Besuchen Sie mich, bin im Himmel - Hans-Dieter Schütt - E-Book

Besuchen Sie mich, bin im Himmel E-Book

Hans-Dieter Schütt

4,9

Beschreibung

Mit Fontane durch die Mark wandern, bei Wagner einen Tee in der Villa Wahnfried nehmen, von Schiller zu abendlicher Plauderei an der Esplanade empfangen ... Was könnte man diese Jahrhundertgestalten, diese Genies, diese Rebellen gegen die Konventionen nicht alles fragen! Weltsicht, Wahrheit, Schaffensantrieb, Schaffenskrisen? Vielleicht aber auch, ob tatsächlich faule Äpfel in der Schublade liegen? Dieses Fantasiespiel, diese Reise in Lebens- und Denkwelten unternimmt Hans-Dieter Schütt. Bei seinem »Besuch im Himmel« verstrickt er elf große Geister der Vergangenheit in lebhafte Gespräche, in denen sie bedrängend unmittelbar zu uns reden. Gespräche mit Georg Büchner, Charles Darwin, Fjodor Dostojewski, Theodor Fontane, Heinrich von Kleist, Jean Paul, Arthur Rimbaud, Friedrich Schiller, Robert Schumann, Anton Tschechow und Richard Wagner.

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ISBN eBook 978-3-359-50058-2ISBN Print 978-3-359-01700-4

© 2016 Eulenspiegel Verlag, BerlinUmschlaggestaltung: Verlag

Die Bücher des Eulenspiegel Verlags erscheinenin der Eulenspiegel Verlagsgruppe.

www.eulenspiegel.com

BESUCHENSIE MICH, BINIM HIMMEL

Elf unmögliche Interviewsvon Hans-Dieter Schütt

Inhalt

Vorwort

Unmögliche Interviews mit …

Heinrich von Kleist

Jean Paul

Friedrich Schiller

Charles Darwin

Robert Schumann

Georg Büchner

Theodor Fontane

Fjodor Dostojewski

Arthur Rimbaud

Anton Tschechow

Richard Wagner

Da man mich aus der allgemeinen Literaturjetzt und künftig, wie mir scheint, nicht loswird,so wird es dem Geschichtsfreundegewiss nicht unangenehm sein,auf eine bequeme Weise zu erfahren,wie es in unsern Tagen ausgesehenund welche Geister darinnen gewaltet.

HANS MAGNUS ENZENSBERGER(Goethe in den Mund gelegt)

Vorwort

Ein Spiel. So alt wie der Spielverderber, der es – erfand: der Tod. Er hat die Unterscheidung aufgebracht zwischen Lebenden und Gestorbenen – die wir ungern Tote nennen. Denn die Rede davon, dass ein Mensch gestorben sei, sie hält diesen Menschen näher bei uns als der so endgültig klingende Bescheid, er sei – tot. Elf Interviews mit unsterblichen Geistern. Genauer: mit unsterblichem Geist. Die »Gespräche« sind eine Collage einzig von Originalzitaten, aus Selbstzeugnissen aller Art. Briefe, Tagebücher, Aufsätze reloaded. Der zur Verfügung stehende Bücherberg ist groß – und reich beforstet. Viel Material also für Portraits von Denkungsarten in Frage und Antwort. Nichts ist erfunden, freilich auch alles von chronologischer Pflicht befreit; die Fragesituation spielt mit dem jeweils ganzen Leben des Betreffenden. Nur die Rechtschreibung wurde sanft modernisiert. Es geht nicht um lexikalischen oder enzyklopädischen Ehrgeiz, es geht nicht um einen analytischen Kosmos, sondern frei und frank um Wald und Wiese. Es geht um Lusterweckung – fürs Original, also fürs Weiterlesen im jeweiligen Werk.

Die fiktive Befragung möchte dieser einen großen Faszination Ausdruck geben: dass die bedeutenden Vergangenen in ihren Beobachtungen und Reflexionen so bedrängend unmittelbar zu uns reden. Ja, uns aussprechen. Alles wandelt sich, aber wie wenig ändert sich wirklich? Kleist zuhören und fragen: Woher weiß der das von mir? Tschechow erfahren und sich getroffen fühlen. Fontane folgen und im Gestern entdecken, wie es an einer Zukunft arbeitet, für die wir nur das Durchgangsstadium Gegenwart bilden. In der dieses russische Pathos Dostojewskis oder Rimbauds Kapitalhass oder Büchners Balance aus Anarchie und Verzweiflung unglaublich akut wirken. Wortkraft in hoch konzentrierter Dosis. Äußerste Verdichtung, radikale Metaphorik, übersteigerte Assoziation – so fern jenem erbärmlich durchsichtig gewordenen Zustand der Sprache, diesem Knirschen der Press-Spanplatten vom politischen Baumarkt. Der Idealzustand des Interviews: »Man entdeckt die Freude, navigationsfähig zu sein in einem Problemraum.« Heißt es beim Philosophen Peter Sloterdijk. So sind alle elf Berühmten sehr Hervorgehobene – in ihrer nahezu aphoristischen Kraft zu Philosophie; nun, sonst hätte es nicht der Mühe bedurft, sie sprechen zu lassen, denn um sinnlose Dinge zu sagen, hätten Lebende genügt.

Große Geister von einst grüßen aus unserer Zukunft. Sie warten auf uns, »auf der Gegenschräge«, wie Heiner Müller notierte. Und Charles Darwin schrieb an einen Freund: »Bleiben Sie mir gewogen – schön wäre, wir Menschen hätten in unserer Sterblichkeit tatsächlich nur mit einem Ortswechsel zu tun; so riefe ich Ihnen zu gebotener Stunde zu: Besuchen Sie mich, bin im Himmel.« Wen die Sterblichkeit also an der Seele packt, der wird fortan ganz anders aufmerksam seine Liebe zum Leben entdecken. Und pflegen. Denn im Moment, da dir etwas entgleitet, glänzt doch am innigsten, was du festhalten möchtest. Wo die Einsamkeit am ärgsten ist, malt der Glaube an Zweisamkeit die tollsten Bilder. Fünf vor zwölf schlägt die feurigste Stunde der Utopien. Wo Schuld dich am heftigsten plagt, möchtest du ebenso heftig daran glauben, Unschuld sei wieder möglich. Wir glauben, was nicht ist. Auf diese Weise ist es. Obwohl es vielleicht niemals wird. Und so glauben wir auch am innigsten ans Leben, wo uns dessen gnadenlose Kürze und Unwiederholbarkeit bewusst wird.

Ich stelle mir vor, wie aufgeregt ich gewesen wäre. Hätte es bei Schiller nach faulem Apfel in der Schublade gerochen? Wäre ich von Jean Paul zu übermäßig Bier verführt worden? Hätte sich Schumann ans Klavier gesetzt? Hätte Wagner gesächselt? Was alle diese scharf Denkenden und tief Fühlenden eint: Neugier darauf, im Profanen das Geheimnis, im Offenliegenden das Dunkle, im Übersichtlichen das Labyrinthische zu entdecken – sich also federnd ins Überspannte zu begeben. Auf Gemeinplätzen aus der Reihe tanzen. Existenz als Suchort der entbehrenden Seele. In einer Welt aus Mäßigung und Mäßigkeit, Ordenspflicht und Ordnungssinn; in dieser Welt ist alle Schönheit limitiert, dazu diese lastende Deckungseinheit von Welt und Provinz. Da braucht es ein Jenseits, auf das man hoffen darf. Ein Leben jenseits, aber doch: eines lang vorm Tod. Ein Dasein jenseits der uns aufgezwungenen Einsicht in den schmalen Lauf der Dinge, darin wir uns täglich so elendig erledigen. Lebensfreude ist demnach: jeden Morgen unaufgefordert, aber fordernd ein Anfänger zu bleiben. Das halte einer durch! Da bedarf es der Zuversicht. Sie kann aus dem, der ihrer bedarf, nicht herauströpfeln, sie muss dem Bedürftigen zufluten. Und keiner muss genau wissen, woher. Ganz im Sinne Friedrich Hölderlins, der im »Hyperion« schreibt: Wenn er träume, sei der Mensch ein Gott; wenn er nachdenke, nur ein Bettler.

HANS-DIETER SCHÜTT

HEINRICHVON KLEIST

»Freiheit,ein eigenes Hausund ein Weib«

Ein Dichter, der sich Zeit seines Lebens ausgeschlossen fühlt. Der 1777 in Frankfurt an der Oder geborene Heinrich von Kleist folgt der Tradition seiner Familie, wird zunächst Offizier in einem preußischen Regiment, er sucht – und hasst die Militärdisziplin. Er studiert, schreibt, reist, zwingt sich (kurz!) als Beamter ins Reformministerium Hardenbergs. Stürzt von Krise zu Krise, erlebt eine tiefe Verunsicherung seiner aufklärerischen Überzeugung. Am 19. November 1811 teilt er der Cousine Marie von Kleist mit, »dass ich sterbe, weil mir auf Erden nichts mehr zu lernen und zu erwerben übrig bleibt«. Er erschießt am 21. November 1811 am Berliner Kleinen Wannsee erst seine Vertraute Henriette Vogel, dann sich.

Kleist, das ist der Abschied vom Deutschen Idealismus, lange bevor die allgemeine Kritik der Werte einsetzt. Der Dichter, der sich nach Vaterland sehnt. Die Jahre nach Frankreichs Revolution. Die Kriege Preußens gegen Napoleon. Das Nationalgefühl lodert. Kein Klassiker. Ein Romantiker auch nicht. Jede Einordnung versagt, weil Kleist am schärfsten und zerrissensten die Epoche selbst spiegelt. In diesem Leben aber auch: Momente unendlicher Versunkenheit, Schübe traumvoller Ruhe, da traurig Erfahrenes in unsterblicher Dichtung sich birgt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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