Bildungsgeschichte. Von Wilhelm von Humboldt nach Bologna. Ein Paradigmenwechsel? - Bettina Rütten - E-Book

Bildungsgeschichte. Von Wilhelm von Humboldt nach Bologna. Ein Paradigmenwechsel? E-Book

Bettina Rütten

0,0
36,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Pädagogik - Geschichte der Pädagogik, Note: 1,3, FernUniversität Hagen (Kultur- und Sozialwissenschaften), Veranstaltung: Abschlussarbeit - Lehrgebiet Bildungstheorie und Medienpädagogik, Sprache: Deutsch, Abstract: Wilhelm von Humboldt, der Klassiker der deutschen Bildungstheorien, und der Bologna-Prozess der europäischen Bildungsminister: Schlagworte, die in aller Munde sind und oft unpräzise und unreflektiert gebraucht werden. Doch was steckt genau dahinter? Wer war Wilhelm von Humboldt? Was waren seine Bildungstheorien? Und was ist der Bologna-Prozess genau? Wie wirkt er sich auf die deutsche Hochschullandschaft aus? Hat von Wilhelm von Humboldts Bildungstheorien nach Bologna ein Paradigmenwechsel in der Bildungsgeschichte stattgefunden? Wilhelm von Humboldts 200 Jahre alte Bildungstheorien prägen bis heute unser Bild von Bildung. Das Lernen zu lernen war seine Haupterwartung an die Schule. Die Fähigkeit, sein Leben selbstmotiviert und reflektiert zu gestalten sowie sich gescheit zu verhalten, war sein Anspruch an das gebildete Individuum. Den Menschen geschützte Entwicklungsräume zu ermöglichen war seine Forderung an einen sich aber dennoch inhaltlich nicht in die Erziehung einmischenden Staat. Spannende Gedankenansätze, die auch nach zwei Jahrhunderten noch aktuell klingen. Forschungsfrage und somit auch das Ziel dieser Arbeit ist es, herauszuarbeiten, ob der Bologna- Prozess dem neuhumanistischen Bildungsideal Wilhelm von Humboldts gerecht wird. Dazu ist es zunächst nötig, sich mit der Zeitgeschichte auseinander zu setzen, in der von Humboldts Theorien und Reformideen entstanden sind. Bei der Betrachtung der historischen Ausgangssituation im beginnenden 19. Jahrhundert wird der Schwerpunkt auf die Entwicklungen in den Jahren bis 1809 / 1810 gelegt. In den Jahren 1809 bis 1810 war Wilhelm von Humboldt für 16 Monate als Geheimer Staatsrat und Direktor der Sektion für Kultus und öffentlichen Unterricht im Ministerium des Inneren für die Bildungspolitik (Bildungsreform) Preußens zuständig. Durch die Skizzierung der Umbrüche in Europa und Preußen sowie die Darstellung der Bildungsinstitutionen und Bildungstheorien im endenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts wird der Kontext zwischen der allgemeinen gesellschaftlichen Situation und der Arbeit von Wilhelm von Humboldt dargestellt. Wilhelm von Humboldt hat seine Ansprüche an Bildung im Zusammenhang mit Gesellschaft und Staat formuliert. Weder sein Leben noch seine Bildungsreform lassen sich losgelöst aus dem Kontext seiner Lebens- und Wirkensepoche adäquat betrachten. Der Darstellung der historischen Ausgangssituation im beginnenden 19. Jahrhundert folgt daher eine Biographie Wilhelm von Humboldts. Zentrale Inhalte sin

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum:

Copyright (c) 2013 GRIN Verlag GmbH, alle Inhalte urheberrechtlich geschützt. Kopieren und verbreiten nur mit Genehmigung des Verlags.

Bei GRIN macht sich Ihr Wissen bezahlt! Wir veröffentlichen kostenlos Ihre Haus-, Bachelor- und Masterarbeiten.

Jetzt beiwww.grin.com

Inhaltsverzeichnis

 

Inhaltsverzeichnis

1. Die Zukunft der Vergangenheit?

2. Die historische Ausgangssituation im beginnenden 19. Jahrhundert

2.1 Umbrüche in Europa und Preußen

2.1.1 Der Zusammenbruch Preußens

2.1.2 Die Preußischen Reformen

2.2 Bildungsinstitutionen und Bildungstheorien

2.2.1 Schule, Berufsbildung und Universität

2.2.2 Humanismus und Neuhumanismus

2.3 Zusammenfassung

3. Zur Person Wilhelm von Humboldts

3.1 Herkunft

3.2 Ausbildung

3.3 Amt und Stellung

3.4 Zusammenfassung

4. Wilhelm von Humboldts Bildungstheorie und Bildungsreform

4.1 Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen

4.2 Theorie der Bildung des Menschen. Bruchstück.

4.3 Die Grundstruktur des von Humboldtschen Bildungsbegriffes

4.4 Die Bildungsreform Wilhelm von Humboldts

4.4.1 Die Reform des Bildungswesens als ein Teil der Preußischen Reformen

4.4.2 Der Königsberger und Litauische Schulplan

4.4.3 Die Bildungsreform am Beispiel der Universität

4.5 Das Scheitern der Bildungsreform Wilhelm von Humboldts

4.6 Zusammenfassung

5. Bologna

5.1 Der Bologna-Prozess

5.2 Der Bachelor in Deutschland

5.3 Die Akkreditierung von Studiengängen in Deutschland

5.4 Der Bachelor als Berufsqualifikation in Deutschland

5.5 Zusammenfassung

6. Wilhelm von Humboldt und der Bachelor

6.1 Die europäische Universitätsidee versus einer Ökonomisierung der Bildung

6.2 Ein Vergleich des von Humboldtschen Bildungsbegriffes mit der Bologna-Reform

6.3 Zusammenfassung

7. Fazit und Ausblick

Quellen- und Literaturverzeichnis

 

1. Die Zukunft der Vergangenheit?

Wilhelm von Humboldt, der Klassiker der deutschen Bildungstheorien, und der Bologna-Prozess der europäischen Bildungsminister: Schlagworte, die in aller Munde sind und oft unpräzise und unreflektiert gebraucht werden. Doch was steckt genau dahinter? Wer war Wilhelm von Humboldt? Was waren seine Bildungstheorien? Und was ist der Bologna-Prozess genau? Wie wirkt er sich auf die deutsche Hochschullandschaft aus? Hat von Wilhelm von Humboldts Bildungstheorien nach Bologna ein Paradigmenwechsel in der Bildungsgeschichte stattgefunden?

Wilhelm von Humboldts 200 Jahre alte Bildungstheorien prägen bis heute unser Bild von Bildung. Das Lernen zu lernen war seine Haupterwartung an die Schule. Die Fähigkeit, sein Leben selbstmotiviert und reflektiert zu gestalten sowie sich gescheit zu verhalten, war sein Anspruch an das gebildete Individuum. Den Menschen geschützte Entwicklungsräume zu ermöglichen war seine Forderung an einen sich aber dennoch inhaltlich nicht in die Erziehung einmischenden Staat. Spannende Gedankenansätze, die auch nach zwei Jahrhunderten noch aktuell klingen.

Forschungsfrage und somit auch das Ziel dieser Arbeit ist es, herauszuarbeiten, ob der Bologna-Prozess dem neuhumanistischen Bildungsideal Wilhelm von Humboldts gerecht wird.

Dazu ist es zunächst nötig, sich mit der Zeitgeschichte auseinander zu setzen, in der von Humboldts Theorien und Reformideen entstanden sind. Bei der Betrachtung der historischen Ausgangssituation im beginnenden 19. Jahrhundert wird der Schwerpunkt auf die Entwicklungen in den Jahren bis 1809/1810 gelegt. In den Jahren 1809 bis 1810 war Wilhelm von Humboldt für 16 Monate als Geheimer Staatsrat und Direktor der Sektion für Kultus und öffentlichen Unterricht im Ministerium des Inneren für die Bildungspolitik (Bildungsreform) Preußens zuständig. Durch die Skizzierung der Umbrüche in Europa und Preußen sowie die Darstellung der Bildungsinstitutionen und Bildungstheorien im endenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts wird der Kontext zwischen der allgemeinen gesellschaftlichen Situation und der Arbeit von Wilhelm von Humboldt dargestellt. Wilhelm von Humboldt hat seine Ansprüche an Bildung im Zusammenhang mit Gesellschaft und Staat formuliert. Weder sein Leben noch seine Bildungsreform lassen sich losgelöst aus dem Kontext seiner Lebens- und Wirkensepoche adäquat betrachten. Der Darstellung der historischen Ausgangssituation im beginnenden 19. Jahrhundert folgt daher eine Biographie Wilhelm von Humboldts. Zentrale Inhalte sind hierbei seine Herkunft, seine Ausbildung und seine beruflichen Tätigkeiten. Denn Wilhelm von Humboldt, der heute vor allem auf Grund seiner Bemühungen im Rahmen der allgemeinen Preußischen Reformen mit den Bildungsreformen bekannt ist, war weit mehr als nur ein Bildungsreformer: Wilhelm von Humboldt war unter anderem Privatgelehrter, Diplomat und Sprachtheoretiker. Von Humboldts Bildungstheorie wird anhand zweier Schriften dargestelltIdeen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen(1792) undTheorie der Bildung des Menschen(1793/1794). Zudem wird die Grundstruktur des von Humboldtschen Bildungsbegriffes (Universalität, Individualität und Totalität) erläutert. Das UnterkapitelDie Bildungsreform Wilhelm von Humboldtsbehandelt die Reform des Bildungswesens als einen Teil der allgemeinen Preußischen Reformen nach dem Frieden von Tilsit und dem Zusammenbruch des alten Preußischen Reiches 1806/1807. Dabei wird neben der geplanten Bildungsreform Wilhelm von Humboldts auch auf den Königsberger und Litauischen Schulplan (1809) eingegangen. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Organisation des Bildungswesens nach Wilhelm von Humboldt (Elementarschule, Gymnasium, Universität) und die geplante Umsetzung der Bildungsreform am Beispiel der Universität. Anschließend werden Gründe für das damalige Scheitern der Bildungsreform Wilhelm von Humboldts genannt.

Um die Ausgangsfrage der Vereinbarung des von Humboldtschen Bildungsideals mit den durch den Reformprozess von Bologna veränderten Hochschulbedingungen beantworten zu können, ist es notwendig sich neben dem Leben und Wirken Wilhelm von Humboldts mit dem sogenannten Bologna-Prozess auseinander zu setzen. Dazu wird zunächst eine Begriffsdefinition vorgenommen und der Bologna-Prozess in Entstehung und Zielsetzung betrachtet. Anschließend wird ein Überblick über den aktuellen Stand des Bachelors in Deutschland (unter anderemZweite Nationale Bologna-Konferenzim Mai 2011) sowie die Akkreditierung von Studiengängen in Deutschland und die Absicht, den Bachelor als berufsqualifizierenden Abschluss einzurichten, gegeben. Bei der Diskussion der europäischen Universitätsidee versus einer Ökonomisierung der Bildung werden aktuelle Ansätze (Nida-Rümelin 2006, Krautz 2007 und Brändle 2010) vorgestellt. Anschließend folgt ein systematischer Vergleich des von Humboldtschen Bildungsbegriffes mit der Umsetzung der Bologna-Reform in Deutschland.

Ein Paradigma ist ein „Denkmuster, das das wissenschaftliche Weltbild, die Weltsicht einer Zeit prägt“ (Duden 2001, S. 726). Demnach ist ein Paradigmenwechsel ein „Wechsel von einer wissenschaftlichen Grundauffassung zu einer anderen“ (Duden 2001, S. 726). Ein Beispiel für einen Paradigmenwechsel ist der Wechsel vom mittelalterlichen Bildungsparadigma mit seiner theokratischen Sicht und der Ständegesellschaft (Bildung, um die Befolgung von Regeln zu erlernen) hin zu dem Bildungsparadigma nach der Aufklärung (Bildung um Individualität und Menschlichkeit zu erreichen).

Auf Grundlage der in dieser Arbeit dargestellten Theorien werden im Fazit abschließende Schlussfolgerungen gezogen und ein Ausblick gegeben. Dabei wird untersucht, ob es von Wilhelm von Humboldt nach Bologna einen Paradigmenwechsel in der Bildungsgeschichte gegeben hat. Baut Bologna auf Wilhelm von Humboldts Bildungsideen auf oder ist es etwas gänzlich Neues, Anderes, schwer zu Vereinbarendes? Hierbei geht es um eine isolierte Betrachtung der beiden genannten Epochen; die Zeit zwischen Wilhelm von Humboldt und Bologna wird dabei vernachlässigt, denn es geht in dieser Arbeit nicht um eine Darstellung der Entwicklung der Bildungssysteme und Bildungsparadigmen, sondern um einen punktuellen Vergleich des von Humboldtschen Bildungsideals mit dem deutschen Bachelor-Modell. Daher entfällt auch eine Darstellung und Auseinandersetzung von und mit anderen potenziell stattgefundenen Paradigmenwechseln. Auch soll mit dieser Arbeit keine (abschließende) Bewertung des Bologna-Prozesses an sich vorgenommen werden.

Der besseren Lesbarkeit halber wurde im vorliegenden Text immer nur die weibliche oder männliche Form eines Wortes gewählt; auch wenn in dem verwendeten Kontext ebenso oder zusätzlich die männliche/weibliche Form hätte verwendet werden können. Eine wie auch immer geartete Diskriminierung ist damit nicht beabsichtigt.

Wo immer möglich wurde bei der Erstellung dieser Arbeit auf Primärquellen zurückgegriffen (Beispiel: Aufsätze und Briefe von von Humboldt, Bologna-Dokumente, ...). Die Auswahl der Sekundärliteratur wurde im Hinblick auf  Relevanz und jüngsten Forschungsstand getroffen.

Verwendete Zitate sind hinsichtlich Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung ausnahmslos im Originalzustand verblieben. Sie wurden nicht der aktuell gültigen Rechtschreibung angepasst. Auch die in einigen Zitaten verwendete Schreibweise „Humboldt“ (statt „von Humboldt“) wurde entsprechend dem Original übernommen.

Fachtermini wurden in der vorgelegten Arbeit so verwendet, wie sie im Großteil der Fachliteratur geschrieben werden (Beispiel:Preußische Reformen

2. Die historische Ausgangssituation im beginnenden 19. Jahrhundert

 

Kapitel 2 umreißt die historische Ausgangssituation im beginnenden 19. Jahrhundert. Diese Erkenntnisse dienen zum Einfinden in das Thema für die spätere Untersuchung des potenziell stattgefundenen Paradigmenwechsels. Durch die Skizzierung der Umbrüche in Europa und Preußen sowie die Darstellung der Bildungsinstitutionen und Bildungstheorien im endenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts wird der Kontext zwischen der allgemeinen, gesellschaftlichen Situation und der Arbeit von Wilhelm von Humboldt dargestellt. Dieser hat seine Ansprüche an Bildung im Zusammenhang mit Gesellschaft und Staat formuliert. Zum besseren Verständnis seiner Bildungstheorien ist es nötig, diese im Kontext von Wilhelm von Humboldts Lebens- und Wirkensepoche zu betrachten. Dabei wird hier der Schwerpunkt auf die Jahre bis 1809/1810 gelegt, also die Zeit, in der von Humboldt für 16 Monate als Geheimer Staatsrat und Direktor der Sektion für Kultus und öffentlichen Unterricht im Ministerium des Inneren für die Bildungspolitik/Bildungsreformen Preußens zuständig war.

 

2.1 Umbrüche in Europa und Preußen

 

Nach der Französischen Revolution im Jahr 1789 herrschte in Europa eine Umbruchstimmung. Die Folgen der Revolution wirkten sich indirekt (ideell) und direkt auf viele europä­ische Staaten und das Gesamtgefüge in Europa aus. Ab 1792 drangen Revolutionsheere in die Nachbarstaaten Frankreichs vor; so kam es beispielsweise in den Niederlanden (Batavische Republik, 1795–1806) und in der Schweiz (Helvetische Republik, 1798–1803) mit der Gründung von Tochterrepubliken zu einem direkten Revolutionsexport.

 

2.1.1 Der Zusammenbruch Preußens

 

Nach der Französischen Revolution von 1789 eroberte Frankreich bis 1795 alle deutschen

Gebiete bis zum Rhein.

 

Wegen der Aufteilung Polens entstanden während der Koalitionskriege gegen Frankreich Spannungen zwischen den Koalitionspartnern Russland, Preußen und Österreich. ImFrieden von Baselerkannte Preußen im Jahr 1795 den Rhein als die Grenze Frankreichs an und schied aus der Kriegskoalition (Russland, Preußen, Österreich, England) gegen Frankreich aus.

 

1801 musste Österreich die Rheingrenze anerkennen. In Deutschland hatten viele Fürsten ihr linksrheinisch gelegenes Territorium durch die Koalitionskriege gegen Frankreich verloren.

Frankreich, unter der Führung von Kaiser Napoleon, ordnete 1803 mit demReichsdeputationshauptschlussdie Besitztümer anders und teilte das Reich rechts des Rheins neu auf. Bischöfe und Äbte verloren dabei im Rahmen der Säkularisierung ihre Stellung als Reichsfürsten, ihre Länder gingen an weltliche Fürsten. Jahrhundertealte Staatengebilde wurden beseitigt, die Kleinstaaterei wurde eingeschränkt. Eine übersichtliche Zahl deutscher Mittel­staaten wurde dank der Flurbereinigung durch Landgewinne gestärkt. Preußen bekam für seine links­rheinischen Verluste in Norddeutschland Gebiete hinzu. Die entstandenen mittel­großen Staaten waren ausreichend stark genug um Frankreich zu unterstützen, aber zu schwach um Frankreich schlagen zu können.

 

Doch dem alten Deutschen Reich fehlte es an innerer Einheit. Im Juli 1806 gründeten 16 Reichsfürsten, darunter Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt und Nassau, mit Unterzeichnung der Rheinbundakte in Paris denRheinbund, als dessen Protektor Napoleon fungierte. Am 1. August 1806 erklärten sie ihren Austritt aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, dem jahrhundertealten Herrschaftsbereich der römisch-deutschen Kaiser (1806 ist dies – der seit 1804 zugleich österreichische Kaiser – Franz II.). Der Rheinbund besiegelte somit das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

 

Im Herbst 1806 erklärte der preußische König Friedrich Wilhelm III. Frankreich den Krieg. Preußen unterlag im Oktober 1806 Frankreich. Französische Truppen zogen in Berlin ein; das alte Preußen brach zusammen. Im Juli 1807 musste Preußen Napoleons Friedensbedingungen annehmen (Friede von Tilsit): alle Besitzungen westlich der Elbe gingen als Königreich Westfalen an Napoleons Bruder; Preußens Gebiete im Osten gingen als Großherzogtum Warschau an den König von Sachsen. Neben diesem Verlust des halben Gebietes musste Preußen zudem hohe Kriegsentschädigungen zahlen und sein Heer dauerhaft verkleinern. Dafür zog Frankreich seine Truppen im Dezember 1807 aus Preußen ab (vgl. Conze et al. 1967, S. 84–90).

 

2.1.2 Die Preußischen Reformen