Blue Boy: Bold - Garrett Leigh - E-Book

Blue Boy: Bold E-Book

Garrett Leigh

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Beschreibung

Der Tänzer Kai ist der "Süße" in den Blue Boy Studios. Attraktiv und zierlich ist er der perfekte Bottom-Typ – doch oft ist das Offensichtliche nicht die ganze Wahrheit. Und hinter den goldenen Locken und dem süßen Auftreten lauert etwas … Ist Kai nur gelangweilt? Oder braucht er etwas völlig anderes? Der neue Chef der Blue Boy Studios, Jude, sucht nach der neuen Herausforderung für Kai. Und er findet sie in einem Neuling im Business: Matthew – einem Tanzkollegen von Kai. Zunächst ist Kai nicht beeindruckt – doch das ändert sich rasch. 1. Band: Bullet 2. Band: Bones 3. Band: Bold

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Garrett Leigh

Blue Boy 3: Bold

Impressum:

© dead soft verlag, Mettingen 2020

http://www.deadsoft.de

© Garrett Leigh

Titel der Originalausgabe: Blue Boy 3: Bold

August 2014

Übersetzung: Marcel Weyers

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Coverart:

Garrett Leigh@ https://www.blackjazzdesign.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-356-1

Inhalt

Der Tänzer Kai ist der „Süße“ in den Blue Boy Studios. Attraktiv und zierlich ist er der perfekte Bottom-Typ – doch oft ist das Offensichtliche nicht die ganze Wahrheit. Und hinter den goldenen Locken und dem süßen Auftreten lauert etwas …

Ist Kai nur gelangweilt? Oder braucht er etwas völlig anderes?

Der neue Chef der Blue Boy Studios, Jude, sucht nach der neuen Herausforderung für Kai. Und er findet sie in einem Neuling im Business: Matthew – einem Tanzkollegen von Kai.

Zunächst ist Kai nicht beeindruckt – doch das ändert sich rasch.

Kapitel 1

Kai fiel in Jacks Arme wie eine Stoffpuppe. Jack drehte ihn in einer choreografierten Bewegung um und nahm seinen Platz auf seinem Rücken ein. Die Position fühlte sich natürlich an, als würden sie nicht zum ersten Mal ficken. Er spielte mit Kais Körper, betastete ihn und fuhr über eine empfindliche Stelle. Kai drückte seinen Rücken durch und fiel nach vorn. Jack war ein wenig vorhersehbar, aber er hatte Talent, das musste er ihm lassen.

Das Schnappen eines Kondoms durchdrang die Luft. Kai schloss die Augen, biss sich für die Kamera auf die Lippe und wartete darauf, dass die Szene begann.

Seine Hand auf meiner Hüfte, seine Nägel in meine Haut gegraben. Die dicke Spitze seines Schwanzes in mir …

Jack enttäuschte ihn nicht. Er glitt mit einem leisen Stöhnen in ihn. Kai nahm das Geräusch in sich auf und ließ es seinen Körper durchdringen. Jack war kein Levi Ramone, aber er hatte eine tiefe Stimme und sein leises Stöhnen war irgendwie heiß. Er entspannte sich und keuchte ein paarmal. Jack hatte nicht den Größten, den er je gehabt hatte, aber er brauchte trotzdem ein paar Augenblicke, um sich an das ausfüllende Gefühl zu gewöhnen.

»Bist du bereit?«

Kai grinste. Die Tops fragten das immer. Als wäre er derjenige, der es nicht aushalten konnte.

Unterschätze mich nicht.

Nur zwei Tops waren Kai jemals so tief unter die Haut gegangen, dass es ihn nervös gemacht hatte. Levi Ramone, sein erster Fick vor der Kamera, war einer davon gewesen, Cam der andere, der ihn jedoch eher überrascht hatte. Ein einfacher Ritt hatte sich in etwas Intensives verwandelt, aber Kai hatte Cam seitdem kaum noch gesehen.

Konzentrier dich.

Ein heftiger Stoß brachte ihn zurück in die Gegenwart. Ihm entfuhr ein Stöhnen, das dem leichten Freudenschock in seinem Bauch Platz machte. Jack folgte dem Drehbuch und Kai entspannte sich unter dem stetigen Takt seines Schwanzes in seinem Arsch. Es fühlte sich gut an, wie eine frühmorgendliche Dehnung oder ein Spaziergang im Park, aber es war nicht genug, um ihn verrückt zu machen. Er brauchte mehr.

Kai legte sich flach auf das Bett und streckte seinen Arsch in die Höhe. »Zieh an meinen Haaren.«

Jack zerrte an seinen blonden Locken. »So?«

»Fester.«

Er war unsicher, das merkte Kai. Er drückte seine Hüften zurück und gegen Jacks Schwanz.

Ich kann es verkraften. Ich will es.

Verdammt. Warum hörten alle Power-Tops immer auf? Das Leben war wirklich langweilig ohne Levi Ramone in seinem Arsch.

»Fester, verdammt noch mal.«

Jack zog an Kais Haaren. Die Schmerzen wanderten direkt zu seinem Schwanz. Er stöhnte lang und laut und verkrampfte sich. Jack grunzte und schauderte und Kai grinste in das unbefleckte weiße Laken des Bettes.

Ja. Das gefällt ihm.

Kai schrieb den losen Szenenplan in seinem Kopf neu. Jude, sein neuer Chef, hatte ihnen gesagt, sie sollten mit dem Strom schwimmen. Aber was bedeutete das? Während Jude auf Socken durch das Studio lief und mit seiner allgegenwärtigen Kamera Fotos machte, spielte Kai einige Möglichkeiten durch. Jack war süß und heiß und fickte ihn wie ein Champion, aber seine Gedanken schweiften dennoch ab. Das war in den letzten Wochen sehr oft passiert. Jack packte seine Hüften fest genug, um blaue Flecken zu hinterlassen, aber er bemerkte es kaum. Stattdessen lenkte ihn ein seltsames Gefühl abschweifenden Begehrens ab. Etwas fehlte.

Jack zog sich zurück. Kai drehte sich wie auf Autopilot um und hob die Beine an. Er spreizte sie so weit wie möglich und sah die Verwunderung in seinem Blick.

Spagat. Ja, ich bin dein flexibler Freund.

Der Gedanke brachte ihn fast zum Kichern. Er unterdrückte es mit einem gekünstelten Wimmern und warf seinen Kopf in den Nacken. »Lass mich kommen.«

Er verstand den Hinweis und wurde schneller. Die Anstrengung kroch über Jacks blasse, nun immer rötere Haut, die Kais Eier dazu brachte, sich zusammenzuziehen. Obwohl ihm seine Haare zu hell waren, stand er auf helle Haut. Es gefiel ihm, das erhitzte, rauschende Blut eines Mannes sehen, der kurz vor dem Abspritzen war.

Kai verkrampfte sich und drückte sich gegen Jacks Schwanz. Dieser keuchte und Kai grinste böse. Eigentlich sollte er zuerst kommen und dann Jack zum Orgasmus bringen, aber er fragte sich, wie einfach er ihn wohl zum Abspritzen bringen könnte. Er rutschte zurück und fand mit seinen Händen den Bettrahmen. Das Wechseln des Winkels gab ihm einen festen Halt und Jack mehr Widerstand und Reibung. Jacks Augen verdrehten sich. Schweiß lief über seine Brust. Kai setzte alles auf eine Karte und hob sein Becken an. Er verringerte den Abstand zwischen ihnen, sodass jedes Vordringen zu einem kurzen, stechenden Stoß wurde.

Jack warf ihm einen verzweifelten Blick zu. Er versuchte langsamer zu werden, aber Kai drückte sich mit jeder Bewegung seiner Hüften härter gegen seinen Schwanz. Jack stieß einen keuchenden Schrei aus. »Scheiße, ich komme gleich.« Er zog sich aus Kai heraus und riss das Kondom herunter. Er wichste sich einmal und schoss seine Ladung über Kais Bauch. »Oh mein Gott. Verdammt.«

Kai beobachtete ihn beim Kommen, beobachtete, wie sein Orgasmus die Kontrolle übernahm. Seine Augen weiteten sich und sein Kiefer wurde schlaff. Er liebte es, zuzusehen, wie Tops kamen, besonders die, die so von sich überzeugt waren. Er erinnerte sich an Caleb, einen berüchtigten Grobian in der Geschichte von Blue Boy. Er hatte zweimal versucht, Kai zu nageln, aber er war ihm zuvorgekommen. Er hatte ihn zum Schreien gebracht.

Unterschätze mich nicht.

Kai nahm seinen Schwanz in die Hand. Er hatte sich gewichst, während Jack ihn gemächlich und langsam gefickt hatte, aber jetzt bewegte er sich mit mehr Zielstrebigkeit und jagte den Nervenkitzel des Orgasmus.

Jack kroch atemlos aufs Bett. Er legte sich hin und zog Kai über seine Brust. »Komm in meinem Mund.«

Ein Schauder durchfuhr Kai.

Über dir stehen? Dir ins Gesicht spritzen?

Zum Teufel, ja. Kai würde dazu nicht nein sagen.

Kapitel 2

Kai duschte mit Jack. Manchmal war es schön, ein paar ruhige Momente mit dem Kerl zu verbringen, mit dem er gefilmt hatte. Er hatte gehört, dass es in anderen Studios nicht so war, aber es war eines von vielen Dingen, die er an Blue Boy mochte, vielmehr liebte. Das Studio hatte sich seit seinem Eintritt vor einem Jahr stark verändert. Große Namen waren gekommen und gegangen, aber einige Sachen änderten sich nie. Zum Glück war für Kai der Großteil der guten Sachen gleich geblieben.

Er ließ Jack im Bad zurück und lief nackt durch die Garderobe. Er sah seine vom heißen Wasser rosa gewordene Haut im Spiegel. Jacks Fingerabdrücke stachen hervor. Kai drehte sich um, damit er sie genauer betrachten konnte. Die Szene war am Ende ein wenig wild geworden und er hatte Jack dazu gebracht, ihn zu beißen und seinen Orgasmus weiter hinauszuzögern. Das gefiel Kai von Zeit zu Zeit. Er stand nicht auf BDSM, einige der Fotos an der Wand im Büro von Blue Boy machten ihm sogar Angst, aber er genoss das Gefühl von Zähnen eines Mannes auf seiner Haut. Es war nur ungünstig, dass die Spuren auch noch lange danach blieben.

Kai ging zu Sonnys Spind, um sich eine Lotion zu nehmen. Sonny hätte nichts dagegen. Er verteilte sie auf seiner geröteten Haut und hoffte, dass Jacks Fingerabdrücke bis zum Abend verblasst sein würden. Er hatte nämlich einen Tanz im Silver vor sich und blaue Flecken passten nicht zu seiner Lieblingsunterwäsche.

»Scheiße, habe ich das getan? Tut mir leid, Mann.«

Kai blickte auf. Jack stand in der Türöffnung, gekleidet in ein T-Shirt, das an manchen Stellen feucht an seiner Haut klebte. Meine Fresse. Konnte sich heutzutage niemand mehr richtig abtrocknen? »Ist schon in Ordnung. Es hat mir gefallen.«

»Wirklich? Zum Ende hin schien es dir nicht mehr so gefallen zu haben.«

Vielleicht war Kai mit seinen Fantasien zu sehr abgeschweift. »Tut mir leid. Kennst du das, wenn dir etwas in den Sinn kommt und du es einfach nicht loswirst?«

Jack sah beleidigt aus, aber ein Klopfen an der Tür unterbrach alles, was er im Begriff war zu sagen. Jude Regan, der Chef des Studios, grinste die beiden an, aber sein Blick fiel auf Kai. »Hast du eine Minute?«

Er biss sich auf die Lippe und nickte. Jude und Mac hatten das Studio übernommen und er war stets freundlich, allerdings war auch noch niemand aus der Reihe getanzt. Kai fragte sich, ob er seine Ablenkung am Set bemerkt hatte. Sein Magen verdrehte sich. Der alte Chef, Jon, war deswegen immer richtig sauer geworden.

Kai küsste Jack zum Abschied und ging in Judes Büro. In dem Raum stand nun eine L-Couch, aber Kai ließ sich auf einem Stuhl nieder. Das Liegen auf dem knautschigen Leder würde sich nämlich nicht mehr gut anfühlen, wenn Jude ihm einen Vortrag hielte.

»Was ist los, Kai?«

Er begegnete seinem dunklen Blick und schluckte hart. Jude war ein großer Kerl mit Bart und Muskeln. Nur sein bärenartiger Ehemann, Mac, war größer. »Hm?«

Er saß auf der Kante seines Schreibtisches. »Du siehst aus, als hättest du einen Stock im Arsch. Ist alles in Ordnung?«

»Ja, alles in Ordnung.« Kai versuchte, nicht das Gesicht zu verziehen. »Worüber wolltest du reden?«

»Über nichts. Gibt es etwas, worüber du reden willst?«

»Nö.«

Jude verdrehte die Augen. Er sah weit jünger aus als neununddreißig, falls er denn wirklich so alt war. »Wie wäre es, wenn wir trotzdem etwas plaudern? Es ist schon eine Weile her. Wie geht es dir?«

»Sag du es mir.« Er zuckte mit den Schultern. »Du bist der Boss.«

»Einer davon«, korrigierte er ihn. »Aber das spielt jetzt keine Rolle. Ich denke, ich weiß, wie es dir geht. Aber ich will es von dir hören.«

Kai trommelte mit den Fingern auf seinem Knie. »Mir geht es gut.«

»Du scheinst frustriert zu sein.« Er starrte ihn einen Moment an, aber Mac steckte seinen Kopf durch die Tür, bevor er weitersprechen konnte. Er begegnete seinem Blick und lächelte. »Brauchst du mich?«

»Immer.« Mac blieb im Rahmen. »Ich nehme das Auto, um meinen Bruder zu besuchen. Brauchst du etwas, bevor ich gehe?«

Jude schüttelte den Kopf. »Mir fällt nichts ein. Du kommst morgen wieder, oder?«

»Gleich am Morgen. Sei brav, während ich weg bin.«

Keine weiteren Worte wurden ausgetauscht und Mac ging, aber der Blick, den die beiden noch austauschten, gab Kai das Gefühl, einem intimen Moment beizuwohnen. Aber Mac und Jude waren einfach so.

»Also …«

Kai konzentrierte sich wieder auf ihn. »Also?«

Jude ließ das Wort in der Luft hängen und wartete.

»Ich weiß nicht«, sagte Kai schließlich. »Mir hat die Szene gefallen und Jack ist total heiß und so, aber es kommt mir vor, als hätte ich das schon tausendmal gemacht, weißt du? Ich fühle mich …«

»Gelangweilt?«

Das Wort überraschte Kai, aber es passte. »Vielleicht.« Er rutschte auf seinem Stuhl herum.

»Das ist keine einfache Sache, Kai. Ich bin deine Szenen durchgegangen und sie sind ziemlich formelhaft. Es ist okay, wenn man mehr will.«

Er seufzte. Jude hatte recht; er wollte mehr. Aber was? Er hatte schon alles gemacht: Dreier, Vierer und mehr. Er stand nicht auf die verrückteren Sachen, obwohl er esliebte, dabei zuzusehen. Also was sollte er tun?

Jude sagte nichts und zum ersten Mal, seit der alte Chef von Blue Boy über Nacht verschwunden war, vermisste er Jon Kellar. Der Typ war auf subtile Weise ein Widerling, aber gut in diesen Dingen gewesen. Er hätte die Antwort darauf gehabt, bevor Kai überhaupt in sein Büro gekommen wäre.

»Cam ist heute hier. Warum sprichst du nicht mal mit ihm darüber? Er könnte dir helfen, ein paar Ideen durchzugehen.«

»Du hast keine?«

Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe genug, aber es geht hier nicht um mich. Das machen wir hier nicht mehr. Ich möchte, dass du dir die Szenen ausdenkst, die du drehen willst. Niemand kann eine Fantasie besser verkaufen als die Person, der sie gehört.«

Kai dachte darüber nach und schweifte gedanklich zu Cam. Er war sonst nie im Studio. Kai war davon ausgegangen, dass er aufgehört hatte, obwohl es Gerüchte gab, dass er als Mentor für die Neulinge hier arbeiten wollte.

Jude trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch. »Mit wem war die erste richtige Sexszene, die du je gedreht hast?«

»Levi Ramone.« Er musste nicht darüber nachdenken. »Ende letzten Sommers.«

»Ich habe diese Szene gesehen«, sagte Jude. »Ich denke, sie ist eine deiner besten. Sie ist sehr glaubwürdig.«

»Glaubwürdig?«

»Ja. Du warst nervös, aber du hast das zu deinem Vorteil genutzt und dich mit Levi auf eine Art und Weise verbunden, die ihn zum Nachdenken gebracht hat. Du solltest sie dir ansehen und darauf achten, wie er dich ansieht. Du wirst vielleicht überrascht von dem sein, was du entdeckst.«

Kai ließ seinen Blick durch das Büro schweifen. Vorbei waren die Zeiten der Gebrauchsstühle und Aktenschränke. Das Büro war eher wie eine Höhle. Eine Couch, eine Dartscheibe, Fotos aus Judes Pornostarkarriere. Einige der Bilder waren expliziter als andere, aber Kai konnte erkennen, dass er alles gemacht hatte: Top, Bottom, Dom, Sub. Er fragte sich, wie Jude nackt aussah. Irgendwie war sein Schwanz auf jedem Bild verdeckt. »Welche war deine erste Szene?«

»Meine?« Judes Lippen zuckten vor Vergnügen. Er stieß sich vom Schreibtisch ab und zog eine Kiste von einem Regal herunter. »Beurteile mich nicht nach den kitschigen Sets. Es waren die Neunziger.«

Kai nahm die alte VHS-Kassette entgegen und seine Augen wurden größer. »Verdammt. Ist das Mac?«

Er grinste. »Der einzig wahre. So haben wir uns kennengelernt.«

»Wow.« Kai war sprachlos. Ihm war bekannt, dass sich Jude einen großen Namen in der Branche gemacht hatte, aber nicht gewusst, dass Mac auch ein Pornostar gewesen war. »Habt ihr euch am Set getroffen und lebt nun glücklich bis ans Ende eurer Tage?«

»Nicht ganz. Das war meine erste und seine letzte Szene. Er hat die Branche verlassen, um Feuerwehrmann zu werden. Es hat zehn Jahre gedauert, bis ich ihn wiedergesehen habe.«

Ein Pornostar und ein Feuerwehrmann? Plötzlich war Mac, der langweilige Buchhalter, viel interessanter geworden. Kai wollte mehr wissen und etwas in Judes Blick sagte ihm, dass hinter dem traurigen Lächeln des älteren Mannes eine spannende Geschichte über Liebe und Verlust steckte. »Aber jetzt bist du glücklich, nicht wahr?«

»Verdammt, ja. Mac ist meine Welt und ich würde es nicht anders haben wollen.« Er nahm die alte Videokassette und legte sie zurück in die Kiste. »Apropos Mac: Er wird dich wahrscheinlich aufsuchen, wenn er aus Orange County zurück ist. Du stehst auf seiner Liste.«

»Welcher Liste?«

»Seiner Liste der Straßenkinder. Du hast die Highschool nicht abgeschlossen, oder?«

»Nein.« Kai spürte wieder diesen Argwohn, mit dem er auch schon ins Büro gekommen war. Die Highschool war eine totale Pleite gewesen. Er hatte sie mit siebzehn abgebrochen und war nie zurückgekehrt. »Was hat das damit zu tun?«

Judes liebevolles Lächeln wurde schief. »Die Pornoindustrie ist ein hartes Spiel, Kai. Du bist ein beeindruckendes Model, aber irgendwann wirst du etwas anderes in deinem Leben machen wollen. Während du für uns arbeitest, geben wir dir alle Möglichkeiten, dies zu verwirklichen, und das bedeutet, dass du deinen Abschluss nachholen kannst. Versteck dich nicht vor Mac. Er kann dir helfen.«

Kapitel 3

Kai kam wenig später aus Judes Büro und machte sich auf den Weg nach unten, um Cam zu finden. Die Idee, in irgendeiner Form wieder zur Schule zu gehen, war etwas beängstigend, und er hatte andere Dinge im Kopf. Aber Jude hatte recht mit den Pornos. Etwas fehlte, und wenn ihm jemand helfen konnte, das Was herauszufinden, dann Cam.

Dieser begrüßte ihn mit einer Umarmung.

Kai kuschelte sich an ihn und küsste ihn auf die Wange. »Wo bist du gewesen? Ich hab dich schon ewig nicht mehr gesehen.«

»Ach, du weißt schon.« Er wuschelte ihm durchs Haar. »Ich war hier und da.«

Kai löste sich widerwillig von ihm und richtete das Chaos auf seinem Kopf. Er starrte Cam an und überlegte, wie er sich dafür rächen könnte. Cam hatte tolle Haare, sie waren rotbraun und wild. Und er roch so gut wie das Meer. »Bist du jetzt für immer zurück? Wir haben dich vermisst.«

»Aw, du bist süß.« Cam nahm in einem Sessel auf einem der Sets Platz und bedeutete Kai, dasselbe zu tun. Sein Handy gab einen Ton von sich. Er las die Nachricht und grinste. »Jude sagt, du hast etwas auf dem Herzen. Was ist los?«

Kai blickte finster drein. »Keine Ahnung. Jude glaubt, ich langweile mich.«

»Tust du das?«

»Vielleicht.« Er gab ihm die gleiche Antwort, die er Jude gegeben hatte. »Ich weiß aber nicht, was ich dagegen tun soll. Es ist ja nicht so, als wollte ich aufhören.«

»Okay.« Cam sah nachdenklich aus. Für einen Moment erinnerte er Kai an Jude. »Lass uns über deine Szenen sprechen. Sie sind alle ziemlich ähnlich, nicht wahr? Von einem großen Top gefickt werden.«

Er zuckte mit den Schultern. »Ich schätze, schon, aber das ist, was ich mag. Ich habe letzten Monat ein paar Rimmingszenen mit Sonny gemacht. Die haben mir auch gefallen, aber …« Er verstummte. Aber was? Er kannte die Antwort selbst nicht.

»Ich habe die Szene mit Jack gesehen«, sagte Cam. »Was sollte das mit dem Beißen? Du hast mich nie gebeten, das zu tun.«

»Das brauchte ich auch nicht. Was wir gemacht haben, war genug.« Vielleicht war es das. Vielleicht war der Schwanz eines Mannes in seinem Arsch einfach nicht mehr genug.

Cam schien geneigt zu sein, zuzustimmen. »Ich verstehe die Sache mit den Schmerzen und ich mag diesen Scheiß, wenn ich wegen etwas sauer bin. Gibt es irgendetwas, worüber du reden willst?«

»Nein.«

»Sicher?«

»Ich hab Jude bereits gesagt, dass es mir gut geht. Ich bin nur gelangweilt, das ist alles.«

»Das passt.« Cam lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Wenn du nicht auf Subbing stehst, bist du vielleicht frustriert. Wenn man die gleiche Rolle immer und immer wieder spielt, ist man irgendwann erschöpft, und das kann einen fertigmachen. Vielleicht bist du bereit, über den Tellerrand zu schauen, und etwas anderes zu machen als das, wozu Jon dich gedrängt hat.«

»Wie zum Teufel soll ich das machen?«

»Hast du mal darüber nachgedacht, der Top zu sein?«

Kai warf ihm einen scharfen Blick zu. Das hatte er nicht. Niemals. »Top? Für wen sollte ich denn der Top sein?«

»Für wen wärst du denn gerne der Top?«

»Für dich.« Kai wollte einfach mal sein Glück versuchen. »Wir könnten zusammen über den Tellerrand schauen.«

Er grinste. »Da müsstest du zuerst an Sasha vorbei. Mein Arsch gehört ihm.«

Cam ist ein Bottom?

Kai blinzelte, aber Cam schien nicht zu bemerken, was er da gerade verraten hatte. »Ähm, und wer käme sonst infrage? Zeb oder jemand anderes?«

»Vielleicht.« E blickte über das Set hinweg auf die Fotos an der Ruhmeswand von Blue Boy. »Ich kann es mir aber nicht vorstellen. Ich frage Jude. Er könnte ein paar Ideen haben.«

Kai blickte finster drein. »Ich habe Jude gefragt. Er sagte, ich müsse es allein herausfinden.«

»Nicht ganz allein, sonst hätte er dich nicht zu mir geschickt. Ich denke, er will vielmehr, dass du kreativen Einfluss auf deine Arbeit nimmst.«

Kai sagte nichts. Kreativität war ein Wort, das er oft im Studio gehört hatte, aber er hatte noch nie echte Beweise dafür gesehen. Pornos waren Pornos. Flachgelegt werden, bezahlt werden.

»Das mit dem Beißen ist allerdings irgendwie heiß. Warte kurz. Lass mich mal jemanden holen.« Cam stand auf und ging zum Rand ihrer ruhigen Ecke. »Hey, Matthew! Komm mal bitte her.«

Matthew, ein Tänzer aus dem Silver, der zum Model geworden war, erschien in Kais Sichtfeld. Cam zeigte auf eine nahegelegene Couch. »Setz dich. Wir reden gerade darüber, ein paar neue Dinge auszuprobieren. Kai denkt darüber nach, ein Top zu sein. Du hast noch keine ganze Szene gedreht, oder? Was denkst du? Könnte interessant sein.«

»Ähm …« Matthew runzelte die Stirn und sah Kai an. »Würde das nicht seltsam aussehen? Er ist irgendwie klein.«

Kai sträubte sich. »Ich bin schlank, Arschloch. Und mein Schwanz ist alles andere als klein.«

»Das ist wahr«, bestätigte Cam. »Ich habe schon mit Kai gedreht. Er ist verdammt heiß.«

Kai errötete, als er das indirekte Kompliment verstand. Trotz einiger seltsamer Momente in ihrer letzten gemeinsamen Szene, war Cam in den Top Drei seiner Ficks. Cam stellte Matthew ein paar weitere Fragen, aber Kai blendete sie aus und betrachtete seine körperlichen Eigenschaften.

Verdammt klein. Er wiegt vielleicht zwei Kilo mehr als ich.

Abgesehen von der Größe, sah Matthew jedoch ziemlich gut aus. Er hatte keine der üblichen Dinge, die er mochte, aber sein schwarzes Haar und seine tätowierte blasse Haut waren eine tolle Kombination. Er hatte sich einen silbernen Ring in die linke Seite seiner Unterlippe stechen lassen, seit Kai ihn das letzte Mal gesehen hatte.

Ich könnte daran saugen.

»Was ist das hier? Eine Art Pornostartreffen?« Sonny Valentine rutschte über die Rückenlehne von Cams Sessel und landete auf seinem Schoß. »Im Ernst. Ihr bräuchtet nur noch ein Tipi und ein Lagerfeuer. Was ist los?«

Kai grinste und stieß mit seiner Faust gegen Sonnys. Er dachte, Cam würde die Frage beantworten, aber das tat er nicht. Stattdessen nahm er Sonnys Kinn und starrte ihn an. Sonny starrte zurück, als würden sie sich gegenseitig auf Schnitte und Prellungen untersuchen, die Kai nicht sehen konnte.

Matthew bekam davon nichts mit und brach das Schweigen. »Cam will, dass Kai mein Top wird.«

Das erregte Sonnys Aufmerksamkeit. »Das klingt cool. Du warst doch schon mal der Bottom, oder? Es ist nicht dein erstes Mal?«

»Scheiße, nein.«

Matthew sah beleidigt aus, aber Sonny ignorierte seinen Blick und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Kai zu. »Was ist mit dir? Du warst noch nie der Top. Bist du dir sicher, dass du deine Jungfräulichkeit vor der Kamera verlieren willst?«

Kai spürte, wie seine Wangen zum elften Mal heiß wurden. »Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht. Es war seine Idee.« Kai zeigte auf Cam, der von etwas auf seinem Handy abgelenkt schien.

»Es ist ein Vorschlag«, sagte Cam, ohne aufzublicken, »kein Befehl. Jude wird es vielleicht sowieso nicht durchwinken. Ich finde nur, du könntest darüber nachdenken.«

Kai trat Sonny gegen den Fuß. »Vor ein paar Monaten hat Jon dich gebeten, mein Top zu werden. Warum hast du nein gesagt?«

»Du hast so lange gebraucht, um das zu fragen?« Sonny hob eine Augenbraue.

Kai zuckte mit den Schultern. Jon hatte ihm die Idee vermittelt, als wäre sie ein abgemachter Deal. Es war Kai nie in den Sinn gekommen, dass Sonny sich weigern könnte. Und er würde lügen, wenn er sagen würde, dass die Ablehnung nicht wehgetan hätte. Sonny schien zu allem bereit zu sein. Warum er dann nicht?

Sonny küsste Cam auf die Wange und sprang über die Armlehne des Sessels. Er landete auf den Füßen wie eine Katze. Kai hielt sich für anmutig, aber er war nichts im Vergleich zu ihm. »Ich wollte diese Seite von mir nicht ins Studio bringen. Ich war in den letzten drei Jahren nur für einen Kerl der Top, und der bedeutet mir alles. Es ist etwas Persönliches, weißt du? Man muss auch etwas bewahren, sonst hat man nichts für sich zu Hause.«

Cam blickte von seinem Handy auf. »Wen hast du …? Egal.« Er unterbrach sich. Sein Hirn schien schneller zu sein als seine Zunge. Er öffnete seinen Mund und schloss ihn wieder. »Das hast du mir nie gesagt.«

Sonny zuckte mit den Schultern. Kai hatte das Gefühl, dass ihm etwas Offensichtliches entging. Und dann machte es Klick. Levi. Verdammt. Sonny hatte Levi gefickt?

Mann, dieser Tag wird immer seltsamer.

Kai fühlte, wie Hitze in seine Leiste stieg. Er hatte nie viel darüber nachgedacht, aber er stand total auf Levi, solange er sich erinnern konnte. Für ihn würde er sofort den Top spielen.

Cam sagte etwas. Kai hatte es überhört, so gefangen, wie er in seinen lüsternen Fantasien war, aber was auch immer es gewesen war, es verdunkelte Sonnys Blick. Er zeigte Cam den Mittelfinger. »Ruf du ihn doch an.« Er verließ das Set und verschwand in den Tiefen des Studios.

Cam sah aus, als wollte er ihm folgen, aber er stand nicht auf. Stattdessen seufzte er und fuhr sich über sein Gesicht. »Er wird noch mein Tod sein.« Er hielt einen Moment die Luft an.

Kai ging zu ihm und setzte sich auf die Armlehne. Sonny war in letzter Zeit seltsam und Kai mochte Cam sehr. Er wollte nicht, dass er sich schlecht fühlte. Er legte seinen Kopf auf seine Schulter.

Cam lächelte, aber es wirkte, als müsste er sich dafür sehr anstrengen.

Matthew beobachtete all das mit großen Augen von der Couch aus. Kai hatte auch Mitleid mit ihm