Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Der Donauherbst begrüßt uns, Alleen öffnen sich. Der Alpenraum wird in diesem Gedichtband häufiger vermessen. Gletscher ziehen sich immer weiter und weiter zurück. Von der Bergfahrt eines Dampflokzuges, dem Kohleschaufeln, gibt es Bericht und ein befreiendes Pfeifen. Gedanken beim Wandern bergan, ökologische Schuld lässt sich nicht abschütteln. Fjorde frieren nicht mehr zu, Wetterberichte dokumentieren auffällige Aspekte. Eine wirklich dramatische Schlagzeile würde lauten: Die Flüchtlinge kehren in Scharen zurück. Ossietzky druckte was andere verschwiegen. In der Ukraine gleichen manche Orte Ruinenzonen, Folter thematisiert ein Gedicht. Normalität befindet sich hinter unseren Bezahlschranken, utopische Wendungen werden buchstabiert. Auch Schaukelpferde können aussterben. Orcas auf hoher See bedrängen ein Boot, alle bleiben an Bord. Abgespielt wird eine Hommage an das Lichtspielhaus. Liebesgedichte finden sich ebenfalls in dieser Anthologie. Oranges Mosaik aus Zuversicht, lässt es sich setzen?
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 233
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Dirk Tilsner
Epilog
im Baumwollfeld
im Unterricht
der Alte im Kastell
frisch war das Blut
malochen
ocean blues
aus den Chroniken eines Steppkes
Hoffnung
Peter Frank
Lichtspielhaus
Alter Friedhof am Meer
Zugvögel
Bei Tating
Drei Haiku im Herbst
Im Tal
Manifest der Moose
Neujahr vorbei
Niemandsland
Wracks
hinter den masken
Hundstage
letzte tage im park
Dalben
Dritte Nacht im März
Heike Streithoff
Gedankenbilder
Seeoner Klosterwiege
Wo Syra und Elster sich kreuzen
Friedrich Kieteubl
Bergfahrt
Auf der Sonnenbank am Teich
Den Mond einfangen
Der Quell, der klangvoll früht
Daubenblick
Im Wind die Fiedern zittern
Im Luv die See
DAS BLAUE RAUSCHEN
Melancholia
Herzmuschel
Blue Seven
Wolkenschiffe
Darf ich bitten?
Ralph Linde
Abschied
Stille
Haushaltsauflösung
Fortschritt
Aus
Wendepunkt
Hanna Fleiss
Phantasmen
Heine
Ein sehr alter Mann erzählt
In großer Zeit
Carl von Ossietzky
Von den Strömen
So groß die Stadt, so fremd
Mutation
Heimatkunde
Meine Beichte II
Grabgeflüster
Willi Volka
Markierungen
Update
Im Bergfrieden
Ralf Burnicki
Laut-Erkundung
Elfriede Hafner-Kroseberg
Ammersee
Ideale
Feuersommer
Vorsorge
Nach dem Beben
Deshalb
Verkehrt
Andrzej Kikał
Geradlinig 1
Geradlinig 2
Eri Krippner
Hochgebirge
Esther Horat
Der Tod vor dem Tod
Ruinen des Tages
frei
bin ich bereit?
Klingendes Blau
Carsten Rathgeber
Verhängnisse
Flackernde Lichter
Bilder-Wörter
Geordnete Maschinen
Ewige Stäube
Werde
Fliegen
Magie
Nein
Jenny Küster
Energiekrise
Später
Waldorf Astoria, danach
Frostfeld
Wenn der letzte Stoppel fällt
Susann Ensthale
Kenn mich
Föhn
Joachim Gräber
Evidenz
Monghidoro
Welsch Pirg
Ferrata am Garda
Die wir in uns tragen
Volker Teodorczyk
Besinnung
Sichtweisen
Unverhofft
Michael Matzke
Glocknerstraße
Hallstatt
Almabtrieb
Donauherbst
Wahn und Sinn
Bad Ischl
Magnus Tautz
Streiflichter
Einbruch. Nacht
An den Brücken
Entzündete Augen
Karin Unkrig
Der Strom reist nicht ab
Hans-Walter Voigt
Heimkehr
Rainer Gellermann
Hang
Goetheweg - abwärts
borkum
unentrinnbar
Tausend Tele Tips
Dorffriedhof
über den stolperstein
herbstreise
Drömling
Abende
Ich irre
Frank Maria Fischer
Die Lesbarkeit der Strömung
Rosa Denis
Erste Heimat
Thomas Steiner
nichts neues, fürchte ich,
alle reden durcheinander
Mona Dräger
Alpen
Bernd Maile
Salzburg (Alpen)
Winfried Scholten
Auf dem Sachsenweg
Heidrun Schaller
himmelblaue Gräber
Anke Ames
Diamant und Honig
Acta
Ich erkenne mich
Clanbruder Rabe
Ich bin ein Mensch
Player
Ich vernähe den
Angelika Zöllner
herbst-entwürfe
herbstfarbenes
hoffnungsblätter
mittsommer
Kurt Bott
Sachlich ist alles richtig
Eine Zeit namens Unbill
Nichts war umsonst
Wir kommen wieder
Frühlingserde
Nie
Und wieder Ich
Kurz nach der Wahl
Ich bin alternativ geworden
Gelassenheit am Rand von Schnellstrassen
Pembroli
Im Regenwald der Familie
Land
Booster
Eine neue eine Weihnacht
Stichtag
Du Fädelnde (II)
PAN ...
Der Tag
Das Lauernde
Didi Costaire
Utopische Wendung
Marko Ferst
Australische Feuer
Flußdelta
Herbstlichter
Jongleure
Kirschen
Szenario der Macht
Haiku
Schaukelpferd
Etwas in uns
Haiku
Partnachklamm
Schloßpark Charlottenburg
Erich Pfefferlen
im krieg
cherson fragt
Eugen Kluev
Foltern
Erich Spöhrer
2022
Ukraine
Park
Tasche
Krieg
Punkt
Winterlandschaft
Betrachtung
Nordsee
Anhalter B.
Juliane Meißner
Nouvellen
Orange
Ulrike Kocks
Erinnern
Glücklich
Herbst
Abend am See
Ukraine
Verstehen
Alleestraßen
Rügen
Rüdiger Hein
schwarzer schwan – oder: auf die neue zeit
himmelsnah
hoch all kreativen
lebensnarben. kintsungi eingedenk
winterbegegnungen
frühwolkenmorgens
gefühl
krähen, die auf birken sitzen
morgendämmerung der neuen zeit
nachtentschlüpft
keine kronleuchter
Alexander Walther
Epilog für Jean Paul
René Oberholzer
Für die Ewigkeit
Der mit den Mokassins tanzt
Anschauungsprinzip
Zwischenzeit
Fremd
Sonnenaufgang
Vielleicht Ladina
Kaltfront
Michael F. Panchyrz
Ein neuer Tag
Ein Schritt noch
Omas Abschied
Tagträume
Nicht jeder Tag
Шпак Любовь
Zu meinem Mann …
Helmut Blepp
Bleibe
Erwartung
Die Verstoßene
Späte Passion
Traumatisierter Optimist
Im Abonnement
Archaische Erinnerung
Das letzte Viertel
Aus Liebe
Gerwin Haybäck
Lichtgrün
Schneemärchen
Martin Görg
Schnee schlug ans Fenster
Das Tischchen
Der Pfad
Der Ast
Der Bach
Lupinen sind so
Das Waldschwimmbad
Die Rose im Hof
Nicht eindringen
Die roten Vogelbeeren
Sturmregen
Kitchissippi
Angela Mund
dunkeldeutschland
Wolfgang Rinn
Silberdistel
Am Silser See
Kurt Buschmann
Leicht is seicht
Im Weg
Sendepaus im Bregemhaus
Phönix aus der Masche
Eine Nacht in Valencia
SehArt
Grenzenlos
Durch dringen
Günther Mika
Nach dem Gewitter
Frühjahr
Sommer
Patience
In der Hitze der Nacht
Schizophren
PFAS
Die Orcas
Gewitter
Robert Minkel
Dunkeltraum
Meine Träume sind satt
Sommer?
Gewaschene Welt
Maissymphonie
Novemberwald
Januartrotz
Abendregen
Abendbrüder
Traum der kalten Wände
Asche der Träume
Jens Gottschall
Fröhliche Gesellen
Bergurlaub in den Alpen
Hoffnung
Fremde
Der Garten ist kein Fußballplatz
Miez und Mops
Überlebenskampf der Natur
Ach, was waren das für Zeiten
Ingrid Ostermann
Einstellung
Farblehre
Fliegen
Hochsitz
Sabine Reyher
Wildgänse
in den park
Sieghard Kohls
Vergehen ...?
was bleibt ...
Die Zeit, eine Seifenblase
Helga Loddeke
Gegenfeuer
Groede
Ewiger Feind
Wo ist Mama?
Kein Schritt nach rechts
Traumata
Holzhammer
Einsicht
Norderney I
Norderney II
Ilona Daniela Weigel-Benning
Wenn der Vorhang fällt
Mein Begehren
flutende Unendlichkeit
In Zimmern
Vaid Hyzoti
Darum bekomme ich graue Haare
Die Geburtstagssteine
Mein Albanien
Sie glauben mir nicht
Der Fieberwahn
Ich habe Angst vor meiner Kindheit
Die Metamorphose
Hier in der Migration
Gehen wir, mein Sohn!
Bevor es am Morgen dämmert
Nahestehende Türen
ein ins Meer geworfenes Holzstück
von der Leidenschaft des Häuserbauens
Xaver Egert
Die Hybris des Starken
Error #1492
Lauf der Dinge
Freedom through loss
Entwicklung braucht Zeit
Balance of Power
Nikolaus Luttenfeldner
Fazit
Gerhard J.S. Bunk
Depression
Querdenker
Zeitgeist
Christian Engelken
Anbetung oder Als ich katholisch wurde
Sechs Klima-Kleber
Weihnachten im Kriegsjahr 2023
Neujahrsgedichtlein
Jürgen Klaubert
Gefangen
Erinnerung
Menschenkinder
Blauhimmelherbst
Du und ich
Lebenswiese
Natalie-Christine Toussaint
Falscher Raum
Ohne noch
Hängepartie
Dyrk-Olaf Schreiber
Flaschenpost
Felix
Ameisenolymp
Mit Zebras fängt es an
Zoe Fornoff
Vorbeigezogen heute
Über die Alpen
Ferse
Fünfkommafünf
Werner Tiltz
Waldesgrauen
Frühjahrsstürme über Fanø
Freiwild
Melissa Nielsen
Gespusi
One Night Stand
Detlef Stoklossa
Abschied und Neubeginnen
Herbstwinterabendlied
Die blaue Stunde komm und sing mit mir meine Lieder
Sommerstille
Oh du düstere Nacht
S´ ist Winter und
Wenn also der Tag nun gekommen ist
Wenn doch über den Himmeln ...
Blau hingleitet und still
Kleiner Gesang im Frühling
Lykke Heine
Meeresgrund und Horizont
Hallig im März
Eine Überfahrt im Oktober
Florian Birnmeyer
Eiffelturm
Mirka Holsteinova
Die Teekanne
Weißt du?
Dietrich Krome
Wetterleuchten
Was diese Frau so an sich hat
Schritt für Schritt mit Gabi fit …
Tanz der Stare
Feuerland am Arktisrand
Bianca Cortes-Lehner
Tansania
Kathrin Ganz
Locarno 2017
Voranschreitender Sommer
Die Farbe deines Herzens
Herbst am See
Lautlose Frühherbsttage
In Kandersteg
Herta Andresen
Unverwüstlich
Über Nacht
Ignoranz
Abend
Begegnung
Unabänderlich
Wo bist du
Hilflos
Tauwetter
Klaus J. Rothbarth
Blauer Lichtblick
Ein Prato-Musik-Event
Der Schwan II
Denitza Petrova
Andere Gipfel
Engelslicht
Gerard J. Duerschke
Weltenepos – Heldenmythos
Josef Glückski
Berlin, 18. - 20.1.08
Märkische Schweiz, 3.6.11
Märkische Schweiz, 22.7.11
Berlin, 2./3.12.11
Berlin, 15.2.15
Berlin, 27./28.12.2015
Berlin, 31.12.2015
Oberpfalz, 6.8.18
Berlin, 3.9.18
Berlin, 21.9.18
Berlin, 16.10.19
Berlin, 26.+31.12.19
Berlin, 17.1.20
Berlin, 20.4.20
Berlin, 27.4.20
Berlin, 23.3.22
Berlin, 26.7.22
Berlin, 19.8.22
Berlin, 14.12.22
Berlin, 26.12.22
Reinhard Lehmitz
Rostock & Warnemünde
Grabow in Mecklenburg
Zarrentin am Schaalsee
Testorf (bei Zarrentin)
Heiter bis wolkig
Kristin Ertmer
Falsch und richtig
Elefantastisch
Sehnsucht
Tanja Elmazovic
Mittendrin
Spiegelungen
Merle Proll
Marie
Ein Tag Oase
Marlene Seiz
Versoffene Stadt
Ann-Helena Schlüter
Herbst
Baden
Abschied
Anbetracht
Freiheit
Inter Netz
Verloren
Draußen ist Nacht
Das Helle des Frühlings tropft aus mir
Skizze
Autorinnen und Autoren stellen vor
Der letzte Akt. Am Himmel sinkt ein Star, der seinen Abgang glänzend inszeniert.Ein Heros, der nach Ruhm und Nimbus giert, im Edel-Kult als flammender Altar.
Sein Feuer ruft zur Schlacht. In Sturm und Drang zieht die Phalanx mit Volldampf durch das Bild. Zerfetzt sich bald im Kampf. Aus Leib und Schild ergießt sich Lichtblut über Tal und Hang.
Wer jetzt nicht schweigt, versteht die Götter nicht. Perpetuum der Kreation im Wahn.Ein Opus ohne Ton. Geheimer Plan,der sich von selbst aus tiefstem Chaos bricht.
Ein Traum, der unbeirrt ins Dunkel fließt.Der Vorhang fällt. Die Illusion verblasstund bleibt gleichwohl zurück. Als stiller Gast,der die Orangen bei Gesang genießt.
Die Hitze drückt. Das Dorf liegt irgendwo im Dunst am Horizont, dem Tagesziel. Im Takt der Peitsche eines wutentbrannten Re rückt die Kolonne vor, präzise wie ein Uhrwerk tickt, indes aus Fleisch und Blut,bei jedem Schritt und Griff. Ein Tausend-Fingerling, der unermüdlich Larven von den Blättern pflückt.
Die Hitze drückt. Ein Bausch allein ist in zwei Mondeneine Krume wert, schätzt Marik, und drei Eimer füllten sicher einen Bauch daheim im Schein der Funzel. Doch genau weiß das kein Hungerleib. Ein Stapel Hemden aber, raunte einst der Älteste, in einem fernen Mailand, sei genug fürs Jahr.Wer´s glauben will. Das Alter macht verrückt.
Die Hitze drückt. Ein kurzer Schmerz, wenn er sich bückt, im Staub, der längst wie Zapfen von den Wimpern hängt. Ein grünes Feuer, das die Kuppen schmückt. Wer denkt jetzt nicht an einen Magier, der eine Flasche Wasser zückt?
Vielleicht in einem Traum, in dem es Kinder wirklich gibt. So oft versucht, jedoch nur einmal ist er ihm geglückt.
Da flog er über die Felder.
Marik, beliebter ägyptischer Jungenname, in seiner Bedeutung: Wächterdes Pharao
lauschen die Mädchen mucksmäuschenstill hinter geschlossenen Fenstern wispert ganz allein die Stimmeder Lehrerin: von Knallgas und Explosionen mit Radikalen ohne Gewehr, von der Physik des Himmels und dem Sturm auf die Bastille, der Kraft winziger Teilchen, von den Regeln der Potenzgesetze, von Hypothesen, Beweisen und Schlüsseln in ihrem Notenheft (heute leider ohne Klavier, erklärt Umida, man könnte es von der Straße aus hören)
im Unterricht schweigen die Mädchen und träumenvon Robe, Arztkittel und einem Mikrophon in der Hand ein Leben vor dem Paradies, von ihrem täglichen Gang ins Licht heraus aus dem Schatten der Bärte, von den Gebeten der Blumen in den Gärten Kabuls, von der Allmächtigkeit der Farben ihrer Kleider, vom unumstößlichen Gebot freier Zweifel und dem Recht auf ein Nein! jedoch wie man Wissen und Glauben vereinbart, fragt Ellaha
die Rosen vor dem Fenster, als ich sie pflanzte, glaubte ich an den Frühling, antwortet Umida
afghanische Mädchennamen und ihre Bedeutung: Umida (Hoffnung), Ellaha (die Schöne, die Göttin)
Ein Balken knarrt. Zwei Tauben gurren scheu.Der Wind im Turm vollendet diesen Chor. Ein Schatten gähnt und rekelt sich am Tor. Auch dieser Tag blieb allen vor ihm treu.
Der Himmel leiert mit Gelassenheit wie jeden Abend seinen Epilog.Im Schoß der Mauern, die er dereinst zog, versäumt, in sich gekehrt, ein Greis die Zeit.
Die Erben ziehen lärmend irgendwodurch eine Landschaft, die er nicht mehr schaut. Der Pfad zum Horizont ist längst verbaut,doch macht ihn ohnehin kein Weg mehr froh,
kein Aufstieg zu den Zinnen und kein Blick zu den Gestirnen in der klaren Nacht.Ihm reicht sein Reich, das er allein bewacht, und dass es bröckelt, hält er für Geschick.
Erst gestern aber traf die Burg ein Spuk. Ein Balken krachte und das Tor flog auf. Nur kurz sah er die Welt in ihrem Lauf.Dann schloss er fest die Augen und schrie „Trug!“
im Schatten zerschlissener Fahnenflohen unsere Herzen in eine bessere Zeit gärten in der Knochenschale neue Wappen im eigenen Saft, dem Sudaus zwei Farben mit der Süße der Vergeltung
dann endlich waren wir reif undzogen hinaus, um das Fürchten zu lehren der Welt, die uns röchelnd zu Füssen lag kämpften sogar für sie nach der Vorlesung entdeckten fast alle Kontinente, predigten Ungläubigen unsere Thesen am Tresen und verpflichteten uns irgendwann für eine gute
Gesellschaft (lächerlich der erste Sold!) erlernten die Kunst des Krieges ohne Waffen wurden Gesandte, verschenkten Glasperlen predigten weiter (jetzt mit Schlips), eroberten die Märkte und erbauten reihenweisekleine Häuschen vor denen wir neuerdings Elektroautos parken, wir wollen schließlich
sauber bleiben, kreuzen deshalb nur einmal pro Jahr übers Meer, reichen den Wilden stets Trinkgeld und halten am Ende happy
den alten Fahnen die Treue
kurz nach Sonnenaufgangwenn im hereinbrechenden Licht der Staub der Halle sein unergründliches Menetekel verkündeteerkannte trotzdem jeder gleich den allgegenwärtigen Feind – die Uhr über dem Portal
drakonisch wachten ihre Zeiger überdie Erfüllung unserer Pläne, ein erstickender Dunstin dem jeder ein Monster zu zähmen hatte, funken-speiend die einen, Meißelzahn-knirschend die anderenund in der Stanzerei nebenan nahmen sie es offenbar sogar mit Kerberos‘ Hunden auf
dennoch blieben wir allzeit unversehrt unter der Rüstung des blauen Kittels, tanzten im Innern auf den Wellen neuer deutscher Folklore oder vibrierten bei jedem Schlagder Schwermetalle, im Schlamm der Späne flossen dabei stets Träume von einem Sabinchen
endlich fehlte schon wiederirgendein Rädchen im großen GetriebeZeit für eine Kippe und den Witz des Tages
ach, wir Helden der Arbeit!
das Blinzeln der Sonne im närrischen Spiel doch wie klingen Lieder der Meerjungfrauen?
Gesänge, die mystischen Tiefen entsteigen dem Fischbeinpalast hinter Schleiern aus Tang unendliche Formen und Farben im Reigenin Kreisen, ein Opus in Schwebe gebracht
und wenn du hinabsteigst ins Reich der Medusen begleiten dich Boten, wie Perlmutt ihr Glanz indesnicht krillische Wolken, nicht schwärmende Musen Nein! – lebloser Kot silikonischer Macht
ihr Fluch treibt in alles verschlingenden Netzenerdrosselten Drachen und Elfen der Seeam Riff, das fäkalische Säfte zersetzenein Grabfeld als Vorhof der ewigen Nacht
verstummt sind die Lieder der Meerjungfrauen
Die Straße hatte damals eine Längevon etwa sieben Lederstrumpfgeschichten.Wir konnten jagen, stromern ... ohne Zwänge und wenn es hart kam, auf Bonbons verzichten.
Am Strand im Urlaub sammelten wir Muscheln und ihrer Schönheit wegen(!) Kieselsteine.Im Schilfgras hörten wir die Nymphen tuscheln:„Der See birgt alte Schätze und Gebeine.“
Im Kirschkern-Spucken warn wir echte Meister, bei Sauriern in jedem Streit die Schlausten.Wir glaubten an die Kraft der Poltergeister und dass Zyklopen nur in Märchen hausten.
Der Kuchen Omas ließ uns stärker werden. Wenn Opa nieste, wackelten die Wände.Ihr Garten galt als Paradies auf Erden:die Himbeerstaude nahm und nahm kein Ende.
Den Becher Milch trank ich stets bis zur Neige. Ich war Korsar, ein guter, mit Gewissen.Mitunter leider auch ein wenig feige –ich habe nie in einen Frosch gebissen.
Mein Nachbar beschneidet die Hecke und beschwert sich über die Schmarotzer.
Ein Schmarotzer leidet an der Ecke undbeklagt sich über die Politiker.
Ein Politiker verkleidet sich als Rocker undsagt den Lobbyisten den Kampf an.
Ein Lobbyist meidet die Diskussion und lacht heimlich über die Blinden.
Ein Blinder weidet sich im Park an schönen Beinen und schimpft auf die Benzin-Preise.
Der Benzin-Preis entscheidet hier leider überhaupt nichts.
Vor meinem Fenster gießen Kinder Blumen.
Wie die Schallplatte totgesagt, totgeschrieben, immer irgendwie geblieben,weil Menschen sehen, hören, fühlen, weil Menschen Träume haben,weil sie im Eiswinter 97 auf Schlittschuhen kamen.
Der Junge mit der Chipstüte,die drei Mädchen vor dem schon halbleeren Popcorneimer,das leise, graue Paar,zwei Sektgläser dazwischen, Händchen haltend in der immer gleichen Reihe.
Die Plakate im Foyer, Bogart, Dean, der Pate, der warme, weiche Duft, nie gezählte erste Dates, im Saal Fremde,die wie alle Fremdenlachen, weinen.
Hinter reglosen Köpfen das kleine Viereck,aus dem der Lichtstrahl fällt, Lichtstrahl, darin Staub tanzt, Lichtstrahl, auf dem die Bilder ins Wunder des Vergessens reisen,in die andere Welt.
Schatten wie löchrige Netze.Die rostigen Kreuze, trotzend dem Schädelwind, der die Stätte streift. Ins Eisen geschlagen die Schrift, Die kein Krähenschnabel schleift. Unerbittlich der Stundenschlag, Die Schreie der großen Möwen.Die Steine, in Gruppen stehend, Manche tiefer in die Luft gelehnt, Schmal, grau, den Tauben vertraut. Roh die Giebel. Schorf der Flechten. Die Zeichen, die Namen, die Worte, Versunken, überdauert, bewahrtWie alle Toten der See.
Wir hören sie,bevor wir sie sehen.
Ihre Zeichen über uns, zerfallende,immer wieder neu zusammenfindende Zeilen, schwindende Schrift,die keiner entziffert.
Warum halten wir inne, sehen zu ihnen auf, blicken ihnen hinterher?
Hier ist alles Horizont. Nur der Wasserwagen,als rückte eine Raupe überdie Schneide eines Messers.
Zäune, strohbärtig, verschlammt, manche zerfallen.
Pfähle,Grenzmarken der Zeit, gemartert im Wind,der von Norden kommt.
Bäume,den Schafen zugeneigt, die Landstraße seewärts, Wolken die Wegweiser.
In Nebelnetzenzittern leise Krähenfeder, Mädchenhaar.
*
Warm & sanft rollt die Kastanie in der Hand.
*
In Kinderaugen schaukeln Laternen. Groß der Mond.
Im Gras der Helm,von Schrapnells zerlöchert,der Schädel daneben,keine Wolke, kein Mondin den fleischleeren Höhlen, der Oberschenkelknochen, aus der Uniformhose ragend, das andere Bein etwas rechts.
In der schusssicheren Weste, was vom Oberkörper blieb, vom Vater, vom Sohn, Bisswunden eines Fuchses,in den Klettverschlüssen der süße, von Fliegen gesuchte Geruch, weiter unten die Hände,von Hausschweinen verschleppt.
Im Tal ist es sehr still.
Euer Kleingärtnerhass. Euer Menschenleiden.Wir passen uns an, mehren unsere weichen Matten. Vegetativ. Gametophyt. Wir sind gekommen, um zu bleiben.Geduldig, unseren Brüdern gleich, den dunkelkühlen Schatten.Eure alte, blaue Erde wird uns untertan, wenn Ihr erst tot. Wir leuchten weit in Wäldern, Steppen, Spalten, Mooren, Siedeln jenseits Eurer Gärten, auf Dung, Gewöllen, Kot, Blätter, Regen, Wind, Aasfliegen versprühen unsere Sporen. Wir sahen Krieger, Könige, das gurgelnde Gebräu der Hexen,Wir hörten Hämmer, grünten unter den Gebilden Eurer Hand, Zitterten im Donnern, im Atem der schrecklichen Echsen, Sahen die Kathedralen der Kadaver sinken in den Sand.Wir sind unter Euch! Lauern unter Asphalt, Steinen, Schilf. Wir warten, wachsen, trinken des Nebels frühe Milch.
für Marie Luise Kaschnitz
Geflecht kahler Ästegewunden in die alte,graue Haut des Himmels.
Tief die Nebelsonne über der gelben Stille klaffender Gräber.
Lange sinkt der Blick. Licht, spätgeboren, versickert früh im Ried.
Vergangendas raue Dutzend dämonischer Nächte.
Gegangendie goldgelockten Engel, sargschwer der Schritt.
Das Land,leer & starr auf einemweißen Katafalk.
Eine Handvoll Ärzte, ein Kinderarzt, ein Fußballtor ins Abseits gestellt von gelben, hitzetoten Gräsern.Räder rauschen ein Leben lang.
Im Niemandsland hinter dem Rewe, Wickelfalzrohre, Lieferwagen, Rostschlieren am Geländer, Graffito, der Betonaufgang zum Parkdeck.
Am Morgen Erbrochenes,darin Tauben picken, Pommespappen, Styroporboxen von Möwen übers Pflaster gezerrt.
Abend saugt die Wunde aus, legt Gaze der Leere über Eineuroläden, Aldimärkte,einen verwaisten Einkaufswagen.
Schwärme flattern heran, Ghettofaust gegen Ghettofaust, Restwärme im Kreisen der Flaschen, in den Wodka Zisternen der Sterne.
Zerbrochen der Bleistift, geschlossen das Buch, in Fetzen das harte,knarrende Tuch.
Glaube der Kurs, Gebete die Frauen,der Kompass geborsten, die Rose zerfallen,der Mast gebrochen, gestürzt, gesplittert, triefend in den Tauen.
Zerschmettertdie Back,der Rum versenkt, das Salz verweht, Brot, Mehl, Essig, meerdurchtränkt, ein letztes Mahl, roh, still,von den Möwen verschmäht.
Kein Stein.Kein Wort.Kein Gesang.Keinerdreht das Spill.
war leben eine lüge ein leeres blatt glichen sich die tage die jahrewie streichhölzer
hinter den masken lasen menschen bücher lachten liebten sprachen leisetranken folterknechte bier
als die erste maske fiel es könnte an einem donnerstag gewesen sein sahen die mächtigenwie jeden morgenin die goldenen spiegel
sie erblickten ihre totenschädel
Wenn wir reinkamen, nickte der Wirt uns zu, das war viel,eine Idee von Glück.
Wir hockten in dieser braunen, erkalteten, abgestandenen Kneipe, leer wie der Vormittag,verirrten uns in Gesprächen, machten Pläne, pinkelten, drückten denselben Song, während draußen der Sommer, einem anderen Leben gleich, zu Staub zerfiel.
Wir warteten auf etwas, den Sonnenuntergang, suchten nach etwas,den Highway zum Meer.
Als uns dämmerte,dass alle Klischees wahr sind, wurden wir älter.
die frau auf der bank blättert zwischen zwei wolken mutig um
vor dem kioskheben die schachspielerdie großen figuren
ihre gedanken tief wie das laub versunken
der minigolfplatzdas liebespaar verlachtden letzten schlag
der mann am see wirft brot in den nachmittag
die möwen wievom wind entwendetenotenblätter
der junge auf dem hügel blickt ernst & ruhigin den himmel
sein roter drachen zertanzt die luft wie einen schuh
Als wir sie nicht sahen im weißblauen Rondo der Wellen, als wir sie nicht hörten,ihr Flüstern am Ohr der Makrele, als wir nicht über sie sprachen, ihre Geduld, den Gezeiten gleich, schrieben sie weiter an der großen Chronik der See,ihr Gedächtnis gut & grün.
Viele Leben, Tode später, versunken die Zeichen, unerbittlich der Richtspruch des Windes, des Sandes, stehen sie da, sichtbar, pockenzernarbt, tangumflort,von Möwen umschrien.
Fernerdie Namen imbereiften Stein.
Wannwird die Erdeunserer müde.
Schneerest, schwarzgeädert, Eichenblätter,
zerrissenwie verworfene Entwürfe.
Ein paar Freunde, Überlebende der Zeit,
blieben eine Weile in den Gesprächen, den Liedern.
Wie begraben eine Seele sein kann.Herbst bunt verblasst meine Liebe zur Luft. Die Erde feucht, Föhn in den Höhen,mein Ankommen im kalten Stadionlicht.
Der Körper will fliehen, „draußen“ schreit es. Lauer Hall lauter Nachhall, Schallwellen, friedliche Wälder, Rosen, Hosenzeit,dem tagelangen Gebrüll ausweichen.
Fluch der Städter, Weg der Geräuschlosen. Immer wieder Dauergebrüll aus den Arenen. Heimat ruft in der Stille das Einsame.Ein Frösteln, die Birkenalleen sind karg.
Hier diktieren die Laute die Natur,die Wirklichkeit stinkt in den Himmel, beichte ich dem Wind mit Herbstaugen. Tiefenfrequenzgewühle, lauterer Nachhall.
Der Winter ordnet die Heimat östlich. Zukünftig fährt der Alex nur noch nach Prag, das Spektral ins Vogtland gleitend endet.Durch die Oberpfalz kurvt neue Substanz.
Mir schwanen auf dieser Route lautere Tritte.
Kraftvoll quellt der Mais, entlanggleitet die Alz, Serpentine. Korso zu entfernteren Hügeln, Schotterstaub mit Obstzweigen, karge Flora an Wegesrändern.
Die Kirche ragt über dem Tal. Acker gemähtes frisch aufgerollt. Waldhänge spenden Muße, Erinnerungsaltäre im Gesäß, blütenreich gestylt Vorhöfe.
Bruthitze am Nachmittag,der See schimmert azurblaues. Am Kiosk gibt’s Cola auf Eis. Grüne Linden, kühlen Flügel ab, wisperndes halblaut wiegend.
Rebe an Rebe, Wiesen senke, Benediktiner drehten ihre Runde, Mozart inspiriert bei einer Eiche. Kratzer unter gefälteltem Satin, Abendröte fällt zart auf die Insel.
Fichtenweiher schlängeln entlang der Moore Endlosschneisen weiten Tannenband, Wanderwege, Forste führen ins Tal,sanfte Hügel heben Schlote ins Firmament.
Rehe flüchten in Schieferhänge, Schneewinde zischen ums Gebinde, verlassene Zäune noch verlassener scheinen, Waldeinsamkeit mit Stromanlagen vernetzt.
Züge schweben über Ziegelbrücken,Schilder verwischen, bedeckte Karossen greifen wie Lagunen nach Industriestandorten, alles sich biegt und hingibt dem Frost.
Sprechanlagen erwärmen zwischen den Zeiten, Komtureien, Rittergüter, Kriege, Hunger, Bauern, Schlachten, Königliche Post,Achs, Aberglaube, heile, heile!
Jahrhunderthäuser bis zu den Sternen kreisen Erinnerungsfloskeln im hüben und drüben zu den Flüsschen zur Talweitunghinab Hohelieder pfeifen.
Bernhard Neuhart zugeeignet
Ein Feuerschlund, weit aufgerissen, giert nach Kohle. Radgestänge treibt mit Druck den Tross bergan, Naturgewalt im Kolbentakt, den Dampf im Bann, Hinauf mit Zischen, Schnaufen aus der Fumarole
Auf dem Kesseldach, schon glüht die Eisensohle, Rauchen, Stampfen, Fauchen, Bangen im Gespann, Der Manometerzeiger schwankt, die Lok hält an.Nicht hier! Nicht hier im Kehrtunell! Der Qualm, als hole
Er die Lunge aus der Brust, er raubt die LuftUnd Schweiß versprüht mit jedem Schaufelwurf, Ventile Heulen. Komm! Das Stahlross schnaubt, Geschmauch verpufft.
Am Bersten fast baumt es sich auf, es zieht und viele Räder rollen an, der Berg verschluckt ihr Stöhnen, Tunnelausfahrt – Pfeifen überschallt das Dröhnen …
Für Mireille
Vertraut erfüllt das laute Sirren der Zikadendie sommerschwere Mittagsluft. Die Bank am Teich, sie lädt zur Rast, zur Einkehr ein. – Und überreich beregnet Licht die Kronen, trieft von Laubkaskaden.
Der Weiher sonnt sich ausgestreckt im Binsenbett. Umgarnt vom Tanz und Flirren feiner Feuerfunken, bespiegelt seine Wasserhaut, von Bläue trunken,den Himmel über ihm. Ein Windhauch neckt kokett.
Libellen jagen, träge schnappt ein Karpfen Luft. Im Röhricht leises Knistern, Glucksen. Eine Grille bekundet schrill ihr Werben, Ahnung ging voraus.
Ein Schillerfalter breitet seine Flügel aus.Er wärmt sich auf der Sonnenbank. Er harrt in Stille. Reich blüht das Seifenkraut, betörend lockt sein Duft …
Helmut & Gertraud Wehhofer zugeeignet
Und wieder mischt das Leben gründlich seine Karten. Wir heben ab, reihum wird allen zugeteilt,bedacht, verdeckt und gleich. Es aufgenommen weilt der Blick gebannt im Blatt. Wir ordnen und wir warten,
bis unsre Vorhand endlich unsren Partner ruft.Inzwischen wägen wir es ab und überdenkendie Möglichkeiten, die uns manche Trümpfe schenken. Wir sagen an im Kreis. Das Spiel beginnt. Was stuft
uns ab, was auf? Es liegt in unser aller Händezu stechen, zuzugeben. Und wir hoffen, bangen, erträumen viel zu oft Valat und Märchenstich.
Das Leben spielt für uns den Sküs. Er nimmt für dich und mich im allerletzten Stich den Mond gefangen.Was jetzt zusammenzählt, ist ewig, kennt kein Ende …
(Die vierte Lotosblüte)
Maria Neuhart zugeeignet
An Tau betropften Blütenköpfen glüht, Vibriert im Freudentaumel neu erwachter Erinnerung das Sonnenfeuer – sachter Smaragd umspülter Traum, der übersprüht,
Paillettentanz, ein Zauber grell entfachter Insignien, der Quell, der klangvoll früht, Regiert, den Doppelschlag erweckt, Geblüt Im Sternenschwall verpocht, ein ungedachter
Titan, der zwölfgestirnt für alles Ort Und Mitte ist, der nimmt und wiedergibt, Stellarer Atem, Ätherflut, ein Hort
Dualen Augenblicks, der nie zerstiebt,Er stetig Morgen wird – auch ohne Wort, Indem der Geist allein das Blühen liebt.
Willi Neuhart zugeeignet
Noch einmal bannt der Blick das Ziel: die Daube, verschmelzen Absicht, Wille, holen auszum Schwung, ein Ausfallschritt, den Schuss voraus begleitet unerschütterlich mein Glaube.
Der Stock durchmisst die Bahn metallen schwer auf weicher Sohle; aus der Scheibenmitteein hochgereckter Stiel, so als durchschnittedie Orcafinne spiegelglattes Meer
nach Beute. Nicht mein Sinn, ihn stillt nur Nähe,Distanz verringern, nah, ganz nah an sie heran in jeder Kehre, bloß berühren,
mitunter mit ihr gleiten, sie entführen zu Grenzen, die nur eng gezogen, niedas Feld verlassen – still vor ihr, ich stehe.
Für ZaunköniG (Sonettist)
Die Luft sie trägt, der Sog, die Fiedern zitternim Wind, der Kopf, gestreckt, im Strom durchsticht ein spitz gebogner Bug die Flut von Licht,die zwischen Schwingen bricht, Konturen splittern
zerreißen in den Klüften, stürzen tief,so tief hinunter, bis zum Grund, verlierensich dort im Dunkeln, stumm, tief unten, ihren zerfurchten Rumpf im Sturz befreit, sie rief
und ruft, die Weite, Kreis um Kreis und Zinne für Zinne, die im Rund vorüberziehn, erscheinen, schwinden, Rufen hält nicht inne,
die Fiedern zittern, Licht, der Strom, es fliehn der Grund, die Rinnen, Brüche, Stürze, Klüfte, und höher tragen Sog, der Ruf, die Lüfte.
Gerhard & Marianne Blaboll zugeeignet
Und wieder, immer wieder, fluten Gischt gekrönt Gedankenwogen durch ein stumm gesprochnes Wachen. Sie tosen an ein Kliff, das aus azurnem Rachen rhetorisch in das Leise sticht, wo ausgesöhnt
im Bilderschein das Lachen einer Möwe schwebt.Wenn Böen Wortgebilde auseinandertreiben und Stilfiguren sich in Dunst auflösen, bleiben verklärtes Blau und weiße Zeichenbausche, lebt
Gehauchtes Eigendasein und der Himmel spiegelt sich wieder frei im Auf und Ab der off ’nen See.Beredt erwacht im Flug die Träumerei, im Leedas Kliff, im Luv das Meer – die Leere neu besiegelt.
Aus Bild wird Ton, der über alle Wasser trägt.Was bleibt, ist Lachen – Klang, der wieder Wellen schlägt.
In Memoriam Emanuel Bialonczyk
Das Meer – in tiefem Blau als Buch auf meinem Schoß. Am Einband, silbern aufgeprägt, sein Gott als Wächter,Sein Blick durchdringt, sein Dreizack mahnt: Halt ein, Verächter! Mit Wucht wird jeder Frevler weggespült! Und groß
Ist meine Furcht gewesen, die, beim Blättern bloß, Chaotisch irreal die Flut (und manch Gelächter) Heraufbeschwor, ins Bild mich sog, verschlang – als rächt’ er Es, mein Begehr nach Meer. Die Sehnsucht schien Verstoß.
Respekt wuchs mit der Tide, Kinderangst versank. Frei tauche ich in blaues Rauschen ein, die WelleÜbt nun den wahren Zauber aus, sie steigt, bricht blank,
Laviert zum Tal, entspringt erneut aus tiefer Quelle,Leicht schwebt mein Geist im Wogentanz, befreit und bloß. Treib’ fort, weit fort – vertieft ins Buch auf meinem Schoß.
Mit weißen Zungen leckt die See an Lavaköpfen in heller wie in dunkler Nacht und sie begrub sie langsam tiefer noch mit jedem Tidenhubdurch Scheingedanken, die aus trüber Tiefe schöpfen.
Wie aufgefädelt hocken sie da, fahl, umspültvom Tränenmeer, versteinert, schwingenlos geboren, geschöpft, bestimmt als Wächter an den Seelentoren verschlingen sie jedweden Hauch und alles fühlt