Beratungsgeschichten - Tobias van der Velde - E-Book

Beratungsgeschichten E-Book

Tobias van der Velde

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Beschreibung

Die Lebensberatung ist so vielschichtig, wie die Eigenheiten der Menschen. Sich dieser Eigenheiten vollumfänglich zu stellen, ist wahrscheinlich nicht möglich. Aber wir können sie annehmen und akzeptieren lernen. Genauso, wie wir die Menschen im allgemeinen annehmen und akzeptieren. So ist das Leben. Bunt und schön. In diesem Buch bekommen Sie einen kleinen Einblick in die Gespräche der Beratung. Es ist nicht traurig, nur weil es um das Thema Trauer geht. Es ist nicht belastend, nur weil es um Probleme des Lebens geht. Gespräche sind immer bereichernd, für das eigene Selbst. Sie sind mit Leben, Humor und mit Freude gefüllt und führen somit zu einer Lösung. Mit etwas Humor und nicht ganz soviel Ernsthaftigkeit, lade ich Sie zum Nachdenken und zum Schmunzeln ein. Es geht um ein paar ausgefallene und äußerst sympathische Menschen, die in ihrer Art irgendwie anders sind als andere.

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Seitenzahl: 124

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Ein Buch über die Schönheit zwischenmenschlicher Beziehungen und Gespräche.

Für alle Menschen, die den Mut für schwierige Gespräche nicht aufbringen können.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die Fälle

Das 1. Gespräch

Frau Gehlmann

Herr Thomas Brand

Günther

Hannah

Die schweigende Witwe

Frau Breinert

Martin Dechelmann

Das 2. Gespräch

Frau Gehlmann

Herr Brand

Günther

Hannah

Die schweigende Witwe

Frau Breinert

Martin Dechelmann

Das 3. Gespräch

Frau Gehlmann

Herr Brand

Günther

Hannah

Die schweigende Witwe

Frau Breinert

Martin Dechelman

Das 4. Gespräch

Frau Gehlmann

Herr Brand

Günther

Hannah

Martin Dechelmann

Das 5. Gespräch

Hannah

Günther

Hannah

Nachwort

Vorwort

Es ist gar nicht so schwer mit Menschen zu reden, die Probleme haben. Das machen wir doch alle jeden, uns geschenkten, Tag.

Wir sind die Erfahrenen.

Wir sind die Klugen.

Wir sind die Einfallsreichen.

Wir sind, zumindest meinen wir dies zu sein, immer genau der richtige Ansprechpartner. Das sind wir genau so lange, bis wir an unsere Grenzen stoßen.

Das Problem des Freundes zu groß ist oder uns thematisch vielleicht nicht gefällt oder auch sogar schmerzliche und vielleicht persönliche Erinnerungen hervorruft.

Und plötzlich sind sie verschwunden.

All die noch so guten Freunde und die immer so guten Familiengefüge.

All die guten Vorsätze und Hilfsangebote.

Plötzlich verlässt dann auch einen professionellen die Muße. Zurück bleiben Leid und noch mehr Trauer.

Ein weiteres Problem ist jetzt aufgetreten.

Die enttäuschte Beziehung zu einer, doch eigentlich, so tief vertrauten Person.

Dabei kann es manchmal so einfach sein. Es kostet nicht viel Mut und eine längere Betreuung ist eher bereichernd für die eigene Lebenseinstellung. Wir können sogar etwas lernen, für uns selbst und über uns selbst.

Der Geist kann sich entwickeln und reifen. Auch wenn wir von dem Thema oder dem Problem des anderen keine Ahnung haben, so können wir, mit Interesse an seiner Person, für denjenigen da sein. Wie auch immer diese Person das benötigt. Das müssen nicht immer schlaue Weisheiten sein. Diese vergessen wir meist sowieso schnell nach dem lesen wieder. Die Formen einer nötigen Hilfe können vielseitig sein. Genau so vielseitig, wie es die Menschen sind.

Das macht das Leben besonders.

Das macht die Menschen besonders.

Wie eine Wundertüte eröffnet sich das Leben von Sekunde zu Sekunde neu.

Für mich ist es nicht schwer. Desto weniger ich über ein Gespräch im Vorfeld nachdenke, desto offener bin ich dann für die Person. Vorbereitung heißt ja auch immer, sich bereits eine Meinung zu bilden und ggf. auch schon über eine Lösung nachzudenken.

Obwohl wir gar nicht wissen, was der andere wirklich hat. Was ihn wirklich bedrückt.

Viele Menschen klagen über ein Problem, obwohl die eigentliche Ursache ganz woanders liegt. In der Psychologie ist das sehr häufig der Fall. Aber auch im medizinischen. Körperliche Beschwerden haben ihre Ursache oft auch in der Seele. Darum versuche ich möglichst natürlich, ehrlich und authentisch mit diesen Menschen zu sprechen. Meine Worte sind meine Worte. Nicht auswendig gelernt. Ich sage die Worte, weil ich sie so meine und sie in dem Moment, die des Klienten und auch meine Emotionen aufnehmen. Ich verstelle mich nicht. Das macht es mir persönlich einfacher. Schwer wird es erst dann, wenn wir eine aufgesetzte Fassade aufrecht erhalten wollen. Seien sie so, wie Sie sind. Denn so kennt Sie der andere auch oder wird Sie so einschätzen. Als beruflicher Berater kommt sicherlich noch etwas hinzu. Aber privat sind Sie selbst, mit all Ihrer Persönlichkeit, gefordert.

Wenn in meinem Bekanntenkreis beispielsweise jemand stirbt, rede ich mit dem Bekannten auch so, wie sie mich kennen und nicht als Coach oder Trauerbegleiter. Wobei mir die Erfahrung aus dem Beruf natürlich hilfreich sein kann.

In diesem Buch soll es darum gehen, einzelne Beratungsgespräche, Trauerfälle und auch andere Problemanliegen zu begleiten. Ich schildere hier in kleinen Geschichten, überwiegend in Form von Dialogen, echte Fälle aus der Beratung. Dabei geht es um den Dialog mit dem Klienten und meiner Interpretation der Sachlage und natürlich der Emotionen des Klienten und auch meiner eigenen Gefühle. Das Buch soll zeigen, dass Probleme auch verschiedene Ursachen haben können und sich Gesprächsverläufe nur schwer steuern lassen. Die Fälle sind unterteilt und unterbrochen durch andere Fälle. Wir kommen immer wieder auf die einzelnen zurück.

In sich sind diese als jeweils ein Gesprächstermin abgeschlossen.

Ich habe bewusst einzelne Beobachtungen aus meiner Sicht aufgenommen. So werden manche Punkte und mein Verhalten verständlicher und vielleicht regen sie auch zum schmunzeln und nachdenken an.

Die Namen sind natürlich geändert, genauso wie Orte und direkte Sachverhalte. Die Gespräche sind hier in gekürzter Form dargestellt.

Die Gespräche sind frei wiedergegeben und mit den Klienten abgesprochen. Manche Fälle lesen sich fast fraglich. Aber so sind Menschen. So sind Gespräche. Natürlich nicht alle, aber einige. Viele der realen Gespräche sind sehr schlicht und von Gefühlen beladen. Über mache kann und sollte man nicht schreiben. Außerdem sind nicht alle Fälle so interessant, dass sie in ein Buch gehören. Darum habe ich ein paar herausgenommen, die ich für gut, angemessen und amüsant zum Lesen halte. Sie werden sehen, dass selbst die Trauerfälle nicht immer traurig sind.

In meiner Arbeit in einem Bestattungsinstitut habe ich tagtäglich mit der Trauer zu tun. Aber traurig ist der Beruf dadurch noch lange nicht. Ich lache hier mit den Kunden mehr, als mit manchen Freunden zu Hause.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und hoffe, sie können den ein oder anderen Gedanken aufnehmen und selbst umsetzen.

Die Fälle

1.Frau Gehlmann

Eine sehr nette, manchmal zynische, ältere Dame, die immer wieder für Überraschungen sorgt. Aus einem Trauerfall wurde sehr bald ein Coaching und daraus wieder etwas anderes.

2.Herr Brand

Ein Coaching-Klient der seine ganz eigenen Wege erörtert und die Gefahren nicht erkennt. Ein sehr netter Mensch. Hätte er doch mal etwas mehr Hilfe angenommen.

3.Günther

Der nette Witwer mit Charme und den Gefühlen eines Eisbergs. Für mich war er eine der größten Erfahrungen meiner Beratertätigkeit.

4.Hannah

Ein Sonderfall der Menschheit!

5.Die schweigende Witwe

Die Geschichte einer ganz lieben alten Witwe, deren persönlichen Gefühle und Bedürfnisse von ihrer Familie ignoriert wurden. Die Dame wollte doch einfach nur Gesellschaft haben.

6.Frau Breinert

Eine Frau mit vielen Problemen. Bis heute haben wir keinen Ansatz und keine Lösung gefunden.

Aber das gefällt ihr, denn sie lässt eine Entwicklung nicht zu und sie meldet sich regelmäßig.

7.Martin Dechelmann

Ein sympathischer und fast kumpelhafter Typ von Mensch mit vielen Lebensproblemen, Trauer, Wut, Enttäuschung, Mobbing und eine sehr sonderbar verdrehte Lebensauffassung.

Das 1. Gespräch

Gespräche kommen auf ganz unterschiedliche Art und Weise zu Stande. Manch einer sucht im Internet nach Hilfe in seinem Konflikt, den er selbst als maßgebliches Problem sieht. Ein anderer sucht bei Facebook und wieder ein anderer kommt vielleicht auf Empfehlung.

Die Wege zu einer Kontaktaufnahme sind sehr verschieden. Die Abläufe und die Dauer von Beratungen sind allerdings genauso unterschiedlich. Manch einer kommt für 1 Stunde, andere für 5 Stunden. Einer macht einen Termin, ein anderer nicht. Es gibt einige die melden sich nicht wieder. Warum ist dann manchmal offen. Das soll auch jeder für sich selbst entscheiden.

In den folgenden Teilen geht es um einige Personen, die aus ganz verschiedenen Gründen kommen und teilweise auch gar nicht wissen warum. Manchmal kommen sie unter einem Vorwand und manchmal schieben sie die Trauer vor. Manchmal entwickelt sich das ganze aber auch in eine andere Richtung. Manchmal entwickelt sich aber auch gar nichts. Manche wollen das vielleicht auch gar nicht. Die Gründe dafür, dass Menschen eine Beratung aufsuchen, sind sicherlich vielfältig. Jeder entscheidet schließlich für sich, was er will oder was er auch nicht will.

Es geht um Frau Gehlmann. Eine ältere Dame die nach dem Tod des Mannes nicht weiß wohin mit sich und verbal weit um sich schlägt. Sie eröffnet das Feuer auf ihre Mitmenschen und schadet so eher sich selbst als den anderen. Sie versteht das aber nicht.

Herr Brand kam nicht, weil er glücklich sein wollte. Er wollte reich werden, angesehen und erfolgreich. Darin fand er scheinbar sein vermeintliches und persönliches Glück.

Dann ist da Günther. Der erfolgreiche Unternehmer, der seine ganz eigene Herangehensweise zum Tod seiner Frau entwickelt hat.

Eine alte Dame, die nicht reden will und dessen Gefühle und Bedürfnisse von ihrer Familie nicht anerkannt werden.

Frau Breinert ist eine elegant, moderne Dame, die die Hilfen der Freunde nicht anerkennt. Sie hat Probleme an sehr vielen Stellen. Letztendlich entscheidet sie über die Hilfe. Freundschaft ist hier ein Hauptthema.

Herr Dechelmann hat einen Haufen Probleme und Schwierigkeiten. Ein sympathischer Mann, der neue Wege für sich sucht.

Und dann ist da Hannah. Hannah steht in sich genommen für sich. Ein Sonderfall der Menschheit und ein Horror für jeden der auf sie trifft und mit ihr arbeiten oder leben muss.

Frau Gehlmann

Vor einiger Zeit rief mich eine Kollegin an.

„Du Tobi, ich habe deine Nummer weitergegeben. Eine Frau Gehlmann wird sich bei dir melden. Sie hat ihren Mann verloren und ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll. Du machst das besser als ich.“

Ein kurzes Gespräch folgte und ich wurde über die nötigsten Infos aufgeklärt. Nur Eckdaten. Die Vorgespräche eines anderen Beraters interessieren mich dabei normalerweise nicht. Außerdem gehen sie mich auch gar nichts an. Diese Gespräche sind schließlich auch ein Vertrauensverhältnis zwischen den beiden. Keiner von uns kann wissen, ob Frau Gehlmann bereit ist, mir das Gleiche zu erzählen.

Ein paar Tage später rief die Dame tatsächlich an. Das ist alles andere als selbstverständlich. Manche haben, gerade im Bereich der Trauer, große Angst davor. Es kommt häufig vor, dass ich die Personen selbst anrufe, um einen Termin zu vereinbaren.

„Hallo Frau Gehlmann. Mir wurde Ihr Anruf bereits angekündigt.“

Schnell begann sie sich zu erklären und ich musste den richtigen Moment abpassen, um ihr zu sagen, dass wir das im persönlichen Gespräch besprechen sollten. So machten wir einen Termin ein paar Tage später, im Hochsommer, bei ihr zu Hause in der Dachgeschoßwohnung eines Altbaus in besonderer Stadtlage.

Vorbereitet mit Grundannahmen und Gedanken über sie, betrat ich motiviert die Altbauwohnung im Stadtgebiet. Ein prachtvolles altes Haus, dem man seine Geschichte ansehen konnte. Wie alt mag das Haus sein? 100 Jahre bestimmt. Wenn das Haus reden könnte. Was hätte es hier wohl zu erzählen? Die Geschichten würden mich ja schon interessieren, aber dafür war ich nicht da. Ein kleines Fenster in der Haustüre gewährte einen Blick in das Innere des Haus. Das Treppenhaus war so groß, wie so manche Wohnung. Ein Traum für Umzugsunternehmen. Die Schränke können so herunter getragen werden, ohne sie abzubauen.

Einatmen – Ausatmen – Einatmen – Klingeln

Dann hörte ich die Dame bereits die Treppen runter kommen. Das Knarren der alten Holztreppen und der Holzdielen am Boden kündigten jeden Besucher lange vorher an. Ich musste an die Kinder denken, die sich des Nachts, nach einer Party, versuchten nach Hause zu schleichen.

Es war endlos warm und meine Gedanken schwankten an den Baggersee, in dem meine Frau und der Rest der Familie badeten.

‚Och ja. Ist ja erstmal nur ein Vorgespräch. Dürfte nicht lange dauern. Erst einmal das Grundlegende klären.‘ Das war zumindest mein Gedankengang.

Doch ich irrte mich. Wir hatten ein voll umfängliches Gespräch, welches für den weiteren Verlauf elementar gewesen war. Fast 3 volle Stunden und ich hatte nicht einmal etwas gegessen. So lernte ich auch physisch, dass man Gespräche mit Klienten nicht kalkulieren und vorhersehen kann.

Ich wollte mich kurz vorstellen. Doch es blieb beim Namen und einem Dank für das Glas Wasser. Ich hätte lieber die Flasche gehabt. Es war sooo warm.

Plötzlich begann sie zu reden, zu reden und zu reden. 75 Minuten lang über alles in ihrem Leben, was sie selbst für wichtig in ihren Problemen hielt. Nach 20 Minuten war ich mir bereits sicher, dass nicht die von ihr vorgetragenen Probleme, das eigentliche Problem sind. Aber ich kam nicht wirklich dazwischen. Mir fiel ein Ausbilder ein, der mir erklärt hat, wie man durch die Mimik und durch Gesten signalisiert, dass man zuhört.

Ein Teil aus dem sogenannten pacing aus dem NLP. Dem Neurolinguistischem Programmieren. Zu viel mehr, als zu diesem Lehrbuchverhalten, kam ich aber auch nicht.

Nach 75 Minuten und einem leeren Glas Wasser holte sie tief Luft und sagte plötzlich und voller Erwartung:

„So. was soll ich jetzt machen? Sagen Sie es mir und dann sind wir fertig. Sie sind ja schließlich der Fachmann.“

„Wie bitte? Was erwarten Sie jetzt von mir? Soll ich mit den Fingern schnippen?“

„Wenn es hilft!“

„So einfach ist es dann leider doch nicht.“

„Aha. Warum nicht?“

„Weil es auf der einen Seite darum geht über Ihre Trauer zum Verlust Ihres Mannes zu reden und auf der anderen Seite die vorhandenen Blockaden zu lösen.“

„Ich will aber gar nicht über die Trauer reden. Und kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit dem ganzen Kerzengedöns.“

„Warum haben Sie mich dann hergebeten und warum haben Sie die letzte Stunde viel Zeit damit verbracht, darüber zu reden?“

„Das wollten Sie doch hören. Ihr Psychoheinis seid doch alle gleich. Was ist jetzt? Machen Sie das jetzt weg?“

„Nein.“

„Aha.“

Frau Gehlmann war eingeschnappt wie ein kleines Kind und mein Glas war immer noch leer.

Sie starrte mit einem infantilen Trotz und leicht enttäuscht zur Seite. Mein Blick musterte Sie und ich merkte, dass sie sich unwohl fühlte. Sie wusste genau, dass ihr Problem nicht mal eben wegzumachen ist. Ihre Erscheinung und ihre Art und Weise zu sprechen, zeugten von einer gewissen akademischen Intelligenz. Aus ihr heraus sprach eine Akademikerin mit viel Wissen und Lebenserfahrung, einem Doktortitel und mehrere Abschlüsse an der Uni. Einem Menschen wie Frau Gehlmann verspricht man nichts, was man nicht halten kann. Einer Frau wie ihr verkauft man auch nichts, was sie nicht will oder braucht. Sie weiß genau, was im Leben geht und was nicht geht. So weiß sie auch genau, dass ein Fingerschnippen nicht reichen wird, um ihre Probleme zu lösen. Aber ganz insgeheim und ganz tief in ihrem Herzen schwellte ein kleines Stück Naivität, welches ihr Hoffnung gab, es könnte ja doch so sein. Neben all ihrer Lebenserfahrung und trotz des hohen Alters, ist ein kleines Stück Kind in ihr verblieben. Über lange Jahre hinweg hat sie dieses innerliche Kind unterdrückt. Doch dieser Unterdrückung hält sie jetzt nicht mehr stand.

Ich überlegte, ob es Sinn macht, dieses Kind-Ich zu wecken und mir dies, für den weiteren Verlauf zu Nutze machen sollte.

„Frau Gehlmann. Wenn Sie nicht wollen, müssen wir das hier nicht machen. Aber Sie wissen auch, wie wichtig es für Sie ist. Lassen Sie uns von vorne anfangen und den richtigen Weg für Sie finden.“

„Also schnippen Sie nicht mit den Fingern?!“

„Nein. Und tanzen werde ich auch nicht.“

„Schade.“

„Wieso schade? Möchten Sie mich tanzen sehen?

Das lohnt sich nicht zu sehen.“

„Aber tanzen ist etwas schönes.“