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Beowulf ist ein episches Gedicht und die älteste Rittergeschichte.
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BEOWULF
Vorrede.
Grendel.
1. Heorot.
2. Grendel.
3. Beowulf.
4. Der Buchtwart.
5. Wulfgar.
6. Begrüßung.
7. Ecgtheow.
8. Hunferd.
9. Wealchtheow.
10. Gelfspruch .
11. Nächtlicher Kampf.
12. Arm und Achsel.
13. Siegmund und Fitela.
14. Danksagung.
15. Gabenspende.
16. Hildeburg.
Der Ueberfall in Finnsburg.
17. Hengest.
18. Der Könige Gaben.
Grendels Mutter.
20. Das Moor.
21. Hrunting.
22. Der Meersaal.
23. Grendels Haupt.
24. Heremod.
25. Betrachtungen.
26. Abschied.
27. Hygd und Offa.
28. Freaware.
29. Ingeld.
30. Hygelak.
Der Drachenkampf.
32. Heardred.
33. Hredel.
34. Beginn des Kampfes.
35. Wiglaf.
36. Der Wurm gefällt.
37. Beowulfs Tod.
38. Der Verzagten Verfehmung.
39. Ongentheow.
40. Wulf und Eofur.
41. Bestattung.
42. Leichenbrand und Todtenmal.
Erläuterungen.
2. Germanisches Heldenleben.
3. Hygd und Offa.
4. Scild Scefing.
5. Beaw und Heremod.
6. Beowulf.
7. Hygelak.
8. Brosinga mene.
9. Sigmund.
10. Finnsburg.
11. Ongentheow und Hädkynn.
12. Mythische Deutung.
13. Poetischer Werth.
jetzt erhältlich
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Bild: Pixabay.com
ISBN 979-10-299-0190-4
Alle Rechte Vorbehalten
Übersetzung von Karl Simrock
— 1859 —
Daß der Beowulf, obwohl in angelsächsischer Sprache überliefert, doch seiner Grundlage nach ein deutsches Gedicht sei, ist schon von Andern ausgesprochen worden. Die beigegebenen Erläuterungen gehen überdieß noch auf den Nachweis aus, daß der Mythus ein deutscher ist, der noch vielfache Spuren bei uns hinterlaßen hat. Um so mehr lag es mir am Herzen, das Gedicht unserer Sprache wieder anzueignen. Wir besitzen zwar schon zwei höchst verdienstvolle Uebersetzungen desselben, und die jüngste von Grein (Dichtungen der Angelsachsen, 1. Bd., Göttingen, Georg H. Wigand 1857), der ich mich noch mehr als der Ettmüller'schen (Zürich 1840) verpflichtet bekenne, verdient in vollem Maße das Lob, das ihr wie dem ganzen Werke der berufenste Richter, Prof. Dietrich in Marburg gezollt hat. Gleichwohl schien mir eine dritte nicht überflüßig, die sich an ein größeres Publikum wendete, und ohne mit jenen in wörtlicher Uebertragung wetteifern zu wollen, mehr auf eine poetische Wiedergeburt des alten Gedichtes ausgienge. Geist und Stimmung einer fernen Heldenzeit anklingen zu laßen, und doch dem Ausdruck die frische Farbe des Lebens zu verleihen und der Rede die ungezwungene Bewegung, vor Allem aber den Wohllaut, der echter Poesie unzertrennlich verbunden ist, das schien mir die erste Bedingung, damit der Leser, ohne bei jedem dritten Worte einer Note zu bedürfen, den Sinn ahne und von der Schönheit des Gedichts ergriffen von Blatt zu Blatt getragen werde. Nur so glaubte ich eine tausendjährige Kluft überbrücken und dieser mit Angeln und Sachsen ausgewanderten Dichtung neues Heimatsrecht bei uns erwerben zu können.
Wenn ich diesem Ziele nicht näher gekommen bin als meine Vorgänger, so lag es gewiss nur an meinem Ungeschick, nicht daran, daß das uralte Lied uns zu ferne steht, und erst noch anderer Vermittlung bedarf, oder daß der Schmuck der Alliteration, wie man wohl gesagt hat, zu schwach ist, um diesen Langzeilen in unsern durch den Reim verwöhnten Ohren Reiz zu verleihen. Schon an mehr als Einem habe ich die gewaltige Wirkung dieser Poesie und die ungeschwächte Kraft des Stabreims erprobt. Es ist wahr, daß sie um so stärker wirkt, je mehr man sich gewöhnt, auf den Einklang zu achten; aber auch das ganz unbefangene Ohr entzieht sich ihrem Zauber nicht ganz. Dasselbe würde mit dem Reime der Fall sein, nur daß es da schwerer ist, den Versuch anzustellen, weil ganz Unbefangene kaum noch zu finden sind.
Die Abschnitte, in welche das Gedicht wie die Nibelungen in Abenteuer zerlegt ist, habe ich im Ganzen, mit berichtigter Zählung beibehalten, und mit Ueberschriften versehen; die Grenzen zwischen den Abschnitten aber passender zu bestimmen gesucht.
Wie Großes hören wir von den Geerdänen ,
Den Volksfürsten aus der Vorzeit Tagen,
Wie diese Edlinge sich eifrig erprobten!
So hat Schild der Schefing mit schädlichen Rotten
5Mancher Sippschaft die Methbänk entrißen,
Der gefürchtete Fürst, der in frühster Jugend
Entblößt herbeitrieb; doch bald ward ihm Ersatz:
Er wuchs unter Wolken an Würde gedeihend
Bis ihm die Umsitzenden allzumal
10Zu Willen wurden über der Wallfische Bahn
Und Gülte gaben: das war ein guter König!
Dem ward ein Sprößling später geboren, Im Gadem jung, den Gott aussendeteEinem Volk zum Troste. Er sah die furchtbare Noth,
15Die es lange gelitten, denn leider konnt ihm
Sein König nicht helfen: da gab der Herr des Lebens
Der aller Wunder waltet, ihm weltliche Ehre.
Berühmt ward Beowulf: der Ruf drang weithin
Des Nachkommen Schilds in den Scheidelanden .
20So soll ein Kriegsfürst die Kleinode brauchen
Zu vollen Festgaben an des Vaters Busen schon,
Daß ihm im Alter dereinst verbleiben
Frohe Gefährten, und wenn Fehde sich hebt,
Ihn Leute geleiten. Mit Lobthaten mag
25Ein Jüngling gedeihen in jeder Sippe.
Schild aber schied zur Schicksalstunde:Viel versucht fuhr er in den Frieden Gottes.Da brachten alsbald ihn ans brandende UferDie süßen Gesinden wie er selber gebeten,
30Als des Worts noch waltete der Wirth der Schildinge,
Der liebe Landesfürst; lange besaß ers.
Da ruhte bereit der geringte Steven
Zu eiliger Ausfahrt, des Edlings Fahrzeug.
Die Leute legten den geliebten König,
35Den Schatzspender in des Schiffes Busen,
An den Mast den Mächtigen.
Da war Menge der SchätzeViel fernen Küsten entführter Schmuck.Nie sah man schöner ein Schiff gerüstet
40Mit kampflichen Waffen und Kriegsgewanden,
Borten und Brünnen. Ihm am Busen lagen
Viel köstliche Kleinode, die den König sollten
In der Wogen Gewalt weithin begleiten.
Sie rüsteten den Recken nicht mit geringerm Gut,
45Mit schlechterm Geschmeid, als er geschmückt war einst,
Da er zu Anfang ausgesendet worden
Allein über Meer, der ungeborene.
Ein golden Banner banden sie ihm
Hoch zu Häupten, und hießen die Woge,
50Das Meer ihn tragen. Ihr Gemüth war traurig,
Ihr Sinn voll Sorgen. Nicht sicher mögen
Nun Menschen melden, Männer des Raths,
Helden unterm Himmel, wer die Hab empfieng.
Da blieb in der Burgen Beow(ulf) der Schilding
Als lieber Leutefürst lange Jahre
Den Völkern ferne kund, da sein Vater längst
Sich weggewendet. Derweil erwuchs ihm
5Der hohe Healfdene: der beherschte spät noch
Ein grimmkühner Greis die guten Schildinge.
Dem Könige waren der Kinder vier
Zur Welt erwacht, die Wehrscharführer
Heorogar, Hrodgar und Halga der gute.
10Elan, hört ich, hieß des Königs Tochter,
Die Bettgehalsin des Headoschilfings.
Dem Hrodgar wurde Heerglück verliehen,Erwünschter Waffenruhm, daß die werthen SippenIhm gerne gehorchten bis die Jugend erwuchs,
15Der Männer Menge. Ins Gemüth kam ihm,
Daß er ein Hallgebäude gebieten wollte,
Einen mächtigen Methsaal den Männern zu bauen,
Des Gleichen nimmer noch vernommen ward.
So wollt er darinnen Alles vertheilen,
20Jungen und Alten was Gott ihm schenkte
Außer den Leuten und dem Leben der Männer.
Da wurde weithin das Werk gebotenUeber den Mittelkreiß mancher Gilde,Die Volkstatt zu zieren. Zu fördern gelang es ihm
25An den Erdensöhnen, daß endlich errichtet stand
Der Hallhäuser gröstes. Hirsch nannt' er es,
Der weithin des Wortes Gewalt besaß.
Er brach sein Erbieten nicht: Bauge (Ringe) vertheilt' er,
Schätze beim Schmaus. Der Saal hob sich
30Hoch und hornreich als hätt er nicht zu scheun
Der leiden Lohe Grimm.
Nicht lange währt' es noch,
Daß den Edlingen zu eifrigem Kampf
Des Walfeldes Wuth erwachen sollte,
35Da ein ungeheurer Geist gar ungern länger
Das erduldete in der düstern Wohnung,
Daß er den Jubel jeglichen Tag
In der Halle hörte. Da war Harfenklang,
Des Sängers lautes Singen. Es sagte der Kundige
40Der Menschen Ursprung in alten Zeiten,
Wie der Allmächtige die Erde schuf,
Die frischen Gefilde von der Flut gegürtet,
Dann siegsfroh setzte Sonne und Mond
Als leuchtende Lichter den Landbewohnern,
45Und zum Schmuck die weiten Gewannen zierte
Mit Laub und Zweigen, Leben auch schenkte
Allem was athmet auf der Erde Breiten.
So lebten die Leute in Lust und FriedenAller Sorgen ohne bis Einer begann
50Frevel zu stiften, ein Feind aus der Hölle.
Der grimme Gast war Grendel geheißen,
Der berüchtigte Markgänger, der im Moore hauste
In des Sumpfes Abgrund. Der Unthiere Sitz
Behauptete lange der leidige Wicht,
55Welchen der Schöpfer verworfen hatte.
So rächt' an Kains Kindern den Mord
Der ewige König, daß er Abeln erschlug.
Des genoß er nicht: aus der Nähe der Menschen
Verwies ihn der Schöpfer für die unselge That.
60Ihm sind die Unholde all entstammt,
Eoten und Elfen und der Orken Scharen,
Die Giganten zugleich, die Gott widerstrebten
Jahrhunderte lang; doch lohnt' er es ihnen.
Bei nahender Nacht eilt' er nachzuspüren
In dem hohen Hause, wie die Hringdänen
Nach dem Aelgelage sich darin gebettet.
Da fand er auf dem Estrich der Edelinge Schar
5Nach dem Schmause schlafend. Sie kannten Sorge nicht,
Kein lastendes Leid, das die Leute drückt.
In grausamem Grimme war er gleich bereit,
Und entriß der Rast mit raffender Gier
Der Degen dreißig. Von dannen eilt' er dann,
10Sich der Beute brüstend dem Baue zu,
Mit den geraubten Recken zurück in sein Haus.
Da ward um die Uchte, beim ersten Tagen,Grendels grause Kraft den Geerdänen kund.Auf des Festmals Freude folgte Wehruf,
15Lauter Morgenschrei. Der erlauchte König,
Der fromme Fürst unfreudig saß,
Drangsal duldend: um die Degen sorgt' er,
Als sie des Leidigen Laufspur ersahen,
Des verwünschten Geistes. Zu groß war das Unheil,
20Zu leidvoll lastend.
Doch lange ruht' er nicht:In der nächsten Nacht naht' er wieder und übteDer Mordübel mehr; ihn ermüdete nichtGefährd und Frevel: er war zu fest darin.
25Da war unschwer zu finden dem der anderwärts
Gerne geruhiger rasten wollte,
Ein Bett in den Bauten, da ihm entboten war
Und für sicher gesagt mit sichtlichen Zeichen
Des Höllengeistes Haß: wer hielte sich da
30Nicht fern hinfort, dem Feind zu entweichen?
So schaltete schonungslos und scheute das Recht nicht
Der Eine wider Alle, bis eitel stand
Der Häuser wonnigstes. Es währte lange so:
Seinen Zorn erduldete zwölf Winter lang
35Der Freund der Schildinge, schwere Trübsal
Lastendes Leid.
Lautbar ward es bald,Unverborgen kund den Kindern der MenschenIn grausigen Liedern, wie Grendel so schwer
40Wider Hrodgar wüthe: er erwies ihm Haß,
Fehd und Gefährde in der Halbjahre viel,
Unversöhnliche Feindschaft. Frieden wollt er
Der Degen Keinem des Dänenlands gönnen,
Noch gegen Lösegeld ihr Leben schonen.
45So hatt auch Niemand, die Hoffnung wär thöricht.
Wehrgeld zu gewärtigen von des Wüthrichs Hand.
Der üble Unhold ängstigte stäts,
Der traurige Todschatte, Tugend und Jugend
Meuchelnd und mordend in den Mitternächten
50Dem Nebelmoor entsteigend. Niemand weiß genau,
Wo die Geister der Hölle hausen und brüten.
So übte der arge Eingänger lange
Vielfachen Frevel, der Feind der Menschen,
Häßlichen Hohn. Heorot bewohnt' er,
55Den schmuckreichen Saal, in schwarzen Nächten;
Aber dem Gabenstuhl Gottes durfte,
Der seine Minne misste, der Mörder nicht nahen.
Der Kummer kränkte den König der Schildinge.Mit gebrochenem Muthe manchmal saß er wohl
60Mit den Reichen zu raunen, ob sie ihm Rath ersännen,
Was die Hochgeherzten am Heilsamsten thäten
So grimmem Graus entgegen zu wirken.
In Hof und Heiligthum verhießen sie oft auch
Opfer und Weihen, mit Worten flehend,
65Daß der Geisttilger ihnen gnädig hülfe
Wider den Würger. Das war ihr Gebrauch,
Die Hoffnung der Heiden: der Hölle gedachten sie
In Geist und Sinn, den Schöpfer verkennend,
Der die Thaten wägt. Sie wusten von Gott nichts,
70Den Herrn der Himmel verherrlichten sie nicht,
Den Walter der Wonnen! Weh dem, der da soll
Zur Sühne der Bosheit die Seele tauchen
In Feuerflammen; er freue sich nicht,
Daß ein Ende werde. Wohl ihm, der da darf
75Nach des Hingangs Tag den Herren suchen,
Und Frieden finden an Vaters Busen!
So sott die Sorge den Sohn des Healfdene
Jahr aus Jahr ein: der Edle vermochte
Das Weh nicht zu wenden: die Gewalt war zu stark,
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