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Bartls Abenteuer ist die bezaubernde, vergnügliche und einfühlsame Geschichte eines kleinen Katers, der von seiner Mutter fortgeholt wird und in einer Familie ein neues Zuhause bekommt. Wir erleben, wie Bartl zögernd die Welt zu erkunden beginnt, wie er Abenteuer und Mutproben, Gefahren und Triumphe besteht, wie er der Held der Katzenwelt und eindeutig die >Hauptperson< der Familie wird. Eine entzückende Katzengeschichte, die Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Freude machen wird.
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Das Buch
Unter den Kinderbüchern, die Marlen Haushofer hin und wieder schrieb, ist eines auch für die erwachsenen Leserinnen und Leser von besonderem Interesse: Bartls Abenteuer, die bezaubernde, vergnügliche und einfühlsame Geschichte eines kleinen Katers, der von seiner Mutter fortgeholt wird und ein neues Zuhause bekommt, das aus Vater, Mutter und zwei Kindern besteht. Der Leser erlebt mit, wie Bartl, die »Hauptperson«, sich eingewöhnt und beginnt, die Welt zu erkunden, wie er Abenteuer und Mutproben besteht. Aber es gibt noch eine zweite Hauptgestalt in der Geschichte, die Mutter; die ihn beobachtet und beschützt und, solange es geht, auch begleitet. Man erkennt, was auch Freunde der Autorin versichern, daß Marlen Haushofer hier ihr eigenes Zuhause und sich selbst skizziert. Das verleiht dieser liebenswerten und mit warmem Humor erzählten Katzengeschichte ihren besonderen Reiz. Ein Buch für Kinder und Erwachsene, für alle Freunde der wiederentdeckten Autorin.
Die Autorin
Marlen Haushofer wurde am 11.April 1920 in Frauenstein / Oberösterreich geboren. Sie studierte Germanistik in Wien und Graz und lebte später mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Steyr. Marlen Haushofer starb am 21.März 1970 in Wien. Sie wird zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen Österreichs gezählt. Obwohl sie unter anderem 1968 mit dem Österreichischen Staatspreis für Literatur ausgezeichnet wurde, hatten ihre Bücher erst nach ihrem Tod großen Erfolg, als die Frauenbewegung sie für sich entdeckte.
In unserem Hause sind von Marlen Haushofer bereits erschienen:
Bartls Abenteuer
Begegnung mit dem Fremden
Himmel, der nirgendwo endet
Die Mansarde
Schreckliche Treue. Gesammelte Erzählungen
Die Wand
Wir töten Stella / Das fünfte Jahr. Novellen
Roman
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ISBN 978-3-8437-0796-1
Ungekürzte Ausgabe im List Taschenbuch
6. Auflage 2012
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2008
© 2004 by Ullstein Heyne List GmbH & Co. KG
© 2002 by Econ Ullstein List Verlag GmbH & Co. KG, München
© 1988 by claassen Verlag, Düsseldorf (Neuausgabe)
© 1964 by Forum Verlag, Wien – Hannover – Bern
Umschlaggestaltung: Sabine Wimmer, Berlin
Titelabbildung: Image Source / jupiterimages
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Wie Bartl zu seinem Namen kommt und wie er sich bei seiner Herrschaft, bei Papa, Mama und den Kindern, einlebt
Als er noch ganz winzig war, nannten ihn die Menschen Peter. Er lag bei seiner Mutter Tschitschi in einem weichgepolsterten Korb, und es ging ihm sehr gut. Seine Mutter war weich und warm, roch sehr angenehm und versorgte ihn mit süßer Milch. Manchmal juckte ihn etwas, aber er wußte nicht, daß es ein Floh war, und er vergaß den kleinen Schmerz gleich wieder. Seine Mutter war eine zarte silbergraue Katze, die sehr viel auf Reinlichkeit hielt und ihn immer wieder sauberleckte. Sein Vater war der ärgste Raufbold der Stadt, sein Großvater ein riesiger Dorfkater, der berühmt war wegen seiner Stimme, und einer seiner fernen Urahnen war ein Wildkater gewesen. Von ihm stammte die schöne Zeichnung auf Peters Fell und sein unbändiges Temperament.
Weil die Menschen, bei denen er geboren wurde, schon beizeiten einen guten Platz für ihn besorgt hatten, durfte der kleine Peter am Leben bleiben. Von allen diesen Dingen wußte Peter nichts. Er tat wochenlang nichts als schlafen, trinken und mit seiner Mutter spielen. Später brachte Tschitschi ihm bei, das Kistchen mit Sägespänen zu benützen, und wenn er nicht gleich begriff, setzte es Kopfstücke. Wenn es um die Reinlichkeit ging, kannte seine Mutter keinen Spaß. Sie war aber auch sehr stolz, daß Peter nach einigen Wochen vollkommen zimmerrein war. Peter war im Herbst zur Welt gekommen und kannte nur das Zimmer, in dem er sich aufhielt. Es war für ihn die ganze Welt. Und natürlich gab es da auch noch die Menschen. Er hatte keine Furcht vor ihnen, denn sie waren immer freundlich zu ihm, streichelten ihn und warfen ihm Papierbälle, hinter denen er fröhlich herjagte.
Eines Abends, Peter wollte sich gerade zu einem Schläfchen in seinen Korb zurückziehen, kam ein großer fremder Mann und nahm ihn mit sich. Weil es kalt war, steckte er Peter in den Ausschnitt seines Mantels und ging mit ihm aus dem Haus auf die Straße. Dann bestieg er ein Auto und fuhr weg. Peter wußte nicht, was ein Auto war, aber er glaubte, vor Schreck zu sterben, als er plötzlich ein lautes Gebrumm hörte. Er kroch aus dem Mantel heraus und fing an, jämmerlich nach seiner Mutter zu schreien. Der große Mann mußte das Auto lenken und konnte sich nicht mit Peter befassen, und so kletterte der kleine Kater in seiner Verzweiflung an ihm hoch, bis er auf dem Hut zu sitzen kam. Dort krallte er sich fest und verbrachte unter Gewimmer und Geschrei zehn fürchterliche Minuten. Er sah große Lichter auf sich zustürzen, hörte Brummen und Kreischen, und sein Herz klopfte zum Zerspringen.
Endlich war der böse Spuk vorbei. Der Lärm verstummte, und Peter wurde wieder in den Mantel gesteckt und fand sich gleich darauf mitten in einem Zimmer sitzen. Es war nicht sein Zimmer, aber immerhin ein Zimmer mit Sesseln, Tischen und Schränken und anderen vertrauten Dingen. Peter rettete sich sofort unter einen großen Polstersessel. Dort war es dunkel, warm und still. Dann hörte er den großen Mann reden, und eine Frau antwortete mit heller Stimme. Später legte sich die Frau auf den Boden und sah unter den Sessel. Ihre Augen waren sehr groß und leuchtend, und Peter zog sich ängstlich noch weiter zurück. Schließlich gab die Frau ihre Bemühungen auf und ließ ihn allein. Lange Zeit hörte Peter überhaupt nichts.
Er wimmerte leise nach seiner Mutter, und weil sie nicht zu ihm kam, wurde er müde und nickte in seiner dunklen Höhle ein. Dann waren plötzlich wieder die fremden Leute im Zimmer. Sie hoben den Sessel weg, und es wurde so hell, daß Peter die Augen zukneifen mußte. Eine Untertasse mit Milch stand auf dem Teppich, und die Frau lockte ihn, davon zu trinken. Aber Peter war viel zu unglücklich, um Hunger oder Durst zu spüren. Er wurde gestreichelt und machte sich ganz steif vor Angst und Abwehr. Noch immer war seine Mutter nicht zu hören. Es gelang ihm, den streichelnden Händen zu entkommen, und er rannte unter einen Schrank, wo es wieder still und dunkel war und er sich ein wenig sicherer fühlte. Niemand kümmerte sich um ihn, und so schlief er ein.
Als er erwachte, hörte er wieder die Stimmen der Menschen. Es waren keine unangenehmen Stimmen, aber wie alle Katzen war Peter von Natur aus äußerst mißtrauisch. Er kroch nur ein Stückchen weiter vor und blickte um sich. Das Zimmer war viel größer als sein altes Zimmer, und die beiden Menschen saßen weit weg an einem Tisch und unterhielten sich. Sie sahen nicht zu ihm hin. Schließlich wurde seine Neugierde so groß, daß er nicht mehr stillsitzen konnte. Ganz leise kroch er unter dem Schrank hervor und fing an, sich im Zimmer ein wenig umzusehen. Der Teppich fühlte sich weich unter seinen Sohlen an und sah aus, als könnte man aus ihm schöne lange Fäden ziehen. Peter wurde ganz lang und niedrig und umkreiste die Sessel, sah in jeden Winkel und begann, seine Furcht zu vergessen. Dieses Zimmer enthielt die aufregendsten Verstecke! Es fing an, ihm zu gefallen. Gerade als er gar nicht darauf gefaßt war, wurde er sanft hochgehoben und auf den Diwan gesetzt. Und da waren wieder die streichelnden Hände und die großen Augen der Frau. Plötzlich überfiel Peter eine so wilde Sehnsucht nach seiner Mutter, daß er in seiner Not mit seinem runden Kopf gegen die Stirn der fremden Frau stieß und leise klagte. Die Haare der Frau rochen ein bißchen nach Tschitschis Fell, und auf einmal fühlte Peter sich nicht mehr ganz verlassen. Er kletterte auf den Schoß der Frau, rollte sich ganz zusammen und schloß die Augen. Er bildete sich ein, bei seiner Mutter im vertrauten Korb zu liegen, und fing an zu schnurren. »Hörst du«, sagte der Mann, »ich glaube, es geht ihm schon viel besser.« Peter verstand kein Wort, aber die Stimme klang so freundlich wie die Stimmen zu Hause, und überhaupt war er nach all den Aufregungen erschöpft und mußte ein bißchen schlafen.
Später gingen die beiden Menschen weg. Es wurde angenehm dunkel, und Peter beschloß, zu seiner Sicherheit wieder unter den Sessel zu kriechen. Dort verbrachte er die halbe Nacht. Er träumte von Tschitschis zärtlichem Gebrumm und streckte sich glücklich aus. Später, als er erwachte, war seine Mutter nicht mehr bei ihm, und er fürchtete sich sehr und wimmerte vor sich hin, bis er wieder einschlief.
Die nächsten zwei Tage verliefen recht trübselig. Peter hatte Heimweh nach seiner Mutter und hockte stundenlang unter dem Sessel. Am dritten Tag erst siegte die Neugierde über die Angst, und er fing an, sich mit dem Zimmer vertraut zu machen. Er lernte, daß der große Mann Papa hieß und die kleine Frau Mama. Außerdem gab es noch zwei Menschen, die die Kinder von Papa und Mama waren. Ihre Namen merkte er sich erst viel später. Er wurde jetzt nicht mehr Peter gerufen, sondern Bartl, und bald gewöhnte er sich an seinen neuen Namen. Er wußte nicht, daß er ihn seinem schönen dichten Schnurrbart verdankte.
Die beiden Buben hießen Friedl und Hansi. Friedl war sechs Jahre alt. Er hatte sehr viele Sommersprossen auf seiner kleinen Nase, und weil er nicht essen wollte, war er sehr dünn. Trotzdem war er ein großer Raufbold und brachte immer wieder zerrissene Hosen und Jacken nach Hause. Hansi, der Achtjährige, war rundlich und kaute den ganzen Tag, sogar während des Unterrichts, an irgend etwas. Er war recht friedlich und verträglich, solange man nicht von ihm verlangte, er solle arbeiten oder lernen. Seinen ganzen Verstand schien er dazu zu gebrauchen, sich vor jeder Arbeit zu drücken.
Damit brachte er Mama zur Verzweiflung. Wenn sie ihm sagte, er solle sein Zimmer aufräumen, trug er drei Bausteine ganz langsam vom Tisch zum Schrank, von dort zum Fensterbrett, und wenn Mama wegsah, schwupps – warf er sie unter das Bett und erklärte: »Das Zimmer ist jetzt aufgeräumt.« Hansis Faulheit und Friedls Rauflust machten ihren Eltern viel Sorgen, und statt daß die beiden sich besserten, wurden sie von Jahr zu Jahr schlimmer.
Einmal hatten die beiden Buben bei Freunden eine kleine Katze gesehen, und seither hatten sie immer wieder Papa und Mama gequält, ihnen doch auch eine kleine Katze zu schenken. Zunächst wollte Mama nichts davon wissen; erst als die Buben versprachen, endlich braver zu werden, gab sie nach.
Und jetzt war also Bartl da und ahnte nicht, daß er sein warmes Plätzchen Hansi und Friedl verdankte. Zunächst benahm er sich auch gar nicht zutraulich zu den Buben. Er hatte Angst vor ihrem Geschrei, ihrem Getrampel und vor ihren festen kleinen Händen, die ihn immerzu festhalten und gegen den Strich streicheln wollten. Papa und Mama hatte Bartl schon liebgewonnen, aber vor den Buben war er immer auf der Flucht, und er atmete auf, wenn sie zur Schule gehen mußten oder am Abend ins Bett gesteckt wurden.
Bartl liebte Mamas Küche sehr; nachdem ihm einmal von kleingehacktem Fleisch sehr übel geworden war, kochte Mama für ihn einen dicken Haferflockenbrei, der Bartl sehr gut schmeckte und von dem er jeden Tag zwei Teller vertilgte. Davon wurde er bald schön rundlich, und sein Fell bekam einen seidigen Glanz. Manchmal gab es auch zu seiner großen Begeisterung einen Eidotter in Milch.
Bartl fing an, sich richtig wohl zu fühlen. Auch vor den beiden Buben fürchtete er sich nicht mehr. Sie sorgten für seine Unterhaltung. Sie drehten kleine Kugeln aus Stanniolpapier, und sobald sie aus der Schule heimkamen, spielten sie mit dem kleinen Kater. Ganz langsam verblaßte die Erinnerung an sein früheres Leben, und Bartl konnte sich nicht mehr vorstellen, daß es jemals anders gewesen war.
Wie Bartl die Wohnung erforscht, Mamas Schlafrock erobert und die Bekanntschaft des schwarzen Ungeheuers macht
In den folgenden Wochen erlebte Bartl so viele wunderbare Dinge, daß er nicht zur Ruhe kam. Die erste große Entdeckung war, daß es nicht nur ein Zimmer, sondern viele Zimmer gab, die er alle erforschen mußte. Jeder Morgen fing damit an, daß Papa, Mama und die beiden Buben sich an den Tisch setzten und frühstückten. Auch Bartl bekam sein Frühstück: eine Untertasse mit warmer Milch. Er bekam es sogar als erster, weil er dauernd um Mamas Beine strich und sie bei jedem Schritt behinderte. Papa und die beiden Buben waren am Morgen nicht zum Spielen aufgelegt. Das war schade, denn Bartl fühlte sich äußerst frisch und ausgeruht und schleppte sämtliche Bällchen herbei. Waren die drei aber aus dem Haus, ging der Spaß erst richtig los. Mama, noch im Schlafrock, ließ sich fast immer zu einem Spiel verleiten. Sie war, das hatte Bartl sehr bald entdeckt, eine geduldige Seele und sehr geeignet als Spielgefährte einer kleinen Katze. Außerdem war sie gescheit genug, um fast immer zu verstehen, was Bartl von ihr wollte. Brav und fleißig trabte sie hin und her, warf die Bällchen durchs Zimmer, versteckte sie unter dem Teppich und kroch in die entferntesten Winkel, um sie wiederzufinden. Sie sah sogar weg, wenn Bartl genüßlich Fäden aus dem Teppich zog, und stopfte sie später mit einer Stricknadel wieder hinein. Außerdem, und das rechnete Bartl ihr hoch an, war sie nicht wehleidig. Sie fiel nicht gleich in Ohnmacht, wenn er von einem Schrank aus auf ihre Schulter sprang oder wenn er hinter einem Sessel hervorschoß und sie in die Beine biß. Manchmal schrie sie ein bißchen, und dann ließ er sie sofort los, denn er konnte laute Geräusche nicht leiden. Sie schrie aber nicht oft, nur wenn er wirklich zu fest zugebissen hatte. Immer ging sie ganz zerkratzt umher. Ihre Arme und Beine waren voll roter Striche, und es dauerte Monate, ehe Bartl begriff, daß die komische nackte Haut der Menschen viel dünner war als sein dickes Fell. Von da an bemühte er sich sehr, die Krallen einzuziehen und sanft zuzubeißen, aber im Eifer des Spieles kam es immer wieder vor, daß er vergaß, mit wem er es zu tun hatte.
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