Blitzhochzeit im Paradies - Cara Colter - E-Book

Blitzhochzeit im Paradies E-Book

Cara Colter

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Beschreibung

Die Promihochzeit auf der Karibikinsel soll ein Jahrhundertereignis werden! Dafür will Hochzeitsplanerin Becky sorgen. Wenn bloß der Bruder des Bräutigams nicht wäre. Drew Jordan ist gefährlich attraktiv, und als die Hochzeit zu platzen droht, macht er einen unerhörten Vorschlag …

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IMPRESSUM

Blitzhochzeit im Paradies erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2016 by Cara Colter Originaltitel: „The Wedding Planner’s Big Day“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA EXTRABand 55 - 2017 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Victoria Werner

Umschlagsmotive: Getty Images / Image Source

Veröffentlicht im ePub Format in 7/2024

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751535533

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Nein.“

Ein Bogen Papier segelte auf den Schreibtisch. Becky English sah auf und versuchte, sich ihre Reaktion nicht anmerken zu lassen. Die volle Stimme mit dem sexy Klang hätte ihr eine Warnung sein sollen. Der Mann war atemberaubend. Eindeutig schlecht gelaunt, aber dennoch …

Er war mindestens einen Meter achtzig groß, und unter dem dunkelgrünen Sporthemd und den hellen Shorts zeichnete sich ein muskulöser Körper mit breiter Brust, flachem Bauch und den schmalen Hüften der Revolverhelden aus den alten Western-Filmen ab. Er wirkte wie ein Mann, der den Großteil seiner Zeit an der frischen Luft verbrachte.

Sein dunkelbraunes gewelltes Haar fiel bis auf den Hemdkragen herab. Seine Augen hatten dieselbe Farbe wie das Karibische Meer, das die Insel umgab. Im Gegensatz zum Meer wirkte sein Blick allerdings weder warm noch einladend. Wieder drängte sich der Vergleich mit den Revolverhelden auf – kühl und respekteinflößend. Hart. Das alles lenkte jedoch nicht von der Tatsache ab, dass seine Züge einfach nur perfekt waren.

„Und nein“, sagte er.

Das nächste Blatt Papier landete auf der Tastatur ihres Laptops.

„Und was das hier angeht – ganz besonders nein!“

Das dritte Blatt schwebte ihr entgegen. Mit einem raschen Griff verhinderte sie, dass es zu Boden fiel.

Becky machte die Bewegung rein reflexartig. Sie konnte den Blick nicht von ihrem Gegenüber abwenden. Schweißperlen rannen langsam an seinen Schläfen herab – bis zu seinem markant geschnittenen Kinn. Er wischte sie ungeduldig fort.

Es war heiß hier auf der kleinen Insel Sainte Simone. Becky widerstand der Versuchung, sich mit dem Handrücken die eigenen Schweißtröpfchen von der Stirn zu wischen. Endlich fand sie ihre Stimme wieder.

„Entschuldigen Sie – wer sind Sie?“

Seine einzige Antwort war eine emporgezogene Braue.

„Sie müssen einer von Allies Freunden aus Hollywood sein“, schloss Becky.

Er war in seinem ganzen Äußeren derart perfekt, dass er nur zur Welt des Films gehören konnte. Ausschließlich Schauspieler schienen in der Lage, diese Mir-gehört-die-Welt-Selbstsicherheit auszustrahlen, von der Normalsterbliche nur träumen konnten. Außerdem waren seine markanten Züge einfach ideal für die Kamera – diese aristokratische Nase, die vollen Lippen …

„Und? Sind Sie das?“, hakte sie nach.

Um eine solche Situation zu verhindern, hatte sie um eine Gästeliste gebeten, aber nein, Allie war strikt dagegen gewesen. Sie kümmerte sich selbst um die Gästeliste, und sie wollte nicht, dass irgendjemand – nicht einmal ihre Hochzeitsplanerin – die Namen der Menschen kannte, die zu ihrer Hochzeit eingeladen waren.

Der Mann schnaubte verächtlich – was ihr nicht wirklich weiterhalf. Aber wie konnte es sein, dass sogar ein Schnauben sexy wirkte?

„Sie sind sehr früh.“ Becky schlug einen energischen Ton an. Dabei fragte sie sich, wieso ihr Puls raste, als habe sie soeben einen Hundert-Meter-Sprint zurückgelegt. „Die Hochzeit findet erst in zwei Wochen statt.“

Genau das hätte sie erwarten sollen. Menschen mit zu viel Zeit und Geld würden einfach hier auftauchen, wann es ihnen passte.

„Ich bin Drew Jordan.“

Ihre Miene musste verraten haben, dass der Name ihr absolut nichts sagte.

„Der Bauleiter für diesen Zirkus.“

Drew Jordan. Natürlich! Wieso hatte sie nicht gleich geschaltet? Sie hatte ihn bereits erwartet. Er war der Bruder des Bräutigams.

Er mochte der Bauleiter sein, aber Becky war die Leiterin der gesamten Aktion, und das würde sie ihm klarmachen, und zwar schnell.

„Bitte bezeichnen Sie die Hochzeit von Allie Ambrosia nicht als Zirkus“, erklärte sie kühl. „Es wird das Ereignis des Jahres sein.“

Damit gab sie die Worte der Braut wieder, Hollywoods neuestem It-Girl. Sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass ihre Position sie selbst ein wenig überwältigte. Sie, Becky English, ein Nobody aus der Kleinstadt, war auserwählt, das Ereignis des Jahres zu organisieren!

Sie erinnerte sich an Allies Warnung vor dem Mann, der jetzt vor ihr stand. „Mein zukünftiger Schwager wird die Bauleitung übernehmen“, hatte sie gesagt. „Er kann ein richtiges Ekel sein. Er ist ein paar Jahre älter als Joe, benimmt sich aber, als sei er fünfundsiebzig. Er hat an allem etwas auszusetzen. Das erklärt wohl auch, wieso er noch ledig ist.“

Der Mann wirkte absolut nicht wie ein Fünfundsiebzigjähriger. Was das Ekel anbetraf – das blieb abzuwarten. Und warum interessierte sie bei all diesen Fakten am meisten, dass er ledig war?

Becky war Hochzeitsplanerin. In einer Mischung aus spontaner Laune und Wunschdenken hatte sie ihre Agentur Für immer und ewig genannt. Die Erfahrungen, die sie in ihrem Beruf machte, ließen schnell auch die letzten romantischen Illusionen schwinden, die ihr nach dem bitteren Ende ihrer langen Verlobungszeit noch geblieben waren. Dabei war Becky gern bereit zuzugeben, dass sie vielleicht zu viele Märchenfantasien gehabt hatte, als sie noch sehr jung und naiv gewesen war.

Der Mann, der jetzt vor ihr stand, musste in jeder Frau den Traum von einem Happy End auslösen. Becky wollte sich ihre Verwirrung nicht anmerken lassen, deshalb griff sie nach dem Papier, das Drew Jordan ihr als letztes hingeworfen hatte – das mit dem ganz besonderen Nein!

Es war ihr eigener Entwurf. Die etwas rudimentäre Zeichnung war mit einem dicken schwarzen Kreuz durchgestrichen worden.

„Aber den Pavillon brauchen wir!“, protestierte sie. „Wo sonst wollen wir zweihundert geladene Gäste zum Essen platzieren?“

„Die Location ist in Ordnung.“

Erwartete er Dank dafür? Ihr Adrenalinpegel war derart gestiegen, dass ihr keine passende Antwort einfiel. Sie rang um Worte.

„Das Essen kann dort stattfinden – auf dem Rasen vor diesem Kasten. Einfach ohne Pavillon.“

„Dieser Kasten ist ein Schloss“, erklärte Becky trocken. Okay, zuerst hatte sie auch gefunden, dass der Bau nicht zum tropischen Flair der Insel passte. Aber während der vergangenen Tage hatte sie gelernt, ihm etwas Positives abzugewinnen. Durch die dicken Mauern war es innen immer angenehm kühl, und jeder Raum, in den sie bislang einen Blick geworfen hatte, bot den Luxus eines Fünf-Sterne-Hotels.

Außerdem war das Gebäude groß genug, um zweihundert Gäste für die einwöchige Feier unterzubringen, die Allie für ihre Hochzeit angesetzt hatte. Bauten dieser Größe waren hier schwer zu finden.

Zudem bot das Insel-Domizil Personal, das es gewohnt war, prominente Gäste zu umsorgen. Besitzer des Ganzen – die Insel eingeschlossen – war der Musik-Mogul Bart Lung, der hier schon manche hochkarätige Veranstaltung mit Stars aus aller Welt veranstaltet hatte.

Offensichtlich hatten all diese Menschen in dem großen Speisesaal des Schlosses gegessen. Der kam für Allie aber nicht infrage. Sie bestand darauf, dass ihre Hochzeitsfeier draußen stattfand.

„Wollen Sie damit sagen, Sie können mir keinen Pavillon bauen?“ Becky schlug einen frostigen Ton an, in dem vor allem eine Nachricht deutlich mitschwang: Sie sind zu ersetzen!

„Es geht nicht ums Können, sondern ums Wollen. Wir haben zwei Wochen, um diesen Zirkus vorzubereiten, nicht zwei Jahre.“

Er ließ sich von ihrem Ton in keinster Weise einschüchtern. Sein Ausdruck verriet, dass er es eher gewohnt war, Anweisungen zu geben, als welche zu befolgen.

Sie erwog, ihn noch einmal auf den Begriff Zirkus anzusprechen, hielt es dann aber für klüger, sich die Worte zu sparen. Sachliche Argumente waren das Gebot der Stunde.

„Es ist nur ein Bau auf Zeit“, erklärte sie ruhig, „und er ist unumgänglich. Was, wenn wir an dem Tag unfreundliches Wetter haben?“

Drew musterte sie so lange nachdenklich, dass es sie nervös machte.

„Was ist?“, fragte sie entnervt.

„Ich versuche herauszufinden, ob Sie zur Märchentruppe der Braut gehören oder nicht.“

Becky hob das Kinn. „Was ist eine Märchentruppe?“

„Das sind Menschen, die keinen Bezug mehr zur Wirklichkeit haben“, erklärte er und deutete dabei auf den Plan in ihrer Hand. „Sie können auf einer Insel, auf der jeder Nagel eingeflogen werden muss, nicht von jetzt auf gleich einen Pavillon für zweihundert Menschen bauen.“

„Es soll doch kein Bau für die Ewigkeit sein“, protestierte sie. „Es ist eine Illusion – wie Kulissen beim Film.“

„Ihr Bauplan mag Sie für die Truppe qualifizieren, aber ansonsten gehören Sie nicht dazu“, entschied er.

„Wieso?“

„Unumgänglich. Unfreundliches Wetter. Illusion.“ Um seine Mundwinkel zuckte es verdächtig. Jetzt begriff sie, dass es ihre Sprache war, die ihn amüsierte.

„Wie auch immer – unfreundliches Wetter ist sehr unwahrscheinlich. Ich habe es gegoogelt. Diese Seite der Insel hat drei Regentage im Jahr. Und dreimal dürfen Sie raten, wie oft es in den vergangenen zweiundvierzig Jahren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen hier am Tag aller Tage, am dritten Juni, geregnet hat.“

Die Art, wie er Tag aller Tage sagte, war nicht besser als Zirkus.

Becky bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. Sie öffnete ihren Laptop, um anzudeuten, sie habe nicht die Absicht, sein Wort dafür zu nehmen, und wolle sich stattdessen selbst von der Wetterprognose für den dritten Juni überzeugen.

Ihre Finger folgten einem anderen Gedankengang. Ehe Becky es sich versah, gaben sie in der Google-Suchmaske den Namen DREW JORDAN ein.

Drew betrachtete Becky English derweil nachdenklich. Er hatte eine gestylte, weltgewandte Eventmanagerin von der Westküste erwartet. Die Frau vor ihm mit ihrer sonnenverbrannten Nase und dem Pferdeschwanz machte den Eindruck, als sei sie kaum volljährig.

Sie wirkte wie ein sportlicher Teenager, der sich auf das Training mit dem Team der Cheerleader ihrer Highschool vorbereitete. Die Art, wie sie sprach – mit der Ernsthaftigkeit einer Schülerin, die zum nationalen Buchstabierwettbewerb wollte –, machte sie in seinen Augen zu einer Kreuzung zwischen Streberin und Cheerleaderin. Wer hätte gedacht, dass diese Kombination derart faszinierend sein könnte?

Beckys Haar wirkte, als sei es nie in Berührung mit Haarfärbemitteln oder Ähnlichem gekommen. Offensichtlich hatte sie es am Morgen einfach aus dem Gesicht gestrichen und mit einem Gummi zusammengebunden. Es war von einem undefinierbaren hellen Braun und wirkte dabei doch so glänzend und gesund, dass Drew ein erschreckendes Bedürfnis verspürte, es zu berühren.

Ihre Augen waren braun und nicht einmal von einem Hauch Make-up umgeben. Die helle Haut wäre im Lande des ewigen Sommers, aus dem er kam, als nicht zeitgemäß betrachtet worden. Nach nur wenigen Tagen in den Tropen glänzten ihre Nasenspitze und die Wangen rosig, und die ersten Sommersprossen zeigten sich. Auch ihre schlanken Schultern zeigten Anzeichen eines Sonnenbrands. Ihre Zähne standen eine Spur schief, einer der Frontzähne schob sich leicht über den anderen – ein liebenswerter Makel. Und natürlich fiel ihm auf, dass ihr obenrum jede weibliche Form fehlte.

Drew Jordan arbeitete vorwiegend in Los Angeles. Die Menschen dort – besonders die Menschen, die sich die Dienste seiner Firma leisten konnten – waren so wenig natürlich, wie man es sich nur vorstellen konnte. Die Frauen hatten zierliche Nasen und wulstige Lippen, künstlich gebräunte Haut und faltenfreie Gesichter. Ihre Haare waren blond in allen Schattierungen und die Brüste unnatürlich aufgeblasen. Die Augen schienen durch geschickte Chirurgen dauerndes Erstaunen auszudrücken, und ihre Zähne waren so weiß, dass man eine Sonnenbrille brauchte, um sich vor ihrem blitzenden Lächeln zu schützen.

Drew wusste nicht, wann er sich an all das gewöhnt hatte, aber plötzlich begriff er: Mit dem Gekünstelten kannte er sich aus, daher gab es einem eingefleischten Junggesellen wie ihm ein Gefühl der Sicherheit. Die Faszination für diese Frau hingegen kam daher, dass sie zu einhundert Prozent echt wirkte.

Sie trug ein schlichtes weißes Tanktop, und wenn er sich ein wenig vorbeugte, konnte er Shorts erkennen. Unter dem Tisch sah er ein Paar Sneakers mit rosa Schuhbändern.

„Wie sind Sie an Allie gekommen?“, fragte er. „Sie sehen nicht so aus, wie ich mir eine hochkarätige Hochzeitsplanerin aus Hollywood vorstelle.“

„Und wie würde die aussehen?“ Becky war gekränkt.

„Nicht so … natürlich.“

Sie runzelte die Stirn.

„Nehmen Sie es als Kompliment“, schlug er vor.

Sie schien sich unsicher, ging aber in die Offensive: „Ich betreibe schon mehrere Jahre eine sehr erfolgreiche Agentur für Hochzeitsplanungen“, erklärte sie stolz.

„In Los Angeles?“ Er sah sie ungläubig an.

„Nein, nicht direkt.“

Er wartete. Er hatte sie verwirrt und genoss es.

„In Moose Run und Umgebung“, erklärte sie schließlich kühl.

Machte sie Witze? Es klang wie ein Name, den irgendein Drehbuchautor sich ausgedacht hatte, um Visionen eines idyllischen Amerikas zu wecken, das es schon lange nicht mehr gab. Aber nein, es war ihr eindeutig ernst.

Dennoch musste er fragen. „Moose Run? Büffel-Pfad? Im Ernst?“

„Googeln Sie es doch“, fuhr sie ihn an.

„Wo liegt es? In den Appalachen?“

„Googeln Sie es!“

Als er die Arme vor der Brust verschränkte und eine Braue hob, gab sie nach.

„Michigan“, erklärte sie knapp. „Es ist eine Landgemeinde in Michigan mit einer Einwohnerzahl von ungefähr vierzehntausend. Natürlich kommen noch die umliegenden Gemeinden dazu.“

„Ah. Natürlich.“

„Sagen Sie nicht so Ah!“

„Wie?“ Er war verblüfft.

„So als wollten Sie damit sagen: ̦Ah, das erklärt ja alles!ʼ“

„Aber das tut es doch. Es erklärt alles über Sie.“

„Es erklärt gar nichts!“, widersprach sie hitzig. Auf ihren Wangen erschienen kleine hektische Flecken, die den Sonnenbrand überdeckten.

„Okay.“ Er hob die Hände in einer Geste gespielter Ergebung. Er hätte es dabei bewenden lassen sollen. Hätte ihr sagen sollen, was bautechnisch in der kurzen Zeit möglich war und was nicht. Damit war sein Job getan. Aber aus irgendeinem Grund hatte Drew Spaß daran gefunden, sie zu verwirren.

„Wie alt sind Sie?“, fragte er.

Sie verschränkte nun ebenfalls die Arme vor der Brust. Kampfmodus. Musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. „Die Frage ist unangebracht. Wie alt sind Sie denn?“, fauchte sie ihn an.

„Einunddreißig“, erklärte er ungerührt. „Ich habe nur gefragt, weil Sie aussehen wie sechzehn, aber nicht einmal Allie wäre so verrückt, einer Sechzehnjährigen diesen Zir… Ich meine, dieses Event zu überlassen.“

„Ich bin dreiundzwanzig, und Allie ist nicht verrückt!“

„Nicht?“

Die zukünftige Frau seines Bruders hatte es fertiggebracht, in ihrem vollen Terminkalender – sie drehte gerade in Spanien – eine Audienz für ihn unterzubringen, als sie einmal für ein paar Tage in L. A. gewesen war. Es war gewesen, kurz nachdem Joe ihn angerufen und etwas verlegen gesagt hatte, dass er heiraten werde.

Drew war nicht glücklich gewesen über die Neuigkeit. Joe war einundzwanzig. Bisher hatte er keine großen Entscheidungen gefällt, ohne Drew vorher um Rat zu fragen. Drew war gegen seine Entscheidung für den Kulissenbau beim Film gewesen, aber er hatte es dennoch gemacht. Und wohin hatte es geführt? Mit fast ehrfurchtsvollem Ton hatte Joe Drew gestanden, wen er zu heiraten gedachte.

Drew war entsetzt gewesen und hatte kein Geheimnis daraus gemacht. Es hatte damit geendet, dass sein normalerweise immer entspannter, nachgiebiger Bruder ihn angebrüllt hatte: „Hör auf, mich ständig zu kontrollieren! Kannst du dich nicht einfach für mich freuen?“

Und dann hatte Joe einfach aufgelegt. Joe, der sonst immer gut gelaunt und von sonnigem Gemüt war. Seither waren ihre Gespräche kurz und knapp gewesen.

„Ich nehme an, Joe ist noch nicht da?“, fragte er Becky betont beiläufig.

„Nein.“ Sie warf einen Blick in einen dicken Terminkalender. „Er sollte morgen früh eintreffen. Allie kommt am Tag der Hochzeit.“

Perfekt! Ein Gespräch mit Joe ohne Allies Einfluss erhöhte die Erfolgsaussichten seiner Mission beträchtlich. Seine Mission war entweder eine Absage der Hochzeit oder zumindest ein Verschieben des Termins, bis alle wieder einen etwas kühleren Kopf hatten.

Drew bildete sich ein, ein Gefühl für Menschen zu haben – die Frau vor ihm bewies es. Aber nach dem Treffen mit Allie Ambrosia hatte er den beunruhigenden Eindruck gehabt, sie überhaupt nicht einordnen zu können.

„Wo ist mein Bruder?“, hatte Drew sie gefragt.

Allie Ambrosia hatte ihn nur verblüfft angesehen. „Das klingt ja fast, als hätte ich ihn gekidnappt!“

Und genau so kam es Drew vor. Für ihn war Allie Ambrosia verantwortlich für den neuen Joe, der das Gespräch mit seinem Bruder einfach so beenden konnte und dann alle Versuche ignorierte, Kontakt zu ihm aufzunehmen.

„Allie Ambrosia ist einfühlsam, brillant und unglaublich nett.“

Interessiert beobachtete Drew, wie Beckys Wangen noch röter wurden. Sie war bereit, für einen anderen Menschen einzustehen, und das sagte ihm fast ebenso viel über sie wie die Tatsache, dass sie aus Moose Run in Michigan kam.

Drew konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand glauben konnte, Allie Ambrosia verteidigen zu müssen. Er mochte frustriert darüber gewesen sein, keinen Draht zu seiner zukünftigen Schwägerin zu haben, aber die Begriffe einfühlsam und unglaublich nett hätten sich für ihn niemals mit dieser Frau verbunden. Vielleicht eher mit Becky, obwohl er sie gerade erst kennengelernt hatte.

Allie – brillant? Vielleicht. Falls ja, hatte es sich zumindest nicht in ihrem Wortschatz gezeigt. Er war bereit, ihr eine gewisse Gerissenheit zu unterstellen. Sie schien in jede gewünschte Rolle schlüpfen zu können, wobei sich die wahre Allie hinter Augen verbarg, die so unglaublich grün waren, dass er sich fragte, ob sie die Farbe mit Kontaktlinsen verstärkte.

Sein Treffen mit ihr hatte ihn zutiefst frustriert. Er hatte sich bereiterklärt, bei den Bauten zu helfen. Seine Hoffnung war dabei, durch die scheinbare Kapitulation vor den Plänen seines Bruders wieder eine Gesprächsbasis zwischen ihnen herzustellen, die ihm die Möglichkeit gab, Joe zur Einsicht zu bringen.

Morgen hatte er seine Chance. Heute konnte er ungeniert versuchen, die Geheimnisse der Frau zu lüften, die sein Bruder heiraten wollte.

„Und woher wollen Sie wissen, dass Allie einfühlsam, brillant und nett ist?“ Er war froh, endlich jemanden gefunden zu haben, der Allie zu kennen schien, wollte es sich aber nicht anmerken lassen.

„Wir sind zusammen zur Schule gegangen.“

Noch besser! Jemand, der Allie kannte, bevor sie ihren großen Durchbruch beim Film gehabt hatte.

„Allie Ambrosia ist in Moose Run aufgewachsen? Das steht nicht in ihrem offiziellen Lebenslauf.“

Becky schien sich zurückhalten zu wollen, um nicht zu viel über ihre ehemalige Mitschülerin preiszugeben, aber das Bedürfnis, sie zu verteidigen, war stärker.

„Ihre Erinnerungen an Moose Run sind vielleicht nicht die besten“, räumte sie widerstrebend ein.

„Ich muss schon sagen, Allie hat einen weiten Weg hinter sich.“

„Woher wollen Sie das wissen? Wie gut kennen Sie Allie?“

„Ich gebe zu, es ist reine Vermutung. Ich kenne sie kaum“, gestand Drew. „Alles, was ich weiß, ist, dass sie eine stürmische Affäre mit meinem kleinen Bruder, der die Kulissen bei einem ihrer Filme baut, hat. Sie kennen sich gerade erst seit ein paar Wochen – und schon wollen sie heiraten. Das kann doch nicht von Dauer sein, und hier wird sehr viel Zeit und Geld in eine Sache investiert, die bald beendet sein wird.“

„Sie sind zynisch.“ Ihr Ton verriet, dass es kein Kompliment war.

„Wir können nicht alle aus Moose Run in Michigan kommen.“

Sie verteidigte sich nicht, sondern musterte ihn schweigend, was ihm zunehmend Unbehagen verursachte. „Sie machen sich wirklich Sorgen um Ihren Bruder.“

Er war sich nicht sicher, ob es ihm gefiel, dass sie ihn so gut durchschaute. Deswegen schwieg er.

„Offen gestanden glaube ich, dass Sie überhaupt gegen Hochzeiten sind.“

„Was ist das hier – ein Partyspiel? Können Sie meine Gedanken lesen?“ Es sollte witzig klingen, aber sogar er selbst hörte den abwehrenden Unterton in seinen Worten.

„Dann stimmt es also.“

„Ja und? Viele Männer haben etwas gegen Hochzeiten.“

„Und wieso?“

Er runzelte die Stirn. Ein Gespräch über die Bauten war okay, sogar wenn sie so schlecht geplant waren wie diese. Gespräche über Gefühle missfielen ihm. Desgleichen Gespräche über Hochzeiten.

„Sie mögen sie einfach nicht“, beharrte er. „Okay, ich mag sie nicht.“

„Wer hat Sie zum Hüter Ihres Bruders gemacht? Sollten es nicht Ihre Eltern sein, die sich mit ihm darüber unterhalten?“

„Unsere Eltern sind tot.“

„Oh“, sagte Becky ruhig. „Das tut mir leid. Also machen Sie sich als älterer Bruder Sorgen um ihn. Gleichzeitig haben Sie sich erboten, ihm hier zu helfen. Das ist sehr nett von Ihnen.“

Er zuckte die Schultern. „Brüder helfen einander nun einmal.“

„Joe ist wirklich aufgebracht über Ihre Reaktion auf unsere Hochzeit“, hatte Allie ihm gesagt. „Wenn Sie ihm bei den Bauten helfen, würde er Ihre anfängliche Reaktion der Überraschung zuschreiben und verstehen, dass Sie natürlich nur das Beste wollen für ihn.“

Oh, er wollte das Beste für Joe, keine Frage. Etwas musste sich in Drews Ausdruck gezeigt haben, denn Becky runzelte die Stirn. „Wollen Sie versuchen, die Hochzeit zu verhindern?“, fragte sie argwöhnisch.

Hatte Allie ihn auch so gut durchschaut? „Joe ist erwachsen und kann sich seine Meinung selbst bilden. Aber das kann ich auch. Und mir scheint, dass seine Entscheidung in diesem Fall einfach sehr impulsiv gewesen ist.“

„Das ist keine Antwort auf meine Frage.“

„Man hätte doch erwarten können, dass er mich nach meiner Meinung fragt“, erklärte Drew mürrisch.

Er hörte selbst so etwas wie Schmerz in seinem Ton und sah Becky warnend an. Er wollte kein Mitleid.

Glücklicherweise dachte sie gar nicht daran. „Ist das der Grund, wieso ich den Pavillon nicht bekommen soll? Versuchen Sie, das Ganze zu sabotieren?“

„Nein“, beschied er sie knapp. „Ich werde tun, was ich kann, damit mein Bruder und seine Braut einen perfekten Tag bekommen. Falls er schon vorher zu Verstand kommt …“ Er ließ das Ende des Satzes offen.

„Falls er seine Meinung ändert, wären viel Zeit und Geld vergeudet worden.“