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Ayobami Adebayo

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Beschreibung

Yejide hofft auf ein Wunder. Sie will ein Kind. Ihr geliebter Mann Akin wünscht es sich, ihre Schwiegermutter erwartet es. Sie hat alles versucht: Untersuchungen, Pilgerreisen und Stoßgebete – vergeblich. Dann nimmt ihre Schwiegermutter das Heft in die Hand und stellt Akin eine zweite Frau zur Seite. Eine, die ihm ein Kind schenken kann. Dabei haben sich Akin und Yejide entgegen der nigerianischen Sitten entschieden, keine zweite Frau in die Ehe zu holen. Doch jetzt ist sie da, und Yejide voller Wut und Trauer. Um ihre Ehe zu retten, muss sie schwanger werden – aber um welchen Preis? Ayọ̀bámi Adébáyọ̀s Debütroman erzählt mit emotionaler Kraft eine universelle Geschichte. Wie viel sind wir bereit zu opfern, um eine Familie zu bekommen?

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www.piper.de/literatur

 

Übersetzung aus dem Englischen von Maria Hummitzsch

 

ISBN 978-3-492-99252-7

Deutsche Erstausgabe 2018

© Ayobami Adebayo 2017

Published by arrangement with Canongate Books Ltd, 14 High Street, Edinburgh EH1 1TE

Titel der englischen Originalausgabe: »Stay with me« bei Canongate, Edinburgh, 2017

© der deutschsprachigen Ausgabe:

Piper Verlag GmbH, München 2018

Covergestaltung: zero-media.net, München

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

 

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Inhalt

Cover & Impressum

Widmung

Teil 1

1 – Jos, Dezember 2008 …

2 – Ilesa, ab 1985 …

3 – Yejide wurde an einem …

4 – Eine Zeit lang …

5 – Ich kaufte neue …

6 – Angst packte mich …

7 – Es war ein Sonntag, …

8 – In der Woche nach …

9 – Mit den Ultraschall-Untersuchungen …

Teil II

10 – Ilesa, Dezember 2008 …

11 – Ilesa, ab 1987 …

12 – Zwei Wochen bevor …

13 – Der Bruder meines …

14 – Als sie schließlich …

15 – Wir nannten unsere …

16 – Ungefähr einen Monat …

17 – Als ich noch klein …

18 – Eine Mutter muss …

19 – Yejide saß auf …

20 – Moomi sagte, Olamide …

21 – Sesan wurde an einem …

22 – Kurz nachdem wir in …

23 – Als Sesan gerade …

24 – Man hatte mir beigebracht, …

25 – Akin lernte ich …

26 – An dem Tag, …

27 – Akin war verärgert …

28 – Ich holte ihn …

29 – »Mr Ajayi. Sie sind …

30 – Da waren keine Einschnitte …

Teil III

31 – Ilesa, Dezember 2008 …

32 – Ab 1992 …

33 – In den Wochen darauf …

34 – Als mein Schwiegervater …

35 – An einem Montag …

36 – Obwohl der Blitz …

37 – Die wenigen Male, …

38 – »Kommt Madam später …

39 – Als wir an dem …

Teil IV

40 – Ilesa, Dezember 2008 …

41 – Yejide, seit ich …

42 – Ich halte die Hände …

Dank

Glossar

 

Für meine Mutter Dr. Olusola Famurewa, die unser Zuhause auch weiter zu einem Wunderland macht, in dem jedes Zimmer überquillt von Büchern, Liebe und Dankbarkeit.

 

Und im Gedenken an meinen Vater, Mr Adebayo Famurewa, der eine Bibliothek und ein Vermächtnis hinterlassen hat. Du fehlst mir noch immer.

TEIL 1

1

Jos[1], Dezember 2008

Heute muss ich weg aus dieser Stadt und zu dir kommen. Meine Taschen sind gepackt, und die leeren Zimmer hinter mir erinnern daran, dass ich schon vor einer Woche hätte abreisen sollen. Mein Fahrer Musa hat seit letztem Freitag jede Nacht draußen beim Wachmann geschlafen und gewartet, dass ich ihn in den frühen Morgenstunden wecke, damit wir aufbrechen wie geplant. Aber meine Taschen stehen noch immer im Wohnzimmer und stauben ein.

Die meisten der hier angeschafften Sachen – Möbel, Elektrogeräte und auch Armaturen – habe ich dem Mädchen geschenkt, das bei mir im Friseursalon gearbeitet hat. Seit einer Woche habe ich mich jetzt also jede Nacht schlaflos im Bett gewälzt, ohne dass ich mir mit Fernsehen die Zeit hätte vertreiben können.

In Ife erwartet mich ein Haus gleich gegenüber der Universität, da, wo du und ich uns zum ersten Mal getroffen haben. Ich sehe es vor mir, das Haus, diesem hier gar nicht unähnlich, die vielen Zimmer für eine große Familie: Mann und Frau und viele Kinder. Eigentlich hatte ich an dem Tag, nachdem die Haartrockner abgenommen worden waren, abreisen wollen. Ich hatte vor, mir eine Woche Zeit zu nehmen, um den neuen Salon und das Haus einzurichten. Ich wollte mein neues Leben an seinem Platz wissen, bevor ich dich wiedersehen würde.

Es ist nicht so, dass ich diesem Ort sehr verbunden wäre. Sie werden mir nicht fehlen, die wenigen Freundinnen, die ich hier gefunden habe; die Leute, die die Frau, die ich damals war, nicht kennen; die Männer, die im Laufe der Jahre geglaubt haben, in mich verliebt zu sein. Wahrscheinlich werde ich mich schon bald nicht einmal mehr an den Namen des einen erinnern, der mich gefragt hat, ob ich seine Frau werden will. Keiner hier weiß, dass ich noch immer mit dir verheiratet bin. Ich habe ihnen nur einen Teil der Geschichte erzählt: dass ich unfruchtbar war und mein Mann sich eine andere Frau gesucht hat. Keiner hat je weiter nachgefragt, also habe ich ihnen nie von meinen Kindern erzählt.

Ich wollte weg, seit man die drei Teilnehmerdes National Youth Service Programme umgebracht hat. Meine Entscheidung, den Salon und das Schmuckgeschäft zu schließen, stand fest, bevor ich überhaupt wusste, was ich als nächstes tun würde, und bevor die Einladung zur Beerdigung deines Vaters kam und mir die Richtung wies. Ich habe mir die Namen der drei jungen Männer gemerkt, und ich weiß, was jeder von ihnen studiert hat. Meine Olamide wäre jetzt ungefähr in ihrem Alter; auch sie hätte ungefähr jetzt ihren Universitätsabschluss gemacht. Wenn ich etwas über die drei lese, denke ich an sie.

Ich frage mich oft, ob auch du an sie denkst, Akin.

Auch wenn der Schlaf mich nicht holt, schließe ich jede Nacht die Augen, und Bruchstücke des Lebens, das ich hinter mir gelassen habe, kehren zu mir zurück. Dann sehe ich die gebatikten Kissenbezüge in unserem Schlafzimmer, sehe unsere Nachbarn und deine Familie, die ich eine Zeit lang auch für meine Familie gehalten habe. Sehe dich. Heute Abend sehe ich die Nachttischlampe vor mir, die du mir wenige Wochen nach unserer Hochzeit geschenkt hast. Ich konnte nicht schlafen im Dunkeln, und wenn wir das große Licht anließen, bekamst du Albträume. Für dich war die Lampe die Lösung. Du hast sie gekauft, ohne mir zu sagen, dass du einen Kompromiss gefunden hattest, ohne mich zu fragen, ob ich eine Lampe wollte. Und als ich über den bronzenen Lampenfuß strich und das bunte Glas bestaunte, das das Licht dämpfte, wolltest du wissen, was ich bei einem Brand aus der Wohnung retten würde. Ich dachte nicht lange nach, bevor ich unser Baby sagte, obwohl wir noch keine Kinder hatten. Was, sagtest du, nicht wen. Aber du schienst ein bisschen gekränkt, dass ich bei wen nicht überlegt hatte, dich zu retten.

Ich quäle mich aus dem Bett, lege das Nachthemd ab und ziehe mich an. Ich werde keine Zeit mehr verschwenden. Die Fragen, die du beantworten musst, die Fragen, an denen ich schon seit über einem Jahrzehnt zu ersticken drohe, treiben mich an, als ich mir die Handtasche schnappe und ins Wohnzimmer gehe.

Siebzehn Taschen stehen da, bereit, in den Wagen geladen zu werden. Ich starre auf die Taschen, weiß, was jede enthält. Wenn dieses Haus brennen würde, was würde ich mitnehmen? Ich muss überlegen, denn zuerst denke ich nichts. Ich entscheide mich für die kleine Reisetasche, die ich für die Beerdigung gepackt habe, und für das Ledersäckchen mit dem Goldschmuck. Die anderen Taschen kann Musa mir später nachbringen.

Das war’s dann also – fünfzehn Jahre, und obwohl mein Haus nicht brennt, nehme ich nur ein Säckchen Gold und wenige Wechselsachen mit. Alles, was zählt, trage ich bei mir, eingeschlossen in meine Brust wie in ein Grab, aufbewahrt in einer Schatztruhe.

Ich trete nach draußen. Die Luft ist eiskalt, und die untergehende Sonne färbt den schwarzen Himmel lila am Horizont. Musa lehnt am Wagen und reinigt sich mit einem Stöckchen die Zähne. Als ich näher komme, spuckt er in einen Becher und steckt sich das Kauholz in die Brusttasche. Er öffnet die Wagentür, wir begrüßen uns, und ich klettere auf die Rückbank.

Musa schaltet das Radio ein und sucht nach einem Sender. Die Wahl fällt auf einen, der den Tag mit der Nationalhymne beginnt. Der Pförtner winkt, als wir vom Gelände fahren. Vor uns liegt die Straße, eingehüllt in ein Dunkel, das in Dämmerlicht übergeht auf meinem Weg zu dir.

2

Ilesa, ab 1985

Schon damals spürte ich, dass sie auf Krieg aus waren. Ich konnte sie durch das Türglas sehen. Konnte sie hören. Sie schienen nicht zu merken, dass ich mich seit über einer Minute auf der anderen Seite der Tür befand. Ich hätte sie gern draußen stehen lassen, um wieder nach oben zu gehen und weiterzuschlafen. Vielleicht würden sie zu braunen Pfützen zerschmelzen, wenn sie nur lange genug in der Sonne standen. Iya Marthas Hintern war so riesig, dass er die kleine Treppe, die zu unserer Haustür führt, in geschmolzenem Zustand unter sich begraben hätte.

Iya Martha war eine meiner vier Mütter; sie war die älteste Frau meines Vaters gewesen. Der Mann bei ihr war Baba Lola, ein Onkel von Akin. Beide stemmten sich gekrümmt gegen die Sonne, kniffen entschlossen die Augen zusammen und sahen finster drein. Als ich aber die Tür öffnete, verstummte ihr Gespräch und sie lächelten mich an. Ich ahnte schon, welche Wörter den Frauen als Erste über die Lippen kommen würden. Ich wusste, dass sie voller Überschwang eine Nähe demonstrieren würden, die nie zwischen uns bestanden hatte.

»Yejide, geliebte Tochter!« Iya Martha grinste mich an, als sie mein Gesicht zwischen die feuchten, fleischigen Hände nahm.

Ich grinste zurück und kniete mich hin, um sie zu begrüßen. »Willkommen, willkommen. Gott muss heute beim Aufwachen wohl an mich gedacht haben-o. Darum seid ihr alle da«, sagte ich und ging noch einmal leicht in die Knie, nachdem sie das Wohnzimmer betreten und Platz genommen hatten.

Sie lachten.

»Wo ist dein Mann? Ist er da?«, fragte Baba Lola und schaute sich im Zimmer um, als hielte ich Akin unter einem Stuhl versteckt.

»Ja, Sir, er ist oben. Ich gehe und hole ihn, sobald ich Ihnen etwas zu trinken gebracht habe. Was darf ich Ihnen zu essen machen? Frisch gestampften Yam?«

Der Mann sah meine Stiefmutter an, als hätte er diesen Teil des Drehbuchs für das Stück, das sie gleich aufführen würden, während der Proben nicht gelesen.

Iya Martha schüttelte den Kopf. »Wir können nichts essen. Hol deinen Mann. Wir haben Wichtiges mit euch zu besprechen.«

Ich lächelte, verließ das Wohnzimmer und ging zur Treppe. Ich glaubte zu wissen, was das »Wichtige« war, das sie mit uns besprechen wollten. In letzter Zeit hatte eine ganze Reihe angeheirateter Verwandter unser Haus betreten, um das immer gleiche Thema mit uns zu besprechen. Diese Gespräche sahen so aus, dass sie redeten, während ich vor ihnen kniete und zuhörte. Akin tat jedes Mal, als würde er ihnen zuhören und sich Notizen machen, während er in Wahrheit seine To-do-Liste für den nächsten Tag schrieb. Keiner dieser Abgesandten konnte lesen oder schreiben, und sie bewunderten jeden, der es konnte. Es beeindruckte sie, dass Akin notierte, was sie sagten. Und manchmal, wenn er die Mitschrift unterbrach, beschwerte sich die Person, die gerade redete, dass Akin sich ihm oder ihr gegenüber respektlos verhielt, so gar nichts aufzuschreiben. Mein Mann plante während dieser Besuche oft die gesamte Woche, ich aber bekam schreckliche Krämpfe in den Beinen.

Die Besuche ärgerten Akin, und er hätte seinen Verwandten gern gesagt, dass sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern sollten, was ich aber nicht zuließ. Die endlosen Gespräche bescherten mir zwar Krämpfe in den Beinen, gaben mir aber immerhin das Gefühl, Teil der Familie zu sein. Bis zu diesem Nachmittag war seit meiner Hochzeit noch keiner aus meiner Familie zu so einem Besuch vorbeigekommen.

Als ich die Treppen nach oben stieg, wusste ich, dass Iya Marthas Anwesenheit bedeutete, dass eine neue Stufe erreicht war. Ich brauchte ihren Rat nicht. Es ging uns gut ohne die Dinge, die sie uns zu sagen hatten. Ich wollte Baba Lolas brüchige und zwischen heftigen Hustenanfällen hervorgepresste Stimme nicht hören und auch keinen weiteren Blick auf Iya Marthas Zähne werfen müssen.

Ich glaubte, dass ich das alles ohnehin schon gehört hatte, und war mir sicher, mein Mann würde es genauso sehen. Es überraschte mich, Akin wach anzutreffen. Er arbeitete an sechs Tagen der Woche und verschlief die Sonntage meist. Als ich aber hereinkam, ging er im Zimmer auf und ab.

»Wusstest du, dass sie heute kommen würden?« Ich suchte nach der vertrauten Mischung aus Abscheu und Wut, die sonst immer auf seinem Gesicht lag, wenn uns einer dieser Sondertrupps besuchte.

»Sind sie da?« Er blieb stehen und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Keine Abscheu, keine Wut. Mit einem Mal wurde es stickig im Zimmer.

»Du wusstest, dass sie kommen würden? Und hast mir nichts gesagt?«

»Lass uns einfach nach unten gehen«, sagte er und verließ den Raum.

»Akin, was passiert hier? Was geht hier vor sich?«, rief ich ihm nach.

Ich setzte mich aufs Bett, stützte den Kopf in die Hände und versuchte zu atmen. So saß ich da, bis Akin nach mir rief. Da ging ich nach unten zu ihm ins Wohnzimmer. Ich hatte ein Lächeln auf den Lippen, kein großes, bei dem man die Zähne sah, sondern ein kleines, bei dem es die Mundwinkel leicht nach oben zog. Ein Lächeln, das sagte: Auch wenn ihr alten Leute nichts, aber auch gar nichts über meine Ehe wisst, bin ich bereit, wenn auch nicht begeistert, mir anzuhören, was ihr mir Wichtiges zu sagen habt. Ich bin schließlich eine gute Ehefrau.

Ich bemerkte sie nicht gleich, obwohl sie auf der Kante von Iya Marthas Sessel saß. Sie war schön, hellgelb wie das Innere einer noch unreifen Mango. Sie hatte sich die schmalen Lippen blutrot geschminkt.

Ich drückte mich an meinen Mann. Sein Körper war steif, und er nahm mich weder in den Arm, noch zog er mich an sich. Ich versuchte herauszufinden, wo die gelbe Frau plötzlich hergekommen war, und fragte mich kurz völlig wirr, ob Iya Martha sie beim Eintreten unter ihrem Wrapper versteckt gehalten hatte.

»Frau, unser Volk sagt, wenn ein Mann etwas besitzt und daraus zwei werden, wird er nicht wütend, richtig?«, sagte Baba Lola.

Ich nickte und lächelte.

»Nun, Frau, das ist dieneue Ehefrau. Ein Kind ruft das andere in die Welt. Wer weiß, vielleicht hilft dir diese Frau, dass Gott deine Gebete erhört. Wenn sie erst einmal schwanger ist und ein Kind bekommt, wirst auch du eins bekommen, da sind wir sicher«, sagte Baba Lola.

Iya Martha nickte. »Yejide, mein Kind, wir haben lange nachgedacht und viele Nächte darüber geschlafen, die Familie deines Mannes und ich. Und auch deine anderen Mütter.«

Ich schloss die Augen. Gleich würde ich aus diesem Albtraum erwachen. Als ich die Augen öffnete, war die mangogelbe Frau noch immer da, verschwommen zwar, aber da. Ich war wie betäubt.

Ich hatte erwartet, dass sie über meine Kinderlosigkeit sprechen würden. Hatte mich mit millionenfachem Lächeln gewappnet: dem Vergebt-mir-Lächeln, dem Habt-Mitleid-Lächeln und dem Ich-vertraue-auf-Gott-Lächeln. Mit jedem nur erdenklichen Lächeln, das man braucht, um einen Nachmittag mit einer Gruppe von Menschen zu überstehen, die vorgibt, nur das Beste für einen zu wollen, während sie mit einem Stock in offenen Wunden stochert. Ich hatte jedes Lächeln parat und war bereit, mir anzuhören, dass ich etwas tun müsse. Ich erwartete, dass man mir von einem weiteren Pfarrer erzählen würde, den ich um Rat fragen solle; von einem weiteren Berg oder einer weiteren Stadt, die ich aufsuchen könne. Ich war gewappnet mit Mund, Augen und Nase: mit jedem dieser Lächeln, dem Tränenschleier und dem Schniefen. Ich war darauf vorbereitet, meinen Salon in der kommenden Woche zu schließen und mich mit meiner Schwiegermutter im Schlepptau auf die Suche nach einem Wunder zu machen. Was ich nicht erwartet hatte, war eine andere Frau, die lächelnd vor mir saß, eine gelbe Frau mit blutroten Lippen, die grinste wie eine frischgebackene Braut.

Wäre doch meine Schwiegermutter da. Sie war die einzige Frau, die ich je Moomi genannt hatte. Ich besuchte sie häufiger als ihr eigener Sohn. Sie hatte zugesehen, wie meine frisch gelegte Dauerwelle in der Strömung eines Flusses von einem Priester ruiniert wurde, der davon überzeugt war, dass mich meine Mutter verflucht haben musste, bevor sie kurz nach meiner Geburt starb. Moomi war bei mir, als ich drei Tage lang auf einer Gebetsmatte saß und, ohne ein Wort zu verstehen, den immer selben Spruch aufsagte, bis ich am dritten Tag umkippte und abbrach, was als siebentägiges Wachfasten angedacht war.

Während ich mich in einem Krankensaal des Wesley Guild Hospital erholte, hielt sie meine Hand und sagte, ich solle für Kraft beten. Das Leben einer guten Mutter sei hart; eine Frau könne eine schlechte Ehefrau sein, nicht aber eine schlechte Mutter. Moomi sagte, ehe ich Gott um ein Kind bitten könne, müsse ich ihn erst bitten, dass er mir die Fähigkeit schenkt, Leid zu ertragen. Sie sagte, ich sei noch nicht bereit, Mutter zu werden, wenn ich nach einem dreitägigen Fasten in Ohnmacht fiele.

Mir wurde klar, dass sie am dritten Tag wahrscheinlich nicht in Ohnmacht gefallen war, weil sie diese Art des Fastens schon oft auf sich genommen hatte, um Gott im Namen ihrer Kinder zu besänftigen. Die Furchen um Moomis Augen und Mund bekamen plötzlich etwas Unheimliches und schienen auf mehr hinzuweisen als bloß ihr hohes Alter. Ich war zerrissen. Ich wollte sein, was ich nie gehabt hatte. Ich wollte Mutter sein und wollte, dass meine Augen vor kleinen Freuden und Weisheit leuchteten wie Moomis. Doch ihr vieles Gerede über Leid machte mir Angst.

»Sie ist nicht annähernd dein Alter«, sagte Iya Martha und beugte sich vor. »Denn sie schätzen dich, Yejide, die Familie deines Mannes weiß um deinen Wert. Sie erkennen an, dass du deinem Mann eine gute Ehefrau bist.«

Baba Lola räusperte sich. »Yejide, ich möchte dich preisen. Ich möchte dir danken, dass du all diese Mühen auf dich nimmst, damit unser Sohn ein Kind hinterlässt, wenn er stirbt. Darum wissen wir auch, dass du seine neue Frau nicht als Rivalin betrachten wirst. Sie heißt Funmilayo, und wir wissen und vertrauen darauf, dass du sie annimmst wie eine jüngere Schwester.«

»Eine Freundin«, sagte Iya Martha.

»Eine Tochter«, sagte Baba Lola.

Iya Martha stieß Funmi in die Seite. »Oya, los, begrüße deine iyale.«

Ich zuckte zusammen, als Iya Martha mich als iyale bezeichnete. Das Wort dröhnte in meinem Ohr: iyale – erste Frau. Es war ein Urteilsspruch, der besagte, dass ich nicht Frau genug war für meinen Mann.

Funmi setzte sich neben mich aufs Sofa.

Baba Lola schüttelte den Kopf. »Funmi, knie dich hin. Der Zug, der sich vor zwanzig Jahren in Gang gesetzt hat, wird das Land immer vor dir erreichen. Yejide ist dir in diesem Haus in allem voraus.«

Funmi kniete sich hin, legte mir die Hände auf die Knie und lächelte. Es juckte mich in den Fingern, ihr das Lächeln aus dem Gesicht zu schlagen.

Ich schaute zu Akin und hoffte irgendwie, dass er nicht Teil dieses Hinterhalts war. Still flehend hielt er meinen Blick. Mein ohnehin gequältes Lächeln erstarb. Zorn legte sich mit siedend heißen Händen um mein Herz. Es pochte in meinem Kopf, direkt zwischen den Augen.

»Du wusstest davon, Akin?« Ich sprach Englisch und schloss die beiden Ältesten aus, die nur Yoruba sprachen.

Akin sagte nichts; er kratzte sich mit dem Zeigefinger am Nasenrücken.

Ich suchte den Raum nach etwas ab, das ich fixieren konnte. Die weißen Tüllgardinen mit der blauen Borte, das graue Sofa, den dazu passenden Teppich mit dem Kaffeefleck, den ich seit über einem Jahr herauszukriegen versuchte. Der Fleck war nicht in der Mitte, darum konnte man ihn nicht mit dem Tisch verdecken, und er war nicht am Rand, darum konnte man ihn nicht unter den Sesseln verbergen. Funmi trug ein beiges Kleid, ganz die Farbe des Kaffeeflecks, ganz der Ton meiner Bluse. Sie umfasste meine nackten Beine direkt unterhalb der Knie. Ich schaffte es nicht, den Blick über ihre Hände und die langen wogenden Ärmel ihres Kleides hinwegzuheben. Ich konnte ihr nicht ins Gesicht sehen.

»Yejide, zieh sie an dich.«

Ich war nicht sicher, von wem das kam. Mein Kopf fühlte sich heiß an, heizte sich auf, war kurz vor dem Siedepunkt. Jeder hätte diese Worte gesagt haben können – Iya Martha, Baba Lola, Gott. Es war mir egal.

Ich wandte mich wieder an meinen Mann. »Akin, hast du davon gewusst? Hast du davon gewusst und mir nichts gesagt? Ob du es gewusst hast, will ich wissen. Du verdammter Dreckskerl. Nach allem, was war. Du elender Mistkerl!«

Akin packte meine Hand, bevor ich ihn treffen konnte.

Es war nicht die Empörung in Iya Marthas Aufschrei, die mich zum Schweigen brachte. Es war die Zärtlichkeit, mit der Akin mir über die Handfläche strich.

Ich schaute weg.

»Was sagt sie?«, wollte Baba Lola von der neuen Frau übersetzt haben.

»Yejide, bitte.« Akin drückte fest meine Hand.

»Sie sagt, er ist ein Dreckskerl«, antwortete Funmi leise, als wäre dieses Wort zu heiß und schwer für ihren Mund.

Iya Martha schrie und schlug sich die Hände vors Gesicht. Aber ich ließ mich nicht täuschen. Ich wusste, dass sie innerlich triumphierte. Sie würde den anderen Frauen meines Vaters noch wochenlang erzählen, was sie gesehen hatte.

»Du darfst deinen Mann nicht beleidigen, mein Kind. Ganz gleich, wie die Dinge liegen, er ist immer noch dein Mann. Was soll er denn noch für dich tun? Hat er nicht deinetwegen eine Wohnung für Funmi gemietet, obwohl er hier eine große Doppelhaushälfte hat?« Iya Martha machte eine ausladende Geste und ließ den Blick durchs Wohnzimmer schweifen, um ihre Anspielung auf das Haus, für das ich jeden Monat die Hälfte der Miete zahlte, zu unterstreichen. »Yejide! Du musst deinem Mann dankbar sein.«

Iya Martha hatte aufgehört zu reden, aber ihr Mund stand noch immer offen. Wenn man zu dicht an sie herankam, schlug einem der unerträgliche Geruch nach altem Urin entgegen. Baba Lola hatte sich in sichere Entfernung zu ihr gesetzt.

Ich wusste, man erwartete jetzt von mir, dass ich niederkniete, den Kopf senkte wie ein kleines Schulmädchen und sagte, dass es mir leidtäte, meinen Mann und damit auch seine Mutter beleidigt zu haben. Sie hätten meine Entschuldigung akzeptiert – ich hätte sagen können, dass der Teufel schuld sei oder das Wetter oder dass meine neuen Braids zu fest seien und mir Kopfschmerzen bescherten, dass mich nur das dazu getrieben hätte, meinen Mann in ihrem Beisein respektlos zu behandeln. Mein Körper war so verkrampft wie eine Arthrosehand, und ich brachte ihn einfach nicht dazu, bestimmte Formen anzunehmen, die er nicht annehmen wollte. Zum ersten Mal überging ich den Unmut eines angeheirateten Familienmitglieds und erhob mich, obwohl man erwartete, dass ich mich hinkniete. Ich fühlte mich sicherer, als ich mich zu voller Größe aufrichtete.

»Ich kümmere mich jetzt um das Essen«, sagte ich und weigerte mich, sie erneut zu fragen, was sie zu essen wünschten. Jetzt, da sie Funmi vorgestellt hatten, war es für Baba Lola und Iya Martha vertretbar, etwas zu essen. Ich war nicht in der Lage, jedem von ihnen ein anderes Gericht zu kochen, also setzte ich ihnen vor, was ich wollte. Sie bekamen Bohneneintopf.Ich mischte die drei Tage alten Bohnen, die ich hatte wegschmeißen wollen, in die frisch gekochte Suppe. Obwohl ich mir sicher war, dass sie die säuerliche Note bemerken würden, vertraute ich darauf, dass Baba Lolas Schuldgefühl, das er mit der Wut über mein unsägliches Verhalten zu überspielen suchte, und Iya Marthas Schadenfreude, die sie hinter der vorgetäuschten Betroffenheit versteckte, ihnen das Essen hineinzwingen würde. Damit das Essen auch wirklich ihren Rachen hinunterfand, ging ich entschuldigend vor beiden in die Knie. Iya Martha lächelte und sagte, sie hätte sich geweigert, etwas zu essen, wenn ich mich noch länger wie ein Straßenkind aufgeführt hätte. Ich entschuldigte mich gleich noch einmal und umarmte sicherheitshalber auch die gelbe Frau; sie roch nach Kokosnussöl und Vanille. Ich nippte an einer Flasche Malt, während ich ihnen beim Essen zusah, und war enttäuscht, dass Akin das Essen verweigerte.

Als sie sich beklagten, dass ihnen frisch gestampfter Yam mit Gemüseeintopf und getrocknetem Fisch lieber gewesen wäre, ignorierte ich Akins Blick. An jedem anderen Tag wäre ich zurück in die Küche gegangen und hätte Yam gestampft, aber an diesem Nachmittag hätte ich am liebsten gesagt, stampft euch euren Yam doch selber, wenn ihr unbedingt welchen wollt. Ich schluckte sie hinunter, die Worte, die mir den Hals verbrannten, und sagte, ich könne keinen Yam stampfen, weil ich mir am Tag zuvor die Hand verstaucht hätte.

»Aber davon hast du vorhin gar nichts gesagt«, warf Iya Martha ein und kratzte sich am Kinn. »Du hast selbst angeboten, uns frischen Yam zu machen.«

»Sie muss die Stauchung vergessen haben. Gestern hatte sie wirklich starke Schmerzen. Ich habe sogar überlegt, sie ins Krankenhaus zu fahren«, sagte Akin und stärkte mir bei dieser ausgemachten Lüge den Rücken.

Sie schaufelten sich die Bohnen in den Mund wie hungrige Kinder und rieten mir, die Hand im Krankenhaus untersuchen zu lassen. Nur Funmi verzog nach dem ersten Löffel den Mund und schaute misstrauisch zu mir rüber. Unsere Blicke trafen sich, und sie lächelte breit und rot.

Nachdem ich die leeren Teller abgeräumt hatte, erklärte Baba Lola, dass er nicht sicher gewesen sei, wie lange der Besuch dauern würde, weshalb er den Taxifahrer nicht gebeten habe, sie wieder abzuholen. Er ging wie die meisten Verwandten davon aus, dass Akin sich schon darum kümmern würde, dass sie zurückkamen.

Bald war es Zeit, dass Akin alle nach Hause brachte. Als ich sie zu seinem Wagen begleitete, spielte er mit dem Schlüssel in der Hosentasche und fragte, ob alle mit der von ihm geplanten Route einverstanden seien. Als Erstes würde er Baba Lola auf der Ilaje Street absetzen und dann Iya Martha bis nach Ife fahren. Wo Funmi wohnte, erwähnte er nicht. Nachdem Iya Martha sagte, dass die von meinem Mann gewählte Route die beste Lösung sei, schloss Akin die Wagentüren auf und setzte sich hinters Steuer.

Ich unterdrückte den Impuls, Funmi ihre jheri-Locken rauszuziehen, als sie sich neben meinem Mann auf den Beifahrersitz gleiten ließ und mein kleines Kissen, das dort immer lag, auf den Boden schob. Ich ballte die Faust, als Akin davonfuhr und mich allein in der von ihm aufgewirbelten Staubwolke zurückließ.

 

»Was zum Teufel hast du ihnen da vorgesetzt?«, schrie Akin.

»Willkommen zurück, lieber Bräutigam.« Ich hatte gerade mein Abendessen beendet, nahm die Teller und ging in die Küche.

»Ist dir klar, dass sie jetzt alle Durchfall haben? Ich musste neben einem Busch halten, um sie scheißen zu lassen. Einem Busch!«, sagte er und folgte mir in die Küche.

»Ja, und? Haben deine Verwandten zu Hause etwa Toiletten? Scheißen sie nicht auch sonst in Büsche und auf Misthaufen?«, schrie ich und knallte die Teller ins Spülbecken. Auf das Geräusch von splitterndem Porzellan folgte Stille. Einer der Teller war in der Mitte zerbrochen. Ich fuhr mit dem Finger über die Bruchstelle. Spürte, wie es mir die Haut aufschnitt. Blut tropfte auf den Riss zwischen den Hälften.

»Yejide, versteh doch. Du weißt, ich will dir nicht wehtun«, sagte er.

»Welche Sprache soll das sein? Hausa oder Chinesisch? Ich kann dich nicht verstehen. Sprich endlich eine Sprache, die ich verstehe, Mr Bräutigam.«

»Nenn mich nicht so.«

»Ich nenne dich, wie ich will. Immerhin bist du noch mein Mann. Ach, aber vielleicht bist du ja nicht mehr lange mein Mann. Habe ich die Neuigkeit auch verpasst? Sollte ich das Radio einschalten, oder bringen sie es im Fernsehen? Steht es in der Zeitung?« Ich schmiss den zerbrochenen Teller in den Mülleimer neben der Spüle. Dann drehte ich mich wieder zu ihm um.

Seine Stirn glänzte, Schweißperlen liefen ihm die Wangen hinab bis zum Kinn. Er trommelte mit dem Fuß zu einem wütenden Beat in seinem Kopf. Seine Gesichtsmuskeln bewegten sich in demselben Rhythmus, als er die Kiefer fest aufeinanderpresste und wieder lockerte. »Du hast mich vor meinem Onkel einen Dreckskerl genannt. Du hast mich gedemütigt.«

Die Wut in seiner Stimme erschütterte mich, brachte mich auf. Ich hatte geglaubt, das Beben seines Körpers würde heißen, er sei nervös – so wie sonst immer. Ich hatte gehofft, es würde bedeuten, dass es ihm leidtue und er Schuldgefühle habe. »Du bringst mir eine neue Ehefrau ins Haus und bist dann wütend? Wann hast du sie geheiratet? Letztes Jahr? Letzten Monat? Wann wolltest du mir davon erzählen? Hm? Du elender –«

»Kein Wort, Frau, kein Wort. Was du brauchst, ist ein Schloss vor dem Mund.«

»Tja, da ich das nicht habe, sage ich es, du elender –«

Er hielt mir den Mund zu. »Okay, es tut mir leid. Ich war in einer schwierigen Situation. Du weißt, ich betrüge dich nicht, Yejide. Du weißt, dass ich das nicht kann. Ich kann es nicht. Das verspreche ich dir.« Er lachte. Es klang gebrochen und kläglich.

Ich schob seine Hand weg. Er hielt meine Hand fest und presste dann beide aufeinander. Ich hätte am liebsten geweint.

»Du hast eine andere Frau, du hast einen Brautpreis für sie bezahlt und bist vor ihrer Familie auf die Knie gefallen. Du betrügst mich längst.«

Er legte meine Hand auf sein Herz; es klopfte schnell. »Das hier betrügt dich nicht; ich habe keine neue Frau. Vertrau mir, es ist nur zu unserem Besten. Meine Mutter wird aufhören, dich wegen eines Kindes unter Druck zu setzen«, sagte er leise.

»Ich glaube dir kein Wort.« Ich riss mich los und ging aus der Küche.

»Falls du dich dadurch besser fühlst, Funmi hat es nicht schnell genug in die Büsche geschafft. Sie hat sich aufs Kleid gemacht.«

Ich fühlte mich nicht besser. Würde mich noch sehr lange nicht besser fühlen. Schon jetzt fing ich an, mir zu entgleiten, so wie einem ein in Eile umgebundenes Tuch zu Boden gleitet, ohne dass man es merkt.

3

Yejide wurde an einem Samstag erschaffen, als Gott genug Zeit hatte, ihren Körper in der Farbe von Ebenholz zu malen. Kein Zweifel. Das vollendete Werk ist der lebende Beweis.

Als ich sie das erste Mal sah, wollte ich die Hand auf ihr jeansumspanntes Knie legen und sagen: »Ich bin Akin Ajayi, und ich werde dich heiraten.«

Sie war elegant, ohne dass sie sich dafür hätte anstrengen müssen. Das einzige Mädchen in der ganzen Reihe, das nicht wie ein Schluck Wasser in ihrem Sitz hing. Sie hatte das Kinn leicht gehoben, lümmelte nicht seitlich abgeknickt auf einer der orangefarbenen Armlehnen. Sie saß aufrecht, hatte die Schultern gestrafft und hielt die Hände verschränkt vor dem nackten Bauch. Ich konnte nicht fassen, dass sie mir nicht schon in der Schlange vor der Kasse aufgefallen war.

Ein paar Minuten bevor das Licht ausging, schaute sie nach links; unsere Blicke trafen sich. Anders als erwartet, sah sie nicht weg, und ich richtete mich auf unter ihrem Blick. Sie taxierte mich, musterte mich von Kopf bis Fuß. Es reichte mir nicht, dass sie mich anlächelte, bevor sie sich der Leinwand zudrehte. Ich wollte mehr.

Sie schien sich ihrer Wirkung nicht bewusst zu sein. Schien gar nicht zu merken, dass ich sie völlig verzaubert anstarrte und überlegte, wie ich sie dazu bringen könnte, mit mir auszugehen.

Leider gelang es mir nicht sofort, sie anzusprechen. Als ich endlich die richtigen Worte gefunden hatte, ging das Licht aus. Und zwischen Yejide und mir saß das Mädchen, mit dem ich damals zusammen war.

Ich machte noch am selben Abend mit ihr Schluss, gleich nach dem Film. Ich sagte es ihr noch im Foyer der Oduduwa Hall in Ife, während sich die Leute, die schon ihre Plätze einnehmen wollten, an uns vorbeidrängten.

»Bitte geh zurück ins Wohnheim. Wir sehen uns morgen«, sagte ich und verschränkte die Hände zu einer entschuldigenden Geste, obwohl es mir nicht leidtat, mir nie leidtun würde, und ließ sie mit leicht offenem Mund da stehen.

Dann kämpfte ich mich durch die Menge, suchte nach der schönen Frau mit den Bluejeans, den Plateausandalen und dem bauchfreien weißen T-Shirt, und fand sie. Yejide und ich heirateten noch vor Jahresende.

Ich war vom ersten Augenblick an in Yejide verliebt. Kein Zweifel. Aber es gibt Dinge, die auch die Liebe nicht vermag. Bevor ich heiratete, glaubte ich, die Liebe allein könne alles schaffen. Ich lernte bald, dass ich der Belastung der vier Jahre ohne Kinder nicht gewachsen war. Wenn die Last zu groß ist, zu groß über eine zu lange Zeit, knickt selbst die Liebe ein, bekommt Risse, droht zu zerbrechen und zerbricht manchmal. Aber auch wenn sie in tausend Scherben verstreut um unsere Füße liegt, ist es noch immer Liebe.

Von Liebe wollte nach vier Jahren keiner mehr etwas hören. Meine Mutter jedenfalls nicht. Sie sprach von meiner Verantwortung als erstgeborenem Sohn. Erinnerte mich an die neun Monate, in denen ich nur die Welt in ihrem Leib gekannt hatte. Sie betonte, wie schwer besonders die letzten drei Monate für sie gewesen waren. Wie unmöglich es gewesen sei, im Bett noch eine bequeme Position zu finden, und wie sie die Nächte deshalb in einem Polstersessel verbracht hatte.

Moomi kam schon bald auf meinen Halbbruder Juwon zu sprechen, den Erstgeborenen der zweiten Frau meines Vaters. Moomi hatte ihn seit Jahren nicht mehr als Beispiel angeführt. Als ich jünger war, hatte sie ständig von ihm geredet. Juwon kommt nie mit schmutziger Uniform nach Hause; warum ist dein Hemd schmutzig? Juwon hat noch nie seine Schulsandalen verloren; das ist das dritte Paar, das du in diesem Halbjahr verloren hast. Juwon ist immer um drei zu Hause; wo treibst du dich nach der Schule herum? Warum bringt Juwon lauter Preise nach Hause, und du nicht? Du bist der erste Sohn in dieser Familie, weißt du, was das heißt? Weißt du eigentlich, was das heißt? Willst du, dass er deinen Platz einnimmt?

Sie hörte auf, von Juwon zu reden, als er sich nach der Sekundarstufe für einen Handwerksberuf entschied, weil seine Mutter sich die Studiengebühren nicht leisten konnte. Wahrscheinlich hatte Moomi das Gefühl, dass sich ein Junge, der eine Ausbildung zum Zimmermann machte, nie im Leben mit ihren studierten Kindern würde messen können. Sie hatte jahrelang nicht über Juwon gesprochen und schien das Interesse an seinem Leben verloren zu haben, bis sie von mir verlangte, eine andere Frau zu heiraten. Da erzählte sie mir – als hätte ich das nicht längst gewusst –, Juwon habe schon vier Kinder, und zwar lauter Jungen. Diesmal beließ sie es nicht bei Juwon, sondern erinnerte mich daran, dass alle meine Halbbrüder inzwischen Kinder hatten.

Als Yejide und ich im zweiten Jahr unserer Ehe waren, fing meine Mutter an, jeden ersten Montag im Monat zu mir ins Büro zu kommen. Sie kam nicht allein. Jedes Mal brachte sie eine neue Frau mit, eine potenzielle Ehefrau. Sie ließ nie einen Montag aus. Nicht einmal, wenn sie krank war. Wir hatten eine Vereinbarung: Solange ich zuließ, dass sie mit diesen Frauen in mein Büro kam, würde sie Yejide nie in Verlegenheit bringen, indem sie mit einer ihrer Kandidatinnen bei uns zu Hause auftauchte; sie würde Yejide gegenüber nie ein Wort sagen.

Als meine Mutter drohte, von nun an jede Woche mit einer neuen Frau bei Yejide aufzukreuzen, wenn ich nicht innerhalb eines Monats eine auswählte, musste ich eine Entscheidung treffen. Ich wusste, meine Mutter war nicht der Typ für leere Drohungen und Yejide war dieser Art von Druck nicht gewachsen. Sie wäre daran zerbrochen. Von all den Mädchen, die meine Mutter mir in meinem Büro vorführte, war Funmi die Einzige, die nicht darauf bestand, bei Yejide und mir einzuziehen. Funmi war die naheliegende Wahl, weil sie nicht viel von mir verlangte. Jedenfalls nicht am Anfang.

Sie war ein leichter Kompromiss. Sie akzeptierte eine Wohnung kilometerweit von Yejide und mir entfernt. Bat mich nur um ein gemeinsames Wochenende pro Monat und um eine angemessene Unterstützung. Sie war damit einverstanden, dass sie mich nie zu Partys oder öffentlichen Anlässen begleiten würde.

Nachdem ich eingewilligt hatte, Funmi zu heiraten, sah ich sie monatelang kein einziges Mal. Ich sagte ihr, dass ich beruflich viel zu tun hätte und sie eine Weile nicht besuchen könne. Jemand musste ihr den »Eine geduldige Ehefrau erobert am Ende das Herz ihres Ehemanns«-Spruch ans Herz gelegt haben. Sie diskutierte nicht mit mir; sie wartete einfach, bis ich mich damit abgefunden hätte, dass sie jetzt ein Teil meines Lebens war.

Mit Yejide war es viel schneller gegangen. Nachdem ich sie kennengelernt hatte, verbrachte ich einen Monat lang jeden Tag zwei Stunden im Auto, um bei ihr zu sein. Ich verließ das Büro um fünf und fuhr die halbe Stunde bis Ife. Es dauerte weitere fünfzehn Minuten, um durch die Stadt bis zum Universitätstor zu gelangen. Meistens betrat ich das Zimmer F101 im Wohnheim Moremi Hall ungefähr eine Stunde nach meiner Abfahrt in Ilesa.

Das machte ich jeden Tag, bis Yejide irgendwann raus auf den Gang kam und die Tür hinter sich schloss, anstatt mich hereinzulassen. Sie sagte, ich solle nie wieder kommen. Sie sagte, sie wolle mich nie wieder sehen. Aber ich gab nicht auf. Elf Tage lang stand ich jeden Tag vor Zimmer F101, lächelte ihre Mitbewohnerinnen an und versuchte sie zu überreden, mich hereinzulassen.

Am zwölften Tag öffnete sie selbst die Tür. Sie kam raus auf den Gang. Wir standen nebeneinander, als ich sie anflehte, mir zu sagen, was ich falsch gemacht hatte. Ein Gemisch verschiedener Gerüche aus der Teeküche und den Toiletten drang zu uns nach draußen.

Es stellte sich heraus, dass das Mädchen, mit dem ich vor Yejide zusammen gewesen war, sie in ihrem Zimmer aufgesucht hatte, um sie zu bedrohen. Das Mädchen hatte behauptet, wir hätten traditionell geheiratet.

»Ich will keine Polygamie«, sagte Yejide an dem Abend, an dem ich endlich erfuhr, was los war.

Jedes andere Mädchen hätte versucht, mir irgendwie durch die Blume zu sagen, dass sie die einzige Ehefrau sein wolle. Nicht aber Yejide. Sie war direkt. Geradeheraus.

»Ich auch nicht«, sagte ich.

»Hör zu, Akin. Vergessen wir es einfach. Die ganze Sache – uns. Das hier.«

»Sieh mich an. Ich bin nicht verheiratet. Bitte – sieh mich an. Wenn du willst, gehen wir jetzt sofort zu diesem Mädchen und stellen es zur Rede. Dann soll sie uns die Hochzeitsfotos zeigen.«

»Sie heißt Bisade.«

»Ist mir egal.«

Yejide sagte eine Weile kein Wort. Sie lehnte an der Tür und sah zu, wie Leute den Gang entlangkamen und wieder verschwanden.

Ich berührte sie an der Schulter; sie ließ es zu.

»Dann war ich wohl dumm«, sagte sie.

»Eine Entschuldigung wäre schon angebracht«, sagte ich. Ich meinte es nicht so. Unsere Beziehung war noch in einem Stadium, in dem es nicht wichtig war, wer recht hatte und wer nicht. Wir waren noch nicht an dem Punkt, wo die Diskussion darum, wer sich zu entschuldigen hatte, gleich den nächsten Streit auslöste.

»Entschuldige, aber weißt du, die Leute haben alle möglichen … Entschuldige.« Sie lehnte sich an mich.

»Entschuldigung angenommen.« Ich grinste, als sie mir unsichtbare Kreise auf den Arm malte.

»Tja, Akin. Jetzt kannst du mir alle deine Geheimnisse verraten, die schmutzigen und die weniger schmutzigen. Vielleicht von einer Frau, die irgendwo deine Kinder …«

Ich hätte ihr manches erzählen können. Ihr sagen sollen. Ich lächelte. »Ich habe ein paar schmutzige Socken und Unterhosen. Und du? Irgendwelche schmutzigen Höschen?«

Sie schüttelte den Kopf.

Endlich sprach ich aus, was mir vom ersten Augenblick an prickelnd auf der Zunge gelegen hatte – oder eine Version davon. Ich sagte: »Yejide Makinde, ich werde dich heiraten.«

4

Eine Zeit lang akzeptierte ich nicht, dass ich zu einer iyale geworden war, einer ersten Frau. Iya Martha war die erste Frau meines Vaters. Als Kind kam sie mir vor wie die unglücklichste Ehefrau der Familie. Und dieses Bild von ihr änderte sich auch nicht, als ich größer wurde. Bei der Beerdigung meines Vaters stand sie, die ohnehin schlitzartige Augen hatte, mit noch schmaleren Augen am frisch ausgehobenen Grab und ließ Flüche auf alle Ehefrauen los, die mein Vater nach ihr geheiratet hatte. Wie immer fing sie mit meiner längst verstorbenen Mutter an, weil sie die zweite Frau gewesen war, die er geheiratet hatte, und Iya Martha zu einer ersten Ehefrau unter nicht ganz so Gleichen gemacht hatte.

Ich weigerte mich, mich als erste Ehefrau zu betrachten.

Es war leicht so zu tun, als ob Funmi gar nicht existierte. Ich erwachte weiter neben meinem Mann, der auf dem Rücken neben mir lag, die Beine ausgestreckt und das Kissen auf dem Gesicht, um das Licht der Nachttischlampe abzuwehren. Ich zwickte ihn in den Nacken, bis er aufstand, ins Bad ging und mit einem Nicken oder Winken auf mich reagierte. Morgens stand er immer völlig neben sich und war vor einer ersten Tasse Kaffee oder einer kalten Dusche nicht in der Lage, Wörter sinnvoll aneinanderzureihen.

Ein paar Wochen nach Funmis erstem Auftritt in unserem Haus klingelte kurz vor Mitternacht das Telefon. Ich hatte mich noch nicht im Bett aufgerichtet, da war Akin schon durch das halbe Zimmer geeilt. Ich zog zweimal an der Schnur meiner Nachttischlampe, und das Licht von vier Glühbirnen durchflutete das Zimmer. Akin hielt den Hörer in der Hand und schaute ernst, während er der Person am anderen Ende zuhörte.

Nachdem er das Telefon wieder eingesteckt hatte, setzte er sich zu mir aufs Bett. »Das war Aliyu, der Chef der Geschäftsstelle in Lagos. Er hat angerufen, um mir zu sagen, dass die Bank morgen zubleibt.« Er seufzte. »Es gab einen Putsch.«

»Oh Gott«, sagte ich.

Wir saßen eine Weile schweigend da. Ich fragte mich, ob jemand getötet worden war und ob in den nächsten Monaten Chaos und Gewalt ausbrechen würden. Obwohl ich zu jung war, um mich wirklich an die Ereignisse zu erinnern, wusste ich, wie schnell der Putsch von 1966 das Land in einen Bürgerkrieg gestürzt hatte. Ich tröstete mich damit, dass sich die Unruhen nach dem letzten Putsch, in dessen Folge General Buhari vor nicht einmal zwanzig Monaten zum Staatsoberhaupt geworden war, nach ein paar Tagen wieder gelegt hatten. Das Land hatte letztlich beschlossen, die korrupte Zivilregierung, die von Buhari und seinen Gefolgsleuten entmachtet worden war, ohnehin sattgehabt zu haben.

»Weiß man denn überhaupt schon, ob die Putschisten erfolgreich waren?«

»Sieht so aus. Aliyu sagt, sie haben Buhari schon verhaftet.«

»Hoffen wir nur, dass sie diesmal keinen töten.« Ich zog einmal an der Schnur der Nachttischlampe, und drei der vier Glühbirnen gingen aus.

»Dieses Land!«, seufzte Akin, als er aufstand. »Ich gehe noch mal nach unten und sehe nach den Türen.«

»Wer ist denn jetzt an der Macht?« Ich legte mich wieder hin, auch wenn ich nicht würde einschlafen können.

»Das hat er nicht gesagt. Aber morgen früh werden wir es wissen.«

Aber wir wussten es nicht. Um sechs Uhr sprach im Radio ein Armeeoffizier, der die alte Regierung verdammte, uns aber nichts über die neue verriet. Akin fuhr nach der Ansprache ins Büro, um da zu sein, bevor es zu ersten Protesten käme. Ich blieb zu Hause, weil ich wusste, dass mein Lehrling nicht in den Salon kommen würde, wenn sie heute Morgen die Nachrichten gehört hatte. Ich ließ das Radio laufen und versuchte, sämtliche Bekannte aus Lagos anzurufen, um in Erfahrung zu bringen, ob sie in Sicherheit waren, aber die Telefonleitungen waren überlastet, und ich kam nicht durch. Ich musste eingenickt sein, nachdem ich am Mittag die Nachrichten gehört hatte. Als ich wach wurde, war Akin zurück. Ibrahim Babangida war jetzt das neue Staatsoberhaupt, erfuhr ich von ihm.

Das Eigenartigste an den folgenden Wochen war, dass Babangida sich nicht nur zum Staatsoberhaupt, sondern zum Präsidenten ernannte, so als wäre ein Putsch dasselbe wie eine Wahl. Im Großen und Ganzen lief alles weiter wie bisher, und wie der Rest des Landes kehrten auch wir zum gewohnten Alltag zurück.

An den meisten Wochentagen frühstückten Akin und ich zusammen. In der Regel gab es gekochte Eier, Toast und Unmengen Kaffee. Wir mochten unseren Kaffee auf dieselbe Art: in den roten Tassen, die farblich zu den kleinen Blumen auf unseren Platzdeckchen passten, ohne Milch und mit zwei Stück Zucker. Beim Frühstück besprachen wir die Pläne für den Tag. Sprachen darüber, dass wir jemanden finden mussten, der das kaputte Dach im Bad reparierte, sprachen über die Männer, die Babangida in den Nationalen Ministerrat berufen hatte, überlegten, ob wir den Nachbarshund töten sollten, der jede Nacht bellte, und stimmten ab, ob die neue Margarine nun zu ölig war oder nicht. Über Funmi sprachen wir nicht; wir erwähnten nie ihren Namen, auch nicht aus Versehen. Nach dem Essen trug jeder von uns seinen Teller zur Spüle und stellte ihn dort ab, um das schmutzige Geschirr kümmerten wir uns später. Dann wuschen wir uns die Hände, küssten uns und gingen ins Wohnzimmer zurück. Akin schnappte sich dort sein Jackett, warf es sich über die Schulter und fuhr zur Arbeit. Ich ging nach oben, duschte und fuhr dann in meinen Salon. So machten wir weiter, aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen wurden Monate, ganz so, als ob es noch immer nur uns beide gäbe.

Dann kam ein Tag, an dem ich wie immer zum Duschen nach oben ging, nachdem Akin sich auf den Weg zur Arbeit gemacht hatte, und ich sah, dass das Dach an einer Stelle eingebrochen war. Es regnete an diesem Morgen, und durch den Druck des angestauten Regenwassers hatte es ein Loch in den ohnehin durchweichten Asbest gerissen, sodass das Wasser jetzt in die Badewanne tropfte. Ich versuchte, trotzdem irgendwie zu duschen, weil ich seit unserer Hochzeit noch nie eines der anderen Bäder im Haus benutzt hatte. Aber der Regen ließ nicht nach, und durch das Loch in der Decke bekam ich überall in der Wanne Regenwasser oder Holzstückchen und Metallteile ab, die mit dem Wasser in der Wanne landeten.

Nachdem ich in Akins Büro angerufen und ihm bei der Sekretärin eine Nachricht wegen des Dachs hinterlassen hatte, musste ich zum allerersten Mal im Gästezimmer duschen, das schräg über den Flur lag. Und dort, in diesem mir fremden Winkel des Hauses, ging mir durch den Kopf, dass ich womöglich oft in dieser kleinen Duschkabine würde duschen müssen, wenn Funmi darauf bestehen würde, zu uns zu kommen, um die Nächte im Schlafzimmer zu verbringen. Ich wusch den Seifenschaum ab und kehrte zurück ins Schlafzimmer – mein Schlafzimmer –, um mich für den Tag im Salon zurechtzumachen. Bevor ich nach unten ging, warf ich noch einen Blick ins Bad und sah, dass das Loch nicht größer geworden war und das Wasser noch immer direkt in die Wanne lief.

Es regnete heftig, als ich mit aufgespanntem Schirm zum Wagen rannte; der Wind war stark und kämpfte mit mir um den Schirm. Als ich in den Wagen stieg, waren meine Schuhe völlig durchnässt. Ich wechselte in die flachen Ballerinas, die ich immer zum Autofahren anzog. Beim Drehen des Zündschlüssels passierte gar nichts, bis auf ein hilfloses Klicken. Ich versuchte es wieder und wieder, ohne Erfolg.

Ich hatte noch nie Probleme mit meinem treuen blauen Käfer gehabt, seit Akin ihn mir nach der Hochzeit geschenkt hatte. Er brachte ihn regelmäßig zur Durchsicht und kontrollierte jede Woche das Öl und was sonst noch zu kontrollieren war. Es schüttete weiter wie aus Kübeln, und zu meinem Salon laufen zu wollen, hatte keinen Sinn, auch wenn er nicht allzu weit weg war. Der Wind hatte im Nachbarsgarten schon mehrere Äste vom Baum gerissen und würde meinen Regenschirm in wenigen Minuten zerlegen. Also saß ich im Wagen und schaute zu, wie auch andere Äste gegen den Wind kämpften, bis sie abbrachen und mit ihrem üppigen Grün zu Boden fielen.

Ende der Leseprobe