Black Roses - Mary Lynn Miller - E-Book

Black Roses E-Book

Mary Lynn Miller

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Beschreibung

Red Caroline Caroline Wasiljewa ist die Jüngste der Familie Wasiljew und wächst mitten in einer Familie mit ungewöhnlichen Verhältnissen auf. Die Russische Familie beschäftigt sich mit anderen Geschäften als normale Unternehmen und bislang konnte sich Carry noch immer weitgehend aus den Machenschaften der Familie Wasiljew fernhalten. Ein Tag in ihrem Leben verändert jedoch alles. Yelena Ivanova Yelena Ivanova ist ein Mädchen der Moskauer Strassen. Alles, was sie kennt, ist die verwahrloste und düstere Seite Moskaus. Doch durch Zufall lernt sie Matthew Wasiljew kennen, der in der anderen, funkelnden Seite der Millionenstadt lebt. Zwei völlig unterschiedliche Leben scheinen miteinander zu kollidieren und auf einmal wird klar: Ihre Welten scheinen doch irgendwie durch die Vergangenheit und diverse Intrigen verbunden zu sein.

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Inhalt

Achtung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Epilog

Prolog

Yelena

Kapitel 1

3 Jahre später

Yelena

Kapitel 2

Matthew

Kapitel 3

Yelena

Kapitel 4

Matthew

Kapitel 5

Yelena

Kapitel 6

Matthew

Kapitel 7

Yelena

Kapitel 8

Matthew

Kapitel 9

Yelena

Kapitel 10

Yelena

Kapitel 11

Matthew

Kapitel 12

Yelena

Kapitel 13

Matthew

Kapitel 14

Yelena

Kapitel 15

Yelena

Kapitel 16

Matthew

Epilog

Yelena

Danksagung

Die Autorin

Achtung

Lieber Leser, liebe Leserin

Dieses Buch enthält Darstellungen von Gewalt und Konsumierung von Suchtmitteln.

Falls Du auf eines dieser Themen sensibel reagierst, sei vorsichtig beim Lesen oder lies es erst gar nicht.

Mary Lynn Miller

Teil 1

Red Caroline

BLACK ROSESMARY LYNN MILLER

Prolog

„Zum Aufruf kommt die Sache Nikolay Wasiljew.

Ich stelle fest, dass der Angeklagte anwesend ist, in diesem Fall Nikolay Wasiljew. Ich stelle fest, dass der Staatsanwalt anwesend ist, sowie die gesetzlichen Vertreter, Herr Michailow, Herr Professor Doktor Andrejew und Professor Garcia. Ausserdem stelle ich fest...“

‘Ich stelle fest’, das war eindeutig das Lieblingswort von der Richterin, die kühl und präzise die Begrüssungsfloskeln von einem Blatt ablas.

Sie sass wie in den Filmen an einem Richterpult aus dunklem Holz und trug einen schwarzen klassischen Richtermantel und wer hätte das gedacht: Der Hammer aus den Filmen lag ebenfalls neben ihr. Sie stellte noch ein paar Ankläger der Interpol fest, während ich mich seufzend zurücklehnte und es mir einigermassen gemütlich machte.

Ich war mir Gerichtsverhandlungen so gewöhnt, dass ich manche Worte bereits auswendig kannte, doch jede Gerichtsverhandlung war auf seine eigene Weise wieder ganz anders.

Früher waren Gerichtsverhandlungen so etwas wie ein Highlight für mich, da es so etwas wie ein Familientreffen war.

Meine Grossmutter, die eine Reihe hinter uns sass, war aus Sibirien angereist, mein Grossvater, der neben ihr sass, kam aus Europa oder sonst woher von ‘Geschäftsreise’. Mein älterer Bruder Matthew hatte man ausnahmsweise mit voller Brutalität aus dem Bett holen können. Er sass neben mir und ich runzelte die Stirn.

Wieso hatte er in einem geschlossenen Raum eine Sonnenbrille auf? Allgemein sass er ein bisschen sehr locker auf seinem Stuhl. Ich nahm ihm kurzerhand die Sonnenbrille von der Nase und stellte genervt fest, dass er die Augen geschlossen hatte und einfach weiterpennte. Ich knurrte und setzte ihm das Teil wieder auf. Neben mir fluchte Sally, unser philippinisches Hausmädchen, auf Tagalog und knurrte dann auf Englisch: „Lass ihn schlafen, das hier geht wahrscheinlich länger, als ein normaler Mensch schlafen kann.“ Ich sah die anfangs Fünfzigjährige belustigt an und murmelte: „Wenn Matthew ein normaler Mensch ist, dann bin ich die Prinzessin von Pisa.“

„Stimmt“, murmelte Sally und lehnte sich ebenfalls zurück.

Vorn redete die Richterin weiter und ich liess meinen Blick weiter über die Anwesenden schweifen.

Die Anwälte meines Grossvaters sassen so kerzengerade an ihrem Tisch, als hätten sie Eisenstangen anstatt Wirbelsäulen im Rücken. Immer wieder huschte einer ihrer Blicke in die Reihe hinter mir.

Selbst ich konnte die Macht förmlich riechen. Aber allmählich war ich immun dagegen, da ich schliesslich in dieser Familie aufgewachsen war.

Aber eines war klar, wenn diese Anwälte versagten, würden Köpfe rollen. Denn der Angeklagte war nicht nur irgendjemand aus meiner Familie. Nein. Das war mein ältester Bruder. Nikolay Wasiljew. Und das Wichtigste: Er war der älteste männliche Nachfahre meines Grossvaters, da mein Vater der einzig verbliebene Mann in der Familie gewesen war.

Aber vor noch nicht so langer Zeit war auch er verstorben. Im sibirischen Gefängnis. Angeblich an einer Infektion, aber wir alle wussten es besser. Die Überlebenschance in einem russischen Gefängnis ist auf Länge sehr gering.

Und dann war mein grosser Bruder ins Rampenlicht gerückt. Er wäre sowieso nach meinem Vater der Erbe gewesen, doch dass er so jung schon sein Leben völlig an unsere Familie verlieren würde, hätte wohl selbst er nicht gedacht. Und da ich ihn in der Zwischenzeit nicht gesehen hatte, wusste ich nicht genau, wie er darauf reagierte. Mein Bruder war sehr schwer einzuschätzen und ich persönlich glaubte, dass wir ihn alle nur aus einer Perspektive kannten, die er uns nur vorspielte. Aber eines wusste ich. Mein Bruder war in jeglicher Situation so kontrolliert wie kein Mensch sonst. Aber das hatte auch seine Nachteile. Er war wie ein Pulverfass. Wenn man es zum Überlaufen brachte, explodierte es. Und genauso war mein Bruder.

Um ihn sehen zu können, musste ich an dem bulligen Mitarbeiter meines Grossvaters vorbeisehen. Doch mit ein paar Verrenkungen sah ich ihn. Nick. Er sass zurückgelehnt auf seinem Stuhl, ein Bein über das andere geschlungen, die Hände in Eisenhandschellen gelegt. Er trug die orange Gefängniskluft, die man hier in Amerika trug, und hinter ihm standen vier bullige Polizisten. Sein Gesichtsausdruck zeigte, wie sehr ihm das Ganze hier sonst wo vorbeiging. Als die Richterin die Ankläger von der Interpol aufrief, schlich sich ein Hauch von Arroganz in Nicks perfektes Gesicht. Ich lehnte mich wieder zurück. Das war auch noch so etwas an meinem Bruder. Er hatte mit Abstand die attraktivsten Gene abbekommen. Klar, wir waren alle nicht hässlich, aber mein Bruder hatte zusätzlich die eisblauen Augen meines Grossvaters geerbt.

Ich hatte auch blaue Augen, aber hellere und eindeutig die meiner Mutter. Und Matthew hatte braune Augen. Woher auch immer.

Der erste Ankläger, der seine Anklage vorbringen durfte, erzählte, dass er der Beamte sei, der für die illegalen Machenschaften unserer Familie zuständig sei. Und dann begann er aufzuzählen, was mein Bruder alles gemacht haben soll. Von Drogenhandel bis zu Mord war alles dabei. Und wenn wir ehrlich sind: Wahrscheinlich stimmte alles. Doch die Anwälte meines Grossvaters griffen ein. Sie bestritten alles mit solcher Aggression, als hinge ihr Leben von diesem Urteil ab. Und das tat es ja auch. Ich drehte mich und sah zu meinem Grossvater. Kühl beobachtete er die Verhandlung. Man konnte wie immer nicht erkennen, was er dachte. Meine Grossmutter sass neben ihm und beobachtete das Ganze ebenfalls kühl und ohne grosse Emotion. Ich wusste, dass dieses Urteil auch ein bisschen von dem Ruf meiner Grosseltern abhing. Mein Grossvater tat zwar stets alles, um die Presse, nett gesagt, zu ‘unterbinden’, aber die Presse war leider genauso zäh wie meine Familie und es drang immer etwas durch.

Sally neben mir fing irgendwann unauffällig an, ein Buch zu lesen, was sie echt schlau anstellte, da sie ihre Handtasche so platzierte, dass es aussah, als würde sie betreten in ihre Tasche starren.

Ich seufzte. Es schien so, als wären alle viel schlauer und besser organisiert als ich. Matthew schlief noch immer, Sally lass, meine Grosseltern bewarfen die Anwälte mit Todesblicken, die immer mehr herum hyperten, die Richterin war damit beschäftigt, einigermassen Ruhe im Saal zu fordern und sogar mein Bruder Nick, der Angeklagte spielte mit einem Stift herum.

In diesem Moment knallte die Tür an der rechten Seite des Raums auf. Ich zuckte zusammen, als ich die Person sah, die den Gerichtssaal betrat, als wäre sie nur zu spät. Am Rande nahm ich wahr, wie mein Grossvater hinter uns aufsprang. Normalerweise kam kein Mensch in den Gerichtssaal, wenn die Verhandlung begonnen hatte. Doch bei diesem Menschen verwunderte mich das nicht. Das war James Pike. Mein Onkel, der Bruder meiner verstorbenen Mutter.

„Ist das James?“, fragte jemand neben mir. Ich zuckte zusammen und sah Matthew entgeistert an. Normalerweise war es unmöglich, ihn aufzuwecken.

Hinter uns redete meine Grossmutter leise auf Russisch auf meinen Grossvater ein, der sich besänftigen liess und sich wieder setzte. James Pike setzte sich gelassen in die Reihe unter uns und zwinkerte Matthew und mir verschwörerisch zu. Dann schlug er die Beine übereinander und sah die Richterin erwartungsvoll an.

Die Richterin fuhr sich nervös durch das lange, braune Haar.

Matthew und ich sahen uns fragend an. Damit hatte bestimmt keiner gerechnet. Ich hatte meinen Onkel schon sehr lange nicht mehr zu Gesicht bekommen, sehr lange... Und deshalb war ich mir eigentlich sicher, dass hier keiner mit ihm gerechnet hatte, es sei denn...

Mein Blick fiel auf Nick. Er sass noch immer genauso locker da. Ich stupste Matth an und deutete unauffällig auf unseren Bruder, der jetzt mit dem Stift, mit dem er schon die ganze Zeit gespielt hatte, und drückte auf die Rückseite, als würde er weiterspielen, doch dafür waren die ‘Klicks’, die vom Kugelschreiber kamen, viel zu klar und unregelmässig, als wären sie schon wieder regelmässig.

„War ja klar“, murmelte Matth und unsere Blicke glitten gleichzeitig auf unseren Onkel James, der, als wäre es das Normalste auf der Welt, einen Kugelschreiber und Block aus seinem Jackett zog. Er legte sich den Block auf den Schoss und starrte konzentriert auf seine Notizen und klickte nebenbei, als wäre es eine seine routiniertesten Gesten. Die beiden morsten auf modernste Weise miteinander.

Matthew und ich sahen uns wieder an. Leider konnten wir nicht morsen und es auch nicht verstehen, aber eines war klar: Unser Bruder hatte das alles hier geplant. Jeder, der hier war, war aus einem Grund hier.

Ich sah ihn an und er schien meinen Blick auf sich zu spüren, denn er sah das erste Mal an diesem Tag zu mir. Seine intensiven eisblauen Augen bohrten sich in meine. Er zwinkerte mir zu und das Gefühl von früher kam zurück, als er, wenn ich traurig war, mein Kinn anhob und sagte: „Alles wird gut, Carry, wirst schon sehen.“

Ich schluckte alle Erinnerungen von früher wieder herunter und hob das Kinn. So wie ich meinen Bruder kannte, würde er die Bombe, die alle schon tief im Inneren spüren konnten, im Höhepunkt der Gerichtsverhandlung platzen lassen.

Also wahrscheinlich bei der Urteilsverkündung. Ich sah auf meine silbrige Armbanduhr. Wir waren nun schon mehr als drei Stunden in diesem Saal. Die Zeit verging ausnahmsweise einmal schnell. Und weil Matth und ich mit jeder weiteren Minute nervöser wurden, spielten wir lautlos Schere, Stein, Papier.

Irgendwann stupste uns Sally an und wir sahen wieder auf das Geschehen vor uns. Die Anwälte hatten nun fast keine Stimme mehr und die Richterin richtete ihr Wort das erste Mal an meinen Bruder, ohne dass sie von den Anwälten unterbrochen wurde.

„Herr Wasiljew. Wie bekennen Sie sich?“

Mit einem Schlag wurde es still im Saal. Die Anwälte setzten sich siegessicher auf ihre Plätze. Es blieb still und ich sah meinen ältesten Bruder an. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, da er es der Richterin zuwandte.

Schliesslich erhob sich Nick langsam von seinem Stuhl. Ketten klapperten und erst jetzt sah ich, dass er sogar Fussfesseln trug.

Nick stand da und schien den ganzen Saal auszufüllen, mit seiner blossen Präsenz, etwas, was er eindeutig von meinem Grossvater hatte.

Die Richterin sah ihn erwartungsvoll an und ich glaube, dass in diesem Moment alle Anwesenden die Luft anhielten.

„Euer Ehren“, die Stimme meines Bruders war nicht sonderlich laut, doch konnte sie jeder hören, „ich bekenne mich schuldig.“

Neben mir fiel Sallys Buch zu Boden, während ich nicht fähig war, mich zu bewegen.

Hinter mir sprang mein Grossvater auf!

„Halt deine verdammte Klappe!“, brüllte er.

„Uffff...“, machte Matth neben mir, während mein

Grossvater nun völlig ausrastete und herumbrüllte.

Noch nie hatte sich jemand in der Familie Wasiljew schuldig bekannt.

Tumult brach aus! Die Anwälte redeten auf Nick ein, der sich setzte, als wäre nicht gerade Familienkrieg ausgebrochen. Mein Grossvater stand noch immer und brüllte, während er die Faust schüttelte. Meine Grossmutter sass immer noch stocksteif da und wie immer sah man ihr ihre Mitte Fünfzig absolut nicht an. Mein Blick fiel auf Onkel James, der sich sichtlich zufrieden in seinem Stuhl zurücklehnte.

Und in diesem Moment wurde mir klar, was Nick getan hatte.

Er hatte soeben sein Ticket in die Freiheit bekommen und gleichzeitig die grösste Demütigung an meinem Grossvater ausgeübt.

Er hatte seine Rache bekommen.

Das Urteil der Richterin war zwar nun klar, dennoch ziemlich ernüchternd. Mein Bruder wurde in Amerika zur absoluten Einzelhaft verurteilt.

Und verdammt nochmal, ich war so eifersüchtig auf Nick, denn was nachher kommen würde, war so gut wie klar. Nick würde höchstens ein paar Wochen im Gefängnis verbringen, dann würde ihn mein Onkel James gegen ein paar Dienstleistungen herausholen und dann würde er sein Leben geniessen, bevor er den grossen Erwartungen meiner Familie gerecht werden müsste. Ich sah Matthew an. Er sah ebenfalls ziemlich eifersüchtig aus.

„Dem Angeklagten wird gestattet, sich von den engsten Bezugspersonen zu verabschieden. Damit ist die Gerichtsverhandlung geschlossen.“