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Diplomarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 2,0, Fachhochschule Dortmund, Sprache: Deutsch, Abstract: In Zeiten der wirtschaftlichen Rezession und dem fortschreitenden Abbau bzw. der Beschneidung von Sozialleistungen in Deutschland wird das Phänomen der benachteiligten Wohnquartiere in den nächsten Jahren vermutlich immer weiter in den Fokus der Öffentlichkeit und in das Interesse der Allgemeinheit geraten. Die Sorge um eine Gefährdung der individuellen Lebenswelten könnte die Folge sein. Somit sind Segregation, benachteiligte Wohnquartiere und Gemeinwesenarbeit zu Themen für Politik und Wirtschaft geworden, die nicht unter den Tisch fallen können und dürfen, solange das politische und wirtschaftliche Establishment der Bundesrepublik Deutschland sowie das Volk dieses Land als einen Staat bezeichnet, der sich u.a. im Artikel 20 Absatz 1 und 2 des Grundgesetzes eine demokratische und sozialstaatliche Grundordnung gegeben hat: „(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. (2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.“ Daher soll in der vorliegenden Diplomarbeit über „Benachteiligte Wohnquartiere und Gemeinwesenarbeit“ ein möglichst umfassender Überblick gegeben werden, der die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung als auch die individuellen Bedingungen der Betroffenen beleuchtet. Die bei dieser Untersuchung zu Grunde gelegten Tatsachen basieren zum Teil auf über die Jahrzehnte und Jahrhunderte gewachsenen Normen. Die Entstehung dieser Normen wird im Verlauf der Arbeit anhand kurzer geschichtlicher Exkursionen dargestellt. Nicht in jedem Fall konnte die aktuelle Forschung bis jetzt diese Tatsachen erfassen und zu allgemeingültigen Ergebnissen gelangen. Als erstes wird der Themenbereich Segregation behandelt. Hierbei wird zum besseren Verständnis eine Aufteilung in drei Ebenen vorgenommen: Die Segregation der Städte und Regionen in Deutschland, innerhalb der Städte und im Abschluss dieses Abschnittes wird die Segregation innerhalb der Wohnquartiere beleuchtet.
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In Zeiten der wirtschaftlichen Rezession und dem fortschreitenden Abbau bzw. der Beschneidung von Sozialleistungen in Deutschland wird das Phänomen der benachteiligten Wohnquartiere in den nächsten Jahren vermutlich immer weiter in den Fokus der Öffentlichkeit und in das Interesse der Allgemeinheit geraten. Die Sorge um eine Gefährdung der individuellen Lebenswelten könnte die Folge sein. Somit sind Segregation, benachteiligte Wohnquartiere und Gemeinwesenarbeit zu Themen für Politik und Wirtschaft geworden, die nicht unter den Tisch fallen können und dürfen, solange das politische und wirtschaftliche Establishment der Bundesrepublik Deutschland sowie das Volk dieses Land als einen Staat bezeichnet, der sich u.a. im Artikel 20 Absatz 1 und 2 des Grundgesetzes eine demokratische und sozialstaatliche Grundordnung gegeben hat: „(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.“ Daher soll in der vorliegenden Diplomarbeit über „Benachteiligte Wohnquartiere und Gemeinwesenarbeit“ ein möglichst umfassender Überblick gegeben werden, der die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung als auch die individuellen Bedingungen der Betroffenen beleuchtet. Die bei dieser Untersuchung zu Grunde gelegten Tatsachen basieren zum Teil auf über die Jahrzehnte und Jahrhunderte gewachsenen Normen. Die Entstehung dieser Normen wird im Verlauf der Arbeit anhand kurzer geschichtlicher Exkursionen dargestellt. Nicht in jedem Fall konnte die aktuelle Forschung bis jetzt diese Tatsachen erfassen und zu allgemeingültigen Ergebnissen gelangen. Als erstes wird der Themenbereich Segregation behandelt. Hierbei wird zum besseren Verständnis eine Aufteilung in drei Ebenen vorgenommen: Die Segregation der Städte und Regionen in Deutschland, innerhalb der Städte und im Abschluss dieses Abschnittes wird die Segregation innerhalb der Wohnquartiere beleuchtet.
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Einleitend zum Kapitel der Segregation innerhalb der Städte wird der Begriff der Stadt als solcher detaillierter behandelt, da sich die Darstellung der benachteiligten Wohnquartiere auf solche bezieht, die in Städten zu finden sind. Des weiteren ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass die Faktoren, die eine Stadt definieren, auch die Entstehung unterschiedlicher Quartiere beeinflussen. Es ist hier anzumerken, dass die Effekte der Segregation und benachteiligter Wohnquartiere auch in ländlichen Gebieten und Dörfern auftreten können. Diese bleiben hier aber unbehandelt, um den vorgegebenen Umfang der Arbeit nicht über die Maßen zu strapazieren. Bei einer näheren Betrachtung der Strukturen solcher Gebiete und deren Anwohner wird immer wieder vor Augen geführt, dass es sich bei den dort lebenden Personen im weitläufigen Sinne um „Arme“ handelt. Was von „Armut betroffen sein“ bedeutet und wie man sie definiert, wird innerhalb der Ausführungen zur dritten Ebene beschrieben. Armut ist kein Phänomen der Neuzeit, sondern eine historisch gewachsene Erscheinung. Um sich angemessen mit dem Begriff der Armut und seiner Einordnung in die heutige Gesellschaft auseinander zu setzen, ist es notwendig, einen Blick auf seine geschichtliche Entwicklung zu werfen.
Als ein weiterer Teil der Arbeit wird die Gemeinwesenarbeit als eine Interventions- und Hilfemaßnahme für benachteiligte Wohngebiete mit ihren verschiedenen Konzeptionen der Vergangenheit und Gegenwart vorgestellt. Ein Augenmerk wird auf das Quartiermanagement gelegt, das seit einigen Jahren einen neuen Handlungsansatz in der Gemeinwesenarbeit darstellt.
Abschließend soll die Frage beantwortet werden, welche dieser verschiedenen Konzeptionen der Gemeinwesenarbeit das Phänomen der Segregation und die Bildung von benachteiligten Wohnquartieren am adäquatesten zu fassen vermag und welche Interventions- und Hilfemaßnahmen dementsprechend am Erfolg versprechendsten sind.
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Weiter bleibt zu erwähnen, dass diese Arbeit hauptsächlich darstellenden Charakter hat. Das heißt, es wird auf Beispiele aus der Praxis, die vor allem die Kapitel der Gemeinwesenarbeit abgerundet hätten, verzichtet. Dies ist darin begründet, dass die Vorstellung von Praxisbeispielen den Rahmen dieser Arbeit überschreiten würde bzw. die Darstellung anderer wichtiger Aspekte zu wenig Beachtung finden würde. Dies birgt meiner Meinung nach die Gefahr, dass die vorliegende Arbeit schwerer verständlich ist.
Das Interesse am Themenbereich „Benachteiligte Wohnquartiere und Gemeinwesenarbeit“ und die Idee, hieraus eine Abschlussarbeit zu machen, entstand u.a. während des Wintersemesters 2003/04 in den Vorlesungen zur Speziellen Soziologie sowie den Vorlesungen zur Empirischen Sozialforschung, die ich während des Studiums der Sozialarbeit an der Fachhochschule Dortmund besucht habe. Hierbei habe ich mich mit zwei Studien auseinander gesetzt, die vier benachteiligte Wohngebiete in Köln (vgl. Friedrichs; Blasius, 2000, S.40) und den Duisburger Vorort Bruckhausen (vgl. Tobias; Boettner, 1992, S.8) untersuchen. Jürgen Friedrichs bzw. Johannes Boettner stellen in diesen Studien u.a. das Alltagsleben und die individuellen
Lebensbewältigungsstrategien der von Armut betroffenen Menschen anschaulich und nachvollziehbar aus verschiedenen Blickwinkeln dar. Einen ersten unzusammenhängenden Einblick in das Leben derjenigen, die ihren Arbeitsplatz auf Grund von Strukturwandel und konjunkturellen Talsohlen verloren haben und damit zum Teil auch von Armut bedroht sind, bekam ich durch die Schließung des Hauptwerkes meines ehemaligen Arbeitgebers, Ladenbau Körling. Viele der ehemaligen Mitarbeiter wohnen im Dortmunder Süden und sind mir im Laufe der Zeit auf der Straße zufällig begegnet. Aus deren Erzählungen und meinen Eindrücken brachte die Schließung des Dortmunder Werkes einen bedeutenden Einschnitt, der offenkundig und nach eigenen Aussagen der ehemaligen Mitarbeiter nicht für alle privat und finanziell problemlos verlaufen ist.
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Ich bedanke mich an dieser Stelle für die Unterstützung bei Barbara Vogt, die mir mit Rat zur Seite stand, Texte zu lesen und kritische Anmerkungen zu machen und ihrem unermüdlichen Korrektur lesen, da ich die sich einschleichenden Tipp- und Rechtschreibfehler irgendwann einfach nicht mehr gesehen habe. Ein weiteres „Herzlichen Dank“ gilt Gunter Friedrich, der sich immer bereit erklärt hat, mir mit guten Ratschlägen bezüglich der Formulierungen und der grundsätzlichen Herangehensweise an eine Abschussarbeit zur Seite stand und stets gute Tipps geben konnte, wie man die Übersicht bei der zu bearbeitenden Literatur behält.
Bis in die siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts hinein war die Segregation in der Bundesrepublik ein Phänomen, das auftrat und auch zur Kenntnis genommen wurde. Von der Politik wurde dieses Phänomen jedoch nicht diskutiert, da es weder einen Anlass dazu gab, noch das Thema in Deutschland von Brisanz war. Die bundesdeutsche Bevölkerung war auf dem Weg zu einer sozial gerechten und kulturell integrierten Gesellschaft. Auch die Integration von Gastarbeitern, die übersiedelten, stellte kein Problem dar, da sie nicht - wie aus dem heutigen Verständnis heraus - als Einwanderer beurteilt wurden. Vielmehr waren es Menschen, die das Arbeitsmarktproblem gelöst haben, da man sie dringend benötigte (vgl. Häussermann; Siebel, 2001, S.68 ff). Dieses Bild hat sich im weiteren Verlauf der Jahre allerdings grundlegend geändert. Grundsätzlich sind und waren alle Gebiete und Gesellschaften der Bundesrepublik durch unterschiedliche Charakteristika geprägt. Die Lebensbedingungen differieren mitunter grundlegend und sind nicht immer gerecht und gleichmäßig verteilt. Die Beschreibung, die Erklärung und die Untersuchung der Folgen solcher Ungleichheiten wird von einem Teilbereich der Stadtanalyse, der sogenannten Segregationsforschung übernommen. Die Stadtanalysten sprechen davon, dass sich diese Ungleichheiten räumlich sehr deutlich „wiederspiegeln“. Diese räumlichen Bedingungen sind eng verknüpft mit personellen Faktoren, die sich in
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ethnischen, geschlechtlichen aber auch ökonomischen oder beruflichen Unterschieden darstellen. Räumliche und personelle Gegebenheiten bedingen einander und sind entscheidend für die Segregation eines Staates/Region, Stadt/Quartier, Straße aber auch eines Gebäudes. Hieran zeigt sich deutlich, dass sich Segregation auch auf verschiedenen geographischen Ebenen abspielt. (vgl. Friedrichs, 1983, S.216 f; vgl. Friedrichs, 1995, S.79).
Zusammenfassend wird die Segregation von Jürgen Friedrichs folgendermaßen definiert:
„Segregation - disproportionale Verteilung von Elementarten über die Teileinheiten einer Einheit“ (Friedrichs, 1983, S.217). Von Hartmut Häußermann und Walter Siebel wird sie etwas umfangreicher und detaillierter beschrieben. Der Sinn der Aussage bleibt aber erhalten: „Segregation ist die Projektion sozialer Strukturen auf den Raum. Sie bezeichnet die empirische Tatsache, dass die sozialen Gruppen sich nicht gleichmäßig etwa über das Gebiet einer Stadt verteilen, sondern sich in bestimmten Räumen und zu bestimmten Zeiten konzentrieren. Jede soziale Gruppe hat ihre Wohn-, Arbeits- und Freizeitorte. So definiert ist die Segregation ein universelles Phänomen“ (Häussermann; Siebel, 2001, S.68 ff). Im Folgenden wird nun das Verhältnis der Städte in Deutschland untereinander dargestellt. In einer weiteren Ebene wird die Segregation innerhalb der Städte aus verschiedenen Blickwinkeln vorgestellt.
In den Entwicklungsländern gibt es meist nur ein Ballungsgebiet, in dem sich nicht selten Menschen in zweistelliger Millionenzahl ansammeln. Teilweise sind solche Verdichtungen auch in Europa zu finden. Beispiele sind hierfür der Großraum Paris in Frankreich oder auch das Ballungsgebiet London in England. In der Bundesrepublik Deutschland findet man auch Ballungsgebiete, diese haben aber nicht solche Ausmaße angenommen wie Mexiko City oder Rio de Janeiro. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass es in deutschen Ballungsgebieten nicht