachforschen und so herausfinden, was uns retten kann. Fliehen wir also vollständig vor allen Werken der Gesetzlosigkeit, damit sie uns nicht in Besitz nehmen; und hassen wollen wir den Irrtum der gegenwärtigen Zeit20, damit wir unsere Liebe richten können auf die zukünftigen Welt. 2 Geben wir unserer Seele keine Freiheit, so dass sie die Möglichkeit bekommt, mit Sündern und Gottlosen zu laufen, damit wir ihnen nicht ähnlich werden.21 3 Das vollkommene Ärgernis ist nahe gerückt22, von dem in der Schrift steht, wie Enoch sagt23. Dazu nämlich hat der Herr die Zeiten und die Tage abgekürzt, damit sein Geliebter sich beeile und zu seinem Erbe gelange. 4 Es sagt aber auch der Prophet so:
„Zehn Königsherrschaften werden herrschen auf Erden, und danach wird ein kleiner König aufstehen, der drei von den Königen auf einmal erniedrigen wird.“24
5 Ähnlich sagt über denselben Punkt Daniel:
„Und ich sah das vierte Tier, böse und stark und wilder als alle Tiere des Meeres, und wie aus ihm herauswuchsen zehn Hörner und wie aus ihnen ein kleines Nebenhorn wuchs und wie es auf einmal drei der großen Hörner erniedrigte.“25
6 Ihr müsst es aber verstehen. Aber auch darum bitte ich noch als einer von euch, der ich jeden einzelnen und alle mehr liebe als meine Seele, dass ihr jetzt acht habet auf euch und nicht gewissen Leuten ähnlich werdet, indem ihr Sünden auf Sünden häufet26 und dann saget, ihr Bund sei auch der unsrige. 7 Der unsrige, ja, aber jene [die Juden] haben ihn auf folgende Weise für immer verloren, obwohl Moses ihn schon empfangen hatte. Es sagt nämlich die Schrift:
„Moses war auf dem Berg, vierzig Tage und vierzig Nächte fastend, und empfing den Bund vom Herrn, steinerne Tafeln, beschrieben vom Finger des Herrn.“27
8 Aber da sie sich den Götzen zuwandten, verloren sie ihn. Denn so spricht der Herr:
„Moses, Moses, steige eilends hinab, denn es hat das Gesetz übertreten dein Volk, das du aus dem Lande Ägypten herausgeführt hast.“28
Und Moses erkannte es und warf die beiden Tafeln aus den Händen, und ihr Bund wurde zertrümmert, damit der Bund des geliebten Jesus fest in unserem Herzen versiegelt würde durch die Hoffnung des Glaubens an Ihn.
9 Da ich vieles schreiben wollte nicht als Lehrer, sondern wie es einem Liebenden geziemt, gab ich mir Mühe nichts auszulassen von dem, was wir haben. Haben wir also acht in den letzten Tagen! Denn die ganze Zeit unseres Lebens und Glaubens wird uns nichts nützen, wenn wir nicht jetzt in der zuchtlosen Zeit und in den bevorstehenden Ärgernissen Widerstand leisten, wie es Kindern Gottes geziemt.29 10 Damit also der Schwarze30 keinen Eingang finde, wollen wir vor jeglicher Eitelkeit fliehen, wollen wir ganz und gar hassen die Werke des bösen Wandels. Ziehet euch nicht allein zurück und bleibet nicht allein, als ob ihr schon gerechtfertigt wäret, sondern kommet an einem Ort zusammen und strebet vereint dem nach, was allen nützlich ist.31 11 Denn die Schrift sagt:
„Wehe denen, die sich selbst weise und die in ihren eigenen Augen verständig sind.“32
Werden wir doch geistlich Gesinnte, werden wir ein vollkommener Tempel für Gott!33 Streben wir, soviel es an uns liegt, nach der Furcht Gottes34 und ringen wir um die Erfüllung Seiner Gebote, damit wir froh werden in Seinen Satzungen. 12 Der Herr wird die Welt richten ohne Ansehen der Person35. Ein jeder wird empfangen nach seinen Werken. Wenn er gut ist, wird seine Gerechtigkeit ihm vorangehen; wenn er böse ist, wird der Lohn seiner Schlechtigkeit vor ihm her sein.36
13 Hüten wir uns, dass wir nicht wie Berufene [Gottes] ausruhend einschlafen über unseren Sünden und der böse Fürst Gewalt über uns bekomme und uns hinausstoße aus dem Königreiche des Herrn. 14 Auch das bedenket noch, meine Brüder! Wenn ihr sehet, dass nach so vielen Zeichen und Wundern, die in Israel geschehen sind, sie auch so noch verlassen worden sind, dann wollen wir sorgen, dass nicht wir erfunden werden gemäß dem Worte der Schrift:
„Viele sind berufen, aber wenige auserwählt.“37
20 Heute würde man Zeitgeist dazu sagen.
21 XIX,2; 1.Klem XLVI,3 und XIV,1-2 und ganzes K. XV.
22 Enoch 89,61-64; 90,17.
23 Ein weiterer Hinweis, dass Barnabas ein apostolischer Lehrer des 1. Jh. war, am Stand der neutestamentlichen Autoren. Denn sie kannten, lasen und zitierten noch Enoch (Henoch) als Heilige Schrift. Vgl. Judas 1,14.
24 Dan 7,24 frei zitiert.
25 Dan 7,7-8 von Barnabas gekürzt und zusammengefasst.
26 Sir 3,27.
27 Barnabas kombiniert Ex 34,28 mit 31,18.
28 Ex 32,7; Dtn 9,12.
29 Didache XVI,2. Diese Lehre widerstrebt gewissen Theologen, die Barnabas wegwischen und sagen, er würde Paulus widersprechen, was aber nicht wahr ist. Paulus kann man nur leichter falsch deuten als Barnabas.
30 Schwarz steht für böse. Gemeint ist der Böse wie in Vers 13.
31 Das Verbot des Alleinseins und das Gebot zur Gemeinschaft als Schutz vor dem Bösen ist Teil der Lehre der Apostel. Hebr 10,24f; Apg 2,42.44.
32 Jes 5,21.
33 Vgl. Röm 8,5; 1.Kor 2,13ff; 1 Kor 3,16; 2.Kor 6,16.
34 Sir 2,15-17; 1.Tim 4,7-8.6,11. Vgl. Apg 9,31; 2.Kor 5,11.
35 1.Petr 1,17; vgl. Röm 5,11; Gal 2,6.
36 Vgl. 1.Tim 5,24-25.
37 Mt 20,16; 22,14.