Berlin-Passagen, Cultural Mapping und transdisziplinäre Erkundungen im urbanen Raum - Joachim Bröcher - E-Book

Berlin-Passagen, Cultural Mapping und transdisziplinäre Erkundungen im urbanen Raum E-Book

Joachim Bröcher

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Beschreibung

Was wir in Berlin schon seit den 1920er und besonders seit den 1980er Jahren beobachten können, lässt sich als eine Art Treibhaus für zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen betrachten. Wie werden die Menschen der Zukunft also leben, arbeiten und lernen? Inspiriert von Benjamins Passagen-Werk hat Joachim Bröcher, beginnend im Jahr 2015, Feldstudien in der Metropole Berlin unternommen, in den diversen urbanen Räumen und kulturellen Szenen. Zur Dokumentation und analytischen Durchdringung verwendet er eine eher freie Methode, angesiedelt zwischen Cultural Mapping, Feldtagebuch und Lyrik. Dieser Band versammelt eine Auswahl von zwei Dutzend Texten und stellt sie in einen transdisziplinär aufgespannten theoretischen Zusammenhang, der die Enge gegenwärtiger Wissenschaftsdisziplinen, Paradigmen und institutioneller Konstrukte aufbrechen und überwinden soll. In den ausgewählten Texten selber geht es aber durchaus sehr praktisch, plastisch und teils drastisch zu. Wie wollen wir auch Neuland erkunden, wenn wir nicht etwas Neues versuchen? heißt es in der Einleitung zum Buch, und nein, eine 1:1 Anwendung des hier teils in sanften Farben Aquarellierten und teils mit spitzer Feder Notierten, in Pädagogik, Gesellschaft und Kultur, kann es natürlich nicht geben. Dazu sind die Dinge zu komplex, zu subtil, zu eigensinnig. Aber darin liegt auch ihr Reiz, heißt es abschließend.

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Seitenzahl: 33

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Inhalt

Theoretischer Hintergrund und wissenschaftliche Methode

Flaneur sein in Berlin

Komplexe urbane Räume

greifen

Nächtliches Filmseminar über Hipsterbar

Alfred Döblins Berliner Unterwelt

Das Metropoltheater

Die Weber oder: Versäumte Change-Optionen

Lost Places und Eisbaden

Alexanderplatz und Palast der Republik

Food Revolution oder: Die essbare Stadt

Der Heilige Gral der Techno-Welt

Romeo auf Rollerskates

Jenseits von Bildungsinstitutionen

Das alte Preußen in den Schulen

Mikropolitik in den Elfenbeintürmen

Escape the Ordinary,

in Prenzlauer Berg

Die eigentliche Universität in den U-Bahnen

Vintage und Sharing an der Karl-Marx-Allee

Die S-Bahn und der Bewusstseinsstrom

Das alte Neukölln vor der Gentrifizierung

Erkundungen in der Fuggerstraße

Outside Observer am Berghain

Thomas Bernhard und die Freiheit

Margot Honecker in der Bärenhöhle

Sommerliches Leben am Schlachtensee

Literatur

Theoretischer Hintergrund und wissenschaftliche Methode

Berlin bietet vielfältige Räume zur Reflexion und Transformation von gesellschaftlicher Realität und zugleich für das Neuentwerfen einer anderen ökonomischen, sozialen, pädagogischen und kulturellen Wirklichkeit. Die Stadt hat seit dem Mauerfall, wie bereits im 19. Jahrhundert, wir können es etwa in den Briefen von Alfred Kerr nachlesen, und während der Weimarer Republik, Peter Gay (2002) und Robert Beachy (2015) haben das sehr lebendig rekonstruiert und dokumentiert, den Status einer kreativen, dynamischen und schillernden Metropolis, vergleichbar mit New York, London oder Paris, einer vielschichtigen Creative City, die Menschen aus aller Welt in ihren Bann zieht, indem sie der Entwicklung von Identitäten und Lebensentwürfen Raum gibt. Soziale Spannungsfelder, die es, jenseits der „Creative Class“ (Florida, 2002, 2005) natürlich auch gibt, scheinen die innovative Kraft der Metropole Berlin jedoch nicht abzubremsen.

Was wir in Berlin jetzt beobachten, lässt sich hypothetisch als Treibhaus für zukünftige gesellschaftliche Entwicklungen betrachten. Wie werden die Menschen der Zukunft lernen, arbeiten und leben? Wenn man/frau daher, inspiriert von Walter Benjamins Passagen-Werk1, das auf ausgiebigen Erkundungen in der Metropole Paris, in den 1920er und 1930er Jahren, beruht, so etwas unternimmt, wenn man/frau also diese Idee nun auf die Erforschung der Metropole Berlin überträgt, jetzt zu diesem Zeitpunkt, dann werden wir jedoch zu zeitgemäßen, vielleicht zukunftsweisenden, Mitteln der Dokumentation und Analyse greifen müssen.

Benjamin hätte in der Gegenwart vielleicht eine Mischform aus Buch, Tagebuch, Blog, Videokanal etc. gewählt, wir würden ihn vermutlich auf YouTube, Instagram und vielleicht gar auf TikTok antreffen. Vielleicht hätte er auch fragmenthafte sprachliche Formen, Lyrik etc. versucht in ein zeitgemäßes Passagen-Werk zu integrieren, Formen, die teils auch Hip Hop und Rap verwandt sind, lyrische Formen, wie ich es hier, im Sinne einer, noch eher wenig verwendeten, soziologischen Methode (vgl. dazu ausführlicher Grummt, 2022) versuchsweise getan habe.

Weder die enzyklopädische Breite, die Benjamin hergestellt hat, noch die Systematik, die er seinem publizistischen Unternehmen gab, können in Anbetracht der Fülle und Ausdifferenziertheit des heutigen Wissens, insbesondere auch im Bereich des Digitalen, noch ein erreichbares Ziel sein. Niemand dürfte heute noch in der Lage sein, etwa das 21. Jahrhundert allumfassend zu beschreiben, zu analysieren und in einen so großen Wissenszusammenhang zu stellen, wie Benjamin es getan oder zumindest versucht hat.

Ich will in dem vorliegenden Buch die Textmenge daher überschaubar halten, und eher minimalistisch vorgehen, durchaus in Richtung einer Lyrik, der es darum geht, eine Reihe von Bildern zu erzeugen und diese, wie in einem impressionistischen Gemälde, zu einer Ganzheit zu verschmelzen. Einen Anspruch auf Vollständigkeit oder Repräsentativität des Niedergeschriebenen und Abgedruckten habe ich dabei natürlich nicht, und ja, ich könnte mit dem Material aus den sieben Jahren, wo ich in Berlin Feldstudien unternommen habe, auch 500 Buchseiten füllen.

Inspiriert bin ich in diesem Zusammenhang von Gedichten aus der Feder von Wisława Szymborska (1980, 1996, 2012, 2019), Czesław Miłosz (2013) oder Zbigniew Herbert (2016). Ich bin mit den Werken dieser Lyriker_innen in Berührung gekommen durch ein Forschungsprojekt, bei dem es mir um die emotionalen und sozialen Geografien in der polnischen Literatur geht, im Sinne des Aufspannens von Räumen der Reflexion und der Transformation.