Beziehungspsychologie - Bodo Klemenz - E-Book

Beziehungspsychologie E-Book

Bodo Klemenz

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Beschreibung

Für Menschen als beziehungsbedürftige Sozialwesen sind enge zwischenmenschliche Beziehungen ein Leben lang von existenzieller Bedeutung. Die Erforschung der Relevanz von Beziehungen für unsere Langzeitentwicklung, Gesundheit und unser Wohlbefinden ist eine Aufgabe der Beziehungswissenschaften, zu denen auch die Beziehungspsychologie gehört. Dieses Buch vermittelt einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der internationalen beziehungspsychologischen Theoriebildung, Forschung und Intervention. Es stellt verschiedene Beziehungsmodelle sowie die wichtigsten Beziehungstypen wie Partnerbeziehung, Familienbeziehungen, Freundschaften und andere vor und behandelt im Rahmen der klinischen Beziehungspsychologie die therapeutische Beziehung sowie schulenübergreifende Paartherapie-Konzepte.

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Der Autor:

Dr. Bodo Klemenz, Dipl. Psych., Berufstätigkeiten als Schulpsychologe und langjähriger Leiter einer Erziehungsberatungsstelle; Sachverständiger für verschiedene Familiengerichte in Sorgerechtsfragen, Lehrbeauftragter der Universität Göttingen (Pädagogische Psychologie), Expertentätigkeit für den Bundesverband des deutschen Kinderschutzbundes in Berlin. Zahlreiche Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen über Beziehungsdiagnostik, Erziehung, Beratung, Ressourcen, psychische Grundbedürfnisse u. a.

Bodo Klemenz

Beziehungspsychologie

Grundlagen, Forschung, Therapie

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.

1. Auflage 2018

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-032333-9

E-Book-Formate:

pdf:      ISBN 978-3-17-032334-6

epub:   ISBN 978-3-17-032335-3

mobi:   ISBN 978-3-17-032336-0

Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.

Inhaltsverzeichnis

 

 

Danksagung

Einführung

1 Geschichte der Beziehungspsychologie

1.1 Wurzeln der Beziehungspsychologie

1.2 Anfänge einer empirischen Beziehungsforschung

1.3 Experimentelle interpersonale Attraktionsforschung in den 1960er und 1970er Jahren

1.4 Trends zwischen den späten 1970er und den 1990er Jahren

1.5 Beziehungsforschung in den späten 1990er Jahren

1.6 Erwartungen über zukünftige Entwicklungen

Teil I: Beziehungstheorien

Einführung

2 Dyadische Beziehungen aus evolutionspsychologischer Perspektive

2.1 Grundannahmen und zentrale Begriffe der Evolutionspsychologie

2.2 Geschlechterunterschiede bei der Partnerwahl

2.2.1 Langfristige Partnerwahl-Strategien von Frauen

2.2.2 Langfristige Partnerwahl-Strategien von Männern

2.2.3 Kurzfristige sexuelle Strategien

2.3 Partnerschaftsbeziehungen aus Sicht der Evolutionspsychologie

3 Bindungstheoretische Beziehungsmodelle

3.1 Forschung zur frühkindlichen Bindung

3.1.1 Bindungsstile

3.1.2 Das innere Arbeitsmodell

3.2 Bindungstheoretisch orientierte Partnerschaftsforschung

3.2.1 Das Adult Attachment Interview

3.2.2 Der selbstbeurteilte Bindungsstil und das Paarbindungsmodell von Hazan und Shaver

3.2.3 Das Bindungsmodell von Bartholomew

3.2.4 Das Bindungsmodell von Mikulincer & Shaver

3.2.5 Mentale Repräsentation von Bindungssicherheit bei Erwachsenen

3.2.6 Die Psychodynamik des aktivierten Bindungsverhaltenssystems von Erwachsenen

3.2.7 Das Zusammenspiel unterschiedlicher Bindungstypen

3.2.8 Die Rolle der Sexualität beim Bindungsaufbau und der Beziehungssicherung in Liebesbeziehungen

3.2.9 Das Zusammenwirken von Sexual- und Bindungssystem in der Beziehungsentwicklung

3.2.10 Bindungsorientierte Paartherapie

3.2.11 Zukünftige Ausrichtung der Forschung zu Bindungen im Erwachsenenalter

4 Interdependenztheoretische Beziehungskonzepte

4.1 Die Theorie des sozialen Austausches von Thibaut & Kelley

4.2 Die Equity- oder Ausgewogenheits-Theorie von Walster, Berscheid & Walster

4.3 Das Investmentmodell von Rusbult

4.3.1 Das Michelangelo-Phänomen

4.4 Sensibilität für die Bedürfnisse des Beziehungspartners: Die Responsiveness-Forschung

4.4.1 Zur Definition von Responsiveness

4.4.2 Kernelemente des Responsiveness-Modells

4.4.3 Responsiveness aus interdependenztheoretischer Perspektive

4.4.4 Ursachen von sensitiver Responsivität

4.4.5 Responsivität, Attraktivität und die Aufrechterhaltung von Beziehungen

4.4.6 Responsivität: Überlappung mit vergleichbaren Konstrukten

4.4.7 Abschließende Bemerkungen

4.5 Ein grundbedürfnistheoretisches Beziehungskonzept

4.5.1 Physische und psychische menschliche Grundbedürfnisse

4.5.2 Das Grundbedürfnismodell von Epstein

4.5.3 Grundbedürfnisbefriedigung und psychische Konsistenz: Das Grundbedürfnismodell von Grawe

4.5.4 Psychische Grundbedürfnisse und enge dyadische Beziehungen

5 Das Modell der Selbsterweiterung von Aron & Aron

5.1 Selbsterweiterungsmotivation

5.1.1 Forschungsergebnisse zum Konzept der Selbsterweiterungsmotivation

5.2 Inklusion von anderen in das eigene Selbst

5.2.1 Messung der Inklusion des Partners in das eigene Selbst

5.2.2 Inklusionsprädiktoren

5.2.3 Inklusionseffekte

5.2.4 Andere Nutzungsmöglichkeiten des Inklusionsansatzes

5.2.5 Selbstexpansions-Gewinne

5.2.6 Abschließende Bemerkungen

6 Living apart together (LAT) – ein alternatives und eigenständiges Beziehungsmodell

6.1 Bilokale Partnerbeziehungen oder LAT-Partnerschaften

6.1.1 Verbreitung von Living-Apart-Together-Beziehungen in Deutschland

6.1.2 Typische Merkmale von bilokalen Beziehungen

6.1.3 Zur Stabilität von LAT-Beziehungen

6.2 Psychologische Studien zum Living-Apart-Together

6.2.1 Das triadische Modell der sozialen Bedürfnisse

6.2.2 Distanzregulation in COR- und LAT-Partnerschaften

6.3 Flexible, kreative und einvernehmliche Nähe-Distanz-Modellierungen in bilokalen Beziehungen

6.3.1 Getrenntes Wohnen und Haushalten

6.3.2 Zur Prävention von psychischen (Über-)Sättigungseffekten

6.3.3 Appetenzgenerierung und -erhaltung als zentrale Zielsetzung

6.3.4 Exkurs: Befriedigung des Grundbedürfnisses nach Sexualität in LAT-Beziehungen

6.4 Beziehungstheoretische Einordnung und Fundierung des Bilokalitätmodells

6.4.1 Bindungstheoretische Bezüge

6.4.2 Interdependenztheoretische Bezüge

6.4.3 Bezüge zum Selbsterweiterungskonzept

6.5 Zusammenfassung

7 Integration der vorgestellten Beziehungsmodelle in eine extensive Rahmentheorie

7.1 Bedürfnisse vs. Grundbedürfnisse

7.2 Grundbedürfnisbefriedigung und psychische Konsistenz

7.3 Psychische Grundbedürfnisse und enge dyadische Beziehungen

Teil II: Beziehungstypen

Einführung

8 Familienbeziehungen

8.1 Elternbeziehungen

8.1.1 Zur Beziehungszufriedenheit bei Paaren mit und ohne Kinder

8.1.2 Eltern als gutes Erziehungsteam

8.1.3 Konsequenzen interparentaler Konflikte

8.1.4 Einflüsse der Elternallianz

8.2 Eltern-Kind-Beziehungen

8.2.1 Mütter und Väter als zentrale Bezugspersonen ihrer Kinder

8.2.2 Funktionen elterlicher Erziehung

8.2.3 Elterliche Beziehungs- und Erziehungskompetenzen

8.2.4 Zusammenfassung

8.3 Geschwisterbeziehungen

8.3.1 Besonderheiten und Typen von Geschwisterbeziehungen

8.3.2 Geschwisterbeziehungen im Lebenslauf

8.3.3 Die Geschwisterbeziehung als potentielle Grundbedürfnisbefriedigungsressource

8.3.4 Problematische Geschwisterbeziehungen

8.3.5 Zusammenfassung

8.4 Großeltern-Enkel-Beziehungen

8.4.1 Unterstützungsressourcen von Großeltern

8.4.2 Großeltern als Mediatoren

8.4.3 Sozialisationsressourcen von Großeltern

8.4.4 Die Großelternbeziehung aus der Enkelperspektive

8.4.5 Abschließende Bemerkungen

9 Peerbeziehungen

9.1 Begriffsbestimmungen

9.2 Zur Entwicklung von Peerbeziehungen

9.3 Die Bedeutung und Funktion von Peerbeziehungen

9.3.1 Abbau von Unlustgefühlen/Vermittlung positiver Emotionen

9.3.2 Sozialisations-, Bildungs-, Orientierungs- und Unterstützungsfunktion von Peers

9.3.3 Gleichberechtigte Teilhabe an der Kinderkultur

9.4 Positive Elterneinflüsse auf die Gestaltung von Peer-Beziehungen

9.5 Mobbing unter Peers

9.6 Peer-Beziehungen und personale Grundbedürfnisbefriedigung

9.7 Zusammenfassung

10 Freundschaftsbeziehungen

10.1 Definitionen von Freundschaft

10.2 Freundschaften bei Kindern und Jugendlichen

10.2.1 Stufen der Freundschaftsentwicklung im Kindes- und Jugendalter

10.2.2 Die Freundschaftsbedeutung aus der Kinder- und Jugendlichenperspektive

10.2.3 Sozial-emotionale Kompetenzen des Auf- und Ausbaus von Freundschaften

10.2.4 Wirkungen von Freundschaftsbeziehungen auf Kinder und Jugendliche

10.3 Freundschaften im frühen und mittleren Erwachsenenalter

10.3.1 Emotionale Nähe und reziproke Unterstützung

10.3.2 Individuelle Unterschiede bei Freundschaftsnetzwerken

10.3.3 Prozesse in Erwachsenenfreundschaften

10.3.4 Persönlichkeitsmerkmale und Freundschaft

10.4 Freundschaften im späteren Erwachsenenalter

10.4.1 Interventionen zur Verminderung von Alterseinsamkeit

10.5 Theorien über Freundschaft

10.5.1 Die Freundschaftstheorien von Wright und Litwak

10.5.2 Eine grundbedürfnisorientierte Freundschaftstheorie

10.6 Zusammenfassung

11 Beziehungen im Berufsleben

11.1 Sozialbeziehungen im Kontext von Organisationen

11.2 Der Einfluss des Organisationsklimas auf die Arbeitsplatzbeziehungen

11.2.1 Begriff, Definition und Taxonomie von Dimensionen des Organisationsklimas

11.3 Freundschaften unter Mitarbeitern

11.3.1 Zur wissenschaftlichen Relevanz von Freundschaften am Arbeitsplatz

11.3.2 Taxonomie, Definition und Beschreibung von Freundschaften unter Mitarbeitern

11.3.3 Zur Freundesauswahl unter Mitarbeitern

11.3.4 Mitarbeiterfreundschaften als duale Beziehungen

11.3.5 Geschlechterunterschiede bei Mitarbeiterfreundschaften

11.3.6 Individuelle Vorteile und Herausforderungen von Mitarbeiterfreundschaften

11.3.7 Vorteile und Herausforderungen von Mitarbeiterfreundschaften für Organisationen

11.4 Liebesbeziehungen zwischen Kollegen

11.5 Negative Beziehungsformen in Organisationen

11.5.1 Ostrazismus am Arbeitsplatz

11.5.2 Mobbing im Berufsleben

11.5.3 Sexuelle Belästigung in Organisationen

11.6 Zusammenfassung

12 Nachbarschaftsbeziehungen

12.1 Definitionen von Nachbarschaft

12.2 Nachbarschaft als Zwangs- und Zweckgemeinschaft

12.3 Zur Entstehung und Veränderung der Nachbarschaftsbedeutung

12.4 Typologien von Nachbarschaft

12.5 Diagnostik nachbarlicher Beziehungen

12.6 Zur idealen Nachbarschaft

12.7 Einflussfaktoren auf die Entwicklung von Nachbarschaftsbeziehungen

12.8 Nachbarschaft und soziale Unterstützung

12.8.1 Nachbarschaftliche Unterstützung in unterschiedlichen Quartierstypen

12.9 Nachbarschaftskonflikte

12.10 Förderung von Nachbarschaftshilfe

12.11 Zusammenfassung

13 Internetbeziehungen

13.1 Besonderheiten von Internetbeziehungen

13.1.1 Die schriftsprachliche Selbstdarstellungskompetenz als erster Kontaktfilter

13.1.2 Der Enthemmungseffekt

13.1.3 Kontaktentwicklung durch Medienwechsel

13.1.4 Bindungsbereitschaft von Online-Partnern

13.2 Zur Partnerwahl in Online-Kontaktbörsen

13.2.1 Vor- und Nachteile der Kontaktsuche im Internet

13.3 Zusammenfassung

Teil III: Klinische Beziehungspsychologie

Einführung

14 Die therapeutische Beziehung

14.1 Definitionen

14.2 Die therapeutische Beziehung als spezielle Art von Beziehung

14.3 Der Zweck der therapeutischen Beziehung

14.4 Empirische Studien zum Zusammenhang von Therapieerfolg und therapeutischer Beziehung

15 Die therapeutische Beziehung in unterschiedlichen Therapieansätzen

15.1 Die therapeutische Beziehung in der psychodynamischen Psychotherapie

15.1.1 Die Übertragungsbeziehung

15.1.2 Die Gegenübertragungsbeziehung

15.2 Die therapeutische Beziehung in der kognitiv-verhaltenstherapeutischen Psychotherapie

15.2.1 Das Balance-Modell von Sicherheit-Geben und Herausfordern

15.2.2 Zum Stellenwert der therapeutischen Beziehung in der kognitiven Verhaltenstherapie

15.2.3 Das Modell der motivorientierten Beziehungsgestaltung

15.3 Die therapeutische Beziehung in der Gesprächspsychotherapie

15.3.1 Die klientenzentrierte Psychotherapie als »Beziehungstherapie«

15.3.2 »Individualisiertes« Vorgehen des Therapeuten

15.3.3 Die Funktion von Supervision

15.3.4 »Gleichrangigkeit« der Beziehungspartner

15.3.5 Kritik und Weiterentwicklung der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie

15.4 Die therapeutische Beziehung in der systemischen Therapie

15.4.1 Die Qualitäten der therapeutischen Beziehung in der systemischen Therapie

15.4.2 Beziehungsgestaltung in systemischen Therapien

15.5 Die Therapeut-Patienten-Beziehung in der grundbedürfnisorientierten Neurotherapie

15.5.1 Befriedigung des Bindungsbedürfnisses

15.5.2 Befriedigung des Bedürfnisses nach Kontrolle und Orientierung

15.5.3 Befriedigung des Bedürfnisses nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz

15.5.4 Befriedigung des Bedürfnisses nach Lustgewinn

15.5.5 Wirkungen des grundbedürfnisorientierten Beziehungsangebots

15.6 Beziehungsgestaltung in integrativen Therapiemodellen

15.6.1 Zur Bedeutung der therapeutischen Beziehung in integrativen Ansätzen

15.6.2 »Beziehungsfallen« in der integrativen Therapie

15.6.3 Abschließende Bemerkungen

16 Beziehungstherapie

16.1 Die verhaltenstherapeutische Beziehungstherapie von Bodenmann

16.1.1 Zur Gestaltung der Therapeut-Patienten-Beziehung in der Verhaltenstherapie mit Paaren

16.1.2 Methoden der Verhaltenstherapie mit Paaren

16.1.3 Sexualitätsproblematik

16.1.4 Umgang mit der Untreueproblematik

16.1.5 Die Schlusssitzung

16.1.6 Zur Prävention von Partnerschaftsstörungen mit Paarlife

16.1.7 Selbsthilfemedien

16.1.8 Zur Wirksamkeit der Verhaltenstherapie mit Paaren

16.1.9 Ausblick

16.2 Eine bindungsorientierte Paartherapie

16.2.1 Die emotionsfokussierte Therapie (EFT) von Johnson

16.2.2 Verändert EFT die Bindungsorientierung?

16.2.3 Zusammenfassung

Epilog

Literatur

Stichwortverzeichnis

Danksagung

 

 

 

Ich danke dem Kohlhammer Verlag – insbesondere Herrn Dr. Poensgen – für seine freundliche Unterstützung, dieses Buchprojekt realisieren zu können. Mein herzlicher Dank gilt der hervorragenden Arbeit von Frau Elisabeth Selch aus dem Lektorat, deren feinfühlige Korrekturen und Änderungsvorschläge für das Manuskript ein großer Gewinn gewesen sind.

Schließlich bin ich meiner sensitiven Gefährtin Mari sehr dankbar dafür, dass sie mich bei der Entstehung der »Beziehungspsychologie« liebevoll begleitet, den Text kritisch und kreativ kommentiert und mich auch sonst auf vielfältige Weise unterstützt hat.

Göttingen und Ostlutter, im Juni 2018

Bodo Klemenz

Einführung

 

 

 

Für Menschen als eminent beziehungsbedürftige soziale Wesen sind interpersonale Beziehungen, die zur Befriedigung ihrer physischen und psychischen Grundbedürfnisse wesentlich beitragen, ein Leben lang von existenzieller Bedeutung und gehören zu den Grundbedingungen der conditio humana:

•  Menschen brauchen während der Säuglingszeit eine zuverlässige Bindungsbeziehung zu feinfühligen Bezugspersonen für ihre Überlebenssicherung bzw. zur nachhaltigen und konsistenten Befriedigung angeborener elementarer psychophysischer Grundbedürfnisse.

•  Im weiteren Entwicklungsverlauf benötigen Kinder und Jugendliche sensitive Bindungs- und sonstige Bezugspersonen, wie z. B. ressourcenstärkende Gleichaltrigenbeziehungen, zu ihrer zufriedenstellenden biopsychosozialen Entwicklung, zur sozialen Integration, Unterstützung und Enkulturation als auch zur zuverlässigen Befriedigung ihrer angeborenen psychischen Grundbedürfnisse nach Bindung, Kontrolle und Orientierung, nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz sowie nach Lustgewinn und Unlustvermeidung.

•  Im Erwachsenenalter sind verlässliche soziale Beziehungen zu engen Partnern und Familienmitgliedern, guten Freunden oder vertrauten Arbeitskollegen gleichfalls Sozialressourcen von unschätzbarer Bedeutung für die personale psychische Grundbedürfnisbefriedigung und das biopsychosoziale Wohlbefinden.

•  Im höheren Alter bedürfen Menschen der zunehmenden Unterstützung und Fürsorge durch Lebenspartner, Familienangehörige oder Pflegekräfte und sie sind später zur Befriedigung ihrer physischen und psychischen Grundbedürfnisse, wie zu Beginn ihres Lebens, wieder weitgehend auf feinfühlige und zuverlässige Bezugs- und Betreuungspersonen angewiesen.

Aus beziehungspsychologischer Perspektive generiert die überdauernde sowie hinreichende und nachhaltige Befriedigung der genannten angeborenen Grundbedürfnisse nachweislich ein situatives und habituelles physisches sowie psychisches Wohlbefinden und damit eine gesundheitsfördernde Lebens- und Beziehungszufriedenheit. Eine längerfristige Nicht- oder deutliche Unterbefriedigung dieser psychischen Grundbedürfnisse durch enge Bezugspersonen führt dagegen sehr wahrscheinlich zu behandlungsbedürftigen Störungen (Grawe, 2004), zu denen auch diverse Beziehungsbeeinträchtigungen in engen Partnerschaften wie z. B. massive interpersonale Kommunikations- und sonstige Interaktionsstörungen gehören können, die oftmals ein Scheitern der Beziehung zur Folge haben.

Die zentrale und überdauernde Relevanz von positiven Sozialbeziehungen für ein artgerechtes, gutes Gedeihen und achtsames Zusammenleben von Menschen ist von zahlreichen Wissenschaftsdisziplinen in unterschiedlichen Kontexten und mit verschiedenen Methoden sowie Schwerpunktsetzungen erforscht worden, wie z. B. von der Anthropologie, der Philosophie, der Medizin, der Biologie bzw. den Neurowissenschaften, der Evolutionspsychologie, der Entwicklungspsychologie, der Sozialpsychologie und der Pädagogischen Psychologie, den Erziehungs-, Kommunikations-, Gesundheits- und Kulturwissenschaften und der Soziologie. Dabei besteht jedoch zwischen den meisten dieser Fächer kein nennenswerter interdisziplinärer Austausch, so dass die jeweiligen beziehungswissenschaftlichen Befunde oftmals unverbunden nebeneinander existieren; und selbst innerhalb eines Faches, wie z. B. in der Sozialpsychologie, müsste die theoretische Integration vorliegender beziehungsbezogener Erkenntnisse noch deutlich optimiert werden (vgl. Campbell & Simpson, 2013).

Aus beziehungswissenschaftlicher Sicht liegt es nahe, die bisher gesammelten und weit verstreuten Erkenntnisse dieser verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen zur personalen Bedeutung, der Anbahnung und Entwicklung, der Aufrechterhaltung und dem Gelingen sowie dem Scheitern von zwischenmenschlichen Beziehungen unter dem Dach einer Disziplin zu integrieren, die als Beziehungswissenschaft zu bezeichnen wäre und für die diversen beziehungswissenschaftlichen Arbeitsfelder anderer Disziplinen als eine Art Leitwissenschaft fungieren könnte. Dieser Gedanke ist bereits seit langem von Berscheid & Peplau (1983) sowie von Berscheid (1999) verfolgt worden und wurde inzwischen von Beziehungswissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen in Ansätzen umgesetzt (vgl. z. B. Berscheid & Regan, 2005; Reis, 2007; Simpson & Campbell, 2013a).

Das vorliegende Buch unternimmt einen Versuch, die Rolle und Bedeutung der Psychologie im Rahmen einer solchen Beziehungswissenschaft zu bestimmen. Es orientiert sich dabei an aktuellen beziehungspsychologischen Ansätzen im deutschsprachigen Raum (vgl. z. B. Asendorpf & Banse, 2000; Grau & Bierhoff, 2003; Heidbrink, Lück & Schmidtmann, 2009; Asendorpf, Banse & Neyer, 2017), vor allem aber an neueren Arbeiten der inzwischen gut etablierten angloamerikanischen psychologischen Forschung zu engen Beziehungen (psychology of close relationships) (vgl. dazu z. B. Duck, 2007; 2011; Vangelisti & Perlman, 2006; Simpson & Campbell, 2013a; Noller & Feeney, 2014). Insbesondere das von Simpson & Campbell (2013a) herausgegebene »Handbook of Close Relationships« zeigt exemplarisch, wie weit der oben angesprochene beziehungswissenschaftliche Integrationsprozess in den USA bereits vorangeschritten ist und wie von den Autoren im Verlauf ihres Einführungskapitels zugleich eine Art Roadmap für die künftige beziehungswissenschaftliche Forschung vorgelegt wird (Campbell & Simpson, 2013), an der sich auch Beziehungswissenschaftler in den deutschsprachigen Ländern orientieren sollten. Die Ausführungen von Campbell und Simpson machen jedoch trotz aller wissenschaftlichen Fortschritte in den letzten zehn Jahren auch deutlich, dass eine methodologisch und methodisch einheitliche Disziplin, die im Rahmen einer übergeordneten Beziehungswissenschaft als Beziehungspsychologie zu bezeichnen wäre, dabei noch nicht entstanden bzw. selbst in den USA erst in Ansätzen erkennbar ist.

Mit der interessanten Frage, warum es bisher nur Ansätze einer einheitsstiftenden Beziehungspsychologie gibt, hat sich bereits Fritz Heider (1958; dt. 1977, S. 11) vor beinahe 60 Jahren in seinem Buch »The psychology of interpersonal relations« auseinandergesetzt und zur Erklärung der stiefmütterlichen Behandlung von zwischenmenschlichen dyadischen Beziehungen durch die wissenschaftliche Psychologie seiner Zeit einen Vergleich von Physik und Psychologie als Wissenschaften herangezogen. Der Autor kommt dabei zu einer erstaunlichen Erkenntnis (Heider, 1977, S. 11):

»Wenn wir alle Kenntnisse der wissenschaftlichen Physik von unserer Welt tilgen würden,hätten wir nicht nur keine Autos, Fernsehapparate und Atombomben, sondern wir würden vielleicht sogar feststellen, dass gewöhnliche Personen nicht in der Lage wären, die fundamentalen Probleme von Hebel und Flaschenzug zu bewältigen. Wenn man andererseits alle Kenntnisse der wissenschaftlichen Psychologie aus unserer Welt herausnehmen würde, dann könnten Probleme der zwischenmenschlichen Beziehungen mit Leichtigkeit bewältigt werden und fast genauso gut wie vorher gelöst werden.«

Heider will mit diesem Vergleich zum Ausdruck bringen, dass Individuen ihre zwischenmenschlichen Probleme offenbar intuitiv relativ gut lösen können und deshalb wohl zunächst keine dringliche Nachfrage nach einer wissenschaftlich fundierten psychologischen Bewältigungsunterstützung bei Beziehungsproblemen entstanden ist. Aus wissenschaftlicher Sicht wird es seiner Meinung nach dennoch wichtig sein, z. B. die jeweilige Güte einer intuitiven Lösung von zwischenmenschlichen Problemen zu prüfen, um u. U. noch bessere beziehungsbezogene Problemlösungen zu finden.

Harlow (1958, S. 573, zit. bei Reis, 2007, S. 2), ein zu seiner Zeit bedeutender US-amerikanischer Entwicklungspsychologe, konstatiert im gleichen Zeitraum wie Heider nicht nur ein deutlich erkennbares Desinteresse der akademischen Psychologie an zentralen beziehungspsychologischen Themen, wie z. B. Liebe und Zuneigung, sondern wirft der Psychologie diesbezüglich überdies ein Scheitern ihres artikulierten Forschungsselbstverständnisses vor, das den Anspruch vertritt, alle Facetten des menschlichen Erlebens und Verhaltens erforschen zu wollen.

Asendorpf & Banse haben die Frage nach den Gründen des Fehlens einer Beziehungspsychologie gut vierzig Jahre nach Heiders Statement wieder aufgegriffen und dabei auf zwei Faktoren verwiesen, die die Entwicklung einer Beziehungspsychologie bis heute zu erschweren scheinen (2000, S. 1):

»Zum einen ist die Psychologie traditionell individuumzentriert; Beziehungen betreffen aber immer zwei Menschen, also eineDyade. Das führt zu methodologischen und methodischen Schwierigkeiten, die wohl dafür mitverantwortlich sind, dass Beziehungen von der Sozialpsychologie zugunsten individuumzentrierter Forschung zu sozialer Kognition und Interaktion vernachlässigt werden (…). Zum anderen erscheint das Gebiet der Beziehungen auf den ersten Blick äußerst unübersichtlich wegen der enormen Unterschiede zwischen den verschiedenen Beziehungstypen.«

Zu diesen Beziehungstypen gehören Paar-Beziehungen, Eltern-Kind-Beziehungen, Geschwister-Beziehungen, Gleichaltrigen-Beziehungen, Lehrer-Schüler-Beziehungen, Freundschaften, Therapeut-Klienten-Beziehungen, Beziehungen im Berufsleben, Nachbarschaftsbeziehungen oder neuerdings Internetbeziehungen. Die Autoren verdeutlichen, dass es trotz des Fehlens einer Beziehungspsychologie eine reiche psychologische Forschung zu einzelnen dieser Beziehungstypen gibt, und stützen diese Aussage durch Hinweise auf die relevante Literatur, wobei wissenschaftliche Studien zu Internetbeziehungen zum Zeitpunkt der Erarbeitung ihres Buches noch nicht existierten.

Campbell & Simpson (2013, S. 4) gehen gut ein Jahrzehnt nach der Publikation von Asendorpf und Banse, die angemerkt hatten, dass es im angloamerikanischen Raum bereits erste Versuche gäbe, »(inter)personal relationships« zum Gegenstand einer interdisziplinären Forschung zu machen, nun ganz selbstverständlich von der Existenz einer Beziehungswissenschaft aus und beschäftigen sich sehr ausführlich mit der Frage, in welche Richtungen sich dieses Fach zu seiner weiteren Etablierung zukünftig entwickeln sollte. Sie diskutieren dazu acht thematische Schwerpunkte, wobei deutlich wird, dass alle dieser Themen bereits mehr oder weniger intensiv bearbeitet werden und sich die Beziehungswissenschaft auf einem vielversprechenden Weg befindet.

»Future Directions in the Field of Close Relationships

•  Move away from an individualistic perspective toward interconnections between partners

•  Develop theoretical integration within relationship science

•  Develop interdisciplinary connections

•  Build connections among basic researchers, practitioners, and policy makers

•  Develop and test person-by-situation models

•  Examine dual process models of social cognition and relationship processes

•  Study developmental relationship trajectories

•  Focus on relationships and physiological processes« (Campbell & Simpson, 2013, S. 4)

Fokussierung auf dyadische Prozesse. Campbell und Simpson (2013, S. 4) verweisen ebenso wie Asendorpf und Banse auf die traditionell individualistische Orientierung von psychologischer Forschung und fordern wie diese für die Beziehungswissenschaft bzw. die Beziehungspsychologie einen Ansatz, der sich verstärkt auf die Analyse dyadischer Prozesse fokussiert. Zum besseren Verständnis dyadischer Prozesse sei es unbedingt erforderlich, beziehungsbezogene Daten von beiden Partnern zu erheben, um z. B. feststellen zu können, wie diese sich wechselseitig beeinflussen.

Notwendigkeit einer besseren Theorien- und Modellintegration. Es könnte die Beziehungswissenschaft weiter voranbringen, wenn die Gemeinsamkeiten von existierenden Beziehungstheorien und als zentral erachteten beziehungsbezogenen Modellen stärker herausgearbeitet und miteinander verknüpft würden (Campbell & Simpson, 2013, S. 5). Als Beispiel wird von den Autoren auf die Verknüpfungsmöglichkeiten von Bindungstheorie und verschiedenen Interdependenztheorien verwiesen.

Optimierung des interdisziplinären Austausches. Eine Reihe von Autoren (z. B. Berscheid, 1999; Simpson & Gangestad, 2001) fordert eine Verbesserung des interdisziplinären Austausches über beziehungsbezogene Ansätze, die in den Sozial-, Verhaltens- und Kognitionswissenschaften herausgearbeitet worden sind, wobei auch auf die Nachteile der Vernachlässigung einer solchen Interdisziplinarität verwiesen wird (Campbell & Simpson, 2013, S. 7).

Verbesserung des Austausches zwischen Grundlagenforschern, Praktikern und der Politik. Berscheid (1999), Bradbury (2002) sowie Campbell & Surra (2012) haben neben anderen darauf verwiesen, dass dieser Austausch verstärkt werden sollte (Campbell & Simpson, 2013, S. 7). Campbell und Simpson erläutern u. a. am Beispiel der interpersonalen Gewalt in Partnerschaften die Relevanz von beziehungswissenschaftlichen Forschungsbefunden in diesem Bereich für die Politik und zur Steuerung entsprechender politischer Entscheidungsprozesse.

Entwicklung und Prüfung von Person-Situations-Modellen. Campbell & Simpson (2013, S. 7) verstehen solche Modelle in Anlehnung an Lewin (1946) als Ansätze zur Untersuchung von Verhalten und Entwicklung als eine Funktion der Gesamtsituation (V=f (P, U)). Der Zustand der Person (P) und ihrer Umwelt (U) sind nicht unabhängig voneinander. Zum Verständnis des dyadischen Beziehungsverhaltens ist es im Sinne Lewins demnach erforderlich, die beziehungsbezogene Repräsentation des Lebensraumes bei beiden Partnern zu einer gegebenen Zeit unabhängig voneinander zu erheben und miteinander zu vergleichen.

Campbell und Simpson sind wie einige andere Autoren (z. B. Mischel & Shoda, 1995; Holmes, 2012; Simpson & Winterheld, 2012) der Auffassung, dass eine verstärkte Entwicklung und Prüfung solcher Gesamtsituationsmodelle zu einem besseren Verständnis des Funktionierens und der Dynamik von engen Beziehungen beitragen wird.

ExpliziteundimpliziteKognitionen sowie Beziehungsprozesse. Zur genaueren Erfassung von Beziehungsprozessen ist es erforderlich, sowohl explizite als auch implizite Kognitionen der Beziehungspartner zu erheben, um ein umfassenderes Bild vom Zustand einer Beziehung zu erhalten. Eine alleinige Ermittlung von expliziten beziehungsbezogenen Kognitionen, die üblicherweise über eine direkte Erhebung der Beziehungsvorstellungen der Partner erfolgt, kann wegen der zahlreichen Limitierungen dieser Methodologie problematisch sein, weil solche Fragebogenuntersuchungen die impliziten beziehungsbezogenen Schemata der Partner nicht erfassen, die aber wesentlich die Interaktionen der Beziehungspartner und damit auch den Beziehungserfolg beeinflussen (vgl. Banse & Imhoff, 2013). Es wird deshalb von diesen und anderen Autoren gefordert (z. B. Finkel & Eckhardt, 2013; Fletcher & Kerr, 2013; Haselton & Galperin, 2013; Cavallo, Murray & Holmes, 2013), vermehrt Instrumente zu entwickeln und einzusetzen, die neben expliziten auch implizite beziehungsbezogene Kognitionen erheben, um ein umfassenderes Bild des aktuellen Beziehungszustandes zu erhalten.

Notwendigkeit einer verstärkten Analyse der personalen Beziehungsgeschichte. Aus einer entwicklungspsychologischen Perspektive lässt sich das Funktionieren einer Beziehung nicht nur aus dem Verständnis der gegenwärtigen Kontexte, Bedingungen und Prozesse erklären, die die Partner und ihre Beziehung beeinflussen, sondern auch aus ihrer jeweiligen vorangegangen Beziehungsgeschichte mit Eltern, Freunden, Peers und anderen Partnern (Haydon & Roisman, 2013, S. 750). Das Wissen, wo Beziehungspartner »herkommen«, kann dazu beitragen, vorherzusagen und zu verstehen, in welche Richtung sie sich vermutlich in ihrer gegenwärtigen Beziehung und in künftigen Beziehungen entwickeln werden (Campbell & Simpson, 2013, S. 8).

Zum besseren Verständnis von Prozessen und Wirkungen enger Beziehungen sind deshalb Studien von Bedeutung, die Beziehungen unter der Entwicklungsperspektive untersuchen. Erste Ansätze, die in diese Richtung gehen, finden sich bei Haydon & Roisman (2013), James & Ellis (2013) oder Sbarra & Beck (2013). Von großem Nutzen wird es meines Erachtens künftig sein, zum Verständnis von Beziehungsprozessen und vom Scheitern von Beziehungen auch die jeweilige Bindungsgeschichte der beteiligten Beziehungspartner zu erheben.

EngeBeziehungenund physiologische Prozesse. Es gibt inzwischen zahlreiche Forschungsbefunde darüber, dass gute personale Sozialbeziehungen positiven Einfluss auf die physische und psychische Gesundheit der Beziehungspartner haben und zugleich das Erkrankungs- und Mortalitätsrisiko verringern. Seit diesen wiederholt bestätigten Erkenntnissen wird nach den psychologischen und physiologischen Mechanismen dieses bemerkenswerten Sachverhalts gesucht. Campbell & Simpson (2013, S. 9) stellen jedoch fest, dass die Mehrzahl dieser Forschungsbefunde nicht von Beziehungswissenschaftlern, sondern von Medizinern unterschiedlicher Fachrichtungen stammen und diese deshalb auch nicht in den für Beziehungsforscher einschlägigen Zeitschriften veröffentlicht und somit kaum zur Kenntnis genommen werden.

In jüngster Zeit sind jedoch erste Arbeiten verfügbar, bei denen diese Integrationsbemühungen Fortschritte erkennen lassen und z. B. auch verdeutlichen, wie personale Beziehungsprozesse aus neurowissenschaftlicher Sicht im Gehirn encodiert sind (vgl. z. B. Beckes & Coan, 2013; Loving & Slatcher, 2013).

Beziehungswissenschaft vs. Beziehungspsychologie

Campbell und Simpson skizzieren anhand dieser acht vorgestellten thematischen Schwerpunktsetzungen den künftigen Weg einer Disziplin, die sie als Beziehungswissenschaft kennzeichnen. Beziehungswissenschaft ist für die Autoren ein multidisziplinär ausgerichtetes Fach, für das u. a. Psychologen, Sozialwissenschaftler, Mediziner und Biologen ihre Erkenntnisse zusammentragen und integrieren, um ihr Wissen über zwischenmenschliche Beziehungen zu optimieren.

Während Berscheid & Peplau (1983, S. 1) erst Anfang der 1980er Jahre vom »Auftauchen« einer Beziehungswissenschaft sprechen (»the emerging science of relationships«), entdeckt Berscheid (1999, S. 260) gut fünfzehn Jahre später schon erste grüne Pflänzchen dieser »neuen« Wissenschaftsdisziplin (»the greening of relationship science«). Reis (2007, S. 1) konstatiert nur wenige Jahre später erste Reifungsprozesse innerhalb der Beziehungswissenschaft (»steps toward the ripening of relationship science«), und für Campbell & Simpson (2013, S. 3) sind diese Pflanzen inzwischen schon herangewachsen und erblüht (»the blossoming of relationship science«). Die Autoren charakterisieren mit dieser Metapher ein Fach, das nun, nach gut dreißigjähriger Entwicklungszeit, offenbar »erwachsen« geworden ist und sich im Wissenschaftsbetrieb eindrucksvoll etabliert hat (Campbell & Simpson, 2013, S. 3; Simpson & Campbell, 2013b, S. 827).

Zur Rolle und Bedeutung der Psychologie innerhalb der Beziehungswissenschaft

Psychologen unterschiedlicher Subdisziplinen haben bereits auf das Entstehen der Beziehungswissenschaft einen bedeutsamen Einfluss ausgeübt, wie das 1983 in den USA erschienene Buch »Close Relationships« (Kelley, Berscheid et al., 1983) verdeutlicht, dessen neun Autoren ausschließlich Psychologen sind und dessen Publikation wohl so etwas wie den Beginn einer stark von Psychologen beeinflussten Beziehungswissenschaft markiert (vgl. Kelley, Berscheid et al., 1983).

Berscheid & Regan (2005, xiii) verweisen gut zwanzig Jahre später in ihrer »Psychology of Interpersonal Relationships« darauf, dass die Beziehungswissenschaft zwar ein interdisziplinäres Fach sei, sie aber ihrer von Psychologen veröffentlichten Schrift ganz bewusst diesen Titel gäben, weil die Psychologie stets den größten Anteil an der Entwicklung dieser Disziplin hatte und gegenwärtig immer noch habe sowie auch selbst der größte Nutznießer von Fortschritten der Beziehungswissenschaft sei. Zudem würden derzeit die meisten akademischen Kurse zu zwischenmenschlichen Beziehungen in den USA an universitären Psychologie-Departments angeboten.

Der Blick auf die gegenwärtig umfassendste US-amerikanische beziehungswissenschaftliche Veröffentlichung zeigt (vgl. Simpson & Campbell, 2013a), dass Psychologen im Vergleich zu anderen Wissenschaftlern auch weiterhin die einflussreichste Gruppe im Rahmen der Weiterentwicklung dieser Disziplin bilden und der Psychologie innerhalb der Beziehungswissenschaft nach wie vor eine stark dominierende Rolle zugeschrieben werden kann. Es entsteht zudem der Eindruck, dass sich viele dieser Psychologen bereits als Beziehungspsychologen verstehen, und ihre unzähligen Arbeiten verweisen darauf, dass es in der Beziehungswissenschaft beinahe fünfzehn Jahre nach der Veröffentlichung von Asendorpf & Banse (2000) offenbar inzwischen doch eine im Hintergrund wirkende »Subdisziplin« gibt (zumindest in den USA), die als Beziehungspsychologie bezeichnet werden könnte, auch wenn diese bisher ohne eigenes Profil in der Beziehungswissenschaft aufgeht.

Im deutschsprachigen Raum werden beziehungswissenschaftliche Themen vornehmlich in sozialpsychologischen Publikationen behandelt, wobei die beziehungsbezogene Attraktionsforschung schon seit längerem ein zentraler Schwerpunkt ist. Inzwischen wird aber auch in einflussreichen deutschsprachigen Lehrbüchern der Sozialpsychologie (vgl. z. B. Jonas, Stroebe & Hewstone, 2014, Kap. 11) neben der zwischenmenschlichen Anziehung generell die Bedeutung von Beziehungen verstärkt thematisiert und über den Forschungsstand zu Liebesbeziehungen oder zu allgemeinen Beziehungsprozessen grundlegend informiert (wie z. B. über die Bedeutung der Selbstenthüllung, die Sensibilität für die Bedürfnisse des Partners oder die Beendigung einer Beziehung). Dabei wird jedoch deutlich, dass nahezu ausschließlich US-amerikanische Autoren zitiert werden.

Mit der Veröffentlichung der zweiten Auflage ihrer Erstschrift aus dem Jahre 2000 (mit einem neuen Co-Autor) verweisen Asendorpf, Banse & Neyer (2017, S. 9) aber darauf, dass ihre Publikation nunmehr als einer der ersten deutschsprachigen Ansätze zu einer einheitsstiftenden Beziehungspsychologie verstanden werden sollte.

Die künftige Rolle der Beziehungspsychologie in Deutschland

Die zukünftige Rolle einer einheitsstiftenden Beziehungspsychologie in Deutschland könnte anknüpfend an Asendorpf et al. (2017) darin bestehen, vermehrt Erkenntnisse zu beziehungspsychologischen Fragestellungen, Modellen und bereichsspezifischen Theorien aus verschiedenen Subdisziplinen (wie z. B. aus der Klinischen Psychologie, der Entwicklungspsychologie, der Sozialpsychologie, der Persönlichkeitspsychologie, der Evolutionspsychologie) zu verdichten. Diese können dann als beziehungspsychologische Beiträge in den übergeordneten beziehungswissenschaftlichen Diskurs in Deutschland eingebracht werden.

Weil sich eine solche Beziehungspsychologie aber derzeit noch in den Kinderschuhen befindet, ist es, anknüpfend an bereits geleistete Vorarbeiten z. B. an der hiesigen psychologischen Forschung zu bestimmten Beziehungstypen, erforderlich, weitere methodologische und methodische Pionierarbeit zu leisten, um den Status und das Ansehen der Beziehungspsychologie im deutschsprachigen Raum weiter zu stärken. Die Aktivierung des intrapsychologischen Austausches über beziehungsrelevante empirische Befunde dürfte wiederum die Beziehungspsychologie voranbringen und zu ihrer Etablierung beitragen, so dass aus dem derzeit noch »grünen« Pflänzchen Beziehungspsychologie irgendwann auch in Deutschland eine ausgewachsene, »blühende« Pflanze wird.

Das vorliegende Buch repräsentiert einen weiteren Versuch, die Konturen der Beziehungspsychologie im deutschsprachigen Raum sichtbarer zu machen und ihre Beiträge angemessen zu würdigen. Dazu ist es gegenwärtig noch erforderlich, dem Leser im deutschsprachigen Raum das inzwischen sehr umfangreiche psychologische Wissen aus der US-amerikanischen Beziehungspsychologie zu vermitteln und dadurch auch hiesige Forscher dazu anzuregen, ihre gegenwärtigen Bemühungen zur Entwicklung einer Beziehungspsychologie in Deutschland erheblich zu verstärken, so dass eines Tages auch an Psychologischen Instituten bei uns beziehungspsychologische Seminare für Studierende angeboten werden können.

Wenn man aber bedenkt, dass die Entwicklung der Beziehungswissenschaft in den USA bis zu ihrem heutigen Stand gut drei Jahrzehnte in Anspruch genommen hat, muss damit gerechnet werden, dass schnelle Fortschritte nicht zu erwarten sind, auch wenn die beziehungspsychologische Forschung in Deutschland auf einen soliden wissenschaftlichen Fundus der US-amerikanischen Kollegen zurückgreifen kann.

Beziehungstheorien

Beziehungstheorien tragen zur Beschreibung, Erklärung und Prognose des Erlebens und Verhaltens von Individuen in Dyaden, Gruppen und Organisationen bei und integrieren in der Regel Ansätze, die auch auf interpersonale Beziehungsveränderungen in den genannten Kontexten fokussieren. Es sind Paradigmen der Beziehungswissenschaft, die aus einem Bündel von theoretischen Leitsätzen, Fragestellungen und Methoden bestehen und vielfach unterschiedliche sowie konkurrierende Beziehungsmodelle repräsentieren, die die Beziehungsforschung beeinflusst haben oder immer noch beeinflussen (Asendorpf et al., 2017, S. 179).

Im Buch wird eine Übersicht über derzeit wichtige Beziehungsparadigmen gegeben, zu denen u. a. evolutionspsychologische, psychoanalytische, bindungs-, interdependenz- und grundbedürfnistheoretische Beziehungsmodelle gehören.

Beziehungstypen

Neben der Darstellung und Diskussion von Beziehungstheorien sind Fragestellungen und empirische Untersuchungen zu den wichtigsten Beziehungstypen ein zweiter bedeutender Arbeitsbereich der Beziehungspsychologie. Dazu gehören Beziehungen in Familien wie etwa Elternbeziehungen bzw. Partnerbeziehungen, Eltern-Kind-Beziehungen, Großeltern-Enkel-Beziehungen und Geschwisterbeziehungen. Eine weitere große Gruppe von Beziehungstypen bilden außerfamiliäre Beziehungen wie z. B. Peer- und Freundschaftsbeziehungen, aber auch Beziehungen im Berufsleben, Nachbarschaftsbeziehungen oder Internetbeziehungen.

Diese Beziehungen können für die Beteiligten bedeutende soziale Ressourcen sein, durch deren Interaktionsangebote sie gestützt und gefördert werden und die zur Befriedigung ihrer psychischen Grundbedürfnisse ganz wesentlich beitragen (vgl. Klemenz, 2012). Sie wirken aber mitunter auch als erhebliche Belastungen, wenn man z. B. an gestörte Partner- oder Eltern-Kind-Beziehungen oder an ausgeprägte Geschwisterrivalitäten denkt.

Dieser Arbeitsbereich der Beziehungspsychologie kann auch in Deutschland bereits auf eine ertragreiche psychologische Forschung zurückblicken (Asendorpf & Banse, 2000; Asendorpf et al., 2017), so dass für einzelne der genannten Beziehungstypen unter Ressourcen- wie Risikoaspekten zahlreiche relevante Beiträge vor allem in der Entwicklungspsychologie, der Familienpsychologie, der Erziehungspsychologie, der Pädagogischen Psychologie oder der Klinischen Psychologie zu finden sind.

Klinische Beziehungspsychologie

Zum Gegenstandsbereich der Beziehungspsychologie gehört desgleichen die Erforschung des Entstehens, der Wirkungen sowie der Prävention von dysfunktionalen Beziehungen in unterschiedlichen Kontexten. Dieses Anwendungsgebiet der Beziehungspsychologie lässt sich auch als Klinische Beziehungspsychologie bezeichnen.

Die klinische Beziehungspsychologie, die innerhalb der Beziehungspsychologie eines von mehreren Anwendungsgebieten darstellt, das wegen des Fehlens einer Beziehungspsychologie bisher der Klinischen Psychologie zugeordnet war (vgl. Bodenmann, 2013), sieht ihre Zuständigkeit in allen Fragestellungen, die mit dysfunktionalen Beziehungen und deren Folgen in Zusammenhang stehen. Beziehungsstörungen in Partnerschaften und deren wirksame Behandlung sowie die Prävention von Partnerschaftsstörungen sind dabei von zentraler wissenschaftlicher und zunehmend auch von politischer sowie volkswirtschaftlicher Bedeutung (Job, Bodenmann, Baucom, Hahlweg, 2014). Bodenmann (2013) verdeutlicht jedoch, dass im Rahmen einer klinischen Beziehungspsychologie nicht nur Störungen in Partner-Dyaden untersucht und behandelt werden, sondern, sofern auch Kinder vorhanden sind, der Blick auf die Familie erweitert wird, so dass in diesem Fall folgerichtig von einer klinischen Paar- und Familienpsychologie gesprochen werden kann.

Zur Entwicklung von Erklärungsmodellen für dysfunktionale Beziehungen, zur Identifizierung von Risiko- und Schutzfaktoren, zur Störungsbehandlung sowie zur Erarbeitung von Präventionskonzepten kann die klinische Beziehungspsychologie auf eine Reihe von beziehungspsychologischen Theorien zurückgreifen, die sich sowohl mit den Bedingungen des Gelingens als auch des Scheiterns von interpersonalen Beziehungen auseinandergesetzt haben (z. B. Austausch- und Equitytheorie, Investmenttheorie, Bindungstheorie, Selbsterweiterungstheorie, Risikoregulationstheorie, Grundbedürfnisbefriedigungstheorie etc.). Zudem ist für Störungsbehandlungen die Fokussierung auf spezielle Ansätze der Problementstehung, -verfestigung und -lösung erforderlich, die z. B. auf lerntheoretischen, kommunikationstheoretischen, stresstheoretischen, schematheoretischen oder auf grundbedürfnistheoretischen Vorstellungen basieren und das interventive Vorgehen steuern.

Nach diesen einführenden Bemerkungen ist für den Leser oder die Leserin mit Sicherheit schon zu erahnen, welchen beträchtlichen Umfang die Beziehungspsychologie besitzt und von welcher Komplexität und Diversität der Stoff sein wird, mit dem er oder sie sich im Folgenden auseinandersetzen müsste, wenn alle bisher genannten Beziehungsbereiche in dem Buch ausführlich und grundlegend behandelt werden.

Der Autor dieses Buches hat zunächst gezögert, die drei genannten Bereiche der Beziehungspsychologie in einem Band zu integrieren, denn allein die Darstellung von Theorien und Befunden der klinischen Beziehungspsychologie hätte zunächst ausgereicht, um ein veritables Buch zu verfassen. Hinzu kommen noch die Vorstellung der vielfältigen Forschungen zu zahlreichen Beziehungstypen sowie umfangreiche Ausführungen zu wichtigen Fragestellungen von unterschiedlichen Beziehungstheorien.

Nach einigen Überlegungen fiel die Entscheidung zur Darstellung der Beziehungspsychologie »aus einem Guss«, wobei deren Präsentation aber vielfach exemplarisch bleiben muss. Es sind somit dennoch drei Bücher in einem geworden, die aufzeigen, welches breite Spektrum die Beziehungspsychologie als mögliche neue Teildisziplin der Psychologie tatsächlich umfasst und welche vielversprechenden Forschungsaufgaben künftig auf angehende Beziehungspsychologen noch warten. Der Vorteil für den Leser oder die Leserin besteht nunmehr darin, sich durch das Lesen eines kompakten Buches mit dem heutigen Stand der psychologischen Beziehungsforschung relativ umfassend vertraut machen zu können.

1          Geschichte der Beziehungspsychologie

 

 

 

Im ersten, von Steve Duck et al. (1988) herausgegebenen Handbuch der Beziehungspsychologie (Handbook of Personal Relationships: Theory, Research, and Interventions) wird die Beziehungspsychologie vom Herausgeber noch als eine gerade erst neu entstandene psychologische Subdisziplin gekennzeichnet, deren Anfänge der Autor in den späten 1960er Jahren sieht und deren Entstehung nach seiner Auffassung wesentlich aus der Hinwendung der Sozialpsychologie zu experimentell orientierter Forschung resultiere, die in diesem Zeitraum unter Sozialpsychologen zunehmend an Einfluss gewann.

Die oft zitierte und treffende Feststellung von Allport (1954), dass die Psychologie als Wissenschaft eine lange Vergangenheit, aber nur eine kurze Geschichte habe, trifft somit in besonderem Maße auch auf die Beziehungspsychologie zu: Sie gehört zwar mit zu den jüngeren Entwicklungen innerhalb der angloamerikanischen akademischen Psychologie, kann aber, wie auch im anschließenden Abschnitt noch deutlich werden wird, im Vergleich zu anderen psychologischen Teildisziplinen auf eine ebenso lange Vergangenheit zurückblicken.

Die nachfolgende Darstellung stützt sich auf Anmerkungen zur Entwicklung der Beziehungspsychologie von Berscheid & Reagan (2005) sowie vor allem auf eine Arbeit von Perlman & Duck (2006), in der die Geschichte der Beziehungspsychologie von ihren Wurzeln bis zu ihrem Stand am Beginn des 21. Jahrhunderts von ausgewiesenen Kennern dieses Gebiets nachgezeichnet wird und die dabei verdeutlicht, welche rasante Entwicklung das Fach in den letzten dreißig Jahren vollzogen hat und welche zukünftigen Entwicklungen zu erwarten sind.

1.1       Wurzeln der Beziehungspsychologie

Bei der Frage nach den Wurzeln ihrer Wissenschaft verweist die Psychologie stets auf ihre Anfänge in der griechischen Philosophie im Zusammenhang mit der Behandlung des Wesens und des Verhältnisses von Geist und Materie. Neben Heraklit, Demokrit, Epikur, Platon und einigen anderen wird dabei vor allem Aristoteles hervorgehoben, der als erster die Psychologie in systematischer Weise behandelt habe, wobei er neben spekulativen Betrachtungen auch empirische Tatsachen verwertete (Dorsch in Häcker & Stapf, 1998, S. 679 f.).

Aristoteles als einer der ersten Beziehungspsychologen. Für Perlman & Duck (2006, S. 13) gehen die Anfänge der Beziehungspsychologie ebenfalls vornehmlich auf Aristoteles zurück, der sich in seinen Schriften, wie z. B. in der Rhetorik und der Nikomachischen Ethik, ausführlich mit Beziehungsfragen beschäftigt hat, wobei insbesondere die Auseinandersetzung mit Freundschaftsbeziehungen vor allem in der Ethik einen breiten Raum einnimmt (vgl. auch Russell, 2000, S. 201). So hat sich Aristoteles nach einer englischen Übersetzung von Pakaluk bereits vor mehr als 2.300 Jahren über Freundschaftsbeziehungen wie folgt geäußert (Pakaluk, 1991, S. 72–73):

»One person is a friend to another if he is friendly to the other and the other is friendly to him in return. […] People are also friends if the same things are good and bad for them, or if they are friends to the same people and enemies to the same people. […] We are also friendly to those who have benefited us. […] Also to those who are friends of our friends and those who are friendly to the people to whom we ourselves are friendly.«

Aristoteles hat sich auch mit der Definition von Freundschaft, mit verschiedenen Freundschaftstypen, der Funktion von Freundschaften, der Rolle von Freundschaft zur Aufrechterhaltung einer stabilen Gesellschaft, der Wahl eines Freundes sowie mit der Rolle von individuellen Differenzen in Freundschaften oder dem Scheitern von Freundschaften beschäftigt (Perlman & Duck, 2006). Zum Scheitern von Freundschaften hat Aristoteles beispielsweise Folgendes gesagt und dabei nach Berscheid & Reagan (2005) auch einen Bezug zu romantischen Beziehungen hergestellt (zit. nach Ross, 1915/1966, S. 1163):

»In the friendship of lovers sometimes the lover complains that the excess of love is not met by love in return (though perhaps there is nothing lovable about him), while often the beloved complains that the lover who formerly promised everything now performs nothing. Such incidents happen when the lover loves the beloved for the sake of pleasure while the beloved loves the lover for the sake of utility, and they do not both possess the qualities expected of them. If these be the objects of the friendship it is dissolved when they do not get the things that formed the motives of their love.«

Russell (2000, S. 201) merkt jedoch kritisch an, dass alles, was Aristoteles über Freundschaftsbeziehungen sagt, zwar durchaus vernünftig sei, aber aus heutiger Sicht mit keinem Wort über den gesunden Menschenverstand hinausreiche.

Dieses von Aristoteles vermittelte alltagspsychologische Verständnis von engen Beziehungen und insbesondere von Freundschaften bestimmt die beziehungspsychologische Analyse erstaunlicherweise noch bis in die späten 1880er Jahre (vgl. Reisman, 1979; Blieszner & Adams, 1992), bis vor allem unter dem Einfluss von Freud, James, Durkheim und Simmel der Beziehungspsychologie neue Impulse gegeben wurden, die weitreichende Implikationen auch noch für das heutige Verständnis von engen zwischenmenschlichen Beziehungen haben (Perlman & Duck, 2006).

Freuds Annahmen über persönliche Beziehungen. Freud postuliert, dass alle zwischenmenschlichen Beziehungen von den frühkindlichen Beziehungen zu den Eltern geprägt seien. Frühkindliche Gedanken, Gefühle, Wünsche und Verhaltenstendenzen gegenüber den Eltern würden unbewusst auf Bezugspersonen im Erwachsenenalter übertragen. Persönlichkeitsmerkmale der Eltern, insbesondere Normen, Werte und geschlechtstypisches Verhalten, würden durch Identifikation – vor allem mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil – übernommen (Asendorpf & Banse, 2000, S. 141).

Die Betonung des Einflusses anderer für die Selbstkonzeptbildung durch James. William James (1890), der den Selbstbegriff in die Psychologie eingeführt hat, unterscheidet zwischen I (Ich) und Me (Mich), einem Erkennenden und einem Erkannten, um damit deutlich zu machen, dass die Bildung und Aufrechterhaltung des personalen Selbstkonzepts wesentlich von unseren Beziehungen mit anderen bestimmt wird.

Durkheims Arbeiten über die Folgen von sozialer Isolation. Der französische Soziologe Durkheim (1897/dt.1973) sah einen engen Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und Selbstmord. Aus soziologischer Sicht befinde sich die suizidgefährdete Person in einem Zustand wachsender sozialer Desintegration und aus psychologischer Perspektive in einem Zustand der Vereinsamung, Isoliertheit, inneren Orientierungslosigkeit sowie Macht- und Hilflosigkeit. Durkheim fasst beide Phänomene unter dem Begriff der Anomie zusammen.

Simmels Bemerkungen über den wechselseitigen Blick. Simmel hat sich grundlegend mit dem Austausch von Wahrnehmungen und deren Bedeutung für das Entstehen dyadischer Beziehungen beschäftigt (1921, S. 352):

»Von den Sinnesorganen hat das Auge eine einzigartige soziologische Funktion. Die Vereinigung und Interaktion von Individuen beruht auf gegenseitigen Blicken. Dies ist vielleicht die unmittelbarste und reinste Reziprozität, die irgendwo existiert. Diese höchste psychische Reaktion, in der die Blicke von Auge zu Auge Menschen vereinen, schlägt sich jedoch in keiner objektiven Struktur nieder; die Einheit, die für einen Augenblick zwischen zwei Personen entsteht, ist nur in der Situation vorhanden und löst sich in der Funktion auf […] Dieser wechselseitige Blick zwischen Personen bezeichnet im Unterschied zum einfachen Anblick oder zur Beobachtung des Anderen eine völlig neue und einzigartige Verbindung zwischen ihnen […] Was bei diesem wechselseitigen Blick geschieht, repräsentiert die perfekteste Reziprozität im gesamten Bereich der menschlichen Beziehungen.«

Diese frühen, eher impressionistischen Darstellungen zwischenmenschlicher Beziehungen eines Philosophen, Psychoanalytikers, Sozialpsychologen und zweier Soziologen setzen aus ihrer jeweiligen fachlichen Perspektive zwar unterschiedliche Akzente, betonen aber gleichermaßen die Bedeutung von engen Beziehungen für den Menschen: Ihre Verfügbarkeit kann z. B. Glücksempfindungen hervorrufen (Aristoteles) und ihr Fehlen zu Gefühlen der Einsamkeit führen (Durkheim). Diese Bestimmungen der Bedeutung von Beziehungen bleiben jedoch reine Spekulationen, wenn sie nicht auch empirisch überprüft werden.

1.2       Anfänge einer empirischen Beziehungsforschung

Durkheim (1897) war allerdings auch einer der ersten Sozialwissenschaftler, der den Versuch unternahm, seine These vom Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und Suizidgefährdung durch Daten zu belegen. Nur wenig später veröffentlichte Monroe (1898) seinen Bericht über einen Report, in dem er 2.336 Kinder nach den Kriterien für die Auswahl ihrer Freunde gefragt hatte. Harris (1912) suchte unter Verwendung verschiedener statistischer Verfahren nach Merkmalen, die ursächlich für eine Heirat sein könnten und fand als Hauptmerkmal die Ähnlichkeit zwischen den Partnern, was er als »assortative mating« bezeichnete. Davis (1929) untersuchte das Sexualverhalten von 2.200 Frauen und entwickelte dazu auch eine Methode zur Erfassung ehelicher Zufriedenheit.

In den 1930er Jahren stellte Moreno (1934) seine soziometrischen Studien über Anziehung und Abstoßung in Schülercliquen vor, Bernard (1933) entwickelte ein Maß ehelichen Erfolgs und Waller (1937) publizierte eine Analyse über beziehungsbezogene Wünsche von College-Studenten in Bezug auf ihre Mitstudenten.

Während des II. Weltkriegs ging die Veröffentlichung von Beziehungsstudien verständlicherweise zurück, danach wurde eine Studie über die Bedeutung von Peer-Beziehungen in US-Truppen für den Erfolg von Kampfeinsätzen publiziert (Stouffer, Suchman, Devinney, Star & Williams, 1949). Von Sozialpsychologen (wie z. B. von Asch, 1946) sind erstmals Untersuchungen zur Eindrucksbildung vorgestellt worden und Festinger, Schachter & Back (1950) fanden heraus, dass räumliche Nähe in einem Studentenwohnheim die Entwicklung von Freundschaften vorhersagen konnte: Die Betreffenden bauten mehr Freundschaften zu Personen auf, die physisch nahe bei ihnen wohnten, als zu denjenigen, die weiter entfernt lebten. Newcomb (1956, 1961) präsentierte erste Arbeiten zur später in der Sozialpsychologie einflussreich werdenden experimentellen Attraktionsforschung (s. u.), die u. a. zeigten, dass Personen mit ähnlichen Einstellungen voneinander angezogen werden.

1.3       Experimentelle interpersonale Attraktionsforschung in den 1960er und 1970er Jahren

Unter dem Einfluss von Newcombs Arbeiten änderte sich die damalige Ausrichtung der Sozialpsychologie. Während die meisten sozialpsychologischen Studien bis weit in die 1950er Jahre hinein noch als nichtexperimentell bezeichnet werden konnten, zeigte sich schon gegen Ende der 1960er Jahre ein Überwiegen von experimentellen sozialpsychologischen Arbeiten, was z. B. allein anhand der diesbezüglichen Anzahl von in der renommierten Zeitschrift Journal of Personality and Social Psychology publizierten Artikeln deutlich wird (Perlman & Duck, 2006, S. 15).

Die experimentelle Attraktionsforschung entwickelte sich bis zum Ende der 1960er Jahre zu einer anerkannten Subdisziplin innerhalb der Sozialpsychologie und wurde zu dieser Zeit vor allem durch Veröffentlichungen von Berscheid & Hatfield Walster (1969) sowie Rubin (1973) repräsentiert. Zu dieser Zeit wurden von Byrne (1961, 1971) auch erste experimentelle Arbeiten vorgestellt, die einen engen Zusammenhang von interpersonaler Attraktion und Ähnlichkeit (»Gleich und Gleich gesellt sich gern«) nachwiesen. Es wurde festgestellt, dass z. B. die Wahl von Freunden ganz wesentlich durch die erlebte Ähnlichkeit bzw. Übereinstimmung von Interessen, Einstellungen, Werten, sozialen Hintergründen oder Persönlichkeitseigenschaften bestimmt wird.

1.4       Trends zwischen den späten 1970er und den 1990er Jahren

Huston & Levinger (1978) verweisen in ihrem Überblicksartikel in der Zeitschrift Annual Review of Psychology zum Thema Interpersonal Attraction and Relationships auf zunehmende Forschungsanstrengungen und Veröffentlichungen zu diesem Thema und verwenden in diesem Kontext erstmals den Begriff relationships (Beziehungen).

Duck & Perlman (1985) analysieren Mitte der 1980er Jahre weitere Entwicklungen in diesem Arbeitsfeld und konstatieren das Entstehen eines speziellen Arbeitsgebietes, das sie als personal relationships bezeichnen. Duck & Gilmour (1981a, 1981b, 1981c) hatten zuvor eine Serie von drei Herausgeberbänden zu dieser Thematik veröffentlicht (personal relationships: individuals in relationships, developing relationships, relationships in disorder), denen kurz darauf noch zwei weitere Publikationen von Duck (1982, 1984) folgten (relationship dissolution, relationship repair). Etwa zur gleichen Zeit initiierten Gilmour und Duck (1982/1984) zudem die ersten beiden internationalen Konferenzen zum Thema personal relationships in Madison/Wisconsin. 1984 erscheint auch die erste Zeitschrift dieses neuen Arbeitsfeldes, das Journal of Social and Personal Relationships, 1986 wurde die International Society for the Study of Personal Relationships (ISSPR) gegründet, die gegenwärtig unter dem Namen International Association of Relationship Research (IARR) weitergeführt wird.

Duck & Perlman (1985) bemerken, dass seit 1978 auch einige methodologische Innovationen in der Beziehungsforschung zu verzeichnen sind, wie z. B. die Einführung der Tagebuchmethode oder die Ausstattung von Untersuchungsteilnehmern mit Pagern zur Erfassung der aktuellen Befindlichkeiten von Beziehungspartnern. Diese erstmals verwendeten Methoden verdeutlichen nach Ansicht der Autoren, dass die Forschung das Labor verlassen hatte, um zunehmend einen besseren Einblick in das alltägliche Beziehungsleben ihrer Probanden zu gewinnen. Außerdem wurden vermehrt qualitative Methoden eingesetzt, Dyaden statt Einzelpersonen analysiert und Längsschnittstudien durchgeführt. Zur Datenerhebung und Datenauswertung sind neue statistische Methoden entwickelt bzw. genutzt worden, wie z. B. Metaanalysen, Strukturgleichungsmodelle (LISREL) oder etwa Kennys social relations model (Kenny & La Voie, 1984), eine Methode zur Bestimmung des Einflusses der einzelnen Beziehungspartner sowie ihrer interpersonalen Beziehung auf die Interaktion, u. v. m.

Von Kommunikationswissenschaftlern, Soziologen und Familienforschern wurden zu dieser Zeit überdies sehr oft Interviewtechniken eingesetzt und zwar häufig im Rahmen von systematischen Langzeitstudien zur Datenerhebung zu Hause bei den Untersuchungsteilnehmern.

Berscheid (1985, S. 417) gibt aus ihrer Sicht zur Entwicklung der Beziehungsforschung seit den 1970er Jahren die nachstehende Zusammenfassung und stellt dreizehn Jahre später fest, dass alle von ihr beobachteten Transitionen inzwischen vollzogen sind (Berscheid & Reis, 1998, S. 193):

»Investigators are turning from a focus upon attraction phenomena as they occur in initial encounters between strangers to the study of attraction in the context of ongoing relationships; from a view of attraction as a monolithic global construct to a recognition that it is fruitful to differentiate varieties of attraction; from an exclusive study of mild forms of attractions (e.g. liking) to studies that include more intensive forms (e.g. love); from investigations of a single stimulus at a single point in time and its influence upon attraction to an interest in how a variety of casual conditions may contribute to an attraction phenomena and how they all may evolve and change over time; from an exclusive focus upon how the characteristics of the individual (or the other, or of their combination) influence attraction to a consideration of how these characteristics may interact with environmental variables, both physical and social, to affect attraction and how attraction itself may subsequently influence all of these variables.«

1.5       Beziehungsforschung in den späten 1990er Jahren

In den späten 1990er Jahren wurde deutlich, dass interdependenztheoretische Ansätze zu einer wichtigen Perspektive für das Verständnis von Beziehungen geworden sind. Diese Entwicklung wurde durch das Buch Close Relationships von Kelley et al. (1983) eingeleitet, in dem dieses Konzept in mehreren Beiträgen erstmals vorgestellt wurde. Die Equity-, Bindungs- und Attributionstheorie waren weitere bedeutsame theoretische Bezugssysteme, die in diesen Jahren zunehmend zur Erklärung von interpersonalen Beziehungsentwicklungen herangezogen werden. Zum Ende des 20. Jahrhunderts gewann die evolutionspsychologische Perspektive auf Beziehungen an Einfluss (Buss, 1995), während zeitgleich die Verfolgung von beziehungsbezogenen Belohnungs- und Verstärkungsansätzen zurückging, weil rein behaviorale durch integrative Modelle ersetzt wurden.

Zu erkennen ist auch, dass im Vergleich zu den 1970er Jahren das thematische Spektrum in der Beziehungsforschung gegen Ende der 1990er Jahre erheblich breiter wurde, wobei aber auch einige Themen aus den 1970ern weiterhin von Interesse bleiben, wie z. B. Liebe, physische Attraktivität, Beziehungsentwicklung oder Selbstenthüllung. Hinzu kommen in diesen Jahren Forschungen zu ehelicher Interaktion und Zufriedenheit, dyadischer Kommunikation, Commitment, Vertrauen, Konflikt und beziehungsbezogener Unzufriedenheit, Trennung und Scheidung, Beziehungsstörungen, sexuellen Unterschieden zwischen Mann und Frau, zu unterschiedlichen sexuellen Orientierungen, beziehungsbezogener Sexualität, Partnerwahl, Eifersucht, Einsamkeit etc.

Weitere Forschungsaktivitäten in diesem Zeitraum zeigen Anwendungen von Beziehungstheorien im Krankheits-Gesundheits-Bereich, auf das Verständnis von Langzeit-Beziehungen, den Umgang mit beziehungsbedrohlichen Ereignissen oder Schüchternheit von Beziehungspartnern.

1.6       Erwartungen über zukünftige Entwicklungen

Für die nächsten Jahre erwarten Perlman und Duck keine weiteren paradigmatischen Veränderungen in diesem Forschungsbereich, sondern eher eine Diversifizierung der Methodologie (2006, S. 25). In nächster Zeit ist zudem nach ihrer Ansicht anzunehmen, dass zwei Forschungsorientierungen weiterverfolgt werden, die schon in den späten 1990er Jahren als Trends zu erkennen waren: Eine verstärkte Forschung über Möglichkeiten der Aufrechterhaltung (maintenance) von dyadischen Beziehungen und die zunehmende Beschäftigung mit deren negativen Seiten. Heutzutage sind längerfristige Beziehungen zu beobachten, die zehn, zwanzig oder mitunter sogar sechzig Jahre bestehen. Die Beziehungsforschung im 20. Jahrhundert hat sich jedoch vornehmlich mit der Initiierung oder den Ursachen der Beendigung von dyadischen Beziehungen auseinandergesetzt und weniger mit den Bedingungen und Strategien ihres längerfristigen Erhalts. Eine neuere Überblicksarbeit von Canary & Dainton (2006) zeigt auf, unter welchen Umständen Beziehungen gelingen oder scheitern und eröffnet so eine neue Perspektive, deren Verfolgung die Beziehungsforschung mit Sicherheit weiterbringen wird. Dazu gehört auch die Beschäftigung mit der dunklen Seite von Beziehungen, die zwar ein eigenständiges Forschungsgebiet darstellt, aus deren Befunden jedoch auch Hinweise abzuleiten sind, wie erfolgreiche dyadische Beziehungen gestaltet werden können.

Eine weitere sich abzeichnende Entwicklung besteht darin, dass die Beziehungsforschung inzwischen einen Wissenstand und eine Expertise erreicht hat, die eine zunehmende Spezialisierung nahelegen und erfordern. Dies wird darin deutlich, dass bereits eine Reihe von Handbüchern zu bereichsspezifischen Themen erschienen ist (vgl. z. B. Harvey, Wenzel & Sprecher, 2004; Mashek & Aron, 2004), in denen etwa Artikel zur Physiologie von Beziehungen, zu Onlinebeziehungen oder zu beziehungsbezogenen kulturspezifischen Fragestellungen vorgestellt werden. Darüber hinaus werden in neueren Zeitschriftenbeiträgen des 21. Jahrhunderts Themen wie Vergebung in Beziehungen oder leidenschaftliche Liebe behandelt.

Neben Perlman und Duck haben auch zahlreiche andere Autoren ihre Vorstellungen zu künftigen Entwicklungserfordernissen der Beziehungsforschung mitgeteilt. So hat Hinde (1997) darauf verwiesen, dass in diesem Arbeitsgebiet eine Integration von Forschungsaktivitäten und Theoriebildung erforderlich sei. Berscheid (1995, S. 529) äußert die Hoffnung auf eine große, integrative Beziehungstheorie, die grundlegende Beziehungstypen umfasst »delineating the similarities and differences among them with respect to the causal conditions associated with various relationship phenomena.« Felmlee und Sprecher (2000) halten eine bessere Verknüpfung von bereichsspezifischen Konzeptionen mit umfassenderen Theorien etwa aus der Soziologie für erforderlich. Duck, West & Acitelli (1997) schlagen vor, in höherem Maße die Komplexität dyadischer Beziehungen zu erfassen und dabei auch die sie beeinflussenden und modifizierenden Kontexte zu berücksichtigen. Aron & Aron (1995) halten es für notwendig, dass Beziehungsforscher in ihren Ansätzen kognitive und emotionale Elemente integrieren. Sie sind zudem der Auffassung, dass die Beziehungsforschung nicht nur auf die psychologische Grundlagenforschung Bezug nimmt, sondern diese auch von den Ergebnissen der Beziehungsforschung profitieren kann. Andere wiederum (vgl. z. B. Rook, 1995) unterbreiten zudem noch die folgenden Vorschläge (Perlman & Duck, 2006, S. 26):

»More desciptive efforts, greater attention to the sociocultural or historical context in which relationships occur […], more attention to the socially constructed nature of relationships and the way we tell our stories about them, and continued efforts to apply our existing knowledge of relationships.«

Die nachstehenden Darstellungen zum aktuellen Stand der Beziehungspsychologie in Theoriebildung, Forschung und Anwendungsentwicklung werden zeigen, dass mit den gegenwärtig zu verzeichnenden beziehungswissenschaftlichen Fortschritten die oben thematisierten Erwartungen an diese psychologische Disziplin zumindest in den USA teilweise schon erfüllt worden sind oder einige dieser Themenfelder gerade intensiv bearbeitet werden. Deutlich wird aber auch, dass oben noch nicht genannte Arbeitsfelder in jüngster Zeit hinzugekommen sind, was darauf hinweist, dass sich die Beziehungspsychologie immer noch in einem rasanten Wachstumsprozess befindet.

Ellen Berscheids Hoffnung auf eine große, umfassende Beziehungstheorie, die existierende beziehungstheoretische Modelle integriert, konnte bisher allerdings noch nicht eingelöst werden. Im nun folgenden ersten Teil dieses Buches werden fünf der zurzeit einflussreichsten beziehungstheoretischen Paradigmen vorgestellt und diskutiert, auch um abschließend erörtern zu können, welche Elemente dieser Modelle sich systematisch in eine »allgemeine Beziehungstheorie« (Asendorpf & Banse, 2000; Asendorpf, Banse & Neyer, 2017) integrieren lassen, deren Konzipierung nach Ansicht von Asendorpf, Banse und Neyer weiterhin als ein äußerst verlockendes Ziel der Beziehungspsychologie anzusehen ist.

 

 

 

 

 

Teil I:   Beziehungstheorien

Einführung

 

 

 

Die Beziehungsforschung ist ein multidisziplinäres Arbeitsgebiet, in dem Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen (z. B. Psychologen, Soziologen, Pädagogen, Biologen, Mediziner) zwischenmenschliche Interaktion und Kommunikation sowie unterschiedliche Beziehungstypen untersuchen. Die Zielsetzung besteht darin, die Entwicklung, das Funktionieren, verschiedene Dysfunktionen und auch das häufige Scheitern von interpersonalen Beziehungen zunächst theoretisch zu erklären, diese Hypothesen dann empirisch zu überprüfen und zu validieren, um dieses gewonnene Wissen schließlich der Allgemeinheit hinreichend bekannt und für interessierte Personen zugänglich und nutzbar zu machen. Die Vermittlung der zentralen Ergebnisse dieser Forschung ist wegen der hohen existenziellen Bedeutung von befriedigenden, artgerechten Beziehungen für den Menschen von erheblicher Relevanz und bedarf angesichts des Fehlens einer allgemein anerkannten Beziehungstheorie zukünftig weiterer Forschungsanstrengungen.

Aufgrund der unterschiedlichen disziplinären Ausrichtungen der beteiligten Wissenschaftler ist in den letzten 100 Jahren eine Vielzahl von Theorien und Modellen entwickelt worden, die die heutige Beziehungsforschung beeinflusst haben bzw. die gegenwärtige Diskussion weiter mitbestimmen. In der Einleitung wurde aber bereits darauf verwiesen, dass der beziehungswissenschaftliche Austausch zwischen diesen Disziplinen noch verbesserungsbedürftig ist, was möglicherweise auch ein Grund dafür ist, dass eine befriedigende Integration dieser verschiedenen theoretischen Positionen bisher noch aussteht.

Im Folgenden sollen die gegenwärtig wichtigsten dieser beziehungstheoretischen Ansätze vorgestellt und diskutiert werden. Es handelt sich dabei vornehmlich um relevante beziehungspsychologische Theorien und Modelle zu Paarbeziehungen, die die Entwicklung der Beziehungswissenschaft maßgeblich mitbestimmt haben.

Im Verlauf dieses ersten Buchteils wird u. a. auch ein neurobiologisch basiertes grundbedürfnistheoretisches Beziehungskonzept erläutert, dass dem Autor geeignet erscheint, sowohl das Funktionieren als auch das Scheitern von engen zwischenmenschlichen Beziehungen in Ergänzung zu bisher vorliegenden Konzepten schlüssig zu erklären. Es stellt den Versuch dar, der von Psychologen dominierten Beziehungswissenschaft aus einer biologisch-psychologischen Perspektive wichtige neue Impulse zu geben.

Im Schlussabschnitt dieses Theorieteils wird versucht, die vorgestellten theoretischen Modelle in eine extensivere Rahmentheorie zu integrieren.

2          Dyadische Beziehungen aus evolutionspsychologischer Perspektive

 

 

 

Von den Evolutionspsychologen, die vornehmlich an den Ursprüngen und der personalen Bedeutung von engen zwischenmenschlichen Beziehungen interessiert sind, haben sich viele in den letzten Jahrzehnten verstärkt mit den folgenden Fragen beschäftigt:

•  Welchen evolutionären Vorteil hatten das Eingehen und die Sicherung von engen heterosexuellen Beziehungen für unsere Vorfahren?

•  Welche diesbezüglichen Entwicklungen sind seither in der Evolutionsgeschichte des Menschen zu erkennen und auch noch beim modernen Menschen als Adaptationen an ihre inzwischen deutlich veränderten Umweltanforderungen empirisch nachweisbar?

Asendorpf & Banse wählen als Einstieg in ihre fundierte und zugleich kompakte Darstellung evolutionspsychologischer Ansätze die folgenden Formulierungen, die auch diese Fragen berühren und zugleich die Relevanz der darwinschen Evolutionstheorie für die Beziehungspsychologie bestimmen (2000, S. 165):

»Wie alle anderen Lebewesen ist auch der Mensch ein Produkt der Phylogenese. Deshalb lassen sich viele Aspekte menschlichen Erlebens und Verhaltens als Anpassungen an die Umweltanforderungen unserer Vorfahren erklären. Darwins Evolutionstheorie stellt daher eine Art Rahmentheorie für die Psychologie und damit auch für die Beziehungspsychologie dar, denn psychologische Hypothesen oder Theorien, die mit der Evolutionstheorie unvereinbar sind (z. B. der von Freud postulierte »Todestrieb«) sollten mit großer Skepsis betrachtet werden.«

Die Autoren verweisen darauf, dass Darwins Versuch (1859), menschliche Verhaltensweisen als phylogenetische Anpassungen zu erklären, in der Folge in Teilgebieten der Biologie weitergeführt wurde, zunächst in der Ethologie (z. B. Lorenz, 1963; Eibl-Eibesfeldt, 1973), und später in der Soziobiologie (Wilson, 1975; Dawkins, 1976), aus der dann schließlich die Evolutionspsychologie hervorging (Buss, 1995; Buss & Kenrick, 1998).

Die Evolutionspsychologie hat sich innerhalb der Psychologie inzwischen als eine Subdisziplin etabliert, die gegenwärtig erheblich an Einfluss und Eigenständigkeit gewinnt. In der Psychologie gibt es dennoch bis heute starke Widerstände gegen den evolutionspsychologischen Ansatz (Asendorpf & Banse, 2000, S. 165):

»Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben der (ungerechtfertigten) Identifikation dieses biologisch orientierten Ansatzes mit der faschistischen Rassenideologie machen sich hier offenbar noch späte Nachwirkungen des totalen Geltungsanspruches des Behaviorismus und der stark politisierten Erbe-Umwelt Debatte der 70er Jahre bemerkbar.«

Eine Reihe von Autoren, wie z. B. Gould (1997), kritisiert die evolutionspsychologische Methode aus wissenschaftstheoretischer Sicht und argumentiert, dass etwa Annahmen über die evolutionäre Bildung kognitiver Mechanismen häufig nicht mehr als plausibel klingende Geschichten seien, die sich im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung nicht bestätigen oder widerlegen ließen.

Führende Evolutionspsychologen, wie z. B. Buss oder Kenrick, sehen dies erwartungsgemäß anders und verweisen auf wissenschaftliche Untersuchungen in ihrem Arbeitsfeld, die dieser Kritik nach Ansicht der genannten Autoren souverän begegnen (vgl. z. B. Buss, 2004, 2015; Kenrick, 2012, Kenrick et al., 2013). Zudem stellt Buss (2004, 2015) eine Reihe von häufig erfolgreich eingesetzten Methoden und Datenquellen zur Untersuchung von evolutionären Hypothesen vor und verdeutlicht, dass zur Prüfung solcher Hypothesen stets mehrere Methoden oder Datenquellen verwendet werden sollten, um dadurch für evolutionspsychologische Studien eine solide empirische Grundlage zu schaffen.

Darüber hinaus vertritt die Evolutionspsychologie innerhalb der Psychologie mittlerweile den optimistischen und selbstbewussten Anspruch, für die meisten – wenn nicht für alle – Disziplinen und Theorien innerhalb der Psychologie eine unentbehrliche Grundlage abzugeben (Hoffrage in Buss, 2004, S. 19).

In der fünften Auflage seiner Evolutionspsychologie demonstriert Buss (2015) eindrucksvoll, wie weit die Evolutionspsychologie in der Umsetzung dieses Vorhabens innerhalb der Psychologie inzwischen vorangekommen ist.

2.1       Grundannahmen und zentrale Begriffe der Evolutionspsychologie

Nach evolutionspsychologischen Vorstellungen lässt sich das Erleben und Verhalten des heutigen Menschen als Anpassung an solche Umweltanforderungen verstehen, mit denen seine Vorfahren konfrontiert waren, wobei nur solches Verhalten und Erleben Gegenstand der Betrachtung ist, das zumindest teilweise genetisch determiniert ist (Asendorpf & Banse, 2000, S. 167). Die Autoren weisen darauf hin, dass das allgemeine Prinzip der genetischen Evolution von Verhaltensweisen identisch ist mit der genetischen Evolution morphologischer oder physiologischer Merkmale – vom langen Hals der Giraffe bis zur Fähigkeit des Menschen, bei Gefahrensituationen den Blutdruck zu erhöhen.

Erste Grundannahme der Evolutionspsychologie. Nach diesen Vorbemerkungen kann bereits eine erste Grundannahme der Evolutionspsychologie formuliert werden. Asendorpf & Banse (2000, S. 167) haben diese in einem Merksatz zusammengefasst:

»Wenn eine genetisch determinierte Verhaltensweise ihrem Träger Reproduktionsvorteile bot (sei es durch eigene Nachkommen oder durch die Nachkommen Verwandter), dann breitete sich das verursachende Gen in der Population aus, bis es Teil des Bauplans vieler oder aller Mitglieder der Population wurde.«

Der evolvierte psychologische Mechanismus (EPM). Gemäß Buss (1995) gehört der evolvierte psychologische Mechanismus (EPM) zu den zentralen Begriffen der Evolutionspsychologie. Da Gene das Verhalten nicht direkt determinieren, sondern indirekt über das Wirken von EPMs, kann man sich diese als eine Black Box vorstellen, die bei einem bestimmten Input auf der Reizebene einen bestimmten Output auf der Verhaltensebene produzieren (Asendorpf & Banse, 2000, S. 168): »Ein solcher EPM sorgt z. B. dafür, dass nahrhafte Speisen (die viel Zucker, Fett oder Protein enthalten) einfach besser schmecken und deshalb weniger nahrhaften Speisen vorgezogen werden.«

Nunmehr ist gut nachvollziehbar, dass unter ökologischen Bedingungen, bei denen Nahrung zumindest zeitweise knapp war, Individuen mit diesem EPM gegenüber anderen ohne besondere Präferenz für nahrhafte Speisen einen Überlebens- und damit einen Reproduktionsvorteil hatten (Asendorpf & Banse, 2000, S. 168): »Daher ist die auf den EPM zurückgehende Vorliebe für nahrhafte Speisen eine Universalie geworden.«

Asendorpf und Banse erläutern unter Bezugnahme auf das obige Beispiel den Unterschied zwischen diesbezüglichen lerntheoretischen Erklärungen von Verhalten und dem EPM-Konzept. Danach sind erstere unabhängig vom jeweiligen Gegenstand, während EPMs bereichsspezifische Lösungen bestimmter Anpassungsprobleme darstellen (2000, S. 168): »Der EPM für Nahrungspräferenzen reagiert nur auf die Wahrnehmung von Nahrung, ein EPM für Partnerpräferenzen nur auf die Wahrnehmung von potentiellen Partnern.«

Zur Bereichsspezifität evolvierter psychologischer Mechanismen. In engem Zusammenhang mit den EPMs steht eine weitere Grundannahme der Evolutionspsychologie, die von Asendorpf & Banse (2000, S. 168) wie folgt umschrieben wird:

»Evolvierte psychologischeMechanismen(EPMs) realisieren einebereichsspezifischeLösung von wichtigen Adaptationsproblemen der Vorfahren des Menschen. Sie beantworten einen spezifischen Input auf der Reizebene mit einem spezifischen Output auf der Verhaltensebene. Gegenstand der Evolutionspsychologie ist die Identifikation von EPMs sowie der Algorithmen, mit denen Input und Output verknüpft sind.«

Buss geht ausführlicher auf die Spezifität, Komplexität und die große Anzahl evolutionsbedingter psychologischer Mechanismen ein und verweist darauf, dass diese dem Menschen eine erhebliche Flexibilität verleihen. Sie bewirken, dass menschliche Adaptationen sich nicht wie rigide »Instinkte« zeigen, die ständig im Verhalten auftauchen, sondern nach Entscheidungsregeln bzw. Algorithmen im Sinne von »wenn, dann«-Aussagen funktionieren, z. B. »wenn die Schlange zischt, dann renne um dein Leben« oder »wenn die Person, die du attraktiv findest, Interesse zeigt, dann lächle und verringere den Abstand« (2004, S. 90):

»Für die meisten Mechanismen bieten diese Entscheidungsregeln zumindest mehrere mögliche Optionen der Erwiderung. Selbst in dem einfachen Fall, dass man einer Schlange begegnet, hat man die Optionen, sie mit einem Stock anzugreifen, zu erstarren und zu hoffen, dass sie sich entfernt, oder wegzulaufen. Im Allgemeinen kann man sagen, je komplexer der Mechanismus, desto mehr Optionen stehen zur Verfügung auf einen Input zu reagieren.«

Buss (2004) vergleicht die evolutionsbedingten psychologischen Mechanismen mit dem Werkzeugkoffer eines Zimmermanns. Dieser gewinnt Flexibilität, indem er nicht nur ein Werkzeug hat, mit dem er schneiden, bohren, sägen, schrauben, drehen, hobeln oder hämmern kann, sondern dadurch, dass er eine große Anzahl von Spezialwerkzeugen in seinem Werkzeugkoffer hat, die zudem in vielen Kombinationen verwendet werden können. Auf ähnliche Weise gewinnt auch der Mensch an Flexibilität, wenn er über eine große Anzahl von komplexen, spezifischen, funktionellen und psychologischen Mechanismen verfügen kann.

Auf der Suche nach bereichsübergreifenden psychologischen Mechanismen. Unter Evolutionspsychologen besteht nach Buss ein weitgehender Konsens darüber, dass Menschen über eine große Anzahl solcher spezialisierten psychologischen Mechanismen verfügen, von denen ein jeder spezifische adaptive Probleme lösen soll (2004, S. 91, 2015):

»Einige evolutionäre Psychologen haben jedoch kürzlich argumentiert, dasszusätzlichzu diesen spezifischen Mechanismen Menschen auch mehrere bereichsübergreifende Mechanismen entwickelt haben (z. B. Chiappe &MacDonalds, 2005; Geary & Huffmann, 2002; Livingstone, 1998; Mithen, 1996). Zu diesen Mechanismen gehören die allgemeine Intelligenz, die Begriffsfindung, analoges Denken, das Erinnerungsvermögen und die klassische Konditionierung«

Die Befürworter der Existenz von solchen bereichsübergreifenden psychologischen Mechanismen räumen zwar durchaus ein, dass wiederkehrende Merkmale von adaptiven Problemen spezialisierte Adaptationen selektieren, die nicht mit ausreichender Regelmäßigkeit wiederkehren, sie behaupten aber andererseits, dass Menschen mit vielen neuen Problemen konfrontiert werden (Buss, 2004, S. 91, 2015, S. 51):