Beowulf (German Edition) - Karl Simrock - E-Book

Beowulf (German Edition) E-Book

Karl Simrock

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Beschreibung

Beowulf ist ein episches Gedicht und die älteste Rittergeschichte.

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Inhalt

Copyright

BEOWULF

Vorrede.

Grendel.

1. Heorot.

2. Grendel.

3. Beowulf.

4. Der Buchtwart.

5. Wulfgar.

6. Begrüßung.

7. Ecgtheow.

8. Hunferd.

9. Wealchtheow.

10. Gelfspruch .

11. Nächtlicher Kampf.

12. Arm und Achsel.

13. Siegmund und Fitela.

14. Danksagung.

15. Gabenspende.

16. Hildeburg.

Der Ueberfall in Finnsburg.

17. Hengest.

18. Der Könige Gaben.

Grendels Mutter.

20. Das Moor.

21. Hrunting.

22. Der Meersaal.

23. Grendels Haupt.

24. Heremod.

25. Betrachtungen.

26. Abschied.

27. Hygd und Offa.

28. Freaware.

29. Ingeld.

30. Hygelak.

Der Drachenkampf.

32. Heardred.

33. Hredel.

34. Beginn des Kampfes.

35. Wiglaf.

36. Der Wurm gefällt.

37. Beowulfs Tod.

38. Der Verzagten Verfehmung.

39. Ongentheow.

40. Wulf und Eofur.

41. Bestattung.

42. Leichenbrand und Todtenmal.

Erläuterungen.

2. Germanisches Heldenleben.

3. Hygd und Offa.

4. Scild Scefing.

5. Beaw und Heremod.

6. Beowulf.

7. Hygelak.

8. Brosinga mene.

9. Sigmund.

10. Finnsburg.

11. Ongentheow und Hädkynn.

12. Mythische Deutung.

13. Poetischer Werth.

jetzt erhältlich

Copyright

Copyright © 2016 / FV Éditions

Bild: Pixabay.com

ISBN 979-10-299-0190-4

Alle Rechte Vorbehalten

BEOWULF

Übersetzung von Karl Simrock

— 1859 —

Vorrede.

Daß der Beowulf, obwohl in angelsächsischer Sprache überliefert, doch seiner Grundlage nach ein deutsches Gedicht sei, ist schon von Andern ausgesprochen worden. Die beigegebenen Erläuterungen gehen überdieß noch auf den Nachweis aus, daß der Mythus ein deutscher ist, der noch vielfache Spuren bei uns hinterlaßen hat. Um so mehr lag es mir am Herzen, das Gedicht unserer Sprache wieder anzueignen. Wir besitzen zwar schon zwei höchst verdienstvolle Uebersetzungen desselben, und die jüngste von Grein (Dichtungen der Angelsachsen, 1. Bd., Göttingen, Georg H. Wigand 1857), der ich mich noch mehr als der Ettmüller'schen (Zürich 1840) verpflichtet bekenne, verdient in vollem Maße das Lob, das ihr wie dem ganzen Werke der berufenste Richter, Prof. Dietrich in Marburg gezollt hat. Gleichwohl schien mir eine dritte nicht überflüßig, die sich an ein größeres Publikum wendete, und ohne mit jenen in wörtlicher Uebertragung wetteifern zu wollen, mehr auf eine poetische Wiedergeburt des alten Gedichtes ausgienge. Geist und Stimmung einer fernen Heldenzeit anklingen zu laßen, und doch dem Ausdruck die frische Farbe des Lebens zu verleihen und der Rede die ungezwungene Bewegung, vor Allem aber den Wohllaut, der echter Poesie unzertrennlich verbunden ist, das schien mir die erste Bedingung, damit der Leser, ohne bei jedem dritten Worte einer Note zu bedürfen, den Sinn ahne und von der Schönheit des Gedichts ergriffen von Blatt zu Blatt getragen werde. Nur so glaubte ich eine tausendjährige Kluft überbrücken und dieser mit Angeln und Sachsen ausgewanderten Dichtung neues Heimatsrecht bei uns erwerben zu können.

Wenn ich diesem Ziele nicht näher gekommen bin als meine Vorgänger, so lag es gewiss nur an meinem Ungeschick, nicht daran, daß das uralte Lied uns zu ferne steht, und erst noch anderer Vermittlung bedarf, oder daß der Schmuck der Alliteration, wie man wohl gesagt hat, zu schwach ist, um diesen Langzeilen in unsern durch den Reim verwöhnten Ohren Reiz zu verleihen. Schon an mehr als Einem habe ich die gewaltige Wirkung dieser Poesie und die ungeschwächte Kraft des Stabreims erprobt. Es ist wahr, daß sie um so stärker wirkt, je mehr man sich gewöhnt, auf den Einklang zu achten; aber auch das ganz unbefangene Ohr entzieht sich ihrem Zauber nicht ganz. Dasselbe würde mit dem Reime der Fall sein, nur daß es da schwerer ist, den Versuch anzustellen, weil ganz Unbefangene kaum noch zu finden sind.

Die Abschnitte, in welche das Gedicht wie die Nibelungen in Abenteuer zerlegt ist, habe ich im Ganzen, mit berichtigter Zählung beibehalten, und mit Ueberschriften versehen; die Grenzen zwischen den Abschnitten aber passender zu bestimmen gesucht.

Grendel.Schild der Schefing.

Wie Großes hören wir   von den Geerdänen ,

Den Volksfürsten   aus der Vorzeit Tagen,

Wie diese Edlinge   sich eifrig erprobten!

So hat Schild der Schefing   mit schädlichen Rotten

5

Mancher Sippschaft   die Methbänk entrißen,

Der gefürchtete Fürst,   der in frühster Jugend

Entblößt herbeitrieb;   doch bald ward ihm Ersatz:

Er wuchs unter Wolken   an Würde gedeihend

Bis ihm die Umsitzenden   allzumal

10

Zu Willen wurden   über der Wallfische Bahn

Und Gülte gaben:   das war ein guter König!

Dem ward ein Sprößling   später geboren, Im Gadem jung,   den Gott aussendeteEinem Volk zum Troste.   Er sah die furchtbare Noth,

15

Die es lange gelitten,   denn leider konnt ihm

Sein König nicht helfen:   da gab der Herr des Lebens

Der aller Wunder waltet,   ihm weltliche Ehre.

Berühmt ward Beowulf:   der Ruf drang weithin

Des Nachkommen Schilds   in den Scheidelanden .

20

So soll ein Kriegsfürst   die Kleinode brauchen

Zu vollen Festgaben   an des Vaters Busen schon,

Daß ihm im Alter   dereinst verbleiben

Frohe Gefährten,   und wenn Fehde sich hebt,

Ihn Leute geleiten.   Mit Lobthaten mag

25

Ein Jüngling gedeihen   in jeder Sippe.

Schild aber schied   zur Schicksalstunde:Viel versucht fuhr er   in den Frieden Gottes.Da brachten alsbald ihn   ans brandende UferDie süßen Gesinden   wie er selber gebeten,

30

Als des Worts noch waltete   der Wirth der Schildinge,

Der liebe Landesfürst;   lange besaß ers.

Da ruhte bereit   der geringte Steven

Zu eiliger Ausfahrt,   des Edlings Fahrzeug.

Die Leute legten   den geliebten König,

35

Den Schatzspender   in des Schiffes Busen,

An den Mast den Mächtigen.

                                                Da war Menge der SchätzeViel fernen Küsten  entführter Schmuck.Nie sah man schöner   ein Schiff gerüstet

40

Mit kampflichen Waffen   und Kriegsgewanden,

Borten und Brünnen.   Ihm am Busen lagen

Viel köstliche Kleinode,   die den König sollten

In der Wogen Gewalt   weithin begleiten.

Sie rüsteten den Recken   nicht mit geringerm Gut,

45

Mit schlechterm Geschmeid,   als er geschmückt war einst,

Da er zu Anfang   ausgesendet worden

Allein über Meer,   der ungeborene.

Ein golden Banner   banden sie ihm

Hoch zu Häupten,   und hießen die Woge,

50

Das Meer ihn tragen.   Ihr Gemüth war traurig,

Ihr Sinn voll Sorgen.   Nicht sicher mögen

Nun Menschen melden,   Männer des Raths,

Helden unterm Himmel,   wer die Hab empfieng.

1. Heorot.

Da blieb in der Burgen   Beow(ulf) der Schilding

Als lieber Leutefürst   lange Jahre

Den Völkern ferne kund,   da sein Vater längst

Sich weggewendet.   Derweil erwuchs ihm

5

Der hohe Healfdene:   der beherschte spät noch

Ein grimmkühner Greis   die guten Schildinge.

Dem Könige waren   der Kinder vier

Zur Welt erwacht,   die Wehrscharführer

Heorogar, Hrodgar   und Halga der gute.

10

Elan, hört ich,   hieß des Königs Tochter,

Die Bettgehalsin   des Headoschilfings.

Dem Hrodgar wurde   Heerglück verliehen,Erwünschter Waffenruhm,   daß die werthen SippenIhm gerne gehorchten   bis die Jugend erwuchs,

15

Der Männer Menge.   Ins Gemüth kam ihm,

Daß er ein Hallgebäude   gebieten wollte,

Einen mächtigen Methsaal   den Männern zu bauen,

Des Gleichen nimmer noch   vernommen ward.

So wollt er darinnen   Alles vertheilen,

20

Jungen und Alten   was Gott ihm schenkte

Außer den Leuten   und dem Leben der Männer.

Da wurde weithin   das Werk gebotenUeber den Mittelkreiß   mancher Gilde,Die Volkstatt zu zieren.   Zu fördern gelang es ihm

25

An den Erdensöhnen,   daß endlich errichtet stand

Der Hallhäuser gröstes.   Hirsch nannt' er es,

Der weithin des Wortes   Gewalt besaß.

Er brach sein Erbieten nicht:   Bauge (Ringe) vertheilt' er,

Schätze beim Schmaus.   Der Saal hob sich

30

Hoch und hornreich   als hätt er nicht zu scheun

Der leiden Lohe Grimm.

                                            Nicht lange währt' es noch,

Daß den Edlingen   zu eifrigem Kampf

Des Walfeldes Wuth   erwachen sollte,

35

Da ein ungeheurer Geist   gar ungern länger

Das erduldete   in der düstern Wohnung,

Daß er den Jubel   jeglichen Tag

In der Halle hörte.   Da war Harfenklang,

Des Sängers lautes Singen.   Es sagte der Kundige

40

Der Menschen Ursprung   in alten Zeiten,

Wie der Allmächtige   die Erde schuf,

Die frischen Gefilde   von der Flut gegürtet,

Dann siegsfroh setzte   Sonne und Mond

Als leuchtende Lichter   den Landbewohnern,

45

Und zum Schmuck die weiten   Gewannen zierte

Mit Laub und Zweigen,   Leben auch schenkte

Allem was athmet   auf der Erde Breiten.

So lebten die Leute   in Lust und FriedenAller Sorgen ohne   bis Einer begann

50

Frevel zu stiften,   ein Feind aus der Hölle.

Der grimme Gast   war Grendel geheißen,

Der berüchtigte Markgänger,   der im Moore hauste

In des Sumpfes Abgrund.   Der Unthiere Sitz

Behauptete lange   der leidige Wicht,

55

Welchen der Schöpfer   verworfen hatte.

So rächt' an Kains   Kindern den Mord

Der ewige König,   daß er Abeln erschlug.

Des genoß er nicht:   aus der Nähe der Menschen

Verwies ihn der Schöpfer   für die unselge That.

60

Ihm sind die Unholde   all entstammt,

Eoten und Elfen   und der Orken Scharen,

Die Giganten zugleich,   die Gott widerstrebten

Jahrhunderte lang;   doch lohnt' er es ihnen.

2. Grendel.

Bei nahender Nacht   eilt' er nachzuspüren

In dem hohen Hause,   wie die Hringdänen

Nach dem Aelgelage   sich darin gebettet.

Da fand er auf dem Estrich   der Edelinge Schar

5

Nach dem Schmause schlafend.   Sie kannten Sorge nicht,

Kein lastendes Leid,   das die Leute drückt.

In grausamem Grimme   war er gleich bereit,

Und entriß der Rast   mit raffender Gier

Der Degen dreißig.   Von dannen eilt' er dann,

10

Sich der Beute brüstend   dem Baue zu,

Mit den geraubten Recken   zurück in sein Haus.

Da ward um die Uchte, beim ersten Tagen,Grendels grause Kraft   den Geerdänen kund.Auf des Festmals Freude   folgte Wehruf,

15

Lauter Morgenschrei.   Der erlauchte König,

Der fromme Fürst   unfreudig saß,

Drangsal duldend:   um die Degen sorgt' er,

Als sie des Leidigen   Laufspur ersahen,

Des verwünschten Geistes.   Zu groß war das Unheil,

20

Zu leidvoll lastend.

                                  Doch lange ruht' er nicht:In der nächsten Nacht   naht' er wieder und übteDer Mordübel mehr;   ihn ermüdete nichtGefährd und Frevel:   er war zu fest darin.

25

Da war unschwer zu finden   dem der anderwärts

Gerne geruhiger   rasten wollte,

Ein Bett in den Bauten,   da ihm entboten war

Und für sicher gesagt   mit sichtlichen Zeichen

Des Höllengeistes Haß:   wer hielte sich da

30

Nicht fern hinfort,   dem Feind zu entweichen?

So schaltete schonungslos   und scheute das Recht nicht

Der Eine wider Alle,   bis eitel stand

Der Häuser wonnigstes.   Es währte lange so:

Seinen Zorn erduldete   zwölf Winter lang

35

Der Freund der Schildinge,   schwere Trübsal

Lastendes Leid.

Lautbar ward es bald,Unverborgen kund   den Kindern der MenschenIn grausigen Liedern,   wie Grendel so schwer

40

Wider Hrodgar wüthe:   er erwies ihm Haß,

Fehd und Gefährde   in der Halbjahre viel,

Unversöhnliche Feindschaft.   Frieden wollt er

Der Degen Keinem   des Dänenlands gönnen,

Noch gegen Lösegeld   ihr Leben schonen.

45

So hatt auch Niemand,   die Hoffnung wär thöricht.

Wehrgeld zu gewärtigen   von des Wüthrichs Hand.

Der üble Unhold   ängstigte stäts,

Der traurige Todschatte,  Tugend und Jugend

Meuchelnd und mordend   in den Mitternächten

50

Dem Nebelmoor entsteigend.   Niemand weiß genau,

Wo die Geister der Hölle   hausen und brüten.

So übte der arge   Eingänger lange

Vielfachen Frevel,   der Feind der Menschen,

Häßlichen Hohn.   Heorot bewohnt' er,

55

Den schmuckreichen Saal,   in schwarzen Nächten;

Aber dem Gabenstuhl   Gottes durfte,

Der seine Minne misste,   der Mörder nicht nahen.

Der Kummer kränkte   den König der Schildinge.Mit gebrochenem Muthe   manchmal saß er wohl

60

Mit den Reichen zu raunen,   ob sie ihm Rath ersännen,

Was die Hochgeherzten   am Heilsamsten thäten

So grimmem Graus   entgegen zu wirken.

In Hof und Heiligthum   verhießen sie oft auch

Opfer und Weihen,   mit Worten flehend,

65

Daß der Geisttilger ihnen   gnädig hülfe

Wider den Würger.   Das war ihr Gebrauch,

Die Hoffnung der Heiden:   der Hölle gedachten sie

In Geist und Sinn,   den Schöpfer verkennend,

Der die Thaten wägt.   Sie wusten von Gott nichts,

70

Den Herrn der Himmel   verherrlichten sie nicht,

Den Walter der Wonnen!   Weh dem, der da soll

Zur Sühne der Bosheit   die Seele tauchen

In Feuerflammen;   er freue sich nicht,

Daß ein Ende werde.   Wohl ihm, der da darf

75

Nach des Hingangs Tag   den Herren suchen,

Und Frieden finden   an Vaters Busen!

3. Beowulf.

So sott die Sorge   den Sohn des Healfdene

Jahr aus Jahr ein:   der Edle vermochte

Das Weh nicht zu wenden:   die Gewalt war zu stark,

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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