12,99 €
Zur Wirklichkeit erwachen Alle großen Meister, von Lao-tse, Buddha bis Gurdjieff, haben darauf hingewiesen, dass die meisten Menschen nicht wirklich wach sind. Wir verbringen unser Leben in einem Dämmerzustand der Unbewusstheit, nicht nur nachts, sondern auch tagsüber. Doch erst wenn wir vollkommen erwacht sind, präsent in allem, was wir tun, stehen uns alle Fähigkeiten unseres Bewusstseins vollständig zur Verfügung, sodass wir zur wahren Freiheit und Meisterschaft des Lebens finden können. Zur Realität zu erwachen und vollkommen bewusst zu werden ist das Ziel aller menschlichen Entwicklung – und Bewusstheit ist der Weg, den der spirituelle Lehrer Osho mit der für ihn typischen Radikalität und Konsequenz beschreibt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Eines der wichtigsten Dinge, die man über den Menschen wissen muss, ist, dass er schläft. Selbst wenn er denkt, dass er wach ist, ist er es nicht wirklich. Seine Wachheit ist äußerst kümmerlich; sie ist so unbedeutend, dass sie eigentlich vollkommen vernachlässigbar ist. Seine Wachheit ist nur ein schöner Name, doch im Grunde völlig bedeutungslos.
Ihr schlaft bei Nacht, und ihr schlaft bei Tag – von der Geburt bis zum Tod verändert sich immer nur euer Schlafmuster, doch ihr wacht niemals wirklich auf. Nur weil ihr die Augen offen habt, solltet ihr nicht denken, dass ihr wach seid. Solange die inneren Augen nicht offen sind – solange dein Inneres nicht voller Licht ist, solange du nicht sehen kannst, wer du bist –, denke nicht, dass du wach bist. Das ist die größte Illusion, in der der Mensch lebt. Und sobald man wach zu sein meint, kommt man gar nicht mehr auf die Idee, Anstrengungen zu unternehmen, um zu erwachen.
Das Erste, was ihr tief verinnerlichen müsst, ist also, dass ihr schlaft, dass ihr in tiefem Schlaf liegt. Ihr träumt, tagein, tagaus. Manchmal träumt ihr mit offenen Augen und manchmal mit geschlossenen, doch immer seid ihr am Träumen – ihr seid ein Traum. Ihr seid noch nicht wirklich Realität.
Das Erste, was ihr tief verinnerlichen müsst, ist also, dass ihr schlaft, dass ihr in tiefem Schlaf liegt. Ihr träumt, tagein, tagaus. Manchmal träumt ihr mit offenen Augen und manchmal mit geschlossenen, doch immer seid ihr am Träumen – ihr seid ein Traum. Ihr seid noch nicht wirklich Realität.
Natürlich ist alles, was man in einem Traum macht, bedeutungslos. Was man denkt, ist ohne Bedeutung, was man projiziert, ist Teil des Traums und erlaubt einem niemals, das zu sehen, was wirklich ist. Daher haben alle Buddhas immer nur diesen einen Punkt betont: Wacht auf! All ihre Lehren über die Jahrhunderte hinweg lassen sich in einer einzigen Aufforderung zusammenfassen: Seid wach. Und sie haben Methoden und Techniken dafür entwickelt; sie haben Zusammenhänge und Räume und Energiefelder geschaffen, in denen ihr so geschockt werden könnt, dass ihr aufwacht.
Denn wenn ihr nicht geschockt werdet, wenn ihr nicht bis auf den tiefsten Grund erschüttert werdet, wacht ihr nicht auf. Euer Schlaf dauert bereits so lange, dass er den Kern eures Wesens erreicht hat; ihr seid damit durchtränkt. Jede Zelle eures Körpers und jede Faser eures Verstandes ist inzwischen voller Schlaf. Es handelt sich dabei nicht um ein unbedeutendes Phänomen. Daher braucht es wirkliche Anstrengung, um wach zu sein, aufmerksam zu sein, wachsam zu sein, Zeuge zu sein.
Wenn all die Buddhas der Welt in einem Punkt übereinstimmen, dann ist es dieser – dass der Mensch so, wie er ist, schläft und dass er wach sein sollte. Wachheit ist das Ziel, Wachheit ist der Geschmack all ihrer Lehren. Zarathustra, Lao-tse, Jesus, Buddha, Bahauddin, Kabir, Nanak – all die Erwachten haben nur das Eine gelehrt... in unterschiedlichen Sprachen, mit unterschiedlichen Metaphern, doch ihr Lied ist immer das gleiche. So wie das Meer immer nach Salz schmeckt – ob man es nun vom Norden oder vom Osten oder vom Westen aus probiert, das Meer schmeckt immer salzig –, so ist der Geschmack der Buddhas Wachheit.
Doch ihr werdet keine Anstrengungen dazu unternehmen, wenn ihr glaubt, dass ihr bereits wach seid. Dann taucht die Frage nach irgendwelchen Anstrengungen überhaupt nicht auf – wozu auch?
Und aus euren Träumen heraus habt ihr Religionen erschaffen, Götter, Gebete und Rituale – doch eure Götter sind ebenso Teil eurer Träume wie alles andere. Eure Politik ist Teil eurer Träume, eure Religionen sind Teil eurer Träume, eure Poesie, eure Malerei, eure Kunst – was immer ihr tut, tut ihr im Schlaf, tut ihr eurem eigenen Geisteszustand entsprechend.
Eure Götter können sich nicht von euch unterscheiden. Wer sollte sie erschaffen? Wer sollte ihnen Form und Farbe und Gestalt geben? Ihr erschafft sie, ihr gestaltet sie; sie haben Augen wie ihr, Nasen wie ihr – und einen Verstand wie ihr! Der Gott des Alten Testaments sagt: »Ich bin ein eifersüchtiger Gott!« Nun, wer hat wohl diesen eifersüchtigen Gott erschaffen? Gott kann nicht eifersüchtig sein. Doch wenn Gott tatsächlich eifersüchtig ist, was könnte dann falsch daran sein, eifersüchtig zu sein? Wenn sogar Gott eifersüchtig ist, warum sollte man dann glauben, dass man etwas falsch macht, wenn man eifersüchtig ist? Eifersucht ist göttlich!
Der Gott des Alten Testaments sagt: »Ich bin ein zorniger Gott! Wenn ihr meine Gebote nicht befolgt, werde ich euch vernichten. Ich werde euch auf ewig ins Feuer der Hölle werfen. Und weil ich eifersüchtig bin, dürft ihr keinen anderen verehren. Ich kann es nicht dulden.« Wer hat solch einen Gott erschaffen? Aus eurer eigenen Eifersucht, aus eurem eigenen Zorn heraus müsst ihr dieses Bild erschaffen haben. Es ist eure Projektion, es ist euer Schatten. Es spiegelt euch selbst und nichts anderes. Und das gilt auch für alle anderen Götter aller anderen Religionen.
Aus diesem Grund hat Buddha niemals über Gott gesprochen. Er sagte: »Wie kann man zu Menschen, die schlafen, über Gott sprechen? Sie werden schlafen, während sie zuhören. Sie werden träumen über das, was man ihnen sagt, und sie werden ihre eigenen Götter erschaffen – Götter, die vollkommen falsch, vollkommen machtlos, vollkommen bedeutungslos sind. Es ist besser, keine solchen Götter zu haben.«
Das ist der Grund, warum Buddha kein Interesse daran hatte, über Gott zu sprechen. Sein ganzes Interesse bestand darin, die Menschen aufzuwecken.
Es gibt eine Geschichte von einem erleuchteten buddhistischen Meister, der eines Abends am Flussufer saß und dem Klang des Wassers lauschte, dem Klang des Windes, der durch die Bäume strich ... Da kam ein Mann zu ihm und fragte ihn: »Kannst du mir in einem einzigen Wort die Essenz deiner Religion erklären?«
Der Meister blieb still sitzen, vollkommen still, als ob er die Frage nicht gehört hätte. Darauf meinte der Fragesteller: »Bist du vielleicht taub, oder was?«
Der Meister erwiderte: »Ich habe deine Frage gehört, und ich habe sie auch beantwortet! Stille ist die Antwort. Ich blieb still – diese Pause, dieses Intervall, das war meine Antwort.«
Der Mann meinte: »So eine mysteriöse Antwort verstehe ich nicht. Kannst du es nicht ein bisschen klarer ausdrücken?«
Also schrieb der Meister mit dem Finger in kleinen Buchstaben das Wort »Meditation« in den Sand. Darauf meinte der Mann: »Jetzt kann ich etwas lesen. Das ist ein bisschen besser als zuvor. Wenigstens habe ich jetzt ein Wort, über das ich nachdenken kann. Aber kannst du es nicht noch etwas deutlicher machen?«
Erneut schrieb der Meister »MEDITATION«, diesmal natürlich mit etwas größeren Buchstaben. Der Mann fühlte sich verlegen, verwirrt, beleidigt, ärgerlich. Er sagte: »Du schreibst noch einmal Meditation? Kannst du es mir nicht noch etwas deutlicher machen?«
Also schrieb der Meister mit riesigen Buchstaben »MEDITATION«.
Darauf erwiderte der Mann: »Du bist wohl verrückt!«
Der Meister antwortete: »Ich habe mich schon sehr weit herabgelassen. Die erste Antwort war die richtige, die zweite war schon nicht mehr so richtig, die dritte schon etwas falscher, die vierte absolut falsch« – denn wenn man MEDITATION in Großbuchstaben schreibt, hat man einen Gott daraus gemacht.
Das ist der Grund, warum im Englischen das Wort für Gott, God, mit einem Großbuchstaben beginnt, während man alles andere klein schreibt. Immer wenn man etwas besonders herausragend, besonders groß machen möchte, schreibt man es mit großem Anfangsbuchstaben. Der Meister sagte: »Ich habe damit bereits eine Sünde begangen.« Er wischte alle Wörter aus, die er geschrieben hatte, und sagte: »Bitte lausche auf meine erste Antwort. Nur sie ist richtig.«
Stille ist der Raum, in dem man erwacht, und der laute Verstand ist der Raum, in dem man im Schlaf verharrt. Wenn dein Verstand laufend plappert, schläfst du. Wenn du still sitzt, wenn der Verstand verschwindet und du nur das Zwitschern der Vögel hörst und keinen Verstand im Innern, sondern nur Stille ..., nur das Trillern und Zwitschern der Vögel und keinen Verstand, der sich in deinem Kopf dreht, vollkommene Stille ... dann bahnt sich Bewusstheit in dir ihren Weg. Sie kommt nicht von außen, sie entsteht in dir selbst, sie wächst in dir. Doch ansonsten schläfst du – merke dir das.
Stille ist der Raum, in dem man erwacht, und der laute Verstand ist der Raum, in dem man im Schlaf verharrt. Wenn dein Verstand laufend plappert, schläfst du.
Ich verwende niemals den Begriff Verzicht. Ich sage vielmehr: Freut euch des Lebens, der Liebe, der Meditation, der Schönheiten der Welt, der Ekstase des Lebens – erfreut euch an allem1. Verwandelt das Alltägliche in etwas Heiliges. Verwandelt das Diesseits in das jenseits, verwandelt die Erde in ein Paradies.
Und dann beginnt indirekt ein gewisser Verzicht. Doch es geschieht einfach, man macht es nicht. Es ist kein aktives Tun, es ist ein Geschehen. Man beginnt seine Narrheiten aufzugeben; man beginnt auf Schrott zu verzichten. Man gibt bedeutungslose Beziehungen auf. Man gibt Jobs auf, die das innere Wesen nicht befriedigen. Man gibt Orte auf, an denen kein Wachstum möglich ist. Doch ich nenne das nicht Verzicht, ich nenne es Bewusstheit, Verstehen.
Wenn jemand Steine in der Hand trägt und denkt, dass es sich um Diamanten handelt, werde ich nicht zu ihm sagen, er solle diese Steine aufgeben. Ich werde ihm einfach nur sagen: »Sei wachsam und schau noch mal genau hin!« Wenn du selbst erkennst, dass es sich nicht um Diamanten handelt, wirst du dann das Gefühl haben, dass du sie aufgeben musst? Sie werden von ganz allein aus deinen Händen gleiten. Tatsächlich würde es eine große Anstrengung für dich bedeuten, sie weiter mit dir herumzutragen, du müsstest große Willenskraft dafür aufwenden, sie weiter zu tragen. Doch selbst dann wirst du sie nicht lange tragen können; sobald du eingesehen hast, dass sie nutzlos sind, dass sie wertlos sind, wirst du sie einfach nur wegwerfen.
Und sobald deine Hände leer sind, kannst du nach den wahren Schätzen suchen. Und die wahren Schätze sind nicht in der Zukunft zu finden. Die wahren Schätze finden sich genau hier und jetzt.
Wachheit ist der Weg zum Leben. Der Narr schläft, als wäre er bereits tot. Doch der Meister ist wach und lebt ewig. Er beobachtet. Er ist klar. Wie glücklich er ist! Denn er sieht, dass Wachheit Leben ist. Wie glücklich er ist, denn erfolgt dem Pfad der Erwachten. Mit großer Beharrlichkeit meditiert er und sucht Freiheit und Glück.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!